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1.

Government Garden

Die Sonne brannte auf Government Garden herab. Das Regierungsviertel von Terrania zeichnete sich durch eine enorme Vielfalt an grünen Oasen und bunten Blumenwiesen aus, zwischen denen sich die imposante Union Hall und mehrere Verwaltungsgebäude erhoben. Offen, gläsern, begrünt, den Menschen und ihrer Zukunft zugewandt – das sollte die Botschaft des Regierungsgartens sein. Die Lufttemperaturen und die Maisonne am Himmel indes waren eine Erinnerung daran, dass die Hauptstadt der Terranischen Union inmitten einer Wüste errichtet war.

Perry Rhodan und Reginald Bull schlenderten auf einem der breiten Wege zwischen den dezenten Wasserspielen, Skulpturen und Beeten. Rhodan war gerade erst von seinem Flug ins galaktische Zentrum heimgekehrt. Dort hatte er mithilfe des Nonagons, der uralten Neunturmanlage der Loower, das Erwachen des dunklen Intellekts Tihit verhindert, einer Wesenheit, die sich im Zentrum von Sagittarius A* verbarg. Rhodan hatte das Dunkelleben, das sich in weiten Teilen der Milchstraße ausgebreitet hatte, in das Schwarze Loch gesaugt. Leider war es nicht vollkommen klar, ob er die Gefahr damit gebannt oder den Menschen nur Zeit erkauft hatte. Die Ansichten darüber gingen auseinander.

»ES, Ellert ...«, stöhnte Bull, nachdem Rhodan seinen Bericht beendet hatte. Einen Moment lang fühlte sich Rhodan an eine Unterhaltung kurz vor seinem Aufbruch erinnert, bei der sie beide sehr betrunken gewesen waren und ebenfalls auf die kosmischen Mächte geflucht hatten, die ihnen keine Ruhe ließen. »Wieder und wieder mischen sie sich in unser Leben ein.«

Es entging Rhodan nicht, dass Bull zumindest eine Botschafterin dieser Mächte diesmal nicht namentlich nannte: Nathalie, Rhodans Tochter, die unter dem Deckmantel der Phantasiegestalt Anson Argyris über Olymp herrschte. Rhodan wertete diese Auslassung als Zeichen der Höflichkeit.

»Ich bin froh, dass ich wieder zu Hause bin«, pflichtete ihm Rhodan bei. »Und ich bin froh, dich zu sehen und dass es dir gut geht.«

»Ich bin auch froh, dass du mit heiler Haut zurückgekehrt bist.« Bull blinzelte gerührt. »Hast du mir was Schönes mitgebracht?«

Anstelle einer Antwort schloss Rhodan seinen alten Freund in die Arme und klopfte ihm auf die Schultern. Er dachte an die potenzielle Zukunft, die ihm Nathalie gezeigt hatte und in der Rhodan den Tod seiner Frau Thora und seines besten Freundes hatte miterleben müssen. Alles, wofür er je gekämpft und gearbeitet hatte, war Tihits Vernichtungswerk zum Opfer gefallen.

Er hatte lange überlegt, ob er Bull von der Vision seines Todes erzählen sollte; davon, dass ein wahnsinniger Merkosh im Dienste Tihits Bull die Kehle durchgeschnitten hatte. Letztlich hatte sich Rhodan dagegen entschieden. Was für einen Nutzen hätte es? Bull wusste auch so, wie gefährlich Tihit war, wie hoch der Einsatz, um den sie spielten. Es reichte, wenn Rhodan diese Bilder nicht mehr aus dem Bewusstsein bekam. Er musste nicht auch noch seinen Freund damit belasten, der selbst genug Probleme hatte.

