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Kapitel 3
ОглавлениеKater und Kricket.
Zwei der Dinge, die ich am wenigsten mag
»Ugh.« Charlie stöhnte.
»Zwei Cola, bitte«, sagte ich zu der Flugbegleiterin. »Und zwei Flaschen Wasser.« Ich sah zu Charlie und dann wieder zurück zur Stewardess. »Und eine Kotztüte.«
Sie eilte davon und Charlie gab ein jämmerliches Wimmern von sich. »Ich sterbe.«
»Nein, du bist verkatert.«
»Schrei nicht.«
»Tue ich nicht. Ich flüstere.«
»Hör auf zu flüstern.«
»Hör auf zu jammern.«
»Mein Kopf tut weh.«
»Das liegt daran, dass das Bourbon-Monster versucht, sich mit Krallen zu befreien.«
»Das ist nicht witzig.« Er bewegte den Kopf, gab ein seltsames Fiepen von sich und sackte dann stöhnend wieder in sich zusammen. »Wenn du mich wirklich lieben würdest, wärst du nett zu mir.«
Darüber musste ich lachen. »Ich war nett, als ich dich um fünf Uhr heute Morgen davon abgehalten habe, noch mehr zu trinken, erinnerst du dich?«, fragte ich, aber er runzelte die Stirn und presste seine Lippen zu einer blassen Linie zusammen. Ich beugte mich zu ihm und flüsterte: »Und ich liebe dich. Jetzt halt die Klappe, mach die Augen zu und schlaf.«
Ich nahm die Decke aus dem Gepäckfach über uns, schüttelte sie aus und wickelte sie um Charlie. Ich hörte keinen Mucks von ihm, bis ich ihn wecken musste, als wir in Alice Springs landeten.
***
George holte uns vom Flughafen ab, warf einen Blick auf Charlie und lachte sein altes Cowboy-Lachen. Charlie stöhnte. »Nicht witzig.«
George lächelte einfach weiter, nahm Charlie aber die Reisetasche ab, sodass ich meine selbst tragen musste und wir gingen hinaus zu dem alten Pick-up.
Charlie sah entsetzt aus. »Wo ist der neue Cruiser?«
George lächelte ihn an. »Ich musste dem hier neue Reifen verpassen, schon vergessen?«
»Aber… ich brauche eine Klimaanlage«, murmelte Charlie. Er sah etwas blass um die Nase aus.
»Du kannst am Fenster sitzen«, erklärte ihm George in diesem unendlich geduldigen und sachlichen Tonfall. »Wenn dir schlecht wird, streckst du den Kopf raus.«
Ich lachte und warf meine Tasche zu den anderen Sachen, die er offensichtlich für Ma und Nara gekauft hatte. Ich rutschte in die Mitte und versuchte, es mir für eine sehr ungemütliche Fahrt in einem alten Truck ohne Klimaanlage und mit fragwürdiger Federung bequem zu machen. Wir öffneten die Fenster, der Motor brüllte und klapperte und sobald wir Alice verlassen hatten, erreichten wir die Höchstgeschwindigkeit von achtzig Stundenkilometern.
Wir waren nicht weit gekommen, als Charlies Kopf gegen die Tür fiel und er schnarchte. Noch ein Stück weiter wanderte seine Hand von seinem Schoß zu meinem Oberschenkel. Ich wusste, dass es George nicht störte – er hatte mir gesagt, dass es ihm vollkommen egal war – und es fühlte sich schön an, dass Charlie mich selbst im Schlaf berühren wollte. Es war weit von dem entfernt, wie er einmal gewesen war. Aber ich vermutete, dass sich in den letzten zwei Jahren viel verändert hatte.
»Ich nehme an, dass ihr in der Stadt gefeiert habt?«, fragte George.
»Na ja, Charlie hat gefeiert«, sagte ich. »Ich habe aufgepasst.«
George lachte leise. »Das Abendessen war in Ordnung?«
»Der bewusstlose Mann neben mir«, sagte ich, nahm Charlies Hand und ließ sie schwer wieder auf mein Bein fallen, »musste eine Rede halten.«
»Wirklich?«, fragte George lachend.
