Читать книгу Warum Sucht mehr als Alkohol ist - Nico Biedermann - Страница 3
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Sucht - Was ist das eigentlich und welche Probleme gibt es?
Um über Sucht am Arbeitsplatz zu sprechen, stellt sich zuerst die Frage, um was es eigentlich geht.
Was ist Sucht?
Der Begriff umfasst verschiedene Facetten der Sucht, z. B. Alkoholsucht, Drogensucht und die Abhängigkeit von Medikamenten. Dabei handelt es sich jeweils um Stoffabhängigkeiten. Aber es gibt auch seelische Abhängigkeiten. Zu nennen sind dabei die Spielsucht, die Essstörungen (Ess- und Brechsucht, Fresssucht) und es wird auch von süchtigem Verhalten bzgl. Handy und Internet gesprochen. Das unter dem Namen FOMO bekannte Phänomen, stellt einen nicht gerade kleinen Anteil des Problems dar.
Süchte als Übersicht
Alkohol- und Drogenkonsum sind die ersten Gedanken zum Thema Sucht. Aber es gibt weitere Ausprägungen. Hinzu kommen:
Tabak
Medikamente
Glücksspiel
Magersucht (Anorexia Nervosa)
Bulimia Nervosa (Ess-Brech-Sucht)
Fettsucht (Adipositas) und auch
Zucker
Die Schwierigkeiten durch Sucht
Die Probleme, die durch eine Sucht entstehen, liegen oft in erhöhten Unfallgefährdungen oder auch in der sozialen Isolation. Die Abhängigen bewegen sich zunehmend in einem sozialen Umfeld, in dem Sucht und Chaos öfter vorkommen. Dadurch fällt es schwer aus dem Hamsterrad auszubrechen und in ein normales Leben zurückzufinden. In der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) geht man davon aus, dass 10 % - 30 % der Arbeits- und Wegeunfälle durch Alkoholeinwirkung verursacht werden.
Suchtprävention am Arbeitsplatz und Unterstützung
Im Sinne eines betrieblichen Gesundheitsmanagements ist die Suchtprophylaxe bzw. gezielte Unterstützung bzgl. der Therapie wichtig. Klare Absprachen machen es dem Arbeitgeber leichter in den Arbeitnehmer zu vertrauen. Wenn gegenseitige Vereinbarungen eingehalten werden, dann sieht der Arbeitgeber den Willen und gleichzeitig stärkt der Betroffene mit zunehmendem Therapieerfolg seinen Stand im Unternehmen. Abrutschen kann im Prinzip jeder, aber wieder aufstehen zeigt Stärke, Willen und schafft Vertrauen.
Zahlen und Fakten
Im Normalfall, also bei einer gesunden Leber, wird eine Blutalkoholkonzentration von 1,3 Promille frühestens nach 8 Stunden vollständig abgebaut sein. Das Problem ist, dass sich die Betroffenen schon vor Ablauf der 8 Stunden fitter fühlen und dadurch der Alkoholspiegel falsch wahrgenommen wird. Weitere Zahlen:
Der volkswirtschaftliche Schaden durch Alkohol wird auf 57 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt
jährlich sterben ca. 74.000 Menschen in Deutschland im Zusammenhang mit Alkohol
1,6 Mio. Deutsche sind alkoholabhängig
jährlich konsumiert jeder Deutsche ca. 10 Liter reinen Alkohol
Was ist eine Co-Abhängigkeit?
Neben einer direkten Suchterkrankung spielt die Co-Abhängigkeit eine entscheidende Rolle im Krankheitsgeschehen. Denn die Probleme am Arbeitsplatz zeigen sich ebenfalls am Arbeitsplatz.
Co-Abhängigkeit heißt, dass Menschen aus dem Umfeld ebenfalls krank werden. Familie, Partner und Freunde von einem Suchtkranken wollen helfen. Sie beschützen und verteidigen die Betroffenen. Die Fassade darf nach außen hin nicht bröckeln. Es dreht sich alles nur um den Abhängigen. Der Versuch zu helfen scheitert. Der Strudel dreht sich schneller.
Das eigene Leben schwindet
Die Angehörigen haben kein eigenes Leben mehr. Soziale Kontakte werden gemieden: „dem Erkrankten muss doch geholfen werden“. Tätigkeiten werden übernommen, Aufgaben erledigt. Alles mit den besten Absichten. Doch wer ist nun krank?
Co-Abhängigkeit: Abhängig vom Abhängigen
Wenn der Teufelskreis geschlossen ist, so brauchen die Helfer ebenfalls Hilfe. Sie sind co-abhängig. Abhängig von der Sucht des Betroffenen. Gut gemeinte Hilfe, unter Aufgabe des eigenen Lebens, verschlimmert die Situation und macht krank. Psychosomatische Beschwerden, Gedankenkreisen, Wut, Hilflosigkeit und Depressionen. Hilfe von außen ist nun wichtig!
Co-Abhängig am Arbeitsplatz
Was das bedeutet, kann sich ganz individuell zeigen. Stellen sich psychische Erkrankungen ein, kann auch hier Handlungsbedarf im Sinne der Arbeitssicherheit bzw. der betrieblichen Maßnahmen zum Gesundheitsmanagement gegeben sein. Jede Abhängigkeit sollte ernst genommen werden. Konzentrationsprobleme und Kontrollverlust sind erste Stichworte in dem Zusammenhang. Die Co-Abhängigen können die gleichen Symptome zeigen: Sie können übermüdet zur Arbeit erscheinen und eine eingeschränkte Konzentration an den Tag legen. Die Gedanken kreisen immer um die Fragen: „Wie kann ich helfen? Wieso bin ich so machtlos?“
Vorgesetzte, Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit sind gefordert.