Читать книгу Western Helden 20 – Erotik Western - Nolan F. Ross - Страница 3

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Cheyenne, 1875:

Neben den Eisenbahnarbeitern kommen immer mehr Händler und Spekulanten in die Stadt, die sich inzwischen zu einem Zentrum der Rinderzucht entwickelt hat. Einer der mächtigsten Viehbarone in der Region ist Zeke Momper. Der gewissenlose Mann geht nicht nur im Geschäftsleben, sondern auch am Pokertisch über Leichen …

Ruth Herbal ließ die Peitsche knallen. Die Hufe der beiden Pferde flogen förmlich über den staubigen Boden. Der Planwagen rumpelte in atemberaubendem Tempo durch die endlose Prärie.

Das rassige Weib fürchtete weder Tod noch Teufel. In der Vergangenheit hatte sie schon einige aufdringliche Verehrer mit einer Ladung heißem Blei auf die Bretter genagelt.

Auch wenn Ruth mit dem Schießeisen verdammt flink war, konnte sie es dennoch nicht mit mehreren Verfolgern gleichzeitig aufnehmen. Wenn die Galgenvögel die junge Frau erwischten, würden sie wie räudige Köter über sie herfallen.

Dabei hatte sie nichts gegen einen ganzen Kerl einzuwenden. Wenn ihr ein Cowboy gefiel, verwöhnte sie ihn mit der ganzen Hingabe einer leidenschaftlichen Geliebten. Mit ihrer flinken Zunge hatte sie schon so manchen Mann beglückt.

Auch wenn sie eine heiße Liebesnacht durchaus zu schätzen wusste, wollte sie doch nicht von raubeinigen Strauchdieben vergewaltigt werden!

Die Peitsche knalle ein weiteres Mal. Ihre Reittiere warfen sich mit letzter Kraft in das Geschirr. Trotz ihres Einsatzes holten die dreckigen Bastarde aber immer weiter auf.

Wenn Ruth Glück hatte, konnte sie es bis zu einer der Siedlungen schaffen, die nur aus ein paar verwitterten Holzhütten und einem Saloon bestanden.

Dort konnte sie auf Hilfe hoffen. Aber noch konnte sie keine menschliche Ansiedlung erkennen.

Demnach war ihr Schicksal wohl besiegelt.

Die Reiter würden sie einholen und sich an der zarten Frau vergehen. Wenn sie diesen Tag überleben wollte, musste sich sie ihrem traurigen Schicksal beugen.

Ruth warf ihren Verfolgern einen kurzen Blick zu. Die Staubwolke, in der sich die Schurken näherten, war schon viel größer geworden. Inzwischen konnte sie drei einzelne Männer ausmachen. Diese trieben ihre Reittiere zu äußerster Eile an. Sie schienen sich die hübsche Lady nicht entgehen lassen zu wollen. So eine hübsche Frau war schließlich eine willkommene Abwechslung.

Sie ließ die Peitsche noch einmal knallen. Aber die erschöpften Tiere wurden mit jeder zurückgelegten Meile langsamer. Ihre Flanken zitterten bereits. Ruth wusste, dass die Jagd zu Ende war. Die Jäger hatten ihre Beute bis zur Erschöpfung gehetzt. Aber sie würde sich nicht kampflos in ihr Schicksal fügen. Sie würde den Ganoven einen bleihaltigen Empfang bereiten!

Mit zusammengekniffenen Lippen zügelte Ruth die Pferde. Der Wagen rollte langsam aus. Dann stand er still.

Sie nahm die neben ihr liegende Winchester zur Hand und visierte den ersten Verbrecher an. Bei einer falschen Bewegung würde sie ihn aus dem Sattel heben.

Das Getrappel der Hufe war nun laut und deutlich zu hören. Wenige Augenblicke später waren die Verfolger bei ihr.

Ruth blickte in drei stoppelbärtige Gesichter. Jeder von ihnen hielt einen Colt in der Hand. Drei Mündungen waren direkt auf ihre volle Brust gerichtet. Ihr Busen hob und senkte sich nach der rasanten Fahrt.

Ein schlaksiger Kerl starrte ungeniert auf ihre weibliche Pracht, die sie auch unter einer groben Bluse und einer weiten Hose nicht verbergen konnte. Dabei kaute er auf einem kalten Zigarren­stumpen.

»Wohin so eilig, hübsches Kind?«

Statt einer Antwort richtete sie ihre Waffe auf den Galgenvogel. Wenn es zu einem Schusswechsel kam, würde sie ihm zuerst das Lebenslicht auspusten.

»Das geht euch nichts an«, entgegnete sie. »Verschwindet einfach und lasst mich meiner Wege ziehen.«

»In der Gegend treibt sich aber jede Menge Gesindel herum«, entgegnete er. »Wir wollen dich doch nur vor den bösen Jungs beschützen.«

Er grinste sie lüstern an. Seine Kumpane brachen bei seiner Bemerkung in schallendes Gelächter aus.

»Wenn du nichts dagegen hast, werden wir dich begleiten. Für unseren Schutz wollen wir nicht einmal ein paar lumpige Dollars. Wir wollen nur, dass du etwas nett zu uns bist. Wenn du verstehst, was ich damit meine.«

Zur Verdeutlichung seines Ansinnens griff er sich mit einer Hand in den Schritt.

»Wenn du dein Gewehr fallen lässt, darfst du stattdessen meine Waffe abfeuern. Was hältst du davon?«

Ruth sah ihn verächtlich an. »Ich habe etwas gegen Miniaturspielzeuge.«

»Was soll das denn bedeuten?«

Der Ganove kratzte sich verwirrt am Kopf.

»Wenn du auf scharfe Kanonen stehst, habe ich genau das Richtige für dich, Schätzchen.«

Ein untersetzter Glatzkopf mit einem mächtigen Bart stieg von seinem Schwarzbraunen.

Ruth schwenkte den Lauf der Waffe. Nun zielte sie genau auf sein Herz.

»Keinen Schritt weiter, sonst …«

»Sonst … was?«

Der Schlaksige nahm seinen Zigarrenstumpen aus dem Mund und warf ihn in den Staub. Dabei richtete er den Lauf seines Colts weiterhin auf ihre Brust. »Du kannst nur einen von uns töten. Du kannst dich aber mit jedem von uns vergnügen.«

»Ihr werdet mit euren Drecksfingern nur meine Leiche berühren. Niemand von euch wird mich lebend bekommen.«

»Die Kleine ist ja eine richtige Wildkatze! Ich mag es, wenn die Weiber ihre Krallen ausfahren.«

Der Glatzkopf nährte sich dem Wagen, bis er nur noch eine Armlänge von dem Gefährt entfernt war. Der auf ihn gerichtete Lauf der Winchester schien ihn nicht im Mindesten zu beeindrucken.

