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Das drohende Halbjahreszeugnis

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Draußen war es kalt geworden, und die Halbjahreszeugnisse rückten näher.

Morgen schrieben sie noch einmal Mathe, dachte sich der neunjährige Gilbert Schniefberger, der immer „Gilb-schni“ genannt wurde.

Dafür hatte er überhaupt nicht geübt, im Unterricht auch nur noch wenig aufgepasst. Die Kartakater, seine Mathelehrerin, hatte ihn heute nochmals besonders ermahnt.

An sein neues Computerspiel mit den Piraten und den räuberischen Fischen zu denken, und von Abenteuern auf dem Eis zu träumen, war schöner. Daher konnte sich die Zeugnisnote, die bisher schon eine Vier werden durfte, nur verschlechtern. Wenn er hingegen an dem Tag fehlte, konnte er erst im nächsten Halbjahr nachschreiben, weil in ein paar Tagen Notenschluss war.

Bevor er weiter nachdenken konnte, rief ihn seine Mutter ins Bad. In der Badewanne betrachtete er die Kacheln, auf denen ein See abgebildet war, mit Schilf, Enten, Welsen, Hechten und anderen Fischen, sowie einem Raben. Dabei konnte er weiter davon träumen, was geschehen könnte, wenn er jetzt mitten in einem See läge, und um ihn herum wäre der See zugefroren. Dann hätte er bestimmt am nächsten Tag Fieber, müsste wirklich nicht Mathe schreiben.

Seine Mutter föhnte gerade die langen, schwarzen Haare von Gilda, seiner dreizehnjährigen Schwester. Diese Haare sahen schon so aus wie die Haare einer Fee. Viel lieber hätte er bei einer solchen Fee Unterricht als bei dieser Frau Kartakater!

In der folgenden Nacht wollte Gilb-schni eigentlich wach bleiben, um sich davonzustehlen und sich draußen eine Erkältung zu holen, sobald seine Eltern schliefen. Irgendwann aber fielen ihm doch die Augen zu.

Plötzlich wachte er auf, durch irgendein Krachen, wie wenn draußen ein Eiszapfen heruntergefallen wäre, und er sah auf den Wecker. Dieser zeigte kurz nach Mitternacht, und im Nachbarzimmer hörte er schon seine Eltern schnarchen. Da zog er sich an und schlich sich auf die Terrasse. Doch da stand seine Schwester und telefonierte mit einer ihrer Freundinnen. Sie blickte von ihrem Handy auf und fragte ihren Bruder:

„Was machst du denn hier?“

Er erwiderte:

„Ich … wollte noch einmal kurz an den See!“

Da sagte seine Schwester:

„Das ist im Dunkel doch zu gefährlich für dich! Und du könntest dich leicht erkälten, so kurz nach dem Baden!“

Er entgegnete:

„Wenn du mich lässt, verrate ich den Eltern nicht, dass du um diese Zeit noch telefonierst – und du möchtest doch auch noch weggehen, um mit deinen Freundinnen die Menschen vor der Disko zu beobachten?“

Dazu meinte seine Schwester:

„Annas große Schwester feiert Geburtstag, da können wir draußen vor der Disko ein bisschen mit ihr feiern, etwa für eine Viertelstunde. – Aber bleib nicht zu lange am See! Zieh dir noch einen Mantel über! Und geh vor allem wirklich nicht auf das Eis!“

Die Fieberfeen im Februar

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