Читать книгу Die Legende der Eiswölfe - Nicole Seidel - Страница 4
I Prinz Nuance und das Artefakt
Оглавление3408 Neuzeit, Weihmar, Doriaths Hauptstadt. Jhil Raven schloss ihre Wohnungstür auf und warf den Schlüssel auf die Anrichte neben der Tür. Wie immer, wenn sie abends von der Arbeit nach Hause kam, streifte sie ihre Jacke ab und hängte sie an die Garderobe und schlüpfte dann aus ihren Schuhen. Ihr Kommen wurde lautstark miauend von zwei dunklen Katern begrüßt.
"Ja, Will. Hi, Jack. Gleich gibt's was zu futtern." Die schwarzen Katzen mit den wenigen weißen Flecken folgten der schwarzhaarigen Frau in die Küche, wo sie ihre Handtasche und die Post auf den Tisch warf und nach den beiden Fressnäpfen der Tiere griff. "Das war heute wieder ein Tag, sag ich euch", redete Jhil mit den Katern, die ihr mit forderndem Miau antworteten. "Den ganzen Tag durfte ich im Lager wieder räumen. Ich bin ganz schön müde und -" sie roch an sich, "verschwitzt." Sie verteilte den Rest der Dose vom Morgen und stellte den Tieren ihre Näpfe hin. Ohne Umschweife machten die sich über das Futter her.
Die junge Frau ließ sich auf den Stuhl fallen und sah die Post durch, uninteressante Werbung wurde sofort aussortiert und auf den Papiermüllhaufen gelegt. Sonst gab es eine magere Handyrechnung und einen Brief einer Freundin, die am anderen Ende der großen Stadt lebte.
Kurze Zeit darauf hatte sich Jhil unter die Dusche gestellte, rubbelte sich den schlanken, wohlgeformten Körper trocken. Sie zog sich einen roten Slip über und betrachtete sich kurz im Spiegel. Ihre Brüste waren fest und je eine gute Handvoll, die Hüften etwas knochig, die Beine schlank und lang geformt. Jhil war mit ihrem Aussehen vollauf zufrieden und schlüpfte in bequeme schwarze Leggings und einem T-Shirt - ebenfalls schwarz. Eigentlich war zwei Drittel ihrer Kleidung von dieser Farbe, sonst hatte sie einige Bluejeans und etwas rot und etwas violett-lilanes im Kleiderschrank hängen. Das lange, glatte Haar ließ sie unter einem Handtuchturban antrocknen.
Wieder in der Küche richtete sie sich einige Brotscheiben mit Wurst und Tomaten her und griff nach ihrem Handy. Mit beiden ging sie in ihr Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an. Sie hatte eine SMS erhalten. "Mein Bruder kommt morgen zurück", sprach sie mit Jack, dem größeren der beiden Katern, der neben ihr aufs Sofa gesprungen war. "Er bringt was Aufregendes mit. Toll, jetzt weiß ich auch, warum mich der Professor hat das Lager aufräumen lassen. Aber dass Aleann zurückkommt, das verrät der Hund mir nicht! Mistkerl."
Jhil aß die Brote und achtete mit einem Ohr und Auge auf die Nachrichten. Mit einem Blick auf die Fernsehzeitung, die ihr einen langweiligen TV-Abend bescheren würde, holte die junge Frau ein uraltes, großes Buch hervor und legte es sich auf den Schoss.
Sie blätterte ein wenig darin herum, konnte sich aber nicht richtig auf die schwer lesbare verschnörkelte Runenschrift konzentrieren. Jhil war müde, sie dämmerte kurz weg, beachtete das langweilige Programm nur mit einem Auge und Ohr.
Auf dem Bildschirm erschien ein Gesicht, das seltsame Gesicht eines Mannes, der sie böse anstarrte. Er hatte eine fahlgraue Haut und weißes, seidenglattes Haar, dass sein markantes, langes Gesicht umhüllte. Die gelb funkelnden Augen lagen in schattigen Höhlen und die vollen Lippen waren dunkel gefärbt, die Nase dominant. Ein seltsames Tattoo zog sich unter den Augen über beiden Wangen und den Nasenrücken und erinnerte an Stacheldrahtabdrücke. Als er boshaft zu lächeln begann und sie ihn mit melodisch-schöner Stimme sagen hörte: "Telithon! Nasto i chaw e-eth na chae." - schreckte sie aus ihrer Starre hoch und hätte fast den kostbaren Folianten fallen lassen.
Sie blickte zum Fernseher hinüber, aber das unheimliche Männergesicht war verschwunden. Was hatte er da gesagt? Jhil versuchte sich an seine wenigen Worte zu erinnern. Im Geiste übersetzte sie die alte Elfensprache. "Ich komme! Deute die Spitze des Speers zu Boden." Was hatte er damit nur gemeint? Und wer war er?
Eine Stunde später kuschelte sich die Frau in ihr Bett, umringt von ihren beiden Katern. Sie fand aber sehr lange keinen Schlaf, sah immer wieder dieses boshafte Gesicht vor sich. Als sie dann doch endlich einschlief, hatte sie einen seltsamen Traum...
543 n. G. D., Valdavien. Die Ebene bedeckte ein riesiges Heer von eisengerüsteten Menschen. Fünftausend Kavalleristen und dreitausend bunt gekleidete Bogenschützen aus den Weiten Valdaviens, siebentausend Lanzenträger und viereinhalbtausend Schwertkämpfer aus dem starkbesiedelten Reich Doriath, von den südöstlichen Ufern des Glann kamen sechseinhalbtausend Amruner Söldner und aus dem eisumtosten Norden Lannduns weitere siebentausend Kämpfer mit Breitschwerter auf dem Rücken. Und zweitausend bildeten die zusammengewürfelten Truppen von den westlichen Neuen Königreichen Castros und Zarosa und Sileval. Schweigend standen fünfunddreißigtausend Gerüstete wartend im gleißenden Sonnenlicht in korrekter einheitlicher Formation.
Ihnen gegenüber stand ein anderes Heer, weniger beeindruckend im Angesicht der dunklen Masse die sich über die östliche Ebene von Tanelor ergossen hatte, aber nicht minder zu unterschätzen. Auf der kleinen Anhöhe warteten dreieinhalbtausend Elfenkrieger auf edelschlanken Pferden, gesäumt von finster dreinblickenden bärtigen zweitausend Zwergen und eintausend Gnome, die fünfhundert Trolle mit sich führten.
Zwischen diesen Fronten wartender Krieger, eilten Generäle und Feldlords zu ihren Königen und Herrschern.
"Sie haben meinen Sohn gefangen, wenn sie ihn töten, sterben beide meiner Kinder", sprach ein uralter Mann im königlich-goldenen Gewand und einer Krone aus schwarzgoldenen Spitzen. "Es ist genug Blut vergossen worden, wir sollten uns um Frieden bemühen." Dunkelkönig Gil'galad, der tausendjährige Elfenkönig von Ban Dúath saß auf einem kräftigen Rappen.
"Ich stimme dem Dunkelkönig bei, es sollte längst wieder Zeit für Frieden sein", erwiderte Ysengrím, ein schwarzhaariger blutjunger Locthar aus der nördlichen Elfenstadt Ban Gynvael.
Der Zwergenkönig Skelton Drachenpranke brummte etwas von "das könne als Schwäche ausgelegt werden" und stimmte für einen Angriff.
"Ich sage wir greifen sie an! Mögen sie uns auch in der Zahl um das Vierfache überragen, es sind doch nur Menschen. Allein ein Elf kann es leicht mit acht von ihnen aufnehmen", äußerte sich der hellblonde König Leboras. Der blonde Aensidhe hatte einst die Stadt Ban Lâvael beherrscht, bevor sein Volk 519 n. G. D. in die fruchtbaren Ebenen ins Amruner Nordtal hinab zog, war vom Blut vergießen zwar nicht wirklich angetan, stimmte aber auch für einen Angriff.
Die Gnome äußerten sich nur argumentlos mit einem "Nein, wir wollen keinen Krieg!" und zu aller Überraschung schlossen sich ihnen die Trolle mit einem "wollen wieder nach Hause gehen" an.
Der schwarzhaarige Ysengrím aep Gynvael nickte zum ältesten Elfenkönig herüber und ließ sein edles weißes Ross den Abhang hinunter schreiten. Ihnen folgte der blonde Leboras aep Lâvael, ebenfalls auf einem edlen Schimmel. Der Zwergenkönig und sein General und der Feldlord der Gnome rannten den Elfen hinterher. Auf halber Höhe des Niemandstreifens blieben die Verteidiger stehen.
Ihnen kamen die frischernannten Könige von Valdavien, Doriath, Amrun und Lanndun entgegen, gefolgt von weiteren Herzöge und Feldlords, so dass den sechs Verteidiger doppelt so viele Aggressoren gegenüber standen.
Es gab einen kurzen, aber heftigen Wortabtausch, indem Dunkelkönig Gil'galad die Herausgabe seines Sohnes forderte - was er zur obersten Bedingung der Friedensverhandlungen ansetzte.
Ein bärtiger hübscher Mann in rotgoldener Rüstung, der neben dem König von Doriath stand, hob seine behandschuhte Hand. Auf seinen Befehl hin, brachte ein orangegerüsteter Ritter den gefangenen Elfenprinzen herbei. "Auch mein Herz hat genug vom Krieg und Tod, sehnt sich nach der friedlichen Heimat. Ihr mögt uns zahlenmäßig unterlegen sein, aber ich zweifle nicht an dem Mut und der Ausdauer und der Gefährlichkeit von Elfen, Zwergen und - ich sehe auch Trolle in euren Reihen."
