Читать книгу Ein Lied für Waisen - Морган Райс, Morgan Rice - Страница 14

KAPITEL SECHS

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“Es ist ein Test”, flüsterte Kate sich selbst zu, während sie ihr Opfer ausspähte. „Es ist ein Test.“

Sie sagte sich das immer wieder in der Hoffnung, dass die Wiederholung es wahr machen würde, vielleicht weil es er einzige Weg war weiter Gertrude Illiard zu verfolgen, sie hielt sich im Schatten, während sie auf dem Balkon ihres zu Hause saß und frühstückte, glitt leise durch die Massen der Stadt, während die Händlerstochter mit Freundinnen am frühen Morgen über den Markt schlenderte.

Savis Illiard hielt Hunde und hatte Wachmänner, die sein Grundstück und seine Tochter schützten, aber die Wachmänner waren schon zu lange auf ihren Posten und verließen sich auf die Hunde, während die Hunde schnell mit einem Gedankenflackern ruhig zu stellen waren.

Kate beobachtete die Frau, die sie töten sollte und um ehrlich zu sein, hätte sie das bis jetzt ein Dutzend Mal tun können. Sie hätte in die Menge rennen und ein Messer zwischen ihre Rippen schieben können. Sie hätte einen Armbrustbolzen feuern oder vielleicht sogar einen Stein mit einem Lederband werfen können. Sie hätte sogar die Umgebung der Stadt nutzen können, ein Pferd im falschen Moment loslaufen lassen oder das Seil durchschneiden, das ein Fass hielt, während ihre Zielperson darunter hindurchlief.

Kate tat nichts von dem. Sie beobachtete Gertrude Illiard stattdessen.

Es wäre einfacher gewesen, wenn sie offensichtlich eine teuflische Person gewesen wäre. Wenn sie in Pique die Dienerschaft ihres Vaters geschlagen hätte oder die Leute der Stadt wie Abschaum behandelt hätte, dann könnte Kate sie so sehen, wie die Nonnen, die sie gequält hatten oder die Menschen, die auf der Straße auf sie herabsahen. Stattdessen war sie freundlich, auf kleine Art wie Menschen sein könnten, wenn sie nicht so viel darüber nachdachten. Sie gab einem Bettler Geld, als sie an ihm vorbeiging. Sie fragte nach den Kindern der Ladenbesitzer, die sie kaum kannte.

Sie schien wie eine freundliche, warme Person und Kate konnte nicht glauben, dass sogar Siobhan so jemanden tot haben wollte.

„Es ist ein Test“, sagte Kate sich wieder selbst. „Es muss einer sein.“

Sie versuchte sich zu sagen, dass Freundlichkeit eine Fassade sein musste, die eine tiefere, dunklere Seite versteckte. Vielleicht zeigte diese junge Frau der Welt ein freundliches Gesicht, um Mörder oder Erpressung, Grausamkeit oder Enttäuschung zu verstecken. Dennoch, während jemand anderes sich das nur denken konnte, konnte Kate Gertrude Illiards Gedanken sehen und keiner davon zeigte auf ein Raubtier, dass unter der Unterfläche lauerte. Sie war eine ganz normale junge Frau mit ihrem Platz in der Welt, reich geworden durch das Geschäft ihres Vaters, vielleicht ein wenig unbekümmert darüber, aber ehrlich unschuldig in jeder Hinsicht, wie Kate sehen konnte.

Es war schwer sich nicht angeekelt davon zu fühlen, was Siobhan ihr befohlen hatte zu tun und was Kate unter ihrer Leitung geworden war. Wie konnte Siobhan sie töten wollen? Wie konnte sie fordern, dass Kate so etwas tat? Fragte sie wirklich nur, um zu sehen, ob Kate dazu bereit war, auf Befehl zu töten? Kate hasste den Gedanken. Sie konnte und sie würde so etwas nicht tun.

Aber sie hatte keine Wahl und das hasste sie noch viel mehr.

Sie musste sicher sein, also schlich sie vor ihrem Opfer zurück zum Händlerhaus, glitt über die Mauer in dem Moment, als sie spüren konnte, dass die Wachmänner nicht schauten, und lief in den Schatten der Mauer. Sie wartete ein paar Sekunden lang und vergewisserte sich, dass alles ruhig war, dann kletterte sie den Balkon zu Gertrude Illiards Zimmer hoch. Es gab eine Verriegelung auf dem Balkon aber die war einfach mit einem schmalen Messer zu heben und so ging sie hinein.

