Читать книгу Wir können machen, was wir wollen - Nina Pourlak - Страница 7

Es war einmal, zweimal, dreimal & viermal

Оглавление

Hannah, 32

Dieses Eiscafé direkt hier bei mir gegenüber in der Straße ist die reinste Pest. Kinderwagen, Mütter, Mütter mit Kindern und mit dicken Bäuchen. Mütter, die nur darauf warten, dass man mit seinem Fahrrad da vorbeikommt, weil die Straße mit dem Kopfsteinpflaster nun mal holprig ist. Mütter, die sich geradezu auf die Lauer gelegt haben, um Stress anzufangen. „Aus dem Weg, ihr Karnickel“, würde ich am liebsten rufen und den Bürgersteig entlangfegen.

Ich meine, schließlich wohne ich hier, ich kann ja wohl hier entlangfahren. Aber diese zugezogenen Eisesser, diese Prenzlauer-Berg-Ankömmlinge, dieses moderne Alternativgesocks, das sind die echten Angreifer. Monsterkinder. Schreiende Monsterkinder, die sich mir absichtlich in den Weg werfen. Die harmlos tun und in Wirklichkeit nur provozieren wollen, weil sie das mit der Muttermilch aufgesogen haben. Ich kenne euch, und ich kann euch nicht ausstehen!!!

Und da ich heute sowieso mies drauf bin, um ehrlich zu sein, sogar extrem mies, und da ich den ganzen Tag im Kindergarten geschuftet habe und da ich allein 25 Blagen hüten musste und da die letzten auch mal wieder viel zu spät abgeholt worden sind, weil eure ganze Scheißfamilienplanung und euer tolles Patchwork-Getue komplett aus dem Ruder gelaufen ist, genau deswegen habe ich heute keine Lust mehr, wegen euch Kompromisse zu machen und kurz vor dem Eiscafé abzusteigen. So.

Ich fahre langsam, wirklich durchaus langsam. Und ich gucke auch ganz genau hin. Aber natürlich. Die Kinder sind schließlich nicht schuld an der Misere. Erst weiche ich dieser Urmutter aus. Mutter Erde höchstpersönlich mit einem Zwillingswagen. Und dann springt mir auch noch dieser Knirps mit Absicht frontal vor mein Rad.

Dieses miese Zahnlückenmonster mit Selbstmordtendenzen. Und ich bremse noch und berühre ihn wirklich nur ganz leicht, als ich mit Absicht und bloß, um ihn zu retten, vollkommen todesmutig seitlich zu Boden gehe und mich abrolle – exakt wie im Judounterricht vor 22 Jahren gelernt. Pff. Als ob das hier irgendjemand zu schätzen wüsste: Der Junge fängt unpassenderweise an, wie wild herumzuschreien, als wäre er hier das Opfer, dieser elende Simulant, und eine Traube besorgter und mitleidiger Supermütter bildet sich um ihn herum. Hallo – wer kümmert sich um mich? Ich kriege nur böse Blicke, oder was? Wenigstens ist kein Kind aus meiner Gruppe dabei, das hätte mir grade noch gefehlt. Dann hätte ich mir morgen auf der Arbeit vielleicht was anhören können.

Das ist sonntags immer so toll, wenn ich hier entlanggehe und mir dann gleich der halbe Kindergarten um den Hals fällt und mich mit Eis beschmiert.

Ich will mich also aufrappeln und ganz schnell verschwinden, schiebe nur noch die schiefe Lampe am Rad zurecht, als dieser Typ mich auch noch am Arm festhält. Na, o. k., eigentlich will er mir vielleicht auch hoch helfen, aber trotzdem. Was bildet der sich denn bitte schön ein? So einer mit pseudohippem Bart und bunten Turnschuhen. So einer mit iPhone auf dem Tisch, der bestimmt schon per Facebook an alle seine Freunde durchgegeben hat: Huhu, ich bin jetzt grade im Eiscafé. Und dann noch das Eis fotografiert. Da steh ich ja vielleicht drauf. Ich meine, wozu bin ich bitte aus Mitte weggezogen?