»Ich werde dich schon zähmen.«

»Du wirst sterben, bevor du mich auch nur ein einziges Mal angefasst hast.«

Die Schärfe in ihrer Stimme schien die Männer für einen Moment zu irritieren. Langsam schienen sie zu begreifen, dass sie keine wehrlose Beute vor sich hatten.

Plötzlich peitschte ein Schuss auf. Die Kugel pfiff nur knapp an Ruths Kopf vorbei. Sie wirbelte herum. Bevor sie die Winchester auf den Schützen anlegen konnte, hatte der Glatzkopf seine Drecksfinger bereits wie eine Stahlklammer um ihre rechte Wade geschlossen.

Als er mit einem Ruck daran zog, verlor Ruth schreiend das Gleichgewicht. Sie ließ das Gewehr fallen und krallte sich an einer Holzverstrebung fest. Während sie um ihr Gleichgewicht kämpfte, sprang der Glatzkopf auf den Wagen. Mit einem Grinsen stellte er den Fuß auf die am Boden liegende Waffe.

»Wirst du nun ein braves Mädchen sein und unsere Wünsche erfüllen?«

Ruth sah in die dreckigen Visagen der Verbrecher.

Niemand würde ihr zu Hilfe eilen. Als sie die Ausweglosigkeit ihrer Situation erkannte, stieß sie einen markerschütternden Schrei aus. Sie schrie so lange, bis sich eine Hand auf ihren Mund legte und jeden weiteren Laut erstickte. Wenige Augenblicke später wurde sie von starken Armen in den Planwagen gezerrt. Dort erwartete sie ein grausames Schicksal.

*

Cassidy war in den letzten Wochen über Kansas und Nebraska bis nach Wyoming geritten. Er hatte keine Eile.

Ein Mann wie er brauchte zu seinem Glück nur ein Pferd, einen Beutel mit aromatischem Tabak und seine Freiheit. Auch wenn der Abenteurer zu einem erfüllten Leben keine Dollars benötigte, legte er zwischendurch gern ein paar zerknitterte Scheine auf den Tresen einer Bar. Gegen harte Drinks gab es schließlich nichts einzuwenden.

Wenn er seine letzten Bucks für ein paar Whiskeys auf den Kopf gehauen hatte, würde er sich einen neuen Job suchen müssen. Aus diesem Grund hatte er sich auf den Weg nach Cheyenne gemacht.

Nach dem Bau eines Bahnhofs im Jahr 1867 waren viele Siedler und Spekulanten in die Siedlung gekommen. Jeder versuchte, dort sein Glück zu machen. Inzwischen gab es in Cheyenne unzählige Bordelle und Saloons. Zudem hatten sich in den letzten Jahren zahlreiche Viehbarone in der Gegend angesiedelt.

Für einen Weidenreiter, der knochenharte Sattelarbeit gewohnt war, würde sich dort bestimmt eine Anstellung finden lassen.

Cassidy zügelte sein Pferd. In aller Ruhe zog er seinen Beutel mit dem Tabak hervor und drehte sich eine dünne Zigarette. Er riss ein Streichholz an und führte die kleine Flamme an seinen Glimmstängel. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen inhalierte er den Rauch.

Er stutzte, als er eine Staubwolke am vor Hitze flimmernden Horizont erkannte. Im Juli war es verdammt heiß in der Gegend. Gab es außer ihm noch andere Reiter in dieser verlassenen Einöde?

Nur wenige Augenblicke später konnte er mit seinem geschärften Blick einen Planwagen erkennen, der mit halsbrecherischem Tempo durch die Prärie raste.

Wenn der Wagen über einen Stein rumpelte, konnte ein Rad brechen. Wenn das geschah, würde es einen grauenvollen Unfall geben, den kaum jemand überleben würde.

Kein Mensch, der halbwegs bei Sinnen war, trieb seine Pferde zu solcher Eile an. Cassidy kannte nur einen einzigen Grund für eine dermaßen waghalsige Fahrt: Flucht.

Jetzt war sein Interesse geweckt. Als er die Konturen von drei Verfolgern ausmachte, zögerte er keine Sekunde. Er hatte noch keinem Menschen in Not seine Hilfe verwehrt.

Cassidy nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette. Dann drückte er seinem Schwarzen die Fersen in die Flanken. Sein treuer Begleiter ging auf der Hinterhand hoch. Wenige Augenblicke später näherte er sich seinem Ziel in gestrecktem Galopp.

Cassidy folgte den Reitern ungesehen. Bevor er eingriff, musste er wissen, was die Kerle mit den zerschlissenen Staubmänteln vorhatten.

Als der Planwagen zum Stehen kam, verbarg er sich mit seinem Schwarzen hinter einem großen Felsen. Da er in seinem bisherigen Leben mehr Zeit in der Wildnis als unter Menschen verbracht hatte, verfügte er über ein ausgezeichnetes Gehör. Was ihm nun zu Ohren kam, gefiel ihm aber ganz und gar nicht.

Die Bastarde wollten sich doch tatsächlich mit Gewalt nehmen, was eine Frau nur verschenken konnte: Ihren Körper.

Natürlich hatte Cassidy nichts gegen eine heiße Nummer mit einem rassigen Weib einzuwenden. Schließlich war auch er nur ein Mann, der den sinnlichen Körper einer schönen Frau durchaus zu schätzen wusste. Er hatte schon oft in den Armen – und zwischen den Schenkeln – einer willigen Geliebten gelegen. Aber jede Lady musste selbst entscheiden, mit wem sie die Nacht verbringen wollte!

Als ein Schuss bellte, zog er seinen Peacemaker aus dem Holster. Aus seinem Versteck heraus beobachtete Cassidy, wie ein glatzköpfiger Strolch die Frau in den Wagen zerrte. Ihm folgte ein schlaksiger Kerl, der auf einem Zigarrenstumpen kaute.

Der dritte Reiter blieb auf seinem Pferd sitzen. Mit wachsamen Augen beobachtete er die Gegend.

Einen Moment lang überlegte Cassidy, den Verbrecher mit einem gezielten Schuss einfach aus dem Sattel zu heben. Damit würde er seine Kumpane aber auf sich aufmerksam machen. Wenn die Luft bleihaltig wurde, konnte die Frau verletzt oder sogar getötet werden. Außerdem schoss er niemals jemanden feige in den Rücken.

Das würde er sich niemals verzeihen!

Er musste sich auf seine guten Reflexe verlassen. Bisher hatte Cassidy noch keinen Mann getroffen, der schneller zog als er. Mit zusammengekniffenen Lippen schob er den Peacemaker wieder in das Holster. Dann lenkte er den Rappen aus seinem Versteck und näherte sich dem Planwagen im Schritttempo.

