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Inselerfahrung

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Nun saßen sie endlich nach dem Flug im Bus und Sonnenlicht drang durch die Fenster. Es war so ein heißer Tag, dass die Luft im räumlichen stand. Man saß eng beieinander, Lara lächelte ihrem Anton zu, während sie sich den Schweiß aus dem Nacken mit ihrem Taschentuch wischte. „Bis jetzt haben wir es geschafft“, sagte seine Partnerin, die ihr feuchtes Tuch dann in ihre Handtasche legte. Anton, der interessiert die ihm unbekannte Landschaft dieser Insel anschaute, blickte nun in ihre grau-grünen Augen und nickte nur. Was sollte er schon dazu sagen. Lara sprach zumeist in Dialogen so, dass sich die meisten Antworten erledigten. Das dies ein geführtes Gespräch war, um die er keine Antwort verlegen sein brauchte, dachte Anton auch. Er war ein wenig amüsiert, dass Lara so den meisten den Wind aus den Segeln nahm, aber auch viel Energie investierte, damit es ihnen ging. Seine Partnerin schloss ihre Augen und lehnte ihren Kopf an seine Schulter, beinah schien sie einzuschlafen, hatte die Anreise sie so ermüdet? Anton dachte, dass er Lara in vielen Bereichen ihres Lebens einfach nicht kannte. Aber sie waren auch erst seit zwei Jahren ein Paar. Anton wandte sich wieder der interessanten Flora zu, die an ihm vorbei rauschte. Auch in diesem Bereich der Insel hatte die heiße Sonne die Landschaft hell ausgeleuchtet. Aber es war so eine eigentümliche Umwelt, man kannte das ja in seiner Heimat kaum. Auch wenn die Sonne da auch vieles in schönes Licht tauchte.

Dann nahm Anton ein Erfrischungstuch aus seinem Rucksack, Lara hatte ein ganzes Päckchen eingekauft und ihm amüsiert erklärt, dass ihre Oma das so erzogen hatte. Darüber freute der junge Mann sich jedoch, denn manchmal dachte er bei sich, dass seine Frau nicht so gesellschaftsfähig wäre. Bei all ihren vier Geschwistern war sie wohl oft untergegangen. Aber Anton lächelte oft darüber, wusste Lara ihn doch als einzige so zu nehmen, wie er nun mal war. Seine Geliebte konnte einfach alles sehen nur nicht sich selbst, aber das überließ Anton seinem Herrn im Himmel. Ein Gott, der nun mal alles so schuf, wie es nur ihm gebührte.

Nach einer Weile weckte er seine Lara, die eingeschlafen war. Er meinte, sie müssten nun aussteigen und sich ein Taxi suchen, das sie zu ihrem Appartmenthotel bringen würde. Seine Partnerin war direkt schuld bewusst. Hatte sie etwas falsch gebucht? Dann sah Lara direkt mit ihrem zweiten Gesicht, dass es nur so weitergehen würde.

An der Bus-Station suchte sich Anton sein Smartphone heraus.

Einige Zeit später kam der Taxifahrer angefahren und verstaute nach einer Weile versiert ihre Rucksäcke. Überhitzt stiegen die beiden jungen Leute in den Wagen. Es dauerte nicht lange, da erreichten sie schon ihre Unterkunft.

Die Besitzer, eine nette kleine Familie, erklärten das wesentliche und wiesen sie ein. Dann saß das Paar auf dem schmalen Balkon, man trank reines Wasser aus den mitgebrachten kleinen Flaschen. „Hier gibt es wohl nicht soviel zu erforschen, die Insel ist klein, aber fein, es wird sich um schwimmen und Sonnen-baden drehen“, sagte Lara. Die junge Frau war ihrem Anton so nah wie anderen Menschen ihre eigene Haut. Ihr selbständiger Partner meinte, dass er als Architekt wüsste, wie der Himmel alles vom räumlichen aus bestellte. Lara lächelte und sagte: „Und ich als Floristin weiß, dass die Flora die Liebe Gott zu einem Land wieder spiegelt.“ „Und was soll das heißen?“, fragte ihr Anton ein wenig genervt. Lara glaubte, dass die Reise ihm wohl zu sehr zugesetzt hatte, dass er so unwillig reagierte, er hatte wohl noch eine Lungenentzündung in den Knochen, die sehr langwierig gewesen war. Aber seine Liebe versuchte ihn noch zu heilen und wieder auf den Erdboden zu bringen. Sie war halt eine Frau, die alles über die Natur der Erde wusste. So meinte sie: „Die Anlagen der Unterbringungen, also die Gartenarchitektur zeigt, dass man sich hier wohl nur zu gönnen braucht. Und das wird dir nach der schweren Erkrankung, gerade in den Lungenflügeln, sicherlich gut tun.“ Anton mochte diese mütterliche Art an ihr, sie war halt eine Erden-Frau und diese Weise brauchte er tatsächlich oft, um seinen Kopfberuf aushalten zu können. Aber ein wenig ärgerte er sich auch, er dachte wenigstens ein paar Sehenswürdigkeiten und eine gute Touristenführung zu haben. Und doch musste Anton zugeben, dass sie sich kaum über die Gegebenheiten dieser landschaftlich schönen Insel informiert hatten. Dann sagte er, während sein Blick über die Touristenanlagen und deren grünen Gärten glitt, dass man auch mal einen ruhigen Urlaub verbringen könnte. „Nach deinem anstrengenden letzten Jahr schon noch“, meinte seine Lara da, die auch eng mit seinem Beruf verknüpft war.