»Ich habe gehört, dir war auch nicht langweilig?«, wechselte er das Thema. »Ihr habt eine Bujun im Himalaya entdeckt?«

»Allerdings.« In knappen Worten berichtete Reginald Bull, wie es einem Team um Thomas und Farouq Rhodan da Zoltral sowie Laura und Sophie Bull-Legacy gelungen war, die Gefahr abzuwenden, die von der alten liduurischen Planetenbombe ausgegangen war. »Unsere Kinder haben also mal wieder die Welt gerettet«, schloss Bull. »Und diese deutsche Kulturhistorikerin, die sich Thomas da angelacht hat ...«

Rhodan hob eine Braue. »Bist du sicher, dass du da nicht zu viel reininterpretierst? Soweit ich weiß, hat er noch nicht die Hoffnung aufgegeben, seine Jessica wiederzufinden.« Jessica Tekener war während der Passage durch einen Zeitbrunnen spurlos verschwunden. Es war zwar sehr wahrscheinlich, dass man sie niemals wiederfinden würde, aber bei solchen Phänomenen wusste man nie.

»Klar«, sagte Bull. »Du weißt ja, ich bin nicht gut darin, zu raten, was die Menschen wollen.«

»Wie geht es dir und Autum?«, erkundigte sich Rhodan. Die Trennung von seiner Frau hatte Bull noch immer schwer zugesetzt gehabt, als sie sich zuletzt gesehen hatten.

Zu seiner Überraschung strahlte Bull. »Bestens! Ich habe deinen Rat befolgt und sie angerufen.«

»Und sie hat abgenommen?«

»Mehr als einmal. Es ist anders als früher – ich weiß noch nicht, was das ist, was wir da haben ... Aber es fühlt sich gut an.«

»Das freut mich. Komm, lass uns einen Kaffee trinken.«

Sie spazierten zu einem der zahlreichen kleinen Cafés, die sich überall in Government Garden verteilten. Obwohl der Park für die Öffentlichkeit zugänglich war, herrschte eine hohe Sicherheitsstufe. Automatische Systeme und unauffälliges Personal sorgten dafür, dass niemand auf den Gedanken kam, jemanden zu belästigen oder gar ein Attentat zu verüben. Unter den Gästen in den Restaurants und Bars fanden sich zu jeder Zeit zahlreiche Rats- und Regierungsmitglieder. Von daher fühlten sich Rhodan und Bull unter sich – es gab nicht viele Lokalitäten, in denen sie ungezwungen verkehren konnten.

Sie nahmen an einem der Tische im Freien Platz und bestellten. Dann brachte ihn Bull weiter auf den Stand der Dinge. »Imperator Mascudar hat seinen Antrittsbesuch verschoben, nachdem er hörte, dass ihr nicht verfügbar sein würdet. Aber er hat einen hohen Beamten geschickt, und Thoras Stellvertreter, dieser Kitrina, hat seine Sache recht ordentlich gemacht. Es gab Feierlichkeiten und ein paar Pressetermine, und die diplomatischen Beziehungen werden weiter ausgebaut.«

Rhodan nickte. »Thora hat schon so etwas erwähnt.« Das Verhältnis der Terranischen Union zum Großen Imperium der Arkoniden war ebenso essenziell wie kompliziert, und Atlans Vater auf dem Kristallthron mochte sich noch als gefährlicher Gegenspieler erweisen – Verbündeter oder nicht. Rhodan hatte sich mit seiner Frau darüber ausgetauscht, ehe sie zu einem Besuch bei ihrer Tochter nach Olymp aufgebrochen war.

»Dann ist da natürlich noch die Sache mit Imart«, fuhr Bull fort und nahm dankend seinen Espresso entgegen. Aufgrund seines Zellaktivators hatte der Protektor keine Augenringe und empfand genau wie Rhodan keine Schwäche, nur weil er ein paar Nächte schlecht geschlafen hatte.

Allerdings bestand jederzeit die Gefahr, dass der Aktivator schlappmachte. Und Rhodan kannte Bull lange genug, um die Zeichen zu deuten: der gesenkte Blick, die nervöse Geste, mit der Bull den Zuckerwürfel in den Espresso schnippte ... Die Krise der Solaren Union machte ihnen allen zu schaffen. Die Union verkörperte die Vision, die sie beide verfolgt hatten, seit sie damals auf dem Mond über das arkonidische Raumschiff gestolpert waren, das ihrer aller Leben verändert hatte.

