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Der kleine Fuchs und die Palme
ОглавлениеDer Wind wehte immer heftiger. Dem kleinen Fuchs flog Sand ins Gesicht. Er kniff die Augen zu. Wieso war ein Sturm aufgekommen und hatte ihn von seinem Weg abgebracht?
Eine starke Windböe trieb ihn über die Steppe. Er wusste nicht wohin. Er konnte nichts sehen, er hörte nur das Rauschen des Windes. Manchmal wurde das Rauschen zu einem lauten Pfeifen, dann wieder zum Summen wie ein Bienenschwarm. Plötzlich stieß er gegen etwas Hartes. Der Wind drückte ihn so stark dagegen, dass er sich nicht mehr bewegen konnte.
Der kleine Fuchs schlief erschöpft ein, während der Sturm weiter um ihn herum tobte.
Als er erwachte, war die Luft wieder klar. Er öffnete die Augen und sah auf eine weite Fläche. In großer Entfernung erblickte er hohe Berge, die er noch nie zuvor gesehen hatte. In der Nähe verlief ein kleines Flüsschen. Es kam ihm unbekannt vor. Kleine Büsche wuchsen um ihn herum. Sie waren noch immer niedergedrückt vom Sturm.
Auf einmal rieselte Sand auf ihn herab. Oh nein, ging der Sturm wieder los? Der kleine Fuchs schaute nach oben. Ungläubig sah er über sich die Krone einer Palme. Die Palme schüttelte ihre Blätter. Das Erstaunliche war, dass der Wind nicht wehte. Die Palme bewegte sich von selbst.
Erschrocken fuhr der Fuchs auf. Er erinnerte sich, dass er während des Sturms gegen etwas Hartes geprallt war. Nun wusste er, dass es der Stamm der Palme gewesen war.
Wieder schüttelte die Palme ihr Haupt. Der kleine Fuchs blinzelte. Er hatte genug davon, Sand in den Augen zu haben.
Jetzt bemerkte er, dass sein Fell ebenfalls voller Sandkörner war, und er begann sich, so wie die Palme, kräftig zu schütteln.
„Ja, das tut gut, oder?“ sagte eine tiefe Stimme.
Der Fuchs erstarrte, drehte sich um, drehte sich weiter um und sah dann die Palme an.
„Hast du das gesagt?“ fragte er die Palme.
„So ist es. Die Sandkörner haben meine Blätter bedeckt, ich konnte kaum atmen. Jetzt geht es mir besser.“ Der Fuchs starrte die Palme an.
„Was ist? Wusstest du nicht, dass Palmen über ihre Blätter atmen?“
„Doch, doch. Das habe ich in der Schule gelernt. Aber keiner hat mir gesagt, dass Palmen auch sprechen können.“
„Gut, dass du nicht alles an einem Tag in der Schule gelernt hast. Dann wüsstest du schon alles, und ich könnte dich nicht mehr überraschen.“
Der kleine Fuchs lächelte.
„Darf ich dir etwas zu trinken anbieten? Du hast sicher Durst nach dieser sandigen Angelegenheit.“ Die Palme schüttelte sich ein letztes Mal. Der kleine Fuchs sah die Palme fragend an.
„Dort fließt mein Freund, der Fluss. Er bringt dir gerne ein Erfrischungsgetränk. Er serviert mir auch ständig Wasser, und ich spende ihm dafür am Abend etwas Schatten. Er liebt die Kühle des Schattens.“
Dankbar nahm der Fuchs die Einladung an und lief zum Flussufer. Der Fluss machte an dieser Stelle eine Biegung, sodass das Wasser gemächlich vorbei floss. Der kleine Fuchs konnte leicht seine Schnauze in das flache Gewässer tauchen und in Ruhe ein paar große Schlucke nehmen. Dann lief er zurück zur Palme.
„Ich habe mich verlaufen. Ich weiß den Weg nach Hause nicht.“ Der Fuchs blickte ratlos. Die Palme wirkte nachdenklich.
„Ich denke, das Beste ist, du machst es dir erst einmal gemütlich und ruhst dich ein wenig aus. Deine Familie hat sich sicher schon auf die Suche gemacht. Wahrscheinlich sind sie bald hier, um dich zu finden.“
Dem Fuchs gefiel die Idee, und er legte sich mit eingerolltem Schwanz unter die Palme.
„Du bist nicht der erste, der an meinem Stamm sein Lager aufschlägt. Menschen und Tiere von allen Kontinenten hat es hierher verschlagen. Alle haben etwas zu berichten. Ich erzähle dir eine Geschichte, damit du die Zeit vergisst. Ein Bäcker aus Nordamerika hat sie mir mitgebracht. Auf seiner Reise durch diese Landschaft, kam er mit seiner Frau vorbei. Die beiden haben sich, so wie du jetzt, zu meinen Füßen ausgeruht, und ich bat sie darum, mir eine kurze Geschichte zu erzählen. Nun gebe ich sie an dich weiter.“
Die Palme räusperte sich und begann zu erzählen.