Der reitende Ritter zerrte eine schlanke Gestalt zu Fuß an einem Seil hinter sich her. Die edle schwarz-rote Gewandung des Gefangenen war zerrissen, sein sehniger Körper wies Spuren von Folterung auf. Schnittwunden ebenso, wie Prellungen und Peitschenhiebe - wer weiß, was sie ihm noch angetan haben, dachte der uralte Elfenkönig, jedenfalls hat seine Schwester Tage lang mitgelitten und vor Schmerzen geschrien.
Der Prinz Nuance Silver 'Elin hielt den Blick zu Boden gesenkt, sein weißes langes Haar hing ihm wirr vom Kopf. Nicht ein einziges Mal hatte er zu seinem Vater und König hinauf gesehen, dieser hingegen konnte keinen Lidschlag lang seinen Blick von der geschundenen Gestalt wenden.
"Unsere Forderungen sind folgende", setzte der rote König Elessar, vom Geschlecht der Tanelors, die Friedensverhandlungen fort. "Unverzüglich hat sich die Armee aufzulösen, jeder kehrt in seine Heimat zurück. Jeder Locthar meldet sich zur Unterzeichnung der Petition bei dem ihn vorstehenden König. Der Dunkelkönig und die Zwerge untersteht zukünftig Gereon von Doriath. Ihr, Locthar Ysengrím untersteht fortan dem Lannduner König. Amrun nimmt sich der Gnome und Trolle aus Loth an. Da sich die Aensidhe in alle Königreiche verstreut haben, muss Locthar Leboras mir den Treueeid schwören. Gibt es hierzu Einwände?"
Die Zwerge und Gnome grummelten etwas Undeutliches in ihre bärtigen Gesichter, die Elfenkönige senkten nur kurz schweigsam den Blick zu einem einstimmigen Nicken.
"Ich lade alle hier anwesenden edlen Herrschaften zu einem Fest nach Aedd-Tanelor ein. Dort werden auch alle Verträge unterzeichnet. Ach, ich vergaß", wandte der Valdavische König Elessar ein und winkte seinem Ritter, der ihm das Seil des Gefangenen übergab. "Er hat viele meiner besten Männer getötet, euer Sohn. Ich gebe ihn nur ungern wieder frei, da er eher auf einem Schafott Platz nehmen sollte. Seht es als mein guter Wille an, dass mir der Friede zwischen unseren Völkern dieses Opfer wert ist." Der hübsche König in roter Rüstung zog unerwartet und heftig an dem Seil, so dass der Elfenprinz nach vorn gerissen wurde und auf die Knie fiel. König Elessar übergab dem uralten Dunkelkönig das Ende des Taus ohne sein ernstes Gesicht wegen dieses Triumpfes zu verziehen.
Die beiden Zwerge eilten zu Nuance und durchschnitten ihm die Fesseln. Auf die Füße helfen ließ er sich jedoch von ihnen nicht. Er verbarg sein Gesicht weiterhin hinter dem wirren Haar, zeigte kaum Regung. Sein Vater ritt an ihn heran, bot ihm die Hand entgegen. Nur kurz blickte Nuance auf, ergriff die Hand, dann schwang sich der Prinz hinter seinen Vater aufs Pferd.
Die Elfen ritten mit stolzen Häuptern und wehenden Mähnen zurück auf die Anhöhe und gaben Befehl zum Abzug. Zwerge, Gnome und Trolle trotteten ebenfalls vom Feld. Die Menschen sahen ihnen mit eisigen Mienen nach.
"Werden sie unsere Verträge unterzeichnen und akzeptieren?" fragte Doriaths König Gereon.
"Wir müssen ihnen keine andere Wahl lassen", entgegnete Elessar de Tanelor.
Prinz Nuance gönnte sich keine Ruhepause, zog einen wärmenden Umhang über und ließ sich ein Pferd geben. "Ich will zu meiner Schwester, unverzüglich!"
Der alte Elfenkönig winkte einigen seiner blass-häutigen Krieger, die den Prinzen in die Heimat nach Ban Dúath - einer unterirdischen Stadt im Schwarzgebirge - begleiten sollten. Er wollte im gemächlicheren Tempo mit seinem Heer folgen. Seine beiden Kinder Nuance und Nuaja waren Zwillinge, die eng miteinander verbunden waren, nicht nur geistig, auch körperlich teilten sie ein Schicksal. Verletzte sich der eine, litt der andere mit. Jeder wusste was der andere fühlte, was er dachte und wo er sich aufhielt. Und doch waren sie sich so gegensätzlich, wie ihr Geschlecht.
Der geschundene junge Elfenkrieger streifte sich das weiße Haar aus dem Gesicht. Darunter kam das bleiche Antlitz mit dem Narbentattoo über der Wange und den gelben Augen und dunklen Lippen zum Vorschein. Er trieb das Pferd zum scharfen Galopp an und rief ihr "Telithon!" entgegen.
Jhil fuhr erschrocken aus dem Traum hoch. Ihre Nackenhaare stellten sich aus Furcht. Diesem Elfenprinz Nuance Silver 'Elin gehörte das weiße, unheimliche Gesicht. Diesem Prinz war in dem alten Buch ein eigenes Kapitel gewidmet, aber sie hatte dieses Kapitel nur mal kurz überflogen gehabt.
Den alten Folianten hatte sie aus dem unterirdischen Lager des Museum, in dem sie arbeitete, mitgehen lassen. Weil das Buch sie auf magische Weise angezogen hatte und weil sie eine der wenigen Menschen war, die diese alten verschnörkelten Elfenrunen zu entziffern vermochte. Das Erbe deiner Vorfahren, hatte ihre Großmutter einige Male geheimnisvoll verlauten lassen. Das Alte Blut kommt durch, weil ihr Zwillinge seid und es sich somit verstärkt, verriet ihr ihre Großmutter. Als Jugendliche fand sie es toll, etwas anders zu sein - aber nun mit sechsundzwanzig Jahren wollte sie nicht mehr so recht daran glauben.
Wieso offenbarte ihr das Elfenbuch gerade jetzt diese seltsame Kriegsoffenbarung? All das konnte doch nicht mehr existieren, war viele Tausend Jahre her.
Jhil schaute auf die Uhr, es war gerade mal halb Fünf Uhr morgens. Ihr blieben noch mindestens eineinhalb Stunden, bevor sie aufstehen musste. Aber der Schlaf wollte sich nicht mehr einfinden. Eine halbe Stunde später nach etlichem Herumwälzen, machte die Frau das Licht an und holte sich das alte Buch auf den Schoss und suchte das Kapitel mit dem Elfenprinz Nuance heraus und versuchte aus der Elfenerzählung schlau zu werden.
Jhil fand den Professor im abgesperrten hinteren Bereich des Museums. Er redete dort mit Joe Marley. Professor Eduard Higgins war ein stattlicher Herr, deren beste Jahre bereits hinter sich lagen, was ihn griesgrämig gegenüber seinen jungen Mitmenschen werden ließ. Als er Jhil auf sich zuschreiten sah, sprach er sie sofort an - an ihrem ernsten Gesicht hatte er schnell ihre Stimmung abgelesen. "Ah, Jhil, da sind sie ja endlich. Sie begleiten Joe zum Flughafen. Ihr Bruder wird sich freuen, sie zu sehen!"
Die Frau blickte mit funkelnd-grünen Augen kurz auf ihre Uhr, es war viertel vor neun - also war sie pünktlich. "Professor", zischte Jhil, "wann wollten sie mir mitteilen, dass Aleann kommt?"
Doch auf die Provokation ging der graumelierte Herr Professor nicht ein. "Joe, rufen sie Kurt und die Jungs an. Es wird ein zweiter LKW benötigt. Ich will nicht, dass sich irgendwelche Fremde mit der Fracht befassen."
"Schon geschehen, Professor." Joe Marley war ein kräftiger, rotblonder Shymier. "Er müsste jede Minute hier eintreffen."
"Bringen sie das Zeug so schnell es geht hierher!" Eduard Higgins wandte sich ab. Als er an der zierlichen Frau vorüber ging, meinte er: "Hat ihr Bruder sie nicht rechtzeitig unterrichtet." Doch es war keine Frage, dazu schwang zu viel Sarkasmus mit hinein.
Das Verhältnis zu meinem Bruder geht dich einen Scheißdreck an, du Blödian! - dachte Jhil Raven und folgte Joe Marley nach draußen.
"Was hat Aleann denn gefunden?" fragte Joe hinterm Lenkrad auf dem Weg zum abgelegenen, privaten Flughafen.
"Ich hoffe, dass wonach er gesucht hat", antwortete die junge Frau und schaute aus dem Fenster.
"Uih, Jhil, sind wir heute Morgen mit dem falschen Bein aufgestanden?" Joe nahm die Ausfahrt vom Highway und bekam von der schwarzhaarigen Frau keine Antwort. "Sag, was ist los?"
"Sorry, hatte nur eine unruhige Nacht."
Eine Stunde später landete ein mittelgroßes Frachtflugzeug auf einer staubigen Landebahn, an deren Ende die Leute vom Museum bereits warteten. Ein nicht besonders großer, aber kräftiger Mann mit kurzem Haarschnitt sprang aus dem Flugzeug. Er trug Jeans, Boots, eine dunkelbraune Lederjacke und einen breitkrempigen Hut. Herzlich umarmte er die schwarzgekleidete Frau, die er um wenige Zentimeter überragte.
