Читать книгу Die Götter mit den blauen Haaren - Önne Hedlund - Страница 7
Frühlingsgefühle
ОглавлениеDer Schnee ist geschmolzen, der Boden aufgetaut und abgetrocknet, der Frühling ist da!
In dieser Zeit genießt die Familie Birke höchstes Ansehen. Zu dem Dorf gehören nämlich vier riesengroße Felder, die von den Dörflern auf Anweisung und mithilfe der Götter bewirtschaftet werden. Die Allmächtigen bestimmen die jeweilige Feldfrucht, schenken das Saatgut und stellen ihre göttlichen Maschinen zur Verfügung - und Johann Birke ist dann der Fahrer. Drei der Felder liegen über einen Tagesmarsch vom Dorf entfernt, und da das Herrichten jedes Ackers mehrere Tage dauert, hat Iogis Vater in dieser Zeit sogar ein Auto, mit dem er zur und von der Arbeit fahren darf. Hier mitfahren zu dürfen ist das Höchste.
Heute hat Iogi mal wieder das Privileg, leider kann er Swen nicht mitnehmen denn die anderen Plätze sind schon vergeben. Ein Sitz geht wie immer an Vaters Stellvertreter und „Lehrling“ Herrn Müller, die beiden Restplätze diesmal an Iogis kleine Schwester Iris und ihre Freundin Anja. Das Feld, zu dem die Fahrt geht, liegt ganz im Südwesten und die Reise wird lange dauern. Die beiden Mädchen genießen die vorbeifliegende Landschaft, Iogi konzentriert sich jedoch auf die Bewegungen von Herbert, der unter Vaters strengen Augen fahren darf. Er würde es auch gerne mal versuchen aber seine diesbezüglichen Bitten finden kein Gehör. Dann ist das teilweise hergerichtete Feld mit dem einsamen Schlepper samt Kultivator erreicht. Herbert stellt das Auto am Ende des Weges bei einem verfallenen Gehöft ab; von hier bis zum Traktor ist es noch knapp fünf Minuten zu Fuß. Weil nicht alle auf dem Traktor mitfahren dürfen, bleibt Iogi hier zurück, die beiden Mädchen können sich einen Seitensitz teilen, den anderen wird derjenige der Männer einnehmen, der nicht den Schlepper führt.
Das verfallene Gehöft hat Iogi schon im Herbst, verbotenerweise, durchsucht. Die Nebengebäude sind nur noch bewachsene Schutthaufen, die größten Bäume, die darauf stehen, haben bereits schenkeldicke Stämme. Das Dach und eine Giebelwand des Haupthauses sind eingestürzt, ihre Reste liegen auf der Decke des Erdgeschosses, darüber wuchern Gras, Unkraut und kleinere Büsche. In den Innenräumen des Erd- und Kellergeschosses war nichts Besonderes zu finden. An das Gehöft grenzt ein ehemaliger Garten, in dem sich noch einige Obstbäume gegen die Übermacht von haushohen Birken, Weiden und Fichten stemmen, das Ganze geht dann in einen Hochwald über, der in eine Senke führt. Iogi beschließt die Niederung und den gegenüberliegenden Wald, zu erkunden.
Nachdem er den Sumpf und den Bach in der Mulde durchwatet hat, steigt er auf der anderen Seite im Wald empor. Nach einer viertel Stunde ist der höchste Punkt erreicht. Hier schließt sich niedriger Wald mit dichtem Unterholz an. Während die Bäume des Hochwaldes in Reih und Glied stehen ist der niedrige Wald ungeordnet, auch dominiert hier nicht die Fichte, sondern es herrscht ein Durcheinander von vielen verschiedenen Baumarten und Sträuchern. Iogi zwängt sich etwa fünf Minuten an der Grenze der beiden Wälder entlang, als ihm ein großer, undefinierbarer Hügel im Hochwald auffällt.
Der mit allerlei Strauchwerk bewachsene Boden steigt hier steil an, darüber liegt ein Gewirr aus toten Ästen und daraus wächst einiges Unkraut. Iogi umrundet den Haufen und bleibt auf der anderen Seite staunend stehen. Hier steht, an drei Rändern halb eingegraben, ein eisernes Fahrzeug, unter einem vielfach zerrissenen Netz und darauf bereits bewachsenem Totholz. Das Gefährt hat keine Reifen, sondern auf jeder Seite viele Räder, die äußeren mit Zacken, über denen ein breites, ebenfalls gezacktes Band, liegt.
„Irgendwo habe ich so etwas schon einmal gesehen. — Ja, an einer Schubraupe der Götter beim Straßenbau.
Denkt sich Iogi. Kurz darauf erblickt er einen weiteren und später, nach einigem Suchen, noch zwei derartige Haufen, in jedem steht ein solches Gefährt, dessen dunkelgrüne Farbereste ihn an die Motorräder der Götter erinnern, die den fremden Priester getötet hatten. Die Klinken an den Türen lassen sich an keinem der Fahrzeuge bewegen, sodass Iogi nicht ins Innere schauen kann.
Er beschließt seinen Fund zunächst geheim zu halten und sich morgen mit seinem Großvater darüber zu beraten. Iogi geht zum Gehöft zurück und erreicht es noch vor dem Mittagessen. Seine Abwesenheit ist niemandem aufgefallen, im Gegenteil, er wird noch dafür gelobt, dass er das Auto so gut bewacht hat. Am Nachmittag muss er zuerst auf die beiden kleinen Mädchen aufpassen, denen die Lust am Schlepperfahren vergangen ist. Später löst ihn Herr Müller ab und sein Vater nimmt ihn auf dem Traktor mit. Als sie wieder einmal am Ende des Feldes, außer Sicht der anderen, gewendet haben, darf Iogi den Schlepper steuern. Bevor das Gehöft erneut erscheint, muss er auf den Beifahrersitz wechseln, da ja nach göttlicher Anweisung nur Vater und dessen Stellvertreter fahren dürfen.
Iogi genießt diese kurzen Fahrten, die er schon öfter machen durfte. Es ist ein erhabenes Gefühl diese gewaltige Maschine zu beherrschen. In diesem Glücksgefühl ist er nahe daran Vater von seinem Fund zu erzählen, doch er verwirft diese Idee, weil es sich sicher um etwas Göttliches handelt und dafür ist doch eher sein Opa zuständig. Den besucht er gleich nach ihrer Rückkehr im Dorf.
„Hallo, Opa, ich habe heute in der Nähe vom Südwestfeld etwas Merkwürdiges entdeckt.“ „Na dann erzähl mal, magst du ein Glas Milch?“ „Ja gerne, weißt du, dort im Wald sind vier so dunkelgrüne Fahrzeuge halb vergraben, ohne Fenster und mit Rädern wie bei einer Schubraupe.“
„Halt, halt!“ Unterbricht Großvater den Redefluss. „Zunächst wollen wir beten und uns für die Milch bedanken. Ehre und Dank sei den Göttern ...“ Als er geendet hat, legt er seinen Zeigefinger zu Zeichen des Schweigens vor den Mund und meint beiläufig: „Ich fahre morgen mit und sehe es mir an und du darfst mit niemandem, auch nicht mit mir, darüber reden, bevor ich es dir nicht ausdrücklich erlaube. Hast du verstanden?“ Iogi nickt, trinkt seine Milch aus und geht.
Am nächsten Morgen ist Johann Birke nicht gerade begeistert, über den Wunsch seines Vaters mitzufahren. Obwohl die Beiden sich bald nach den unschönen Szenen, um den kleinen Pauli, versöhnt hatten, herrscht dennoch eine gespannte Atmosphäre zwischen ihnen. Nun sitzen sie schweigend auf den Vordersitzen während Herr Müller und Iogi sich die hinteren Plätze des klapprigen Autos teilen. Varus hat als Einziger seinen wuchtigen Speer und noch zusätzlich einen armlangen, massiven Knüppel dabei. Iogi fällt auf, dass sein Vater etwas rasanter als üblich fährt und Varus ab und zu lobsuchend anblickt. Es kommt keine Reaktion und so bricht Johann das Schweigen.
„Na Vater, bist du auf Kriegspfad?“ Varus antwortet ein wenig von oben herab: „Ein alter Mann kann vor einem streunenden Hund oder einem Schwein nicht so schnell weglaufen, er muss sich stellen, Jüngelchen. Dein Fahrstiel kann mir übrigens auch nicht imponieren.“ „Das mag schon sein, aber ich kann, im Gegensatz zu vielen anderen, wenigstens fahren.“ „Denk mal scharf nach, wem du es zu verdanken hast, dass du überhaupt steuern darfst, im Übrigen kannst du ja anhalten und mich ans Lenkrad lassen.“ Johann kichert. „Glücklicherweise haben deine geliebten Götter es allen Dörflern, außer Herbert und mir, verboten ein göttliches Fahrzeug zu führen; deine Fahrkünste bleiben uns so erspart.“ „Diesen gotteslästernden Unterton möchte ich nicht mehr hören!“ Erwidert Varus streng fährt aber milder fort. „Doch ich vergebe dir, da auch ich in meinem Hochmut zur Sünde bereit war. Daher wollen wir im Gebet Verzeihung von den Göttern erflehen. Ehre und Dank sei den Göttern .“ Glücklicherweise kommt schon ihr Ziel in Sicht und die Beterei hat ein Ende.
