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KAPITEL FÜNF

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Devin schwang seinen Hammer und schlug ihn auf den Metallklumpen, der zu einer Klinge werden sollte. Die Muskeln auf seinem Rücken schmerzten  davon, und in der Hitze der Schmiede lief der Schweiß in seine Kleidung. Im Haus der Waffen war es immer heiß und so nahe an einer der Schmieden war es fast unerträglich.

„Du machst das gut, Junge“, sagte der alte Gund.

„Ich bin sechzehn, ich bin kein Junge“, sagte Devin.

„Ja, aber Du bist immer noch so groß wie einer. Außerdem seid ihr für einen alten Mann wie mich alle Jungs.“

Devin zuckte mit den Schultern. Er wusste, dass vom Äußeren her niemand in ihm den Schmied vermuten würde, aber er dachte; das Metall verlangte nach Nachdenken, um es wirklich zu verstehen. Die subtilen Abstufungen von Hitze und Stahlmustern, die den Unterschied zwischen einer fehlerhaft und einer perfekt geschmiedeten Waffe ausmachten, waren fast magisch, und Devin war entschlossen, sie alle zu kennen, um sie wirklich zu verstehen.

„Vorsichtig, sonst wird es zu sehr abkühlen“, sagte Gund.

Schnell brachte Devin das Metall wieder auf den richtigen Hitzegrad, beobachtete den Schatten, bis es genau der richtige Moment war und zog es dann heraus, um es zu bearbeiten. Es war nah dran, aber es war immer noch nicht ganz so wie es sein sollte. Etwas an der Schneide war nicht ganz perfekt. Devin wusste es so sicher, wie er seine rechte Hand kannte.

Er war noch jung, aber er kannte sich mit Waffen aus. Er wusste, wie man sie am besten herstellt und schärft … er wusste sogar, wie man sie handhabt, obwohl sowohl sein Vater als auch Meister Wendros entschlossen zu sein schienen, ihn davon abzubringen. Die Ausbildung, die das Haus der Waffen anbot, richtete sich an Adlige, junge Männer, die hierherkamen, um von den besten Schwertmeistern zu lernen, darunter auch der unglaublich geschickte und erfahrene Wendros. Devin musste das komplette Training alleine absolvieren, von Schwertern zu Äxten und Speeren zu Messern, Schneiden an Pfosten und hoffen, dass es richtig war.

Ein Lärm von der Vorderseite des Hauses lenkte kurzzeitig Devins Aufmerksamkeit von der Arbeit ab. Die großen Metalltüren vorne standen offen, sie waren perfekt ausbalanciert, sodass sie bei der kleinsten Berührung in Schwung gerieten. Die jungen Männer, die durch diese Türen soeben hereinkamen, waren eindeutig von edlem Geblüt und ebenso eindeutig leicht betrunken. Betrunken zu sein, war im Haus der Waffen eine gefährliche Sache. Ein Mann, der hier betrunken zur Arbeit erschien, wurde nach Hause geschickt, tat er es mehr als einmal, wurde er entlassen.

Sogar Kunden wurde die Tür gezeigt, wenn sie nicht nüchtern genug waren. Ein betrunkener Mann mit einer Klinge war ein gefährlicher Mann, auch wenn er es nicht beabsichtigte. Diese hier trugen jedoch königliche Farben, und etwas anderes zu sein als unterwürfig, bedeutete, mehr zu riskieren, als nur die Arbeit, mit der man sein täglich Brot verdiente.

„Wir brauchen Waffen“, sagte der Mann, der die Gruppe anführte. Devin erkannte Prinz Rodry sofort, wenn nicht persönlich, so doch anhand der Geschichten über ihn. „Morgen findet eine Jagd statt, und nach der Hochzeit wird es wahrscheinlich ein Turnier geben.“

Gund ging ihnen entgegen, um sie zu begrüßen, denn er war hier einer der Meisterschmiede. Devin konzentrierte sich weiterhin auf die Klinge, die er schmiedete, da durch den geringsten Ausrutscher oder Fehler Luftblasen entstehen konnten, durch die sich Risse bildeten. Für ihn war es eine Frage der Ehre, dass keine der Waffen, die er schmiedete, bei einem Hieb zersplitterten oder zerbrachen.

