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3. Glück und Freude

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Nicht kämpf‘ ich meinen Kampf,

Ich singe laut mein Lied.

Das Leben sollte ein heller Freudengesang sein, statt des Trauerliedes, das es bei so vielen Menschen ist, ein Freudenfest und nicht Mühsal und Sorge.

Hast du je einen Augenblick erlebt, zu dem du hättest sagen mögen: „Verweile doch, du bist so schön!“ Ich glaube, die Zeit wird kommen, wo du in deinem alltäglichen Zustand mehr Glück und Befriedigung empfindest, als dir dein frohester, glücklichster Augenblick bis jetzt jemals gewährt hat.

Ein Operierter schildert in einem Aufsatz, dem er die Überschrift „Zwanzig Minuten der Wirklichkeit“ gegeben hat, ein Erlebnis während seiner Genesung.

Es war an einem grauen Märztag mit wolkigem Himmel und nirgends etwas besonders Erregendes oder Erheiterndes in des Kranken nächster Umgebung. Da hatte er plötzlich das Gefühl, als ob er in eine neue Welt des Lichts, des Glücks und der Freude versetzt wäre.

„Ich vermag die geheimnisvolle Wandlung, die mit mir vorgegangen war, nicht zu schildern“, sagte er. „Ich sah keine neuen Dinge, aber ich sah alle bekannten Gegenstände in einem wunderbaren neuen Lichte – ich glaube in ihrem wahren Lichte. Zum ersten Mal sah ich, wie voll hinreißender Schönheit und einer Freudigkeit über alle Beschreibung das ganze Leben ist. Jeder Mensch, der durch die Pforte eintrat, jeder Sperling, der vorüberflog, jedes Zweiglein, das im Winde wehte, war eingehüllt, war ein Teil dieses Übermaßes an Schönheit, an Freudigkeit, an hoher Bedeutung, an begeisterter Trunkenheit, an Leben ... In diesen erhabenen Augenblicken war ich von heißer Liebe für alles Lebendige um mich her erfüllt – für die Bäume, die im Winde schaukelten, die Vögel, die vorüberflogen, die Wärterinnen, die Einwohner des Hauses, die Fremden, die kamen und gingen. Nichts Lebendiges, das mir nicht ein hohes Wunder gewesen wäre! Zu leben, war an sich schon ein Wunder. Meine Seele entströmte mir in höchster Freude.“

Wenn es so möglich ist, einmal zwanzig Minuten lang in einer Welt der Schönheit und des Glücks zu leben, sollte es dann nicht auch möglich sein, diese Zeit zu verlängern – immer in einer solchen Welt zu sein? Wir alle suchen beständig nach dieser Zauberwelt, aber immer ist es etwas in der Ferne, das uns lockt und ruft. Glanz und Schönheit des Lebens befinden sich für unsre unzufriedenen, sehnenden Augen immer wo anders, an einem andern Ort, zu einer andern Zeit, als wo wir sind und worin wir leben. Später einmal, aber nicht heute, hoffen wir, die Wohnung des Glücks zu betreten. In der Zukunft, durch irgendeine Zauberei, durch Geld oder was sich mit Geld erkaufen lässt, erwarten wir, das Glück zu finden, aber noch kein menschliches Wesen hat die schöne Luftspiegelung, die ihm aus der Ferne lockt und winkt, zu erfassen vermocht.

Die meisten Menschen, die ich kenne, machen mir den Eindruck, als ob sie vom Leben sehr enttäuscht wären. Es hat ihnen nicht gebracht, was sie erwartet haben. Haben sie die Jahre erreicht, die sie sich in ihrer Jugend als Erfüllung ihres Strebens, als frei von Sorge gemalt hatten, so erscheint ihnen ihr Leben sehr gewöhnlich, alltäglich, zahm und durchaus nicht glücklich. Das Zauberbild, das ihnen in der Ferne so schön und lockend erschien, war vor ihnen zurückgewichen und winkt und lockt wieder aus immer gleicher Ferne. „Es ist das Niedagewesene, das ewig Künftige“, sagt Isolde Kurz.