"Es ist unglaublich, was ich gefunden habe, Jhil", schwärmte er. "Du wirst es mir kaum glauben wollen!" Er lächelte über beide Ohren und grüßte Joe, Kurt und die Jungs. "Seit vorsichtig beim Verladen, das Zeug ist schwer - und wertvoll!"
Aleann Raven spannte seine Zwillingsschwester noch eine ganze Weile auf die Folter. Solange, wie die Rückfahrt dauerte und die ein Dutzend große Holzkisten brauchten, um in der Requisite des Museums eingelagert zu werden. Ein kleiner Hubwagen reihte die zwölf Kisten einzeln im Raum auf. Die Aufregung des Professors, Jhil, Aleann und allen zehn weiteren im Raum stehenden Männern war allen deutlich anzusehen.
Aleann blätterte ein Stapel Papiere durch und ging dann zu einer der größten Holzkisten hinüber und befahl sie zu öffnen. Eine kleine Schicht Holzwolle sicherte darin einen Sarkophag. "Kannst du die Inschrift entziffern, Jhil?"
Jhil trat ehrfürchtig an die Kiste heran, in der ein Sarkophag aus weißem Marmor lag. Der Deckel trug das dreidimensionale Bildnis eines liegenden, hübschen Königs in Rüstung mit Schwert in der Hand. Der Rand war mit springenden Löwen verziert und zu Füßen des steinernen Königs gab es eine dreizeilige Inschrift aus schwungvollen Runen - uralte Runen, wie Jhil sie bereits aus dem Buch kannte. Elfenrunen. "Es sarch elessar or venn Tanelor, aglareb aran uin Valdavien", las Jhil mit melodischem Timbre in der Stimme vor.
"Und was heißt das?" fragte Professor Higgins ungeduldig.
"Hier ruht Elessar vom Geschlecht der Tanelor, ruhmreicher König über ganz Valdavien." Jhil blickte zu ihrem Bruder herüber, der sie mit den gleichen grünen Augen anfunkelte. "Du hast das Grabmal des ersten Königs gefunden?"
Ihr Zwillingsbruder nickte und grinste stolz über beide Ohren hinaus.
"Hast du schon in den Sarg hineingesehen?" wollte Jhil wissen.
Aleann Raven schüttelte den Kopf. "Der Deckel sitzt zu fest." Und dann begann er allen Beteiligten zu erzählen, wo und wie er die Grabkammer gefunden hatte. "Wie ich bereits vermutet hatte, fand ich in den Katakomben von Tanelor die Grabkammer des letzten Rosenritters Pantaleon de Avalon. Dort fand ich alte Chronikbücher und Aufzeichnungen, die bis ins sechste Jahrhundert zurück reichten. Es war sehr schwer, die alten Pergamente zu entziffern, doch zwischen den Seiten einer uralten Chronik aus der Hauptstadt fand ich einen Brief in Elfisch geschrieben, der mir einen Hinweis gab und mich in den Norden, nach Avalon führte.
Das alte Kloster der Rosenritter war längst dem Erdboden gleich gemacht. Es hatte sich einst vor zweitausend Jahren an den Klippen über dem Meer erhoben. Ein Einheimischer meinte, als ich ihm die Zunge mit ausreichend Bier gelockert hatte, dass unterhalb der Klippen Höhlen vermutet wurden, die damals mit dem Kloster verbunden gewesen seien. Leider lag der Zugang unter Wasser und die Valdavischen Behörden durften nicht spitz bekommen, dass ich dort illegale Nachforschungen anstellte. Aber William Stafford, unser Freund vom Ministerium, hat mir zum Glück den Rücken freigehalten. Und mir noch zwei Sammler verraten, deren Urgroßväter einst in den Klosterhöhlen auf Schatzsuche gegangen waren.
Ich wagte mich mit Ausrüstung hinab und fand tatsächlich einen Eingang. Ich kam bis in eine große unterirdische Halle, die bereits geplündert worden war. Aber die eisigen Wellen hatten mit der Zeit einen Eingang verschoben, der davor unbemerkt geblieben war. Dahinter kam die Grabkammer des ersten Königs zutage. Das Schwierigste war sicherlich die beiden Sarkophage und die Wertgegenstände darin ungesehen hinauf zu schaffen. Wir schafften es, ein Glück dass die Gegend dort oben lang nicht mehr so dicht besiedelt war, wie noch vor wenigen Jahrhunderten.
Am Eingang zur Grabkammer fand ich eine Scherbe aus einer unbekannten Silberlegierung, das Bruchstück und Drittel eines schön gearbeiteten Keltischen Knotens. Ich bin dann zu den beiden privaten Schatzsuchern gegangen und hab mir ihre Schätze einmal genauer angesehen. In ihrem Fundes befanden sich unter anderem zwei weitere Teile dieses Knotenschmuckstückes und ich schwatzte ihnen die Teile ab, die Leute konnten mit dem alten Kram ihrer sammelwütigen verstorbenen Großväter eh wenig mit anfangen. Das Sonderbarste ereignete sich am folgenden Abend, als ich die drei Scherben aneinander gelegt hatte, denn plötzlich leuchteten sie auf und fügten sich zu einem Stück zusammen."
Aleann Raven holte aus der Innentasche seiner Jacke ein etwa handtellerrundes Schmuckstück aus einem mattglänzenden Silbermetall. Das Rund war durchbrochen und handwerklich vollkommen gearbeitet, zeigte ein mehrfach-verschlungenes keltisches Knoten-Dreieck.
"Es ist wunderschön", staunte Jhil. "Wann hast du es zusammengesetzt Wenn es sich selbst zusammen fügte, scheint es magisch zu sein."
"Gestern Abend irgendwann."
"Da ist eine Elfenrunen-Inschrift auf dem Rand. Hm", die zierliche Frau versuchte eine direkte Übersetzung. "Rufe die Vergessenen, die nicht leben, nicht sterbend sind. Aus dem Dunkel strebt ein Licht, offenbart die Wahrheit des Herzens." Jhil runzelte die Stirn und reichte das Schmuckstück dem Professor, der es sich auch ansehen wollte.
Die Männer begannen die Holzkisten auszupacken. Den Nachmittag über katalogisierten, sortierten, verzeichneten, untersuchten und bestimmten Aleann, Jhil, der Professor und Steve Andersen ein weiterer Archäologe des Museums, die Grabgegenstände, die sie aus den Kisten zogen. Viele kleine Alltagsgegenstände, unterschiedliche Kriegswaffen aus alter Zeit, fein gearbeiteter kostbarer Schmuck, zwei wundervoll goldene Rüstungen und ein weiterer Steinsarg. Der zweite Sarkophag war etwas kleiner und trug kein Abbild, des darin liegenden. Doch der Deckel war mit einem verschlungenen Dornenornament aufwendig verziert und eine Namentafel deutete auf dessen Inhalt.
"Nuaja Silver 'Elin arwen uin Valdavien", las Jhil. "Wenn sie mit ihm in der Grabkammer lag, handelt es sich wohl um seine Frau. Obgleich mir eine Besonderheit bei ihrem Namen auffällt."
"Ja, er ist elfisch", entgegnete Aleann.
"Nuaja Silberstern, Hohe Frau Valdaviens", übersetzte Jhil und erinnerte sich an das alte Buch in dem sie heute früh noch geschmökert hatte. "Sie ist die Zwillingsschwester des Elfenprinzen Nuance Silver 'Elin. Sie ist eine Dunkelelfin aus Ban Dúath aus dem Pamirgebirge. Wow, Al, eine Elfin!"
"Leider eine ausgetrocknete faltige Mumie mit wenig elfischem Glanz." Der Mann machte sich daran den Deckel des Sarkophags zu verschieben. Steve Andersen half ihm und sie hoben gemeinsam den Deckel zur Seite, lehnten ihn gegen die Sargwand.
Jedem verschlug es die Sprache, als sie die Mumie im Innern betrachteten, hatten sie doch einen schrumpeligen dürren Frauenleichnam erwartet. Die Frau im mit gelbem Samt ausgeschlagenen Sarkophag und einem pompösen hellbeigen Kimono artigen Kleid bekleidet, hatte ein sehr lebendiges Aussehen: glatte weiße Haut zeigten ein wunderschönes, edles Gesicht, gerahmt von langem weißem Haar. Sie trug ein dunkles Makeup um Augen und schöngeschwungenem Mund und die Narbe über den Wangen, die Jhil aus ihren Träumen bereits kannte. Das Kleid war hochgeschlossen, ein graues Mieder betonte die kleinen Brüste, ihre Hände waren in den Falten der weiten Ärmel verborgen. Sie trug keinerlei Schmuck, nur ein filigraner Goldreif, eine Krone, lag auf ihrer Brust. Sie wirkte als schliefe sie.
"Das kann nicht sein", stammelte Aleann Raven. "Als ich in Avalon den Sarg öffnete, ich schwöre, da lag eine vertrocknete Mumie darin! Seht sie euch an, es ist als würde sie jeden Moment aufwachen!"
"Sie ist unglaublich schön", erwiderte Steve.
"Eine wahrhaftige Elfin, dazu noch eine sehr bedeutende", vorsichtig legte Jhil eine Haarsträhne zur Seite und offenbarte ein spitzes Ohr.
