Читать книгу Schrecken der Vergangenheit - Nadine Kim Wulf - Страница 5

Zwei

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Sonntag, 05.Mai, 16 Uhr 10

Nik lenkte die weiße M-Klasse in die letzte freie Parkbucht, die er finden konnte. Bis hierher war es ein wunderschöner Nachmittag gewesen. Nach der gestrigen Aufregung fand Thea, dass ein wenig Zweisamkeit nicht schaden konnte. Daraufhin hatte Nik die Idee, mit ihr und Winston den Tag am Möhnesee zu verbringen.

Sie spazierten entlang des Ufers und über die riesige Staumauer. Dabei erhielt sie einen Gratisvortrag in Sachen geschichtlicher Ereignisse. Nik erzählte ihr, was sich dort, in der Nacht zum 17. Mai 1943 zugetragen hatte. Er zeigte ihr die Stelle, wo die Mauer von den Engländern zerstört wurde und erklärte, welche Ausmaße diese Katastrophe für die ganze Region hatte. Thea hatte natürlich schon von dem Tag, als die Dämme brachen, gehört. Aber hier in der Wirklichkeit zu stehen und sich dessen bewusst zu werden, was Menschen alles anrichten können, war ein ergreifendes Gefühl. Und sie liebte es, ihm zuzuhören.

Denn solche Momente gab es in ihrer noch jungen Beziehung eher selten. Theas zeitintensiver Beruf, sowie die große Distanz ihrer Wohnräume, ließen im Augenblick nicht mehr Privatsphäre zu. Umso größer war die Wertschätzung des Moments und sie genoss jede Sekunde dieser kostbaren Zeit. In seiner Nähe fühlte sich Thea immer wie eine Königin. Nik war nicht nur überaus charmant, sah nicht nur unverschämt gut aus oder besaß ein hohes Maß an Witzigkeit. Darüber hinaus vergaß er nie, aber auch wirklich niemals, seine guten Manieren. Egal, was sie auch unternahmen oder wo sie sich gerade befanden.

Nik achtete penibel darauf, ihr den Vortritt zu lassen oder ihr auch mal die Tür zu öffnen. Am Anfang war Thea so viel Aufmerksamkeit nicht gewohnt und manchmal war es ihr auch ein wenig peinlich.

Aber mittlerweile wusste sie, dass ihm diese Dinge wichtig waren. Dass dies ein Teil seiner Persönlichkeit ausmachte. Also ließ sie ihn gewähren. So auch heute.

Bei beiden hatte sich der Hunger eingestellt. Deshalb waren sie noch ein Stück den See hochgefahren, bis das Geronimo, ein sehr rustikal eingerichtetes Ausflugslokal, in Sichtweite kam.

Der Parkplatz war, wie befürchtet, brechendvoll. Aber Thea hatte darauf bestanden, hier zu bleiben. Ihr gefiel das Ambiente auf Anhieb und das Zusammenspiel zwischen ankommenden und abfahrenden Motorrädern fand sie spektakulär.

Nik ging um den Wagen herum, öffnete die Beifahrertür und nahm sanft ihre Hand in die seine. Erst, als er sich sicher war, dass sie festen Boden unter ihren Füßen spürte, ging er an die Heckklappe, um Winston aus der Box zu befreien. Zusammen schlenderten sie auf die Holztreppe der Veranda zu. Und natürlich wartete Nik geduldig und ließ sie voran gehen. Teils feindselige, teils neidische Blicke der anderen Frauen, flogen ihr aus allen Ecken der Veranda entgegen. Aber sie nahm es ihnen nicht übel. Denn um ehrlich zu sein. Nik sah heute besonders zum Anbeißen aus. Er trug ein türkisblaues Poloshirt, eine beigefarbene Chinohose und helle Sneakers. Und er interessierte sich nicht die Bohne für sein Umfeld. Er hatte nur Augen für sie. Auf der einen Seite machte sie das mächtig stolz. Auf der anderen Seite wusste sie, wie verwundbar dieser Mann war. Und hätte auch nur eine dieser neidischen Damen eine Ahnung davon gehabt, was ihm Schlimmes wiederfahren war, sie hätte wahrscheinlich schreiend das Weite gesucht.

<<Da vorne wird gerade ein Tisch frei>>, sagte Nik und riss sie aus ihren Tagträumen. Sie spürte seine sanfte Berührung an ihrem Rücken und folgte seinem Blick. Der Tisch befand sich am Ende des Biergartens. Halb im Schatten verborgen und mit einem traumhaften Ausblick auf den See. Dort angekommen, zog Nik, wie konnte es auch anders sein, einen Stuhl für sie vom Tisch.

Thea setzte sich und beobachtete hinter ihrer Sonnenbrille, wie er sich auf den gegenüberliegenden Platz niederließ und versuchte, Winston mit der Leine an den Stuhl zu sichern.

Doch wie sich schnell zeigen sollte, erwies sich die kleine Bulldogge mehr als unkooperativ. Winston hatte bereits die Jack Russel Dame am Nachbartisch entdeckt und versuchte nun nach allen Regeln der Kunst, auf sich aufmerksam zu machen.

Kopf schüttelnd ließ Nik die Leine auf den Boden fallen und stellte einfach seinen Fuß darauf. Amüsiert hob Thea einen Mundwinkel und Nik legte den Kopf schief und musterte sie.

<<Was?>>, fragte er schließlich.

<<Oh. Nichts>>, gab sie frech zurück.

<<Du lachst doch über mich. Was ist so lustig?>>

<<Nein. Tu ich nicht. Aber ich bin jedes Mal überrascht, wie du dir als Vollprofi, von meinem Hund auf der Nase herum tanzen lässt.>>

Nik beugte sich leicht zu ihr vor. <<Alles nur Taktik. Solange er denkt, er sei der Boss, so lange darf ich sein Frauchen anbaggern. Aber sag ihm nichts davon>>, flüsterte er.

<<Ich verstehe. Und? Funktioniert es?>>

<<Bisher? Ich würde sagen, sie fressen mir beide aus der Hand>>, antwortete er und küsste ihre Fingerknöchel.

<<Ganz schön eingebildet, Dr. Berger.>>

<<Tja. Entweder man kann es, oder man kann es eben nicht.>>

An seiner linken Seite tauchte eine junge Frau auf und legte zwei Speisekarten auf den Tisch.

<<Möchten sie vielleicht schon etwas zu trinken bestellen?>>, fragte sie lächelnd.

<<Ich nehme ein Weizen. Alkoholfrei bitte>>, antwortete Thea.

<<Dem schließe ich mich an.>>

<<Kommt sofort>>, sagte die Servicekraft, nahm die Getränke auf und wandte sich an den nächsten Tisch.

<<Ich dachte, du magst kein Bier>>, bemerkte Nik und hob überrascht eine Augenbraue.

<<Tu ich auch nicht. Aber ich habe Durst. Und ein Weizen ist kein Bier, sondern ein Isotonisches Sportgetränk>>, konterte sie und schaute weg. Auch hinter der Sonnenbrille konnte Nik die Sehnsucht in ihrem Blick, deutlich spüren. <<Es ist wirklich schön hier.>>

<<Hm-hm. Aber nur, weil du da bist.>> Er schob seinen Daumen über ihre Hand und ließ ihn über die Knöchel gleiten.