Die Hauptursache unsrer Unzufriedenheit und unsres Unglücks liegt darin, dass niemand sich mit dem begnügen will, was er hat. Die kleinen, einfachen Dinge zählen nicht bei uns. Immer schauen wir nach großen Dingen aus, die uns glücklich machen sollen, - ein Vermögen, irgendeine großartige günstige Gelegenheit, irgendein unbestimmter Glückszufall, den wir nicht näher zu beschreiben vermögen – und wir alle denken augenscheinlich, was uns allein wirklich glücklich machen könnte, das sei immer irgendetwas in der verhüllten Zukunft.

Manche Menschen wissen nicht einmal, wohin ihr Streben und Sehnen geht. Wie viele von den Unzufriedenen, die man trifft, können einen vernünftigen Grund für ihre Unzufriedenheit angeben? Sie wissen nichts weiter, als dass sie unbefriedigt, unglücklich sind. Manche durchsuchen die ganze Welt nach etwas, das gar nicht gefunden werden kann, etwas, das nur der Nebengewinn einer edlen Tat ist. Und dieser Nebengewinn kann nicht eingeheimst werden, ohne die edle Tat.

Wir schieben und stoßen uns durchs Leben und machen die wütendsten Anstrengungen, um die Dinge zu erlangen, von denen wir annehmen, dass sie uns glücklich machen würden – und siehe, sobald wir sie in Händen halten, verschwindet der Reiz, den ihnen unsre Einbildungskraft verliehen hatte.

Das Ding, woran wir unser Herz gehängt hatten und das gestern in unsern Besitz gelangt ist, das ist heute nicht mehr dasselbe Ding. Es verschafft uns das Vergnügen nicht, das wir uns davon versprochen haben, und wir fühlen uns der Befriedigung nicht näher denn zuvor. Aber unsre Aufmerksamkeit ist sofort von etwas anderem gefesselt, das uns, wie wir überzeugt sind, für unsre Enttäuschung entschädigen wird, und wir greifen begierig danach – nur um erneut dieselbe Erfahrung zu machen. Auch dieses Neue füllt die Leere in unserm Herzen nicht aus, immer bleibt ein unbefriedigtes Sehnen zurück, das wir vergebens zu stillen versuchen.

Einerlei, was wir auch an greifbaren Dingen erlangen, und ob sie uns auch ein gewissen Maß von Behagen und Vergnügen zu gewähren vermögen, den Hunger unsrer Seele stillen sie doch nicht. Sie gleichen den verschiedenen Getränken, die wir an einem heißen Tag statt reinen kalten Wassers zu uns nehmen, um unsern Durst zu löschen. Wir meinen, wenn wir nur Sodawasser, oder Fruchteis, oder geeisten Tee oder Kaffee bekommen könnten, dann wäre unser Sehnen gestillt, aber es ist nicht der Fall. Nichts als reines Wasser kann unsern Durst wirklich löschen. Allen Ersätzen für dieses einfachste und im Überfluss vorhandene Getränk fehlt etwas; sie alle lassen uns unbefriedigt mit einer bleibenden Sehnsucht nach noch etwas anderem.

Das Glück gleicht dem Wasser: es ist durch nichts andres zu ersetzen.

Zu den sonderbarsten Dingen im Leben gehören die überall herrschenden falschen Gedanken über die Natur des Glücks. Die allgemeine Ansicht scheint zu sein, dass es auf Dingen beruhe, die für Geld gekauft werden können. Je mehr Geld, umso mehr Dinge, und je mehr Dinge, umso mehr Vergnügen, umso größer das Glück.

Aber mit Geld ist noch niemals Glück gekauft worden. Noch niemand hat das Glück erhascht, und wenn er ihm auch über die ganze Erde nachjagte.

Es ist das Glück ein flüchtig Ding,

Und war’s zu allen Tagen.

Und jagtest du um der Erde Ring,

Du möchtest es nicht erjagen.

Geibel.

