Читать книгу Zerpflücktes Herz - Ein Lebensroman - Nicole Le - Страница 5
Kapitel 3:
ОглавлениеEr ließ sich kurze Zeit später sterilisieren. Dafür brauchte er allerdings das schriftliche Einverständnis von seiner „Noch-Ehefrau“ Jutta.
Jutta unterschrieb und nur drei Monate später war er bei Fabiana und ihren Kindern eingezogen. Er konnte ihr nur wenig Geld zur Miete und zum Haushalt geben, denn die doppelte Haushaltsführung mit dem monatlichen Kredit für das Einfamilienhaus, in welchem Jutta mit den Kindern lebte verschlang fast sein ganzes Gehalt. Die Wochenenden gestalteten sie immer preiswert. Sie gingen klettern, oder machten ein großes Holzfeuer im Garten und aßen Stockbrot, sie spielten Fuß-und Basketball auf dem Schulhof der örtlichen Grundschule oder sie bauten Staudämme am Bach unterhalb ihres Hauses und schnitzten mit den Kindern Pfeile.
Die Kinder verstanden sich untereinander gut, sie kannten sich ja auch schon eine Weile. Heimlich saßen nachts alle vier zusammen um einen einzigen Computer und waren stolz, wenn jeder eine Taste bedienen durfte. Sie hatten einen Heidenspaß wie Fabiana erst Jahre später davon erfuhr.
Ihr Haus wurde mit zunehmendem Alter der Kinder zu eng. Sie hatten 100qm für sechs Personen, einen Hund und zwei Meerschweinchen.
Saburo und sie schliefen die meiste Zeit auf dem Sofa im Wohnzimmer. Es war zwar behelfsmäßig, doch auch sehr romantisch. Das Sofa stand vor einem großen Fenster mit Blick ins Tal und auf einen kleinen Bach, der dort in wilden Schlängeln entlang floss. Der Mond schien auf das Sofa und rings herum standen kleine bunte Teelichter, die ein fröhliches und romantisches Licht auf sie warfen. Sie liebten sich jede Nacht. Zärtlich, bald leidenschaftlich, versanken sie im Duft und in den Berührungen des Anderen, eng umschlungen und immer nackt, schliefen sie lächelnd ein.
Der Wecker klingelte immer sehr früh. Saburo musste sehr zeitig ins Krankenhaus und die ganze Bagage Kindergarten- und Schulfertig zu machen war auch eine Herausforderung. Manchmal stritten sich die Kinder wie die Rohrspatzen, manchmal gab es albernes, nicht enden wollendes Gekicher und Gekreische.
Sie hatte Sorgen. Ihr Ex-Mann drohte ihr, die Bremsleitung ihres Autos zu manipulieren, wenn sie mal alleine unterwegs sein sollte. Er zahlte auch nur hin und wieder Unterhalt für die Kinder. Sie hatte eine private Bankbürgschaft in Höhe von 190.000€ für ihn unterschrieben. Er meinte, sie damit in der Hand zu haben, so dass sie sich gar nicht dauerhaft von ihm trennen könnte. Doch sie hatte die letzten Jahre die Buchführung gemacht und sie teilweise unfreiwillig durch seine falschen Angaben frisiert, was sie aber alles erst später rausgefunden hatte, jedenfalls kannte sie die zuständigen Banker und die kannten sie. Sie wussten, dass Fabiana die geforderten Zahlen pünktlich lieferte und alles versuchte durch neue Businesspläne die Kosten zu senken und die Einnahmen durch ein neues Sortiment zu erhöhen. Fabiana hatte ihr vollstes Vertrauen, im Gegensatz zu ihrem Mann. Durch die Nettigkeit des zuständigen Bankers wurde sie, nach langen sorgenvollen Monaten und vielen schlaflosen Nächten, aus der privaten Bürgschaft gestrichen. Das bedeutete, sie konnte mit ihren zwei Kindern, ein neues und wie sie hoffte, glückliches Leben mit Saburo starten. Sie hatte zwar kein finanzielles Polster und der Notar hatte sie sogar bei der vermögensrechtlichen Auseinandersetzung mit ihrem Ex-Mann mehrmals angerufen und nachgefragt, ob sie im Vollbesitz ihrer geistigen Fähigkeiten sei. Sie hatte nämlich auf einen langen Rechtsstreit verzichtet, als sie erfuhr, dass ihr Ex-Mann schon bei der Hochzeit die gemeinsamen Lebensversicherungen nur auf seinen Namen abgeschlossen hatte. Außerdem hatte er sie vorsätzlich in verschiedenen Dingen angelogen. Ihr Vertrauen war zerstört und jetzt hatte die Bank auch noch die Hand über dem Gewinn vom Hausverkauf. Sie war zu sehr verletzt und traurig, als dass sie die Kraft für einen langen Rechtsstreit gehabt hätte. Sie machte sich selbstständig und brauchte einen klaren Kopf für den Aufbau ihres Geschäftes. Sie hatte ein kleines mobiles Steuerberatungsbüro und fing an Ernährungswissenschaft im Fernlehrgang zu studieren.