<<Ach bitte.>> Sie schnitt eine Grimasse.

<<Nein. Ganz im Ernst. Ich will mir gar nicht mehr vorstellen, wie es ohne dich wäre. Ich bin sehr dankbar, dass wir uns begegnet sind.>>

<<So. Zweimal das Hefeweizen.>> Nik verfluchte die Kellnerin innerlich, ließ sich aber von seinem Unmut nichts weiter anmerken.

<<Haben sie schon gewählt?>>, fragte sie höflich, während sie Winston eine Schale voll Wasser unter den Tisch schob.

<<Ich fürchte, wir brauchen noch etwas>>, sagte Nik in der Hoffnung, dass sie nicht weiter nachhakte. Er hatte sich etwas überlegt. Und seine Nerven waren ohnehin zum Reißen gespannt. Wie würde sie wohl auf seine Bitte hin reagieren? Er wartete, bis sie wieder unter sich waren. <<Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja.>> Er räusperte sich kurz.

<<Ich wünschte, wir könnten mehr Zeit miteinander verbringen.>>

<<Das wäre schön, ja. Aber wie soll das gehen?>>

<<Nun. Wir könnten damit anfangen, dass du bei mir einziehst>>, meinte Nik. <<Jetzt, wo Maximilian und Anni bald aus dem Haus sein werden. Für mich alleine, wäre es viel zu groß. Ich würde mich wirklich sehr freuen.>>

Thea nahm die Brille von ihrer Nase und blinzelte, noch immer sichtlich überrascht von dieser Frage.

<<Nik. Das ist ein großer Schritt. Wir sollten nichts überstürzen.>>

Verwundert zog er seine Hand zurück. <<Du willst nicht?>> Thea spürte seine Enttäuschung, obwohl sie noch keinerlei Chance bekommen hatte, dass Thema näher zu erläutern. Ein dumpfes Grollen war von der Straße aus zu hören und kam schnell näher. Was Nik dazu veranlasste, den Kopf von ihr abzuwenden.

Sie seufzte. <<Das habe ich nicht gesagt.>> Und öffnete den Mund um sich weiter zu erklären, hielt aber inne, da Nik ihr offensichtlich schon nicht mehr richtig zu hörte. Sie legte den Kopf schief, um ihn dazu zu bringen, sie wieder anzusehen. Doch Nik verweigerte sich ihr. Zuerst dachte sie, dass es an ihr lag. Dass sie ihn verletzt hatte. Doch dann erkannte sie, dass er seine Aufmerksamkeit in eine ganz andere Richtung gelenkt hatte. Auf etwas, dass ihm Angst zu machen schien.

Plötzlich zeichneten sich tausende verschiedene Regungen in seiner Miene ab. Thea wusste, dass es schon längst nicht mehr um sie ging. Sie hatte keine Ahnung wieso ausgerechnet jetzt, aber sie kannte die Symptome nur zu gut. <<Nik? Was ist mit dir?>>

Er schluckte hart und fixierte angestrengt einen Punkt auf der gegenüberliegenden Straße. Er hörte Theas Stimme nur noch im Unterbewusstsein. Ein anderes Geräusch, weitaus lauter und ihm wohl bekannt, schien auf ihn zuzukommen. Alles um ihn herum rückte in weite Ferne. Und dann nahm das Geräusch, das ihn so unvermittelt aus der Bahn geworfen hatte, eine Form an. Der bullige Dodge, genau wie Nik ihn einst besessen hatte, bog auf den Parkplatz ein. Die gleiche Farbe, dieselben mattschwarzen Zierstreifen über der Haube. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Sein Herz begann zu rasen. Plötzlich war alles wieder da. Bilder tauchten vor seinem geistigen Auge auf und verschmolzen zu einer schmerzhaften und unerträglichen Erinnerung. Wieder hörte er den Schuss fallen, spürte die Todesangst und hörte die Schreie. Er musste hier weg. Sofort. Sein Selbsterhaltungstrieb funktionierte nur noch auf Sparflamme.

<<Bitte entschuldige mich kurz. Ich.. ich muss auf die Toilette>>, stammelte er vor sich hin und schaffte es irgendwie, sich von seinem Stuhl zu erheben. Thea machte Anstalten, ihn aufzuhalten, aber ein kreischendes Hundegebell ließ sie inne halten. Winston hatte die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und war zu dem Objekt seiner Begierde gerannt. Was die kleine, korpulente Hündin alles andere als lustig fand. Mit gefletschten Zähnen und aufgestellten Nackenhaaren wies sie Winston in seine Schranken.

Der hingegen verstand die Welt nicht mehr. Ohne jegliche Gegenwähr ließ er sich von seinem Frauchen wieder einsammeln.

Thea entschuldigte sich höflich bei den Besitzern der Jack Russel Hündin. Zum Glück fanden diese die plumpe Anmache ihres Hundes überaus lustig und machten keine große Sache daraus.

Verzweifelt drehte sich Thea im Kreis und suchte den Biergarten ab. Von Nik nirgends eine Spur zu sehen. Der Fahrer des Dodge gab die Suche nach einem Parkplatz auf und beschleunigte wieder.

Im letzten Moment sah auch sie den Wagen und konnte eins und eins zusammenzählen. Aufgeregt kramte sie in der Handtasche nach ihrem Handy. Thea wusste, dass sie jetzt Hilfe brauchte, damit der Tag nicht in einer völligen Katastrophe endete.

Schwer atmend und mit zusammengekniffenen Augen hielt Nik eines der Waschbecken umklammert. Mit letzter Kraft hatte er den Toilettenraum erreicht und sofort den erstbesten Wasserhahn aufgedreht, den er greifen konnte. Die letzte Panikattacke war Monate her. Und diese hier kam so unvorbereitet, dass nicht viel zu einem völligen Zusammenbruch gefehlt hätte. Er hielt beide Hände unter das laufende Wasser und tauchte sein Gesicht mehrmals hintereinander in das kühle Nass. Mit der Zeit hatte er gelernt, mit solchen Situationen klar zu kommen, aber heute wollte es ihm nicht so richtig gelingen, sich wieder zu beruhigen. Sein Herz schlug ihm immer noch bis zum Hals. Was er gesehen hatte, konnte Nik einfach nicht aus seinen Gedanken verbannen.

Der Mann aus seinen Alpträumen war zurückgekehrt. So verrückt sich das auch anhörte, Nik war sich sicher. Er hatte ihn gesehen. Gerade eben. „ Aber das kann nicht sein. Du hast dich geirrt. Johansson ist tot. Du hast dich geirrt.“ Minutenlang verharrte er in dieser Position und kämpfte mit aller Macht gegen längst vergangene Bilder in seinem Kopf an. Wassertropfen rannen von seiner Stirn über Wange und Nasenspitze zurück ins Waschbecken. Er lauschte dem leisen Plätschern jedes gefallenen Tropfens und beruhigte sich zusehends.

Nik öffnete die Augen, starrte aber weiterhin ins Nichts, als plötzlich die Tür hinter ihm aufgestoßen wurde und jemand herein gerannt kam.