Das Glück findet sich nicht in unsrem Essen und nicht in unsrem Trinken, nicht in unsern Kleidern und nicht in unsern irdischen Gütern, es findet sich nicht in Aufregungen und Vergnügungen. Das Glück wird geboren aus rechtem Leben. Es ist das Kind des rechten Denkens, des rechten Handelns, der Hilfsbereitschaft. Ein selbstsüchtiges Leben bietet niemals wahres Glück; Geiz und Neid erlangen es nie. Die Hälfte allen Unglücks in der Welt rührt daher, dass die Menschen den Segen verlieren, den sie aus dem ziehen könnten, was sie besitzen, weil sie andre beneiden und haben möchten, was ihnen gehört. „Die Hälfte der Menschheit ist auf falscher Fährte bei ihrer Jagd nach dem Glück“, sagt Henry Drumond. „Wir meinen, es bestehe im Haben und Erhalten und im bedient werden von andern. Aber es besteht im Geben und darin, andern zu dienen.“

Das Glück ist etwas, das durch unsre Taten, durch unsre Gedanken entbunden, freigemacht wird. Hier ein bisschen und dort ein bisschen wird freigemacht durch unsre guten Taten, unser selbstloses Dienen, unsre rechten Handlungen und edlen Gedanken. Ein wenig wird freigemacht, so oft wir einer andern Menschenseele beistehen und sie ermutigen, so oft wir denen, die unter ihrer Last zusammengebrochen sind, eine helfende Hand reichen. Ein wenig wird freigemacht durch die Opfer, die wir andern bringen. Wir sammeln das Glück ein, wie die Biene den Honig. Sie findet ihn nicht fertig vor, sie muss hart darum arbeiten und erhält nur ein winziges Tröpfchen von jeder Blume, die sie besucht. Auch wir finden das Glück nicht fertig vor. Wir saugen es aus den Blumen des Lebens, und wie die Biene müssen wir hier ein Tröpfchen Glückshonig erhaschen und dort ein Tröpfchen bei unserm Wandel durch den Garten des Lebens. Wer die meisten Taten tut, durch die das Glück entbunden und freigemacht wird, hat auch das meiste Glück zu genießen.

Jede edle Tat, jede selbstlose Handlung, jede Hilfeleistung, jeder der Menschlichkeit geleistete Dienst, jedes hohe Streben und jeder hilfreiche Gedanke, jede harte Arbeit, mit Liebe vollbracht, bringt unbedingt ein Maß von Glück mit sich, das der Selbstlosigkeit und dem guten Willen bei der einzelnen Tat genau entspricht.

Das Glück ist nicht ein Sonderrecht; niemand kann es für sich allein mit Beschlag belegen. Es ist auf dem Markt des Lebens feil für jedermann, der willig ist, den Preis dafür zu bezahlen, und das ist ein Preis, den jeder bezahlen kann.

Die Dinge, die das Leben wirklich lebenswert machen, sind ganz allgemein und jedermann zugänglich. Wie oft hören wir die Armen über die Reichen schelten, die sie beneiden, und das grausame Schicksal bejammern, das ihnen alles, das zu haben der Mühe wert ist, vorenthalte. Aber wenn wir die Dinge im Leben zusammenrechnen, die wirklich wertvoll, die am höchsten zu schätzen sind, dann stehen wir alle so ziemlich gleich.

Der große Chemiker selbst hat die Luft so gemischt, dass sie allen Menschen gleichmäßig Kraft und Gesundheit für Körper und Geist und frohes Lebensgefühl zu spenden vermag. Das Sonnenlicht mit seiner wunderbaren Chemie tut jeden Augenblick Millionen von Wundern an Wurzeln und Würzelchen, Pflanzen, Blumen und Bäumen, an tierischem und menschlichem Leben und malt daneben Bilder der großartigsten Farbengebung, Blumenstücke und Landschaften. Es wirkt begeisternd und hat einen wohltätigen Einfluss auf alles Lebendige. Es spendet Freude der ganzen Natur und erwärmt die Seele des Menschen. Und diese herrliche Sonne ist allen Menschen geschenkt.

