Gerechtigkeit über Grenzen

Gerechtigkeit über Grenzen
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Onora O’Neill zählt zu den wichtigsten Stimmen der politischen Philosophie und Ethik unserer Zeit. Der kantischen Tradition eng verbunden, sucht sie in ihrem Buch sowohl Gerechtigkeits- als auch Tugendprinzipien zu begründen. Beide nehmen ihren Ausgang beim Handelnden und seinen Pflichten. Gerechtigkeit verlangt die Verhinderung jeglicher Verletzung von Personen, Tugend verbietet Gleichgültigkeit angesichts fremder Not. In einer globalisierten Welt sind alle Akteure nicht mehr nur auf lokaler und lebensweltlicher, sondern auch auf globaler Ebene verpflichtet. Daraus folgt, dass die Bekämpfung von Armut, Machtmissbrauch und Unterdrückung in allen Teilen der Welt nicht nur ein Akt der Güte, sondern vielmehr moralische Pflicht ist.

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Onora O'Neill. Gerechtigkeit über Grenzen

INHALT

Dank

Einführung. Gute Zäune, gute Nachbarn?

Begrenzungen und Grenzen

Teil I: Grenzüberschreitender Hunger

Teil II: Grenzüberschreitende Rechtfertigungen

Teil III: Grenzüberschreitendes Handeln

Teil IV: Grenzüberschreitende Gesundheit

1. Rettungsboot Erde9

Gerechtfertigtes Töten

Erste Klasse versus Zwischendeck auf dem Rettungsboot Erde

Situationen ohne Knappheit

Situationen der Knappheit

Politik in Zeiten des Hungers und davor

2. Rechte, Pflichten und der Hunger in der Welt21. Hunger und Hungersnot

Was ist zu tun?

Wie man Glück misst und steigert

Genauigkeit, Exaktheit und Bedürfnisse

Die Menschenrechtsbewegung

Freiheitsrechte und soziale oder „Wohlfahrts“-Rechte

Menschliche Rechte und menschliche Bedürfnisse

Rechte, Freiheiten und Autonomie

Rechte und Wohltätigkeit

Menschliche Handlungen, Rechte und Pflichten

Die Pflichten der Gerechtigkeit

Pflichten: Nothilfe, Entwicklung und Respekt

Schlussfolgerungen und nachträgliche Einfälle

3. Recht auf Entschädigung29. Gesetzliche Rechte und Grundrechte auf Entschädigung

Wiederherstellung, Strafe und Entschädigung

Strafe und Entschädigung bei Locke und Nozick

Das Recht auf Entschädigung für weit entfernt geschehene Verstöße – geografisch oder historisch

Ein Seitenblick auf Rechte, Opfer und Entschädigung

4. Gerechtigkeit und Grenzen42. Grenzen in der politischen Philosophie

Staaten, Territorien und Identitäten

Territorien und Identitäten in Einklang bringen

Legitime Grenzen ohne Mythen

Grenzüberschreitende Gerechtigkeit

5. Ethische Überlegungen und ideologischer Pluralismus61. Eine Krise des liberalen Denkens?

Abstraktion, Idealisierung und ethischer Pluralismus

Abstraktion oder Idealisierung?

Sittlichkeit versus grenzüberschreitende Gerechtigkeit

Abstrakte Prinzipien und situative Überlegungen

6. Begrenzte und kosmopolitische Gerechtigkeit87. Die Reichweite der Gerechtigkeit

Kommunitarier und die grenzüberschreitende Gerechtigkeit

Rawls über die öffentliche Vernunft

Kant: die nicht abgeleitete öffentliche Vernunft

Kant: Öffentliche Vernunft als Freiheit ohne Gesetzlosigkeit

Kant: öffentliche Vernunft als gesetzesähnlich

Kant und die Gerechtigkeit innerhalb von Grenzen

Kant über grenzüberschreitende Gerechtigkeit

7. Pluralismus, Positivismus und die Rechtfertigung der Menschenrechte137

Empirischer Pluralismus und Wertepluralismus

Menschenrechte: „politische“ und „positive“ Rechtfertigungen

Monismus und Rechtfertigung: Berlins Schlussfolgerungen

Rechte interpretieren, Rechte implementieren

Menschenrechte sind für alle da

Schranken und Rechtfertigung

Rechtfertigung ohne Wertemonismus

8. Von Edmund Burke bis zu den Menschenrechten im 21. Jahrhundert: Abstraktion, Anwendungsverhältnisse und Globalisierung148. Edmund Burke über Revolutionen und Rechte

1776 und 1789: Abstraktion und Umstände

Burkes Realismus: Interpretationen und Implementationen

Praktische Überlegungen und Urteil

9. Von einer staatsorientierten zu einer globalen Konzeption der Gerechtigkeit172. Offene und verdeckte Staatsorientierung in den Konzeptionen der Gerechtigkeit

Moralischer Kosmopolitismus

Institutionen und Territorialität: Land oder Leute?