<<Okay Kumpel. Du kennst die Prozedur. Wir haben das schon hundert Mal zusammen gemacht.>>

Nik erkannte die Stimme seines Freundes auf Anhieb. <<Was machst du hier Karsten?>>, fragte er ruhig, ließ aber genervt den Kopf hängen. <<Du kannst dich beruhigen. Ich hab´s im Griff.>>

<<Das sieht mir aber nicht danach aus.>>

<<Verdammt, hör auf mich zu bemuttern. Ich sagte doch, ich hab´s im Griff>>, fauchte Nik. Eigentlich hätte er dankbar sein müssen, aber Karstens plötzliche Anwesenheit machte ihn wütend. <<Du hast meine Frage noch nicht beantwortet>>, knurrte er wiederholt.

<<Wow. Jetzt beruhigen wir uns aber erst einmal. Ich habe Thea draußen zufällig getroffen.>>

<<Zufällig, na klar.>>

<<Ja gut. Vielleicht nicht so ganz zufällig. Aber Thea hat sich wahnsinnige Sorgen gemacht und mich gebeten, nach dir zu sehen>>, erklärte Karsten sich.

<<Verarsch mich doch nicht. Wie lange verfolgst du uns schon?>>

<<Ich.. Was?>> Nun verschlug es Karsten beinahe die Worte.

<<Ist doch komisch. Ausgerechnet jetzt tauchst du hier auf. Hast du eigentlich auch mal frei? So als Privatschnüffler, meine ich?>>

Seufzend schloss Karsten die Augen und schüttelte den Kopf. Plötzlich verstand er, worauf Nik hinaus wollte. Und leider musste er zugeben, dass er Recht hatte. Der Zeitpunkt seines Auftrittes war mehr als schlecht gewählt. <<Wenn ich nicht genau wüsste, dass es nicht du bist, der da gerade mit mir spricht, dann würde ich dir jetzt vermutlich eine donnern.>> Karsten machte einen Schritt auf ihn zu, zog zwei Papiertücher aus dem Spender und reichte sie ihm. <<Hier. Für gewöhnlich bist du nicht so unhöflich. Was hat sich seit gestern geändert?>>

Nik sah ihn über die Schulter hinweg an und zu der Wut in seinem Blick mischte sich Unsicherheit. Nach kurzem Zögern riss er Karsten die Tücher aus der Hand, tupfte sich die restlichen Wasserperlen vom Gesicht und ließ das zusammengeknüllte Papier in den Mülleimer fallen. Langsam richtete sich Nik auf, drehte sich um und atmete tief durch. Da sich seine Beine immer noch wie Pudding anfühlten, zog er es vor, sich weiterhin an dem Waschbecken abzustützen.

<<Tut mir Leid>>, presste er hervor. <<Es ist nur...>> Er rang mit sich und suchte offenbar nach den richtigen Worten. <<Ich hasse diese Situationen. Ich fühle mich hilflos, nicht in der Lage allein zurecht zu kommen. Eben wie ein Baby, auf das man vierundzwanzig Stunden Acht geben muss. Kurz gesagt, es ist mir peinlich Karsten. Und dann tauchst du hier auf und findest mich so vor.>> Nik hob den Blick. <<Schon wieder>>, fügte er geknirscht hinzu. <<Ich hab wohl einfach etwas überreagiert.>>

<<Hast du wohl, ja.>> Karsten verschränkte die Arme vor der Brust.

<<War der Wagen der Grund? Thea hat da sowas angedeutet.>>

Nik schüttelte den Kopf. <<Nicht der Wagen, sondern das, was ich hinterm Steuer gesehen habe.>> Nik schluckte hart. <<Der Fahrer trug eine Maske. Dieselbe wie… wie…>>

<<Wie Johansson?>>

<<Ja.>>

<<Nik. Du hast dich geirrt. Ich habe den Wagen auch gesehen. Er kam mir entgegen. Der Fahrer trug eine Baseballkappe, aber keine Maske. Dein Unterbewusstsein hat dir einen Streich gespielt. Nichts weiter.>>

<<Großartig. Dann werde ich jetzt auch noch paranoid?>>

<<Oh mein Freund, das bist du schon. Ich kann immer noch nicht glauben, dass du mich verdächtigst, dich Tag und Nacht zu beschatten. Sag mal, geht’s noch?>>

<<Ich sagte doch schon, es tut mir Leid.>>

Karstens Lippen zuckten. <<Schon gut. Ich kann es dir erklären. Ich war bei euch zu Hause…. Weil ich dir etwas zeigen wollte.>>

<<Du warst doch gestern Morgen erst da. Warum hast du es nicht gleich mitgebracht?>>, fragte Nik immer noch verunsichert.

<<Da –hatte- ich- es- ja- noch -nicht>>, antwortete Karsten und zog dabei jedes Wort übertrieben in die Länge. <<Jedenfalls sagte mir Max, dass ihr hier seid. Deshalb bin ich euch hinterher gefahren, in der Hoffnung euch zu finden. Dann hab ich deinen Mercedes auf dem Parkplatz gesehen und eines kam zum anderen.>>

Karsten verlagerte sein Gewicht von ein auf das andere Bein und seine schweren Stiefel verursachten dabei ein quietschendes Geräusch. Nik zog die Stirn in Falten und beäugte seinen Freund misstrauisch.

<<Wie siehst du eigentlich aus?>> Sein Freund war von Kopf bis Fuß in dickes, schwarzes Leder gehüllt. So wie es Motorradfahrer trugen. Karsten grinste verschwörerisch.

<<Fühlst du dich besser?>>

<<Ich denke schon.>>

<<Dann komm. Ich kann´s kaum erwarten, dein dummes Gesicht zu sehen.>>

Zur gleichen Zeit….

<<Bitte entschuldigen sie. Aber unsere Kaffeemaschine hat heute nicht ihren besten Tag. Sie macht, was sie will>>, erklärte sich die junge Kellnerin und stellte einen großen Pott vor ihm ab.

<<Kein Problem. Es gab in der Zwischenzeit so viel zu sehen, da ist mir gar nicht aufgefallen, wie schnell die Zeit verflogen ist>>, sagte er höflich und lächelte.

<<Ja. Sie sollten mal in ein, zwei Monaten wiederkommen. Zur Hauptsaison. Laut und beeindruckend zugleich.>> Er runzelte die Stirn und schaute die junge Frau fragend an. <<Na die ganzen Motorräder hier. Glauben sie mir. Das, was sie heute sehen, ist nichts im Vergleich zu dem, was noch kommt.>>

Schätzchen, du glaubst gar nicht, wie egal mir diese Maschinen sind“, dachte er. <<Danke für den Tipp. Ich werde darauf zurückkommen.>>

<<Gerne>>, sagte sie und ging zurück ins Gebäude. Genüsslich nahm er den kleinen Keks, der als Beilage zu dem Becher serviert wurde, zur Hand und lehnte sich mitsamt dem Kaffeebecher zurück in seinen Stuhl. Gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie die beiden Männer das Innere des Restaurants verließen.

Dass Behrend ausgerechnet jetzt hier auftauchte, war zwar ein Ärgernis, aber nicht weiter schlimm. Er hatte schon vorher gesehen, was er sehen wollte. Sein kleiner, aber gemeiner Plan hatte wunderbar funktioniert. Er hatte Berger nun da, wo er ihn haben wollte. Wie zu erwarten, hatte die ganze Inszenierung den Mann völlig aus der Bahn geworfen.