"Steve, bestimmen sie das Alter von Misses Spock!" wandte der Professor mit kühler Stimme ein. "Ich will genau wissen, wie alt dieser ganze Krempel ist. Dreitausend Jahre scheint mir unwahrscheinlich, es wirkt alles so - neu. Und den Königssarg müssen wir auch noch aufbekommen - vielleicht erwartet uns da auch eine Überraschung?! Wenn uns hier jemand auf den Arm nehmen will und das ganze Zeug hier nicht authentisch ist, kann ich den ganzen Einsatz dieser Expedition abschreiben! Los, rann an die Arbeit!"
"Jawohl, Professor!" salutierte Aleann mit breitem Grinsen. Er glaubte an die Echtheit seines Fundes.
Aleann ging zu seiner Schwester und massierte ihr ein wenig den Nacken. "Mir reicht es für heute, ich werde zu Yong gehen, sein feuriges Essen hab ich im Norden vermisst. Komm mit Jhil."
Jhil schaute von ihrem Mikroskop auf die Uhr - sie zeigte 20:07 h - und meinte: "Nein, ich will die letzten drei Schmuckstücke noch fertig machen. Aber wir können uns auf einen Drink später noch bei Max treffen."
"Gute Idee, ich warte aber nicht länger als bis Mitternacht auf Dich." Der Mann gab der Frau einen Kuss auf die Stirn und verließ mit Steve Andersen den Raum, in dem die Grabbeigaben im chaotischen System auf Tischen und Regalen, in Holzkisten und am Boden verstreut lagen.
Das künstliche Licht flackerte diffus von der Decke herab. Jhil rieb sich müde die grünen Augen und kramte einen Schokoriegel hervor. Sie erhob sich, streckte die steifen Glieder und ging zum Sarg der Königin rüber. Die wunderhübsche Elfin schlief friedlich darin. Jhil berührte ihre straffe Wange, die Haut war eisigkalt. Da schien kein Leben in ihr zu sein.
"Wie wunderschön und friedvoll du aussiehst, Nuaja, " flüsterte Jhil. "Hingegen dein Zwillingsbruder Nuance macht mir Angst. Du bist das Licht und er ist dein böser Schatten." Die zierliche Frau ging zurück zum Tisch und widmete sich wieder ihren Schmuckstücken.
Von irgendwoher drang das Geheul eines Krankenwagens an ihr Ohr. Eine nahe Turmuhr schlug die volle Stunde. "Verdammt, es ist ja schon zehn!" Die Frau massierte sich den steifen Nacken und speicherte ihre Notizen ab und klappte den Laptop zu.
Da schepperte etwas im hinteren Teil des Raumes. Jhil blickte in Richtung des Geräusches und stand auf. Sie lauschte aufmerksam. Stille. Nur die typischen Geräusche der Großstadt drangen von ferne an ihre Ohren. Und doch stellten sich ihr die Nackenhärchen auf und sie spürte, dass jemand mit ihr im Raum war.
Instinktiv ging sie zum Sarg der Elfin und schaute hinein. Die weißhaarige Nuaja lag noch darin - hatte Jhil wirklich geglaubt, dass dieses Wesen auferstehen würde?
Sie stand am Marmorsarg und wusste plötzlich, dass der unbekannte Besucher hinter ihr stand. Jhil drehte sich langsam um und starrte der Person entgegen, die da dunkel im Schein des flackernden Neonlichts stand. Ein knielanger schwarzer Mantel, mit über dem Kopf gezogener Kapuze. Ein roter Schal betonte die sehr schlanke Taille und ein langes Schwert steckte untypisch darin. Eine behandschuhte Rechte hob sich und streifte die weite Kapuze nach hinten, aber auch so ahnte die Frau, wer da vor ihr stand. Weißes Haar und ein fahles Gesicht mit schattig gelben Augen und schwarzen Lippen kamen zum Vorschein. Jhil erstarrte. Lord Nuance Silver ging näher an sie heran.
Aus dem hageren Gesicht des Elfen war keinerlei Alter zu erschließen, doch stimmten die Legenden musste nun vor Jhil ein Wesen stehen, dass über dreitausend Jahre alt war. Seine bernsteingelben Augen funkelten hasserfüllt und sahen in das saftige Wiesengrün der jungen Frau. Sie hielt seinem Hass stand, denn der Hass schwand, als er seiner Schwester im Sarg gewahr wurde.
Nur ein sanfter Windhauch streifte Jhil, als Nuance an ihr vorbei eilte und sich über den Sarkophag beugte. Liebevoll umfasste er das Gesicht der Elfin, sprach zärtlich in der alten Elfensprache zu ihr und hauchte ihr einen langen Kuss auf die Stirn, direkt über ihre Augen. "Nuaja, endlich finde ich dich in dieser menschlichen Hölle. All die Zeit der Sehnsucht überdauerte unser Fernsein. Endlich sind wir wieder vereint."
Jhil verstand die fremde Sprache und sprach ihn mit dem gleichen melodischen Elfisch an. "Prinz Nuance Silver 'Elin, erklärt mir euer Dasein."
Ruhig wandte sich der schlanke Dunkelelf um. "Nichts muss ich dir erklären. Stattdessen erkläre mir, warum verstehst du meine Worte? Und sprichst sie?"
"Ein Erbe meiner Familie. Genaueres weiß ich aber nicht."
Nuance streifte sich die Handschuhe ab. Darunter kamen lange Finger mit blasser Haut hervor. Er berührte sie am Kinn. Seine Finger strahlten eine ungewöhnliche Wärme aus. "Nur unter den Feleaorn sah ich je so ein Augengrün."
Der weißhaarige, finstersichtige Elfenprinz legte seine Hand auf ihren Kopf. Jhil wehrte sich nicht gegen seine Ergründung. "Nur eine Handvoll Elfen von Ban Gynvael blieben damals übrig. Du trägst das Erbe dieses Alten Blutes in dir. Bemerkenswert. Und du hast einen Zwillingsbruder, Jhil Raven." Er lächelte mit dem giftigen Blick einer Natter.
Lord Nuance Silver löste sich von der Frau, blickte sich im Raum um. Als er den Sarkophag des Valdavischen Königs sah, eilte er dorthin. Seine Hände ruhten über dem Sarg, suchend. Er lauschte. Und riss in einer einzigen wütenden Geste den schweren Steindeckel von dem Marmorsarg.
"Elessar, Erstkönig der Menschen", zischte der Elf mit glühendem Hass der gerüsteten Mumie in seinem Innern entgegen. "Du hast mir alles genommen, was mein Leben bedeutsam machte. Doch ich überdauerte und hole es mir nun zurück." Nuance griff in den Sarg und holte einen länglichen Gegenstand hervor. Ein reich-verzierter dunkler Stab, an dessen Spitze eine silberne Speerspitze glänzte.
Er hatte die sonderbare Waffe mit der rechten umfasst und streckte seinen Arm aus. "Ich bin Nuance Silver, Lord von Dúath 'Áite." Er vollführte mit dem Lanzenschwert einige kunstvolle schwungvolle Bewegungen und hieb unerwartet mit der Spitze in den Sarkophag, erdolchte seinen längst toten Feind.
Wieder blickte sich der Elfenprinz suchend um, durchschritt den Raum und stöberte in den Grabbeilagen. "Wo ist das Quenya?"
Jhil verstand nicht. "Ich weiß nicht was ihr meint, Prinz." Obgleich er sie kaum um einen halben Kopf überragte und vom schlanken Wuchs schien, hatte sie vor ihm weiterhin Angst. Er bewegte sich so kraftvoll, schnell und lautlos, wie eine Raubkatze auf Beutefang. Und sein dämonisches Aussehen erfüllte die Luft mit seiner magisch-gefährlichen Aura.
"Du hast damit meine Schwester ins Dasein erhoben. Ich brauche es, um sie vollends zu erwecken. Ihr Geist ruht noch in den Sphären."
Er meint das runde Silberstück, den keltischen Dreieck-Knoten, dachte Jhil. Schaute sich nun selbst um. "Mein Bruder muss es bei sich tragen." Nuance stand dicht bei ihr. Speerspitze und Augen funkelten um die Wette. "Bitte tue ihm nichts!" stammelte sie furchtsam.
Sein hübsches, steinernes Gesicht lächelte. "Hole es mir. Einen Tag gebe ich dir dafür." Nuance sah ihr in die Augen von saftigem Wiesengrün. "Angst brauchst du vor mir nicht zu haben, kleines Elflein. Bleib nur furchtsam." Er berührte sie mit der silbernen Spitze seines Lanzenschwertes und murmelte etwas leise, was Jhil nicht verstehen konnte. Aber ihr schwindelte davon und ihr wurde schwarz vor Augen. Als sie wieder klar sehen konnte war der unheimliche Elfenprinz verschwunden.
War das nur ein Traum gewesen? Nein, dachte Jhil voller Schaudern, als sie den offenen Sarkophag des König Elessar de Tanelor sah. Langsam schritt sie an den klobigen Steinsarg heran und blickte hinein. In der rotgoldenen edlen Rüstung des Königs von Valdavien steckte ein schrumpeliger mumifizierter Leichnam und keine neue böse Überraschung.
Es schlug 23 Uhr, als Jhil Raven die Museumstüren hinter sich abschloss und den Code für die Alarmanlage eingab. Max' kleine Bar war nur einige Blocks weiter weg, sie lief den Weg dorthin. Ihre Schritten hasteten flink über den Asphalt, deutlich spürte sie den Puls im Hals im aufgebrachten Rhythmus ihres Herzens schlagen.