Auch wenn das Metall seiner größten Aufmerksamkeit bedurfte, war Devin nicht in der Lage, seine Augen von den jungen Adligen abzuwenden, die in das Haus der Waffen gekommen waren. Sie schienen in seinem Alter zu sein; Jungen, die versuchten, ein Freund des Prinzen zu sein – nicht die Ritter des Sporns, die seinem Vater dienten. Gund zeigte ihnen zunächst Speere und Klingen, die zu den Armeen des Königs passen würden, doch schnell winkten sie ab.

„Dies sind die Söhne des Königs!“, sagte einer der Männer und deutete auf Prinz Rodry und einen anderen, von dem Devin vermutete, dass er Prinz Vars sein musste, doch auch nur, weil er nicht schlank, düster oder mädchenhaft genug wirkte, um Prinz Greave sein zu können. „Sie verdienen feineres Zeug als das.“

Sie wollten feinere Dinge und so begann Gund, ihnen feinere Dinge zu zeigen, Waffen mit vergoldeten Griffen oder Verzierungen, die in die Köpfe der Speere eingearbeitet waren. Er zeigte ihnen sogar einige der Meisterwerke – mit Schichten aus feinstem Stahl, wellenförmigen Mustern, die durch Lehm-Hitzebehandlung eingearbeitet wurden, und mit Schneiden, die bei Bedarf auch als Rasiermesser dienen konnten.

„Zu fein für sie“, murmelte Devin vor sich hin. Er nahm die Klinge, die er schmiedete und begutachtete sie. Sie war fertig. Er erhitzte sie noch einmal und war dann bereit, sie in der langen Wanne mit dunklem Öl, die bereits vorbereitet war, abzulöschen.

An der Art und Weise, wie sie die Waffen aufnahmen und mit ihnen herumspielten, konnte er erkennen, dass die meisten dort keine wirkliche Ahnung hatten, was sie taten. Mit Ausnahme von Prinz Rodry vielleicht, aber dieser war inzwischen auf der anderen Seite des Erdgeschosses des Hauses und probierte einen großen Speer mit einer blattförmigen Spitze – er drehte ihn mit dem Fachwissen, das ein Mann nur in langjähriger Praxis erwarb. Im Gegensatz dazu wirkten seine Begleiter weniger wie Ritter, eher so, als spielten sie Ritter. Devin konnte die Unbeholfenheit in einigen ihrer Bewegungen sehen und die Art und Weise, wie sie die Waffen hielten, war auf subtile Weise falsch.

„Ein Mann sollte die Waffen kennen, die er herstellt und benutzt“, sagte Devin, als er die Klinge, die er hergestellt hatte, in den Abschrecktrog tauchte. Es flackerte und flammte für einen Moment, dann zischte es, als sich die Waffe langsam abkühlte.

Er übte mit Klingen, um zu wissen, wann sie für einen ausgebildeten Krieger perfekt waren. Er arbeitete an seinem Gleichgewicht und seiner Beweglichkeit sowie an seiner Stärke, denn es schien richtig, dass ein Mann sich selbst genauso wie jede Waffe formte. Er fand beides schwierig; das Wissen um die Dinge war für ihn jedoch einfacher zu erlangen, das Herstellen perfekter Werkzeuge, das Verstehen des Augenblicks, in dem –

Ein krachendes Geräusch von dort, wo die Adligen mit den Waffen spielten, erregte seine Aufmerksamkeit und Devins Blick wanderte rechtzeitig hinüber, um zu sehen wie Prinz Vars inmitten eines  Haufens von Rüstungen stand, der von seinem Stand heruntergefallen war. Er starrte Nem an, einen anderen der Jungen, die im Haus der Waffen arbeiteten. Nem war Devins Freund gewesen, solange er sich erinnern konnte, groß und, ehrlich gesagt, etwas zu gut genährt, vielleicht nicht der hellste, aber mit geschickten Händen, die feinste Metallteile formen konnten. Prinz Vars schubste ihn heftig, so wie Devin vielleicht eine klemmende Tür gestoßen hätte.

„Dummer Junge!“, schnappte Prinz Vars. „Kannst Du nicht aufpassen, wohin Du gehst?“

„Entschuldigung, mein Herr“, sagte Nem, „aber Ihr wart derjenige, der in mich hineingelaufen ist.“

Devins Atem stockte, weil er wusste, wie gefährlich es war, einem Adligen Widerworte zu geben, dazu noch einem betrunkenen Adligen. Prinz Vars richtete sich zu seiner vollen Größe auf und schlug Nem dann auf das Ohr, hart genug, um ihn auf den Boden zu senden, mitten in einen Haufen Stahl. Er schrie auf und hellrotes Blut begann, sich auf seinem Arm auszubreiten, von der Stelle, wo etwas Scharfes eingedrungen war.