Vater und Herr Müller verdrücken sich zum Schlepper, Iogi und sein Opa wenden sich Richtung Wald, angeblich um Brunnenkresse zu suchen. Die Beiden kommen mühsam voran doch dann stehen sie außer Atem vor dem ersten Fahrzeug. Als Iogi zum Sprechen ansetzen will, bringt ihn sein Opa mit einer scharfen Geste zum Schweigen und ergreift selbst das Wort. „Das ist nur eine tote Kuh, aber es ist gut, dass du sie mir gezeigt hast. Ich möchte nicht, dass jemand bei diesem Kadaver herumspielt. Du vergisst das hier am Besten, jedenfalls darfst du nie mehr darüber reden.“ Iogi staunt nicht schlecht, hält aber eisern den Mund. Großvater versucht sich an der Tür des Fahrzeuges, ohne Erfolg, doch dann benutzt er fachmännisch seinen Speer als Hebel und die Tür öffnet sich. „Geh jetzt bitte zurück zum Bach und sammle dort einen großen Strauß Brunnenkresse, ich muss hier noch etwas verschnaufen, wir treffen uns dann später beim Auto — und Klappe halten!“ Iogi ist nach diesem Befehl tief enttäuscht, doch er gehorcht seinem Opa, der sicher Gründe für sein komisches Verhalten hat.
Zuhause im Bett grübelt Iogi noch immer über die Ereignisse des Tages nach, wohl wissend, dass er niemanden dazu befragen darf und so schläft er ein.
Die nächsten Tage sucht er verstärkt die Nähe zu seinem Opa in der Hoffnung doch noch irgendetwas zu erfahren, wird aber enttäuscht, im Gegenteil, aus so beiläufig dahingesagten Worten wie: „Ganz besonders Kinder müssen den Anordnungen des Priesters unbedingt Folge leisten.“ Oder: „Es steht niemandem zu, göttliche Dinge zu hinterfragen.“ Erkennt Iogi, dass er dieses Tabuthema, wenn schon nicht vergessen, dann zumindest verdrängen muss.
Er bemerkt jedoch einige Veränderungen am Verhalten seines Großvaters. Dieser entfaltet ein nie gekanntes Interesse an den dörflichen Arbeiten, er besucht die Melkställe, die Pferdeställe, die dorfnahen Futterplätze der Schweine, die Arbeiter auf den Feldern und sogar die Arbeiter an der Hauptverbindungsstraße.
Auch klagt er häufig über Rückenschmerzen und nimmt dann gerne den Vorschlag des Stallmeisters an, es mit einer Reittherapie zu versuchen. Dies tut ihm gut und so sieht man den Priester oftmals hoch zu Ross. Zum gesundheitlichen Nutzen kommen bald auch praktische Erwägungen, denn per Pferd sind größere Entfernungen leichter zurückzulegen. Großvater besucht nun die Außenarbeiter zu Pferd. Dies geht sogar so weit, dass er auch die sehr weit entfernten Schweinehirten aufsucht und manchmal tagelang unterwegs ist.
Es ist Mitte Mai und das Wetter gibt einen Vorgeschmack auf den Sommer. Die Sonne brennt vom wolkenlosen Himmel hernieder und es ist außergewöhnlich warm. Wie jedes Jahr müssen die Männer des Dorfes die Frostaufbrüche an der Straße, die das Dorf mit Walhalla verbindet, ausbessern. Schon am frühen Vormittag arbeiten die Dörfler mit nacktem Oberkörper. Miro, der als Jüngster mit dabei ist, darf am Bach Wasser holen. Der ist gut zehn Minuten von der Baustelle entfernt und Miro zieht mit zwei Eimern los.
Sein Weg neben der Straße führt zunächst kurz in praller Sonne an Wiesen entlang, dann geht es die meiste Zeit durch schattigen, Wald, der sich erst beim Bach wieder lichtet. Das diesseitige Ufer ist mit Brenn-Nesseln und dichtem Gestrüpp bewachsen. Miro geht also über die Brücke und steigt auf der anderen Bachseite von der erhöhten Fahrbahn zum Wasser hinab. Das Ufer ist hier teilweise sandig oder mit Schotter bedeckt, dazwischen liegen große Steine und Treibholz, zum Teil von ausgewachsenen Bäumen. Der Vorarbeiter hat es gut mit ihm gemeint, denn das Wasser wird frühestens in zwei Stunden auf der Baustelle benötigt. Miro hat demnach eineinhalb Stunden Zeit es sich hier gut gehen zu lassen. Er legt sich zuerst ins kühle, eher eiskalte, Nass. Die Abkühlung ist wunderbar erfrischend. Danach zieht er die verschwitzten Hosen und Socken aus, spült sie noch etwas durch, hängt sie zum trocknen an verschiedene Äste und trocknet sich selbst auf einem großen Stein in der Sonne. Anschließend steigt er im Bachbett herum, in der Hoffnung irgendetwas Interessantes zu entdecken. Er beobachtet ein paar Forellen, findet einige bizarre Wurzeln und nimmt hie und da noch ein kurzes Bad, bis ihn sein Gefühl und der Stand der Sonne zum Aufbruch mahnen. Schnell füllt er die Eimer, steigt in die kaum noch feuchten Hosen, Socken und Schuhe, fasst die Eimer und klettert zur Straße hinauf.
Als er mitten auf der Brücke ist, hört er, viel zu spät, das Geräusch eines entgegenkommenden Fahrzeuges. Hier gibt es keine Möglichkeit sich zu verstecken, er muss die nahenden Götter wohl oder übel so begrüßen, wie es sich gehört; er stellt seine Eimer ab und kniet nieder. Das Auto fährt aus dem Wald und rauscht an ihm vorbei. — gut so. Doch kaum hat er sich aufgerichtet kommt es zurück und bleibt vor ihm stehen. Also wieder auf die Knie. Die Beifahrertür öffnet sich und ein blauhaariger Gott — nein eine Göttin schwingt sich heraus.
Sie ist mittelgroß und etwas füllig. Unter dem himmelblauen, glatten und schulterlangen Haar sitzt ein hübsches Gesicht mit blauen Augen und hell rosa, glänzenden Lippen. Sie trägt ein blauweißes T-Shirt, dessen Ausschnitt den Ansatz ihrer Brüste frei lässt. Die knappe, kurze, unten ausgefranste Jeans zeigt Beine, die ein „Frauenkenner“ wie Miro schon noch als schön bezeichnet. Als aber die zweite Göttin hinter dem Auto hervortritt, zieht sie Miros Blicke magisch an.
Sie ist geringfügig kleiner als die Erste, aber schlank, grazil und muskulös. Ihr lockiges, eher kurzes Haar ist so dunkelblau, dass es bei schlechtem Licht schon als schwarz durchgehen könnte. Unter großen, braunen Augen sitzen eine Stupsnase und ein dunkelroter Mund. Ihre Haut, von der sie sehr viel zeigt, ist gebräunt und samtig glänzend. Sie trägt ein orangefarbenes Top mit extrem dünnen Trägern und dazu eine kurze, schwarze Wildlederhose, die ihren knackigen Apfelpo betont. Miro braucht eine Weile um sich von diesem Anblick loszureißen und die Augen niederzuschlagen, wie es sich beim Umgang mit Göttern gehört. Er beginnt stockend mit einer Begrüßungsformel doch die Göttin unterbricht ihn gleich.
„O.K, O.K, steh auf!“ Und dann. „Dreh dich mal langsam rum!“ Miro gehorcht und hört. „Ja, das könnte passen.“ Die erste Göttin fällt ein. „Alicia das geht doch nicht!“ Worauf diese antwortet. „Natürlich geht das, Chiara, ich hatte eine beschissene Woche, das hier wird mein Zuckerl!“ Danach geht sie zum Auto, öffnet den Kofferraum und kramt darin herum. Chiara steht, sichtlich verlegen, nun allein Miro gegenüber, dies ermutigt ihn zu einer Unterhaltung. „Verehrte Göttin kann ich irgendetwas für euch tun?“ „Nein, wir benötigen deine Dienste nicht, du darfst gehen.“ Alicia springt um das Auto herum, in ihrer Hand ein dünnes Seil. „Von wegen! Hiergeblieben! Dreh dich um und leg die Hände auf den Rücken!“ Chiara protestiert nur leise. „Alicia, nein, lass ihn in Ruhe.“
Miro gehorcht verstört und spürt wie sich das Seil, locker um seine Handgelenke legt. Er überlegt gerade seine Hände etwas weiter auseinanderzunehmen, um sich leichter befreien zu können, als das Seil zwischen seinen Händen durchgezogen und verknotet wird, seine Handgelenke werden dadurch fest zusammengepresst und die Chance ist vertan. „Umdrehen!“ Befiehlt die Göttin und führt die freien Seilenden zweimal um seine Taille. „Jetzt den Bauch einziehen!“ Miro, der ahnt, was nun kommt, tut dies nur zögerlich. „Na, na! Versuch keine Tricks mit mir, sonst muss ich dir ernsthaft wehtun.“ Säuselt die Göttin und kneift ihn sanft in eine Brustwarze. Das überzeugt ihn seinen Bauch, soweit es geht, einzuziehen. Alicia zieht das Seil nun straff und verknotet es unter seinem Bauchnabel, fairerweise lässt sie aber etwas Luft, sodass es nicht allzu stark einschneidet. Miros Hände werden auf diese Weise fest gegen seinen Rücken gepresst; entscheidend ist aber, dass alle Knoten unter Spannung stehen und die Fesselung nur von vorne, weit aus der Reichweite seiner Hände, gelöst werden kann. Die Göttin betrachtet zufrieden ihr Werk und verschwindet dann auf der abgewandten Seite im Auto. Chiara ist das Ganze peinlich, sie steigt nervös von einem Fuß auf den anderen. Alicia kommt mit einem tiefgründigen Lächeln zurück, in der linken Hand einen Becher, die rechte Hand ist geschlossen. „Auf die Knie! Magst du etwas Cola?“ Miro kniet nieder, nickt und öffnet den Mund. Die Göttin steckt ihm, anstelle der erwarteten Cola blitzschnell etwas kleines Festes in den Mund, das sich so ähnlich wie ein Kirschkern anfühlt und befiehlt: „Schluck!“ Danach gibt sie ihm die Cola zum Nachtrinken.