Finanzielle Sorgen lasteten wie ein Schatten auf ihnen. Hatten sie mal ein Wochenende keine Kinder, lagen Fabiana und Saburo lange im Bett und kuschelten ihre Sorgen weg. Gerne wären sie mal ins Kino oder essen gegangen, aber der Geldbeutel war immer leer. Sie tranken billigen Rotwein bei Kerzenschein und unterhielten sich über das Leben. Sie sprachen über ihre Kindheit, über Träume, Ängste und Visionen. Und in dieser Zeit lernte sie Aiko kennen, eine ehemalige Studienkollegin von Saburo, die mit 2 Kindern alleine nach Japan ausgewandert war und sich dort sehr erfolgreich eine Zukunft aufgebaut hat. Sie produzierte in einer eigenen Fabrik wunderschöne und sehr hochwertige asiatische Möbel. Sie hatte Saburo und Fabiana nach Japan eingeladen, weil sie die Idee hatte, eine deutsche Filiale zu eröffnen. Eventuell könnte sie Fabiana dann sogar eine Stelle als Geschäftsführerin anbieten.
Der Plan war gefasst. Saburo und sie wollten für 10 Tage nach Tokio. Sie mussten nur für die Flüge aufkommen, den Aufenthalt dort übernahm Aiko. Sie fingen an, jeden Cent zu sparen. Sie kochten nur noch preisgünstiges Essen von Aldi und Lidl, meist irgendwelche Fertigmischungen aus der Tiefkühltruhe. Sie schränkten den Verzehr ihrer heißgeliebten Herbalife-Shakes ein, gaben oftmals nur noch Christian, Fabianas jüngstem Sohn einen am Tag, der an verschiedenen Allergien litt.
Sie kaufte nur noch second-hand Kleidung für die Kinder und sich selbst und ärgerte sich gleichzeitig, wenn Saburos Kinder mit teuren Markenklamotten kamen. Er zahlte einen freiwilligen und horrend hohen Unterhalt, während sie fast am Hungertuch nagten und die Kinder doch eigentlich fast nur noch bei ihnen lebten.
Als seine Jutta von ihren Reiseplänen erfuhr, buchte sie umgehend einen dreiwöchigen Urlaub auf den Malediven mit ihrem neuen Freund. Während dieser Zeit sollten Saburo und Fabiana dann die Kinder versorgen.
Mit „ihnen Beiden“ war dann eigentlich Fabiana gemeint, denn Saburo war mindestens zehn Stunden täglich arbeiten. Er verließ das Haus morgens, bevor die Kinder aufstanden und kam abends zu ungewisser Uhrzeit nach Hause. Oft wurde er auch zu einem Notfall gerufen und musste gleich nachdem er gerade zu Hause angekommen war wieder los, oder er musste nachts raus, was ihnen sehr zusetzte. Doch ihre Zärtlichkeit und Liebe machte das alles für sie erträglich.