Durch Zufall hatte er den Dodge auf einem Parkplatz, weiter unten am See, entdeckt und dem Fahrer die Geschichte von einer dämlichen Wette aufgetischt, die er mit seinem Kumpel am Laufen hatte. Ein paar Überredungskünste, Fünfzig Euro obendrauf und der Kerl erklärte sich bereit, bei seinem Spiel mitzumachen.

Weitere fünfundzwanzig Euro waren nötig, um ihn auch davon zu überzeugen, diese lächerliche Löwenmaske aufzusetzen. Er hatte schon vor einem Jahr nicht verstanden, warum sich Johansson für diese lächerliche Maskerade entschieden hatte. Aber so war es nun mal. Und dass der Dodge exakt die gleiche Lackierung hatte, wie Bergers alter Wagen, war einfach nur pures Glück gewesen.

Schon allein dafür, hatte sich die Investition mehr als gelohnt. Nicht mehr lange und er konnte endlich damit beginnen, Behrends Leben zu zerstören. Und zwar durch die Hand eines Menschen, von dem er es am allerwenigsten erwartet hätte.

Nik trabte, immer noch etwas unsicher auf den Beinen, hinter Karsten her. Auf Grund des Aufzuges hatte er eine gewisse Ahnung, was sein Kumpel im Schilde führte.

Zwar stand ihm im Augenblick nicht der Sinn nach weiteren Überraschungen, aber er hatte sich gerade so dermaßen daneben benommen, dass er Karsten unmöglich ein weiteres Mal vor den Kopf stoßen wollte. Also tat er weiterhin auf dumme Eule und folgte ihm in Schlangenlinie durch die eng anliegenden Tische auf der Veranda in Richtung Parkplatz.

Am hinteren Ende entdeckte er Thea, die sich, mit vor dem Bauch verschränkten Armen, mit einer anderen Frau unterhielt.

Auch sie trug eng anliegende Lederkleidung, allerdings weitaus farbenfroher, als es bei Karsten der Fall war. Nik fiel gleich der athletische Körperbau und die kurzen schwarzen Haare auf, die zwar für seinen Geschmack etwas zu hart im Kontrast zu ihren weichen Gesichtszügen standen, sie aber in keinster Weise unattraktiv erscheinen ließ.

Er hatte die Frau nie zuvor gesehen, aber ihm war jetzt schon klar, dass sich das in Zukunft sicherlich ändern würde. Sie hatten die beiden Frauen fast erreicht, als Thea ihren Kopf drehte und ihn über ihre Schulter hinweg, unsicher anlächelte. Plötzlich überkam Nik das Gefühl von Enttäuschung und schlechtem Gewissen gleichermaßen. Er erinnerte sich wieder an die Stelle ihres Gespräches, kurz bevor er sie einfach hatte so stehen lassen. Und auch, wenn er ihre Entscheidung, zumindest noch nicht bei ihm einziehen zu wollen, verstehen konnte, es tat trotzdem weh und fühlte sich an, als ob jemand eine Hand um sein Herz gelegt und zugedrückt hätte.

<<Alles in Ordnung?>>, fragte Thea leise und mit sorgenvollem Blick.

Nik sah sie kurz an und brachte ein knappes Lächeln zustande, dass aber weder seine Augen noch seine Gefühlslage erreichte.

<<Ja. Alles gut>>, antwortete er knapp. Aber er merkte, dass sein Auftreten ihr gegenüber wenig überzeugend war. Zum Glück kannte Thea ihn gut genug, um zu wissen, dass es im Moment wenig Sinn machte, ihn weiter zu bedrängen.

<<Sie müssen Nikolas sein>>, riss ihn eine weibliche Stimme aus den Gedanken. Nik wandte den Kopf und erblickte die ausgestreckte Hand, die sich ihm bot. <<Ich bin Mia. Schön, dass wir uns endlich persönlich kennenlernen. Ich habe schon viel von Ihnen gehört>>, sagte sie freundlich.

<<Dann sind sie, also du, die geheimnisvolle Unbekannte>>, antwortete Nik freundlich, ergriff die Hand und registrierte im Augenwinkel, wie Karstens Kopf eine dunkelrote Farbe annahm.

<<Für meine Freunde Nik. Die Freude ist ganz meinerseits.>>

Verlegen kratzte sich Karsten am Nacken. <<Ähm. Gut. Dann haben sich ja jetzt alle vorgestellt>>, sagte er und stützte sich leicht auf dem breiten Lenker des bulligen Motorrades ab.

Niks Augen betrachteten die lange Silhouette der Maschine und sofort legte sich ein Grinsen auf Karstens Gesichtszüge.

<<Wow. Ein so schweres Bike, für eine so schlanke Frau? Wie lange fährst du schon, Mia?>>, fragte Nik und bemerkte nicht, wie das Grinsen verschwand.

<<Nun, eigentlich fungiere ich nur als Beifahrer. Ich habe zwar einen Führerschein, fahre aber schon seit Jahren nicht mehr selber. Mir fehlt einfach die Zeit dafür.>>

<<Ja, das kenne ich>>, antwortet Nik lachend und hielt plötzlich inne, als er eins und eins zusammengezählt hatte. <<Nein! Sag nicht, dass Ding gehört dir?>>

<<Tadaaaa!>>, rief Karsten voller Stolz und präsentierte das Bike mit einer fließenden Armbewegung.

<<Kannst du überhaupt damit umgehen? Ich meine, in deinem Alter?>>

<<Na vielen Dank auch>>, murrte Karsten und verschränkte die Arme vor der Brust.

<<Ich kann euch beruhigen. Die erste Ausfahrt hat ganz prima funktioniert. Wenn mir auch ein wenig der Kopf dröhnt>>, warf Mia ein. <<Das Ding ist ganz schön laut.>>

<<Der ist aber nicht original>>, rief Nik vom Heck der Maschine und staunte über den breiten Reifen.

<<Ich hab ein bisschen was machen lassen. Andere Schwinge, breiterer Hinterreifen, wie dir ja schon aufgefallen ist. Dazu noch eine neue Auspuffanlange, andere Lackierung und so weiter.>>

<<Und das ist alles eingetragen >>

<<Eingetragen und genehmigt. Hat mich ein kleines Vermögen gekostet, aber das Ergebnis ist es wert>>, sagte Karsten und ging neben Nik in die Hocke, um ihm die ganzen technischen Veränderungen näher zu erklären. Die beiden Männer waren nun vollends in ihrem Element und nahmen kaum noch etwas von ihrem Umfeld war.

<<Wollen wir zurück an den Tisch? Nik und ich hatten gerade vor eine Kleinigkeit zum Essen zu bestellen und ich glaube, im Augenblick sind wir eh überflüssig>>, meinte Thea.

Dabei ging es ihr weniger ums Essen. Vielmehr war sie der Meinung, dass ein wenig Distanz zwischen ihr und Nik nicht schaden konnte.

<<Gerne. Wenn wir nicht stören?>> Unsicher richtete Mia ihren Blick rüber zu Nik, dann wieder zu ihr. Sie schien zu ahnen, dass etwas nicht in Ordnung war.