»Ich hab ihn noch nie so viel reden hören.« Ich fügte hinzu: »Über geschäftliche Dinge, meine ich. Zahlen, Prozentsätze, Steuern, solche Dinge. Es war etwas anders als das, was er sonst bei den Treffen der Beef Farmers erzählt. Aber es sollte mich wohl nicht überraschen.«
»Er weiß, was er tut.«
»Ja.«
»Wie ist er mit der Stadt klargekommen?«
Das war eine seltsame Frage. »Es ging ihm gut. Er hat mehr Zeit am Pool verbracht und ausgefallene Gerichte verschlungen als sonst was…« Scheiße. Ich sah George an und spürte Panik in mir aufsteigen, weil ich meine blöde Klappe nicht halten konnte. »Erzähl Ma oder Nara nicht, dass ich das gesagt habe. Er liebt ihr Essen mehr als diesen ausgefallenen Mist.«
Tja, ich glaube, George lachte geschlagene fünf Minuten lang. »Schon in Ordnung, Junge, ich verrate es ihr nicht. Ich hätte es sowieso nicht getan.« Er lachte noch einmal auf.
Etwas an seiner Frage beschäftigte mich. »Warum fragst du, wie er mit der Stadt zurechtgekommen ist?«
George zuckte mit den Schultern, sah mich jedoch lächelnd an. »Ich hab mich das nur immer gefragt, das ist alles. Er hat die Farm nicht oft verlassen, außer, als ihr zum Uluru und nach Kakadu gefahren seid. Aber das ist immer noch ziemlich nah. Ich rede von weit entfernten Orten und Städten. Als er in Sydney studiert hat, ist er nur dreimal nach Hause gekommen. Am Ende jedes Jahres. Und die erste halbe Stunde hat er auf dem Hof verbracht, die Stiefel ausgezogen und die Zehen in die Erde gegraben. Als würde er sich erden oder so was. Keine Ahnung. Hab nie gefragt«, sagte er und zuckte erneut mit den Schultern. »Wird interessant zu sehen, ob er es dieses Mal auch macht.«
Wir schwiegen eine Weile, während ich über Georges Worte nachdachte. Die rote Landschaft zog vor dem Fenster vorbei und wurde vertrauter, je weiter wir den Plenty Highway in Richtung Sutton Station hinunterfuhren. Neben der Straße befanden sich 1,80 Meter hohe Termitenhügel, rote Erde, grüne Flecken aus Gestrüpp und hin und wieder ein Eukalyptusbaum. Es war ausgedehnt und karg. Und wunderschön.
Ich glaube nicht, dass mich der Anblick je langweilen wird.
Ich bin nicht sicher, ob ich je die Stiefel ausziehen und meine Zehen in die Erde graben würde, um mich wieder damit zu verbinden, wie Charlie es anscheinend tat, aber ich liebte sie trotzdem.
Durch das Poltern des alten Pick-ups und die Hitze im Fahrerhaus spürte ich jede Stunde Schlaf, die mir fehlte. Ich blinzelte träge und erinnerte mich, dass ich dachte, es würde mir gut gehen, wenn ich meinen Kopf eine Minute an Charlies Schulter lehnte.
Das Nächste, was ich wusste, war, dass mich lautes Scheppern aufweckte, als George die Fahrertür zuschlug. Hunde bellten und als ich mich langsam aufsetzte und gegen die Verspannungen in meinem Nacken drückte, sah ich Ma auf der Veranda stehen. Sie lächelte mich an. Na ja, uns. Mich und Charlie, wie wir aufeinander geschlafen hatten.
Ich stupste Charlie an und schließlich regte er sich. Er richtete sich auf und stöhnte, stieß aber die Beifahrertür auf und glitt aus dem Pick-up. Er nahm seine Tasche vom Rücksitz, als wäre sie eine Tonne schwer.
»Geht's dir gut, Liebling?«, rief Ma.
»Travis hat versucht mich umzubringen«, antwortete er.
»Gib mir nicht die Schuld«, sagte ich und nahm meine Tasche.
»Ich gebe dir die Schuld«, grummelte er. Es war erbärmlich.