Ihr Partner, der schon früh fühlte, dass seine Liebe ihm beinah hörig sein könnte, war eigentlich nicht darauf angewiesen zu wissen für ihn selbst, was wirklich schwer war. Als Anton das thematisierte, antwortete Lara, dass er eben seine Gefühle nicht wahr nehmen wollte. Da war er wirklich erstaunt, er war für sich der Meinung, dass er sie aber tief empfinden könnte, was er nicht laut sagte. Und fast unheimlich war Anton das Wissen seiner Lara, denn es erfrischte ihn in der Tat nicht, was das letzte Jahr war. Aber er hatte geglaubt, dass er gerade dies hätte verbergen können. Es war ein Jahr, in dem Anton sich mit seiner Arbeit zwar zurechtgefunden hatte, er aber vor lauter Stress nur nicht wusste, wo er sich hintun sollte.

Später sagte er: „Komm lasse uns unsere Schwimmsachen zusammen suchen und an den Strand gehen, er ist wohl direkt in der Nähe.“ „Au fein, später können wir bestimmt ein Strand-Restaurant aufsuchen, es gibt hier sicherlich so eine Lokalität, von irgendwas müssen die Einheimischen ja leben“, antwortete Lara. Ja, Anton war wieder mal erstaunt, in wie viele Menschen sich Lara hinein versetzen konnte, dabei war sie ja „nur“ Floristin. Manchmal dachte er, sie hätte Kulturanthropologie studieren können. Jene untersuchten ja den Menschen in seinem Verhältnis zu seiner Kultur und auch, was der Mensch selbst gestaltend hervorbrachte. Und das im Unterschied zur Natur.

Floristinnen waren halt mehr handwerklich beschäftigt, das fand ihr Geliebter nicht falsch. Er wusste ja, wie gerne Lara für Hochzeiten, für die Kommunion und für Beerdigungen arbeitete. Aber Anton erzählte ihr nichts über ihr mögliches Talent zur Kulturanthropologin, denn sie würde sich vielleicht angegangen fühlen.

Eine Weile später lagen sie auf ihren Strand-Matten. Die Sonne schien heiß auf ihre Körper, so dass sie das Meer aufsuchten. Man wollte sich erfrischen. Man wechselte sich ab, wegen den Wertsachen.

Die sympathische Hoteliere hatte ihnen eine aufgeblasene Luftmatratze mit gegeben und hatte noch Sonnenschirme beigeben wollen. Doch Anton hatte die Schirme für die Sonne abgelehnt. War er wohl zu stolz? Manche Ebenen wusste Lara von ihrem Geliebten einfach nicht. Komisch eigentlich, dachte die junge Frau während sie mit ihrem Luxuskörper auf der roten Luftmatratze gegen die Wellen anging. Sie hatte es schon ein gutes Stück bis zu einer Tiefe geschafft, dann ruhte sie mit ihrem durch trainiertem Bauch mittig auf dem Leihgeschenk. Lara ließ sich eine Weile treiben. Dann wurde ihr die Sonne doch zu heiß und so führte sie sich wieder mühsam Richtung Ufer.