Dadurch, dass sie die Kinder hin- und herfahren musste, konnte sie nicht gewohnt viele Termine wahrnehmen, was sich auf ihr monatliches Einkommen auswirkte. Ihre Finanzen bereiteten ihr starke Kopfschmerzen. Sie hatte einen dicken Klumpen am Bein, der ihr jeden Schritt erschwerte oder gar unmöglich machte. Saburos Sohn war sehr sensibel, er reagierte auf jede Veränderung mit Krankheiten. Oft musste sie wegen ihm zu Hause geblieben, um Tee zu kochen, Toastbrote ans Bett zu bringen oder Videos anzuschauen.
Irgendwie kriegten sie das Geld zusammen und im Frühjahr flogen sie endlich nach Tokio. Sie war neugierig und aufgeregt. Saburo war ebenfalls gespannt. Er war dort geboren, doch mit elf Jahren kam er mit seiner Familie nach Deutschland, weil sein Vater im diplomatischen Dienst tätig war. Später konnten sie durch einen Umstand nicht mehr zurück und so war Saburo in Deutschland aufgewachsen und hatte dort studiert.
In Tokio angekommen, erschlugen sie die Eindrücke. Die vielen Mopeds, der Lärm, die 24 Stunden dauernde Quirligkeit, überforderten sie zunächst. Sie wohnten bei Aiko. Zwei Hausmädchen und zwei Chauffeure standen vierundzwanzig Stunden zu ihrer Verfügung. All das war völlig neu für sie. Stolz führte sie Aiko durch ihre Fabrik, zeigte ihnen das Lager, stellte ihnen ihre Mitarbeiter vor und brachte sie dann in ihr Ladenlokal, welches in der teuersten Geschäftsstraße von Tokio lag. Dort sollten sie sich alles an Wohnaccessoires aussuchen, was ihnen gefiel und in den Koffer passte. Es sollte eine kleine Auswahl sein von den Dingen, die Fabiana für den deutschen Markt geeignet hielt. Es machte Spaß und die Schalen und Tischsets gefielen ihr sehr gut.
Abends gingen sie erst in einem der Nobel-Restaurants essen und danach mit einem befreundeten Zeitungsreporter und Aiko in einen der angesagtesten Nachtclubs. Sie trug auf die Bitte Saburos die traditionelle Kleidung der japanischen Frauen. Sie sah sehr schön aus in ihrem geblümten Kimono. Saburo tanzte mit ihr auf der Tanzfläche, wo außer ihnen Beiden nur fette, behaarte und alte weiße Männer mit blutjungen hübschen Japanerinnen Körperkontakte austauschten.
In einer dunklen Ecke standen einige junge und leicht bekleidete Asiatinnen und tuschelten. Als Saburo auf Toilette ging, sagte Aiko zu ihr. Saburo sei ein attraktiver Mann und die jungen Mädchen würden sich auf ihn stürzen, wenn sie nicht dabei wäre, ob sie sich keine Sorgen machen würde. Fabiana meinte nur gut gelaunt, dass sie so verliebt seien und sie ihm blind vertrauen würde, dass sie sich keine Sorgen machen würde, doch es warf einen dunklen Schatten auf den ansonsten so wunderschönen und aufregenden Tag.
Aiko schlug vor, sie sollten nicht nur arbeiten, sondern auch was vom Land sehen und eventuell sogar Saburos Großmutter und die Tanten in auf dem Land besuchen. Geplant war die Fahrt mit einem der Chauffeure schon am nächsten Tag in den frühen Morgenstunden.
Fabiana hatte Durchfall und es ging ihr gar nicht gut, doch Saburo saß neben ihr und sagte, ich solle ihren Kopf auf seinen Schoß legen und versuchen zu schlafen. Er streichelte ihr dabei zärtlich über den Kopf, so dass sie schon nach kurzer Zeit mit einem wohligen Schauer eingeschlafen war.
