Читать книгу Schurkin, Gefangene, Prinzessin - Морган Райс, Morgan Rice - Страница 14
KAPITEL FÜNF
ОглавлениеLucious bahnte sich kochend vor Wut seinen Weg durch die Adligen im Thronsaal des Schlosses. Es ärgerte ihn, dass er sich durchdrängeln musste und sie nicht Spalier standen und sich vor ihm verbeugten. Er war sauer, weil Thanos ausgezogen war um die Rebellen von Haylon niederzuschlagen und allen Ruhm für sich zu beanspruchen. Doch vor allem war er wütend, weil sich die Dinge im Stadion anders als erwartet entwickelt hatten. Das Gör Ceres hatte ihm wieder einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Vor sich konnte Lucious den König und die Königin sehen, die in eine Unterredung mit Cosmas, dem alten Narren aus der Bibliothek, vertieft waren. Lucious hatte geglaubt, dass er den letzten der alten Gelehrten nie wieder hätte sehen müssen, nachdem er sie als Kinder lächerliche Fakten über die Welt und ihre Zusammenhänge hatte auswendig lernen lassen. Aber nein, nachdem er den Brief, der Ceres’ wahren Verrat offenbart hatte, vorgelegt hatte, war ihm das Ohr des Königs sicher.
Lucious drängte weiter nach vorne. Er konnte die belanglosen Gespräche der Adligen um ihn hören. Er konnte seine entfernte Cousine Stephania sehen, wie sie über den Witz einer anderen adligen Augenweide lachte. Sie blickte zu ihm und traf Lucious Blick lange genug, um ihm ein Lächeln zuzuwerfen. Sie war wirklich eine hohle Birne, entschied Lucious. Doch auch eine Schönheit. Vielleicht würde sich in der Zukunft die Gelegenheit ergeben etwas mehr Zeit mit diesem adligen Geschöpf zu verbringen. Er war schließlich in jeglicher Hinsicht genauso begehrenswert wie Thanos.
Doch gerade war Lucious Ärger über das Geschehene zu groß, dass ihn diese Gedanken amüsieren konnten. Er lief zum Fuße des Throns bis zum Rand des dort aufgespannten Baldachins.
„Sie lebt immer noch!“ platzte es aus ihm heraus, als er sich dem Thron näherte. Er scherte sich nicht darum, dass es so laut war, dass der gesamte Raum es hören konnte. Lass es sie nur hören, dachte er. Es machte ihm nichts aus, dass Cosmas sich noch immer flüsternd mit dem König und der Königin unterhielt. Lucious fragte sich, was einen Mann, der die ganze Zeit seine Nase in Schriftrollen steckte, möglicherweise so Wichtiges zu sagen hatte.
„Haben Sie mich gehört?“ sagte Lucious. „Das Mädchen ist – “
„Noch immer am Leben, ja“, sagte der König und hielt seine Hand hoch, um ihm zu signalisieren, dass er schweigen solle. „Wir besprechen hier Wichtigeres. Thanos ist aus der Schlacht in Haylon verschwunden.“
Die Handbewegung heizte Lucious Wut nur noch weiter an. Er wurde wie ein Bediensteter zum Schweigen gebracht, dachte er. Doch er wartete. Er durfte sich nicht den Zorn des Königs zuziehen. Außerdem brauchte er einen Moment, um das soeben gehörte zu verdauen.
Thanos, verschwunden? Lucious versuchte zu verstehen, was das für ihn bedeutete. Würde es seine Stellung am Hof verändern? Gedankenversunken blickte er erneut zu Stephania.
„Danke Cosmas“, sagte die Königin abschließend.
Lucious beobachtete wie der Gelehrte zurück in der Menge gaffender Adliger verschwand. Erst dann schenkten ihm der König und die Königin ihre Aufmerksamkeit. Lucious versuchte, sich aufrecht zu halten. Er würde die anderen nicht sehen lassen, welcher Groll in ihm wegen dieser kleinen Schmähung brannte. Wenn ihn jemand so behandelt hätte, dachte er, dann hätte dieser Jemand mit seinem Leben dafür bezahlt.