Ihre Freundin jammert auf. „Das geht wirklich zu weit, Alicia!“ Doch die bemerkt nur belustigt: „Entspann dich Chiara, wir sind hier draußen und nicht in Walhalla, wir sind Götter, haben unseren Spaß und kein Hahn kräht danach.“ Dann öffnet sie eine der hinteren Türen des Wagens und fordert Miro auf einzusteigen. Die Göttinnen schwingen sich ebenfalls auf ihre Sitze und die Reise beginnt. Miro bemüht sich, sich die Route einzuprägen. Die Straße führt zunächst nach Osten, überschreitet die Grenze zum verbotenen Gebiet und biegt dann scharf nach Süden ab. Er untersucht auch seine Fesseln, versucht sie unauffällig mit all seiner Kraft zu lockern, aber sein einziger Erfolg sind schmerzende Handgelenke. Eine merkwürdige Hitze steigt ihm zu Kopf, die nicht durch seine kurze Anstrengung erklärbar ist; auch die Farben der Umgebung scheinen irgendwie blauer zu sein, vielleicht liegt es an der Luft im Auto.
Bald verlassen sie die Straße und nehmen einen holperigen Feldweg in etwa nach Westen. Miro blickt fasziniert schräg zwischen den Lehnen der Vordersitze hindurch auf Chiaras Brüste, die durch die Schlaglöcher auf und ab wippen, als er mit Schrecken bemerkt, dass die Vibrationen auch in seiner Hose einen peinlichen Effekt auslösen. Er versucht die schon schmerzhaft werdende Erektion zu unterdrücken doch es gelingt ihm nicht. Er wetzt verzweifelt auf seinem Sitz hin und her, um eine weniger unangenehmere Stellung zu finden, als das Auto an einem kleinen See stoppt und er aussteigen darf. Im Stehen ist der Druck ein bisschen leichter. Während Miro verstohlen an sich herunterblickt, betrachten die Göttinnen recht offen die Beule, die sich in seiner Hose abzeichnet. Alicia etwas hämisch, Chiara eher peinlich berührt. „Das ist schon gemein von dir. Ich wasche meine Hände in Unschuld und gehe da hinter.“ Schimpft Letztere, packt einen Korb und verschwindet.
Miro ist Alicia nun allein ausgeliefert. Während er noch der verschwindenden Chiara nachblickt, hat Alicia bereits eine Decke, an einer geeigneten Stelle der Wiese, ausgebreitet und ihre Hand - und eine Kühltasche danebengestellt. Sie fasst Miro an beiden Schultern und schiebt ihn rückwärts dorthin. Ihre Hände gleiten über seine Oberarme an den Flanken herab und treffen sich an der Gürtelschnalle, die sie zügig öffnet. Ein paar weitere Handgriffe folgen und Miros Hosen sitzen in den Kniekehlen. Sein nun befreites, pralles Glied zeigt steil nach oben und er schämt sich entsetzlich. Alicia lächelt zufrieden und gibt ihm plötzlich einen kraftvollen, beidhändigen Stoß vor die Brust, sodass er über seine eigenen Hosen stolpert und zunächst auf den Hintern und dann auf den Rücken fällt. Ehe er sich von dem Schreck erholt hat, sitzt die Göttin bereits rittlings auf seinem Bauch, wobei sie ihm den Rücken zuwendet. Er spürt ihre Hände zwischen seinen Beinen, anschließend einen Zug, fast einen Schmerz, dann ist es vorbei. Die Göttin steht auf, in der Hand eine dünne Leine die unter seiner Erektion verschwindet. Miro spürt, wo sie befestigt ist. Alicia zupft leicht an der Schnur und gurrt: „So mein Hengst, die Zügel sind angelegt, und wenn du nicht parierst, bist du ein Wallach.“ Er blickt erschrocken zu ihr auf, doch sie lässt die Leine fallen und beginnt sich langsam auszuziehen.
Als sie nackt mit gespreizten Beinen über ihm steht, wächst sein Verlangen ins Unendliche. Sie setzt sich auf ihn, dreht sich nach hinten um und zieht seine Hose mit dem Gürtel knapp oberhalb seiner Knie zusammen, sodass er seine Beine nicht mehr öffnen kann, erst dann nimmt sie ihn in sich auf. Sie stützt sich mit ihren Händen neben seinem Kopf ab und beginnt langsam auf und ab zu schaukeln, ihre Brüste schwingen vor Miros Gesicht. Dieser Anblick, ihre Aktivität und ihre Körperwärme können seine Lust noch steigern. Er stößt schnell und kraftvoll dagegen und steht kurz vor der Erleichterung, als Alicia lachend mit seinen Bewegungen mitgeht und dadurch seine Bemühungen zu Nichte macht. „Hallo Pferdchen, ich bestimme, wo es lang geht!“
Dann zieht sie kurz am Zügel und Miro muss stillhalten. Sie reizt ihn nochmals zu wilden Stößen, nur um ihn erneut auszubremsen. Beim dritten Ritt jedoch verliert sie die Kontrolle, sie bäumt sich rückwärts auf und fällt dann zuckend auf ihm zusammen. Miro nutzt diese Phase und versucht krampfhaft sich Befriedigung zu verschaffen doch in dieser Lage laufen seine Stöße auch ins Leere. „Das war gut!“ Stöhnt Alicia, küsst ihn auf den Mund und stützt sich so auf, dass seine Bemühungen wieder Erfolg versprechend werden. Diesmal unterstützt sie seine Bewegungen und Miro explodiert, einen Augenblick später ergeht es Alicia ebenso. Nach einem weiteren langen Kuss rollt sie von ihm herunter, zieht ihm die Hosen zu den Fußgelenken und schließt sie dort wieder mit dem Gürtel zusammen. „Auf die Knie!“ keucht sie, und als Miro in der befohlenen Stellung an sich herunterblickt, staunt er nicht schlecht, seine Erektion ist fast unverändert.
Die Göttin nimmt die Leine auf, führt sie zwischen ihren Beinen durch und kniet nun vor ihm nieder, stützt sich mit den Händen auf und reckt Miro ihr Hinterteil entgegen. Ein leichter Zug am Zügel, und er weiß, was von ihm verlangt wird. Er robbt auf Knien an sie heran und sie hilft ihm mit einer Hand beim Eindringen. Mit gefesselten Händen kann er sich nicht festhalten und ist so zu langsamen und gefühlvollen Bewegungen gezwungen, die auch noch ab und zu durch einen Zug an der Leine gestoppt werden. Aber auch auf die ruhige Art kommt zuerst Alicia und, da sie ihn diesmal gewähren lässt, auch er kurz danach zu einem Orgasmus. Sie kriecht nun auf allen vieren davon und Miro lässt sich erschöpft auf die Decke fallen.
Als sie zurückkommt, bettet sie seinen Kopf auf ihren Knien und flößt ihm eine Cola ein, dann entfernt sie den Zügel, tätschelt seinen Oberschenkel und nimmt auch einen tiefen Schluck. „Ja, die Cola haben wir uns verdient, wie wäre es mit einer kleinen Abkühlung im See?“ „Ich bin heute schlecht zu Fuß.“ Erwidert Miro und deutet mit dem Kopf auf die mit Hosen und Gürtel zusammengebundenen Füße. Sie zieht ihn daraufhin völlig aus und scherzt. „Ich hoffe du läufst mir jetzt ohne Zügel und Fußfesseln nicht weg.“ Kurz darauf plantschen sie im kalten Wasser. Miro taucht mehrmals unter, um seinen glühenden Kopf zu kühlen.