Ich lachte ihn aus und sagte zu Ma: »Selbst zugefügte Wunden. Seine Waffe der Wahl war der Bourbon. Dann Sambuca-Shots, ich glaube, so hieß das Zeug. In verschiedenen Farben.«
Charlie gab wieder dieses Fiepen von sich und sah aus, als würde er sich allein bei der Erwähnung übergeben.
Ma schnalzte mit der Zunge, lächelte aber. »Tja, es ist trotzdem schön, dass ihr Jungs wieder zu Hause seid.«
Wir brachten unsere Sachen ins Haus und zwei Stunden Schlaf auf dem Nachhauseweg waren einfach nicht genug. Ohne Nugget auch nur zu begrüßen, legte sich Charlie aufs Bett, also folgte ich ihm. Ich schlief noch eine Weile und als ich aufwachte, war Charlie verschwunden.
Ich hörte ihn vor dem Haus lachen und folgte dem Geräusch. Mein Hut – na ja, eigentlich war es der, den Charlie mir gegeben hatte – hing als einziger noch am Haken im Flur neben der Tür, sodass ich wusste, dass Charlie und George draußen waren. Ich nahm den Hut vom Haken und öffnete die Tür. Charlie lehnte mit dem Hintern an der Veranda und genau, wie George gesagt hatte, war er barfuß. Er trug kurze Hosen und ein T-Shirt – Standardkleidung im Nordterritorium – und vergrub die Füße in der Erde.
Alle bis auf Ernie waren da und standen irgendwie herum. Trudy saß mit Gracie auf dem Schoß auf der Veranda und Ma neben ihnen. Seltsamerweise stand ein Mülleimer mitten auf dem Hof. Es ging definitiv etwas vor. Charlie lächelte mich warm und breit an, als ich nach draußen kam. Offensichtlich ging es ihm besser. »Da ist er ja«, sagte Charlie. »Ich wollte dich gerade wecken. Du bist in meinem Team.«
Ich sah die anderen an, unsicher, was er meinte. »Team wofür?«
In dem Moment kam Ernie aus dem Schuppen. »Hab ihn gefunden.« Er hielt etwas nach oben, das ich aus dem Fernsehen kannte. Es war ein Kricketschläger.
Ich stöhnte und alle lachten – vor allem George. Er hatte mir gesagt, dass im Haus im Hochsommer in Australien nur eine Sache im Fernsehen erlaubt war.
Kricket.
George hatte den Großteil des letzten Sommers damit verbracht, mir die Regeln und das Spiel selbst zu erklären und warum sie diese widersinnigen Dinge auf dem Spielfeld taten.
Es war wirklich ein Sport, den ich nie verstehen würde. Der Schläger hatte die falsche Form, sie warfen den Ball mit Anlauf und rannten um ein rechteckiges und nicht um ein rautenförmiges Feld herum.
»Irgendwas stimmt mit deinem Baseballschläger nicht«, sagte ich.
Charlie lachte, verdrehte aber die Augen. »Wir fangen als Feldmannschaft an. Der Mülleimer steht für die Stäbe, die Hunde sind die Outfielder. Wenn du das Haus triffst oder über den Zaun schlägst, bist du raus.«
Es musste früher Abend sein. Im Sommer war es im Nordterritorium so, dass es, wie in jeder Wüste, gegen acht Uhr abends dunkel wurde, während es immer noch brütend heiß war. Wir arbeiteten früh am Morgen oder spät in der Nacht und verbrachten die zu heißen Tage im Haus.
Aber der Frühling war meine liebste Jahreszeit im australischen Outback. Warme Tage zum Arbeiten, nicht brütend heiß, und die Nächte waren kühl genug, dass man Decken und Körperwärme brauchte.
Allerdings sagte ich das auch über Herbst und Winter.
»Hey, Trav«, rief Bacon. »Geh zu den Slips rüber.«
Keine Ahnung, was das heißen sollte. »Was zum Teufel heißt das auf Englisch?«
Charlie lachte auf der anderen Seite des Spielfelds, oder eher Dreckfelds, denn nichts anderes war es. »Er meint, dass du näher zum Schlagmann gehen sollst.«
»Warum hast du das nicht einfach gesagt?«, fragte ich und kam näher.