Herz, was willst du weiter?

Ist die Luft nicht heiter

Und der Himmel blau,

Frühlingsgrün die Au?

Rückert.

Ebenso ist es mit der Zeit. Das ärmste, das bescheidenste Menschenkind hat dieselbe Menge kostbarer Zeit wie der stolzeste Herrscher oder der reichste Börsenbaron. Carnegie hat gesagt, er würde zehn Millionen dafür geben, wenn er sein Leben um zehn Jahre verlängern könnte; aber mit all seinem Geld kann er sich nicht einen einzigen Augenblick erkaufen. Und die besten Güter des Lebens, Liebe, Freundschaft, Teilnahme, lassen sich niemals durch Geld erlangen. Die köstlichsten, wünschenswertesten Dinge, die wir kennen, sind nur durch Mühe zu bekommen, durch richtiges Handeln, richtiges Denken, richtiges Streben. „Die Menschen sind genau so glücklich, als sie es sein wollen“, sagt Lincoln, und die Erfahrung vieler Menschen lehrt, dass das Glück nicht an den Dingen und ihrem Besitz hängt, dass das Glück nicht außer uns ist, sondern in uns.

Überall sehen wir Menschen die Welt durchjagen nach dem, was tatsächlich in ihnen selbst liegt, denn alles wird gefärbt, verändert, umgeformt durch unsern Seelenzustand, durch unsre Denkart, die wir dazu mitbringen. Bringen wir Schönheit mit, so finden wir die Dinge schön; bringen wir einen hässlichen Gemütszustand mit, dann finden wir sie hässlich und abstoßend. Die Quelle allen Glücks ist im Innern jedes Einzelnen. Die Schönheit, die wir in der Natur sehen, und die Harmonie, die wir in der Musik fühlen, sind in unserm eigenen Innern. Wir alle wissen, wie die ganze Natur, die Landschaft um uns her uns anlacht, wenn wir fröhlich sind, sich mit unsrer Freude zu freuen scheint, und die Sonne und die Blumen sind die Spiegel unsrer Lust.

Die Welt ist eine Flüstergalerie, in der wir das Echo unsrer eigenen Stimme vernehmen. Sie ist ein Spiegel, der das hineinschauende Gesicht zurückwirft. Wenn wir lachen, so lacht es auch, runzeln wir die Stirn, so schaut es uns finster an. Das Glück ist die Folge unsres geistigen Zustandes und unsrer Handlungen andern gegenüber. Was von diesen auf uns zurückgeworfen wird, das macht uns glücklich oder elend. Die Tür zwischen uns und dem Himmel, das heißt dem Glück, kann nicht offen sein, wenn die Tür zwischen uns und unsern Nebenmenschen geschlossen ist.

Richtiges Denken heißt auch richtiges Handeln. Wenn wir nur jeden Tag die richtigen Gedanken hätten, die aufbauenden Gedanken, die glücklichen Gedanken, die freudvollen Gedanken, die hilfreichen, die selbstlosen Gedanken, dann wären wir bald alle grenzenlos glücklich, denn das Glück ist im Grunde nichts als ein Gemütszustand. Das Maß deines heutigen Glückes oder Elends ist nur die Folge deiner Gedanken. Wenn nicht ein großer Teil unsrer Tage, uns selbst vielleicht nur halb bewusst, mit zwiespältigen Gedanken, mit Gedanken der Sorge, der Furcht, des Neides, der Eifersucht, des Hasses erfüllt wären, würden wir glücklich und nicht unglücklich sein.

Die Sorgen am Morgen,

Die Plage am Tage,

Die nächtlichen Zweifel,

Jag alle zum Teufel!

„Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit, so wird euch das Übrige alles zufallen.“ Wenn wir das Reich Gottes oder den Himmel verwirklichen, dass heißt, das Reich des Einklangs, dann sind wir in einer Lage, alles andre, was wünschenswert ist, an uns zu ziehen. Man sollte meinen, nach diesem schon Jahrhunderte währenden Suchen nach dem Glück müssten es die meisten Menschen längst gefunden haben, allein wie wenige haben es wirklich gefunden! Und warum nicht? Weil wir die volle Wahrheit von Christi Wort nicht begriffen haben: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch.“ Der Mensch hat durch seine ganze Geschichte hindurch das Reich Gottes außer sich selbst zu erjagen gesucht. Unendlich viele haben gemeint, Reichtum sei der Schlüssel zu diesem Reich, in dem all ihre Wünsche Befriedigung fänden. Überall haben sie nach diesem herrlichen Paradies gesucht, nur nicht am richtigen Ort – in ihrem eigenen Innern.

Von göttlicher Abstammung, in ein irdisches Paradies hineingestellt, das viel schöner und herrlicher ist als menschliche Einbildungskraft es sich hätte malen können, Herr einer Welt, erfüllt von allem, was den Menschen unendlich glücklich und unendlich erfolgreich machen könnte, ist er nach Jahrhunderten der Entwicklung, Jahrhunderten des Strebens nach vollendeten Lebensbedingungen, Jahrhunderten des Suchens nach dem höchsten Gut, immer noch unbefriedigt. Der Durchschnittsmensch ist ein Gott, der den Narren spielt. Immer noch sucht er das Glück außerhalb seiner selbst.

Hätten wir das Himmelreich in unserm Innern gefunden, dann müsste unser Angesicht so leuchten, dass jedermann den Eindruck hätte, wir seien in den Besitz eines großen Gutes gelangt und dadurch über alle Maßen glücklich. Der helle Schein der entzückenden Schönheit, den unser inneres Auge schaute, müsste uns aus den Augen unsres Körpers leuchten. Wenn wir das Himmelreich in uns gefunden hätten, müsste unser Antlitz höchste Befriedigung, vollkommenen Einklang widerstrahlen, wie es noch bei wenigen Sterblichen der Fall gewesen ist.

Für jedermann ist es möglich, zu diesem inneren Einklang zu gelangen, so dass er durch die Hilfsquellen seiner eigenen Seele in seinem täglichen Leben wahres Glück und vollkommene Heiterkeit findet. Das Evangelium der Neuen Gedanken ist nicht eine Lehre, die das Glück in ein künftiges Leben verlegt, sondern es lehrt, dass das Glück jetzt und hier erlangt werden kann – es lehrt nicht eine ferne persönliche Unsterblichkeit, sondern Unsterblichkeit innerhalb einer immer glücklicher werdenden Menschheit. Die Religion des Neuen Denkens lehrt ein Evangelium der Lust und Freude. Es legt großen Nachdruck auf das Gute, das Schöne und Wahre, auf das Edle und Erhabene in der menschlichen Natur. Es legt einen uns noch neuen Nachdruck auf das Glück und weist der Lust und der Freude eine neue, höhere Stelle an. Das Neue Denken lehrt, dass unschuldige Lust und Freude auch Religion sind und ebenso wesentlich für unser körperliches, geistiges und sittliches Wohlbefinden wie das Gebet.

Sie behauptet, dass ein heiterer, glücklicher, fröhlicher Gemütszustand der wahre, ordnungsgemäße Zustand sei. Sie lehrt, dass Einklang, geistiger, körperlicher und sittlicher Einklang die Grundlage jeder Religion sei, und dass nichts fromm genannt werden könne, das uns nicht leistungsfähiger, erfolgreicher, glücklicher macht. Sie lehrt, dass Religion Freiheit von Aberglauben, Furcht und Sorge, dass sie Ganzheit und Fülle und freudige Selbstbejahung bedeutet.

Mit andern Worten, wahre Religion bringt den Menschen näher zu wahrer Vollkommenheit, näher zu Gott. Der Schöpfer hat den Menschen zu einem Leben der Arbeit und der Freude, zu höchster Glückseligkeit geschaffen. Er hat ihn dazu bestimmt, ganz, stark und vollkommen zu sein. Jede Abweichung von diesem Plan Gottes ist der Fehler der Menschen.