„Wir sind uns bewusst, dass Ceres die Tötungen überlebt hat“, sagte König Claudius. In Lucious’ Ohren klang er nicht einmal besonders bitter darüber, geschweige denn wütend über das Gör, das Lucious das Blut zum Kochen brachte.
Doch dann erinnerte sich Lucious, dass es nicht der König gewesen war, der eine Niederlage gegen dieses Mädchen hatte einstecken müssen. Nicht einmal, sondern zweimal, denn sie hatte ihn mit einer List ein weiteres Mal geschlagen, als er versucht hatte, ihr in ihrem Zimmer eine Lektion zu erteilen. Lucious fand, dass er allen Grund und jedes Recht hatte, ihr Überleben persönlich zu nehmen.
„Dann sind Sie sich auch darüber im Klaren, dass das nicht so weiter gehen darf“, sagte Lucious in einem etwas zu unhöflichen und schnippischen Ton. „Sie müssen schließlich mit ihr klar kommen.“
„Müssen?“ sagte Königin Athena. „Obacht Lucious. Wir sind es immer noch, die hier das Sagen haben.“
„Mit allem Respekt Majestäten“, sagte Stephania und Lucious sah, wie sie ihr Kleid hochnahm und nach vorne glitt. „Lucious hat Recht. Ceres sollte nicht mehr am Leben sein.“
Lucious sah, wie sich die Augen des Königs verengten.
„Und was schlägst du zu tun vor?“ fragte König Claudius. „Sie nach draußen schleifen und köpfen lassen? Stephania, du warst diejenige, die vorgeschlagen hat, dass sie kämpfen solle. Du kannst dich jetzt nicht beschweren, nur weil sie für deinen Geschmack zu langsam stirbt.“
Dieser Teil leuchtete Lucious ein. Es gab keinen Vorwand, sie zu töten, und die Menschen würden für jemanden, den sie liebten, einen verlangen. Was noch verblüffender war, dass sie sie tatsächlich liebten. Warum? Weil sie ein bisschen kämpfen konnte? Soweit Lucious das einschätzen konnte, war jeder Idiot dazu im Stande. Viele Idioten versuchten sich daran. Wenn die Menschen nur ein bisschen Verstand hatten, dann würden sie ihre Lieben den rechtmäßigen Herrschern schenken.
„Ich weiß, dass man sie nicht einfach hinrichten kann, Eure Majestät“, sagte Stephania mit diesem unschuldigen Lächeln, das sie, wie Lucious bemerkte hatte, ausgezeichnet beherrschte.
„Ich bin froh, dass du das einsiehst“, sagte der König offensichtlich genervt. „Verstehst du auch was passieren würde, wenn ihr jetzt etwas zustieße? Jetzt, da sie gekämpft hat? Jetzt, da sie gewonnen hat?“
Natürlich verstand Lucious das. Er war nicht irgendein Kind, das mit Politik nichts anzufangen wusste.
Stephania fasste es zusammen. „Es würde der Revolution Auftrieb geben, Eure Majestät. Die Menschen der Stadt würden wahrscheinlich auf die Straßen gehen.“
„Nicht nur ‚wahrscheinlich’“, sagte König Claudius. „Wir haben das Stadion aus einem guten Grund. Die Menschen lechzen nach Blut und wir geben ihnen, was sie suchen. Dieser Hang zur Gewalt kann sich auch ganz leicht gegen uns wenden.“
Lucious musste lachen. Es war schwer vorstellbar, dass der König glaubte, die Bevölkerung von Delos wäre im Stande sie zu übertölpeln. Er hatte sie gesehen, sie waren keine blutdurstige Meute. Sie waren Gesindel. Erteil ihnen eine Lektion, dachte er. Töte genug von ihnen, zeig ihnen ihre Grenzen auf, dann würden sie sehr schnell in Reih und Glied stehen.
„Gibt es etwas zu lachen Lucious?“ fragte die Königin ihn und Lucious konnte den scharfen Ton darin hören. Der König und die Königin mochten es nicht, wenn man sich über sie lustig machte. Doch glücklicherweise hatte er eine Antwort parat.