Als ihn der Ganove bemerkte, richtete er den Lauf seiner Waffe auf den Abenteurer. Cassidy ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Er zügelte sein Pferd erst, als er nur noch eine Armlänge von seinem Gegner entfernt war.

Der Schurke sah ihn herausfordernd an. »Was willst du hier?«

Aus dem Inneren des Wagens ertönte plötzlich ein Schrei, der abrupt abbrach.

Cassidy musste schnell handeln, bevor die Mistkerle ihrem Opfer etwas antun konnten.

»Ich habe gehört, dass es hier eine scharfe Braut gibt.« Mit einem Kopfnicken deutete Cassidy auf den Planwagen. »Ich wollte mir die Kleine nur mal ansehen.«

»Das Weib gehört uns. Verschwinde, oder ich ballere dir eine Kugel zwischen die Rippen.«

»Eine Frau gehört niemandem. Hat dir deine Mutter denn keinen Respekt beigebracht? Dann werde ich das wohl übernehmen müssen.«

»Friss Blei, Cowboy!«

Bevor der Ganove einen Schuss abgeben konnte, rutschte Cassidy aus dem Sattel. Im Fallen zog er seinen Peacemaker und schlug den Hahn zurück. Seine Kugel traf den Galgenvogel zwei Fingerbreit über dem Herzen. Mit einem Aufschrei fiel er in den Staub.

Der Abenteurer rollte sich ab. Mit einem Hechtsprung erreichte er den Wagen und verbarg sich darunter.

Gerade noch rechtzeitig, denn schon kam der Glatzkopf aus dem Planwagen gestolpert.

»Was zur Hölle ist passiert?«

Aus seinem Versteck heraus konnte Cassidy sehen, wie er sich neben seinen toten Kumpel kniete. Dann stand er wieder auf und sah sich um. Aus seiner Perspektive konnte er Cassidy unmöglich erkennen. Wahrscheinlich vermutete er ihn hinter einem der Felsen.

»Du bist ein toter Mann«, redete er bewusst laut. »Ich weiß, dass du hier noch irgendwo bist. Wenn du nicht sofort aus deinem Versteck gekrochen kommst, werde ich deinen Gaul erschießen.«

Mit einem mechanischen Klicken schlug er den Hahn seines Colts zurück. Cassidy zögerte keinen Augenblick. Er handelte sofort. Mit seinem scharfen Blick visierte er die staubigen Stiefel seines Widersachers an. Dann zog er den Abzug durch.

Mit einem Aufschrei fiel der Angeschossene zu Boden. Jetzt wusste er, wo Cassidy sich verborgen hatte! Der Glatzkopf sah den Abenteurer hasserfüllt an. Dann richtete er den Lauf seiner Waffe, die er noch immer in der Hand hielt, auf Cassidy.

Sekundenbruchteile später peitschte ein weiterer Schuss auf.

Nachdem er Drifter seinem Feind ein hübsches Loch in die Stirn gestanzt hatte, robbte er unter dem Wagen hervor … und blickte direkt in die Mündung eines Sechsschüssers.

Der Kerl mit dem Zigarrenstumpen im Mund sah ihn verächtlich an. »Du hast meine Freunde gekillt und mich bei einem Date mit einer hübschen Lady gestört. Dafür werde ich dir eine Kugel verpassen.«

Wenn Cassidy sich aus seiner misslichen Lage befreien wollte, musste er sich sofort etwas einfallen lassen. Auch wenn er seinen Peacemaker noch immer in der Hand hielt, würde er den Arm nicht mehr rechtzeitig hochreißen können. Bevor er feuern konnte, hatte ihn dieser Widerling schon mit Blei gespickt wie einen Hasenbraten mit Speckstückchen.

Der Verbrecher schien seine Gedanken erraten zu haben, denn plötzlich verzogen sich seine Mundwinkel zu etwas, das bei freundlichen Menschen wohl ein Lächeln gewesen wäre. »Du wirst deine Waffe nicht mehr rechtzeitig abfeuern können. Du bist ein toter Mann. Wenn ich dich erledigt habe, werde ich mich in Ruhe mit der scharfen Braut vergnügen. Da du meine Begleiter getötet hast, werde ich nun ihr Gefährte sein. Das könnte sogar ganz nett werden. Welcher Mann träumt nicht davon, in seinem Wagen ein rassiges Weib zu haben, mit dem er sich nach Belieben vergnügen kann? Wenn ich es mir recht überlegte, hast du mir sogar einen Gefallen getan. Nun muss ich die hübsche Lady mit niemandem mehr teilen. Leb wohl, Cowboy. Du wirst verstehen, dass ein Gentleman keine Frau warten lässt.«

Mit diesen Worten schlug er den Hahn der Waffe zurück. Dann bellte ein Schuss auf.

*

Als der Glatzkopf Ruth in den Wagen zerrte, wusste sie, dass es vorbei war. In den nächsten Stunden würde sie den Galgenvögeln auf jede Art zu Willen sein müssen.

»Was ist das denn hier für ein Zeug?«

Ihr Peiniger warf sie auf die schmale Pritsche, die ihr als Nachtlager diente. Dann begutachtete er die Gläser und Behälter in den Kisten. Von der Decke baumelten getrocknete Kräutersträuße.

»Bis du etwa eine Giftmischerin?«

»Ich bin eine Heilerin«, erwiderte Ruth. Ihre Stimme war ruhig. Sie hatte die Angst bereits hinter sich gelassen.

»Zum Glück bin ich nicht krank«, lachte der Glatzkopf. »Es geht mir sogar ausgesprochen gut, wie du unschwer erkennen kannst.« Bei dieser Bemerkung deutete er auf die grandiose Beule in seiner Hose.

»Jetzt zieh dir endlich deine Klamotten aus.«

»Was soll der Blödsinn?«

Der Schlaksige mit dem Zigarren­stumpen trat in den Wagen. »Du kannst dich mit der Lady vergnügen, wenn ich mit ihr fertig bin. Schließlich bin ich der Boss. Was ist, Baby?«, wandte er sich an Ruth. »Bist du bereit für einen scharfen Ritt?«

Die Angesprochene sah den Schurken furchtlos an.

»Dafür wirst du in der Hölle schmoren«, zischte sie.

»Das mag sein. Vorher werde ich mit deinem Körper allerdings noch den Himmel erkunden!«

»Niemals!« Ruth schüttelte entschlossen den Kopf. »Wenn du mich willst, wirst du mich mit Gewalt nehmen müssen.«

»Das dürfte kein Problem sein.«

Der Glatzkopf griff in ihre Haare und zog sie zu sich. Ruth stieß einen Schmerzensschrei aus.

