Macht
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Niklas Luhmann. Macht
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Böhlau Verlag · Wien · Köln · Weimar
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Schon diese einfachen Ausgangsüberlegungen zeigen, daß eine genauere Bestimmung, Operationalisierung und Messung konkreter Machtbeziehungen ein außerordentlich kompliziertes Unterfangen wird. Es müßte auf beiden Seiten (bei Kettenbildung: für alle Beteiligte) ein mehrdimensionales Maß für die Komplexität der Möglichkeiten zu Grunde gelegt werden, aus denen sie ein Handeln auswählen können18. Die Macht des Machthabers ist größer, wenn er mehr und verschiedenartigere Entscheidungen zu machtmäßiger Durchsetzung auswählen kann; und sie ist außerdem größer, wenn er dies gegenüber einem Partner tun kann, der seinerseits mehr und verschiedenartigere Alternativen besitzt. Macht steigt mit Freiheiten auf beiden Seiten, steigt zum Beispiel in einer Gesellschaft in dem Maße, als sie Alternativen erzeugt.
Damit sind nicht nur wissenschaftliche und methodische Probleme bezeichnet19. Vielmehr folgt aus dieser Komplikation für die Gesellschaft selbst, daß sie Substitute für einen genauen Vergleich von Machtlagen entwickeln muß, und daß diese Substitute selbst zum Machtfaktor werden. Als Substitute dienen einmal Hierarchien, die eine asymmetrische Machtverteilung postulieren. Man nimmt an, daß ein Vorgesetzter mehr Macht hat als ein Untergebener (obwohl in bürokratischen Organisationen das Gegenteil normal sein dürfte)20. Ein anderes Substitut liegt in der Systemgeschichte: in Fällen erfolgreicher Durchsetzung in Konfliktslagen, die erinnert, normalisiert, als Erwartungen generalisiert werden. Mit dieser Funktion als Vergleichsgrundlage hängt die symbolische Brisanz von Statusfragen und von Einzelereignissen zusammen, die die wirkliche Machtlage zu deutlich beleuchten. Drittens liegen wichtige Substitutionsmöglichkeiten in vertragsartigen [18]Regelungen, mit denen ein übermächtiger Partner sich mit denen arrangiert, die sich zurückziehen oder illoyal sein könnten21. In all diesen Fällen wird der direkte kommunikative Rekurs auf Macht ersetzt durch Bezugnahme auf Symbole, die beide Seiten normativ verpflichten und zugleich dem unterstellten Machtgefälle Rechnung tragen.
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