Читать книгу Angst vor dem Tod? Wieso das denn jetzt? - Mr. ED Damster - Страница 7

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Das zweite Kapitel

Viele es ganz gern' vergessen,

auch ihre Zeit hier ist bemessen!

(Mr. ED)

Momentaufnahme!

Ich bin 11 Jahre, spiele mit meinen Freunden zwischen den Hochhäusern Fußball. Es gibt hier einen Spielplatz, eine große Wiese, Wäschestangen und Grünflächen, die betreten werden dürfen.

Der Hausmeister, vor dem wir alle Respekt haben, hat nur eine Wiese im Visier, die wir eben nicht betreten dürfen. Wir wussten nie, warum, aber er scheuchte uns immer runter und wir liefen voll Angst davon.

Sonntags hielt er uns dann immer den Kindergottesdienst. Voller Liebe…..

Es war ein schöner Sommertag, als wir wieder mal Fußball spielten.

Auf der Wiese, die wir betreten durften und an die unmittelbar angrenzte, die wir nicht betreten durften. Gleiches Gras, gleicher Hausmeister…andere Regeln!

Man kann sich die Hochhäuser wie folgt vorstellen: Das, in dem ich mit meinen Eltern und meinen 3 Geschwistern wohne, befinden sich einschließlich Erdgeschoss 9 Stockwerke. Wir wohnen ganz oben im 8. Stockwerk.

Verließen wir das Haus, sagen wir zur rechten Seite, ca 20 Meter entfernt, zwei sechsstöckige Häuser, links zwei vierstöckige und direkt vor uns 70 Meter entfernt ein dreizehnstöckiges Hochhaus.

Dieses Bild solltest Du nun vor Deinen Augen haben.

Wir spielen also Fußball. Auf dem Spielplatz die Kinder. Mütter sitzen auf den Bänken und unterhalten sich, lachen, ermahnen ihre Kinder nicht allzu viel Sand zu essen und wir spielen drei gegen drei auf ein Tor.

Mitten im Spiel höre ich einen dumpfen Aufprall. So als wenn man eine gedämpfte Tür fester zuschlägt oder ein großer blauer Müllsack, der mit dicken Socken gefüllt ist, aufschlägt.

Als ich in die Richtung sehe, aus der das Geräusch kommt, schaue ich dreimal hin. Genauer.....bis ich realisiere, was passierte.

Ein Kind, wie sich später herausstellt, eineinhalb Jahre, hatte sich an einem Stuhl im Kinderzimmer hinauf geangelt und stützte sich auf die Fensterbank des geöffneten Fensters, beugte sich nach vorne und stürzte in die Tiefe.

Wir standen da! Als Kinder noch nicht viel vom Tod gehört und keine Ahnung, was dieser mal von uns will! Schockstarre. Gelähmt. Mütter vom Spielplatz kommen gerannt, schauen entsetzt, schreien, weinen, halten ihre Kinder auf Abstand und vergraben ihre eigenen Gesichter unter Tränen in den Händen.

Wir stehen da. Immer noch rat- und hilflos ob unseres Teenagerdaseins und wissen nicht, wie wir uns verhalten sollen. Ich höre nur noch Sirenen, Feuerwehr, Arzt, Polizei…..Leichenwagen.

Mein Elternhaus, welches ca. 30 Meter entfernt ist, wird von mir 45 Minuten später aufgefunden. Schockiert. Gelähmt. Orientierungslos auf Grund der Tatsache, dass soeben ein Kind aus dem 11. Stock neben mir auf die Erde knallte.

Das Bild zeigt einen kleinen Jungen mit etwas dunklerer Haut und einem geöffneten Body. Es entrinnt etwas Fäzes (med. Ausdruck f. Kot)

An diesem Abend esse ich ein Brot. Normalerweise esse ich drei – vier, aber ich habe keinen Appetit, möchte ins Bett. Da wir Kinder in der Siedlung sowieso immer schuld sind, wenn etwas passiert, erzähle ich nichts daheim.

Heute, 44 Jahre später, frage ich mich ob der kleine Junge Zeit hatte, um Angst vor dem Tod zu haben. Hatte er in diesen, sagen wir knapp 2 Sekunden, Zeit Todesängste zu entwickeln? Ich sage:“Nein.“

Der Junge hörte vorher in seinem kurzen Leben nie etwas vom Tod und hatte gar nicht den Instinkt, nun Angst vor dem selbigen zu investieren. Die Leidtragenden waren in diesem Moment die Eltern, die später nach Hause kamen, die Babysitterin, die für diesen

Tag engagiert wurde, die Mütter am Spielplatz, die nun in den nächsten Jahren damit beschäftigt waren, immer darauf zu achten, dass ihre Kinder nicht zu nah ans Fenster gingen.

Und auch ich trage ein Trauma davon. Habe in den nächsten Jahren Angst, zu nah an ein geöffnetes Fenster zu gehen und ermahne auch meine eigenen Kinder immer wieder, dabei aufzupassen.

Nein, ich habe keine Angst vor Höhen. Ich fliege auch Jahre später weit, hoch und längere Strecken. Ich würde auch einen Fallschirmsprung machen, jedoch sind mir geöffnete Fenster ab der 3. Etage ein Gräuel.

Ich bin sicher, wenn ich aus dem Fenster eines 11. Stockwerkes fliegen würde, hätte ich Todesangst.

Das heißt nicht, dass ich Angst vor dem Tod habe.

Der Unterschied zwischen Todesangst und Angst vor dem Tod ist ein nicht allzu geringer!

In dem Moment, in dem der Tod bei mir anklopft, sich anmeldet und sagt: „ So! Nun ist es soweit.“,

würde ich jetzt in diesem Moment sagen: „ Äh Du, ich habe gerade keine Zeit. Kannst Du in knapp 50

Jahren nochmal reinschauen? Ich möchte nämlich 104 Jahre werden! Ist jetzt echt ungünstig. Ich habe noch viel zu erledigen.

Du weißt schon. Kinder noch umsorgen, obwohl schon volljährig. Pizzateig machen, weil ja

heute Abend..ähhh. Ich hab' es versprochen und meine Steuer für das letzte Jahr wollte ich auch noch fertig machen.

Im Übrigen habe ich noch zwei Tickets für's NÄCHSTE Jahr für das Ina Müller-Konzert!

Du kannst Dir vorstellen, Herr Tod, dass es jetzt wirklich ungünstig ist. Und zu guter Letzt muss ja erst noch dieses Buch fertig werden, Tod. Du verstehst?

Und der Tod schaut Dich nicht allzu

lange an und sagt freundlich: „NÖ!“

Wir sehen uns gleich wieder. Ich geh' schon mal vor!


Angst vor dem Tod? Wieso das denn jetzt?

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