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Einleitung

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Der „Transport 222“ führte im Juli 1944 die deutsche Jüdin Änne Gröschler aus einem Konzentrationslager der SS nach Palästina – in die „nationale Heimstätte der Juden“ im Machtbereich des deutschen Kriegsgegners Großbritannien. Die Rettung mit einem Eisenbahntransport von Celle nach Haifa gleicht einem Mirakel und fand statt, als der Holocaust in Auschwitz mit der Ermordung der ungarischen Juden seinen Höhepunkt erreichte. Es existieren nur wenige Augenzeugenberichte über diese Fahrt1. Kein anderer Bericht dokumentiert so umfassend auch die Stationen davor, die Änne Gröschler im nationalsozialistischen Deutschland, in den Niederlanden vor und nach der Okkupation, im Durchgangslager Westerbork und im Konzentrations- und Austauschlager Bergen-Belsen durchleiden musste.

Wir erfahren, wie eine Frau den sozialen Abstieg von der hofierten Honoratioren-Gattin zur „Judenziege“, zu einem zur Vernichtung bestimmten „Untermenschen“ empfunden und verarbeitet hat. Präzise schildert Änne Gröschler, wie sie den Alltag in der antisemitisch geprägten Kleinstadt Jever und in den anfangs toleranten Niederlanden, das Lagerleben und -sterben und die spannungsreiche, am Schluss fast festliche Fahrt in die Freiheit erlebt hat. Aber nicht die vielen, bisher unbekannten Fakten sind das eigentlich Besondere, sondern die Zwischentöne des persönlichen Schreibstils. Diese erschließen dem Leser den Menschen hinter den Ereignissen. Änne Gröschler besaß Stärke, Stolz und Zuversicht und lehnte die ihr zugedachte Opferrolle ab. Gleichzeitig werden die Wunden deutlich, die ihr die rassistische Gewaltpolitik Deutschlands geschlagen hat. Die sprachlich gewandte Chronistin hat trotz aller Demütigungen und Verluste ein dennoch differenziertes Bild der Zeit, auch der Täter, gezeichnet und ein einzigartiges Dokument hinterlassen.

Der Bericht über die Ereignisse der Jahre 1933 bis 1944 war ursprünglich nicht zur Veröffentlichung, sondern zur persönlichen Bewältigung der traumatischen Erfahrungen und zur Information der Familie gedacht. Er ist jedoch von allgemeiner Bedeutung und wird, mit Erlaubnis der Enkel und Enkelinnen der Verfasserin, veröffentlicht.

Aus dieser schweren Zeit

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