„Wie kannst Du es wagen, so mit mir zu reden?“, fragte der Prinz. „Ich sage, Du bist in mich hineingelaufen und Du nennst mich einen Lügner?“

Eine andere Person wäre vielleicht nun wütend aufgestanden, bereit zum Kampf, doch trotz seiner Größe war Nem immer sanftmütig gewesen. In diesem Moment wirkte er nur verletzt und ratlos.

Devin zögerte einen Moment und sah sich um, um zu sehen, ob einer der anderen eingreifen würde. Keiner von Prinz Rodrys Begleitern schien sich jedoch einmischen zu wollen, wahrscheinlich zu besorgt darüber, jemanden zu beleidigen, dessen Rang sogar ihnen als Nobelmänner so weit überlegen war. Vielleicht glaubten einige von ihnen auch, dass sein Freund eine Tracht Prügel für das verdiente, was er ihrer Meinung nach getan hatte.

Prinz Rodry war immer noch auf der anderen Seite des Hauses und übte mit dem Speer. Wenn er den Tumult über dem Lärm von Arbeitshämmern und rauschenden Schmiedebälgen gehört hatte, dann hatte er es nicht gezeigt. Gund würde sich nicht einmischen – der alte Mann hatte in dieser Umgebung nicht so lange überlebt, wie er es in der Schmiede getan hatte, indem er gesellschaftlich höher Gestellten Ärger bereitete.

Devin wusste, dass auch er sich still verhalten sollte, selbst in dem Moment, als er sah, wie der Prinz erneut die Hand hob.

„Wirst Du Dich entschuldigen?“, wollte Vars wissen.

„Ich habe nichts getan!“, beharrte Nem, wahrscheinlich zu fassungslos, um sich daran zu erinnern, wie die Welt hier funktionierte. Um ehrlich zu sein, war er bei solchen Dingen nicht besonders schlau. Er dachte immer noch, die Welt sei fair und nichts Falsches getan zu haben, sei Unschuld genug.

„So redet niemand mit mir“, sagte Prinz Vars und schlug erneut auf Nem ein. „Ich werde ein paar Manieren in Dich hineinprügeln, und wenn ich fertig bin, wirst Du mir für die Lektion danken. Und wenn Du meinen Titel falsch nennen solltest, werde ich das auch in Dich hineinprügeln. Oder nein, lasse uns Dir doch gleich eine echte Lektion erteilen.“

Devin wusste, dass er nichts tun sollte – er  war nicht so jung wie Nem und er wusste, wie die Welt funktionierte. Wenn ein Prinz des Blutes auf Deinen Zehen stand, entschuldigtest Du Dich bei ihm oder danktest ihm für das Privileg. Wenn er Deine beste Arbeit haben wollte, dann verkauftest Du sie ihm, obwohl es so aussah, als könne er es nicht richtig schwingen. Man hielt einfach den Mund und mischte sich nicht ein, denn das bedeutete Konsequenzen für Dich und Deine Familie.

Devin hatte eine Familie außerhalb der Mauern des Hauses der Waffen. Er wollte nicht, dass sie verletzt wurden, nur weil er hitzig war und sich nicht um seine Manieren gekümmert hatte. Er wollte aber auch nicht zusehen, wie ein Junge sinnlos für die Launen eines betrunkenen Prinzen geprügelt wurde. Seine Hand spannte sich fester um seinen Hammer, Devin setzte ihn ab und bemühte sich, sich zurückzuhalten.

Dann griff Prinz Vars nach Nems Hand. Er drückte sie auf einen der Ambosse.

„Mal sehen, wie gut Du als Schmied mit einer gebrochenen Hand noch sein kannst“, sagte er. Er nahm einen Hammer und hob ihn hoch, und in diesem Moment wusste Devin, was geschehen würde, wenn er nichts tat. Sein Herz raste.

Ohne nachzudenken, stürzte Devin nach vorne und griff nach dem Arm des Prinzen. Er hatte den Schlag nicht weit abgelenkt, aber es reichte aus, dass er Nems Hand verfehlte und auf das Eisen des Ambosses traf.

Devin hielt den Griff, nur für den Fall, dass der Prinz als Nächstes ihn damit schlagen wollte.