„Ey, du kannst ruhig mal Entschuldigung sagen“, meint der dann, als ich meine Hand wegziehe. Ich? Entschuldigung? Wofür? Ich guck ihn herausfordernd an. „Geh mal lieber einen Tee trinken und mach noch ’n bisschen Geburtsvorbereitungsgymnastik mit Mami oder so was“, blaffe ich und schiebe mein Fahrrad wutschnaubend zwei, drei Häuser weiter.

Ich weiß, ein paar Leute könnten jetzt einwenden, es wäre gar nicht so schlimm, da drüben im Eiscafé, das wären alles total liebe Menschen, eigentlich, und es läge ja wahrscheinlich alles bloß daran, dass ich schon zu lange allein bin und dass meine biologische Uhr tickt und dass ich insgeheim einen großen Wunsch nach Mutterschaft mit mir herumtrage. Und deswegen machen mich all diese Fruchtbarkeitsgöttinnen, die ihre abgeschlossene Familienplanung vor sich hertragen wie einen Lebensberechtigungsschein, auch so aggressiv. Aber nein. Nein. Nein. Nein. So ist es nicht, ihr Hobby-Psychologen:

Ich weiß bloß zufällig, wie all diese Geschichten weitergehen, dieser ganze verblendete Familienwahnsinn. Ich weiß, wo das endet. Ich sehe das ja schließlich jeden Tag auf der Arbeit: ausgemergelte, vollgekleckerte Alleinerziehende, die sich müde durchs Leben kämpfen. Wochenendpapis, die krampfhaft versuchen, sich irgendwie einzubringen.

Patchworkfamilien, die schon gar nicht mehr wissen, wer hier eigentlich genau zu wem gehört.

Das ist nicht witzig und bunt, das ist mein Albtraum. Und genau deswegen will ich lieber allein sein. Und erst recht kein Kind in diese durchgedrehte Welt setzen. Und sonst will ich auch nicht viel. Außer vielleicht umziehen! Weit weg vom Eiscafé.

So sieht’s aus.

Tobi, 24

Sie hat mir einfach nicht richtig zugehört, sie hat nicht drauf geachtet, was ich genau gesagt habe – das ist typisch Minka! Ich hatte gesagt, ICH will nach Berlin ziehen, ICH, okay … Ich habe überhaupt nicht gesagt: WIR. Das hab ich einfach nicht gesagt, okay? Aber kaum dass ich gesagt habe, dass ICH nach Berlin ziehen will, war sie schon wieder so irre verständnisvoll und voll mit dabei. So voller Liebe und Kompromissbereitschaft.

Ich hatte noch nicht mal die Bestätigung für meinen Studienplatz in der Tasche, da hatte sie schon einen Job an Land gezogen, mit dem sie unsere ganze Miete bezahlen konnte. Sie hat die Möbel organisiert und den Transport. Ich hab die Wohnung noch nicht mal vorher zu sehen bekommen, so schnell ging das alles. Dabei wollte ICH eigentlich nach Berlin ziehen. Und dann fährt sie zuerst los, zur Wohnungsbesichtigung, und gibt mir unsere neue Adresse schon mal von unterwegs am Telefon durch. Ich dachte, ich fasse es nicht. Mann die lässt einem auch wirklich keine Chance, irgendwie sauber aus der ganzen Nummer rauszukommen, echt.

Na ja, meine Eltern haben sich mächtig für uns gefreut und den halben Ort informiert. Alle dachten wohl: Oh, ihr seid so toll, wir beneiden euch so. Ihr habt euch einfach für immer gefunden. Tobi hat so ein Glück mit seiner Minka. Sie ist so perfekt. Und auch noch klug. Was sie wohl an ihm findet?

Da hab ich auch nichts mehr gesagt. Ich meine, man soll den Leuten ja nicht ihre ganzen Träume zerstören, oder? Aber echt mal, als ob ich sie darum gebeten hätte, ausgerechnet in uns beide all ihre unerfüllten Phantasien reinzuprojizieren, als wären wir die Royals persönlich oder so was.

Was ist so geil daran, dass man sich schon immer kennt und alles zusammen macht und dass das Leben so klar vor einem liegt wie die Speisekarte der Kantine für den ganzen nächsten Monat? Es steht alles da drauf, und etwas anderes wird es dann auch nicht mehr geben. Keine Überraschung möglich. Guten Appetit! Ich sag euch was: Nichts ist geil daran. Gar nichts.