<<Überhaupt nicht. Wer weiß, wie lange die zwei hier noch beschäftigt sind.>>

<<Bestell für mich bitte einen Burger mit, ja? Mit Käse und Bacon und dem ganzen Zeug>>, rief Karsten über den Sitz hinweg.

<<Klar. Und du Nik?>>

<<Ach. Irgendeinen Salat. Egal was>>, gab er kurz zurück und senkte wieder den Kopf.

Den Rest des Tages verbrachten die Vier zusammen auf der Holzveranda. Die Stimmung war ausgelassen und harmonisch. Thea und Mia redeten über Gott und die Welt. Die Männer hingegen hatten nur ein Thema drauf. Hin und wieder riskierte Thea einen Blick. Wenn Nik es mitbekam, reagierte er mit einem Lächeln. Einmal zwinkerte er ihr sogar ein Auge zu. Es schien alles wieder in bester Ordnung. Bis sich die kleine Gruppe am frühen Abend auflöste und sie alleine in Niks SUV zurück nach Hause fuhren.







Sonntag, 05.Mai, 18 Uhr 31

Im Inneren des Wagens herrschte eine merkwürdig angespannte Atmosphäre. Sie hatten kein Wort mehr miteinander gewechselt, seit sie den Parkplatz des Lokals verlassen hatten.

Winston lag wie üblich in seiner Transportbox, im Heck des SUVs und stöhnte hin und wieder leise auf, wenn er versuchte, es sich in der engen Kiste ein wenig bequemer zu machen.

Sie hatten den größten Teil des Sees bereits hinter sich gelassen und fuhren eine langgezogene Straße bergab, als Thea es nicht mehr aushielt und sie ihr Gewicht nach links verlagerte. Dabei lehnte sie ihren Kopf wieder gegen den Sitz und beobachtete Nik´s Spiel mit der Kiefermuskulatur. Ein Anzeichen dafür, dass er Böse war oder ihn zumindest irgendetwas zu beschäftigen schien. Dabei hatte er seinen Blick stur geradeaus auf die Fahrbahn gerichtet.

<<Sie analysieren mich schon wieder, Frau Dr. Meissner>>, knurrte er plötzlich und unerwartet.

<<Nein. Tue ich nicht.>>

<<Na dann.>> Und schon schien das Gespräch damit für ihn erledigt zu sein. Er streckte seinen rechten Arm aus und schaltete das Radio ein. Thea beobachtet weiter, wartete ein paar Sekunden und schaltete es wieder aus.

<<Was?>>, giftete Nik und richtete seinen Blick abwechselnd zu ihr und wieder zurück auf die Straße.

<<Du bist sauer auf mich, stimmt´s?>>, fragte sie ruhig aber bestimmt. <<Ich möchte nur verstehen, warum?>>

<<Ich bin nicht sauer. Wie kommst du darauf?>>

<<Naja. Seit wir im Auto sitzen, sagst du kein Wort mehr. Außerdem arbeiten deine Kiefer so sehr, dass es mir völlig schleierhaft ist, warum dein Zahnarzt deine Backenzähne noch nicht beanstandet hat.>>

Nik seufzte und stieß den Atem aus. <<Ich bin nicht sauer, Thea. Wie könnte ich auch. Es war einfach eine Schnapsidee, dich nach kurzer Zeit schon so zu bedrängen, bei mir einzuziehen. Das wird nicht mehr vorkommen. Bitte entschuldige.>>

<<Mh. Schade. Mir hat die Idee gefallen>>, antwortete sie und lächelte, als sein Kopf in ihre Richtung schoss.

<<Aber du hast doch….>>

<<Was habe ich? Gesagt, dass wir nichts überstürzen sollten. Ja, das stimmt. Aber damit habe ich doch nicht gemeint, dass ich nicht will.>>

<<Nicht?>>, fragte er zu Sicherheit noch einmal.

<<Nein, du Idiot. Alles, was ich damit sagen wollte, war, dass es eine Menge Faktoren gibt, die wir miteinander zu klären haben. Ich müsste viel pendeln um in die Klinik zu kommen und du weißt, dass ich mich dort sehr wohl fühle. Also sollten wir auch über einen Zweitwohnsitz nachdenken. Und noch was. Wenn das mit uns funktionieren soll, dann müssen wir absolut ehrlich miteinander sein.>>

<<Wann hab ich dich denn jemals belogen?>>, fragte Nik, jetzt wieder eine Spur bockiger.

<<Nicht direkt belogen, Nik. Aber du hast mir auch nicht immer die Wahrheit gesagt. Oder wann wolltest du mich davon in Kenntnis setzten, dass dich wieder diese Alpträume plagen?>>

Er sagte nichts, aber das wiedereinsetzende Zucken seiner Kiefermuskulatur verriet ihr, dass sie ins Schwarze getroffen hatte.

<<Dachte ich´s mir doch. Und das vorhin. Das war eine Panikattacke oder etwa nicht?>>

<<Ja! Ja, verdammt. Und ich habe es bereits Karsten erklärt. Warum könnt ihr nicht einfach akzeptieren, dass es mir unangenehm ist und ich mich dafür schäme. Ich fühle mich hilflos, jedes gottverdammte Mal, wenn es passiert. Und ich kapiere nicht, warum das wieder von vorne losgeht. Gerade jetzt, wo es mir besser geht.>> Erneut stieß er heftig den Atem aus und begann von Neuem. <<Ich will nicht immer darüber reden, Thea. Und das hat nichts damit zu tun, dass ich dir nicht vertraue oder ich dich anlügen will. Aber diesmal muss ich da alleine durch.>>

<<Nein, musst du nicht. Und ich hoffe, irgendwann wirst du das erkennen>>, antwortete sie und drehte sich zur anderen Seite. Jetzt war sie es, die sich seinen Blicken entzog. Sofort überkam Nik das schlechte Gewissen. An diesem Tag schon zum zweiten Mal. Behutsam legte er die rechte Hand auf ihren Oberschenkel.

<<Bitte versteh mich doch.>>

Theas Hand legte sich auf seine und ihr Daumen strich zärtlich über seine Fingerknöchel. <<Glaub mir, dass tue ich>>, erwiderte sie ruhig.

Nik konnte den plötzlich aufkommenden Schauer, der ihn durchfuhr, nicht unterdrücken. Etwas an ihrer veränderten Art hatte ihn aufhorchen lassen. <<Willst du drüber reden?>>

Sekunden, ohne dass er eine Antwort erhielt, verstrichen. Thea schaute gedankenversunken aus ihrem Seitenfenster und Nik machte das beinahe wahnsinnig. Fast hätte er seinem Bedürfnis, sie wach zu rütteln, nachgegeben. Blieb aber standhaft. Diesmal schien sie etwas zu beschäftigen. Etwas, das ausnahmsweise mal nichts mit ihm zu tun hatte. Vielleicht wollte sie nicht darüber sprechen, vielleicht konnte sie es aber auch nicht. Woran es auch lag, Nik war sich unsicher, wie er damit umgehen sollte.

<<Du hast mich mal gefragt, wie ich es schaffe, mich Tag für Tag mit seelischen Problemen anderer Menschen zu beschäftigen. Woher ich die Kraft nehme und daran nicht selbst zu Grunde gehe>>, begann Thea und Nik war einfach nur erleichtert, dass sie ihre Stimme wieder gefunden hatte.