Später, auf der Wiese, muss er sich so auf die Seite legen, dass sie ihren Kopf weich auf seinem Bauch, zwischen den unteren Rippen und dem Hüftknochen, lagern kann. Sie spreizt das ihm zugewandte Bein ab und er darf seinen Kopf darauf betten. Er genießt mit lüsternen Augen die Aussicht vom Dreieck über ihre straffen Brüste zum hübschen Gesicht und würde das alles gerne berühren; es ist so nah, doch für seine Hände unerreichbar. Alicia scheint das zu mögen, sie isst ein paar Leckereien, mit denen sie ihn ebenfalls füttert. Viel zu früh platzt Chiara schmollend in diese wohlige Stimmung.
„Na bist du fertig? Hat es sich gelohnt? Schau mal auf die Uhr, wir sind spät dran!“ „Wie du siehst, er lebt noch und hat mich für manches entschädigt aber du hast Recht wir müssen fahren.“ Erwidert Alicia, packt alle Sachen, auch Miros, ins Auto und befiehlt ihm einzusteigen. „Wir bringen dich noch zur Brücke sonst kommst du heute nicht mehr nachhause.“ Die Fahrt verläuft schweigend, jeder hängt seinen Gedanken nach, Miro lauscht zusätzlich noch der schönen Musik, die plötzlich im Auto erklingt, dann ist die Brücke erreicht.
„Ich binde dich jetzt los, ich hoffe du machst keine Dummheiten, denke daran, wir sind Götter!“ Als er frei ist, tritt Alicia schnell zurück, ihre Hand verschwindet in ihrer Tasche, Miro erkennt ihre Furcht und kniet sofort nieder um die Situation zu entschärfen.
„Du bist meine Göttin und es war göttlich, ich werde dir immer gehorchen.“ Alicia entspannt sich. „Nun gut dann befehle ich dir mindestens dreimal am Samstag um die gleiche Zeit hier, wo wir uns getroffen haben, auf mich zu warten.“ „Alicia!“ Mahnt Chiara und die Göttinnen fahren davon.
Miro zieht sich als Erstes an und schaut dann nach seinen Eimern. Sie sind natürlich längst abgeholt. Er macht sich auf den Weg um sein Hemd zu suchen, welches er schnell, auf der mittlerweile verlassenen Baustelle, findet. Die Sonne steht bereits tief im Westen und er hat noch einen weiten Heimmarsch vor sich. Morgen wird er seinem Vorarbeiter einiges erklären müssen.
Nicht mehr allzu weit vom Dorf entfernt sitzt eine junge Frau am Wegrand, Julia! Sie ist in Miros Altersklasse das begehrteste Mädchen des Dorfes. Ihr schulterlanges, blondes Haar leuchtet in der Abendsonne. „Hallo, Miro, wo kommst du noch so spät her?“ Miro überspielt seine Verlegenheit. „Ich hab mich im Wald umgesehen, leider wachsen keine Pilze und die Erdbeeren sind auch noch nicht reif.“
Er hat es bei Julia noch nie versucht, obwohl er sich zu ihr hingezogen fühlt, denn es würde seinem Ruf sehr schaden von ihr eine Abfuhr zu erhalten. Ihre Blicke und Gesten fordern ihn eindeutig auf, auch ihre Worte sind zuckersüß. „Mit dir wollte ich schon lange mal allein sein.“ Sie nimmt seine Hand und zieht ihn vom Weg, etwa hundert Schritte tief in den Wald. Dort befindet sich gut im Unterholz versteckt ein richtiges Liebesnest. Über einer dicken Lage Laub und Stroh liegt eine Decke, Julia setzt sich mit angezogenen Knien so darauf, dass ihr Rock weit hinaufrutscht und ihre perfekten Beine völlig unbedeckt sind.
Miro ist in der Zwickmühle, wenn er dieses Angebot aus schlägt, macht er sich zum Gespött des Dorfes. Nimmt er es an, wird er sicherlich versagen, da ihn die Göttin erst vor wenigen Stunden “ausgesaugt“ hat; er muss auf Zeit spielen. Also setzt er sich neben sie, streichelt zärtlich ihre Schenkel und versucht eine belanglose Unterhaltung in Gang zu bringen. Doch Julia sucht zielstrebig eine alternative Art der Unterhaltung, sie hat ihm das Hemd schon ausgezogen und fingert Hilfe suchend an ihrer Bluse herum. Miro bleibt nichts anderes übrig als ihren Wunsch zu erfüllen. Ihre Hände beschäftigen sich bereits mit seiner Hose und er hat noch immer keine Idee, wie er die Situation ohne Gesichtsverlust überstehen kann. Als beide völlig nackt sind, bedeckt er sie oben mit vielen langen Küssen um von der Lage unten abzulenken. Damit hat er einige Zeit Erfolg doch dann fühlt er wie ihre Hand sanft, langsam aber zielstrebig über seinen Bauch hinab wandert. Kaum ist die Hand angekommen bemerkt er überrascht, dass sich, gegen alle Erwartungen, doch etwas rührt. Julia rollt sich auf den Rücken und er dringt vorsichtig und ungläubig ein. Ihre Körperwärme tut ein Übriges, seine Ängste sind verflogen und die Lust gewinnt die Überhand. Sie lieben sich wild, lange und heftig. Julia zeigt mehrmals jene krampfartigen Zuckungen, die er zuvor nur bei der Göttin bemerkt hat. Er kämpft um seinen Höhepunkt, kann ihn aber nicht erreichen, tut dann so als ob und lässt sich entkräftet zusammenfallen. Julia liegt schlaff und schweißgebadet unter ihm. Miro zieht sich zurück und legt sich neben sie. Mit einer Hand krault er ihren inneren Oberschenkel, zu mehr fehlt ihm die Kraft. Auch Julia ist zu erschöpft für ein Nachspiel. Nach einer Ruhepause ziehen sie sich an und gehen eng umschlungen in Richtung Dorf. Miro staunt über sich selbst und Julia verabschiedet sich: „Ich hätte nie gedacht, dass du so gut bist.“
Der nächste Tag beginnt mit dem erwarteten Ärger.
„Wo hast du dich den ganzen Tag herumgetrieben?“ Schimpft der Vorarbeiter los. „Die Götter haben mich, von der Brücke, im Auto weit in das verbotene Gebiet mitgenommen, ich musste ihnen dort helfen.“ Antwortet Miro mit einer Halbwahrheit. Die Erwähnung des verbotenen Gebietes und der Götter zeigt Wirkung. „Ich hoffe du lügst mich nicht an. Es ist eine Sünde die Götter als Ausrede zu missbrauchen. Wenn du im verbotenen Gebiet warst, ist das sowieso eine Sache für den Priester, du solltest gleich zu ihm gehen!“
Miro findet seinen Großvater auf der Bank vor der Kirche in der Morgensonne.
„Guten Morgen ehrwürdiger Priester.“ Grüßt er ihn respektvoll. „Morgen, Miro, warum bist du nicht bei der Arbeit?“ „Ich komme offiziell, ich brauche geistlichen Rat.“ „Na worum geht es denn?“ „Das ist eine lange Geschichte, ich wurde von Göttern in das verbotene Gebiet gebracht.“ „Ich glaube du erzählst es lieber bei mir zuhause bei einem Glas Milch.“ Lädt Varus seinen Enkel ein und dort erzählt Miro fast alles. „Hm, du hast dir nichts vorzuwerfen, der Wille der Götter steht über dem des Vorarbeiters, ich werde es ihm sagen und das Übrige braucht er nicht zu wissen.“ Meint der Priester danach und fährt fort. „Du hast allerdings ein Problem, wenn die Göttin dich wirklich wiedersehen will, du musst ihr gehorchen und ich kann dir da nicht weiterhelfen.“ Miro verabschiedet sich von seinem Großvater und kann noch kein Problem erkennen.
Es ist Samstag und es regnet in Strömen. War es zuvor für die Jahreszeit zu warm, ist es jetzt deutlich zu kalt. Miro wartet verfroren an der Brücke. Er ist dick angezogen und in einen wasserdichten Poncho gehüllt aber die Kälte und Feuchtigkeit kriecht doch schleichend durch seine Kleidung. Er kann sich nicht vorstellen, dass die Göttin bei diesem Wetter hierherkommt, aber er befolgt ihren Befehl. Der Regen lässt etwas nach, als er das Motorgeräusch hört.
Das Auto hält neben ihm, Alicia öffnet von innen die Beifahrertür und ruft. „Keine lange Begrüßung! Steig schnell ein!“ Das lässt er sich nicht zweimal sagen und schlüpft ins Trockene. „Zieh den Poncho aus und wirf ihn nach hinten, bevor wir hier ertrinken!“ Befiehlt die Göttin nervös und dann als Miro fertig ist. „Schau mal nach rechts!“ Dort sieht er einen Handgriff, an diesem hängt eine armlange Kette und an der ein Paar Handschellen. „Steck deine Hände da rein und mach sie dann zu!“ Sofort hält sie ihm das kleine Kästchen mit den vier glänzenden Stiften, welches sie die ganze Zeit in der Hand hatte, an den Hals und prüft mit der anderen Hand die Handschellen. Sie entspannt sich sichtlich, steckt das Kästchen in ihre Handtasche, greift Miro in die Haare, zieht seinen Kopf heran und gibt ihm einen langen, tiefen Kuss. „Schön, dass du gekommen bist.“ Sie legt ihm den Sicherheitsgurt an und fährt los.