Ihren Bruder fand sie an der Bar sitzend und mit Max, dem Wirt und Besitzer, sprechend vor. "Du kommst spät, Jhil." Und als er ihre Panik bemerkte, fragte Aleann was denn los sei.
Max schenkte ihr einen doppelten Sahnelikör ein, den Jhil gerne trank. Sie nahm das Glas und zog ihren Bruder in eine abgelegene Ecke und erzählte ihm dort alles was im Museum passiert war. Stumm lauschte er, unterbrach sie kein einziges Mal.
"Was machen wir jetzt?" endete Jhil fragend.
"Das ist harter Tobak den du mir da erzählst. Aber wir wissen beide, was da im Sarg der Königin liegt. Dies darf es gar nicht geben und doch -" Aleann leerte sein Whiskeyglas. "Was weißt du von diesem Prinz Nuance?"
"Der Dunkelkönig Gil'galad ist der Vater der Zwillinge Nuance und Nuaja. Nuance zettelte im späten fünften Jahrhundert den Krieg gegen die Menschen, die das alte Reich nach der Großen Dunkelheit erobert hatten, an. Als der erste König von Valdavien ihn gefangen nehmen konnte, war er das Pfand für den Frieden zwischen Menschen und Nichtmenschen. Sein Lanzenschwert sollte die Trophäe und seine Schwester die Garantie für den bleibenden Frieden sein. Der Prinz fühlte sich gedemütigt und übergangen und führte seinen verbitterten Kampf gegen die Menschen weiter, da verbannte ihn sein Vater. Nuance verschwand danach. Dann kam die Zeit des Aufbruchs. Die blonden Aensidhe und die schwarzhaarigen Elfen Ban Gynvael wurden in die Wälder verdrängt oder lebten assimiliert am Rande der Menschenstädte. Nuance bestätigte mir, dass das Blut der uralten Elfen noch in uns fließt. Ist das nicht erstaunlich?"
"Vielleicht rettet uns das vor seinem Zorn", entgegnete Aleann. "Aber es liegen viele tausend Jahre zwischen diesen Ereignissen und heute. Wie kann der Typ also existieren, rumlaufen und meine kleine Schwester ängstigen!"
"Ich verstehe es auch nicht, denn selbst die Elfen waren nicht unsterblich. All diese wundersamen Länder, ihre kriegerischen Völker, die Zwerge unter der Erde, Trolle und Gnome gibt es heute nur noch in phantastischen Erzählungen. Das ist pure Fiktion. Niemand hätte sich je träumen lassen, dass es Elfen je gegeben hätte. Aber was tun wir jetzt?"
"Ich lass dich jedenfalls nicht allein. Gehen wir nach Hause. Ich bin müde. Er hat dir einen Tag gegeben. Mir wird schon was einfallen, Jhil." Aleann steckte einige Scheine unters Glas. Es war kurz nach Mitternacht als die Geschwister die Bar verließen.
Jhil benutzte das Stethoskop und lauschte. "Du hast recht, Al. Ein ganz langsamer Herzschlag ist zu hören." Die Frau blickte auf die Uhr und lauschte angestrengt. "Ich zähle zwei Schläge in der Minute. Aber Atmen ist nicht auszumachen. Was tun wir mit der Prinzessin?"
Die schwarzhaarigen Geschwister, Joe und Kurt hatten sich um den Sarg der hellhäutigen Elfin versammelt. Es war Mittag und der Professor hatte das Museum verlassen, um etwas essen zu gehen.
"Der Professor wird nicht zulassen, dass wir sie von hier fort nehmen", erläuterte Aleann. "Aber ich bin mir sicher, dass der Prinz seine Schwester holen kommt. Joe, Kurt ihr müsst sie in der Nacht bewachen." Er zog eine Automatikpistole hervor und gab sie dem rotblonden Shymier. "Nur zur Sicherheit. Wir wissen nicht, wie ausgeflippt der Kerl ist."
Joe Marley steckte die Waffe mit einem Kopfnicken ein, nachdem er das Magazin überprüft hatte. "Ewig werden wir Higgins nicht an der Nase rumführen können."
"Mir fällt schon noch was ein." Die beiden Handlanger gingen. Aleann Raven holte das keltische runde Schmuckstück hervor. Er schwenkte damit über den leblosen Körper der Elfenprinzessin, legte es ihr auf die Brust, doch nichts passierte.
"Sicher gehört irgend ein magischer Spruch dazu", wandte Jhil ein. Sie machten sich für den Rest des Nachmittags an die Aufzeichnungen und durchforsteten alte Bücher. Sie hatten auch eine Gewebeprobe der beiden Körper - die Königs Elessar und der Elfin Nuaja - entnommen und sie in das Spektrometer gegeben, um das Alter zu bestimmen. Das Ergebnis erstaunte sie, denn der Körper der Elfin war sogar über fünfhundert Jahre älter, als die des ersten Königs!
"Das kann schon sein, Jhil. Sie könnte bereits vor der Großen Dunkelheit gelebt haben." Der Mann stand am Sarkophag. "Für ihr Alter, hat sich die Prinzessin verdammt gut gehalten. Aber das hieße, Prinz Nuance, der dich letzte Nacht besucht hat, wäre demnach auch fast viertausend Jahre alt. Hm, das wirkt alles sehr - erstaunlich. Ja, unwahrscheinlich. Ist je ein Elf älter als zweitausend geworden?"
Bei Sonnenuntergang begleitete Aleann seine Schwester nach Hause. Sie ließen sich Hühnchen-süß-sauer nach Hause kommen. Der Fernseher lief, doch mit ganz leisem Ton. Der Mann holte einen Revolver hervor und überprüfte die Trommel. Sie sperrten die Katzen ins Badezimmer und löschten das Hauptlicht. Es blieb nur eine Lampe neben dem Sofa und im Flur brennen.
Dann warteten die Geschwister auf ihren weißhaarigen Besucher.
Kurt Bofinger schreckte aus seinem Halbschlaf hoch, als sein Handy klingelte und wäre fast von seinem unbequemen Stuhl gefallen. Ein kurzer Fluch drang über seine Lippen, als er die Nummer des Anrufers erkannte. "Hi, Süße. Was gibt's?" meldete er sich säuselnd. "Sorry, aber ich muss noch paar Stunden im Museum aushelfen." Der blonde Mann verdrehte die Augen nach oben und lauschte angestrengt seiner Freundin am anderen Ende. "Tut mir leid, Süße. Ich weiß es ist mitten in der Nacht. Aber ich kann nicht vor vier hier weg! Ja-" er verstummte erneut. "Ich mach es wieder gut! Schlaf gut und träum von mir!" Er klappte das Handy zu, stand auf und legte es auf den Tisch daneben.
Plötzlich fühlte Kurt, dass eine weitere Person im Raum anwesend war und griff nach der Automatik. Entsichern konnte er sie nicht mehr, denn unerwartet stand ein schwarzer Schatten neben ihm und eine silberne Lanzenschneide durchschnitt die Luft...
...und sein Handgelenk. Ungläubig starrte der blonde Mann auf seinen Stumpf aus dem Blut hervor spritzte. Halb drehte er sich seinem Angreifer entgegen und sah in ein hassverzerrtes weißes Gesicht mit dunklen Augen und Lippen. Da durchflutete ihn ein weiterer Schmerz, als die scharfe Spitze in seine Brust eindrang und das Herz durchbohrte.
Der Körper des überraschten Mannes war bereits tot, als er zu Boden sank. Nuance wischte mit Kurts Hemd das Blut von seiner einzigartigen Waffe und achtete dann nicht weiter auf den Getöteten.
Wenige lautlose Schritte brachten ihm zum Sarkophag seiner Schwester. Das kurze Lanzenschwert steckte er neben das Sihil in seinen Schalgürtel und hob ganz behutsam seinen weiblichen Zwilling aus dem gelbgepolsterten Steinsarg.
Da er noch einem Wachmann begegnen konnte, lud er sich den Körper über die linke Schulter und zog das Schwert. Auf dem gleichen Weg, wie er sich hineingeschlichen hatte, entkam er - Nuance durchquerte die hinteren Räume und verließ das Museumsgebäude durch eine aufgebrochene Hintertür. Doch der Alarm war nicht losgegangen, weil Joe Marley bei der Wachablösung von Kurt, vergessen hatte diesen einzuschalten.
In der dunklen Gasse hinter dem Museum öffnete der Elfenprinz ein magisches Portal zu seinem unterirdischen Versteck und verschwand. Wenige Minuten danach läutete eine Turmuhr Mitternacht.
Mit einem harten Tritt wurde die Wohnungstür eingetreten und weckte Jhil aus ihrem Dämmerschlaf. Verdammt, sie war tatsächlich eingeschlafen! Kaum war der schwarze Schatten in der eingetretenen Tür erschienen fiel ein Schuss. Aleann stand im Flur und hatte ohne zu zögern geschossen.
Die Wucht der Kugel, die Nuance in die Schulter getroffen hatte, riss den Eindringling von den Beinen. Geistesgegenwärtig kickte der schwarzhaarige Mann dem Elfenprinzen das Lanzenschwert aus der Hand und zielte mit dem Revolver auf den liegenden. "Rühr dich nicht!" befahl er ihm.
Nuances bernsteinfarbene Augen blickten hasserfüllt auf den Revolver. Dann auf seine aus der Reichweite gekickte Waffe und dem über ihn stehenden Mann und blieben schließlich auf Jhil ruhen, die sich den beiden Männern näherte. "Ich bin nur von Feinden umgeben", sprach der Prinz auf elfisch.