„Was?“, fragte Prinz Vars. „Nimm Deine Hände von mir.“

Devin rang und drückte die Hand auf den Boden; so nah bei ihm konnte Devin den Alkohol in seinem Atem riechen.

„Nicht, wenn Ihr meinen Freund weiter schlagen werdet“, sagte Devin.

Er wusste, dass er sich dadurch, dass er den Prinzen angegriffen hatte, selbst Ärger eingebrockt hatte, aber jetzt war es zu spät.

„Nem versteht es nicht und er war nicht der Grund, warum Ihr die Hälfte der Rüstungen hier umgeworfen habt. Das war eher der Alkohol.“

„Nimm Deine Hand von mir, sagte ich“, wiederholte der Prinz und seine andere Hand wanderte in Richtung des Essmessers an seinem Gürtel.

Devin drückte ihn so sanft er konnte zurück. Ein Teil von ihm hoffte immer noch, dass dies friedlich enden könnte, obwohl er genau wusste, was als Nächstes passieren würde.

„Das wollt Ihr nicht, Hoheit.“

Vars starrte ihn schwer atmend an, mit einem Ausdruck puren Hasses.

„Ich bin nicht derjenige, der hier den Fehler gemacht hat, Verräter“, knurrte Prinz Vars, eine tödliche Drohung klang in seiner Stimme.

Vars stellte seinen Hammer ab und nahm ein Ritterschwert von einer der Bänke, obwohl Devin sehen konnte, dass er damit nicht umgehen konnte.

„Das ist richtig – Du bist ein Verräter. Ein Mitglied des Königshauses anzugreifen, ist Verrat und Verräter sterben dafür.“

Er schwang das Schwert nach Devin und Devin griff instinktiv nach dem, was er finden konnte. Es stellte sich heraus, dass es sich um seinen eigenen Schmiedehammer handelte, und er hob ihn, um den Schlag zu blockieren – er hörte den Klang von Eisen auf Eisen, als er das Schwert daran hinderte, seinen Kopf zu zerschmettern. Der Aufprall erschütterte seine Hände, und jetzt war keine Zeit mehr zum Nachdenken. Er packte die Klinge mit dem Kopf des Hammers, riss sie mit aller Kraft aus dem Griff des Prinzen und warf sie klirrend über den Boden, wo sie sich dem Haufen heruntergeworfener Rüstungen anschloss.

Dann stoppte er sich selbst. Er war wütend, dass der Prinz hereinkommen und ihn so angreifen konnte, aber Devin war die Geduld selbst. Die Arbeit mit Metall verlangte diese Eigenschaft. Ein Mann, der in der Schmiede ungeduldig war, wurde unwillkürlich verletzt.„Seht Ihr?“, rief Prinz Vars und zeigte mit einem Finger, der vor Wut – oder Angst – zitterte, auf ihn. „Er schlägt mich an! Fasst ihn. Ich will, dass er in die tiefste Zelle des Schlosses geschleppt wird und im Morgengrauen seinen Kopf auf einem Spieß.“

Die jungen Männer um ihn herum reagierten zögerlich, aber es war genauso offensichtlich, dass sie nicht bereit waren, zuzusehen, wie jemand von solch niederer Geburt wie Devin, einen Prinzen angriff. Die meisten von ihnen hielten noch die Schwerter oder Speere, mit denen sie so dilettantisch herumgespielt hatten, und jetzt befand sich Devin inmitten eines Kreises solcher Waffen, die alle direkt auf sein Herz gerichtet waren.

„Ich will keinen Ärger“, sagte Devin und wusste nicht, was er sonst tun sollte. Er ließ den Hammer mit einem lauten Knall zu Boden fallen, weil er für ihn nun nutzlos war. Was konnte er tun, um sich gegen so viele durchzusetzen? Obwohl er vermutete, dass er besser mit einer Klinge umgehen konnte als die Männer dort, gab es zu viele, um es überhaupt zu versuchen, und wenn ja, was dann? Wohin könnte er dann laufen und was würde es für seine Familie bedeuten, wenn er es tun würde?

„Vielleicht braucht man keine Zelle“, sagte Prinz Vars. „Vielleicht schlage ich seinen Kopf gleich hier ab, wo die Leute es sehen können. Zwingt ihn auf die Knie. Auf die Knie, sagte ich!“, wiederholte er, als die anderen der Anweisung nicht schnell genug folgten.