Miro versucht, ein Gespräch zu beginnen. „Ehrenwerte Göttin war das Wetter den ganzen Weg so schlecht?“ „Wenn wir allein sind, nenn mich einfach Alicia. Ich muss mich aber bei dem Regen aufs Fahren konzentrieren, reden können wir später, tut mir leid.“ Sie drückt dann irgendwo hin und es erklingt Musik, die Miro die Zeit verkürzt. Er schaut aus dem Fenster, bemüht sich, sich den Weg einzuprägen doch bei den tief hängenden Wolken und dem Regen ist das ein schwieriges Unterfangen. Es geht prinzipiell öfter bergauf als bergab und vermutlich in südöstlicher Richtung weit in das verbotene Gebiet hinein. Beiderseits der Straße tauchen immer mal wieder verschieden große und mehr oder weniger verfallene Dörfer auf. Manchmal führt ihr Weg sogar mitten durch eine Siedlung doch weder Götter noch Dörfler sind zu sehen. „Wir sind bald da.“ Alicia schaltet die Musik aus und fährt fort. „In der nächsten Ansiedlung habe ich ein Haus, dort bringe ich dich unter, danach muss ich aber noch einige Götter besuchen. Du wirst dich dort stillhalten, ich möchte nicht, dass man dich bemerkt.“ Bald tauchen die ersten Häuser auf, sie biegen auf einen Nebenweg ab und halten vor ihrem Haus.
Alicia hat wieder das kleine Kästchen aus Ihrer Handtasche geholt, in ihrer anderen Hand lässt sie einen Schlüssel an einem blauen Band baumeln. „Damit kannst du die Kette von dem Handgriff lösen, mit dem Griff geht die Autotür auf, du steigst aus, schließt die Tür und läufst in das Haus. Auf dem Teppich nach dem Eingang kniest du dich hin und wartest. Alles klar?“ Sie gibt ihm den Schlüssel, steigt aus und rennt durch den sintflutartigen Regen zur Haustür. Miro benötigt einige Zeit um das Schloss zu öffnen, das seine Handschellen mit dem Griff verbindet. Dann tut er wie geheißen und kniet kurz darauf klitschnass im Flur des Hauses. Alicia steht fünf Schritte von ihm entfernt an einer Zimmertür und beobachtet ihn unsicher. „Wenn ich dich jetzt losmache, versprichst du mir dich jederzeit wieder fesseln zu lassen?“ „Du bist eine Göttin ich muss dir grundsätzlich gehorchen.“ Antwortet Miro. „Ich möchte trotzdem deine Zusage.“ Lässt sie nicht locker. „Ich verspreche es.“ Verkündet er und wundert sich, dass ihr so viel daran liegt. Sie wirft ihm den Schlüssel für die Handschellen zu und Miro ist kurz darauf frei. „Im Kofferraum sind eine blaue und eine graue Tasche und ein Getränkekasten, die kannst du reinholen!“ Fordert sie ihn danach auf und Miro eilt hinaus in den Regen. Als er als Letztes den Kasten abstellt, ist er nass bis auf die Haut und zittert vor Kälte. „Zieh dich aus und bring deine nassen Sachen da hinein! Hiermit kannst du dich dann abtrocknen.“ Sie deutet auf eine andere Tür und wirft ihm ein Handtuch zu. In dem gefliesten Raum stehen zwei weiße Kisten, die Miro zwar schon woanders gesehen hat aber ihre Funktion nicht kennt. Nach dem Abtrocknen schlingt er sich das Handtuch um die Hüften denn jetzt schämt er sich seiner Winzigkeit. Es ist so kalt.
„Komm hier rein, leg dich dort auf den Bauch, die Hände auf den Rücken und die Beine weit auseinander!“ Kommandiert die Göttin. Der Raum, in dem Miro so liegt, ist vermutlich das Wohnzimmer, der Teppich ist trocken und in einem Kachelofen, links von ihm prasselt bereits ein Feuer. Sie fesselt ihm die Hände, wie bei ihrer ersten Begegnung auf den Rücken, bindet sie aber nicht an seinen Körper, sondern behält die langen Enden der Schnur als Leine in der Hand. Miro zittert immer noch. „Komm ins Bad, dann wird dir gleich wärmer!“ Mit diesen Worten führt sie ihn über eine Treppe ins Obergeschoss und dort in ein wunderbares Badezimmer. Überall brennt elektrisches Licht, etwas, das in Miros Dorf nur zu bestimmten Zeiten im Melkstall funktioniert. Dampfendes Wasser ergießt sich in eine große Badewanne, darauf schwimmt ein Schaumteppich. Alicia hält prüfend einen Arm ins Wasser. „Steig vorsichtig hinein aber sag mir, wenn es dir zu heiß ist!“ Fordert sie ihn auf und reißt ihm nebenbei das Handtuch herunter. „Ah!“ Schreit er auf, nimmt rasch seinen Fuß zurück und kommt fast aus dem Gleichgewicht. Nach einer Weile probiert er es erneut, diesmal ist die Temperatur gerade noch erträglich, er zieht den zweiten Fuß nach und versucht sich langsam in die Wanne zu legen. Mit den gefesselten Händen ist das gar nicht so einfach und er ist Alicia dankbar, dass sie ihm diesmal etwas mehr Bewegungsfreiheit gelassen hat.
Nun ist es geschafft. Er liegt genüsslich im heißen Wasser, welches schnell die Kälte aus seinem Körper vertreibt. Wie gut das tut! Miro, der zu sehr mit sich selbst beschäftigt war, bemerkt erst jetzt, dass Alicia sich anschickt, zu ihm in die Wanne zu steigen; dieser Anblick kann sein Wohlgefühl noch vergrößern. Sie setzt sich ihm gegenüber, hebt seine Füße etwas an und schiebt ihre Beine, rechts und links an seinem Körper vorbei, darunter. Sie schließt die Augen, legt den Kopf zurück auf den Wannenrand und genießt die wohlige Wärme. Ihre Finger spielen an seinen Waden. Nach einiger Zeit steht sie auf und beginnt sich vor ihm zu shampoonieren. Ihre gebräunte Haut verschwindet hinter weißem Schaum.
Als sie sich anschließend von oben nach unten abbraust, blitzen all ihre Rundungen nass glänzend hervor. Miro liegt hilflos darunter und ist zum Zuschauen verdammt. „Jetzt kommst du dran! Steh auf!“ Lächelt sie ihm spitzbübisch zu. Er schafft es, mit einer akrobatischen Meisterleistung sich irgendwie seitlich und über die Knie vor ihr aufzurichten. Sie seift ihn von oben bis unten ein, wobei sie sich, zufällig, unten deutlich länger aufhält; dies ruft bei Miro eine entsprechende Reaktion hervor. „Lachend schnippt sie schmerzhaft mit dem Finger dagegen. „Das heben wir uns für später auf.“ Um ihren Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen, duscht sie ihn mit kaltem Wasser ab. Beim folgenden Frottieren versucht sie, auch die Schnur an seinen Handgelenken möglichst trocken zu kriegen. Zurück im Erdgeschoss, zeigt sie ihm erst die Toilette und bringt ihn anschließend ins Wohnzimmer, in dem sie ihm in schon bekannter Weise erst die Hände, mit der restlichen Leine, an den Körper und danach die Füße fesselt.
Miro kann jetzt nur noch winzige Schritte machen und nicht mehr Treppensteigen. Er setzt sich, auf ihre Anweisung, auf ein Badetuch, welches in einem großen Sessel liegt. „Warte hier!“ Sagt sie überflüssigerweise und verschwindet aus dem Raum. Er hört sie im Haus herumhantieren, dann kommt sie mit einem Tablett zurück. „Hier ist was zu essen und trinken. Wie schon gesagt, ich muss jetzt für ein paar Stunden weg. Du kannst so lange einen Film anschauen.“ Alicia drückt einige Knöpfe an verschiedenen Gerätschaften, es ertönt Musik und auf einer Scheibe, die auf einer Kommode steht, erscheinen bewegte Bilder. Miros Staunen wird dadurch unterbrochen, dass sie ihm einen schnellen Kuss gibt. „Bleib mir treu, ich bin bald zurück!“ Danach hört er ihr Auto fortfahren, er ist jetzt allein. Der Film fasziniert ihn. Miro kennt solche Scheiben aus vielen verlassenen Häusern doch er hat noch nie gesehen, wozu sie gut sind; vermutlich funktionieren sie nur mit elektrischem Strom, den es in seinem Gebiet nur im Melkstall gibt, wenn der Generator läuft.
Die bewegten Bilder erzählen eine seltsame Geschichte von Segelschiffen, Piraten, Kanonen und weiteren ihm unbekannten Dingen, auffällig ist, dass kein Gott mit blauen Haaren darin vorkommt. Auf einmal ist die Scheibe schwarz und kein Ton mehr zu hören, vermutlich ist der Film vorbei.
Nach diesem atemberaubenden Erlebnis bemerkt Miro seinen eigenen Hunger und betrachtet das vor ihm stehende Tablett. Ein Teller mit kleinen belegten Brotstückchen, die er mit den Lippen aufnehmen kann und ein großer Krug mit Apfelschorle, in dem ein Trinkhalm steckt, laden zum Male ein.