Jhil übersetzte. "Bewege dich langsam, Prinz Nuance. Keine falschen Bewegungen, sonst schießt mein Bruder erneut auf dich. Komm nun langsam hier rüber." Mit etwas Widerwillen hob die Frau das Lanzenschwert auf und deutete damit auf ihr Wohnzimmer.
Aleann bewahrte ausreichend Distanz zu dem Elf, der sich langsam erhob. Die Schusswunde an der Schulter behinderte ihn ein wenig, dickflüssiges schwarzes Blut quoll aus dem Loch. Die beiden Männer gingen Schritt um Schritt voran, sich stets genau im Auge behaltend und traten in den freien Raum vor dem Sofa.
Jhil schlich zur Wohnungstür, lugte in den dunklen Hausflur und lauschte. Es blieb ruhig - der unerwartete Schuss hatte niemanden ihrer Nachbarn wohl dazu verleiten lassen nachzusehen oder gar die Polizei rufen zu lassen. Gut. Schlecht dagegen, das Schloss war kaputt, aber sie konnte die Tür zumindest noch schließen.
"Ich will das Quenya!" forderte Nuance mit wohlklingendem Timbre, das Jhil trotzdem einen Schauder über den Rücken fahren ließ.
"Du hast nichts zu fordern", erwiderte Aleann und wollte dem Elfenprinzen einen Stoß versetzen, damit dieser im Sessel landete.
Doch geistesgegenwärtig fasste Nuance nach dessen Arm und er vollführte eine schnelle Drehung und packte mit der anderen Hand die Waffenhand des Mannes. Aleann's Knie stieß nach oben und traf Nuances Seite. Doch der löste seine Umklammerung nicht - so trat der schwarzhaarige Mann mehrmals hart nach. Dem Elf blieb die Luft weg, er löste seinen Griff und wand sich mit einer geschickten Pirouette aus dem Schlagkreis des Gegners.
Jhil kam in seine Reichweite und er versetzte ihr einen harten Schlag mit der flachen Hand, den die Frau über den freistehenden Sessel fallen ließ. Mit einer weiteren Drehung bog sich Nuances Oberkörper unter die Ziellinie von Aleann's Waffenarm und sein ausgestrecktes Bein traf diesen stattdessen. Aus der Drehbewegung heraus stieß er ihm anschließend die Faust gegen die Brust. Aleann klappte zusammen und fiel zu Boden. Der kampferprobte Elfenprinz setzte sofort nach, fixierte den Arm mit der Pistole mit seinem Knie und nagelte den Mann - indem er auf ihm saß - am Boden fest.
Nuance tastete die Kleidung, speziell die Taschen, ab und fand schnell den Gegenstand den er suchte.
Jhil hatte sich während des kurzen Kampfes der beiden Männer wieder auf die Füße gebracht. Nuance hatte ihren Bruder überwältigt - was sollte sie tun? Mutig trat sie näher und stieß mit dem Lanzenschwert, das sie immer noch bei sich trug, nach dem weißhaarigen Elf.
Das keltische Knoten-Schmuckstück verfing sich mit der Spitze. Reflexartig ließ die Frau los und das Lanzenschwert fiel zu Boden. Nuance konnte seine Waffe kniend jedoch nicht erreichen, so steckte er das Quenya unter seinen Mantel und erhob sich langsam, dabei beide Menschen im Blick behaltend. "Wir müssen nicht kämpfen, wir sind vom gleichen Blut", wisperte der Elfenprinz. "Gebt mir nur, was mir gehört. Dann gehe ich und ihr seht mich nie wieder!" Nuance näherte sich unmerklich seiner Waffe, behielt aber Jhil und Aleann Raven stets im Auge.
"Du hast keinen Besitz, denn du dürftest gar nicht mehr existieren", entgegnete Aleann und Jhil dolmetschte alles.
Nur noch ein halber Meter trennte den Elfenprinz von seinem sonderbaren Schwert. Doch dazu musste er sich hinab beugen und Aleann zielt mit dem Revolver erneut auf ihn. Wie schnell war der kampferprobte Dunkelelf?
"Was wollt ihr nun tun?" Nuance Silver hatte die Frage an beide gerichtet.
Das war eine gute Frage! Aleann blickte hilfesuchend zu seiner Schwester hinüber und diesen Lidschlag der Unachtsamkeit nutzte der Elfenprinz und warf sich auf den Mann.
Ein weiterer Schuss fiel und traf den Angreifer am Arm. Jhil kickte das Lanzenschwert aus seiner Reichweite und Nuance erkannte, dass er es in seinem angeschlagenen Zustand nicht mit beiden aufnehmen konnte. Er musste seine geliebte Waffe erneut zurücklassen. So ergriff er die Flucht, stolperte aus dem Zimmer in den Flur und riss die Wohnungstür auf.
Als Aleann ihm folgte und ins dunkle Treppenhaus rannte, war der weißhaarige Schatten bereits einige Treppenabsätze außer Sicht gesprungen. Jhil hielt ihren Bruder von einer Verfolgung ab. "Lass ihn gehen, Al. Er hat recht, was willst du mit ihm tun? Willst du ihn erschießen?"
Weiter unten verhallten seine eilenden Schritte, dann verschwand der Angreifer durch die Haustür. Zurück blieb Stille und die Anonymität der Großstadt. Der Mann schloss die Tür und sicherte den Revolver. Sie gingen zurück ins Wohnzimmer und dort hob er das Lanzenschwert auf. Sein Arm und die Brust schmerzten ihm, der Elf hatte einen harten Schlag.
Lord Nuance Silver taumelte aus dem magischen Tor - das von einem blauen Licht umkränzt war - in den dunklen Raum. Die Schusswunden in seiner Schulter und dem linken Oberarm schmerzten ihn, die Metalllegierung der Kugeln vergiftete seinen Organismus. Stumm fluchte er, weil er so dilettant gegen die Geschwister versagt hatte und seine Waffe zurück hat lassen müssen. Die Kämpfe, die magischen Teleporte und das geistige Aufspüren des Quenya hatte ihm viel Kraft gekostet und er war lange noch nicht in Topverfassung.
Der höhlenhafte, unterirdische weitläufige Raum barg wenig wohnlichen Komfort. In der Ferne war Meeresrauschen zu hören. Zwei schmale Schächte tauschten nur unzulänglich Frischluft aus und ein größerer Schacht bildete den Abzug eines Kamins. Nuance entfachte darin das glimmende Feuer, um etwas Licht und Wärme zu haben. Daneben auf einer schlichten Pritsche mit alten Baumwolldecken lag der Körper seiner Schwester Nuaja. Zwei dunkle Blutflecke zeichneten sich auf ihrer Schulter und Arm ab, die gleichen Stellen, an denen er verletzt worden war. Verdammt, dachte er verbittert, er hatte sie mit seinem unüberlegten Handeln in Gefahr gebracht.
Er wickelte den Schal ab, legte das Sihil zur Seite und zog sich den schwarzen Mantel aus. Dann öffnete er den bis unter die Brust gehende Rüstungsgürtel aus gehärtetem Leder und streifte sich das rote Hemd vom Oberkörper. Das silberne Quenya-Schmuckstück fiel ihm in die Hand und er legte es auf einen kleinen Tisch nahe dem Kamin.
Nuance besah sich die Wunden auf seinem sehnigen, hellhäutigen, gestählten Körper. Nur wenig Blut war hervor gequollen, das er mit dem Hemd und Wasser aus seinem Vorrat abwischte. Die Wunde am Arm war ein Durchschuss, aber in der Schulter steckte noch die Kugel. Er musste sie schnellstens entfernen.
Der Elfenprinz legte das Quenya ins Feuer und setzte sich wartend davor. Er zog sich die Stiefel aus und schlug die Beine unter. Sein Oberkörper war gerade, die Hände legte er sich in den Schoss und schloss die Augen. Kontrolliert senkte er seine Körperfunktionen, seine Atmung wurde flacher. Tief aus seiner Erinnerung holte er die alten Zauberworte der Heilung hervor und sang sie leise vor sich her. Er wiederholte das siebenzeilige Elfenlied dreimal und griff dann ins Feuer und holte den weißglühenden Keltendreiecksknoten heraus und legte ihn sich auf die Schulterwunde. Dann sang er das Lied der Heilung ein viertes Mal.
Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und die eisige Kälte des aktivierten Quenya ließ seinen Leib erzittern. Nuance musste aber das Ritual vollenden, ignorierte die Schmerzen und seine aufkommende Ohnmacht. Er kämpfte mit aller Macht dagegen an, sang das Lied zu Ende und blieb eisern in der meditativen Stellung sitzen. Ein kaltes Feuer breitete sich von dem Schmuckstück auf seiner Schulter aus und griff nach der Kugel und nach jeder seiner verwundeten Faser. Wie ein Magnet zog das Quenya die Kugel aus der Wunde und schloss die zerrissenen Muskelfasern wieder. Die Strukturen wurden wiederhergestellt, zertrennte Muskelstränge zusammengefügt und das Loch in der Haut schloss sich. Ein sehr schmerzlicher, aber schneller, magischer Prozess.
Erschöpft sank Nuance in sich zusammen. Das Schmuckstück fiel klirrend zu Boden, verblasste und wurde matt. An Schulter und Arm war nicht mal mehr eine Rötung und keinerlei Narbe zu sehen.
Auf allen Vieren robbte er zu der Pritsche und hüllte sich zitternd in eine Decke, die er dort fand. Er lehnte sich dagegen griff nach Nuajas Hand und schlief erschöpft ein. Er musste erst neue Kraft sammeln, bevor er seine Schwester aus ihrem Jahrtausendschlaf befreien konnte.
