Читать книгу City Princess - Nikki Vierig - Страница 7
ОглавлениеWarum nicht?
Barbara lebte in einer Großstadt. Sie war Anfang vierzig, Single und arbeitete für ein großes Lifestyle Magazin.Ihre Arbeit wurde dort sehr geschätzt, denn in jedem ihrer geschriebenen Artikel spiegelte sich die Leidenschaft zu ihrem Beruf wieder. Ihre Vorgesetzten wussten, dass Barbara keinen Artikel ablehnte. Im Gegenteil. Sie nahm jede Herausforderung an. Ihre Welt bestand aus schreiben, recherchieren und sie liebte die manchmal auch damit verbundenen Reisen. Barbara war förmlich Eins mit ihrem Beruf und vermutlich war das auch der Grund für ihr Dasein als überzeugter Single. Da war weder Zeit noch Raum für eine Beziehung, in der man dann auch noch eventuell Kompromisse eingehen, oder spontane Reisen für eine Recherche absprechen musste. Barbara genoss diese Form von Unabhängigkeit. Wie sie ihre Freizeit verbrachte? Da waren die Treffen mit Freunden, Wellness, Kosmetikstudios, Shopping. Ja, Barbara legte sehr viel Wert auf ihr Äußeres Erscheinungsbild. Eingebildet war sie jedoch nicht. Eher …wenn auch auf eine humorvolle Art panisch…wenn sich kurz vor einem Meeting herausstellte, dass das Nagelstudio beim Modellieren eines Kunstnagels wohl etwas sparsam mit dem Kleber war. Dieser eine fehlende Nagel war in der Lage, Barbara aus der Fassung zu bringen. Wenn sie doch nur gewusst hätte, dass ihre Aufmerksamkeit schon bald etwas ganz anderem gelten würde, einer neuen Herausforderung.Barbaras Büro war im zweiten-Stockwerk. Eine Etage darüber lag das Büro ihres Vorgesetzten,der sich gerade mit einigen Mitarbeitern im Besprechungsraum versammelte.Ohne eine seiner besten Journalistinnen.Diese saß noch nichts ahnend hinter ihrem Schreibtisch, als im Raum über ihr gerade die Idee zu einem ganz besonderen Artikel besprochen wurde.Die Konkurrenz war groß und jedes Lifestyle Magazin ähnelte im Aufbau dem anderen Etwas Neues musste her, eine ganz neue Richtung.Etwas, das den Leser mitzieht.Im besten Fall so sehr,dass die nächste Ausgabe kaum erwarten werden könnte. Nicht nur ein Artikel.Nein! Mehr wie eine wahre Geschichte, die alle vierzehn Tage durch einen weiteren großen Artikel erzählt wird. Ein Bericht,eine Dokumentation…mitten aus dem Leben. Eine Geschichte, die humorvoll, aber zeitweise auch spannend sein konnte und deren Ende für keinen der Leser vorhersehbar. Wer auch das Magazin in den Händen hielt, sollte das Gefühl haben, beim Lesen live dabei zu sein.
Hier waren sich alle einig.Es gab nur eine,die von dieser Idee noch begeisterter war, als der Leser nach der Veröffentlichung. Barbara!
Als sie am Telefon in den Besprechungsraum gebeten wurde, ging sie allerdings davon aus, dass es sich um eine Besprechung für die nächste Ausgabe handelte.
Ihr Chef und einige Kollegen erwarteten die Journalistin aus Leidenschaft bereits mit einem Lächeln. Eher gesagt, mit einem breiten Grinsen.
„Hallo Barbara, nimm doch bitte Platz!“
Der Umgang in den Büros miteinander war eher familiär. Hier sprach man sich mit DU an. Barbaras Chef war für seine humorvolle Art bekannt, jedoch war dieses breite
Grinsen seltsam.So sah er immer nur dann aus, wenn er gleich mit einer Idee um die Ecke kam, die seltsam aber auch sensationell zugleich war.
„Sag mal, hast Du Lust auf eine neue Herausforderung?“
„Chef, was ist los?“
Er lachte. Barbara war nun schon viele Jahre beim Magazin beschäftigt und kannte ihn sehr gut. Sie würde in diesem Moment anhand seiner Gestik und Mimik schon wissen, dass das hier nicht einfach nur ein Meeting kurz vor einer neuen Ausgabe war.