»Hast du nicht verstanden, was ich gesagt habe?«, herrschte ihn der dürre Kerl an. »Stell dich gefälligst hinten an und … was ist das?«

»Was meinst du?«

»Halt einfach mal die Klappe! Sind das nicht Stimmen?«

Bevor er eine Antwort auf seine Frage bekam, bellte ein Schuss auf.

»Sieh mal nach, was da los ist!«

Der Glatzkopf eilte aus dem Wagen. Als er ein fremdes Pferd neben seinem auf dem Boden liegen Kumpel stehen sah, stolperte er unbeholfen vom Wagen.

»Was zur Hölle ist passiert?«

Er kniete sich neben den Schwachkopf, den sie als Wache zurückgelassen hatten. Wer immer für seinen Tod verantwortlich war, musste sich noch hier verstecken. Er würde ihn finden und aus den Stiefeln pusten.

Plötzlich bellte ein Schuss auf. Ein grauenvoller Schmerz zuckte durch seinen Fuß. Die Glatze fiel in den Staub. Nun wusste er, wo sich der Angreifer versteckt hatte. Cassidys graue Augen waren allerdings das Letzte, was er in seinem Leben sah.

»Ich bin gleich wieder bei dir, Süße. Rühr dich nicht von der Stelle, hast du das verstanden?«

Nachdem zwei weitere Schüsse gefallen waren, rannte der schlaksige Kerl nach draußen. Ruth hatte nicht vor, sich an seine Anweisung zu halten.

Sie musste sofort von hier verschwinden. Dazu rappelte sie sich auf und schlich nach vorn. Als sie vor dem Wagen zwei Leichen sah, huschte ein grimmiges Lächeln über ihr Gesicht. Die Bastarde hatten nur bekommen, was sie verdient hatten.

Dem Rappen nach zu urteilen, musste der Fremde noch in der Nähe sein. Ihr Blick fiel auf die Winchester, die neben der Bank lehnte. Die Galgenvögel schienen allen Ernstes zu glauben, dass eine Frau nicht mit der Waffe umgehen konnte.

Entschlossen nahm Ruth das Gewehr an sich. Ohne das geringste Geräusch zu verursachen, glitt sie vom Wagen.

Ihr Peiniger richtete gerade seinen Colt auf einen unbekannten Mann, der sich unter dem Wagen versteckt haben musste. Er hatte ein stoppelbärtiges Gesicht. Unter seinem rechten Auge verlief eine zart schimmernde Narbe, die nur von einem Messer stammen konnte. Der Kerl hatte in seinem Leben bestimmt schon einige harte Fights überstanden.

Als der Anführer der Ganoven den Hahn seines Colts spannte, sah sie direkt in die Augen des Fremden. Der Blick traf sie mitten in ihr Herz.

Einen Moment lang überlegte Ruth, warum sie plötzlich so sicher war, dass dieser Mann ihr nichts antun würde. Zumindest nichts Schlimmes …

Entschlossen stieß sie einen Pfiff aus. Der Kerl mit dem Zigarrenstumpen wirbelte herum. Dann zerfetzte ein Schuss die Stille.

*

Als der Bastard die Mündung seines Colts direkt auf Cassidys Kopf gerichtet hatte, hob der Abenteurer seinen Arm. Aber er würde die Mündung seines Peacemakers nicht mehr rechtzeitig auf seinen Feind richten können. Sein Gegner musste schließlich nur noch den Abzug durchziehen.

Doch plötzlich erschien ein Engel. In den Händen hielt diese wundervolle Erscheinung ein Gewehr.

Im Bruchteil einer Sekunde nahm Cassidy alles in sich auf. Ihre sonnengebräunte Haut. Ihre pechschwarzen Haare, die das Gesicht sanft umrahmten. Ihre fein geschwungenen Lippen, die er nur zu gern einmal küssen würde.

Als die himmlische Erscheinung einen Pfiff ausstieß, war der Augenblick vorbei. Sein Feind wirbelte herum. Cassidys Waffenarm schnellte hervor. Bevor er aber den Abzug durchziehen konnte, bellte bereits ein Schuss auf.

Der Galgenvogel starrte die Frau, die ihm eine Ladung heißes Blei verpasst hatte, ungläubig an. Dann kippt er um wie ein gefällter Baum.

»Warum haben Sie vorher gepfiffen? Jede andere Frau hätte ihn einfach umgenietet.«

Cassidy stand auf und klopfte sich den Staub von der Hose. Dann hob er seinen Hut auf und setzte ihn sich auf seine schwarzen Haare. Eine Strähne lugte keck darunter hervor.

»Ich schieße niemanden in den Rücken«, entgegnete die unbekannte La­dy. Sie repetierte die Waffe und richtete sie nun auf Cassidy.

»Ich hoffe, Sie pusten mich mit dem Ding nicht auch noch aus den Stiefeln. Darf ich mich zumindest noch vorstellen, bevor Sie mich umlegen? Mein Name ist Cassidy.«

Mit einer lässigen Bewegung tippte sich der Abenteurer an seinen Hut.

»Cassidy. Einfach nur Cassidy?«

Er nickte ihr lächelnd zu.

»Ein Mann. Ein Name. Gibt es daran etwas auszusetzen?«

»Nein natürlich nicht. Ich bin Ruth.«

Auch wenn sie den Lauf der Winchester nun senkte, zweifelte Cassidy keine Sekunde daran, dass sie die Waffe bei Gefahr sofort wieder hochreißen und ihm eine Kugel in den Pelz brennen würde. »Was treibst du denn in dieser trostlosen Gegend, Cassidy?«

»Ich bin auf dem Weg nach Cheyenne. Dort will ich mir einen Job suchen.«

»Dann bist du keiner von den Galgenvögeln, die mich schänden wollten?«

»Ich habe mit den Verbrechern nichts zu schaffen. Ich dachte nur, dass du vielleicht etwas Hilfe gebrauchen könntest.«

»Ich komme ganz gut allein klar«, erwiderte die braun gebrannte Schönheit fast trotzig.

»Du kannst mit der Winchester wirklich ganz gut umgehen. Gut, dann kann ich mich ja wieder auf den Weg machen.«

»Nicht so schnell, Cowboy. Ich habe mich doch noch gar nicht für deine Hilfe bedankt. Ohne dein Eingreifen wäre ich … Wären sie…«

Ruth schwieg. Es gab keine Worte für die grauenvollen Dinge, die ihr die Bastarde angetan hätten.

»Nicht der Rede wert«, winkte Cassidy lässig ab und verstaute seinen Peacemaker wieder im Holster. Er sah sie an. Kein Wunder, dass die Männer bei ihrem Anblick nur noch an eines denken konnten.

Die Frau war auch ganz nach Cassidys Geschmack. Ihre vollen Brüste schienen nur darauf zu warten, dass er sie endlich aus der groben Baumwollbluse befreite. Ihr knackiger Hintern hatte bestimmt schon so manchen Mann auf unanständige Gedanken gebracht. Zwischen ihren wohlgeformten Schenkeln würde er ein ganz besonderes Vergnügen finden.