Vier von ihnen traten vor und drückten Devin nieder, während die anderen ihre Waffen auf ihn gerichtet hielten. Prinz Vars hatte inzwischen das Schwert wieder aufgehoben. Er hob es und prüfte offensichtlich das Gewicht. In diesem Moment wusste Devin, dass er sterben würde. Angst erfüllte ihn, weil er keinen Ausweg sah. Egal wie viel er nachdachte, egal wie stark er war, es würde nichts ändern. Die anderen dort waren vielleicht nicht einverstanden mit dem, was der Prinz vorhatte, aber sie würden trotzdem nichts dagegen tun. Sie würden dort stehen und zusehen, wie der Prinz das Schwert schwang und …

… und in diesem Moment schien die Welt sich auszudehnen, ein Herzschlag verschwand im nächsten. In diesem Moment war es, als könnte er jeden Muskel im Körper des Prinzen sehen, die Funken seiner Gedanken, die ihn antrieben. In diesem Moment war es einfach, sie zu erfassen und nur einen von ihnen zu ändern.

„Au! Mein Arm!“, schrie Prinz Vars, sein Schwert fiel zu Boden.

Devin starrte fassungslos zurück. Er versuchte, zu verstehen, was er gerade getan hatte.

Und er erschrak vor sich selbst.

Der Prinz stand da, umklammerte seinen Arm und versuchte, das Gefühl zurück in die Finger zu reiben.

Devin konnte ihn nur anstarren. Hatte er das wirklich irgendwie gemacht? Wie? Wie könnte irgendjemand einen Krampf bei einem anderen auslösen, nur, indem er daran dachte?

Er erinnerte sich an den Traum …

„Das ist genug“, rief eine Stimme und unterbrach sie. „Lasst ihn gehen.“

Prinz Rodry trat in den Kreis der Waffen, und die jungen Männer dort reagierten auf seine Anwesenheit, sie senkten die Waffen und atmeten beinahe erleichtert auf, dass er dort war.

Devin tat dies definitiv, dennoch behielt er Prinz Vars im Auge und die Waffe, die er in seiner, jetzt gefühllosen, Hand hielt.

„Das ist genug, Vars“, sagte Rodry. Er trat zwischen Devin und den Prinzen, und Prinz Vars zögerte einen Moment. Devin vermutete, er könnte das Schwert trotzdem schwingen, unabhängig von der Anwesenheit seines Bruders.

Dann warf er die Klinge zur Seite.

„Ich wollte sowieso nicht hierherkommen“, sagte er und stolzierte davon.

Prinz Rodry wandte sich an Devin und es brauchte kein weiteres Wort, damit die Männer, die ihn festhielten, ihn losließen.

„Du warst mutig, Dich für den Jungen einzusetzen“, sagte er. Er hob den Speer, den er hielt. „Und Du machst gute Arbeit. Mir wurde gesagt, dass dies einer von Deinen ist.“

„Ja, Hoheit“, sagte Devin. Er wusste nicht, was er denken sollte. Innerhalb weniger Sekunden hatte er, in der Gewissheit, dass er sterben würde, sein Leben wiedergewonnen, war beschuldigt worden, ein Verräter zu sein und erhielt nun ein Kompliment für seine Arbeit. Es ergab keinen Sinn, aber warum sollte es auch einen Sinn ergeben, in einer Welt, in der er irgendwie gerade … etwas Magisches getan hatte?

Prinz Rodry nickte und drehte sich dann um, um zu gehen. „Sei in Zukunft vorsichtiger. Ich bin vielleicht das nächste Mal nicht hier, um Dich zu retten.“

Es dauerte noch einige Sekunden, bis Devin wieder aufstehen konnte, sein Atem kam in kurzen, heftigen Schüben. Er sah zu Nem hinüber, der versuchte, die Wunde an seinem Arm geschlossen zu halten. Er wirkte verängstigt und erschüttert über das, was passiert war.

Der alte Gund war da, nahm Nems Arm und wickelte einen Stoffstreifen um ihn. Er sah zu Devin hinüber.

„Musstest Du Dich einmischen?“, fragte er.

„Ich durfte nicht zulassen, dass er Nem wehtut“, sagte Devin. Das war eine Sache, die er hundertmal wieder tun würde, würde man ihn vor die Wahl stellen.