Der grausame Tod von Kurt und der Diebstahl der Elfinnenleiche lähmte die ganze Museumsbesatzung. Professor Higgins erduldete mürrisch die polizeilichen Ermittlungen und hielt ein wachsames Auge auf deren Spurensuche im Lagerraum des Museums. Jedenfalls konnte er verhindern, dass nicht das kleinste Stück aus dem Grab des Königs aus Valdavien beschlagnahmt wurde. Ein Täter würde in diesem Raubmord nie gefunden werden.
Der Professor engagierte gegen Ende der Ermittlungen eine private Security-Firma damit, das Museum, ihre Mitarbeiter und deren Schätze vor weiteren Zugriffen zu schützen. Auch die vorhandene Alarmanlage wurde auf einen verbesserten neuen Stand gebracht.
Jhil, Aleann und Joe verschwiegen ihre Kenntnisse über die verschwundene Leiche und erwähnten auch in keinem Zusammenhang den weitaus lebendigeren Elfenprinzen Nuance. Akribisch gingen sie ihrer Arbeit nach, um pünktlich zum Herbstbeginn die neue Ausstellung einem öffentlichen Publikum vorstellen zu können.
Trotz all der vorgenommenen Schutzvorkehrungen zeigte sich ihnen kein weißhaariger Dunkelelf mehr. Nuance blieb wie vom Erdboden verschluckt und nach wenigen Wochen stellte sich die Alltagsroutine wieder ein. Die Erinnerung an fast Viertausendjahre alte Elfenzwillinge geriet allmählich ins Vergessen.
Durch Schlaf, Meditation und Kampfübungen gelangte Lord Nuance Silver bald wieder zu Kräften. Es vergingen jedoch über fünfzehn Tage, bevor er sich in der Lage sah, das komplizierte Ritual des widerkehrenden Lebens an seiner Schwester zu vollziehen.
Hierzu legte er das Quenya erneut ins Feuer, das diesmal mit seltenen Kräutern und Hölzern einen betäubenden Duft im unterirdischen Versteck verbreitete. Er öffnete das sandfarbene Kleid seiner Schwester und legte ihren Oberkörper frei, denn er musste das Schmuckstück zwischen ihre Brüste nahe ihrem Herzen platzieren, sie selbst lag direkt vor dem Kamin. Nuance kniete sich neben sie, sammelte seine Energie in sich und begann das magische Elfenlied des Lebens zu singen. Bei der Wiederholung kam es ihm bereits viel sicherer über die dunklen Lippen. Der Elf ergriff das diesmal golden glühende Quenya aus dem Feuer und legte es Nuaja dicht ans Herz, dabei behielt er seine eigene Hand auf dem kaltglühenden Metall und sang die Zauberworte ein drittes Mal.
Mit dem zuletzt gesungenen Wort entzog ihm der keltische Knoten einen enormen Anteil seiner eigenen Lebensenergie. Es floss im Zeitraum eines Lidschlags aus ihm hinaus und er sank bewusstlos über seiner Zwillingsschwester zusammen.
Nuaja öffnete die hellen Augen und erblickte einen diffusen Höhlenraum. Zaghaft streckte sie ihre Hand nach dem Mann aus, der auf ihrer Brust lag. Sie streichelte sein weißes Gesicht, fuhr die Tattoonarbe an den Wangen ab, die auch sie selbst hatte, und strich sanft über die Konturen seiner hübschen schwarzen Lippen. Ein Lächeln legte sich auf ihren schöngeschwungenen Mund, als er die Augen aufschlug und sie ansah.
Die Freude über ihr Erwachen schenkte Nuance neue Kraft. Er setzte sich auf, legte das Quenya beiseite und schloss ihr Kleid. Zärtlich hauchte er ihr einen langen Kuss auf die kühle Stirn. Sie schlang ihm ihre Arme um den Nacken und er hob sie auf seine Arme und legte sie zurück auf die Pritsche. Sofort schlief sie ein.
Jhil steckte sich die Haarsträhne, die ihr immer wieder ins Gesicht fiel, hinters Ohr und blickte sich im überfüllten Museumssaal, in dem die Deponate aus dem Grab des Erstkönigs Elessar de Tanelor ausgestellt standen, um. Doch ihren Bruder Aleann konnte sie nirgends entdecken. Dafür war jede Menge reichgekleidetes Publikum da: Jhil bemerkte den Bürgermeister mit seiner Frau, einige alte Herrschaften vom Stadtrat, die sich den Professor geschnappt hatten, namhafte Schauspieler und Firmenmagnate und eine Handvoll auserwählter Medien- und Presseleute mit Kameras und anderen Aufnahmegeräten. Dazwischen wuselten Kellner mit Tabletts voller Getränke und Häppchen durch die Menge und schwarzgekleidete Securityleute standen - unauffällig tuend - an fast jeder Ecke, Vitrine und den Ausgängen.
Es war Freitagabend, Premierenabend für die neuen Ausstellungsstücke. Sie hasste solche hochgestochenen Gesellschaften und wünschte sich das Ende des Abends herbei. Doch bis Mitternacht waren es noch einige Stunden, die interne Eröffnung hatte gerade erst begonnen.
Sie hielt immer noch Ausschau nach ihrem Bruder, als sich ihr jemand von hinten näherte und sie an den Armen packte."Ungehorsam muss bestraft werden", sang ihr ein Mann auf elfisch leise ins Ohr.
Jhil erstarrte und eine weiße Strähne seines Haares fiel ihr über die Schulter, so dicht stand er bei ihr. "Prinz Nuance", stammelte sie und ließ ihre Blicke verzweifelt durch den Raum schweifen. Wo war nur Aleann? Wieso reagierten die Wachleute nicht auf den seltsamen weißhaarigen Kerl in ihrem Nacken? Hm, kam es Jhil, sie wussten ja nichts von ihm.
"Wir gehen von hier fort." Kaum erwähnt zog er die schwarzhaarige Frau aus dem überfüllten Raum, einen Korridor entlang und durch den Ausgang. Niemand hielt sie auf, weil sie keinem auffielen. Draußen umwehte sie ein frischer Herbstwind und es roch nach Regen. Der Elf zog die Frau am Museumsgebäude vorbei in eine schattige Nebenstraße, eine Straßenlaterne flatterte unruhig einige Meter weiter weg in der Nacht und die langen Schatten darum schluckten die beiden Gestalten. Lord Nuance hatte mit der verängstigt-erstarrten Jhil Raven keinerlei Probleme, stumm ließ sie sich von ihm fortzerren. Er öffnete ein magisch blaues Portal und ging mit ihr hindurch. Sie landeten in dem unterirdischen Höhlenversteck.
Nuance stieß sie durch den Höhlenraum in Richtung des Kamins, in dem ein wärmendes Feuer brannte. Jhil zitterte teilweise aus Angst vor dem Elfenprinzen, teils weil sie in ihrem schwarzen Abendkleid unzulänglich bekleidet war. "Was wollen sie von mir?" fragte sie ihn.
Er stand dicht vor ihr, in seinem schwarzen Mantel, dem schattigen Gesicht mit der leichenblassen Haut. Ein Kontrast von Finsternis und Mondlicht. Keinerlei Regung konnte sie auf seinem ernsten Gesicht erkennen. "Deinen Ungehorsam bestrafen", antwortete er nur und strich ihr langsam über den unbedeckten Arm nach oben.
"Ich verstehe nicht?" stammelte sie und zitterte noch heftiger unter seiner Berührung.
"Du hättest das tun sollen, was ich dir aufgetragen habe, dann wäre ich zufrieden mit dir gewesen. Aber ich habe mein Lanzenschwert zurücklassen müssen. Und dein Bruder hat mich verletzt. Dieser Ungehorsam muss bestraft werden." Seine Hand war am Träger ihres Kleides angekommen. Mit einem Finger hob er den schmalen Träger an und zog ihn langsam über ihre Schulter.
Aus dem Hintergrund des Raumes drangen Schritte und das Rascheln eines Kleides an ihre Ohren. Sehr schnell trat eine dritte Person in den Lichtkreis des Kaminfeuers. Nuaja Silver 'Elin legte sanft die ihre auf die fordernde Hand ihres Zwillingsbruder. "Sie trägt das Erbe Ban Gynvael in ihrem Blut. Ihr und ihrem Bruder hast du es zu verdanken, dass ich wieder bei dir bin." Sie lächelte ihn an und wandte sich dann der schwarzhaarigen Frau zu. Eingehend betrachtete sie die junge Frau mit dem tiefschwarzen Haar, den leuchtendgrünen Augen und den zitternden Körper in einem tief dekolletierten langen Kleid.
Jhil war völlig überwältigt, die wunderschöne Elfin - die sie zuletzt in einem Sarkophag hatte liegen sehen - vor sich lebendig und mit ihr sprechend zu sehen.
"Du bist sehr schön, Jhil Raven. Hab keine Angst vor uns beiden." Nuaja streichelte sanft ihre Wange - eine warme Berührung, die ihr Sicherheit versprach. Dann wandte sie sich erneut an ihren Bruder. "Es ist kein Wunder, dass du sie begehrst. Doch ich sehe keinen Grund für eine Bestrafung, Bruder. Sei ihr ein wahrer Galant." Stumm nickte er und hauchte ihr einen Kuss auf die Handinnenfläche. Nuaja lachte auf, als sie ihm seine Hand entzog und entfernte sich zurück in die Schatten mit den Worten: "Genieße es Jhil."