Und so spielten wir verdammtes Kricket. Leider sagte ich Oh, Gott sei Dank und wollte verschwinden, als jemand Over rief. Charlie zerrte sich beinahe etwas, als er mich auslachte. Ich sah ihn finster an und er pfefferte den Ball zu mir herüber und meinte, dass ich werfen konnte. Also bowlen. Was auch immer.
Es war überhaupt kein Bowling. Es war auch kein Werfen. Es war eine Art Überkopf-Wurf, bei dem ich den Ball einmal auf dem Boden aufkommen lassen und versuchen musste, den Mülleimer hinter Bacon zu treffen, der der Schlagmann war. Natürlich war ich beschissen. Beim vierten Versuch – und der vierten Runde Gelächter von Bacon – warf ich den verdammten Ball im Baseball-Stil nach ihm und der Mülleimer fiel um.
Dadurch war er raus und alle jubelten und lachten. Natürlich mit Ausnahme von Bacon. »Was zum Teufel war das?«, schrie er mich an.
»Du bist raus«, sagte Ma von der Veranda aus. Sie war der Schiedsrichter, da sie die Einzige war, deren Entscheidungen niemand infrage stellen und mit der niemand diskutieren würde.
Bacon fauchte mich an und reichte mir den Schläger. »Komm schon, Yank. Du bist am Schlag. Ich bowle.«
Grinsend nahm ich den Schläger und stellte mich vor den Mülleimer. Charlie warf Bacon den Ball zu und murmelte etwas, das ich nicht verstehen konnte. Es klang wie eine Warnung und als Bacon die Augen verdrehte, war ich ziemlich sicher, dass Charlie ihn gewarnt hatte, nicht auf meinen Kopf zu zielen.
Ich stellte mich seitlich, wie sie es taten, und tippte wie sie mit dem Schläger auf den Boden, aber als Bacon angerannt kam, um zu bowlen, hob ich den Kricketschläger über meine Schulter und benutzte ihn, als wäre er ein Baseballschläger mit flachem Ende. Der Ball flog über Billys Kopf hinweg und fast fünfzig Meter in Richtung der Gehege.
Alle lachten und selbst Bacon schüttelte den Kopf. Beim nächsten Ball warf er mich raus und wir waren quitt. Charlie schlug als Nächster und da er eben Charlie war, spielte er auf Sicherheit und holte dadurch Punkte, ohne den anderen die Chance zu geben, ihn rauszuwerfen. Schließlich warf Billy ihn raus. Am meisten verblüffte mich George. Er war mindestens zwanzig Jahre älter als alle anderen hier, aber verdammt, er war schnell. Ich war überrascht, wie flink er war und dass er jeden Bowl lesen und die Bälle mit absoluter Genauigkeit treffen konnte. Niemand sonst war überrascht davon, alle änderten einfach ihre Positionen auf dem Feld, als wüssten sie, dass es der alte Mann draufhatte.
Ma rief uns alle zum Abendessen ins Haus, bevor jemand ihren Mann rauswerfen oder durch gefangene Bälle aus dem Spiel nehmen konnte. Natürlich beschwerten wir uns alle, dass das ein Foul und unlautere Vorteilnahme war. Aber es wurde sowieso dunkel, es war kühler geworden und ich war am Verhungern. Wir alle lächelten und lachten beim Essen und es war ein perfekter Abschluss für unser Wochenende. Charlie war hin- und hergerissen, ob er Nugget oder Grace auf dem Schoß haben wollte, aber am Ende gewann das kleine Mädchen.
Als das Abendessen beendet war und alle verschwunden waren, saßen Charlie, Ma, George und ich um den alten Küchentisch. Wir tranken Tee und aßen zum Nachtisch selbst gemachte Butterkekse, während wir uns über unseren dreitägigen Aufenthalt in Darwin unterhielten. Charlie erzählte ihnen von seinen Tagen mit Sam und Laura und ich berichtete von den Sehenswürdigkeiten.
