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Kapitel 1: Seufzer

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Da ist sie wieder diese Leere in mir.

Warum bin ich nie zufrieden mit dem, was gerade passiert in meinem Leben? Warum nur glaube ich, dass das Beste schon noch kommen wird? Wenn ich mal schaffe abzunehmen und mir dann endlich die Kleider kaufen kann, in denen ich wirklich gut aussehe und die zu meinem Typ passen und in denen mein Selbstwertgefühl gleich da sein wird, weil ich dann endlich diejenige bin, die ich wirklich bin.

Wird das so sein? Ist das die Wahrheit über mich selbst?

Wer bin ich?

Wer bin ich wann?

Und wie muss ich sein um wirklich ich zu sein?

Reichen ein paar schöne Kleidungsstücke und eine sportliche durchtrainierte Figur?

Ach, ich seufze schon wieder, wie ich es in den letzten Jahren zunehmend mehr und mehr tue und zuweilen darüber ganz ermüde.

Meine sogenannten Freunde kriegen nicht viel mit von meinem inneren Kampf mit mir selbst, denn ich traue ihnen nicht wirklich zu, dass sie mich verstehen würden.

So bin ich auch nicht. Zumindest nicht in ihrer Gegenwart. Da bin ich fröhlich und witzig. Sie wissen nicht, dass ich für mich alleine eine große Seufzerin bin und gar nicht mehr fröhlich und witzig. Wie könnte ich dann in ihrer Gegenwart plötzlich das Seufzen anfangen und mich gehen lassen. Sie würden mich nicht erkennen und sich Sorgen machen und versuchen mich schnell wieder in den Zustand des Fröhlich Seins zu katapultieren. Ich würde ihnen den Gefallen tun und schnell wieder fröhlich sein bis ich die Tür hinter mir zufallen und die Maske endlich befreit fallen lassen kann um mich wieder dem Seufzen hinzugeben.

Ich gebe es zu, ich möchte anderen Menschen so gerne gefallen. Ich weiß nicht genau warum es so ist, aber gemocht oder sogar geliebt zu werden ist für mich überlebenswichtig. Wenn ich es schon nicht selbst tue, mich zu mögen. Ich strenge mich an und bin fröhlich und witzig und manchmal hilfsbereit und wenn es sich nicht vermeiden lässt auch kommunikativ.

Es ist nicht so schwer andere Menschen an der Nase herumzuführen und sie glauben zu lassen, dass man wirklich so ein netter Mensch ist. Sie haben ja selbst kleinere bis größere Sorgenpäckchen zu tragen und sind dankbar für jeden, der es ihnen im Umgang leicht macht und ihnen nicht noch zusätzliche Sorgen bereitet. Das ist so schön unkompliziert.

Wenn ich gefragt werde, wie es mir geht, sage ich: „Gut“, was so viel bedeutet wie: „Ich möchte mein wirkliches Befinden nicht mit Dir teilen“. Meine Mitmenschen kennen natürlich die wahre Bedeutung der Höflichkeitsfloskeln aber es gehört eben zum guten Ton sie trotz ihrer häufigen Inhaltslosigkeit auszutauschen.

Wann habe ich aufgehört nach außen sichtbar diejenige zu sein, die ich bin? Und bin ich das wirklich? Bin ich in der Essenz meines Seins tatsächlich nur eine missmutige Seufzerin, die ihre gesteckten Ziele nie erreicht, weil sie nicht schafft den Blick nach oben zu richten?

Bin ich das?

Ich bin auch ein Kind des Königs, aber diese Tatsache löst in mir nur noch weitere Seufzer aus und trägt nicht viel zur Besserung meines Gemütszustandes bei. Der König hat so viele Kinder auf diesem Planeten, wie soll ausgerechnet ich da wichtig sein und irgend eine herausragende Rolle spielen? Da sind all diese übermenschlichen Königskinder, die Erstaunliches, Hingebungsvolles leisten und dann bin da ich. Ich weiß schon, alle Menschen sind gleichwertig in den Augen des Königs, aber ich kann das nicht fühlen und meine Seufzer sprechen eine andere Sprache, die mir glaubwürdiger erscheint.

Der König könnte mir ja ein bisschen entgegenkommen und mir ein paar Wünsche erfüllen, damit ich merke, dass ich ebenfalls ein geliebtes Kind bin. Mein Märchenprinz auf dem weißen Pferd zum Beispiel. Wo bleibt er nur, mein Traummann? Nein, mir ist nicht vergönnt den Partner für´s Leben zu finden.

Vielleicht habe ich mich nicht genug angestrengt, vielleicht habe ich nicht genug geglaubt.

Es ist wirklich schwer für mich das Handeln des Königs nachzuvollziehen. Warum tut er das Eine und das Andere wieder nicht?

„Rette mich, Gott, denn Wasser ist bis an die Seele gekommen. Ich bin versunken in tiefen Schlamm, und kein fester Grund ist da; in Wassertiefen bin ich gekommen und die Flut schwemmt mich fort. Ich bin müde von meinem Rufen, entzündet ist meine Kehle; meine Augen vergehen vom Harren auf meinen Gott“ Psalm 69, 1-4

Wärme die bleibt

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