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Papeete, 1. Dezember 1899

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Wir sind kaum wieder auf Tahiti, da erreicht uns die Nachricht von der Freilassung Alfred Dreyfus. Es ist eine kurze Chronologie, die uns vorliegt. Im Juni wurde die Revision gebilligt, im September erfolgte vor dem Kriegsgericht in Rennes zwar die Bestätigung des Urteils von 1894, aber das Strafmaß wurde erheblich vermindert. Alfred Dreyfus muss nicht mehr auf die Teufelsinsel zurück, er bleibt in Frankreich, bei Lucie, bei seiner Familie. Hiermit ist es aber noch nicht getan. Es drohte ihm immer noch Festungshaft, aber er wurde dann auch noch von unserem Staatspräsidenten begnadigt. Victor hat es mir erklärt, Dreyfus erfährt Begnadigung, wenn er gegenüber Frankreich keine weiteren Anstrengungen führt, wenn er nicht in die Berufung geht. Die unsägliche Affäre soll nicht weiter am Leben gehalten werden, damit Frankreich keinen noch größeren Schaden erleidet, der im Ausland über diesen Skandal ohnehin schon besteht. Alfred Dreyfus hat eingewilligt, was ich bejubele. Victor gibt allerdings zu bedenken, dass keine Rehabilitation erfolgt ist, die Ehre ist noch nicht wiederhergestellt und wird auch wohl auf ewig ausbleiben. Die Freiheit hat Alfred Dreyfus jedoch wieder, was für mich das Wichtigste wäre, wenn ich an seiner Stelle all dies durchgemacht hätte. Von irgendwo her liegt mir hier in Papeete auch das Petit Journal vom 20. August vor, in dem der entscheidende Prozess wieder sehr farbig skizziert ist. Ich habe schon die vergangenen Ausgaben des Journals herausgesucht und betrachte gerade die einzelnen Artikel und Bebilderungen, wie sie die Chronologie des Falles darstellen. Wer hätte diesen Ausgang für möglich gehalten.

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