Wenn sie sich bei ihm auf eine weibliche Art für sein Eingreifen bedanken wollte, würde er sie bestimmt nicht daran hindern.

*

Der Kerl war wirklich heiß. Ruth wusste nur zu gut, dass sie einen Mann wie diesen Cassidy nicht mit ihrer Winchester bekämpfen müsste und könnte. Einen Kerl von seinem Kaliber konnte sie nur mit den Waffen einer Frau zu Fall bringen.

Hatten sie ihm gerade wirklich ihren Dank für seine Hilfe angeboten? Ein Mann wie er konnte dabei doch nur auf eine ganz bestimmte Belohnung hoffen und … ach, dachte sie und musterte ihn genau … das war eigentlich auch ganz gut so!

Ihr Blut schien sich bei seinem Anblick in Lava verwandelt zu haben, die feurig durch ihre Adern floss. Sie konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen.

In den letzten Stunden war einfach zu viel geschehen! Zunächst hatten sie die Gauner vor Angst zu Eis erstarren lassen. Nun brannte sie in den Flammen eines unbändigen Verlangens nach diesem Cassidy.

Dabei kannte sie ihn nicht einmal. Aber was machte das schon?

»Wenn wir denselben Weg haben, werde ich an deiner Seite bis nach Cheyenne reiten. Während der weiteren Reise werde ich mich mit dir sicherer fühlen.«

Cassidy lächelte.

Sie zwinkerte ihm verführerisch zu. Auch wenn es Cassidy schwerfiel, ignorierte er ihre eindeutige Geste. Schließlich war jetzt nicht die richtige Zeit, sie mussten bis zum Abend noch einen sicheren Rastplatz gefunden haben.

»Bevor wir weiterreiten, will ich die Männer noch unter die Erde bringen. Selbst ein Galgenvogel sollte kein Festmahl für die Geier werden.«

Ruth wollte gereizt etwas erwidern, sah dann in sein Gesicht und nickte schweigend. Nachdem sie die Leichen verscharrt hatten, machten sie sich auf den Weg.

»Was hast du eigentlich in deinem Wagen?«, erkundigte sich Cassidy, während sein Schwarzer neben ihrem Gefährt hertrottete.

»Salben und Tinkturen.«

Der Abenteurer runzelte die Stirn.

»Bist du eine von diesen Kräuterhexen?«

Ruth nickte. »So nennt man mich. Mein Vater war Arzt, meine Mutter eine Indianerin. Von ihr habe ich alles über die Wirkungsweise von Kräutern gelernt. Mein Vater hat mir alles über Arzneimittel beigebracht. Mit meinem Wissen kann ich viele Krankheiten heilen. In den letzten Wochen habe ich in der Wildnis nach Heilpflanzen gesucht und daraus neue Arzneien gemacht. Ich hoffe, dass ich mein Zeug in Cheyenne gut verkaufen kann.«

»Ich bin sicher, dass dir die Kerle deine Ware aus den Händen reißen werden. Schließlich kann sich kaum einer von ihnen einen richtigen Doc leisten.«

Sie ritten so lange, bis sich die Dämmerung wie ein dunkles Tuch über das Land legte. Im Schutz einer Felsformation schlugen sie ihr Nachtlager auf. Cassidy entzündete ein Lagerfeuer nach Indianerart. Wenig später hing ein gusseiserner Topf über den Flammen. Ruth bereitete aus einigen Kräutern eine schmackhafte Suppe zu. Dazu gab es Dörrfleisch und Zwieback.

»Du bist nicht nur sehr hübsch, sondern auch eine verdammt gute Köchin«, nickte Cassidy anerkennend, als er die heiße Suppe aus einem verbeulten Blechteller löffelte.

»Es gibt bestimmt viele Männer, die deine Qualitäten zu schätzen wissen.«

Ruth sah ihn voller Verlangen an. Wie Cassidy hatte auch sie die letzten Wochen allein in der Wildnis verbracht. Nun meldeten sich ihre weiblichen Bedürfnisse.

»Du kennst meine Qualitäten doch nicht einmal«, erwiderte sie lächelnd.

*

Du kennst meine Qualitäten doch nicht einmal.

Cassidy war sicher, dass sich ihre Bemerkung nicht auf die Kochkünste bezog. Ruth war ein verdammt heißes Weib, das sein Blut längst zum Kochen gebracht hatte.

Ein ganzer Mann wie Cassidy konnte ihr nicht widerstehen. Warum sollte er auch? Schließlich hatte sie ihn doch gerade aufgefordert, sich von ihren Qualitäten zu überzeugen, oder nicht?

Er stellte seinen leer gegessenen Teller auf den Boden. Dann betrachtete er seine Gefährtin.

Die Kleine hatte die natürliche Schönheit anscheinend von ihrer Mutter geerbt. Ihre langen schwarzen Haare wehten in einem leichten Nachtwind.

Cassidy beugte sich vor und legte Ruth die Hand unter das Kinn. Mit sanftem Druck hob er ihren Kopf an.

Als Ruth ihre Lippen leicht öffnete, küsste er sie. Zögernd zunächst, dann immer leidenschaftlicher. Bald führten ihre Zungen einen wilden Tanz auf.

Seine Hand glitt wie von selbst zu ihrer vollen Brust und streichelte sie sanft. Ihre Nippel drückten sich hart durch den Stoff.

Mit flinken Fingern öffnete sie ihre Bluse, damit er ihre Busen noch besser liebkosen konnte. Nachdem Ruth das lästige Kleidungsstück abgestreift hatte, glitt er mit seinen rauen Lippen über ihren Hals. Als er an ihrem Ohrläppchen knabberte, stöhnte sie leise auf.

Als der Abenteurer ihre Hände auf seinem Oberschenkel spürte, drohte seine aufgerichtete Männlichkeit die rehlederne Hose zu sprengen.

Er nahm sie in seine starken Arme und legte sie auf die Decke neben das Lagerfeuer. Als er ihr die Hose abstreifte, hob Ruth das Becken, um ihm seine Arbeit zu erleichtern. Nur wenige Augenblicke später lag sie nackt vor ihm, und er war von ihrer Schönheit beeindruckt.

Cassidy beugte sich über sie. Seine Zunge spielte mit ihren aufgerichteten Brustwarzen, bevor er über ihren flachen Bauch fuhr. Als er kurz darauf die Weiblichkeit zwischen ihren Beinen schmeckte, schrie sie vor Lust auf. Dann stöhnte sie wolllüstig.