Ich mag mich nicht schuldig fühlen. Weil sich irgendwelche Leute nicht trauen, sich das Leben auch anders vorzustellen. Weil sie denken, man könnte nur auf die eine Art glücklich sein, so wie in der Margarine-Werbung. Aber die müssen doch auch von alleine checken, dass niemand einen kennt, der wirklich so lebt – einfach niemand! So, wie nun mal auch keiner einen kennt, der richtig groß im Lotto gewonnen hat. Und weil sowieso nix so ist, wie sie einem immer alle vormachen. Da kann man doch auch gleich anders leben, oder?

Ich will rausgehen, so richtig ins Ungewisse, und nicht immer alles so planen wie Minka. Ich will tanzen und dann mit jemandem nach Hause gehen, den ich nicht (!!!) von Geburt an kenne, von dem ich einen Tag vorher nicht mal wusste, dass er auf diesem Planeten existiert. Mit jemandem, der meine Eltern nicht kennt. Ich will aufwachen, dort, wo ich noch nie war. Und ich habe keine Angst. Das ist alles. Ist das so schlimm?

Alle wollen immer ankommen. Alle wollen immer gleich alles absichern. Und alle stellen die gleichen Fragen: Seid ihr jetzt für immer zusammen? Wann wird geheiratet? Mit Nachwuchs lasst ihr euch aber noch Zeit, oder?

Ich will das gar nicht. Ich will nicht ankommen. Ich will unterwegs sein. Aber jetzt bin ich erst mal mit Minka nach Berlin gezogen. Vielleicht hätte ich diese Lawine ja auch aufhalten können. Irgendwie. Aber ich hab einfach nicht gewusst, wie. Das ging alles viel zu schnell. Und es hat mich auch schon wieder voll genervt, dass wir die ganzen alten Möbel von zu Hause mitgenommen haben, den ganzen Bauernplunder, anstatt einfach mal zu Ikea zu fahren wie jeder andere auch.

Ich hab wirklich gehofft, dass hier alles neu ist und anders. Aber das geht wahrscheinlich nicht, wenn man die ganzen alten Sachen von zu Hause mitbringt.

Minka: Was denkst Du grade?

Ich: Ach, nix. Nur so …

Minka, 24

Wir sind, glaube ich, schon von Geburt an füreinander bestimmt gewesen, Tobi und ich. Wahrscheinlich haben das schon unsere Mütter miteinander ausgemacht, als sie damals mit dicken Bäuchen durchs Dorf gewackelt sind. Wir mussten überhaupt nie jemand anderen suchen, weil ja von Anfang an klar war, dass wir zusammengehören. In der Schule saßen wir auch schon ab der ersten Klasse nebeneinander. Kein Witz – wir sind am selben Tag geboren, wir haben also dasselbe Sternzeichen und können uns dasselbe Horoskop vorlesen, aus der Zeitung, jeden Tag. Bloß der Aszendent ist ein anderer. Wegen der Uhrzeit. Ziemlich romantisch, oder?

Wir wissen also immer ganz genau, wie wir uns fühlen, wir brauchen uns nur anzusehen, wir kennen uns ja auch schließlich ein ganzes Leben lang. Es gibt nichts, was wir nicht voneinander wissen, und wir brauchen gar nicht erst anzufangen mit langen Erklärungen, wenn wir uns mal eine Geschichte erzählen wollen, weil wir ja alles sowieso zusammen erlebt haben: unseren ersten Tanz, unseren ersten Kuss, unseren ersten Sex, immer waren wir beide dabei.

Und deswegen haben wir auch so viele gemeinsame Erinnerungen. Viel mehr als diese ganzen anderen Leute, die erst mit dreißig oder noch später zusammenkommen. Die werden sich ja nie richtig kennenlernen, die Armen. Die haben ja faktisch gar keine Chance, alles übereinander zu erfahren. Manche Menschen suchen eben ein Leben lang, manche Menschen werden das nie erleben, aber wir haben uns gleich am Anfang gefunden.

Als Tobi jetzt meinte, er wolle mit mir nach Berlin ziehen, hab ich sofort ja gesagt. Gar keine Frage. Ich finde, man muss da auch mitmachen, wenn der Partner so etwas vorhat. Man darf den Plänen des anderen nicht im Weg stehen. Endlich mal raus aus dieser ganzen Enge, habe ich gesagt, dahin, wo wirklich was passiert. Obwohl mir eigentlich auch ganz schön mulmig war. Aber das hab ich mir natürlich nicht anmerken lassen!