»Seit Imart vorigen Monat die Mitgliedschaft in der Terranischen Union auf Eis gelegt hat, wurde im Rat eigentlich nur noch gestritten«, erzählte Bull. »Imarts Vertreter werfen uns vor, sie verkauft und verraten zu haben. Die Embolischen Wellen seien die Schuld der Kolonialbehörde und des Variable Genome Project, und wir hätten die Siedler als lebende Versuchskaninchen missbraucht. Der Chinesische Block steigt voll auf diese Argumentation ein.«

Letzteres wunderte Rhodan nicht sonderlich. Seit dem tragischen Verlust seiner eigenen Kolonien ließ der Block keine Gelegenheit aus, die Kolonien der Terranischen Union als unterdrückte und geknechtete Planeten darzustellen, die von Terrania mit eiserner Hand bei der Stange gehalten wurden.

»Aber die Hilfen für Imart laufen noch?«, vergewisserte sich Rhodan.

»Selbstverständlich«, sagte Bull. »Darauf sind die Imarter nach wie vor angewiesen, und das schmeckt ihnen kein bisschen. Vielen Ratsmitgliedern wiederum stinkt das Verhalten Imarts allmählich. Nicht dazugehören wollen, aber die Hand aufhalten – das empfinden sie als undankbar. Ich glaube, auch der alte Ngata verliert langsam die Geduld. Shalmon Dabrifa ist einer der Wenigen, die sich noch Mühe geben und dem man auch zuhört.«

Rhodan rührte gedankenvoll in seinem Kaffee. Es war nicht das erste Mal, dass der junge Israeli sich auf der politischen Bühne hervortat. Rhodan verfolgte seinen Werdegang nun schon eine Weile und war sich immer noch nicht sicher, was er von Dabrifa halten sollte.

»Ach, und wenn du Präsident Ngata in die Luft gehen sehen willst, musst mal mit ihm über Oxtorne reden«, versuchte Bull zu scherzen. »Er war ja nie ein großer Freund von NATHAN, aber das ... ja, das ...«

Rhodan konnte gut verstehen, dass seinem Freund die Worte fehlten. Dass die lunare Hyperinpotronik im Geheimen eine neunte Kolonie gegründet, ausgestattet, finanziert und ihre Bewohner genetisch an die extremen Umweltbedingungen angepasst hatte ... Man konnte es drehen und wenden, wie man wollte: Selbst wenn man NATHAN die besten Absichten unterstellte, war es ein Skandal unfassbaren Ausmaßes, politisch, ethisch und wirtschaftlich.

Schon am Beispiel Cyboras hatte sich gezeigt, dass NATHAN lieber hinterher um Entschuldigung bat, als vorher um Erlaubnis zu fragen. Aber Oxtorne erweckte den Eindruck, als wäre die Union nur ein Witz für ihn. Das Medienecho war noch immer gewaltig. Wieder einmal fühlte es sich an, als hätte die Menschheit die Kontrolle über ihre eigene Zukunft verloren.

»Wäre es nicht NATHAN, würde ich ja sagen, lass uns mit ihm reden«, kommentierte Rhodan.

»Wäre es nicht NATHAN, würde ich ja sagen, ein Nachthimmel ohne Mond wäre vielleicht das geringere Übel«, erwiderte Bull.

»Bitte sag mir Bescheid, bevor du die Flotte schickst.«

Bull lachte. »Keine Sorge, noch reden wir. Das heißt, Michelsen und ihre Leute reden. NATHAN schickt eigentlich nur noch Goslin vor. Ich glaube, weil er weiß, wie sehr das Michelsen ärgert.«

Rhodan konnte es der Administratorin nicht verübeln. Er erinnerte sich noch gut an Jeremiah Goslin, den als »Totengräber« bekannten Staranwalt mit seiner Melone, der schon mehrfach als NATHANS – und Rhodans – Verteidiger aufgetreten war. Vielleicht waren es Typen wie Goslin oder Leibnitz, NATHANS Liebe zum Skurrilen, die Rhodan seinen Glauben an die guten Absichten der Hyperinpotronik noch nicht ganz verlieren ließ.