Ihre lustvollen Seufzer machten ihn erst so richtig scharf. Als er sich nicht mehr beherrschen konnte, öffnete er mit flinken Fingern den Reißverschluss seiner Hose. Nur Sekunden später drang er langsam in sie ein. Sie zeigte ihm, wie bereit sie für ihn war. Mit wuchtigen Stößen trieb er sie ihrem Höhepunkt entgegen. Als er sie mit seiner männlichen Flut überschwemmte, kam sie zuckend ebenfalls zum Höhepunkt. Danach hielten sie sich erschöpft, aber glücklich in den Armen. Wenig später waren sie unter einem klaren Sternenhimmel eingeschlafen.

*

Cassidy wurde von aromatischem Kaffeeduft geweckt. Mit den Handrücken wischte er sich über die Augen und setzte sich auf. Ruth saß neben ihm auf einem flachen Felsen.

Im goldenen Licht der Sonne sah sie noch bezaubernder aus als im Schein der tanzenden Flammen des Lagerfeuers. Auch wenn das kaum noch möglich war.

In Cassidys Hose regte sich schon wieder etwas. Der Abenteurer wollte ihr gern auf eine besondere Art einen guten Morgen wünschen. Er stand auf und ging zu Ruth.

»Wie ich sehe, sind deine Lebensgeister schon geweckt.«

Mit einem Lächeln nahm sie die Beule in seiner Hose zur Kenntnis. »Deine auch, wie ich sehe. Darf ich deine Waffe noch einmal abfeuern, bevor wir weiterfahren? Du hast seit der letzten Nacht anscheinend wieder nachgeladen.«

Ohne eine Antwort abzuwarten, beugte er sich vor und küsste sie. Kurz darauf verwöhnte sie den harten Lauf seiner Waffe. Ihre weichen Lippen glitten auf seinem Schaft auf und ab, während sie gleichzeitig ihre Zunge kreisen ließ. Gegen so viel weibliche Raffinesse konnte Cassidy nicht lange etwas ausrichten. Als er seinen Schwanz kurz darauf wieder in seiner Hose verstaute, leckte sich Ruth über die feuchtglänzenden Lippen.

Erst jetzt kam Cassidy dazu, einen ersten Schluck von dem Kaffee zu trinken. Er war so stark, dass er sogar Tote wieder aufwecken konnte. Cassidy ließ sich neben Ruth auf dem Felsen nieder. Die Sonne hatte den Stein bereits gewärmt. Mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht drehte er sich eine Zigarette.

Wenig später kippte er den Rest seines Kaffees in die Flammen und stand auf.

»Wir sollten uns auf den Weg machen«, meinte er. »Bis nach Cheyenne sind es noch zwei Tagesritte.«

Während Ruth ihre Sachen verstaute, kümmerte sich Cassidy um seinen Schwarzen. Eine halbe Stunde später rumpelte der Wagen wieder durch die Prärie.

*

Am späten Nachmittag erreichten sie eine kleine Siedlung, die nur aus grob gezimmerten Hütten und einem windschiefen Gebäude bestand, das sich mit verwitterten Lettern als Saloon auswies. Cassidy sah Ruth an.

»Ich bin verdammt hungrig. Im Saloon gibt es bestimmt jemanden, der uns ein paar Eier in die Pfanne hauen kann. Hier werde ich meine letzten Dollars ausgeben. Morgen suche mir einen Job.«

»Ich warte lieber hier«, entgegnete Ruth und stoppte ihr Gefährt neben einer halb verfallenen Hütte in einer Nebenstraße. »Ich kann meinen Wagen keine Sekunde aus den Augen lassen. Während du im Saloon bist, werde ich mich um meine Pferde kümmern. Die sind bestimmt genauso hungrig wie du.«

»Und durstig«, lachte Cassidy. Dann trabte er auf seinem Rapphengst zum Saloon. Dort stieg er ab und band seinen Schwarzen neben neun anderen Reittieren an.

Mit einem fachmännischen Blick erkannte Cassidy sofort, dass es sich um gut genährte und gepflegte Pferde handelte. Eines von ihnen hatte sogar einen sehr aufwendig und kunstvoll verzierten Sattel. Als Cassidy sich dem Colorado Ranger, einer eher seltenen Pferderasse, näherte, hörte er eine Stimme. Sie kam von einem baumlangen Typen, der an der Wand des Saloons lehnte. »Wenn du das Tier auch nur anrührst, bist du ein toter Mann.«

Cassidy drehte sich zu ihm um. »Sehe ich aus wie ein verdammter Pferdedieb?«

»Kann schon sein.« Der Kerl spuckte einen Batzen Kautabak aus. »Das Pferd gehört Zeke Momper. Mit dem würde ich mich besser nicht anlegen.«

»Wer zur Hölle ist Zeke Momper?«

»Ein Teufel, der dir die Hölle auf Erden bereiten wird, wenn du dich an seinem Eigentum vergreifst.«

»Ich fürchte weder den Teufel noch den Tod«, entgegnete Cassidy. »Da wird mich auch ein Mann namens Zeke Momper nicht ängstigen.«

»Wenn du ein braver Junge bist, hast du auch nichts zu befürchten«, grinste der Aufschneider. »Willst du ein braver Junge sein?« Bei dieser Bemerkung legte er seine rechte Hand wie zufällig auf den Griff seines Colts.

Für Cassidy waren drohende Männer wie bellende Hunde. Er beachtete sie einfach nicht. Daher blieb er eine Antwort schuldig und ging auf den Saloon zu, ohne den Aufpasser weiter zu beachten. Als er gerade eintreten wollte, legte sich die Hand des Halbstarken auf seine Schulter.

»Ich habe dich etwas gefragt.«

»Willst du wirklich eine Antwort, bevor ich eintrete?«

Der aufdringliche Kerl nickte.

»Wie du willst«, seufzte Cassidy. Dann drehte er sich zu seinem Gegner um. Nun standen sie sich direkt gegenüber. Der Kerl grinste dreckig. Dabei präsentierte er zwei Reihen gelber Kaustumpen.

Cassidy taxierte ihn einen Moment. Dann schnellte seine Rechte mit der Geschwindigkeit einer angreifenden Klapperschlange hervor. Sein Angriff war so schnell, dass der Angeber den Schlag nicht einmal abblocken konnte. Wuchtvoll krachte Cassidys Faust unter sein Kinn. Mit einem dumpfen Stöhnen fiel der Mistkerl auf die Knie. Als er sich wieder aufrappeln wollte, schickte ihn Cassidy mit einem zweiten Hieb endgültig auf die Bretter. Benommen blieb er vor dem Saloon liegen.

»Ich werde kein braver Junge sein«, murmelte der Abenteurer, als er über den leblosen Körper hinwegstieg. Bei seinem Eintreten quietschen die Türen in den Angeln.

