Читать книгу King George II - Norman Davies - Страница 13
ОглавлениеI | 1683: Die Welt von Georg August von Welf |
Georg August erblickte am 10. November 1683 im Familienschloss, dem Leineschloss in Hannover, das Licht der Welt. Als Enkel des regierenden Herzogs von Calenberg und Sohn von dessen Thronfolger Georg Ludwig wuchs er unter dem prägenden Einfluss seiner Großeltern, Herzog Ernst August (1629–1698) und Herzogin Sophie von der Pfalz (1630–1714), auf. Sie sprachen miteinander Französisch und mit ihren Dienstboten Deutsch.
Nach der Identität des Kindes gefragt, hätte jeder Verwandte oder Gefolgsmann „Prinz von Braunschweig“ geantwortet. Vielleicht hätte derjenige hinzugefügt, dass das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, das alte Reichsfürstentum des Heiligen Römischen Reichs, seit Langem zweigeteilt war, in eine ältere Linie Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel und eine jüngere Linie Braunschweig-Lüneburg-Calenberg, die verwirrenderweise beide denselben verkürzten Namen verwendeten. „Aber macht Euch keine Sorgen“, könnte der Informant gesagt haben, „sie alle sind protestantische Welfen und zerstückeln immer wieder aufs Neue ihre Ländereien, um sie untereinander zu verteilen.“
Obwohl sich die Residenz derer von Calenberg in Hannover befand, hätte man sie kaum als „Hannoveraner“ bezeichnet. Der landbesitzende Adel identifizierte sich mit dem Land seiner Väter, nicht mit einer Stadt. Für sie hätte „Haus Hannover“ nicht weniger seltsam geklungen, als wenn jemand den König von England als Oberhaupt eines „Hauses London“ bezeichnet hätte. 1683 war das Konzept „Hannover“ noch nicht erfunden.
Georg August von Welf (so sein vollständiger Name) gehörte einem alten europäischen Adelsgeschlecht an, dem Haus Welf (oder Guelph), das im Mittelalter durch seine kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Waiblingern (oder Ghibellinen) berühmt geworden war. Sie führten ihre Abstammung auf einen Spießgesellen von Attila dem Hunnen im 5. Jahrhundert zurück. Die väterliche Linie stammte von Otto dem Kind (1204–1252) ab, dem allerersten Herzog von Braunschweig-Lüneburg.1
Im 17. Jahrhundert wurde das Haus Welf durch widerstreitende religiöse Bindungen entzweit. Zu den katholischen Zweigen der Familie zählte das Adelsgeschlecht Este in Ferrara, das sich später mit den Habsburgern zusammentat. Die im Zuge der Reformation lutherisch gewordenen Welfen lebten in einem Dutzend norddeutscher Staaten und verheirateten sich mit diversen Herrscherfamilien von Schweden bis Preußen.
Herzog Ernst August und seine Brüder hatten vor langer Zeit den Grundstein für einen Kleinstaat gelegt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg waren sie, obgleich immer noch Vasallen des Heiligen Römischen Reiches, der damaligen Sitte gefolgt und hatten einen quasi-souveränen Status erlangt. Ihr Vater, der erste Herzog von Calenberg, hatte ihnen mehrere Regionen im Wesertal hinterlassen, die in zwei Hauptbezirke unterteilt waren – den „Unterwald“ rund um Calenberg und Hannover und den „Oberwald“ rund um Göttingen. (Die dazwischen liegenden Gebiete gehörten den Wolfenbütteler Welfen.) Der Bezirk Grubenhagen kam 1665 hinzu, Lauenburg zwanzig Jahre später.
1683 lebten nur noch zwei der vier Brüder. Der ältere, Georg Wilhelm (1624–1705), Herzog von Celle und ein Waffenbruder Wilhelms von Oranien, hatte durch eine morganatische Ehe und seine langwierigen Bemühungen, sein einziges Kind, Sophie Dorothea, als legitim anerkennen zu lassen, für jede Menge Ärger gesorgt. Der jüngere der zwei, Ernst August, hatte aus dem Land, das ihm seine verstorbenen Brüder hinterlassen hatten, sein eigenes Herzogtum zusammengestellt, dessen Besitz umfangreicher war, als es die Einwohnerzahl von rund 500 000 vermuten lässt.