Das Zimmer war leer und Kate konnte niemanden in der Nähe fühlen, also begann sie schnell zu suchen. Sie wusste nicht, was sie hoffte zu finden. Eine Phiole mit Gift für eine Rivalin vielleicht. Ein Tagebuch, das all die Qualen enthielt, die sie plante, jemanden aufzulegen. Es gab ein Tagebuch, aber sogar mit einem Blick konnte Kate sehen, dass es einfach die Träume und Hoffnungen der anderen Frau enthielt, für ihre Zukunft, ihre Treffen mit Freunden, ihr kurzer Einblick in Gefühle, für einen jungen Spieler, den sie auf dem Markt getroffen hatte.

Die Wahrheit war, dass Kate keinen einzigen Grund dafür finden konnte, warum Getrude Illiard es verdiente zu sterben, und auch wenn sie schon vorher getötet hatte, Kate fand den Gedanken daran jemanden ohne Grund zu ermorden abscheulich. Sie wurde krank bei dem Gedanken daran.

Sie fühlte ein Aufflackern sich nähernder Gedanken und versteckte sich schnell unter dem Bett und versuchte nachzudenken und zu entscheiden, was sie tun sollte. Es war nicht so, dass diese junge Frau Kate an sich selbst erinnerte, denn Kate konnte sich nicht vorstellen, dass die Händlerstochter jemals Leiden kennengelernt oder ein Schwert erhoben hatte. Sie war nicht einmal wie Sophia, weil Kates Schwester eine trügerische Ader hatte, wenn sie es brauchte und jede Art von Praktizismus, die davon kam, mit nichts zu leben. Dieses Mädchen hätte niemals Wochen damit verbracht, vorzugeben jemand zu sein, der sie nicht war und sie hätte niemals einen Prinzen verführt.

Während eine Dienerin im Zimmer herumging und es sauber machte, um es auf die Rückkehr ihrer Miss vorzubereiten, hob Kate ihre Hand an die Kette an ihrem Hals und dachte an das Bild der Frau im Inneren.Vielleicht war es das. Vielleicht passte Gertrude Illiard zum Bild der wohlhabenden Unschuld die Kate hatte, wenn es um ihre Eltern ging. Was hieß das aber? Hieß das, dass sie sie nicht töten konnte? Sie berührte den Ring, der neben ihrem Medaillon hing und für Sophia gedacht war. Sie wusste, was ihre Schwester sagen würde, aber das war keine Entscheidung, die Sophia jemals würde treffen müssen.

Dann kam Gertrude in das Zimmer und Kate wusste, dass sie sich bald entscheiden musste. Siobhan wartete und Kate zweifelte, dass die Geduld ihrer Lehrerin für immer anhalten würde.

“Danke, Milly”, sagte Gertrude. “Ist mein Vater zu Hause?”

„Er wird erst in ein paar Stunden zurück erwartet, Miss.“

„In dem Fall werde ich glaube ich ein wenig schlafen. Ich bin so früh aufgewacht heute.“

„Natürlich Miss. Ich werde zusehen, dass sie nicht gestört werden.“

Das Dienstmädchen ging und schloss die Tür hinter sich mit einem Klicken. Kate sah, wie die bestickten Schuhe ausgezogen und direkt neben ihr Versteck gestellt wurden, sie fühlte, wie sich das Bett über ihr bewegte, als Gertrude Illiard sich hinsetzte. Der Lattenrost knackte, als sie sich hinlegte und Kate wartete.

Sie musste es tun. Sie hatte gesehen, was passieren würde, wenn sie es nicht tat. Siobhan hatte das klar gemacht: Kate gehörte jetzt ihr, sie konnte mit ihr machen, was sie wollte. Kate war genauso eng an sie gebunden, wie an ihre Schulden, wenn sie an jemand anderen verkauft worden wäre. Noch enger, weil es nicht nur das Gesetz des Landes war, was Siobhan die Macht über Kate gab, sondern die Magie des Brunnens.

Wenn sie Siobhan hierbei enttäuschte, würde sie bestenfalls in eine lebende Hölle gesteckt werden, gezwungen Dinge auszuhalten, die das Haus der Herrenlosen wie einen Palast aussehen lassen würden. Schlimmstenfalls … Kate hatte die Geister derjenigen gesehen, die Siobhan verraten hatten. Sie hatte gesehen, was ihnen passiert war. Kate würde nicht zu ihnen stoßen, egal was es kostete.

Sie musste sich nur daran erinnern, dass dies ein Test war.

Sie schaute sich Gertrudes Gedanken an, während sie einschlief, bemerkte ihren sich verändernden Rhythmus, als sie einschlief. Es war jetzt still im Raum, da die Dienerin sich fernhielt, um ihre Herrin sich ausruhen zu lassen. Es war der perfekte Moment. Kate wusste, sie musste jetzt handeln oder gar nicht.