Jeder der Anwesenden drehte sich zu ihm um. Cassidy ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. An der Bar hockten zwei Zecher. An einen Tisch saßen sechs Männer. Zwei von ihnen hielten Karten in den Händen. Einer trug einen feinen Anzug. Dieser dickbäuchige Spieler war wahrscheinlich Zeke Momper. Scheißtropfen perlten auf seiner Stirn. Immer wieder wischte er sich mit einem Taschentuch über das Gesicht. Auf dem Tisch lag eine Menge Geldscheine. Cassidy pfiff leise durch die Zähne. Hier ging es nicht um Peanuts. Die Männer spielten um einen großen Jackpot. Dem Dicken gegenüber saß ein Pokerspieler, dessen Gesicht wie eine starre Maske war. Nicht die kleinste Gefühlsregung spielte sich in seiner Miene wieder. Ein mächtiger Schnurrbart bedeckte seine Oberlippe. Im Gegensatz zu seinen Kontrahenten merkte man ihm die Anspannung nicht einmal an.

Wie es aussah, waren die anderen Spieler bereits ausgestiegen. Die beiden noch verbliebenen Pokerspieler starrten in ihre Karten.

Plötzlich warf der Dicke sein Blatt auf den Tisch. »Full House«, rief er aufgeregt. Er wollte mit seinen fetten Fingern schon nach dem Geld auf dem Tisch greifen, als sein Gegenspieler die Karten vor sich auf den Tisch legte.

»Vier Könige!«, rief er entsetzt aus. »Ein verdammter Vierling! Das kann doch nicht wahr sein. Ich verlange eine sofortige Revanche!«

»Vater, heute scheint einfach nicht dein Glückstag zu sein«, warf ein junger Mann ein, der neben ihm saß. »Wir sollten jetzt besser gehen. Zu Hause wartet noch viel Arbeit auf uns.«

»Schwieg, Elias«, herrschte ihn der Dicke an. »Beim nächsten Spiel werde ich mir meine Dollars zurückholen und den Bastard um seine Bucks erleichtern.«

»Wir sollten jetzt wirklich gehen«, beschwor ihn sein Sohn. »Du hast schon genug Geld verloren.«

»Wenn du nicht sofort deine Klappe hältst, werde ich dir eine verpassen. Hast du mich verstanden?«

Der Gescholtene senkte den Kopf und schwieg.

»Ein letztes Spiel«, verlangt der Ältere.

Mit diesen Worten zückte er eine dicke Brieftasche. Mit zitternden Fingern fischte er einen dicken Stapel Geldscheine heraus und warf sie auf den Tisch. Die anderen Spieler sahen ihn überrascht an.

»Das sind über fünftausend Dollar«, raunte sein Sohn.

Sein Vater nickte. Dann sah er seinen Gegenspieler herausfordernd an. »Doc Holliday, bist du mutig genug, deine ganzen Bucks in einem einzigen Spiel zu setzen?«

Der Angesprochene sah ihn nur an. Dann nickte er. Der Pokerspieler war Cassidy auf Anhieb sympathisch. Auch er schien kein Mann großer Worte zu sein.

Als die Karten gemischt und ausgeteilt wurden, ging Cassidy zur Bar und bestellte sich einen Whiskey. Kurz darauf kippte er sich den scharf gebrannten Alkohol in den Rachen und verlangte nach einem neuen Drink. Er bekam das Glas in den Moment gereicht, als das neue Spiel begann. Die Spannung im Saloon war nun mit Händen greifbar.

Alle Gespräche verstummten, als die Gegner um einen Jackpot von zehntausend Dollar zockten. Cassidy war schon vielen Männern begegnet, die für weniger Geld jemanden erschossen hätten. Gespannt verfolgte er mit den anderen Männern das Pokerspiel.

Während sich der Dicke immer wieder mit dem Taschentuch über das Gesicht fuhr, wirkte sein Gegner wie eine Statue.

Plötzlich huschte ein Lächeln über das Gesicht des Fettsacks.

»Ich habe doch gewusst, dass mir die Glücksgöttin Fortuna in diesem Spiel die Karten gegeben hat«, freute er sich. »Hier ist ein Straight Flush. Die Kohle gehört mir.«

Der Angesprochene sah seinen Gegner weiterhin regungslos an. Dann legte er sein Blatt offen auf den Tisch.

Es war ein Royal Flush.

»Das … Das ist unmöglich!«, stammelte der Verlierer. Er wurde kreidebleich. »Das kann einfach nicht sein. Du bist ein verdammter Betrüger!«

Einen Augenblick lang sagte niemand ein Wort.

»Worauf wartet ihr denn noch?«, wandte er sich an die anderen Männer am Tisch. »Schießt den Falschspieler gefälligst über den Haufen. Wofür bezahle ich euch eigentlich?«

Plötzlich sprangen drei Revolverschwinger auf. Nur sein Sohn blieb noch einen Moment lang sitzen. Dann zog auch er seine Waffe und richtete sie auf Doc Holliday.

»Das sind meine Dollars!«

Mit einem Grinsen strich Zeke Momper die Bucks ein und stopfte die Scheine in seine Geldbörse.

»Wenn du mir nicht sofort meinen Gewinn überreichst, werde ich dir eine Kugel in deinen fetten Wanst jagen.«

Cassidy erstarrte. Dieser Doc Holliday war entweder wahnsinnig oder lebensmüde. Wahrscheinlich war er beides.

Der Dicke lachte.

»Wie ich das sehe, hast du jetzt wirklich schlechte Karten. Die Läufe von vier Colts sind auf dich gerichtet. Wenn ich nur mit dem kleinen Finger zucke, werden dich meine Männer in ein Sieb verwandeln. Also sei ein braver Junge und verschwinde.«

Cassidy legte die Hand auf den abgewetzten Griff seines Peacemakers. Die Griffschalen schmiegten sich in seine Handflächen. Sein Gerechtigkeitsgefühl ließ es nicht zu, dass ein Mann von vier Killern erschossen werden sollte, nur weil dieser Zeke Momper ein schlechter Verlierer war.

Plötzlich peitschten Schüsse auf.

Doc Holliday hatte mit atemberaubender Geschwindigkeit gleich zwei Colts aus seinen Holstern gerissen und feuerte nun beidhändig.

Der Gegner rechts von ihm ging tödlich getroffen zu Boden. Der Mann zu seiner Linken hatte sich rechtzeitig fallen lassen. Der Schuss sirrte als Querschläger durch den Saloon, bis er in einen Balken einschlug.

Auch wenn der Pokerspieler verdammt schnell mit dem Schießeisen war, konnte er nicht alle umnieten, bevor sie ihn auf die Bretter nagelten.