Wertvolle Kupfer- und Eisenminen, die entlang der Straßen zu den Seehäfen von Bremen und Hamburg lagen, erwirtschafteten ein Einkommen, mit dem sich eine herzogliche Armee von 20 000 bis 30 000 Mann finanzieren ließ.
Die befestigte Stadt Hameln, 43 Kilometer von Hannover entfernt, vergrößerte die militärischen Ressourcen des Herzogtums. Die dortige Festung war eine strategisch wichtige Bastion zur Verteidigung des Reiches gegen die dauerhafte Bedrohung durch die Franzosen:
Hamelin town’s in Brunswick,
By famous Hanover city.
The River Weser broad and wide
Washes its wall on the southern side.
A prettier spot you’d never have spied …2
[Die Stadt Hameln in Braunschweig,
Nahe der berühmten Stadt Hannover.
Die Wellen der breiten Weser
Klatschen gegen ihre südliche Mauer.
Einen schöneren Ort hast du nimmer erblickt …]
Die Außengrenzen der geopolitischen Welt der Hannoveraner Welfen wurden durch die Angelegenheiten des Heiligen Römischen Reiches bestimmt, das in ständigem Konflikt mit Frankreich im Westen und den Osmanen im Osten lebte. Während die Franzosen im Jahr 1683 Luxemburg belagerten, lag eine gewaltige osmanische Armee vor Wien. Die Flügelhusaren von König Johann III. Sobieski von Polen schrieben Geschichte, als sie den Kahlenberg hinabstürmten, in das Lager des Sultans eindrangen und so die Belagerung beendeten. Der Reichsoffizier Georg Ludwig war Zeuge der Schlacht am Kahlenberg und wird seinem Sohn sicherlich davon erzählt haben.3 „Kahlenberg“, mag er ihm erklärt haben, war nicht dasselbe wie „Calenberg“.
Die inneren Angelegenheiten des HRR unter seinem langjährigen Kaiser Leopold I. (reg. 1658–1705) waren davon geprägt, dass die Macht der Habsburger stagnierte und die Fürsten, insbesondere die Hohenzollern, eine enorme Eigensinnigkeit an den Tag legten. Die fürstlichen Rivalitäten wurden an den kaiserlichen Höfen und in den Landtagen ausgefochten und schlugen sich in der Politik der neun Reichskreise und der Reichsarmee nieder. Der Reichstag traf sich in Regensburg, in Frankfurt am Main fanden die Kaiserkrönungen statt. Braunschweig-Lüneburg wetteiferte mit den 28 Mitgliedstaaten des Niedersächsischen Reichskreises um Macht und Einfluss.4
Die Kultur erfuhr kaum merkliche Veränderungen. Spinoza und Locke attackierten die vorherrschenden politischen Konzepte des Absolutismus und des „göttlichen Rechts“ der Monarchen. Für die Fürsten waren Theorie und Praxis des Krieges von herausragender Bedeutung; mit der Schlacht bei Rocroi im Jahr 1643 hatte Frankreich Spanien als führende Militärmacht Europas abgelöst. Ökonomische Konzepte beschränkten sich nach wie vor auf die Prämissen des Merkantilismus. Die gesellschaftlichen Strukturen des Reiches waren streng hierarchisch, patriarchalisch und weitgehend feudalistisch geprägt.