Anton schaute ihr, eine Weile danach, amüsiert tief in die Augen und fragte: „Na, hast du mit einem Untier gekämpft?“ Lara, die sogar solche Bemerkungen sehr wichtig nahm, fragte mit ernsthaftem Blick: „Warum?“ Anton grinste unverschämt und sagte: „Mit deiner Schwimmtechnik bist du wohl gerade einem Schwertfisch entronnen.“ Lara erschrak und dachte, dass dies sehr wohl der Fall gewesen sein könnte. Sie beließ ihren Geliebten aber mit seinem Humor, manchmal wusste er eben nicht, dass er einen Nagel auf den Kopf treffen konnte.

Wenig später nahm auch Anton die rote Luftmatratze und schwamm darauf ins Weite, so dass Lara schon befürchtete, er könnte abdriften. Nach langer Zeit kam er wie ein Neptun mit der Matratze aus dem Meer und sofort verliebte sich Lara wieder in sein Naturell. Sie fühlte, er war ein Leben lang sein eigener Mann auf dieser Erde, so bewusst und unbewusst nur zugehörig zu seinem Himmelsgestirn, dass Lara das fast amüsierte. Manchmal wusste er sicherlich nicht, wer er wirklich war. Das lag bestimmt an seiner Kindheit, als Einzelkind wurde er doch geliebt und abgegrenzt zugleich, und das schon, wenn seinen Eltern weniges nicht passte. Allzu oft war Anton der Willkür seiner Eltern ausgesetzt, das hatte er ihr mal auf einer Party von ihren Freunden nach einer Flasche Apfelkorn gestanden.

Als Anton nach einer Stunde der Stille meinte: „Komm lasse uns was essen gehen“, sagte sie nicht nein. Er war wirklich besorgt, denn Lara hatte eine schwere, längere Abnahmekur hinter sich. Dabei wog sie vorher nur um die siebzig Kilos, und nun gerade mal an die hundert Pfund. Ein wenig peinlich war es Anton, denn er hatte nur mal so auf eine Frauenzeitschrift gezeigt und gemeint, dass er auch auf dünne Frauen stehen würde. Lara war mit einem mal erbleicht und hatte einen Tag später ein Diätprogramm gestartet. Hätte er es nur nicht gesagt, dachte ihr Anton, als er die Strand-Sachen zusammen packte. Dabei stand er bei Frauen, die eine schwere Kindheit hinter sich hatten, sogar eher auf mollig und patent. Aber nur, wenn man seinem Herrn im Himmel noch sehr zugetan war. Allerdings mochte Anton, wenn er sich das gestand, lieber magere, insbesondere, wenn man etwas für sich nicht beherrschte. Schmale Frauen rührten Anton Beschützer-Instinkt, wie ein guter Freund das mal nannte. Warum dies nun so war, konnte er sich selber kaum erklären. Schuldbewusst führte er seine Lara in das Strand-Lokal. Denn er dachte, dünn wäre noch etwas anderes als mager-süchtig.

Nach einer Weile saßen sie nach einem opulenten Mal erschöpft beieinander. Auch hatte der Rotwein sie müde gemacht, so dass sie die Lokalität bald danach verließen.

Lara wehrte in dem Schlafzimmers ihres Appartments den Verführungsversuch Antons auf ihre Weise ab. Merkwürdig, seine Geliebte hatte fast nie nein dazu gesagt und Lara meinte, als er dies sagte, dass sie fühlte, dass er nun Ruhe bräuchte. Schließlich hätte er sein Ketten-Rauchen von sechzig Zigaretten auf Null gebracht. „Und was hat das jetzt damit zu tun, es ist immerhin zwei Monate her“, antwortete Anton ein wenig überrascht. „Ich habe einmal gelesen, dass es noch nach einem Jahr des Rauchentzuges die Gefahr gibt, an einem Herzinfarkt zu sterben“, sagte seine Geliebte besorgt. Nun wurde es ihm unheimlich, Anton fühlte bereits ein Ziehen am Arm und so legte er sich auf seine Bettseite und meinte: OK, OK, vielleicht ist ja was dran.“

Als sie gegen 22 Uhr wach wurde, fühlte sie auf seine Bettseite und bemerkte, dass er nicht da war. Hatte er sich aus Wut einfach nach draußen begeben, um etwas spazieren zu gehen. Das war Anton durchaus zu zutrauen.

Lara machte sich etwas frisch, zog sich einen Jogging-Anzug an und schloss dann die Tür des Appartments hinter sich. Erleichtert war sie, Anton saß mit den Hotelieres, ein älteres Ehepaar und deren Mädchen schwadronierend beisammen. Die halbwüchsige Tochter blickte sie unverschämt grinsend mit einer Zahnlücke an. Man saß eine Weile bei Retsina und griechischen Spezialitäten beisammen. Von dem Vater der jungen Nitsa bekamen sie dann Ausflüge mit Spaßgarantie empfohlen. Der ältere Kostas zückte dazu eine Mappe mit Photos und Routen und erzählte von den einzelnen touristischen Möglichkeiten, die Anton und Lara sicherlich erbauen würden.