<<Mh. Und?>>

Thea zuckte mit den Schultern. <<Ganz einfach. Ich war auch mal eine von ihnen.>>

<<Das musst du mir erklären.>>

<<Ich war gerade einundzwanzig. Und irgendwie auf der Suche nach mir selbst. Ich hatte keine Ahnung, was ich mit mir und meinem Leben anstellen wollte. Also nahm ich alles mit was sich mir bot. Partys, den ein oder anderen One -Night-Stand.>>

Verstohlen blickte er sie kurz an. < Keine Sorge. Drogen waren nie ein Thema>>, sagte sie um seine unausgesprochene Frage zu beantworten.

<<Mir ging es um den Spaß und darum, Abenteuer zu erleben.>> Sie sog scharf die Luft ein. <<Meine Freundin Lydia feierte ihren Geburtstag. Dort lernte ich Kai kennen. Er war charmant, witzig und wir verstanden uns auf Anhieb.>>

Thea machte eine Pause, als sie bemerkte, dass Nik das Lenkrad so fest umklammerte, dass seine Knöchel weiß hervor traten. Beschwichtigend legte sie ihm wieder ihre Hand auf den Schoß.

<<Er hat mir nie etwas getan. Zumindest nicht körperlich.>> Ihr war klar, dass Nik erneut völlig falsche Schlüsse gezogen hatte. << Er war der erste Mann, in den ich mich verliebt hatte und am Anfang lief auch alles ganz wunderbar. Ich verbrachte viel Zeit mit ihm. Wir gingen essen, ab und zu ins Kino oder verbrachten die Abende einfach in seiner Wohnung. Alles schien perfekt.>>

Die Ampel vor ihnen sprang auf Rot. Nik bremste langsam ab, bis sein Wagen behutsam zum Stehen kam. Endlich konnte er die Gelegenheit nutzen um sie direkt anzuschauen. Thea wirkte ruhig und gefasst, aber sie hatte es nicht gänzlich geschafft, ihre Bitterkeit in der Stimme zu verbergen.

<<Wir müssen jetzt nicht darüber sprechen>>, sagte er sanft.

<<Doch Nik. Ehrlichkeit. Schon vergessen?>>

Das aufgebrachte Hupen eines Wagens hinter ihnen holte die beiden zurück in die Realität. Die Ampel zeigte längst wieder Grün. Äußerlich gelassen hob Nik entschuldigend die rechte Hand. Innerlich allerdings war er aufgebracht und verfluchte diese beschissene Ampel, den Fahrer hinter ihnen sowieso. Thea schloss kurz die Augen, dann begann sie von Neuem.

<<Irgendwann hatte Kai damit angefangen, sich zu einem absoluten Kontrollfreak zu entwickeln. Das Schlimme daran war, dass ich so naiv gewesen bin und es nicht bemerkt habe.>>

<<Wenn man jemanden liebt, bekommt man so vieles nicht mit. Dafür bin ich wohl der beste Beweis>>, sagte Nik voller Ironie und sie musste lächeln.

<<Das ist wohl so.>>

<<Und wann hast du bemerkt, dass etwas nicht stimmte?>>

<<Als ich eines Tages Lydia in der Stadt getroffen habe. Sie war sehr kurz angebunden und schien irgendwie sauer auf mich zu sein. Auf meine Frage hin, ob alles in Ordnung sei, schrie sie mich nur an, warum ich auf keine ihrer Anrufe reagieren würde. Sie hätte mir sogar geschrieben. Ich fiel aus allen Wolken, denn ich hatte überhaupt keine Ahnung, wovon sie sprach. Ich lud sie auf einen Kaffee ein und wie sich herausstellte, hat Kai alle ihre Anrufe entgegen genommen.>>

<<Und dir nichts davon erzählt.>>

<<Ja. So wird´s gewesen sein.>>

<<Und die Briefe?>>

<<Zerstört? Er hat es nie zugegeben, aber es lag auf der Hand.>>

<<Aber es muss doch Möglichkeiten gegeben haben, dich irgendwie ohne diesen Kai zu erwischen.>>

<<Tja. Da kommt meine Naivität ins Spiel. Ich war so damit beschäftigt, mein Glück zu genießen, dass ich alles um mich herum vergessen habe. Meine Freunde mit eingeschlossen. Das wurde mir an diesem Nachmittag erst so richtig bewusst. Noch am gleichen Abend stellte ich Kai zur Rede. Wir hatten einen riesen Streit deswegen.>>

<<Und du hast dich getrennt.>>

Thea senkte den Kopf und starrte ihre Hände an. <<Nein. Er erklärte mir, dass alles sei nur passiert, weil er mich so sehr lieben würde und alles dafür tun würde, mich zu beschützen.>> Sie zuckte mit den Schulter. <<Und die kleine, naive Thea hat das geglaubt und ihrem Traumprinzen verziehen.>>

<<Aber sie lebten nicht bis zum Ende ihrer Tage zusammen, oder?>>

<<Nein. Er war einfach immer und überall dabei. Rief mich mehrmals am Tag im Bistro, in dem ich zu der Zeit jobbte, an, nur um sicher zu gehen, dass ich auch wirklich da war. Meine Freundinnen traf ich heimlich und wenn er es rausbekam, flogen die Fetzen. Nach knapp einem halben Jahr hielt ich es nicht mehr aus und beendete die Sache. Danach ging es erst richtig los. Ich erhielt Nacht für Nacht Anrufe, ohne dass jemand mit mir sprach. Er tauchte ständig irgendwo auf.>>

<<Er hat dich gestalkt?>>

<<Ja.>>

<<Warum bist du nicht zur Polizei gegangen?>>

<<Warum willst du nicht über deine Ängste mit mir reden?>>, konterte Thea geschickt und Nik verstand, worauf sie hinaus wollte.

<<Weil es dir peinlich war.>>

<<So in etwa, ja.>> Sie schwieg einen Moment, so als wolle sie die nächsten Worte sorgfältig auswählen. << Eines Abends kamen Lydia und ich aus dem Kino. Wir gingen zu meinem Wagen und ich sah sofort die Bescherung. Alle Reifen waren zerstochen und eine Seitenscheibe eingeschlagen. Als ich ins Wageninnere sah, musste ich mich fast übergeben. Darin lag ein riesiger, toter Vogel. Ich glaube, es war ein Falke oder sowas in der Art. Um seinen Hals hing ein kleines Schild. Darauf stand: „ Ich denke an dich“ Wenn ich mich vorher schon nicht mehr alleine aus dem Haus getraut hatte, nach diesem Vorfall konnte ich es erst recht nicht mehr. Zum Glück war Lydia für mich da.>>

<<Gut, dass du eine solche Freundin hattest,>> flüsterte Nik und schaute stur geradeaus auf die Straße.

