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Es ist nicht leicht Frau Nonna zu sein. Aber einer muss es ja tun.

Vor dreißig Jahren, als mein aus Italien stammender Vater, seinen zukünftigen Schwiegersohn lächelnd, mit einer geladenen Walther 08, zum Standesamt trieb, (seine Tochter war schwanger), da hielt der Standesbeamte eine ganz rührende Rede. Die Grundvoraussetzung für eine lange, glückliche Ehe, sind die Gemeinsamkeiten. Je mehr man davon hat, um so länger und glücklicher wird die Ehe. Meine Mutter, die Herr Nonna schon gut kannte, und mich ja schließlich geboren hatte, geriet bei den Worten in hysterische Heulkrämpfe. Sie verlangte sofort nach einem guten Anwalt für mich. Sie sah das Wohl ihrer schwangeren Tochter massiv bedroht. Wenn nur Gemeinsamkeiten der Garant für eine lange Ehe sind, dann würde ihre Tochter den frischgebackenen Herrn Nonna direkt nach der Trauung, noch vor dem Portal des Standesamtes, erschießen. Die Sünde meiner Jugend und ich, haben ungefähr so viel gemeinsam, wie die Sonne und der Mond. Beide stehen wir am Himmel. Selten gleichzeitig. Und wenn, dann nur mit einiger Entfernung zueinander. Und sollten die beiden doch mal ganz nah beieinander sein, dann verfinstert sich gleich die Erde. Nach dem meine Mutter am Tag nach der Hochzeit, in der Zeitung nichts Verdächtiges lesen konnte, kam sie uns besuchen. Nun, fragte sie uns: „Was habt ihr denn so an Gemeinsamkeiten zwischen Euch entdecken können?“ „Wir gehören beide zur Gattung der Homo sapiens.“ Mehr fiel mir einfach nicht ein. Nach einigem Grübeln steuerte Herr Nonna noch eine ganz wichtige Gemeinsamkeit bei: „Wir hassen es beide, eine neue Packung Kaffeepulver zu öffnen!“ Irgendwie etwas weniger besorgt ging meine Mutter wieder heim. Das mit dem Kaffeepulver schien sie überzeugt zu haben. Die Jahre vergingen, aber unsere Gemeinsamkeiten beschränkten sich weiterhin auf diese zwei Punkte. Wenn ein Päckchen Kaffeepulver leer war, dann kochten wir uns eben einen Tee. Soll doch der andere das doofe Packerl öffnen. Wer als Nächster dann einen Gast hatte, der Kaffee trinken wollte, der war dann halt dran ein Paket zu öffnen. Gemeinsam in den Urlaub sind wir nie gefahren. Wir konnten uns einfach nicht einigen, ob in die Berge oder an den Strand. Wir hätten uns streiten können. Einer hätte auch nachgeben können. Beides kam für uns nie infrage. Natürlich wäre auch ein Kompromiss möglich gewesen. Sauerland mit Freibad in der Nähe. Aber das wollten wir beide dann nicht. Und mit dieser dritten Gemeinsamkeit, da war uns dann klar: Wir machen getrennt Urlaub! Es soll ja auch ein Urlaub sein. Frei von allem Stress und Ärger.Und so haben wir uns eingerichtet. Ich finde seine Freunde ordinär und ungebildet. Er findet meine Freunde überheblich und aufgeblasen. Das passt prima zusammen! Er feiert mit seinen Freunden, ich feiere mit meinen Freunden, und unsere Wohnung bleibt sauber! Naja, tröstete meine italienische Großmutter, im Laufe der Jahre gleicht ihr euch an. Das ist bei allen Eheleuten so. Angeblich haben Großmütter ja immer recht. In unserem Fall aber nicht. Wir bewegten uns im Laufe der Ehejahre keinen Millimeter aufeinander zu. Wir sind auch nach dreißig Jahren immer noch wie Sonne und Mond. Wenn ich gegen Abend beginne langsam müde zu werden, dann dreht mein Mann zu Hochtouren auf. Er wirft die Kuscheldecke von der Couch und fragt mich erwartungsvoll: “Was machen wir denn heute Schönes?“ „Ich habe einen Zwölfstundentag hinter mir und mache gar nichts mehr.“ „Och, Mönsch, jetzt wo ich gerade so richtig wach bin!“ Mit Herrn Nonna einkaufen mache ich schon sehr lange nicht mehr. Wenn er endlich wach ist, dann sind alle Salatköpfe schon ausverkauft. Das Neueste vom Tage liest er ja auch erst am nächsten Tag. Ihm reicht das. Die Welt dreht sich ja auch ohne ihn weiter. Und so haben wir bewiesen, es geht auch ohne Gemeinsamkeiten.Ich stehe morgens auf, wenn auch die Amseln, die in unserem Garten wohnen, aufwachen. Herr Nonna steht freiwillig nur auf, wenn seine Bettdecke Feuer fängt. Ich gehe schlafen, wenn der Mond aufgeht. Herr Nonna geht schlafen, wenn die Sonne zu blenden beginnt. Wir kommen uns nie in die Quere!Und wenn dann bald die Rentenzeit beginnt, dann bin ich hoffentlich schon so deutsch, dass ich mich nicht an die Sitten meiner italienischen Vorfahren erinnere...........

Lustig ist das Hausfrauenleben

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