Rhodans Blick wanderte über die Nachbartische. Regierungsmitarbeiter in der Mittagspause, Besucher mit ihren Familien, Diplomaten aus anderen Sternsystemen. Er erkannte Koordinator Baatar und seine Lebensgefährtin, beide – der blauhäutige Ferrone wie die erdgeborene Frau – in traditioneller mongolischer Seidentracht. Es war ein Bild des Friedens und gleichzeitig eine Erinnerung daran, wie viel sie zu verlieren hatten.

»Wir müssen noch über etwas anderes reden«, sagte Rhodan ernst. »NATHAN hat sich mit den Kolonien nicht bloß eine Spielwiese gebaut. Er verfolgt noch weitere Ziele mit den neun Welten.«

»Warum weiß ich, dass mir nicht gefallen wird, was du gleich sagst?«, beschwerte sich Bull.

Rhodan legte sein kleines Privatsphäregerät auf den Tisch und aktivierte ein Dämpfungsfeld, das es einem etwaigen Zuhörer unmöglich machen würde, sie abzuhören. Er bedauerte, dass dies selbst in Government Garden notwendig war.

»Nathalie hat mich gewarnt, dass es noch ein anderes, größeres Nonagon gibt. So groß wie ... Planeten. Errichtet von den Loowern. Ähnlich wie später die Memeter ihre Sonnentransmitter erbauten ...«

Bull stöhnte. »Du meinst ...«

»Es scheint, dass NATHAN die von New Frontiers besiedelten Welten absichtlich aussuchte, weil sie Teil dieses riesigen Nonagons sind.«

»Dieser Bastard!«, murmelte Bull, und es klang fast wie ein Kompliment. »Sind diese Anlagen identisch mit den Planetenmaschinen? Wie der Installation auf Siga?«

Sie wussten – ebenfalls von Nathalie –, dass die mythischen Vorläufer mit ihren sogenannten Fovea- oder Grubenwelten die Voraussetzungen zum Bau der memetischen Sonnentransmitter geschaffen hatten. Diese Transmitter wiederum hatten die Menschen – und NATHAN – in jene Systeme gelockt, um dort ihre Kolonien zu errichten. So hatte jede Zivilisation die Geheimnisse der vorherigen geerbt.

»Es muss so sein«, bestätigte Rhodan. »Nur das Wie und Warum ist mir noch nicht bis ins Letzte klar. Die Vorläufer schufen die Foveawelten, um die Galaxis von Kreell aus dem Creaversum zu reinigen. Zu diesem Zweck finden sich auf jenen Welten Planetenmaschinen – wobei wir im weiteren Sinne des Wortes wohl annehmen müssen, dass eigentlich die ganzen Planeten Maschinen sind. Die Loower, die als Nächste kamen, widmeten diese Welten um – ihnen ging es offenbar nicht um Kreell, sondern um das Dunkelleben.«

Abermals ließ Rhodan den Blick über die Tische und die nichts ahnenden Gäste schweifen. Ein Schauder lief ihm den Rücken hinab. Die Szenerie, die ihm zuvor so friedlich vorgekommen war, wirkte nun wie eine Illusion, eine verletzliche Seifenblase.

»Wer weiß noch davon?«, fragte Bull.