Nachdem er alles verputzt hat, kommt Langeweile auf und er beschließt sich, so weit möglich, etwas umzusehen. Mit kurzen Trippelschritten schlurft er in die Diele und dort von Tür zu Tür doch alle, bis auf die offenstehende Toilettentür, sind verschlossen. Nach diesem Ausflug fällt er wieder hilflos in seinen Sessel und wartet.
Er muss etwas eingeschlafen sein, denn plötzlich sind Stimmen im Haus, ein Mann streitet mit der Göttin, wildes Gepolter. „Hör auf! Nein! Bitte nicht!“ Kreischt Alicia. „Halt endlich still und zier dich nicht so!“ Schimpft der Mann. Geräusche von Schlägen und Schmerzensschreie sind zu hören.
Miro steht auf und watschelt nackt und gefesselt, wie er ist, zum Ort des Geschehens. Alicia liegt rücklings auf dem Küchentisch, ihre nackten Beine hängen herab, die Hosen sitzen nur noch an den Füßen und ihre Bluse samt BH ist zerrissen. Der Mann, der vor ihr steht, würgt sie mit der einen Hand am Hals und hat mit der anderen seine Hose geöffnet, sein behaarter Hintern quillt bereits heraus. Dieser Gott ist deutlich größer als Miro und mindesten doppelt so dick. „Aufhören!“ Schreit Miro. Der Gott dreht sich erschrocken um, dann muss er bei dem Anblick lachen. „Verschwinde — oder, wenn du zuschauen willst, knie nieder und halt die Klappe!“
„Hilf mir!“ gurgelt Alicia leise, darauf erschlaffen ihre vergeblichen Abwehrbewegungen. Mit dem Mut der Verzweiflung hüpft Miro auf den fremden Koloss zu und wirft sich mit all seinem Gewicht dagegen. Er rutscht jedoch an dem, schräg über Alicia gebeugten, Fettwanst ab, ohne diesen auch nur einen Finger breit zu bewegen, und stürzt zu Boden. Während des Fallens gelingt es ihm sich noch eng zusammenzurollen und seitlich so zu verdrehen, dass die Hauptlast des Sturzes von seinem Hintern aufgenommen wird. Obwohl er sein Kinn eng zur Brust zieht, schlägt er noch mit dem Kopf auf die Fliesen. Wie durch ein Wunder schafft er es trotzdem, sich sofort seitlich auf die Knie zu wälzen und mit Schwung nochmals aufzustehen. Er hat aber größte Mühe, mit seinen gefesselten Füßen und dröhnendem Kopf, überhaupt das Gleichgewicht zu halten. Der massige Gott fühlt sich dennoch gestört. Er baut sich ganz nah vor dem schwankenden Miro auf. Er leistet sich sogar einen aufreizend, breitbeinigen Stand, da der Junge ja nicht einmal ein Knie heben kann und schlägt lässig zu. Miro bricht unkontrolliert zusammen und bleibt verkrümmt liegen, der Schmerz des Magentreffers breitet sich in seinem ganzen Körper aus. „Ich verpass dir jetzt noch ein paar Rühreier, dann kommt dein Flittchen wieder dran!“ Erklärt ihm der Gott freundlich. Er stellt sich in die passende Position und holt zu einem gewaltigen Tritt aus. In höchster Not gelingt es Miro doch noch seinen Oberschenkel als Deckung in die Trittbahn zu drehen, aber auch der Schmerz des Oberschenkeltreffers genügt, dass ihm kurz die Sinne schwinden.
Als er zu sich kommt, liegt der Gott wie eine gefällte Eiche, regungslos neben ihm auf dem Bauch. Über ihnen steht Alicia, ihre Brüste schauen aus der zerrissenen Kleidung, die Hosen hängen um ihre Füße, in der Hand hält sie triumphierend dieses Kästchen mit den vier glänzenden Stiften.
Ihre Bewegungen sind wie in Trance, langsam aber zielstrebig und präzise. Zuerst zieht sie ihre Hosen hoch dann bückt sie sich zu dem Gott, der schon wieder erste Lebenszeichen zeigt, herunter, schiebt sein Hosenbein in die Höhe und hält das Kästchen an seine Wade, Funken knistern, der Koloss zuckt und erschlafft. Sie verschwindet in der Diele und kommt mit den Handschellen und der Kette zurück, die Miro im Auto getragen hatte. Sie fesselt dem Gott damit die Hände auf den Rücken, die Füße zusammen und dann die Füße an die Hände, anschließend wendet sie sich Miro zu. „Bist du verletzt, ist was gebrochen?“ Miro wuchtet sich auf die Knie, was ihm erst beim zweiten Anlauf gelingt, er belastet nun einzeln seine Gliedmaße und meint: „Ich glaube es ist nichts Ernstes.“ Alicia fasst ihn unter den Achseln. „Versuch aufzustehen, ich helfe dir!“ Er schafft es mit ihrer Hilfe auf Anhieb, steht nun wackelig neben ihr und betrachtet ihren nackten, geschundenen Oberkörper. Der Hals ist an den roten Würgemalen bereits geschwollen, darunter befinden sich einige blutverkrustete Kratzer, im Gesicht und an den Armen sind Blutergüsse.
Erstaunlich gefasst schiebt sie ihn ins Wohnzimmer zu seinem Sessel. „Ich muss noch was erledigen, es dauert nicht lange.“ Krächzt sie mit schwacher Stimme, verlässt den Raum und schließt die Tür. Bald ist sie wieder da. „Wir haben Glück, eine Patrouille ist zufällig in der Nähe und wird gleich herkommen. Verhalte dich hier ruhig, vielleicht wollen sie dich gar nicht sehen. Wenn die Götter doch hier rein kommen, knie aber nieder und begrüße sie, wie es sich gehört. Du darfst auch mich dann nur mit: Ehrenwerte Göttin anreden und nicht mit Alicia! Falls sie dich etwas fragen, sag demütig die Wahrheit, du hast nichts zu verbergen. Steh mal auf!“ Sie wickelt ihm das Badetuch um die Hüften und steckt es zusätzlich mit einer Sicherheitsnadel fest. „Kann ich sonst noch was für dich tun? Brauchst du was? Ist alles O.K?“ „Bei mir ist alles in Ordnung.“ Antwortet Miro und lässt sich wieder in den Sessel fallen. „Ich gehe mich umziehen und warte dann auf die Patrouille.“ Mit diesen Worten schließt Alicia die Wohnzimmertür von außen. Er kann Ihr Organisationstalent nur bewundern und das in ihrem Zustand. Er selbst hängt noch wie betäubt im Sessel und sie, die es weit schlimmer erwischt hat, kümmert sich um alles. Miro hört ein Auto vorfahren und danach Stimmen in der Diele und der Küche. Nach einiger Zeit wird die Wohnzimmertür geöffnet, Alicia kommt mit einer dunkelgrün gekleideten Göttin herein. Miro kniet nieder, bei der Bewegung brennt sein Oberschenkel wie Feuer, und begrüßt die Göttinnen. „Lob und Dank sei euch, ehrenwerten Göttinnen!“ Diese sind aber in eine Unterhaltung vertieft und beachten ihn nicht.
Zwei ebenfalls dunkelgrün gekleidete Götter führen den fetten Gott durch die Diele, dieser reißt sich plötzlich los und will sich auf Alicia stürzen. „Du Dörflerhure, ich bring dich u ...“ Mit diesem Aufschrei bricht er noch vor der Tür zusammen; einer der anderen Götter tätschelt einen Stock mit vier glänzenden Stiften. Als sich der fette Gott wieder aufrichtet, ist sein Gesicht voller Blut und seine Nase ist verschoben. Alicia schließt die Tür und die Geräusche draußen werden immer leiser. Die grüngekleidete Göttin geht einmal aufmerksam um Miro herum und wendet sich an Alicia.“ Der ist gut unter Kontrolle, Fräulein Monza aber werden Sie nicht leichtsinnig, auch wenn er Ihnen geholfen hat. Wir hatten in diesem Jahr schon drei Tote durch solche Spielzeuge.“ „Danke, ich werde Ihren Rat berücksichtigen.“ Antwortet Alicia und bringt die andere Göttin hinaus. Miro hört ein Auto davonfahren, danach herrscht Stille.
Alicia kommt ins Zimmer, fällt vor Miros Sessel auf die Knie, umfasst seine Taille mit beiden Händen, legt ihren Kopf in seinen Schoß und beginnt herzzerreißend zu heulen, die Anspannung muss raus. Miro möchte gerne mehr für sie tun, er kann sie aber nur auf seinen Knien leicht hin und her schaukeln und leise trösten. „Es ist vorbei, alles wird wieder gut.“ Sie verharrt so noch einige Zeit, von Weinkrämpfen geschüttelt, bei ihm. Endlich beruhigt sie sich und steht auf. „Ich hole uns was zu trinken.“ Mit zwei Flaschen und zwei Gläsern kommt sie zurück. Das Getränk besteht zur Hälfte aus einer roten Flüssigkeit, der Rest ist sprudelndes Mineralwasser. Miro nippt vorsichtig an dem Glas, das ihm Alicia an die Lippen hält. Er kennt Sprudel, Wein und Bier, welches die Dörfler manchmal von den Göttern bekommen, aber nicht den roten Bestandteil der Mischung. Es schmeckt sehr süß und etwas herb, enthält aber mehr Alkohol als Wein.