Ma und George waren wirklich gute Menschen und sie vergötterten Charlie. Es war mir egal, dass sie nicht blutsverwandt waren. Sie waren seine Eltern. Sie hatten ihn großgezogen und liebten ihn. Und er liebte sie.
Als wir da am Tisch saßen, konnte ich spüren, dass sie eine Familie waren.
In solchen Zeiten vermisste ich meine Mom und meinen Dad. Es passierte nicht oft, aber hin und wieder brachte mich ein flüchtiger Gedanke zurück nach Texas. Es bedeutete nicht, dass ich nach Hause gehen wollte, sondern nur, dass ich sie vermisste, aber Charlie würde keinen Unterschied dazwischen machen und genau deshalb erzählte ich ihm nichts davon.
Charlie sah mich an, dann wieder zu Ma und George, als würde er etwas Wichtiges sagen wollen. Und eine Sekunde glaubte ich, er würde ihnen sagen, dass wir verlobt waren.
Aber Ma ergriff zuerst das Wort. »Das Nachtleben muss gut gewesen sein«, sagte sie. »Du warst leichenblass, als du vor dem Mittagessen hier angekommen bist.«
»Na ja, es ist besser als die Pubs in Alice«, sagte Charlie. »Aber um ehrlich zu sein, ist es nicht meine Szene.«
Ich schnaubte spöttisch. »Letzte Nacht schien es dich nicht gestört zu haben!«
»Einmal alle drei Jahre«, sagte er. »Aber diese dröhnende Musik und die jungen Leute sind nicht mein Ding. Der Club war voller Achtzehnjähriger mit Haargel und so engen Jeans, dass ich sehen konnte, welcher Religion sie angehören.«
George verschluckte sich an seinem Tee und erstickte beinahe und Ma lachte laut. Charlie war sichtlich verlegen. Er zog den Kopf ein und hakte seinen Fuß unter meinen. Das tat er immer, wenn er stille Unterstützung brauchte.
»Tut mir leid.« Er starrte mit feuerroten Wangen auf den Tisch. »Ich wollte es wirklich nicht so ausdrücken.«
Ma lachte noch einmal und tätschelte seine Hand. »Den muss ich mir merken.«
Ich legte meine Hand auf seinen Hinterkopf und zerzauste ihm die Haare. »Mir war nicht klar, dass du religiös bist.«
Charlie unterdrückte ein Lachen, indem er sich räusperte, und stand dann auf. »Und damit wünsche ich euch eine gute Nacht«, sagte er und seine Wangen waren noch immer knallrot.
Da ich mit ihm gehen wollte, dachte ich darüber nach, einen Witz über religiöse Erfahrungen, auf den Knien zu liegen oder Oh Gott zu schreien, zu reißen, aber bevor ich mich entscheiden konnte, welcher am wenigsten unangebracht war, sagte Charlie: »Travis, was auch immer du sagen willst, lass es.«
Ich sah zu ihm auf. »Nicht mal ein Komm zu Jesus-Witz?«
Charlie seufzte und murmelte etwas, das wie Gute Nacht klang, als er ging. Ma lachte erneut und George stellte seine Tasse auf den Tisch, während er versuchte, nicht zu grinsen. Ich stand auf, stellte meine Tasse in die Spüle und drehte mich dann zu ihnen um. »Die einzigen Witze, die mir einfallen, sind zu unanständig, um sie zu wiederholen, also sage ich nur Gute Nacht und wir sehen uns morgen früh.«
»Nacht«, sagte George grinsend und nickte.
»Gute Nacht, Liebling«, sagte Ma. Ich war nicht sicher, wann Ma mit den Spitznamen angefangen hatte. Sie waren einfach hin und wieder dazwischengerutscht, nachdem sie ihre Operation hatte, hatten sich eingebürgert, als ich von der Beerdigung meines Großvaters wiederkam und waren seitdem hängen geblieben.
Das Schlafzimmer war leer und das Licht im Badezimmer an, aber die Tür geschlossen. Ich wartete im Flur auf ihn und als er schließlich die Tür öffnete, trat ich ganz nah an ihn heran und drückte ihn gegen den Türrahmen. »Religion, hm?«
Er schnaubte leise. »Ich kann nicht glauben, dass ich das gesagt habe.«
Ich küsste ihn und stupste mit der Nase gegen seine. »Ich kann nicht glauben, dass du andren Kerlen auf den Schwanz gestarrt hast.«
»Hab ich nicht«, sagte er schnell.