„Das Schlimmste, was er bekommen hätte, wäre eine Tracht Prügel“, sagte Gund. „Wir haben alle Schlimmeres erlebt. Und jetzt … musst Du gehen.“

„Gehen?“, sagte Devin. „Für heute?“

„Für heute und alle folgenden Tage, Du Narr“, sagte Gund. „Glaubst du, wir können einen Mann, der sich gegen einen Prinzen erhebt, im Haus der Waffen bleiben lassen?“

Devin spürte, wie der Atem seine Brust verließ. Das Haus der Waffen verlassen? Das einzige echte Zuhause, das er jemals gekannt hatte?

„Aber ich habe nicht …“, begann Devin und hielt inne.

Er war nicht Nem, der glaubte, dass die Welt so werden könnte, wie er es wollte, nur weil es das Richtige war. Selbstverständlich würde Gund wollen, dass er ging; Devin hatte gewusst, was ihn das kosten könnte, noch bevor er eingegriffen hatte.

Devin starrte zurück und nickte – es war alles, was er dazu antworten konnte. Er drehte sich um und begann, langsam zum Ausgang zu gehen.

„Warte“, rief Nem. Er rannte zu seiner Werkbank und kam dann mit etwas in Stoff gewickeltem zurück. „Ich … ich habe sonst nicht viel. Du hast mich gerettet. Das solltest Du haben.“

„Ich habe es getan, weil ich Dein Freund bin“, sagte Devin. „Du musst mir nichts geben.“

„Ich will es“, antwortete Nem. „Wenn er meine Hand geschlagen hätte, könnte ich nichts anderes mehr machen, also möchte ich, dass Du etwas hast, das ich gemacht habe.“

Er gab es Devin und Devin nahm es vorsichtig. Als er es auspackte, konnte er sehen, dass es … na ja, nicht genau ein Schwert war. Ein langes Messer lag da, zu lang, um ein echtes Messer zu sein, nicht lang genug, um ein Schwert zu sein. Es war einschneidig mit einem Griff, der nur auf einer Seite herausragte, und einer keilförmigen Spitze. Es war die Waffe eines Bauern, weit entfernt von den Langschwertern und Rüstschwertern der Ritter. Aber es war leicht. Tödlich. Und schön. Er drehte es und es schimmerte im Licht und Devin konnte auf einen Blick erkennen, dass es weitaus schneller und tödlicher sein konnte als jedes richtige Schwert. Es war eine Waffe der List, Gerissenheit und Geschwindigkeit. Eine, die perfekt zu Devins leichtem Körperbau und seinen jungen Jahren passte.

„Es ist noch nicht fertig“, sagte Nem, „aber ich weiß, Du kannst die Arbeit besser vollenden als ich, und der Stahl ist gut, das verspreche ich.“

Devin schwang es probeweise und spürte, wie die Klinge die Luft durchtrennte. Er wollte sagen, dass es zu viel war, dass er es nicht annehmen konnte, aber er konnte sehen, wie sehr Nem wollte, dass er es annahm.

„Danke, Nem“, sagte er.

„Ihr zwei seid fertig?“, fragte Gund. Er sah zu Devin hinüber. „Ich werde nicht sagen, dass es mir nicht leid tut, Dich gehen zu sehen. Du bist ein guter Arbeiter und ein feiner Schmied, besser als die meisten hier. Aber Du darfst nicht hier sein, wenn dies auf uns zurückfällt. Du musst gehen, Junge. Jetzt.“

Devin hätte fast etwas gesagt, doch er wusste, dass es zwecklos war und er erkannte auch, dass er selber nicht mehr dort sein wollte. Er würde nicht an einem Ort bleiben, wo man ihn nicht wollte. Dies war nie sein Traum gewesen. Dies war ein Weg, um zu überleben. Sein Traum war es immer gewesen, ein Ritter zu sein, und jetzt ……

Jetzt schien es, dass seine Träume noch viel seltsamere Dinge für ihn bereithielten. Er musste herausfinden, was sie waren.

Der Tag, der Dein Leben für immer verändern wird.

Könnte es das sein, was der Magier meinte?

Devin hatte keine Wahl. Er konnte sich jetzt nicht umdrehen, konnte nicht zu seiner Schmiede zurückkehren, um alles wieder in den Zustand zurückzuversetzen, wie es sein sollte.

Stattdessen ging er in die Stadt hinaus. In sein Schicksal.

Und in den Tag hinein, der ihn erwartete.

Reich der Drachen

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