Weil ich weiß, dass Tobi nun mal ein Chaot ist und sich niemals rechtzeitig darum kümmern würde, habe ich auch gleich die Wohnung organisiert, über so eine Wohnungsbaugesellschaft, wo man als Student auch noch Rabatt bekommt, praktisch, oder? Und ich habe einen Plan aufgestellt, was wir alles brauchen und die ganzen Möbel aufgetrieben, von seinen und meinen Eltern und anderen Verwandten. Die haben schließlich das ganze Haus damit vollstehen. Da müssen wir nix kaufen und haben gleich jede Menge gespart.

Unsere neue Wohnung in so einem Plattenbauhochhaus in Mitte steht jetzt voller Bauernmöbel von zu Hause. Eigentlich passt das nicht, aber grade das finde ich irgendwie auch wieder richtig schön. Dass wir so bleiben, wie wir sind, auch wenn drum herum alles ganz anders aussieht, mit einem Mal. Wir bleiben wir. Wir haben sogar eine Kuckucksuhr. Und ich habe lauter Tischdecken und Untersetzer und zueinander passende Handtücher und Bettwäsche von zu Hause mitgebracht, und einen Fußabtreter, auf dem eine Sonne drauf ist, die ist richtig schön, auch wenn ich mir irgendwie nicht die Füße an der dicken Sonne abwischen will. Denn sonst scheint die ja irgendwann nicht mehr, und deswegen benutze ich ihn gar nicht richtig …

Dann habe ich mir noch einen Job gesucht, der zu mir passt. Ich wusste gleich, dass es das Richtige für mich ist, als ich die Stellenausschreibung gelesen habe. Ich wusste, das muss einfach klappen. Tobi nennt es Kummerkastentante. Oder Dr.-Sommer-Team. In Wirklichkeit arbeite ich ab Anfang nächsten Monats als Beraterin bei so einer Online-Dating-Seite: Wenn die Leute mit ihren Romanzen nicht weiterkommen, wenn sie einen guten Rat brauchen oder Liebeskummer haben, dann fragen sie mich. Ist das nicht toll? Früher im Ort haben mich ja auch immer alle gefragt. Sämtliche Freundinnen sind angekommen mit ihren kleinen Zettelchen und ihren SMSen und Schulhof-Geschichten und haben vorgelesen und erzählt und gehofft, dass ich ihnen irgendwie weiterhelfen kann. Weil ich die Einzige war, die immer einen Freund hatte, nämlich Tobi. Da dachten die natürlich, dass ich der Experte schlechthin bin. Ich hatte von Anfang an die längste Beziehung. Also ist das der ideale Job für mich. Und ich habe auch wirklich das Gefühl, dass ich etwas weitergeben kann. Schließlich hatte ich ja bis jetzt immer Glück in der Liebe. Und wer kann das schon von sich behaupten?

Jetzt, wo alles eingerichtet und angemeldet und aufgehängt ist, bin ich auch wirklich überzeugt davon, dass es gut war, dass wir nach Berlin gegangen sind. Auch wenn meine Mutter daheim sich Sorgen macht, wo ich gelandet bin. Vielleicht ist sie einfach bloß ein bisschen neidisch, dass wir wirklich aufgebrochen sind, dass wir losgefahren sind und nicht darauf gewartet haben, dass irgendetwas von ganz alleine passiert. Mein Vater hat das nie gewollt. Er meinte, jeder Ort ist so gut wie der andere, wenn man selbst gut ist. Dieses ganze Reisen und das Erkunden anderer Länder seien irgendein moderner Quatsch, den sich die Rastlosen ausgedacht hätten und natürlich die Reiseveranstalter.

Mama ist immer nur daheim gewesen, gerade deswegen. Die beiden waren nämlich noch nie getrennt. Nur einmal musste sie für länger ins Krankenhaus in „der Stadt“. Davon erzählt sie heute noch wie von einem Wellnessurlaub, dabei war es doch ein Krankenhaus. Sie merkt es gar nicht, aber sie kriegt dann immer richtig leuchtende Augen. Seltsam, oder?