Religiöse Konflikte wurden nach dem Prinzip cuius regio, eius religio geführt: Jeder Fürst bestimmte, welcher Konfession seine Untertanen angehörten. Die naturwissenschaftliche Revolution veränderte allmählich die allgemeine Einstellung zur Religion; Isaac Newtons Philosophiae naturalis principia mathematica (1687) demonstrierte, dass die göttliche Vorsehung kein Monopol besaß. In der Kunst verströmte das Barock Grandezza und Überschwang; 1685 kamen unweit von Hannover sowohl Bach als auch Händel zur Welt – der eine in Eisenach, der andere in Halle.5
Keinem außenstehenden Beobachter des Heiligen Römischen Reiches konnte verborgen bleiben, dass der langjährige Aufstieg der Habsburger auf einer „Doppelautorität“ beruhte, bei der die Kaiser ihre Position innerhalb des Reiches mithilfe ihrer ausgedehnten Territorien und Streitkräfte außerhalb des Reiches bewahrten. Leopold I. regierte gleichzeitig als gewählter Kaiser und Erbkönig von Ungarn. Jetzt, im Jahr 1683, gefährdete der Einfall der Osmanen in Ungarn Leopolds Doppelautorität. Er konnte sie nur aufrechterhalten, indem er die kaiserlichen Fürsten und Verbündete wie den König von Polen um Unterstützung bat. Das Königreich der Habsburger wurde durch das Kaiserreich der Habsburger gerettet, und sie mussten sich ihre Position innerhalb des Reichs wiederholt durch ihre externen Ressourcen bestätigen lassen.
Dies war der Hintergrund für die wohl bemerkenswerteste Entwicklung der Leopoldinischen Ära: den Aufstieg der preußischen Hohenzollern. Dreißig Jahre zuvor hatten zwei Linien der Hohenzollern über zwei getrennte Staaten geherrscht – die eine über das kaiserliche Kurfürstentum Brandenburg und die andere über das Herzogtum Preußen, 600 Kilometer weiter östlich. Der Hof der Hohenzollern in Berlin war den Habsburgern zur Treue verpflichtet, sein Gegenstück in Königsberg dem Königreich Polen. Der Kurfürst und der Herzog, obgleich Verwandte, herrschten über zwei verschiedene Gebiete – bis 1618, als ihre Gebiete unter einem gemeinsamen Herrscher vereinigt wurden, wodurch der Doppelstaat Brandenburg-Preußen entstand, eine Hälfte nach wie vor innerhalb des Reiches, die andere Hälfte außerhalb. Mit ihrer eigenen Variante der Doppelautorität bewaffnet, sollten die Hohenzollern bald den Habsburgern nacheifern und ein strategisches Programm in Angriff nehmen, das ihnen dazu diente, sich selbst zu überhöhen, wobei sie die Kunst der Illoyalität zur Vollendung führten.
Der Herrscher von Brandenburg-Preußen, der diese Doppelautorität perfekt auszuüben verstand und der immer noch aktiv war, als Georg August geboren wurde, war der Herzog und Kurfürst Friedrich Wilhelm von Hohenzollern (reg. 1640–1688), auch bekannt als „Großer Kurfürst“. Der gebürtige Berliner verbrachte den ersten Abschnitt seines Lebens abwechselnd in Königsberg und in Warschau und war sowohl kaiserlicher Prinz als auch polnischer Vasall. Nach dem Vorbild des ihm wohlbekannten dualistischen Unionsstaats Polen-Litauen, einst der größte Staat Europas, schmiedete er seinen eigenen unabhängigen Staat, indem er mehrfach gekonnt die Loyalitäten wechselte. Nachdem er 1675 in der Schlacht bei Fehrbellin die bislang unbesiegte schwedische Armee in die Flucht geschlagen hatte, machte er keinen Hehl mehr daraus, dass er vorhatte, König zu werden.6
Die preußischen Winkelzüge hatten viele Bewunderer, doch ein ganz spezielles Ereignis gewährte Georg August einen intimen Einblick in die preußische Geisteshaltung: 1683 wurde dem Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, einem Verwandten des Großen Kurfürsten, eine Tochter geboren. Wilhelmina Caroline von Ansbach (1683–1737) wuchs in Berlin zusammen mit den Enkelkindern der Hohenzollern auf und war mit großem politischen Feingefühl gesegnet. 22 Jahre später sollte sie Georg August heiraten.
