Читать книгу Ströme meines Ozeans - Ole R. Börgdahl - Страница 297

Papeete, 5. August 1897

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Dieser Tage habe ich mich über Post von den Eltern gefreut. Es hatte sich wieder einiges ereignet, über das Mutter berichten konnte. Es gab Schönes und sogar Schreckliches. Ich beginne mit dem Unglück, das mich sehr berührt hat. In Paris hat sich in der Rue Jean-Goujon, auf dem Bazar de la Charité eine verheerende Feuerkatastrophe zugetragen. Ich habe hier bei mir einen silbernen Kerzenhalter, den ich einmal auf dem Basar gekauft habe. Ich kann mich noch sehr gut an das bunte Treiben erinnern. Diese schlimme Geschichte wird noch schrecklicher, weil Mutter es nicht versäumt hat, ihrem Brief ein Exemplar des Petit Journals beizulegen. Das Journal ist wie immer gnadenlos, denn es ist wieder einmal alles sehr detailliert beschrieben und mit Bildern verdeutlicht. Auf dem Basar ist es am Nachmittag des 4. Mai zu einem Brand gekommen, ausgelöst durch ein offenes Licht und es hat so unvorstellbar viele Todesopfer gegeben, dass ich ihre Zahl hier nicht auch noch nennen möchte. Der Basar existiert nicht mehr und wird wohl auch nie mehr wiedereröffnet. Der gute Gedanke, die Wohltätigkeit, ist mit ein Opfer der Flammen geworden. Nach dieser tragischen Geschichte gab es nur noch heitere Nachrichten. Mutter hat sich einen großen Wunsch erfüllt und Vater und sie waren Ende Juni in London, um dem Diamantenen Thronjubiläum der Königin beizuwohnen. Dieses Mal hat Mutter die Queen auch tatsächlich leibhaftig gesehen. Die Kutsche fuhr ganz nah an ihnen vorbei. Die Eltern hatten zusammen mit vielen Hundert anderen Menschen in der Nähe der Londoner Saint Paul's Cathedral gewartet und es hat sich gelohnt. Eine weitere Angelegenheit, über die Mutter schreibt, hat mich etwas verwundert. Mutter hegt anscheinend Sympathie für die Suffragettenbewegung, wo sie doch eher konservativ eingestellt ist und eine Monarchie der Republik vorzieht. Aber schließlich ist Queen Victoria ja auch eine Frau und somit das beste Beispiel, dass den Frauen mit der Zeit mehr und mehr Rechte zugestanden werden müssen. Mutter engagiert sich zwar nicht für die Frauenrechtlerinnen, aber sie liest begeistert über deren Angelegenheiten und über die Damen, die stellvertretend für die Frauenrechte in England kämpfen.

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