»Nur, wer unbedingt davon wissen muss. Thora. Nike Quinto.«

Bull nickte. »Das ist gut. Kannst du dir vorstellen, was los wäre, wenn die Kolonien erführen, auf was sie da in Wahrheit sitzen?«

»Vielleicht wird sich das nicht mehr lange verheimlichen lassen.«

Bull trommelte ungeduldig auf den Tisch. »Ehe das passiert, müssen wir die Lage in den Griff kriegen. Du weißt, dass ausgerechnet in der Lokalen Blase – also dem Umfeld dieser Anlagen, Maschinen, was auch immer – noch Dunkelleben existiert? Was immer du und Nathalie da im galaktischen Zentrum getan habt: Überall ist es besiegt, nur bei uns nicht.«

»Ist das dein Ernst?«, fragte Rhodan. »Nein, das wusste ich nicht.«

»Tut mir leid, Perry.« Bull machte ein betrübtes Gesicht. »Aber Quinto hat Hinweise aus sämtlichen Ecken der Kolonien zusammengetragen. Er hat seine Augen und Ohren überall: auf Siga, auf Plophos, im Geminga-Kartell ... sogar auf die verlorenen chinesischen Kolonien hat er ein Team geschickt.«

Rhodan nickte verstimmt. Aber so kannte er den Vorgesetzten seiner Söhne: Der Leiter der Abteilung III war zuverlässig und gewissenhaft. Wenn Quintos Informationen darauf hinwiesen, dass die Gefahr noch nicht gebannt war, musste ihm Rhodan das wohl leider glauben.

»Und die Lage auf Plophos ist wirklich schlimm«, fügte Bull hinzu. »Dort scheint sich eine Art von Krankheit auszubreiten. Und Hondro ist vermutlich abgetaucht.«

Rhodan ballte die Hände. »Wir müssen Iratio Hondro das Handwerk legen! Nathalie hat prophezeit, dass er versuchen würde, mittels des Nonagons das Blatt noch einmal zugunsten von Tihit zu wenden. Wahrscheinlich ist das, was wir gerade sehen, nur der Anfang.«

»Das heißt, wir stehen wieder genau da, wo wir vor anderthalb Jahren schon standen«, resümierte Bull. »Hab ich schon erwähnt, wie sehr mir Hondro auf die Nerven geht? Wir haben einen geisteskranken Diktator direkt vor unserer Haustür, und er tanzt uns auf der Nase rum. Es fehlt nicht mehr viel, und ich schicke die Flotte. Es ist mein Ernst, Perry.«

Ceterum censeo, dachte Rhodan. Es war nicht das erste Mal, dass Bull ein härteres Durchgreifen forderte. Waren sie an diesem Punkt der Geschichte angelangt? War Iratio Hondros Plophos ihr Karthago, das zerstört werden musste? »Tu das nicht«, bat er.

»Dann wirst du mich überzeugen müssen«, forderte Bull ihn heraus. »Denn befehlen kannst du es mir nicht.«

Rhodan sah seinem Freund in die Augen, versuchte zu ergründen, wie ernst er es meinte. Bull musste wissen, wie gefährlich eine militärische Intervention war – insbesondere wenn Hondro noch über die Kräfte verfügte, die ihm das Dunkelleben verliehen hatte. Der Obmann konnte der Besatzung ganzer Schiffe seinen Willen aufzwingen, noch ehe sie den Orbit von Plophos erreichten. Er konnte ein furchtbares Massaker anrichten.

Gleichzeitig wusste Rhodan, dass die Zeit drängte. Wenn Nathalie recht behielt – und daran zweifelte er keine Sekunde –, mochte Hondro mit seinem Handeln die gesamte Milchstraße gefährden. In seiner Vision hatte Rhodan erlebt, was geschehen würde, wenn Tihit erwachte. Der Gewaltherrscher von Plophos durfte auf keinen Fall die Macht über das Nonagon erlangen.

»Ich werde nach Plophos fliegen«, beschloss er. »Nicht mit der Flotte, sondern einem kleinen Team. Wir suchen die Planetenmaschine und finden heraus, was Hondro vorhat. Ich bitte Stella Michelsen um eine geheime, diplomatische Ausnahmegenehmigung. Sie weiß, dass ich in den Kolonien einen guten Ruf genieße.«

»Und wenn Hondro noch da ist und sich euch in den Weg stellt?«, gab Bull zu bedenken.