Sie fuhren durch ein Gebirge, wo es sehr nebelig war und sie nicht viel von der Umgebung sehen konnten, weiter bis ans Meer. Sie schliefen in einem sehr schönen Bungalow Resort direkt am Strand. Die Hütte war aus Bambusstämmen gefertigt und machte einen gemütlichen Eindruck. Ein großes weißes Moskitonetz hing über dem Bett und im Badezimmer gab es Bademäntel und Handtücher aus dickem weichem Flausch-Frottee. Sie kamen sich vor wie im Himmel, der türkisblaue Ozean lag glitzernd vor ihnen und ein reiches Seafood – Abendmahl bei Kerzenschein am Meer stand ihnen verlockend bevor.
Sie liebten sich, bevor wir sie sich für das Abendessen bereit machten. Es war sehr romantisch unter dem Moskitonetz Himmel. Dann gingen sie Hand in Hand durch den Sand zu ihrem Tisch. Ihre Augen hatten einen seltsamen Glanz. Noch nie zuvor hatten sie gemeinsam so etwas Schönes und Intensives erlebt. Bisher waren immer die Kinder dabei gewesen und die drängten sich mit ihren Bedürfnissen zwischen sie und ließen kaum eine Zweisamkeit zu. Es tat ihnen unwahrscheinlich gut und es machte Lust auf mehr.
Am nächsten Tag besuchten sie seine Großmutter und die Tanten. Sie lebten so abgeschieden auf dem Land, dass man das Haus nur zu Fuß über einen schmalen Lehm Pfad zwischen den Reisfeldern erreichen konnte. Es war sehr beeindruckend. Sie alle hatten Saburo zum letzten Mal als kleinen Jungen gesehen und jetzt war er bereits ein Mann mittleren Alters mit einer Großfamilie! Sie schnatterten aufgeregt durcheinander und lachten viel, Fabiana verstand gar nichts und wurde stattdessen mit immer neuen Leckereien und Früchten aus dem eigenen Garten gefüttert. Nach zwei Stunden konnte sie nichts mehr essen. Sie musste auf die Toilette. Eine der Tanten nahm sie am Arm und brachte sie aufgeregt zu einem kleinen gemauerten Raum im hinteren Teil des Gartens. Sie verstand Ihr aufgeregtes Getue nicht, sie zeigte die ganze Zeit auf die Toilette im Raum eines hoch gefliesten Zimmers. Er bestand ansonsten noch aus einem Duschanschluss, hatte aber keine abgetrennte oder gemauerte Duschwanne oder Abtrennung, nur ein Siphon im Boden. Es gab außerdem noch ein kleines Waschbecken, in welchem aber eine riesige Spinne hockte. Sie hatte eine Heidenangst vor Spinnen und war es eine Mutprobe, auf die Toilette zu gehen. Das Händewaschen ersparte sie sich allerdings ganz. Es gab sowieso keine Seife oder ein Handtuch. Überhaupt sah der Raum aus, als wenn er kaum benutzt würde.
Als sie zurückkam erzählte sie Saburo von ihrem Eindruck und er erzählte ihr, dass sie dort erst seit zwei Jahren fließend Wasser hätten. Sein Bruder hätte den Raum während eines Besuchs bauen lassen, doch die Großmutter und die Tanten benutzen weiterhin den Verschlag im Hof als Toilette und Badezimmer. Sie hatten dort ein Loch im Boden, welches sie mit einem Blech abdeckten und eine große Blechschüssel, die auf dem Boden stand, in welche sie Wasser aus dem Brunnen gossen, um sich zu waschen.
Es kam ihr vor wie in einer anderen Zeit und Welt. Da hatten sie eigentlich fast westlichen Komfort und sie nutzten ihn nicht, genauso wie die klimatisierten Räume im Haus. Sie wurden nur benutzt, wenn Besuch kam. Obwohl das Haus einen sehr herrschaftlichen Eindruck machte, waren Saburos Angehörige eher einfache und sehr bescheidene Leute. Er erklärte ihr, dass die Tanten das Haus ohne die Unterstützung seiner Geschwister, die regelmäßig Geld aus Deutschland schickten, gar nicht unterhalten könnten. Als nächstes müsse der baufällige Dachstuhl erneuert werden. Die Tanten lebten von selbst erwirtschafteten Lebensmitteln aus dem Garten, den Fischen aus dem Teich, den Hühnern, die sie im Stall hielten und dem mageren Gehalt, was die ältere Tante mit ihrem Job als Apothekenlieferantin verdiente. Der alte Onkel lebte zwar auch noch mit in dem Haus, doch hat er nur als junger Mann eine Zeit lang als Lehrer gearbeitet. Seit seiner Hochzeit war er nur noch betrunken und gab das Geld der anderen bei Hahnenkämpfen aus. Er war ein unangenehmer Mensch, in dessen Gegenwart die Anderen ihre Fröhlichkeit verloren. Jeder war froh, als er sich wankenden Schrittes zu einem Nachbarn auf den Weg machte, der ihn auf ein Bier eingeladen hatte.
