Читать книгу Ströme meines Ozeans - Ole R. Börgdahl - Страница 109

Sanchey, 15. Juni 1893

Оглавление

Victor hatte mir schon letztes Jahr von Belfort vorgeschwärmt und immer gesagt, wenn er dort nicht arbeiten müsse, würde er mit mir in den Vogesen einen Urlaub verbringen. Wir sind am 11. Juni mit dem Zug gefahren und am späten Nachmittag in Belfort eingetroffen. Es ist eine nette kleine Stadt, von Bergen und Kämmen umgeben. Unsere Pension war recht gemütlich. Victor hat mir die Kommandantur gezeigt, aber nur von außen, er hat sich unterstanden, hineinzugehen und etwa mit den Diensthabenden zu sprechen. Wir sind schließlich im Urlaub. Wir haben uns nur einen Tag für Belfort genommen und sind dann mit dem Zug nach Epinal und von dort mit der Kutsche nach Sanchey gefahren, und haben uns in einem Landgasthaus ein Zimmer genommen. Die Landschaft ist so schön. Wir haben uns den Stausee des nahen Bouzy angesehen. Es gibt dort eine mächtige Staumauer. Ich erinnere mich nicht, so etwas schon einmal gesehen zu haben. Es ist eine Unmenge Wasser, die da zurückgehalten wird. Der See erstreckt sich zu beiden Seiten und ist ganz breit und hat so viele Arme, die weit ins Hinterland hineinreichen. Wir sind vorgestern am Ufer entlanggewandert und haben die schmale Landzunge in Sichtweite des Wehres fast umrundet. Gestern sind wir dann von der Staumauer Richtung Canal de l'Est gegangen und dem Verlauf des Kanals in nord-östlicher Richtung für ein paar Kilometer gefolgt. Heute habe ich mich aber ausruhen können, denn wir sind nicht gewandert, sondern haben uns ein Boot genommen. Victor war der Kapitän und musste auch rudern. Ich habe mich im Bug ausgestreckt und die Wolken am blauen Himmel gezählt. Einmal hat Victor sich zu mir gesetzt und wir haben uns einfach nur treiben lassen. Es gibt keine starken Winde, keinen Sturm und kein offenes Meer, auf das wir hätten hinaustreiben können. Am sehnlichsten werde ich mich der herrlichen Luft erinnern und der Ruhe. Ich möchte fast, dass mich Victor öfter zu solchen Orten mitnimmt. Wenn er auch arbeiten muss, so bleibt doch immer noch Zeit, gemeinsam etwas zu unternehmen, vor allem wenn sich ein Wochenende an seine Dienstreisen anschließt und wir erst am späten Sonntagabend zurück nach Paris fahren müssen.

Ströme meines Ozeans

Подняться наверх