Georg, 39

Nach einer Reihe von Reinfällen in Sachen Beziehung bin ich die Sache diesmal ganz strategisch angegangen: Ich bin ein Mann, einigermaßen attraktiv, würde ich sagen, und die meiste Zeit auch nicht arbeitslos. Ich suche eine Frau, eine, die so weit ist, eine Familie mit mir zu gründen, denn ich finde, es wird allmählich Zeit dafür. Und sie kann auch gerne schon ein Kind haben, von mir aus. Dann weiß sie wenigstens, was auf sie zukommt.

Man könnte vermuten, das sei leicht, man könnte sogar meinen, das sei ein großartiger Ausgangspunkt, das wollen sie doch alle, das steht in den Frauenmagazinen und auf den Single-Wunschlisten, aber irgendwie sieht es nicht grade danach aus, als ob die Frauen bei mir Schlange stünden …

Also habe ich mir überlegt, vielleicht findet sich so eine Frau auch mal ganz einfach nicht in meinen Lieblingsbars. Was soll sie da schließlich auch zwischen den ganzen Besuffskis und den verkrachten Existenzen. Und auch nicht am Theater, wo ich nämlich arbeite, weil, die wollen ja da alle Karriere machen und sind so wahnsinnig kreativ und eigensinnig und begabt. Sondern irgendwo, wo ich sonst nie hingehen würde: da, wo eben diese Art von Frauen unterwegs ist, die normalen Frauen, die mütterlichen Frauen, ich nenne sie insgeheim: die Brigitte-Frauen, zum Beispiel tagsüber in diesem Eiscafé, zwei Straßen weiter.

Ich meine, dieses Eiscafé ist doch von oben bis unten hin voll mit offensichtlich gebärfreudigen, familienaffinen Frauen. Da muss man sich doch einfach nur dazwischensetzen und ganz tief durchatmen. Als Frau wird man dann wahrscheinlich schon von ganz alleine schwanger. Man muss das Feeling nur inhalieren wie beim Kiffen früher.

Als Mann versprüht man einfach seine Aura. Und siebzehn Jahre später klingelt vermutlich ein siebzehnjähriger Teenie bei einem an der Tür und meint so: „Du warst doch mal vor siebzehn Jahren in diesem Eiscafé … “

Das Problem ist – wie ich jetzt im Selbstversuch feststellen konnte – die sehen einen gar nicht. Die sind so sehr mit ihren Lätzchen und Fläschchen und dem ganzen Equipment beschäftigt, da bin ich für die völlig unsichtbar. Die kleiden sich auch gar nicht mehr wie richtige Frauen, mehr so wie Muttertiere in Funktionskleidung. Überall Täschchen, Lätzchen, Kapuzen, und alles ist abwischbar. Ein Tag, an dem sie nicht bekleckert wurden, ist ein verlorener Tag.

Ich sitze jetzt hier schon zum vierten Mal. Ich habe schon fast jede Eissorte probiert, sogar die mit Joghurt. Und die einzige Person, die je mit mir gesprochen hat, wenn man das so bezeichnen kann, war diese militante Radfahrerin, die hier in einem Höllentempo entlanggefegt ist, den Tisch umgeworfen hat und sich dann noch nicht mal von mir hochhelfen lassen wollte. Stattdessen hat sie einer Horde Mega-Mütter all das an den Kopf geworfen, was ich insgeheim auch gedacht habe, und noch bevor ich ihr beipflichten konnte, hat sie mir auch noch einen dreisten Spruch gewidmet.

Ehe sie mit Legoteilen gesteinigt werden konnte oder mir irgendeine vernünftige Antwort eingefallen wäre, ist sie schon mit ihrem roten Fahrrad auf und davon gebraust und hat mich dem Gezeter der Muttermeute überlassen.

Wirklich: eine ganz reizende Person.

Ich glaube allmählich, dass das hier nicht die richtige Adresse für mich ist. Die sind mir hier eine Spur zu radikal mütterlich. Ich muss irgendwo anders suchen. Ich muss meine Zukünftige eine Phase früher erwischen. Bevor sie anfängt, sich nur noch in Grün und Orange zu kleiden und eine Zipfelmütze zu tragen …

Wir können machen, was wir wollen

Подняться наверх