Gerechte Netzwerke und Souveränität

10. Globale Gerechtigkeit: Pflichten in der globalisierten Welt?187. Kosmopolitische Rechte und staatliche Pflichten

Wäre ein abstrakter Kosmopolitismus ausreichend?

Praktische Fragen und retrospektive Fragen

Akteure und Handlungsfähigkeiten

Sollen und können

Realismus neu gedacht

11. Akteure der Gerechtigkeit201. Kosmopolitische Prinzipien und staatliche Institutionen

Kosmopolitische Rhetorik und staatliches Handeln in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte

Kosmopolitische Rhetorik und staatliches Handeln: Rawls’ Gerechtigkeitskonzeption

Staaten als Akteure der Gerechtigkeit: Fähigkeiten und Motivation

Nicht-staatliche Akteure als Gerechtigkeitsakteure

12. Die dunkle Seite der Menschenrechte218

Normen, Absichten und Zynismus

Staatliche Verpflichtungen

Kontrolle und Schuldzuweisung

Komplexität

Erfüllung

Beschwerde

Entschädigung und Schuld

13. Gesundheitswesen oder Medizinethik: über Grenzen hinaus gedacht236

Individuelle Selbstbestimmung und öffentliche Gesundheit

Zwang in der klinischen Medizin und der öffentlichen Gesundheit

Gesundheit, Gerechtigkeit und Grenzen

Normen für gesundheitspolitische Maßnahmen

Wer soll aktiv werden?

14. Erweiterung der Bioethik: Medizinethik, öffentliche Gesundheit und globale Gesundheit249. Von der Enge in die Weite

Gezielte und nicht-gezielte Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Gesundheit

Globale öffentliche Güter?

Gezielte Interventionen mit Streueffekten

Zielgruppen und Vorzüge

Einige ethische Schlussfolgerungen

Anmerkungen

Namensregister

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Onora O’Neill zählt zu den wichtigsten Stimmen der politischen Philosophie unserer Zeit. Der Kantischen Tradition eng verbunden, sucht sie in ihrem Buch sowohl Gerechtigkeits- als auch Tugendprinzipien zu begründen. Beide nehmen ihren Ausgang beim Handelnden und seinen Pflichten. Gerechtigkeit verlangt die Verhinderung jeglicher Verletzung von Personen, Tugend verbietet Gleichgültigkeit angesichts fremder Not.

In der globalisierten Welt sind alle Akteure nicht mehr nur auf lokaler, sondern auch auf globaler Ebene in der Pflicht. Daraus folgt, dass die Bekämpfung von Armut, Machtmissbrauch und Unterdrückung in allen Teilen der Welt kein Akt der Güte, sondern vielmehr moralische Pflicht ist.

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das will sie brechen.

Sind Mauern und Zäune, Grenzen und Begrenzungen wirklich notwendig für gute Beziehungen und Gerechtigkeit? Oder zementieren sie nicht vielmehr die Ungerechtigkeit und schreiben sie fort? Was kann denn Unrechtmäßiges geschehen, wenn man sie nicht beibehält? Lässt sich dieses „Einmauern und Ausmauern“, das die Grenze zieht und fixiert, tatsächlich rechtfertigen? Sollte „der Schalk“, der Frost in Versuchung führt, eher abgelehnt oder eher begrüßt werden? Seit unvordenklicher Zeit wurden Mauern gebaut und ausgebessert, um etwas ein- oder auszuschließen: Stadtmauern, Festungsmauern, Gartenzäune und Weidezäune. Die Chinesische Mauer, der Hadrianswall, die Berliner Mauer, die Mauern um die Townships der Apartheid und die West Bank Barrier (die Mauer um das Westjordanland, wo die Ein- und Ausgegrenzten sich nicht einmal über den Namen einig sind). Alle nur zu dem einen Zweck, nämlich „ein- und auszumauern“. Aber wann und wie hat die Ausgrenzung, die sie konkret vornehmen, eine gerechtere bzw. eine ungerechtere Welt zur Folge?

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