»Legen wir ihm das Handwerk. Aber eins nach dem anderen.«

Rhodan griff nach seinem Privatsphärefeldgenerator und desaktivierte ihn. Das Gespräch war für ihn beendet – er respektierte Bulls Standpunkt, aber er wollte nicht streiten. Seine Entscheidung stand fest.

»Wenn du möchtest, komm morgen Abend bei mir vorbei«, schlug Rhodan vor. »Und wir planen alles Weitere. Thomas und Farouq sind auch da.«

Bull winkte ab. »Ich sehe, du hast das alles schon geplant. Tu, was du nicht lassen kannst. Ich komm dann wieder und hau dich raus.«

»Das wird nicht nötig sein«, versicherte Rhodan.

Da bemerkte er Lucio Padavona, seinen persönlichen Referenten, der mit seinem Pad in gemessenem Abstand am Rand der Tische stand und offenkundig darauf wartete, dass Rhodan seine Unterhaltung beendete. »Lucio!«, rief er. »Kommen Sie doch!«

Padavona war ein schwarzhaariger Mann mit feinen Zügen und einem noch feineren Schneider. Er war einer der hilfreichen Geister, die Rhodans zahlreiche Termine und Auftritte organisierten, wann immer Rhodan auf der Erde weilte. Auch wenn Rhodan kein offizielles Amt mehr innehatte: Jeden Tag erreichten sein Büro zahllose Anfragen, die den ehemaligen Protektor als Vermittler, Berater oder Talkshowgast wünschten.

»Ich hoffe, ich störe nicht«, sagte Padavona.

»Wir waren gerade fertig«, äußerte Rhodan.

»Es hat sich noch eine Änderung in Ihrem Terminplan ergeben.« Padavona reichte ihm sein Pad. »Ich weiß nicht, ob Sie es schon gesehen haben. Und Nike Quinto bittet um einen Rückruf.«

»Danke, Lucio.« Rhodan wusste: Wenn es sich um einen Notfall handeln würde, hätte ihn der Geheimdienst-Abteilungsleiter auf seinem privaten Armbandkom gerufen. In allen anderen Fällen war es angenehmer – und auch sicherer –, wenn er selbst Ort und Zeit seines Rückrufs bestimmte. Padavona war seine Brandmauer, die ihn vor einem unablässig piepsenden Kom schützte. »Sagen Sie, wären Sie morgen am späteren Abend vielleicht verfügbar? Es werden sich noch weitere ... Änderungen ergeben.«

Padavona zeigte keinerlei Verdruss. Es war nicht das erste Mal, dass sein Arbeitgeber ihn um Überstunden bat. »Ich merke es vor und halte uns den Abend frei«, sagte er, und nach einem knappen Nicken Rhodans entfernte er sich.

»Aber verheiratet seid ihr noch nicht?«, vergewisserte sich Bull, der den Auftritt schmunzelnd verfolgt hatte.

»Eifersüchtig?«, entgegnete Rhodan. »Wenn du Unterstützung brauchst, kann ich dir eine Liste mit Namen guter Assistenten zukommen lassen.«

»Lass uns gehen«, wehrte Reginald Bull ab, zahlte die Rechnung und erhob sich. »Der Tag ist noch lang. Teilen wir uns ein Taxi zum Tower?«

Rhodan war einverstanden.

Den Rest des Wegs und während des Flugs zum Stardust Tower plauderten sie über weniger ernste Themen. In Gedanken aber weilte Perry Rhodan schon bei der bevorstehenden Reise nach Plophos. Es endlich mit Iratio Hondro aufzunehmen, erfüllte ihn mit Genugtuung. Gleichzeitig war er sich darüber im Klaren, dass der Obmann ein Gegner war, den er nicht unterschätzen durfte. Sobald er wieder in seinem alten Büro war, würde er sich mit Quinto beraten.

Perry Rhodan Neo 240: Das neue Plophos

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