„Wann warst Du das letzte Mal im Urlaub?“
Diese Frage klang irgendwie seltsam…und er grinste immer noch,während er auf eine Antwort wartete.
„Meinst Du jetzt richtigen Urlaub? So wie Freizeit? Kann mich nicht daran erinnern.“
„Dann würde ich Deinem Gedächtnis gerne auf die Sprünge helfen. Wie wäre es mit einem langen,schönen Urlaub? Fern von allem?“
„Langzeiturlaub? Ist das ein Versuch, mich loszuwerden?“
Beide lachten, denn es war offensichtlich, dass der Grund für diesen Vorschlag ein anderer war…und nicht unbedingt leicht zu erklären.
„Langzeiturlaub trifft den Nagel auf den Kopf. Loswerden? Nein! Ich möchte, dass Du Teil eines völlig neuen Projekts unseres Magazins wirst.“
„Worum geht`s?“
„Eine Art Geschichte. Die Leser sollen das Gefühl haben, live dabei zu sein, während sie Deine Artikel lesen. Eine Geschichte, die in jeder neuen Auflage erweitert wird, mehrere Folgen hat.“
„Und was ist das Thema?“ „Barbara in
der Wildnis.“
„Barbara…waaaaaas?????“
„In der Wildnis.“
Heute morgen musste zweifelsfrei etwas in seinem Kaffee gewesen sein! Wildnis….Barbara in der Wildnis…!
„Wo…wooooo?“
„Wyoming. Inmitten von Bergen, Wäldern, Seen. Natur pur. Leben fernab von jeglichem Stress…aufwachen durch das
Zwitschern von Vögeln.“
„Und von Wölfen gefressen werden, Chef?“
„Nein. Du wirst dort zwei Monate leben und unseren Lesern berichten, wie das so ist. Umgeben von der Natur. Fern von Stress, Zeitdruck und Terminen.Wir leben in einer hektischen Zeit. Nimm unsere Leser mit…auf Deine Reise..back to basics!“
„ Hört sich eher an nach…how to survive…and…eventuell von wilden Tieren gefressen.“
„Barbara, mach daraus, was immer Du willst. Nenn es, wie
Du möchtest, haha! Es wird Deine Geschichte sein und Du bestimmst jeden einzelnen Artikel…und keine Sorge…Du wirst keinesfalls von irgendwelchen wilden Tieren gefressen werden. Wir haben vorgesorgt.“
„ Vorgesorgt?“
„ Ja. Hast Du denn wirklich geglaubt, wir lassen Dich dort ganz alleine? Wir haben jemanden gefunden, der dort aufgewachsen ist. Er lebt dort und wird Dich in diesen zwei Monaten begleiten. In wenigen Minuten wirst Du ihn kennenlernen. Er ist uns dann per Video zugeschaltet.“
„Hmmm. Mal sehen, was und vor allem WER mich jetzt gleich erwartet.“
Schon fünf Minuten später sieht Barbara ihre Begleitung auf dem Monitor. Nach der Unterhaltung ist sie jedoch zunächst wenig begeistert.
„ Barbara…na? Was hälst Du von unserem …Cowboy Steve?“
„ Pah! Dieser aufgeblasene, selbstverliebte…..“
„ Du magst ihn nicht?“
„ Chef…er hat gerade so getan, als ob er der Held wäre, der das Püppchen aus der Stadt vor wilden Tieren rettet!“
„ Du glaubst also, dass Du nicht mit ihm zusammenarbeiten kannst? Was sagst Du denn überhaupt zu unserer Idee…von dort aus zwei Monate zu berichten? Lehnst Du das etwa auch ab? Ist das alles nichts für Dich? Du kannst es mir ruhig offen sagen. Ich dachte, Du bist genau die Richtige für diesen Job. Aber wie gesagt…ich könnte Deine Absage sogar verstehen.“
„ Absaaaaaageeee????? Niemals! Chef,….das Lifestyle Magazin - Püppchen setzt sich jederzeit in den nächsten Flieger und wird darüber berichten, wie es sich so lebt…fernab von allem! Und ich freue mich schon jetzt darauf, diesem aufgeblasenen, Cowboyhut
tragenden,selbstverliebtem…..ach…was soll`s…!“
„ Du bist also dabei?“
„Warum nicht?“