Читать книгу Ströme meines Ozeans - Ole R. Börgdahl - Страница 151

Paris, 23. Juli 1894

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Bei schönstem Ausflugswetter waren wir gestern in Rouen, bei einem Wagenrennen. Wir haben natürlich nicht das ganze Rennen verfolgen können, sondern nur die Zieleinfahrt, die aber sicherlich das Wichtigste bei einem Rennen ist. Es ist schon merkwürdig, diesen Gefährten zuzusehen. Es sind Kutschen, eindeutig, aber es fehlen ihnen die Gespanne, was eben das merkwürdige ist. Genauso merkwürdig ist der Lärm, den sie verbreiten und ein wenig auch der Gestank. Die Gefährte sind schneller als jede Kutsche, zumindest als jeder Zweispänner. Victor hat mir erklärt, dass ein Automobil auch niemals ermüdet, es sei denn, es gibt einen Defekt, dann nützt es allerdings auch nicht, die Pferde auszutauschen, weil es ja keine Pferde mehr gibt. Ich hätte da eine Idee, weil die Automobile doch ansonsten alles besitzen, was an eine Kutsche erinnert, so könnten sie im Falle eines Defekts doch immer noch Pferde anspannen lassen, um die Reise fortsetzen zu können. Victor hat nur den Kopf geschüttelt. Ich lasse mich aber nicht davon abbringen. Das Rennen hatte dann wohl auch seine Verluste, denn von den zwanzig Startern, die zugelassen waren, haben es nicht alle geschafft. Meine Idee hätte dann aber auch nichts genützt, denn die Zieleinfahrt war nur mit ordnungsgemäßem Motor gültig. So ist auch dem eigentlichen Sieger der Triumph aberkannt worden, weil er nicht den Bestimmungen des Rennens entsprach. Victor hat mir auch dies erklärt. Ein Dampfwagen, so wie ihn der Sieger fuhr, sollte bei der Veranstaltung nicht seine Zuverlässigkeit unter Beweis stellen. Seit Jahrzehnten ist die Eisenbahn ein Beleg dafür, zu was die Dampfmaschine fähig ist. Als motorisierte Kutsche wird sie aber keine Zukunft haben, so Victor. Die Gründe liegen in der Größe der Maschine, die jeglichen Raum für Passagiere nimmt und nur anwendbar ist, wenn ein solches Gefährt beinahe die Abmaße einer Lokomotive besitzt. Ich fand den disqualifizierten Sieger des Rennens dennoch schön und habe mich gefreut, dass er wenigsten ehrenhalber den zweiten Platz zuerkannt bekommen hat. Der Sieg wurde schließlich an zwei Wettbewerber gegeben, die zeitgleich ins Ziel kamen. Beide Siegergefährte wurden von Gasolinmotoren angetrieben und waren in der Tat eleganter als der Dampfwagen. Das gestrige Rennen wurde schon vor Wochen vom Petit Journal initiiert und trug den Titel: »Zuverlässigkeitsfahrt für Wagen ohne Pferde«. So sehe ich meine große Idee also scheitern. Die Strecke von Paris nach Rouen, auf der sich die Automobile beweisen mussten, beträgt hundertsechsundzwanzig Kilometer. Als Preisgeld wurden immerhin fünftausend Francs ausgeschrieben. Ich weiß allerdings nicht, ob sich die Sieger den Betrag jetzt teilen müssen, oder aber jedes Team die fünftausend Francs erhält. Alles in allem war unser Ausflug nach Rouen ein kleiner Höhepunkt des Sommers, auch weil wir miterleben konnten, wie sich die modernen Menschen künftig fortbewegen werden. Ich persönlich ziehe allerdings die vertrauten Gerüche der Pferde dem Gestank der Gasolinmotoren vor. Außerdem kann ich mich beim Pferd für die geleistete Arbeit bedanken, wie dagegen soll ich eine Maschine streicheln.

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