Spät in der Nacht ging man dann aufs Zimmer. Diesmal wehrte Lara Antons Verführungsversuche nicht ab, irgendwie wollte sie ihrem Geliebten helfen, wusste sie doch um sein Sex-süchtiges Naturell. Und doch spürte sie unbewusst, dass Anton ihr dennoch auf seine Art treu war. Lara konnte nicht sagen warum, vielleicht, weil sie es nicht anders wahrhaben wollte. Erschöpft kam sie wieder zu sich, es ging ihr nur nicht so gut, sie fühlte, dass die Erkrankung, die schon Anton so nieder geschlagen, auch sie erfasst hatte. Müde schlief Lara an seiner Schulter ein und wenig später schob ihre Liebe sie auf ihre Bettseite.

Anton begann zu sinnieren und dachte bei sich, dass ihr Abhängigkeitsverhältnis zu ihm ihn schon noch bedrückte. Einerseits erfrischte ihn ihre helfende Art, andererseits musste er sie oft über unermessliche Berge schleppen. Manchmal empfand das Anton sogar so, als würde sich dadurch etwas abgleichen. Brachte Lara doch die meiste Energie auf, ihn aufgrund seiner schweren Kindheit immer wieder in den Stand zu bringen. Seine Eltern waren beide früh berufstätig, ließen ihn fast alleine in der Nachbarschaft groß werden, und allzu oft musste er seine Mutter dazu bringen, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Dabei war sie nicht nur Alkoholikerin, sondern auch mit einem schweren Putz- und Waschzwang „beseelt“, wie Anton einmal heimlich ein Gespräch mit anhörte. Peinlich war es dem jungen Mann fast, dass Lara seine schwierigen Kindheitserlebnisse für ihn kompensierte. Dabei hatte sie selber eine harte Kindheit hinter sich, hatte als älteste ihre vier Geschwister lange Jahre mit ihren Eltern durchgebracht und den Haushalt fast alleine mit gestaltet. Anders als Antons akribisch saubere Mutter, deren Befürchtungen vor Keimen fast sein ganzes Leben begleitet hatte, ohne ihn selbst dabei wirklich eine echte, gesunde Kindheit erleben lassenzukönnen. Was er an Lara liebte, war dieses Verhalten mit einem Lächeln zu versehen, sie meinte sogar einmal: „Sei doch froh, so war es wenigstens sauber.“


Nachdem Anton eine Weile darüber nachdachte, dass er ihre Liebe ja nicht bewusst ausnutzte, schlief er beruhigt ein.

Am nächsten Morgen wurde Lara wie gerädert wach, sie hörte überrascht, wie ihr Geliebter pfeifend das Frühstück bereitete und die Essenswaren auf den Tisch gab, die sie in einem kleinen Laden am Strand gekauft hatten.

Schnell duschte sie sich, zog ein paar Shorts und ein T-Shirt an, über ihre neu gekaufte Wäsche.

Nach dem Frühstück wollten sie mit dem Boot in die größere Stadt der Insel reisen. Anton meinte, dass sie noch etwas ruhen sollte, er würde sich in der Zwischenzeit ein wenig mit dem Hoteliere unterhalten wollen. Lara fand das OK, auch wenn sie das etwas merkwürdig fand.

Als Anton längere Zeit weg war, ging sie neugierig nachschauen und fand ihren Mann bei der halbwüchsigen Tochter vor dem Hotelappartment sitzen. Jene lächelte verlegen und zog sich den schmalen Träger ihre T-Shirtkleides über die Schulter. Eine leichte Röte überzog ihr Gesicht. Und Lara, die die Situation unbewusst in wenigen Minuten erfasste, schluckte hart auf. Dann fragte Antons Geliebte auf englisch: „Wo sind denn ihre Eltern?“ Die junge Nitsa antwortete in der gleichen Sprache, dass die älteren in der Stadt noch Putzmittel kaufen mussten und insbesondere Essenswaren zu besorgen hätten. Lara fand das plausibel, konnte man doch in dem Strand-Geschäft nicht gerade einen Großeinkauf starten. Auch wenn die Reisende die ein oder andere Einkaufsmöglichkeit recht erschwinglich fand.