<<So wie du. Du weißt, dass du Karsten alles anvertrauen kannst.>>

<<Ja. Aber darum geht es jetzt nicht. Was ist aus diesem Kai geworden?>>

<<Lydia drängte mich dazu, es meiner Familie zu erzählen. Irgendwann gab ich nach und vertraute mich meinem Bruder an.>>

<<Sekunde. Du hast einen Bruder?>>

<<Halbbruder. Ja. Sein Name ist Markus. Wir haben allerdings nicht mehr allzu viel Kontakt, da er im Ausland arbeitet. Jedenfalls kannte er damals jemanden bei der Polizei. Karen. Sie riet mir zu einer Anzeige. Was ich dann auch tat. Kai wurde per richterlichem Beschluss untersagt, sich mir weiterhin zu nähern.>>

<<Und daran hat er sich gehalten?>>

<<Ja. Man fand ihn ein paar Tage später in seiner Wohnung. Er hatte sich umgebracht. Mit Tabletten.>> Sie schaute stur geradeaus und versuchte, die bitteren Erinnerungen von früher nicht zu sehr an sich heran zu lassen.

Tränen brannten in ihren Augen und sie brauchte einen Moment, um ihre Stimme wieder neutral klingen zu lassen. < Wie sich herausstellte, war Kai nicht nur besessen. Er war psychisch krank. Davon hatte niemand etwas geahnt. >

<<Und du hast dir die Schuld daran gegeben. Jetzt verstehe ich, warum du dich für diesen Berufsweg entschieden hast.>>

<<Das war es nicht. Jedenfalls nicht direkt. Nach dieser Zeit brauchte ich selber Hilfe, Nik. Mein ganzes Leben bestand nur noch darin, Angst zu haben. Schon das Klingeln eines Telefons reichte aus, um mich in die Ecke zu drängen. In der Therapie habe ich dann gelernt mit der Angst umzugehen. Und etwas Positives daraus zu machen.>> Thea schluckte hörbar. <<Ich habe damals nicht erkannt, dass Kai Hilfe brauchte.>>

<<Du bist für das, was passiert ist, nicht verantwortlich>>, sagte Nik sanft und drückte liebevoll ihre Hand.

<<Heute ist mir das bewusst, aber damals? Ich hatte immer das Gefühl, etwas wieder gut machen zu müssen. Nämlich anderen zu helfen, denen etwas Ähnliches passiert ist.>>

<<Was für ein Glück für mich>>, bemerkte er. Thea zog die Brauen hoch, was Nik ein Lächeln auf die Lippen zauberte. <<Wir wären uns vermutlich nie begegnet.>> Seine tiefe Stimme und sein verführerischer Mund jagten ihr einen Schauder über den Rücken.

<<Würdest du mir einen Gefallen tun?>>, fragte sie mit einem mehr als anzüglichem Grinsen.

<<Was denn?>>

<<Da vorne rechts ist ein kleiner Abzweig. Ich möchte dir gerne etwas zeigen.>>

Leicht irritiert zog Nik eine Augenbraue hoch. <<Ich dachte, du wärst noch nie hier gewesen?>>

Ihre Augen begannen zu leuchten. <<Das stimmt.>> Sie hatte die Worte praktisch geschnurrt. Die Ernsthaftigkeit schien wie weggeflogen. Mehr noch. Er hatte plötzlich das Gefühl, dass Thea in Spiellaune war. Also gehorchte er und lenkte den schweren Wagen auf einen schmalen, unbefestigten Weg, der mit unzähligen, kleinen Schlaglöchern gesäumt war.

<<Wohin fahren wir?>>, fragte er neugierig.

<<Mal sehen>>, antworte sie knapp und hielt sich an ihrem Sitz fest, als eine weitere Unebenheit, das Innere des Wagens durcheinander wirbelte. Nik beschleunigte leicht, um über die Anhöhe, die sich vor ihnen präsentierte, zu kommen. Der SUV bewältigte auch dieses Hindernis mit spielerischer Leichtigkeit und nach wenigen Augenblicken endete der Weg und sie erreichten eine kleine Lichtung. Die abendliche Sonne hatte bereits an Kraft verloren und tauchte Teile des in der Ferne liegenden Möhneufer in ein Farbenmeer aus roten und gelben Silhouetten.

Das Motorengeräusch erstarb und für einen kurzen Moment genossen beide den Anblick und lauschten der Ruhe und Stille um sich herum.

<<Nett>>, bemerkte Nik, << und was wolltest du mir nun zeigen? >> Er sah ihr stirnrunzelnd nach, als sie bereits die Tür geöffnet hatte und ausstieg, um im nächsten Moment auf der Rücksitzbank wieder Platz zu nehmen. Ihre Blicke begegneten sich im Rückspiegel.

<<Was ist? Brauchst du eine Extraeinladung?>>, neckte sie ihn.

Ein Schauder durchlief ihn. Er hatte keine Ahnung, was für ein Spiel sie da gerade mit ihm trieb, aber er war neugierig. Also folgte er Thea und setzte sich neben sie auf den Rücksitz. <<Mach die Tür zu>>, befahl sie ihm. Nik stieß einen genervten Seufzer aus, gehorchte aber erneut.

<<Also? Was ist hier hinten so Besonderes?>>

Ihre Augen blitzten gefährlich auf und er erkannte, dass sie ihn herausforderte. <<Getönte Scheiben>>, murmelte sie und fing an, zuerst sein Kinn, dann sein Ohrläppchen mit sanften Küssen zu bedecken.

Unbehagen machte sich in ihm breit. Sein ganzer Körper verspannte sich. <<Ich weiß, dass der Wagen welche hat. Sie waren Teil der Ausstattung>>, sagte er, ohne dass es eine Bedeutung gehabt hätte.

<<Dann hab ich jetzt wohl Glück gehabt>>, flüsterte sie und rollte sich auf seinen Schoß. <<Und was man dahinter so alles verbergen kann>>, hauchte sie und berührte dabei seinen Hals mit ihren Lippen. Nik schloss die Augen und tat alles, damit sein Verstand die Kontrolle behielt.

<<Bitte Thea. Was soll das? Wenn uns jemand sieht.>> Sie hob den Blick und lächelte ihn an. So geheimnisvoll, so verführerisch.

<<Wenn hier wirklich jemand nur auf uns gewartet hat, dann sollten wir ihm auch was bieten. Findest du nicht?>>

Um Selbstbeherrschung ringend hielt er den Atem an, als er ihre Hand zwischen seinen Beinen spürte. Er schluckte hart, denn er wusste, dass er schon jetzt verloren hatte. Dass es um ihn geschehen war.

<<Ach scheiß drauf>>, knurrte er und umklammerte mit einer Hand ihren Nacken. Sie küssten sich so leidenschaftlich, dass er fast das Gefühl hatte, zu schweben. Alles ging plötzlich so schnell und jede Nervenfaser in seinem Körper war zum Zerreißen gespannt, als ihn eine Woge der Lust überkam. Seine Hände glitten unter Theas Bluse. Mit der einen strich er ihr sanft über den Rücken. Die andere glitt unter ihren BH und entlockte ihr einen dumpfen Seufzer.

<<Gefällt dir das?>>, flüsterte er und genoss den Anblick als sie Knopf für Knopf ihre Bluse öffnete und sich ihm entgegen bog.

<<Als ob du das nicht wüsstest.>>

Die Anspannung der letzten Stunden, schienen sich ins Nichts aufzulösen. Es war, als hätte jemand das passende Ventil gefunden und es geöffnet. Ihm war klar, dass sie gerade im Begriff waren, etwas Unanständiges, vielleicht auch Verbotenes zu tun, aber er spürte, dass sie es genauso brauchte wie er, um all die aufgestaute Energie loszuwerden.