Ich lachte und küsste ihn erneut, langsamer dieses Mal. »Ich weiß. Du warst letzte Nacht nicht wirklich in der Lage für irgendwas.«
Charlie lehnte seinen Kopf nach hinten an den Türrahmen und sah mich lange an. »Ich war ziemlich betrunken.«
»Warst du.« Ich küsste seinen Hals, seinen Kiefer und die Stelle unter seinem Ohr. »Willst du diese Komm zu Jesus-Unterhaltung führen?«
Er lachte leise. »Bitte, keine religiösen Witze mehr.«
»Sag nicht, dass du beleidigt bist. Du siehst in Religion echt keinen Sinn, oder?«, sagte ich. Dann musste ich lachen. »Aber weißt du, wonach mir der Sinn steht?«
Charlie lachte nun lauter und lehnte seine Stirn an meine Schulter. »Das ist der schlechteste Witz, den du je erzählt hast.« Aber er schob seine Hand über meinem Hintern in meine Hosentasche und zog mich an sich. Er küsste meinen Hals und schabte mit den Zähnen über meine Haut.
»Eine Sache über dich in Darwin«, sagte ich flüsternd. »Du gibst ziemlich versaute Sprüche von dir, wenn du trinkst.«
Charlie erstarrte und ich zog mich zurück, damit ich sein Gesicht sehen konnte. Erneut stupste ich seine Nase an. »Es war heiß«, versicherte ich ihm leise. »Und du kannst jederzeit so mit mir reden.«
Er versuchte, nach unten zu sehen, aber ich hob sein Kinn mit den Fingern an. »Das muss dir nicht peinlich sein«, flüsterte ich und küsste ihn. »Es muss dir nie peinlich sein, mir zu sagen, was du willst.«
Er schluckte schwer. »Ich bin nicht so mutig wie du. Ich lerne gerade erst, über normale Dinge zu sprechen, ich kann nicht einfach… solche Dinge sagen. Betrunken, ja. Offensichtlich. Nüchtern… Ich... Also, ich, nun…«
Erneut stupste ich ihn mit der Nase an und saugte an seiner Unterlippe. »Wenn ich dir sagen würde, dass ich dich will«, sagte ich an seinem Mund. »Wenn ich dir sagen würde, dass ich will, dass du mich ausfüllst und fickst, würdest du es tun?«
Ihm stockte der Atem und ich spürte, wie sich seine Brust an meiner hob und senkte. Er nickte. »Ja.«
»Dann tu es«, sagte ich mit rauer Stimme. »Bring mich ins Bett und nimm mich. Wie immer du willst.«
Charlie schob mich von sich, nahm meine Hand und zog mich in unser Zimmer. Er schloss hinter mir die Tür, umfasste dann mein Gesicht und küsste mich langsam und innig.
Er strich mit den Händen über meinen Hals, meine Brust und zog mir langsam das Shirt über den Kopf. Ich konnte ihn in dem dunklen Zimmer sehen, seine geschwollenen Lippen und das Verlangen in seinen Augen. Ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht und seine Hände – seine rauen, schwieligen Hände – glitten über jeden Zentimeter meiner Haut.
Das tat er immer. Seit dem allerersten Mal und er tat es noch. Als würde er versuchen, sich jeden Zentimeter Haut einzuprägen, als könnte er vergessen, wie ich mich anfühlte. Ich zog ihm das T-Shirt über den Kopf und küsste seine Schulter. »Hast du mich in deinem Kopf abgespeichert?«, fragte ich und leckte über seinen Hals zu seinem Ohr.
Er ließ den Kopf in den Nacken fallen und stöhnte, doch es klang wie ein Lachen. Dann fummelte er an meinem Reißverschluss herum, schob mir die Hose nach unten und drückte mich aufs Bett. Als ich ihm gesagt hatte, dass er mich haben konnte, wie immer er wollte, hatte ich das ernst gemeint.
Und er nahm mich beim Wort.