Читать книгу Ich schulde dir drei Tode - null michelle_werner - Страница 6
Der erste Partner
ОглавлениеDas Lokal im Vorort der Stadt war sehr schwach besucht, Howard, Max und Fred trafen sich gegen 0 Uhr 30 und nahmen in einem der Separees Platz. Howard orderte Getränke und zog dann, als die Mädels mit ihren Stripshows begannen, die Vorhänge zu.
Fred und Max berichteten Howard von dem, was sie üblicherweise taten, aber auch davon, was sie demnächst vorhätten. Über den Plan hatten sie schon eine Weile nachgedacht und daher konnten sie jetzt auch über viele Details Auskunft geben, was allerdings bei Howard immer mehr zum Kopfschütteln führte. „Leute, wenn ihr das so aufzieht, dann dauert es keine sechs Monate, bis ihr schwedische Gardinen seht!“ – und damit war Gefängnis gemeint.
„Die Grundidee ist schon ausbaubar“ fügte er hinzu, „aber ihr seid komplett ohne Deckung und auch der Vertrieb kann so nicht funktionieren. Das muss man irgendwie anders aufziehen. Ich denke mal darüber nach“ ergänzte er noch. Fred mochte ihn in einigen Tagen anrufen, aber Howard lehnte neuerlich ab mit „bist du wahnsinnig? Ich werde mich bei euch melden und bis dahin haltet eure Füße still“.
Die Nacht wurde noch recht gesellig, als sie nicht mehr über Geschäfte sprachen, und so wurde es ziemlich spät, besser gesagt früh, als sie nach Hause aufbrachen.
Fred und Max wussten, dass sie bisher auf einer sehr anständigen Schiene unterwegs waren, aber es brachte ihnen auch nichts ein, jedenfalls keine Reichtümer, sondern nur die üblichen Gehälter als Beamte. Der Stein des Anstoßes war ein Kollege, der vor einigen Wochen bei einer Klettertour den Halt verloren hatte und damit auch sein Leben – und in weiterer Konsequenz auch die Existenz für seine Familie. Natürlich hatten sie im Amt gesammelt, aber das war alles nur ein Tropfen auf einem heißen Stein. Sich eine goldene Zukunft aufzubauen, ging aus der Perspektive dieses Berufes jedenfalls nicht. Es musste in absehbarer Zeit für Max und Fred einen merkbaren Aufschwung geben und in sechs Wochen könnte es losgehen.
In den nächsten Wochen tat sich nichts von Bedeutung in dieser Stadt, wenn man von dem riesigen Bau absah, der sich mitten in der Stadt hochschraubte. Es würde wohl eine Bank oder Versicherung werden oder der Prachtbau einer Investitionsheuschrecke. In den tragenden Teilen hoch über der Stadt wurde der verdeckte Ermittler im Beton eingearbeitet, sodass er die nächsten 50 oder 100 Jahre die Stadt aus diesem Winkel gut und verdeckt beobachten konnte. Obwohl der Ermittler einst in der Olympiamannschaft schwamm, gelang es ihm nicht, im Betonmischer an die Oberfläche zu schwimmen. Sein spurloses Verschwinden fiel erst auf, als der Beton schon fast trocken war. Nun war er ein wirklich verdeckter Ermittler.
Nicht ganz zwei Monate später machten sich Fred und Max auf den Weg zu einer Weiterbildungsveranstaltung und diesmal fuhren sie gemeinsam Richtung Süden ins Palazzo Parigi. Dort traf sich Howard immer mit seinen russischen Freunden, wenn er wieder neue Geschäfte einfädelte. Was Fred und Max nicht so gefiel, war das Rauchverbot in den öffentlichen und privaten Bereichen, aber gegen etwas bares ‚presente‘ würde sich das schon regeln lassen.
Howard war schon vor Ort und als Stammgast bekam er auch all seine Wünsche erfüllt. Natürlich checkte er nicht unter seinem eigenen Namen ein, und auch für Fred und Max hatte er gefälschte Papiere, sodass ihr Aufenthalt später nicht nachvollzogen werden konnte.
Es begann alles mit einem exquisiten Abendessen, bei dem Howard vorsorglich darauf achtete, die üppigen Trinkgelder, die er verteilte, aus seiner rechten Tasche zu nehmen. „Ich habe darüber nachgedacht, einige Telefonate geführt“, begann Howard seine Ausführungen, „ob an eurer Idee etwas dran ist.“
Fred war ziemlich angespannt, weil ihm seine Frau ein großes Eifersuchtsszenario bei seiner Abreise gemacht hatte, welches ihm noch immer nicht aus dem Kopf gegangen war. Umso mehr war er nun auf einen greifbaren Erfolg aus, aber bis jetzt hatte er noch keine Signale für den großen Erfolg gehört oder gesehen, außer vielleicht das Ambiente des Palazzos und den Aufwand der gefälschten Papiere.