Es wurde sehr heiß dort im Haus, wenn die Mittagssonne fast senkrecht auf den Planeten traf. Sie machten sich trotz des Protestes der Großmutter und der Tanten auf den Weg zurück ans Meer, wo immer eine angenehme Brise wehte.
Diesmal übernachteten sie in einem kleinen abgelegenen Bungalow Ressort mit dem Namen „Paradies“ und als sie zu ihrem Bungalow geführt wurden, wussten sie auch warum. Dies war das Paradies. Blauer Himmel, kristallklares türkisfarbenes Wasser, weißer Sandstrand und Palmen bis ans Meer waren eine traumhafte Aussicht. Sie zogen sich in Windeseile um und liefen zum Meer hinunter. Der Strand war menschenleer, nur kilometerweit entfernt trieben kleine bunte Fischerboote auf dem Wasser und schaukelten sanft in den seichten Wellen. Sie schwammen und tollten herum, bespritzten sich mit Wasser, tauchten wie kleine Kinder durch die Miniwellen und lachten. Saburo konnte nicht so gut schwimmen, er kam nur langsam voran, während Fabiana mit kräftigen Zügen schnell an Tempo gewann. Er neckte sie, sie schwamm zu ihm rüber und tauchte ihn unter. Er hielt sie an der Taille fest. Fabiana schlang ihre Beine um ihn und sie küssten sich. Sie merkte, wie er hart und groß wurde. Sie leckten sich das Salzwasser von den Lippen und das Verlangen wurde immer heftiger. Er öffnete ihr Bikinioberteil, so dass ihre vollen Brüste sanft im Wellengang hin und her hüpften. Er nahm eine Brustwarze zwischen seine Lippen und umkreiste sie sanft mit der Zunge. Ihr ganzes Blut fuhr sofort in den Unterleib und sie stöhnte leicht auf. Er leckte heftiger, schob ihr Bikinihöschen zur Seite und drang heftig in sie ein. Sie küssten sich leidenschaftlich, während er sich mit wilden Stößen in ihr bewegte. Er kam sehr schnell. Sie lachten und schwammen weiter ans Ufer. Sein Glied war riesig vor Erregung und immer noch steinhart, sie setzte sich auf ihn und sie liebten sich noch einmal, diesmal sanfter und tiefer, im Rhythmus der Wellen.
Als sie zurückkamen sagte ihnen eine Angestellte, dass es Abendessen gäbe und sie kommen sollten. Sie sprangen schnell unter die Dusche und gingen mit noch nassen Haaren und glühenden Gesichtern zur Terrasse, wo schon reges Treiben und buntes Geschwätz der unterschiedlichsten Nationalitäten durch die Abendluft schwirrte. Es gab nur einen einzigen langen Tisch, an dem alle Gäste des Ressorts Platz nahmen und gemeinsam speisten. Der Besitzer, ein Tscheche, der mit einer jungen Japanerin verheiratet war, machte Saburo Komplimente zu einer so schönen Frau. Der Tscheche nannte Fabiana die ganze Zeit während des Aufenthaltes „Gazelle“ und sie sah ihn oft oben auf seiner Terrasse stehen, während sie im Meer schwammen.
