Unrast
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Der erste Brief von Josephine Soliman. an Franz I., Kaiser von Österreich
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Reisepsychologie. Lectio brevis II
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Der stärkste Muskel des Menschen. ist die Zunge
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Die Achillesferse
Die Geschichte von Philip Verheyen, aufgeschrieben von seinem Schüler und. Vertrauten Willem van Horssens
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Mobilität ist Realität
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Der dritte Brief von Josephine Soliman. an Franz I., Kaiser von Österreich
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Konservierung mit Polymeren. Schritt für Schritt
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Fußnoten
Impressum
Отрывок из книги
Ich bin ein paar Jahre alt. Ich sitze auf der Fensterbank, ringsum liegen Spielsachen verstreut, umgestürzte Türme aus Bauklötzen, Puppen mit weit aufgerissenen Augen. Im Haus ist es dunkel, die Luft in den Zimmern wird kühler, der Abend dämmert. Niemand ist zu Hause; sie sind fortgegangen, verschwunden, man hört noch ihre verhallenden Stimmen, Rascheln, das Echo von Schritten, ein fernes Lachen. Draußen vor dem Fenster liegt der verlassene Hof. Sanft senkt sich das Dunkel herab. Wie schwarzer Tau breitet es sich über die Dinge.
Am spürbarsten ist die Starre, sie ist dicht und sichtbar: der kalte Dämmer und das schwache Licht der Natriumlampen, das kaum einen Meter von seiner Quelle schon im Dunkel versinkt.
.....
Sie bringen ihn bis direkt ans Hotel. Er steigt aus und tut so, als ginge er hinein. Aber er bleibt in dem dunklen Vestibül stehen, bis sie fort sind, bis das Brummen des Motors verklungen ist, dann tritt er wieder hinaus auf die Straße. Er geht auf die nächste Ansammlung von Lichtern zu, in Richtung des Boulevards am Hafen, wo sich die Cafés und Restaurants befinden. Aber es ist schon spät, und obwohl Freitag ist, sind nicht mehr viele unterwegs, es muss schon ein, zwei Uhr nachts sein. Unter den spärlichen Gästen an den Tischen sucht er nach Branko, aber er kann ihn nicht entdecken, das Hemd mit dem Muschelmotiv ist nirgends zu sehen. Italiener sind da, eine ganze Familie, sie sind gerade mit dem Essen fertig, er nimmt auch zwei ältere Leute wahr, die ein Getränk mit dem Strohhalm trinken und die lärmende italienische Familie mustern. Zwei blonde Frauen sitzen einander vertraulich zugeneigt ins Gespräch vertieft, ab und zu berühren sich ihre Schultern. Männer aus dem Ort, Fischer, ein Paar. Welch ein Glück, dass ihn niemand beachtet … Er geht im Schatten direkt am Ufer entlang, spürt den Geruch nach Fisch und den warmen salzigen Hauch des Meeres. Er hat Lust, eine der kleinen Gassen hinaufzugehen, die zu Brankos Haus führen, aber er traut sich nicht, bestimmt schlafen sie schon. Schließlich setzt er sich an einen kleinen Tisch am Rand einer Terrasse. Der Kellner ignoriert ihn.
Er betrachtet die Männer, die auf den Tisch neben ihm zusteuern. Sie setzen sich hin, stellen noch einen Stuhl dazu, sie sind zu fünft. Bevor der Kellner kommt und sie ihre Getränke bestellen, verbindet sie schon ein unsichtbares Einvernehmen.
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