Sie glitt unter dem Bett hervor, ohne dabei ein Geräusch zu machen, stand auf und sah auf Gertrude Illiard. Im Schlaf sah sie noch unschuldiger aus, der Mund stand leicht offen, als sie mit ihrem Kopf auf einem der Gänsedaunenkissen lag.

Es ist ein Test, sagte Kate sich selbst, nur ein Test. Siobhan wird das aufhalten, ehe ich sie töte.

Es war das Einzige was Sinn machte. Die Frau vom Brunnen hatte keinen Grund dieses Mädchen töten lassen zu wollen und Kate konnte nicht glauben, dass sogar sie so unberechenbar sein konnte. Aber wie konnte sie den Test bestehen? Der einzige Weg, der ihr einfiel, war tatsächlich zu versuchen, das Mädchen umzubringen.

Kate stand da und wog ihre Optionen ab. Sie hatte kein Gift und würde auch nicht wissen, wie man damit umging, das fiel also raus. Es gab keinen Weg einen Unfall zu erzeugen, so wie vielleicht auf der Straße. Sie könnte ein Schwert ziehen und Gertrudes Kehle durchschneiden, aber würde das genug Möglichkeiten für Siobhan geben, sie zu unterbrechen? Was, wenn sie so schnell zustieß oder schnitt, dass man das Opfer des Tests nicht retten konnte?

Es gab nur eine mögliche Antwort und Kate zog es in Erwägung und hob eines der Seidenkissen. Es hatte eine Flussszene von einem weit entfernten Land darauf gewoben, in die sich die erhabenen Fäden unter ihren Fingern bohrten. Sie hielt es zwischen ihren Händen und machte einen Schritt, sodass sie über Gertrude Illiard stand, und hob das Kissen.

Kate fühlte die Bewegung der Gedanken der jungen Frau, als sie etwas hörte und sah, wie sich ihre Augen öffneten.

„Was … was ist das?“, fragte sie.

„Es tut mir leid“, sagte Kate und zog das Kissen herunter.

Gertrude kämpfte, aber sie war nicht stark genug, um Kate abzuschütteln. Mit der Stärke, die der Brunnen ihr gegeben hatte, konnte Kate das Kissen leicht an Ort und Stelle halten. Sie konnte die junge Frau kämpfen spüren, sie versuchte Platz zu finden, um zu atmen oder zu schreien oder zu kämpfen, aber Kate hielt ihr Gewicht auf dem Kissen und erlaubte nicht den kleinsten Luftzug hindurch.

Sie wollte Gertrude versichern, dass alles gut sein würde, sie würde ihr das sagen, sobald Siobhan das stoppen würde. Sie wollte ihr sagen, dass auch wenn es sich jetzt schlimm anfühlte, es gut sein würde. Sie konnte aber nicht. Wenn sie das sagte, wäre es zu viel Risiko, dass Siobhan wissen würde, das sie dies hier nicht so ernst nahm und sie würde sie dazu zwingen das durchzuführen. Das Risiko war zu hoch, dass Siobhan ihre Seele in die höllischen Tiefen des Brunnens werfen würde.

Sie musste stark sein. Sie musste weiter machen.

Kate hielt das Kissen an Ort und Stelle, während Gertrude nach ihr trat und sie kratzte. Sie hielt es immer noch, als das Kämpfen abschwächte. Als sie ruhig war, schaute Kate sich um und erwartete halb, Siobhan von irgendwo auftauchen zu sehen, um ihr zu gratulieren, Gertrude Illiard wiederzubeleben und dies als erledigt zu erklären.

Stattdessen gab es nur Stille.

Kate zog das Kissen vom Gesicht der jungen Frau weg und erstaunlicherweise, sah sie immer noch friedlich aus, trotz der Sekunden der Gewalt vorher. Es gab kein Leben mehr in dem Ausdruck, nichts von der Animation, die da gewesen war, während Kate ihr in der Stadt gefolgt war.

Sie konnte spüren, dass es keine Gedanken mehr gab, aber dennoch legte sie ihren Finger an Gertrudes Illiards Hals, um den Puls zu führen. Aber da war nichts. Die junge Frau war weg und Kate…

„Ich habe sie umgebracht“, sagte Kate. Sie legte das Kissen zurück an die Stelle unter der Händlerstochter, neben ihr Opfer und stolperte zurück vom Bett, als wenn sie geschubst worden wäre. Ihre Füße erwischten die Stiefel, die Gertrude ausgezogen hatte und Kate fiel hin, stolperte zurück auf ihre Füße in Eile. „Ich habe sie umgebracht.“

Ein Lied für Waisen

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