Читать книгу Die neuen Mauern der Ungleichheit - Moritz Höfeld - Страница 4

2.2 Typologisierung

Оглавление

Nach Blakely und Snyder lassen sich drei Typen von geschlossenen Wohnkomplexen unterscheiden, die jeweils wiederum in drei Unterkategorien unterteilt werden. Sie haben alle ein bestimmtes System der Zugangskontrolle, aber sie unterscheiden sich in dem Gemeinschaftssinn, den die Entwickler innerhalb ihrer Mauern ansprechen möchten.[32] Dabei handelt es sich um Idealtypen, da echte GCs meist Charakteristika mehrerer Typen aufweisen.

Der erste und in gewisser Weise reinste Typ sind die Prestige-Gemeinschaften, „beautiful homes behind walls, guarded by gates and often sentries.“[33] Die Bewohnerschaft definiert sich vor allem über ihre ökonomische Klasse und ihren Status. Die Prestige-Gemeinschaften ziehen Menschen an, die ein stabiles nachbarschaftliches Umfeld mit ähnlichen Menschen suchen, in der der Wert ihrer Immobilie und ein sicherer Platz auf der sozialen Leiter geschützt sind. Ob die Lage von Immobilien in GCs jedoch einen Preisbonus oder sogar preisliche Nachteile mit sich bringt, ist umstritten.[34] Die Sorgen um Separierung und Privatisierung von Dienstleistungen kommen erst an zweiter Stelle.[35] Sie gehören zu den am schnellsten wachsenden Bauprojekten in den USA. Ihnen fehlen die Freizeit-Annehmlichkeiten der Lifestyle-Gemeinschaften und sie unterscheiden sich nicht sehr von unbewachten noblen Wohngebieten, abgesehen von den Mauern. Zu ihren Untergruppen zählen Blakely und Snyder die Bauprojekte für die Reichen und Berühmten, also die ursprüngliche Variante einer GC, außerdem die Wohngebiete für das obere Fünftel der Einkommen und gesicherte Häuser für die Mittelklasse. Die letzten beiden sollen den Luxus der Reichen und Berühmten teilweise auch für die Mittelklasse und obere Mittelklasse erschwinglich machen, um es ihnen zu ermöglichen, sich als Teil der neuen separat lebenden, aber niemals gleichen, US-amerikanischen Elite zu fühlen und zu präsentieren.[36]

Lifestyle-Gemeinschaften versuchen sich schon in ihrem Namen vom Leben in der Stadt abzuheben. Ihre Namen verbinden Wörter wie „park“, „river“, „hills“ oder „valley“ mit „view“, „park“ oder „estate“, womit sie, in Abgrenzung vom Stadtleben, Freizeitaktivitäten und sonstige Annehmlichkeiten suggerieren.[37] Diese Gemeinschaften findet man vor allem im „Sonnengürtel“ der USA, also den südlichen US-Bundesstaaten. Hierzu zählen Rentner-Gemeinschaften, die Golf- und Freizeit-Gemeinschaften bis hin zu ganzen suburbanen Stadtneugründungen, die mehrere tausend Häuser und eine eigene Industrie und Geschäfte umfassen können.[38] Da besonders Rentner in den USA als relativ sicherheitsbewusst gelten, ist der Sicherheitsaspekt zwar nicht gänzlich zu vernachlässigen, steht jedoch nicht im Vordergrund.[39]

Anders verstehen sich Sicherheitsgemeinschaften. Hier ist die Angst vor Kriminalität der drängendste Motivationsfaktor. „The disruptions caused by crime and traffic that their residents fear may be real or perceived, near of far; the important point is not whether they need to cut off access to their streets, but that they feel they must.“[40] Sicherheitsgemeinschaften in der Stadt wollen neben einem sicheren Haus auch sichere Straßen, besonders für ihre Kinder. In Sicherheitgemeinschaften in der Vorstadt leben häufig Menschen, die bereits in die offenen Vororte gezogen sind, um den Unannehmlichkeiten der Stadt zu entkommen, sich heute aber vor einer wachsenden Kriminalität auch außerhalb der Stadt fürchten und ihren einzigen Ausweg im Umzug in eine GC sehen. Der Barrikaden-Typ ist der am schnellsten wachsende Typ von geschlossenem Wohnen in der Sicherheitskategorie, und zeichnet sich durch barrikadenähnliche Straßenblockaden aus.[41]

Alternativ zur Typologie von Blakely und Snyder unterteilt Jan Wehrheim Gated Communities anhand ihrer Entstehung in drei Kategorien: Neu entstehende private Siedlungen, Viertel, die bereits bestehen und deren Zugang nachträglich baulich begrenzt wird sowie Gebäudekomplexe, die über umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen verfügen.[42] Dies begründet er vor allem damit, dass sich kein Quartiers- oder Siedlungstypus nur einer Einkommensgruppe zuordnen lasse, wenngleich die Mittelschicht dieses Phänomen dominiere.

Die neuen Mauern der Ungleichheit

Подняться наверх