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T A I M O N D O

Dies ist eine Geschichte für die kleinen und großen Kinder dieser Erde

Der Mond kreist auf seinem Weg um die Erde herum. Die Erde mit dem Mond kreist um die Sonne, wie die anderen Planeten. Manchmal, wenn sich die Wege von Mond und Sonne begegnen, schiebt sich der Mond vor die Sonne und verdeckt sie. Das nennen wir Sonnenfinsternis.

In alter Zeit bekamen die Menschen dann Angst, denn es wurde mitten am Tag etwas dunkler und es war ein seltsames Schauspiel am Himmel, das sie sich nicht erklären konnten. Auch die Tiere reagierten etwas sonderbar. Die Hunde drehten sich im Kreis und versuchten mit dem Maul ihren Schwanz zu fangen. Die Katzen sprangen hin und her und schlugen dabei mit ihren Tatzen. Es sah so aus, als wollten sie eine Maus fangen, die gar nicht da war. Die Hühner sprangen auf einen Ast, so dass sie eins neben dem anderen saßen, dicht gedrängt, und versteckten ihren Kopf unter ihren Flügeln. Dabei rutschte jedem ein Ei heraus, das leider auf die Erde platschte. Alle Elefanten trompeteten los, die Augen zum Himmel gerichtet. Es hörte sich an, als wollten sie sagen: „Mond, verschwinde da, wir brauchen das Licht der Sonne.“ Die Gibbons, das sind Affen mit ganz langen Armen, hangelten sich von Ast zu Ast. Immer nach sieben Ästen blieben sie kurz hängen, schauten hoch zum Himmel, immer noch dunkel, also weiter, hangel, hangel, wieder von Ast zu Ast, wieder sieben Mal. Die Meerestiere: Fische, Schildkröten, Krebse, Seepferdchen versteckten sich in Höhlen oder in den Korallen oder in den Unterwasserpflanzen, weil sie dachten, die Nacht breche herein. Das ging alles solange, bis die Sonne wieder hell und klar am Himmel schien. Nur der Wal kam an die Meeresoberfläche, blies eine riesige Wasserfontäne in die Luft, nahm dann einen ganz tiefen Atemzug und verschwand wieder in den Tiefen des Meeres.

Irgendwann entstand in einem Land auf der Erde eine Geschichte, die von Großmutter zu Großmutter weitergegeben wurde. Die jeweils älteste Großmutter liest sie vor. Jedes Mal bei einer Sonnenfinsternis versammeln sich alle Kinder, ob groß oder klein, ob jung oder alt, ob schwarz oder weiß auf dem größten Platz des Ortes. Und weil mittlerweile bekannt ist, dass sich nur der Mond vor die Sonne schiebt, ist dies ein besonderer Tag für alles Leben auf der Erde geworden. Die Tiere fürchten sich nicht vor den Menschen, und die Menschen sich nicht vor den Tieren, und die Tiere sich nicht vor den anderen Tieren.

Da liegt der Löwe. Es sieht so aus, als würde er schlafen, nur ein Ohr ist ganz in die Luft gestreckt, damit er ja kein Wort der Geschichte verpasst. Die Giraffe, sie steht ganz weit hinten, hat ihren Hals weit über die vor ihr stehenden hinweggestreckt. Die Gorillas sitzen einer hinter dem anderen in einer Reihe. Der Silberrücken, so nennt man den Anführer einer Gruppe, sitzt ganz hinten. Alle haben die Hände auf den Schultern der vor ihnen sitzenden gelegt. Es sieht fast aus wie eine Riesenraupe. Die Elefanten haben ihrem Jüngsten einen Knoten in den Rüssel gedreht, damit er nicht, wie es in alter Zeit bei ihnen üblich war, beim Anblick der verdunkelten Sonne rumtrompetet. Der Specht hat noch einmal kräftig in den Baum gehämmert: Klack, Pause, klack klack klack. Das ist das Zeichen, der Rhythmus. Wenn die Tiere des Waldes das hören, geht vor Freude ein Brüllen und Zischen und Zwitschern und Quieken durch den Wald: „Es ist wieder Zeit für DIE Geschichte.“ In der Mitte sitzt die Großmutter und liest aus einem Buch DIE Geschichte vor. Das Buch heißt:

TAIMONDO

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