Vor etwa eineinhalb Jahren hat es im Dorf wegen Trunkenheit großen Ärger gegeben. Obwohl er gar nicht beteiligt gewesen war, wurden Miro damals von seinem Opa gewaltig die Leviten gelesen und er hat sich seither ernsthaft vorgenommen, sich sehr zurückzuhalten. Während er noch darüber nachdenkt, schenkt sich Alicia schon das nächste Glas ein, dabei schimpft sie krächzend. „Dieses Schwein, wie konnte er mir das nur antun?
Schließlich haben wir uns lange gekannt.“ „Warum hast du dich eigentlich nicht an ihm gerächt, als er wehrlos vor dir lag?“ Miro muss diese brennende Frage unbedingt loswerden. „Ihn erwartet Schlimmeres, als ich fertiggebracht hätte. Er verliert seine Göttlichkeit, seine Männlichkeit und seine Zunge, dann wird er ein Diener, das bricht ihn total.“ Japst Alicia mit belegter Stimme; sie ist schon beim vierten Glas. Miro ist deutlich langsamer, erstens, weil er nur kleine Schlucke nimmt und zweitens, weil er ja nicht alleine trinken kann und Alicia ihn häufig vergisst. Sie bemerkt ihren Rauschzustand. „Wir sollten ins Bett gehen, bevor ich unter dem Tisch liege.“ Sagt sie und löst seine Fußfesseln.
Kurz darauf ruhen sie nebeneinander, zu aufgewühlt und zerschlagen um Schlaf oder Lust zu finden. Miro kann sich nicht auf die rechte Seite legen, da er dort den Tritt abbekommen hat, die Rückenlage ist auf Dauer auch unbequem, weil er dann auf seinen gefesselten Händen liegt. Er wendet sich an Alicia. „Kannst du mich nicht losbinden? Ich kann nur auf dem Bauch und der linken Seite liegen.“ „Das kommt überhaupt nicht infrage! Wenn du dich weiter beschwerst, verpasse ich dir einen Knebel und binde dich breitbeinig an die Bettpfosten dann kannst du nur noch auf den Rücken liegen.“ Schnappt sie angesäuselt zurück. Doch nach kurzem betretenen Schweigen: „Es tut mir leid, dass ich dich so angefahren habe aber ich kann dich nicht losmachen, solchen Leichtsinn haben dieses Jahr schon drei Götter mit dem Leben bezahlt. Sei mir nicht böse und versteh mich bitte, eine Gottheit kann sich weder bei einem Dörfler noch einem Diener sicher sein.“
„Nach dem heutigen Abend solltest du dich eigentlich nicht mehr vor mir fürchten.“ Wagt er mit betont sanfter Stimme zu erwidern. „So paradox es dir auch erscheint, gerade seit heute Abend werde ich dich immer gefesselt halten, außer, ich habe eine Waffe in der Hand.“ Erklärt sie ihm. „Das kann ich beim besten Willen nicht begreifen“. Erwidert er etwas forscher. „Ihr Dörfler seid zu klein im Geiste um, die Gedanken der Götter zu verstehen!“ Lacht sie und fährt dann fort. „Das war ein Scherz. Sei froh, dass du es nicht kapierst, sonst müsste ich dich töten — und das ist mein Ernst.“ Miro dreht sich demonstrativ von ihr weg in die unbequeme Rückenlage. „Ich sehe ein, dass du jetzt sauer bist, aber schalte deine Gefühle mal ab und hör einfach nur zu, dann wirst du es verstehen.“ Redet sie ihm beschwichtigend zu und spricht weiter.
„Bitte sieh es als Tatsache und nicht als Drohung an, aber wir wissen beide, ich, als Göttin, kann jederzeit in dein Dorf fahren und von eurem Priester verlangen, dass er dich zu Tode peitschen lässt. Ich habe alle Macht über dich. Deshalb musst du mir gehorchen und mich bei Laune halten, egal wie dir dabei zu Mute ist. Als ich heute unter diesem Vergewaltiger lag, habe ich drei völlig neue Gefühle kennen gelernt. Ich war ihm hilflos ausgeliefert, ich habe ihn unendlich gehasst und ich hatte Todesangst.“ Alicia deckt sich ab, zieht Miro die Decke weg, kniet sich breitbeinig über ihn und setzt sich dann auf seinen Bauch. „Und was habe ich mit dir gemacht und was mache ich jetzt? Du kannst mir hundertmal erklären, dass das etwas anderes ist, dass es dir gefällt, ich wünsche mir, dass es so ist und es kann auch hundertmal wahr sein — aber ich darf und werde mich nicht darauf verlassen. Nicht seit ich den Hass der Hilflosigkeit gespürt habe. Denk darüber nach und versuch dann zu schlafen. Übrigens vielleicht hilft es dir, ich liebe dich, auch wenn ich dich vergewaltige. Gute Nacht! Schlaf gut!“ Alicia fasst seinen Kopf mit beiden Händen, gibt ihm einen Kuss, steigt von ihm herunter und deckt ihn wieder zu. Danach wickelt sie sich in ihre Decke. Beide schweigen.
Es ist bereits heller Vormittag, Miro wird durch einen stechenden Schmerz in seinem Bein aus dem Schlaf gerissen, er hatte sich auf die falsche Seite gedreht. Weil sich auch zusätzlich seine Blase meldet, steigt er aus dem Bett. Alicia schläft noch ihren Rausch aus. Um sie nicht zu wecken, entscheidet er sich für die Toilette im Erdgeschoss und geht nach unten; bei jeder Treppenstufe schmerzt sein lädierter Oberschenkel. Danach steht er unentschlossen in der Diele und betrachtet das getrocknete Blut des fetten Gottes am Boden, irgendwie zieht es ihn dann zum Tatort. Nur noch die Kette und die Handschellen, die auf der Anrichte liegen, erinnern an das gestrige Drama.
Als er sich umdreht, steht Alicia aufgewühlt in der Tür, den Elektroschocker, die Bezeichnung hat er gestern aufgeschnappt, in der ausgesteckten Hand. „Auf die Knie, sofort!“ Versucht sie zu schreien, aus ihrem misshandelten Hals kommt nur ein heiseres Krächzen, doch die Schärfe darin ist nicht zu überhören. Während Miro niederkniet, schimpft sie weiter. „Wie kannst du es wagen, solange ich schlafe, hier im Haus herumzuspionieren? Da lasse ich dir die Füße frei, damit du etwas bequemer liegen kannst und schon nutzt du das schamlos aus!“ „Ich konnte vor Schmerzen nicht mehr schlafen, außerdem musste ich mal und um dich nicht zu stören, bin ich nach unten gegangen und dann hier geblieben.“ Wehrt sich Miro, der sich einen Morgengruß anders vorgestellt hat, und kann sich nicht verkneifen anzufügen. „Sei nicht so hysterisch!“ Sie rast wie wild auf ihn zu, holt zu einer Ohrfeige aus und bleibt wie angewurzelt vor ihm stehen. „Beinah hätte ich dich geschlagen.“ Presst sie entsetzt hervor. Sie dreht sich um und verschwindet im Wohnzimmer. Miro hört sie dort schluchzen.
Er ist sich unschlüssig, er möchte ihr nachgehen doch sie hat ihn auf die Knie befohlen und sie ist unberechenbar. Weil sie immer noch weint, folgt er ihr bis zur Wohnzimmertür und kniet davor nieder. „Darf ich reinkommen?“ fragt er vorsichtig. Alicia richtet sich auf, schnieft noch einmal und wischt ihre Tränen ab. „Es tut mir leid, wir sind wohl heute Morgen beide nicht gut drauf. Setz dich in den Sessel, ich mache Frühstück!“ „Entschuldige, ich hätte das nicht sagen dürfen, nach dem was du hinter dir hast.“ Bemüht sich auch Miro um Versöhnung und lässt sich in den Sessel fallen. Sie verlässt das Wohnzimmer doch Miro hört, dass sie es von außen abschließt.
Nach einiger Zeit kommt sie zurück und löst den vorderen Knoten von Miros Fesseln. „Leg dich jetzt mit weit gespreizten Beinen auf den Bauch, dann mache ich dir die Hände los. Bleib aber bitte so liegen, bis ich dir erlaube aufzustehen.“ Sagt sie betont freundlich mit dem Elektroschocker in der Hand. Schnell ist Miro frei und darf auch aufstehen und sogar seine Kleidung wieder anlegen. Alicia achtet jedoch genau darauf, dass zwischen ihnen immer genug Reaktionsabstand liegt. Sie weist ihm seinen Platz an der einen Stirnseite des Küchentisches zu und setzt sich an die andere. Bei Miro der, seit dem einen Brot gestern Nachmittag, nichts mehr gegessen hat, meldet sich, beim Anblick der Speisen, der Hunger und er widmet sich zunächst dem Essen. Erst später kommen ihm abenteuerliche Gedanken, die Versuchung Alicia zu zeigen, dass ihr Misstrauen unbegründet ist, wächst. Wenn er es schaffen würde, sie zu überwältigen und sie dann frei gibt, müsste sie überzeugt sein.