„Nur, dass es auf all das eine klare Antwort gibt“, sagte Lucious. „Ich werde nicht verlangen, Ceres hinzurichten. Ich meine nur, dass wir ihre Fähigkeiten als Kämpferin unterschätzt haben. Das nächste Mal dürfen wir das nicht.“
„Und ihr einen Vorwand geben, berühmt zu werden, wenn sie gewinnt?“ fragte Stephania. „Sie wird dank ihres Sieges von den Menschen geliebt.“
Lucious grinste darüber. „Hast du gesehen, wie die Bürgerlichen sich im Stadion aufgeführt haben?“ fragte er. Er verstand diesen Teil, auch wenn die Anderen es nicht taten.
Er sah wie Stephania schniefte. „Ich versuche, sie nicht zu besuchen, Cousin.“
„Aber du wirst sie sicher gehört haben. Sie rufen immer den Namen ihres Lieblingskämpfers. Sie dürsten nach Blut. Und wenn ihr Liebling draufgeht, was dann?“ Er blickte sich um und erwartete fast, dass jemand darauf eine Antwort wusste. Doch zu seiner Enttäuschung hatte niemand eine. Vielleicht war Stephania nicht hell genug, um es zu verstehen. Lucious war das egal.
„Sie rufen die Namen der neuen Gewinner“, erklärte Lucious. „Sie lieben sie genauso sehr wie die letzten. Sie mögen jetzt den Namen des Mädchens rufen, doch wenn sie erst einmal blutend im Sand liegt, dann werden sie genauso schnell ihren Tod verlangen wie nach dem eines jeden anderen. Wir müssen nur ihre Chancen etwas verringern.“
Der König schien darüber nachzudenken. „Woran hast du gedacht?“
„Wenn uns das nicht gelingt“, sagte die Königin, „werden sie sie nur noch mehr lieben.“
Endlich konnte Lucious spüren, wie ein Teil seines Ärgers in etwas anderes überging: Zufriedenheit. Er blickte zu den Türen des Thronsaals, wo einer seiner Laufjungen stand und auf ihn wartete. Ein Fingerschnips genügte und der Mann rannte los, denn wenn Lucious’ Bedienstete etwas gelernt hatten, dann, dass es sehr unklug war Lucious zu verärgern.
„Ich habe eine Lösung dafür“, sagte Lucious und gestikulierte in Richtung Tür.
Hereingeführt wurde ein Mann in Handschellen und von über zwei Meter zehn Größe. Sein Haar war so schwarz wie Ebenholz und Muskeln zeichneten sich über seinem kurzen Kilt ab. Seine Haut war von Tattoos bedeckt; der Sklavenhalter, von dem er diesem Kampfherrn gekauft hatte, hatte Lucious erzählt, dass jedes einen im Einzelkampf besiegten Feind symbolisierte, den er innerhalb des Reiches und den Landen im Süden, von denen er stammte, abgeschlachtet hatte.
Für Lucious war jedoch weder seine Größe noch Stärke das Furchteinflößendste an ihm. Es waren seine Augen. Es gab in ihnen etwas, dass weder Mitgefühl und Gnade noch Schmerz und Angst zu verstehen schien. Dass ihn freudig ein Bein nach dem anderen ausreißen ließ, ohne auch nur irgendetwas zu fühlen. Schwertnarben überzogen den Oberkörper des Kriegers. Doch Lucious konnte sich nicht vorstellen, dass er selbst in jenen Momenten etwas gefühlt hatte.
Lucious genoss es, die Reaktionen der anderen zu beobachten, als sie den Kämpfer erblickten, der angekettet wie ein wildes Tier sich durch sie hindurchbewegte. Einige der Frauen stießen kleine Angstschreie aus während die Männer bereitwillig den Weg räumten, weil sie instinktiv spürten, welche Gefahr von diesem Mann ausging. Die Angst schien ihm den Weg zu bahnen und Lucious aalte sich in der Stimmung, die sein Kampfherr versprühte. Er sah, wie Stephania aus dem Weg huschte und Lucious grinste.
„Sie nennen ihn das Letzte Biest“, sagte Lucious. „Er hat noch nie eine Runde verloren und hat noch nie einen Feind am Leben gelassen“, grinste er böse, „auf Ceres’ nächsten - und letzten – Gegner.“