Dicht am Feuer lagen Decken und Kissen für ein bequemes Lager. Der alte Modergeruch der Stoffe war mit Räucherwerk überdeckt worden. Jhil stand davor und sah wie hypnotisiert ins Glutorange der Flammen. Nuance hatte sich den Mantel und Stiefel ausgezogen, hatte den breiten Ledergürtel abgelegt und das rote Hemd vom gestählten Oberkörper gezogen. Er trat hinter die Frau und streifte ihr die Träger des Kleides über die Arme. Zögerlich ließ Jhil es geschehen, dass er ihr das Kleid auszog, sie trat aus dem Stoff, den er dann nur achtlos am Rand der Decken fallen ließ. Darunter trug sie einen schwarzen Spitzen-BH, einen Satinslip und halterlose Strümpfe, aus ihren flachen Ballerinas war sie bereits gestiegen.
Er umschloss sie mit kräftigen Armen, seine bleiche Haut strahlte eine ungewöhnliche Wärme ab. Nuance berührte ihren Nacken mit seinen Lippen, strich ihr das Haar zurück und küsste ihren Hals. Fordernd drehte er sie zu sich und forderte ihren bebenden Lippen einen Kuss ab. Jhil schwindelte es, ihre Beine wurden ihr weich, doch der Elfenprinz hielt sie fest, legte sie sanft auf die Decken und Kissen. Mit Heißhunger ergründete er ihren Körper mit den Händen und dem Mund. Beim Ausziehen des BHs musste sie ihm helfen, da er den Verschluss nicht kannte. Auch wenn ihr Verstand "Nein" rief, gierte ihr Körper nach dem seinen. Sie hatte ihn nie wirklich als hässlich empfunden, nur als angsteinflößend und unheimlich. Doch diese Andersartigkeit zog sie auch sexuell an.
Sie war wie in einem Rausch, willenlos und gierig nach mehr verzerrte sie sich nach seinen Küssen, seinen Berührungen und öffnete sich ihm bereitwillig. Lord Nuance Silver 'Elin wurde zu einer Droge, nach der sie süchtig zu werden begann. Jhil vergaß die Zeit und den Raum, sie vergaß dass er auch töten konnte und verzerrte sich nach seiner Leidenschaft. Niemals zuvor wurde sie so geliebt, wie an diesem Abend in dem unbekannten, unterirdischen Versteck.
Tief in der Nacht brachte er sie zum Museum zurück. Die Premiere war beendet, die feiernden Menschen verschwunden. Jhil schloss mit ihrer Karte die Hintertür des Museums auf, stellte den Alarm ab und führte den Elfenprinz durch die Räume. Schließlich blieben die schwarz gewandeten Personen vor einer Vitrinenauslage stehen, in dem zwei Schwerter, Nuances Lanzenschwert und mehrere Messer und Dolche ausgestellt waren. Jhil tippte den Code in die Tasten des alarmgesicherten Schlosses und der Glasdeckel hob sich. Der Dunkelelf griff nach seiner Waffe, liebevoll hob er es heraus. Dann murmelte er ein kurzes Zauberlied und an der leeren Stelle materialisierte sich ein zweites Lanzenschwert. "Nur eine Illusion, das wird vorerst genügen", meinte der dunkle Prinz.
Jhil schmiegte sich verliebt an ihn. "Bitte bleib bei mir", stammelte sie und versuchte ihn auf die Wange zu küssen.
Er schob sie von sich. "Schließ alles ab, stelle den Alarm wieder an und geh nach Hause. Ich besuche dich in den nächsten Tagen."
Etwas schmollend schloss sie die Vitrine und stellte den Alarm an. Sie verließen das Museum auf den gleichen Weg, den sie hineingekommen waren. Vor dem Gebäude kuschelte sie sich an den Mann und versuchte ihn erneut zu küssen. Ihre Verliebtheit begann ihn zu nerven, doch einen innigen Kuss gestand er ihr ein. Dann befahl er ihr eindringlich nach Hause zu gehen. Sie setzte sich in ihr Auto und fuhr an. Die digitale Uhr neben dem Tacho zeigte 04:57 h.
Die nächsten Tage verstrichen im normalen Alltagsleben. Jhil dachte schon alles Erlebte mit Nuance nur geträumt zu haben und ihre Stimmung sank, wie das Wetter, das sich mit jedem Tag mit Regen und Wind verschlechterte. Auch hatte sie niemandem von ihrem sexuellen Erlebnis und dem Museumsbesuch danach erzählt - es kam ihr eh wie ein verschwommener Traum vor.
Als sie Freitagabend nach Hause kam, freute sie sich auf ein freies Wochenende, das seit langem wieder vor ihr lag. Die Besucherzahlen in der ersten Woche, die die neue Ausstellung besichtigt hatten, waren über den Erwartungen des Professors gewesen. Vielleicht lag es auch an dem schlechten Ferienwetter, das über der lebhaften Großstadt lag.
Jhil fütterte ihre beiden Kater und stellte sich unter die Dusche. Sie schaltete den Fernseher an und schob sich eine Schinken-Quarkquiche in den Ofen. Sie trug T-Shirt und Hose in schwarz und las Aleann's SMS, in dem er ihr mitteilte, dass er die Nacht bei jemand anders verbringen würde. Sie lächelte und dachte, dass sie ihrem Bruder beim nächsten Treffen mal sagte, dass sie seinen Schutz nicht mehr brauchen würde.
Da klopfte es an die Haustür. Jhil schreckte hoch, wer klopfte da und nutzte nicht die Klingel? Ihr Herz pochte bis hoch in ihren Hals, als sie zur Tür ging. Ein kurzer Blick durch den Spion sagte ihr, dass er es war. Sie öffnete und ließ ihren weißhäutigen Besucher ein.
Die Frau fiel ihm um den Hals und küsste ihn ohne Scheu ab. "Es war doch kein Traum!" Sie zog ihn ins Wohnzimmer und der Quicheduft aus der Küche vermengte sich mit seinem leichten Modergeruch nach feuchten Höhlengewölben. Jhil rümpfte die Nase und eilte in die Küche. Ihre Schinken-Quarkquiche war fertig. Nuance folgte ihr neugierig und rümpfte nun selbst die Nase wegen der ungewöhnlichen Düfte, die ihm entgegen schlugen.
Diesmal nahm Jhil Raven die Ruder in die Hand. Sie aßen die Quiche, dann stellte sie den Elfenprinz unter die Dusche und schäumte ihm das Haar und den gestählten Körper und hatte die erste Runde Sex mit ihm. Sie steckte seine muffige Kleidung in die Waschmaschine und kuschelte sich dann mit ihm ins Bett, wo sie weitere Sexrunden einlegten.
Lord Nuance genoss den modernen Komfort und bat Jhil ihm und seiner Schwester zu helfen, ebenfalls an diesen Komfort einer möblierten Wohnung zu kommen. Dazu braucht es Geld, meinte die Frau. Er hätte einige Wertgegenstände, die sie verkaufen könne. Sie wollten das in der nächsten Woche gemeinsam in Angriff nehmen.
Jhil und Nuance lagen gemeinsam im Bett eng aneinander gekuschelt und schauten sich den erfolgreichen Dreiteiler von "Die Saga der Aensidhe" an. Die Frau bombardierte den Elfenprinzen mit allerlei Fragen zu den Personen, Begebenheiten und Rassen aus dem Fantasyfilm. Aber in vielem musste er sie enttäuschen, die Romantik des Films hatte es in seiner Vergangenheit nicht gegeben. Nur ein Bruchteil dessen, was er dort zu sehen bekam, erinnerte ihn an die alte Zeit vor vielen Tausend Jahren, in dem er gelebt hatte. Die Elfengeschlechter von Ysengrím aep Gynvael und dem blonden Aensidhe-König Leboras aep Lâvael hatte es zwar gegeben, auch Gnome und Zwerge - aber die dazu gedichteten Orks waren zu seinen Lebzeiten schon ausgerottet gewesen und einen Oberbösewicht, wie diesen Geistergott Saroun, hatte es in seiner Welt nie gegeben. Doch das Böse verteilte sich dennoch gut und steckte in fast allem und jedem; aber letzteres verschwieg Nuance.
Es stimmte, dass die Elfen damals blutig aus ihren schönen Städten vertrieben worden waren. Und die, die in der menschlichen Gesellschaft zurückgeblieben waren, sich mit den Menschen sogar vermischten und Jhil ihr Erbe in ihrem Blute trug. Ihre Vorfahren hatten über die Jahrtausende dafür gesorgt, dass das Elfenblut durch ihre genetische Kontrolle nie entschwand, indem sie sich nur mit den Menschen fortpflanzten, die genügend Elfen-Gen in sich trugen. Immer mal wieder kreuzten sich auch andere echte Elfen aus anderen Welten in diese schwarzhaarige Menschen-Elfenrasse hinein und stärkte so das Alte Blut. Mit der Zeit verschwanden aber ihre Merkmale, wie die spitzen Ohren, Jahrhunderte alt werden zu können und die Kunst Magie anzuwenden.
Lord Nuance Silver 'Elin gab aber nur extrem wenig über sein eigenes Volk, den weißhäutigen Dunkelelfe aus dem Pamirgebirge, preis. Er antwortete Jhil auf kaum einer ihrer Fragen, die seinen Vater König Gil'galad betrafen oder was aus seinem Volk von Ban Dúath letztendlich geworden war.