Читать книгу Das kleine Buch vom Meer: Leuchttürme - Olaf Kanter - Страница 24

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Für Freunde der Mathematik: Die Berechnung ist einfach Pythagoras, rechtwinklige Dreiecke, man braucht den mittleren Erdradius, und dazu ein bisschen Physik, die mit einem Koeffizienten beschreibt, wie sich Lichtstrahlen in der unteren Erdatmosphäre brechen und die Sichtweite so noch ein gutes Stück vergrößern. Die vereinfachte Formel lautet dann:


Also Leuchttürme immer höher bauen, je höher, desto besser? Bringt es allein auch nicht, denn es gibt noch einen weiteren limitierenden Faktor: die Tragweite eines Leuchtfeuers. Und die ist zum einen abhängig von der Stärke der Lichtquelle selbst und zum anderen vom Wetter. Denn der Lichtstrahl kann noch so kräftig sein und der Turm noch so hoch, wenn Schnee, Regen, Nebel oder auch nur diesige Luft die Atmosphäre trüben, wird viel Licht verschluckt.

Ein Blick nach Helgoland, wo hoch oben auf dem Oberland der zentrale Leuchtturm der Deutschen Bucht steht. Feuerhöhe: 82 Meter über dem Meeresspiegel. Eine 2000 Watt starke Xenon-Hochdruck-Lampe produziert ein Licht mit einer Helligkeit von 35 Millionen Candela. Die physikalische Einheit beschreibt die Ausbreitung eines Lichtstroms im dreidimensionalen Raum. Eine Kerze hat einen Wert von einem Candela, daher der lateinische Name. Helgoland scheint also mit der Kraft von 35 Millionen Kerzen.

Alle 5 Sekunden schickt der Leuchtturm seinen grellen weißen Blitz über die Nordsee. In den nautischen Unterlagen der Kapitäne steht: Tragweite bei normaler Sicht ist 28 Seemeilen, das sind fast 52 Kilometer. Der Leuchtturm von Travemünde, mit seinen 113 Metern der zweithöchste Turm der Welt, hat deutlich weniger Power. Sein Licht – oben auf dem Dach eines Hotels montiert – hat eine Tragweite von 18 Seemeilen, etwa 33 Kilometer.

In der Reihenfolge der höchsten Türme stehen ganz oben auch sonst Bauten, die nicht in erster Linie Leuchtturm sind. Den Superlativ holt der Turm von Dschidda, in dem die Hafenbehörde sitzt; in 133 Metern Höhe wurde ein Leuchtfeuer installiert. Am Eriesee steht ein Denkmal, das an die größte Seeschlacht im zweiten Unabhängigkeitskrieg der Amerikaner gegen die Briten erinnert. Eine riesige Säule aus Granit, die an der Spitze ein Licht für die Seefahrer trägt. Der erste konventionelle Leuchtturm folgt aber schon auf Platz vier der Rangliste: der Phare de l’Île Vierge auf einer winzigen Insel vor der Küste der Bretagne. 82,50 Meter misst der Lulatsch aus Granit, auf dem noch bis 2010 ein Leuchtturmwärter seinen Dienst versah. Welche große Bedeutung die Bauherren ihrem Werk zumaßen, lässt sich an seiner außergewöhnlichen Ausstattung ablesen: Der Phare de l’Île Vierge wurde innen mit 12.500 Tafeln aus feinstem Opalglas ausgekleidet. Er ist nicht der welthöchste, aber zweifellos der weltspeziellste Leuchtturm.

Das kleine Buch vom Meer: Leuchttürme

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