Sie blieben nur zwei Nächte dort, aber es waren die schönsten Tage ihres Lebens. Sie hatten alles, was sie sich zum Leben wünschten. Die Sonne, weißen Sandstrand, Palmen, türkisblaues Wasser mit tropischen bunten Fischen, ihre Liebe, die erwidert wurde und wunderbare Momente, in denen ihre Seelen verschmolzen und die Leichtigkeit eines glücklichen und sorglosen Lebens fühlbar wurde.
Als sie zurück nach Tokio kamen, machte ihr der Trubel nicht mehr so viel aus, wie in den ersten Tagen. Sie saugte alles auf, was sie zu sehen bekam. Ganze Familien, die mit fünf Personen auf einem Moped fuhren, oder Transporteure, die eine riesige Gefrierschrankkombination auf einem kleinen Moped transportierten, nur gesichert mit einem Riemen, welchen sich der Fahrer um die Schulter und die Taille legte. Sie sah steinalte Frauen, die ein Joch mit Kochutensilien trugen und Kunden auf dem Gehweg ein Mahl der ersten Güte zubereiteten. Sie sah kleine Kinder und Hunde, die auf einem Quadratmeter Gehsteig lebten und sich nur Zentimeter von der dicht befahrenen Straße befanden und doch passierte nichts. Familien, die in ihrem Garagenshop lebten. Das ganze Leben und Geschäft dieser Menschen spielte sich auf acht Quadratmetern ab. Kinder, die müde waren, legten sich einfach zwischen den Waren auf den Boden und schliefen, Männer lagen auf ihren Mopeds vor dem Eingang und hielten Mittagsschlaf. Es war ihr ein Rätsel, wie man in dem Lärm und Gestank der Auspuffgase auch nur ein Auge zu machen konnte, ganz abgesehen von der unbequemen Haltung, die bei einem Europäer wahrscheinlich einen Bandscheibenvorfall und steifen Nacken zur Folge hätte. Außerdem schien diese Nation ständig zu essen. Überall hockten Menschen an der Straße und aßen irgendetwas aus Tüten oder Schälchen. Die Restaurants waren immer voll, es gab keine Mittagspause, alles war durchgängig von fünf Uhr morgens bis mindestens zweiundzwanzig Uhr abends geöffnet.
Am nächsten Tag waren sie auf Saburos Kindheitsspuren. Er zeigte ihr seine ehemalige Schule und sein Elternhaus, in welchem er elf Jahre mit seinen Eltern und sechs Geschwistern gelebt hatte. Nun wohnte dort die Schwester seiner Mutter mit ihrer Familie. Es war sehr eng und dunkel. Die Toilette wollte sie, nachdem sie sie gesehen hatte lieber nicht benutzen und Fabiana sah den Raum, in welchem Saburo mit seiner Schwester und seinen Eltern bis zur Abreise nach Deutschland geschlafen hatten. Es war für sie unvorstellbar in dieser Enge, ohne Privatsphäre zu leben. Nachdem sie dort einen heißen Tee bekommen hatten und die Angehörigen Saburo nach Geld gefragt hatten, waren sie schnell wieder gegangen. Saburo wollte mit ihnen nichts mehr zu tun haben, er meinte, sie seien berechnende kalte Menschen. Fabiana hingegen fand seine Cousinen sehr nett und sie hatten viel Spaß miteinander gehabt.
Abends reisten sie ab. Im Flieger eng aneinander gekuschelt beschlossen sie wieder zu kommen, diesmal aber mit den Kindern. Saburo hatte seine Wurzeln wiederentdeckt, die Sprache konnte er auch noch recht gut und auch Fabiana hatte sich in dieses Land verliebt.
Die Gegensätze konnten größer nicht sein. Aikos Welt, die der Geschäftsleute mit Chauffeur, großer Villa und Hausangestellten, eine Welt der Nachtclubs und des Geldes und dann die Welt seiner Großmutter und der Tanten auf dem Land, die erst seit 2 Jahren fließendes Wasser hatten und es doch nicht benutzten. Sie lebten ein bescheidenes und friedvolles Leben wie aus einem längst vergangenen Jahrhundert. Und dann ihr Leben mit den Kindern und dem finanziellen Druck.