Hast du dir jemals überlegt, wie oft die Heilige Schrift uns auffordert, sich zu freuen und fröhlich zu sein? „Freuet euch in dem Herrn!“ „Es freue sich das Herz derer, die den Herrn suchen.“ „Die Freude am Herrn ist eure Stärke.“ „Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermal sage ich: freuet euch!“ „Eure Freude soll niemand von euch nehmen.“ „Ihr Kinder Zion, freuet euch und seid fröhlich im Herrn eurem Gott!“

Ähnliche Aussprüche wiederholen sich immer wieder durch die ganze Bibel; immer wieder werden wir aufgefordert, uns zu freuen und fröhlich zu sein. Also müssen wir doch annehmen, es sei dies einigermaßen Gottes Wille.

Kämpfe, Schwierigkeiten, Enttäuschungen sollen uns nicht traurig, sie sollen uns stark machen – denn wenn wir nicht winseln und jammern, so wird uns die Kraft, sie zu überwinden, gegeben werden.

Wenn ich die Leute über Kleinigkeiten jammern und klagen höre und sehe, wie sie aus Maulwurfshügeln Berge machen, muss ich immer an eine alte Dame denken, deren Leben voll von Kümmernissen und Enttäuschungen gewesen war, und die doch niemals ihre Heiterkeit und Seelenruhe einbüßte. Als sie eines Tages nach dem Grund ihrer heiteren Lebenszufriedenheit gefragt wurde, gab sie zur Antwort: „Ich halte mir ein Freudenbüchlein. Schon sehr früh in meinem Leben habe ich mich entschlossen, jeden Abend irgendetwas Angenehmes, das mir im Lauf des Tages begegnet war, darin einzutragen. Dadurch habe ich mir angewöhnt, auf die freudigen Erlebnisse besonders zu achten und nicht auf die traurigen, und auf diese Weise habe ich, wie finster auch die Wolken am Himmel meines Lebens sein mochten, doch immer irgendwo die Sonne durchblitzen sehen.“

Wer das Leben immer von der traurigen Seite nimmt, wer nichts sieht, worüber er sich freuen und fröhlich sein könnte, bringt sich nicht nur um eine ungeheure Menge von Vergnügen, sondern setzt auch seine eigene Leistungsfähigkeit herab und steht sich selbst und allem Erfolg, den er haben könnte, hindernd im Weg. Solche Menschen sind nicht wie sie sein sollten, und können darum niemals ihr Höchstmaß von Kraft und Leistungsfähigkeit erreichen.

Wenn ich trübselige Leute sehe, die immer nur nach den dunklen Seiten des Lebens starren, dann habe ich das Gefühl, als müsste ich sie an den Schultern packen und umdrehen, damit sie ins Licht schauen, dass sie hoffnungsfreudig, erwartungsvoll, glücklich das Leben betrachten und alle Schatten hinter sich lassen.

Was stehst du, Herz, mit düsterm Sinn? Die Welt ist doch so schön!

Übergroßer Ernst drückt auf die geistigen Kräfte und setzt die Leistungsfähigkeit herab. Wer bei seiner Arbeit singt, wer vor Freude überschäumt, wem das Lebensgefühl die Adern schwellt, das ist der gesunde, der erfolgreiche Mensch, der Mensch wie er sein soll.

Das Leben sollte voll Lust und Scherz, voll Licht und Freude sein, und es wäre es auch, wenn wir zu leben verstünden; wenn wir es uns, wie jene alte Dame, zur Gewohnheit machten, immer nach einem Freudenblümlein Ausschau zu halten; dann hätten wir das Geheimnis, glücklich zu sein, ergründet.

Wir wollen uns freuen und fröhlich sein. Fröhlich sein, das ist die Hauptsache!

Guten Morgen, guten Morgen!

In die Winde alles Sorgen!

Alle Tränen von den Wangen,

Aus dem Herzen alles Bangen!

Die Erfüllung aller Wünsche

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