Cassidy warf das leere Whiskyglas, das er noch immer in der linken Hand hielt, in Richtung des Tisches. Es traf den Sohn von Zeke Momper an der Schläfe. Er brach zusammen und fiel zu Boden. »Waffen weg!«, rief Cassidy den Männern zu, denn er hasste unnötige Schießereien, doch die Revolvermänner sahen ihn nur einen Moment überrascht an, dann zielten sie auf ihn. Doch Cassidy war schneller, und das nutzte der Abenteurer gnadenlos aus. Sein Peacemaker bellte auf. Die Kugel schlug in die Brust eines Killers ein. Durch die Wucht des Aufpralls wurde sein Oberkörper nach hinten geschleudert.

Zeitgleich mit Cassidy feuerte auch Doc Holliday. Seine Kugel stanzte einem weiteren Widersacher ein hübsches Loch in die Stirn. Er starb, noch bevor er seine Waffe abfeuern konnte. Nun saß nur noch Zeke Momper am Tisch. Voller Angst blickte er von Cassidy zu Doc Holliday. Jeder von ihnen hielt noch immer seinen rauchenden Colt in der Hand. Beide Läufe waren nun auf seinen fetten Wanst gerichtet.

»Nicht … Bitte … Das ist alles doch nur ein großes Missverständnis.«

»Du bist eine ganz miese Ratte«, zischte Doc Holliday wütend. »Spielschulden sind Ehrenschulden. Nun werde ich dir den einzigen Gewinn auszahlen, der dir zusteht. Eine Kugel hast du dir wahrlich verdient!«

»Nicht!«

Cassidy ging zu dem Pokerspieler. »Er ist nur ein erbärmlicher Feigling und kein würdiger Gegner. Nimm dein Geld und verschwinde.«

Doc Holliday sah Cassidy an. Dann nickte er. »Recht hast du. Also her mit den Bucks!«, forderte der Spieler von seinem Widersacher die Herausgabe der Scheine. Widerwillig legte Zeke Momper sie auf den Tisch.

»Das letzte Spiel werde ich gewinnen«, raunte er ihm hasserfüllt zu. »Deine letzte Karte spielt der Tod.«

»Rede nur«, lachte Doc Holliday, während er seinen Gewinn einsteckte. »Du bist ein lausiger Verlierer. Ein Mann ohne Ehre. Ich werde eh nicht wieder gegen dich antreten.«

Cassidy hatte sich während des Dialogs Richtung Saloontür bewegt, ohne die Spieler aus den Augen zu lassen. Er traute diesem Fettwanst jeden noch so miesen Trick zu.

Als er mit dem Rücken die Schwingtür berührte, spürte er plötzlich den Lauf einer Waffe an seinem Hinterkopf.

»Ich habe dir doch gesagt, dass du besser ein braver Junge sein sollst. Nun werde ich dich für deinen Ungehorsam bestrafen müssen. Sprich dein letztes Gebet, Cowboy.«

»Warte!« Die Stimme von Doc Holliday schallte durch den Raum.

»Ich biete dir einen Tausch ein. In dieser Börse sind mehr Dollars, als du in deinem ganzen Leben verdienen wirst. Das Geld gegen das Leben des Cowboys. Wie klingt das für dich?«

»Das klingt wie ein gutes Geschäft.«

Cassidy merkte, wie der Druck des Revolverlaufs an seinem Hinterkopf schwächer wurde. Aber noch konnte er nicht einfach herumwirbeln, um dem Mistkerl die Waffe aus der Hand zu schlagen. Wenn dieser einen nervösen Finger hatte, würde er ihn auf die Bretter nageln. Das konnte er nicht riskieren.

»Das ist mein Geld!«, ereiferte sich Zeke Momper. »Wage es nicht, damit zu verschwinden.«

»Wie ich das sehe, hast du deine Kohle wieder einmal verzockt«, entgegnete der Revolvermann respektlos. »Die Dollars gehören jetzt mir.«

»Hier. Fang!«

Doc Holliday warf dem Revolvermann die Geldbörse zu. Dieser fing sie geschickt auf. Dafür musste er allerdings den Lauf seiner Waffe senken. Cassidy hechtete sofort zur Seite. Nur einen Sekundenbruchteil später hatte Doc Holliday dem Türsteher ein Loch in der Stirn gestanzt. Während Cassidy sich abrollte und gleich danach wieder auf den Beinen stand, verstaute Doc Holliday seine Colts wieder im Holster. Dann hob er die Geldbörse auf und steckte sie in seine Tasche. Die Männer verließen den Saloon ohne ein Wort und ohne sich noch einmal umzusehen.

»Du bist verdammt flink mit deinen Schießeisen.«

Vor dem Gebäude nickte Doc Holliday seinem neuen Freund Cassidy anerkennend zu. »Ohne deine Hilfe würde ich jetzt mit dem Teufel pokern.«

»Danke gleichfalls. Wenn du den Mistkerl hinter mir nicht erledigt hättest, würde ich jetzt mit dem Teufel spielen.«

Trotz der gefährlichen Situation, die sie gerade überstanden hatten, grinsten sich die Männer an. Dann ergriff Doc Holliday das Wort.

»Wir sollten besser von hier verschwinden, bevor weitere Revolvermänner von diesem Momper auftauchen. Ich werde nach Cheyenne reiten.«

»Dann sollten wir zusammen reisen. Ich will mir dort einen Job suchen. Wir sind allerdings nicht allein«, fügte Cassidy lächelnd hinzu. »Ruth Herbal wird uns begleiten.«

»Ruth? Du meinst doch nicht etwas die hübsche Lady, die uns gerade entgegen kommt?«

Cassidy sah in die angegebene Richtung. Auf der staubigen Straße kam ihm Ruth entgegen. In der rechten Hand hielt sie ihre Winchester. Diese Frau war wirklich etwas ganz Besonderes.

»Was willst du hier?«

»Als ich Schüsse hörte, dachte ich, dass du vielleicht Hilfe brauchst. Aber das hat sich wohl erledigt. Und wer ist dieser reizende Gentleman?«

»Mein Name ist Doc Holliday.« Der Pokerspieler deutete eine leichte Verbeugung an. »Es wird mir eine Ehre sein, euch bis nach Cheyenne begleiten zu dürfen.«

»Dann sollten wir besser keine Zeit verlieren«, mahnte Cassidy. Ruth und Doc Holliday nickten zustimmend.

Kurz darauf war das ungleiche Trio unterwegs auf dem Weg nach Cheyenne.

*

Zeke Momper war außer sich vor Wut. Diese Nichtsnutze hatten sich wie Anfänger einfach abknallen lassen! Dabei hatte er doch nur Revolvermänner eingestellt, die für ihre Schießkünste bekannt waren. Aber dieser Fremde war verdammt schnell gewesen. Er hätte auch Doc Holliday nicht unterschätzen dürfen. Der Spieler hatte ihn nicht nur am Pokertisch alt aussehen lassen.

Western Helden 20 – Erotik Western

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