<<Wir benehmen uns wie Teenager>>, hauchte er während er weitere Küsse über ihren Hals schickte. <<Aber ich muss zugeben, dass mir das gefällt.>>

Thea nickte kaum sichtbar. <<Freut mich zu hören>>, sagte sie trotzig und nahm wieder Besitz von seinem Mund, während sie an seinem Gürtel nestelte und den Reißverschluss öffnete. Ihm stockte der Atem, als sie seine Boxershort ein Stück über die Hüfte streifte. Für einen Moment begegneten sich ihre Blicke. Strahlende, graublaue Augen, die in einer Intensität auf ihm ruhten, dass ihm schwindelig wurde. Dann machte sich Thea daran, die beiden obersten Knöpfe seines Poloshirts zu öffnen.

Sie lächelte ihn an und wirkte dabei verführerisch und scheu zugleich, so als ob es auch für sie das allererste Mal war, solch eine Erfahrung machen zu dürfen. Er richtete sich ein wenig auf und hob die Arme um ihr zu helfen. Wenige Augenblicke später, landete das Shirt neben ihm auf dem Sitz und sie küssten sich erneut wild und leidenschaftlich.

<<Oh Gott! Was machst du nur mit mir?>>, stöhnte er.

<<Nicht ich. Du. Du bist es, der mich Dinge tun lässt, von denen ich nie geglaubt hätte, dass ich sie tun könnte. Das ist es, was ich dir zeigen wollte>>, hauchte sie in sein Ohr.

Die Worte entglitten ihnen und die Welt um sie herum verschwamm zunehmend. Er fühlte sich in einem Vakuum gefangen. Zusammen mit dieser bemerkenswerten Frau. Ihm entglitt mehr und mehr die Kontrolle. Lediglich das Rauschen seines Blutes vernahm er, wenn überhaupt nur am Rande seines Bewusstseins.

Verschmolzen in einer Einheit, steuerten sie gemeinsam dem Höhepunkt entgegen. Beinahe zeitgleich fanden sie die bittersüße Erlösung, nach der sie sich sehnten.

Schwer atmend ließ sich Thea zur Seite fallen, hielt Nik aber weiter eng umschlungen fest. Ihr Kopf ruhte auf seiner Brust und sie lauschte seinem Herzschlag, der sich nur langsam entspannte und normale Frequenz annahm.

<<Das war unglaublich,>> hörte sie seine tiefe Stimme sagen und schaute auf. Nik hatte immer noch die Augen geschlossen.

Er schien die Nachwirkungen seiner Gefühle immer noch zu spüren und zu genießen. Dabei wirkte seine Miene so unglaublich erleichtert und zufrieden, dass es ihr in der Brust eng wurde.

Und als ob er ahnte, dass ihr Blick auf ihm ruhte, zog er sie noch enger zu sich und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. Er war der glücklichste Mann auf Erden. Nie zuvor hatte er eine solche Erfahrung gemacht. Und er fragte sich so langsam, warum eigentlich nicht und dachte für einen kurzen Augenblick darüber nach.

Aber um nichts in der Welt, wollte er diesen Moment zerstören, indem er wieder in die Vergangenheit rutschte und an seine tote Frau dachte, die ihm in den letzten Monaten nichts als Schmerzen beschert hatte. Sowohl körperlich als auch seelisch. Er konzentrierte sich auf das wesentliche und öffnete die Augen. Er nahm ihren Duft war und sah ihr zu, wie sie die Hand auf seine Brust gelegt hatte und mit seinen Brusthaaren spielte. Und ihm wurde klar, dass er den Rest seines Lebens mit dieser Frau verbringen wollte. Der Gedanke daran entlockte ihm ein Lächeln.

<<Nur fürs Protokoll. Es ist nicht gerade förderlich für das Selbstbewusstsein einer Frau, wenn man nach dem Sex ausgelacht wird.>>

Nik küsste sie auf den Handrücken. <<Keine Sorge, Frau Doktor. Fügen Sie dem Protokoll lediglich hinzu, dass ich im Augenblick der glücklichste Mensch auf Erden bin und Sie keineswegs ausgelacht habe.>>

<<Ich war mir nicht sicher, ob ich dich tatsächlich dazu bringen könnte>>, sagte sie und schaute nachdenklich ins Nichts.

<<Ich bin froh, dass du es getan hast.>> Er tippte ihr unters Kinn.

<<Und was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Abend?>>

Sie streckte sich genüsslich und fühlte sich so lebendig wie schon lange nicht mehr. <<Eine Dusche wäre jetzt ganz wunderbar.>>

<<Hört sich gut an.>> Er hob herausfordernd einen Mundwinkel.

<<Darf ich annehmen, dass du mir dort noch etwas zeigen möchtest?>>

<<Nimmersatt!>>, rief Thea lachend und schleuderte ihm sein Poloshirt an den Kopf.

<<Man wird ja noch fragen dürfen.>>

<<Außerdem solltest du an dein Herz denken. Schließlich wirst du bald Opa und zu viel Aufregung verträgst du nicht mehr. Jedenfalls hast du das gestern noch behauptet.>> Sie begegnete seinem gespielten Schmollmund, während sie ihre Bluse zuknöpfte.

<<Nur fürs Protokoll. Es ist nicht gerade förderlich für das Selbstbewusstsein eines Mannes, wenn man ihn kurz nach dem Sex als alt hinstellt.>>

Sie nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände und gab ihm einen Kuss.

<<Keine Sorge, Herr Doktor. Fügen Sie dem Protokoll lediglich hinzu, dass ich das niemals sagen würde und ich ihnen bescheinige, dass Sie in der Form ihres Lebens sind.>>

<<Hmm. Schön zu wissen.>> Unbeschwertes Lachen lag in seiner Stimme. <<Und wenn du magst, kannst du dich später davon gerne nochmal überzeugen… vielleicht doch unter der Dusche?>>

Zur gleichen Zeit….

Verärgert lenkte er seinen Wagen auf die schmale Standspur und schaute in den Rückspiegel. Er hatte Bergers Wagen doch glatt aus den Augen verloren. Das war ihm noch nie passiert.

Aus irgendeinem Grund war der weiße SUV in eine andere Richtung abgebogen und danach wie vom Erdboden verschluckt.

Er konnte seine Dummheit noch immer nicht fassen, aber es war auch nicht an der Zeit, schon jetzt in Panik zu geraten.

Alles lief wie am Schnürchen. Und genau genommen, machte es keinen Unterschied, welchen Weg Berger nach Hause nahm. Er wusste, dass sich seine Begleitung bereits in den frühen Morgenstunden auf den Weg in ihre Klinik machen würde.

Bis dahin blieb also noch genügend Zeit, sich selber noch etwas auszuruhen und aufs Ohr zu legen, damit er fit war und ihm ein solches Missgeschick nicht noch einmal passierte.

Denn Fehler zu begehen, war ab sofort tabu. Er hatte seine Hütte sorgfältig vorbereitet.

Schließlich mochte er die Frau und wollte es ihr unter den bevorstehenden Umständen so angenehm wie möglich machen. Und sie sollte bei dieser Sache auf keinen Fall zu Schaden kommen. Aber er brauchte sie nun mal, damit Berger das tat, was er von ihm verlangen würde.



















Schrecken der Vergangenheit

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