In der Zwischenzeit standen deutsche Fürsten Schlange, um Titel außerhalb des Reiches zu erwerben. Vorgemacht hatten es die Herzöge von Oldenburg, die nordwestlichen Nachbarn der Calenbergs, die lange auf dem Thron von Dänemark-Norwegen gesessen hatten. Der heranwachsende Georg August konnte beobachten, wie andere ganz ähnliche Ambitionen hatten. 1697 nahm der östliche Nachbar der Calenbergs, August der Starke, seines Zeichens Herzog von Sachsen, die Wahl zum König von Polen an.7 1701 wurde der Sohn des Großen Kurfürsten, Friedrich I., zum „König in Preußen“ gekrönt. Und 1713 wurde Viktor Amadeus, der Herzog von Savoyen, durch den Vertrag von Utrecht zum souveränen König von Sizilien ernannt.8 Die Zahl dieser Personalunionen wuchs und wuchs. Dem jungen Calenberger Prinzen wird unweigerlich der Gedanke gekommen sein, dass auch seine Familie eines Tages von diesem Trend würde profitieren können.
Die Oldenburger müssen damals einen starken Eindruck hinterlassen haben. Knapp eine Tagesreise von Hannover entfernt, war Oldenburg zwei Jahrhunderte lang eine von Dänemark regierte Enklave innerhalb des Reiches gewesen. Obwohl sie schon seit Generationen in Kopenhagen residierten, sprachen die Herrscher kaum Dänisch und schlossen ihre Ehen innerhalb desselben Kreises hochwohlgeborener protestantischer Clans wie den Calenbergs. Der amtierende König-Herzog Christian V. (reg. 1670–1699) war der Sohn von Georg Augusts Großtante Sophie Amalie von Braunschweig-Lüneburg und regierte über mehrere weit entfernte Gebiete, von Grönland bis zum Nordkap. Als Protestant aus Überzeugung und Absolutist aus Prinzip verbrachte er viel Zeit damit, mit Schweden um die Vorherrschaft in Skandinavien zu ringen.9 Die Wasa-Könige von Schweden-Finnland jonglierten ihrerseits mit einer Ansammlung ererbter Territorien, darunter zwei beträchtliche Teile des HRR.10 Für den jungen Georg August, der jeden Tag etwas Neues über die Funktionsweise der Monarchie lernte, waren diese komplexen Staatengebilde ganz normal.
Im Zeitalter des Absolutismus, als die Autorität von Monarchen und Dynastien kaum jemals infrage gestellt wurde, waren dynastische Erbfolgeordnungen das wichtigste Thema der internationalen Politik. Immer wieder verkompliziert durch konfessionelle Bindungen, stellten sie Fragen der nationalen Identität oder des wirtschaftlichen Interesses in den Schatten und waren ein Quell ständiger Konflikte. Zu Lebzeiten von Georg August lösten sie eine lange Reihe großer Kriege aus, vom Neunjährigen Krieg (1688–1697) um die Thronfolge in der Pfalz bis hin zum Österreichischen Erbfolgekrieg (1740–1748). Dabei waren die Gesetze der Thronfolge mitnichten einheitlich geregelt. In weiten Teilen Westeuropas, einschließlich Englands, galt die männliche Primogenitur, in vielen deutschen Staaten schloss die alte Lex Salica Frauen von der Erbfolge aus, und mancherorts, so auch in Braunschweig-Lüneburg, wurde das Erbe eines toten Herrschers traditionell auf seine männlichen Nachkommen verteilt.