Die junge Frau zuckte nur mit den Schultern und meinte zu ihrem Partner, dass man ja in einer Stunde das Boot nehmen könnte und sie bereits startbereit wäre. Anton sagte, er wäre auch bereit, er müsste nur noch seine Sonnenbrille holen. Lara, die nicht vor hatte, sich zu diesem Luder zu gesellen, ging mit hoch und packte sich Sonnencreme ein. Dann defilierte man zum Strand, wo sich der Bootssteg befand. Einige Zeit später kamen sie am malerischen Hafen der größeren Stadt an. Die Bootsfahrt übers Meer war schon eine schöne Erfahrung für Lara gewesen, nah dem tiefblauen Wasser, den leichten Wellen zu sitzen und entlang kleiner, vereinzelter Inseln zu fahren. Alles war in mediterranes Licht getaucht. Ihr galanter Anton hatte seine Kenntnisse über reiche Menschen zum Ausdruck gebracht. Er hatte auf die grünen Hänge gedeutet und erzählt, dass gerade in den Domizilen dort viele VIPS ihre Lager aufgeschlagen hätten. Lara musste darüber schmunzeln, denn das Wort „Lager“ passte wohl recht gut, wirkten sie doch gerade wie kleine Häuschen. Und die junge Frau dachte, gerade so Welt-bekannte konnten sich natürlich wesentlich mehr leisten, was sie allerdings nicht laut sagte.

Später defilierten sie den Cafes am Hafen entlang. Anton scheuchte Lara eine Weile danach, trotz ihrer beginnenden Krankheit, den steilen Hang nach oben zu einer kleinen Kirche.

Leise wurde ihr Geliebter, als Lara sich still ins Gebet versenkte, auch wenn er in ihren zwei Jahren viel von ihrer Gläubigkeit mit bekommen hatte. Anton hatte jedoch ihre leise Demut, die sich selbst gegenüber beinah streng anmutete, bislang nicht vernehmen können. Er selbst betete, dass sie gut nach Hause kommen mochten, denn seine ansehnliche Lara wusste nichts um ihre unschuldige, schwarz-braune Schönheit mit den grau-grünen Augen, eine seltene Mischung. Sanft und verletzlich, ehrlich und strikt zugleich.

Nach einer gewissen Zeit zog er sie am langen Arm aus der Kirche, dann besichtigten sie draußen den schönen Ausblick auf das azurblaue Meer. Lara deutete auf die blühende, prächtige Flora und meinte: „Hier hat der Himmel tatsächlich sein Füllhorn ausgeschüttet.“ Anton schmunzelte und sagte: „Schönheit wem Schönheit gebührt.“ Er verliebte sich wieder auf einen Blick in sie, als sie schüchtern ihre Schultern hoch hob und sich die Haar unbewusst aus der Stirne strich.

Später kamen sie zu einem Cafe, wo sie einen Cappuccino nahmen, dann besprach man, eventuell eine Inselrundfahrt zu haben. Eine Weile später gingen sie durch die Touristengeschäfte und das bummeln führte dazu, dass sie sich neue Sonnenhüte kauften. Dabei amüsierten sie sich gegenseitig darüber, dass sie nun „wie echte Touristen“ aussehen würden. Eine Weile darauf gingen sie in eines der Restaurants.

Dann nahm man später den Bus, Lara hatte vor, sich dann doch noch wegen ihrer beginnenden Erkrankung ein Nachmittagsschläfchen zu gönnen. Anton meinte, er würde dann eben alleine zum Strand gehen. Lara zuckte zusammen, sie wusste, ihr Anton konnte schlecht alleine sein.

Die letzten gemeinsamen Tage verbrachten sie mit einer Inselrundfahrt, weiteren Bootsfahrten in die größere Stadt, Wanderungen und Busfahrten zu anderen Stränden, um eine Abwechslung zu haben.


Am vorletzten Abend lernte man den Freund von Nitsa, mit Namen Panajotis, kennen, er sah aus wie ein Adonis. Und das beruhigte Lara irgendwie.

Der letzte Abend sollte nach Übereinkunft mit einem Restaurant-Besuch ausklingen. Das Paar aß die erlesensten Speisen, später sank man müde ins Bett. Vor dem Schlafen-gehen verführte Anton sie noch zärtlich und Lara ließ das gerne geschehen, hatten sie doch seitdem sie sich kannten, schon bestens harmoniert.