Er schätzt die Distanz zu ihr ab. Es sind mindestens vier Schritte notwendig, um sie zu erreichen und das muss so rasch geschehen, dass sie nicht inzwischen den neben ihr liegenden Schocker fassen kann. Miro schiebt seinen Stuhl unauffällig etwas zurück, um schneller aufspringen zu können, sein Überraschungsangriff läuft vor seinem geistigen Auge ab. Er braucht nur noch einen günstigen Zeitpunkt, dazu späht er nach Alicia und ihn verlässt der Mut. Sie erwartet bereits seinen Angriff, ihr Stuhl ist abgerückt, ihre rechte Hand ist nicht sichtbar, der Elektroschocker liegt nicht mehr auf dem Tisch und jeder Muskel ist gespannt. Miro weiß, wenn er scheitert, hat er ihr Misstrauen nur zementiert also richtet er seine Angriffslust lieber auf ein Käsebrötchen und sein verletztes Bein muss als Ausrede für sein Selbstgefühl herhalten.
Der restliche Vormittag vergeht unter höchster Anspannung hinter einer freundlichen Fassade. Er darf zwar einige Hausarbeiten, für die er sich angetragen hat, ausführen aber sie belauert ihn auf Schritt und Tritt. Als er später im Auto sitzt und sich zur Heimfahrt wieder Kette und Handschellen angelegt hat, weiß er nicht, wer von ihnen beiden mehr erleichtert ist. Die Fahrt verläuft zunächst schweigsam, jeder hängt seinen Gedanken nach. Miro fasst sich ein Herz und beginnt: „So kann es mit uns doch nicht weitergehen, du sagst du liebst mich und belauerst mich gleichzeitig als wäre ich dein größter Feind.“ Diese Anklage steht lange im Raum, bevor sie antwortet. „Das hast du dir selbst zuzuschreiben, du sagst du liebst mich und doch wolltest du mich beim Frühstück anfallen, sei ehrlich und gib es zu.“ Er ist ertappt, fühlt, wie ihm das Blut in den Kopf schießt, und kann nur hoffen, dass er nicht zu Rot anläuft. „Wenn es mir gelungen wäre, hätte ich dich sofort wieder frei gelassen, um dir zu zeigen, dass ich dir nichts tue, auch wenn ich es könnte.“ Sie lächelt ihn an, aber ihr Lächeln ist eiskalt. „An so etwas darfst du in Zukunft nicht einmal denken! Auch wenn alles so gelaufen wäre wie du mir vorgibst ist das für mich kein Beweis deiner Harmlosigkeit. Ich erzähl dir was aus Walhalla:
Ein Gott nahm sich eine Dienerin als Spielzeug. Im Gegensatz zu euch Dörflern dürfen sich Diener bei uns auch ohne Fesseln bewegen. Sie waren vierzehn Monate zusammen, er nahm sie überall hin mit und behandelte sie, meines Wissens, gut. Doch selbst nach dem langen Zusammenleben war er so vorsichtig, dass er sie zum Schlafen immer fesselte oder am Hals so ankettete, dass der Schlüssel für sie unerreichbar war. Eines Tages fand man beide, sie hatte heimlich ein Messer ins Schlafzimmer geschmuggelt, ihn bestialisch zerfleischt und sich dann selbst die Pulsadern aufgeschnitten, da sie sich nicht befreien konnte und die Strafe fürchtete. Was sagst du dazu?“
Miro kontert. „Das hat nichts mit uns zu tun, ich kann nur wiederholen, ich werde dir nie etwas Böses antun. Aber wie kann ich dich davon überzeugen?“ Alicia schüttelt den Kopf. „Das kannst du nicht mit einer Tat, das geht nur über sehr lange Zeit, wahrscheinlich gelingt es dir nie.“ Miro ist damit nicht zufrieden, er will eine Entscheidung. „Nun gut, wenn ich das nicht kann, dann werde ich dich zu einem Entschluss für oder gegen mich zwingen. Wenn du mir nicht vertraust, werde ich dir meine Liebe entziehen und den Gehorsam verweigern. Dann musst du bestimmen, ob du mich so schlimm bestrafst, wie du es kannst!“ Er erwartet darauf eine klare Reaktion doch die Göttin meint nur. „Pah!“ Und lenkt das Auto in einen Feldweg. Weitab von der Straße parkt sie, nimmt ihre Handtasche, steigt aus und verschwindet wortlos im Wald. Der Wagen steht in praller Sonne doch die Kette ist lang genug, sodass Miro die Tür öffnen kann. Aus dem Sicherheitsgurt kommt er nicht heraus, denn dessen Verriegelung ist für ihn unerreichbar und kann daher nicht aussteigen. Er ist zum untätigen Warten verurteilt, sie will ihn weichkochen aber er findet diesen Versuch fast kindisch, sie kann auch nicht allzu lang im Wald spazieren gehen. Doch sie stellt seine Geduld etwas auf die Probe. Seine Phantasie geht mit ihm durch. Was wenn sie sich verlaufen hat, irgendwo abgestürzt ist oder aus anderen Gründen schwer verletzt im Wald liegt. Er kann ihr nicht helfen und sie ihn nicht losmachen, sie müssten dann beide verdursten.
Es dämmert schon und Miro ist sehr erleichtert als sie endlich auftaucht doch er lässt sich nichts anmerken. Auch Alicia tut so, als ob nichts gewesen wäre, so sie setzen ihre Fahrt fort. Nachdem sie die Brücke, an der sie sich getroffen hatten, bereits hinter sich gelassen haben, beschleicht Miro ein ungutes Gefühl, wird sie ihn tatsächlich in sein Dorf fahren und dort seine Bestrafung verlangen?
Alicia hat den Wagen an der Abzweigung zum Dorf geparkt, sie setzt sich etwas schief und lehnt sich halb an die Autotür und halb an die Lehne ihres Sitzes. Sie hat somit den Abstand zu Miro vergrößert aber sich ihm zugewandt, er dagegen blickt stoisch geradeaus. „Ich höre?“ Eröffnet sie das Gespräch und fährt fort, als er keine Reaktion zeigt. „Du hattest deine Chance also beschwer dich später nicht. Hör jetzt zu und rede mir nicht dazwischen! Du hast mich vor dem Vergewaltiger und höchstwahrscheinlich auch mein Leben, gerettet, dafür bin ich dir zu Dank verpflichtet. Du hast mich, deine Göttin, mit Gehorsamsverweigerung bedroht, du weißt, das ist eine Sünde, die ich schwer bestrafen muss. Ich sage nicht, dass wir quitt sind, weil ich es nicht tue, aber dein Guthaben ist stark geschrumpft. Allerdings ist beides Vergangenheit, jetzt rede ich über die Zukunft. Du kannst dir keine Frechheiten gegenüber mir, einer Göttin, herausnehmen oder gar versuchen mich mit Liebesentzug zu erpressen, ganz zu schweigen von Gehorsamsverweigerung, nur weil wir zusammen Sex hatten. Du musst dich völlig ändern. Ich wünsche mir deine Liebe, die ich nicht befehlen kann, aber ich verlange, dass du mir gegenüber gehorsam, fröhlich und willig bist. Das werde ich erzwingen. Ach, noch ein Tipp, wenn du glaubst, die Strafen eher ertragen zu können als dich zu beugen, knie dich mal heimlich in deinem Dorf in den Block. Schau, wie lange du es aushältst, und denke daran, dass ich dich darin verfaulen lassen kann. Ich befehle, dass du am Samstag in drei Wochen von acht Uhr früh bis acht Uhr abends hier auf mich wartest. Da hast du die Schlüssel, mach dich los und geh ohne Widerrede.“
Miro tut wie ihm geheißen. Als er sein Dorf erreicht ist es stockdunkel, nur in zwei Häusern brennt noch Licht. Er geht an der Kirche vorbei und sein Blick fällt auf den Block. Wie jeder Dörfler war auch er, im Rahmen des Religionsunterrichtes, schon einmal für ein paar Minuten darin gefangen, es war unangenehm. Das war als Kind, jetzt ist er ein Mann und er will es wissen. Er hebt das obere Brett in der Führung hoch und steckt Hals und Hände in die dafür vorgesehenen Kerben, dann kniet er nieder und senkt dadurch das Oberteil ab. Er steckt jetzt fest im Block, kann sich aber jederzeit durch Aufstehen leicht befreien. Die Aussparungen sind oben und unten dreieckig, und ergeben in geschlossenem Zustand ein auf der Spitze stehendes Quadrat. Die Kanten der vier Finger dicken Bretter sind nicht verrundet und quetschen unangenehm Hals und Handgelenke, bei verriegeltem Block wäre es noch schlimmer. Der Block steht auf dem groben Steinpflaster vor der Kirche und das ist kein guter Untergrund zum Knien. Als ihn auch noch eine Mücke in die Backe sticht, steht Miro verärgert und beschämt auf. Die ganze Episode hat keine fünf Minuten gedauert.