Herrscherhäuser, die unter Kinderlosigkeit oder einem Mangel an männlichen Erben litten, waren daher oft versucht, die Regeln zu manipulieren. 1682 hatte Herzog Ernst August per Dekret in Braunschweig-Lüneburg-Calenberg die Primogenitur eingeführt. 1701 veranlasste der ultra-protestantische Wilhelm von Oranien per Parlamentsbeschluss, alle Katholiken von der englischen Nachfolge auszuschließen, und 1703 unterzeichneten die Söhne des Kaisers und Königs Leopold einen gegenseitigen Erbfolgepakt, um ihre Differenzen beizulegen. 1713 verkündete einer dieser Söhne, Karl VI., die sogenannte Pragmatische Sanktion, um das Erbe seiner Tochter zu schützen. Und 1714 änderte Ludwig XIV. sein Testament, um seine unehelichen Nachkommen zu legitimieren.
Die Herrscherhäuser waren außerdem regelrecht süchtig danach, ihre Blutlinien nach Rechtsansprüchen auf irgendwelche anstehenden Erbfolgen zu durchforsten, und beschäftigten Ahnenforscher und Anwälte, die ihnen dabei halfen. In dieser Hinsicht bot der Stammbaum derer von Braunschweig-Lüneburg-Calenberg eine Reihe vielversprechender Verbindungen – zum Herzogtum Lüneburg-Celle, zur rheinischen Pfalz und zu den Königreichen Böhmen, Dänemark und Frankreich. Als Georg August alt genug war, um die Zusammenhänge zu begreifen, wird ihm seine Großmutter Sophie erzählt haben, dass sie nicht nur eine Prinzessin von der Pfalz war, sondern auch eine Enkelin von Jakob I. Und als solche hatte sie einen Anspruch auf den Thron der britischen Stuarts. Wer weiß, ob sie ihm auch erzählte, dass in der Thronfolge der Stuarts noch dreißig oder vierzig Personen über ihr rangierten. Zu jener Zeit war die Verbindung zum Hause Stuart kaum mehr als eine kuriose Randnotiz.
Allerdings sind Erblinien niemals in Stein gemeißelt – mit jeder relevanten Geburt, jedem Tod und jedem juristischen Kniff verändern sie sich. Insofern war auch die Erbfolge der Stuarts später nicht mehr dieselbe wie im Jahr 1683. Als Georg August zur Welt kam, hatte der alternde Karl II., König von England, Schottland und Irland, keinen unmittelbaren Erben; sein katholischer Bruder James, Duke of York, war kinderlos, seine protestantischen Nichten Mary und Anne waren beide frisch verheiratet, und sein unehelicher Sohn James, Duke of Monmouth, war ebenfalls Thronprätendent.11
Der Hofstaat im Leineschloss wurde umfassend über die Entwicklungen informiert. Herzogin Sophie, die in den Niederlanden aufgewachsen war, wo ihre Eltern im Exil lebten, war (wie ihr Schwager Georg Wilhelm) eine lebenslange Vertraute von Marys Ehemann Wilhelm von Oranien.12 Darüber hinaus hatte man ihren Sohn Georg Ludwig von Welf im Jahr 1680 als potenziellen Bräutigam für Prinzessin Anne nach England geschickt. Am Ende verzichteten beide Familien auf die Verbindung. Anne Stuart heiratete ordnungsgemäß Prinz Georg von Dänemark, und Georg Ludwig ehelichte in Übereinkunft mit einem familiären Pakt seine Cousine, die kürzlich legitimierte Sophie Dorothea von Celle. Die „Hannoveraner Welfen“ hatten eine Heiratsstrategie gewählt, die die Konsolidierung ihres lokalen Erbes über etwaige riskantere Unternehmungen im Ausland stellte.
Die erste Frucht dieser Strategie war die Geburt von Georg August. Die Ehe seiner Eltern wurde verschiedentlich als „katastrophal“, als „mésalliance“ und als „völliger Misserfolg“13 beschrieben, und als er auf die Welt kam, konnte niemand davon ausgehen, dass er irgendwann einmal einen ausländischen Titel tragen würde.
Georg August von Welf (Mitte) im Alter von sieben Jahren, ca. 1690, mit seiner Schwester und seiner Mutter Sophie Dorothea von Celle, die bald darauf lebenslänglich inhaftiert wurde; Gemälde von Jacques Vaillant, ca. 1690