Mitten in der Nacht hörte Antons Geliebte Rumoren an der Tür, sie erschrak und sah, wie er gerade am Appartment-Ausgang hantierte. „Was ist denn?“, fragte Lara überrascht. „Ach, ich kann nicht schlafen und gehe ein bisschen an die frische Luft“, meinte er. Anton war zusammengeschreckt, fühlte er sich etwa ertappt? Aber sie ließ ihn gehen, sie wusste, dass er sich in engen Räumen nicht wohl fühlte.

Eine viertel Stunde später klopfte es an der Tür, hatte sich ihr Geliebter so schnell fangen können? Lara fragte sich das. Vorsichtig öffnete sie die Tür. Vor ihr stand der Freund von Nitsa und schaute sie aus schwarzen Augen bedrohlich an. Die junge Frau hatte nun eine schwere Furcht, denn Panajotis konnte sich in das vorderste Zimmer drängen. Doch Antons Geliebte konnte ihn mit einer Kampf-Technik aus dem Raum herauskämpfen. Lara hatte schließlich jahrelang auf Anraten ihres Vaters einen Kungfu-Kurs besucht. Am Fenster hörte sie ihn noch hantieren und so schickte sie ihm wütende Worte auf Englisch durch die Öffnung. Der junge Mann antwortete in englischer Sprache, dass ihr Anton sich an sein Mädchen herangemacht hätte, und dass dies seine Rache sein sollte. Lara zuckte zusammen und sagte: „No comment.“ Und obwohl ihr nichts schweres passiert war, konnte sie nach dem darauf folgenden schnellen Zuschließen des größeren Fensters lange Zeit nicht einschlafen. Auch hatte sie Angst, dass jener Panajotis Anton gegenüber handgreiflich werden könnte. Und doch hatte sie keine schwere Furcht, ihr Geliebter und sie hatten ja gemeinsam ein paar Übungen in Kungfu vorgenommen. Ihr athletischer Anton war aber auch so ein guter Kämpfer, denn Boxsport war sein Hobby.

Als ihre Liebe lange Zeit später nervös ins Zimmer kam, wagte die hörige Lara, die aufgrund seines Eintretens wach wurde, ihr Erlebnis nicht zu thematisieren. Auch wollte sie nicht Pferde scheu machen. Sie wusste, Anton konnte schnell in Rage kommen und unberechenbar werden. Was auch immer er mit dieser Nitsa gehabt haben mochte, sie wollte es nicht ansprechen. Würde aber Panajotis noch auf sie lauern?

Am nächsten Morgen schaute Lara vorsichtig über das Grundstücksgebiet, aber der junge Mann hatte sich verzogen, ihre Kampfkünste hatten ihn wohl irgendwie vertrieben.

Man erledigte dann die Zahlungsmodalitäten und durch ein Taxi kamen sie dann am kleinen Flughafen an.

Nach dem Flug erreichten sie die Flure des deutschen Flughafens. Und als sie später durch den Ausgang in den Regen kamen, sagte sich die hörige Lara, es würde weiter gehen, sie wusste nur noch nicht wie. Die junge Frau wusste durch ein esoterisches Buch, dass je mehr man aushielte, sich selbst in Frage stellte und sich dabei mit anderen benehmen würde, desto mehr Stufen würde man für sich weiter kommen. Doch als Christin wusste sie, wenn man dabei seinen Weg nähme, dass es ein Pfad ins göttliche Licht sein sollte.

Als sie die Straße zu dem Parkhaus hin kreuzten, öffneten sie ihre Schirme. Anton meinte: „Morgen soll schon wieder die Sonne scheinen.“ Lara nickte zustimmend und dachte dann weiter über ihr esoterisches Wissen nach, während sie zu ihrem Wagen durch das Parkhaus gingen, hielten sie die Schirme natürlich geschlossen. Die junge Frau las einmal, je mehr man sich durch sein Leben durchfand und je mehr man daraus hervorging, desto höher könnte man auch in seinen Entwicklungsgraden steigen. Allerdings fand Lara das nicht so nachzuvollziehen, dass je schwerer so etwas zu überwinden wäre, man dann belohnt werden würde. Auch fand sie es merkwürdig, dass man mehrere Stufen auf einmal überwinden, auch einige Grade überspringen könnte.

Später fuhren die jungen Leute durch den Platzregen. Lara hoffte darauf, dass es am morgigen Tag wirklich besseres Wetter geben würde. Sie wusste ja: Auf Regen folgt Sonnenschein.

Natur im Licht

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