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3.

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Gerade einmal drei Tage in der Vergangenheit am 13. Mai kam der Anruf. Das Klingelzeichen riss mich aus dem Schlaf. Noch benommen drückte ich die Taste. Eine Stimme sagte „Hallo“ und schwieg. Ich schwieg ebenfalls.

»Sind sie Vega?«

»Ja«, antwortete ich im Halbschlaf.

Ein aufmerksamer Zuhörer hätte merken können, dass etwas nicht stimmte.

»Ich bin nicht sicher ob Sie sich noch an mich erinnern. Mein Name ist Barelio.«

Bei jedem Wort schwang ein besorgter Tonfall mit. Aber in meinem schläfrigen Zustand schenkte ich den Worten keine Beachtung. Auch den Namen konnte ich nicht zuordnen.

»Schön und weiter?«

>Wir haben einen gemeinsamen Freund.«

»Beeilen Sie sich einfach.«, murmelte ich verständnislos.

»Ich rede von Jack Rydell.«

»Jack.«

Mein Geist war jetzt wacher.

»Warum ruft er nicht selbst an?«

»Ich habe seit vierundzwanzig Stunden nichts von ihm gehört.«, antwortete Barelio.

»Wie darf ich das verstehen?«

»Jack bat mich, sollte dieser Umstand eintreffen, mich umgehend bei Ihnen zu melden.«

Ich verstummte.

»Er sagte, Ich soll Ihnen eine Zahlenabfolge mitteilen.«

Jetzt war ich hellwach. Jack hatte sich das ausgedacht. Ich hoffte diese Nummer nie wirklich übermittelt zu bekommen. Gedanklich folgte ich der Nummer. Einer Notfallnummer.

»Moment, Ich hole was zu schreiben.«

Ich vergewisserte mich die richtige Nummer notiert zu haben.

»Er sagte, Vega weiß etwas damit anzufangen.«

»Erzählen Sie weiter.«, sagte ich.

»Vor vier Tagen habe ich mich mit ihm getroffen. Bei mir in Rom «

»In Rom? - - Was wollte er dort?«

»Das hat er nicht gesagt. - - Es ist doch nichts Ernstes.«, fragte Barelio besorgt.

»Wir werden sehen.«

»Wenn er wieder auftaucht soll er sich bei mir melden.«

»Ich richte es ihm aus, versprochen.«, antwortete ich und legte auf.

Jack, Ich wollte ihn nie wieder sehen. Ich ahnte immer, dass es so kommen würde. Dass sich unser beider Schicksal noch einmal verknüpfte. Der Gedanke an ihn machte mir schmerzhaft klar, dass unsere Beziehung nicht verdaut war. Was immer ihn veranlasst hatte mir diese Notfallnummer zukommen zu lassen, es bedeutete er befand sich in einer lebensbedrohlichen Lage. Eilig tippte ich die Nummer der Flugauskunft.

Je näher wir Rom kamen, umso dunkler wurde die Wolkendecke einer Gewitterfront. Mein Flugzeug landete pünktlich. Dicke Wassertropfen prasselten vom Himmel. Bereits kurze Augenblicke später war ich bis auf die Haut klatschnass. Meine Bluse klebte am Oberkörper. Die Nässe meiner Kleidung gab Tropfen ab, die die Innenseite meiner Beine entlang wanderten. Ich fragte mich, ob es nicht besser sei, anstelle des Taxis ein Boot zu nehmen. Die paar Meter zur Autotür schaffte ich, ohne zu ertrinken. Als mein Fahrzeug die Stadt erreichte, hatten die Regenfälle eine so heftige Niederschlagsintensität erreicht, dass ich nur mit großer Mühe etwas erkannte. Schade, Rom, reich an schönen Baudenkmälern, versank in den Fluten.

Auch wenn man es dem Hotel von außen nicht ansah, schon die Empfangshalle mit den getünchten Mauersteinen und seinen Marmorsäulen, verströmten einen Hauch von Luxus. Leise pfiff ich durch die Zähne: »Nicht von schlechten Eltern.«

Bei Unterkünften, musste ich neidlos zugeben, hatte Jack immer schon Geschmack bewiesen. Schnellen Schrittes ging ich an einer eleganten Ledercouch vorbei zur Rezeption.

»Wohnt ein Jack Rydell bei Ihnen?«

»Rydell?«

Der Mann am Empfang räusperte sich diskret.

»Ja, er wohnte ein paar Tage bei uns. Ihr Freund hat das Hotel aber schon wieder verlassen.«

»Und ist seitdem nicht wieder aufgetaucht?«, fragte ich.

»Ja das stimmt.«

»Wann genau hat er das Hotel verlassen? War er alleine?«.«

Sein Blick verriet, dass er nicht wusste wie er mit der Situation umgehen sollte.

»Das kann ich leider nicht sagen. Ich war zu diesem Zeitpunkt nicht da.«

Sichtlich bemüht in meiner Sprache zu sprechen mischte sich seine Arbeitskollegin ein.

»Er hatte keine Frau dabei, wenn Sie das meinen.«

»Wie lange ist das her?«

»Es war Dienstag. Er hatte mich gebeten dienstags einen Strauß frische Blumen auf sein Zimmer zu stellen. Ja, es war ein Dienstag .«

»Wenn möglich hätte ich gerne das gleiche Zimmer wie er.«

Ihr Finger rutschte das Papier runter.

»Sie haben Glück. Es ist nicht vergeben.«

Ein Zimmerschlüssel, der aussah als wäre er aus dem achtzehnten Jahrhundert, wurde mir überreicht.

»Sie sind nicht die erste Person, die sich nach Rydell erkundigt.«

Mit fragendem Blick wartete ich auf ihre Antwort.

»Es kamen zwei Männer die anfragten. Sie warteten eine gute Stunde und als er runter kam, gab es ein kurzes Gespräch. Alles ging sehr schnell. Er verließ das Hotel zusammen mit den beiden Herren.«

»Um was es sich bei dem Gespräch handelte, haben Sie nicht zufällig gehört?«

»Bedaure, nein. Aber er machte einen überraschten Eindruck.«

Ich murmelte meinen Dank. Die Frau hinter der Rezeption kratzte sich am Ohr.

»Entschuldigen Sie bitte. Noch eine Frage.«, sagte sie.

»Ja.«

» Es ist wegen des Gepäcks. Bezahlt hat er weit im Voraus, aber sein Gepäck hat er bis jetzt nicht abgeholt.«

Ich stieß einen kaum hörbaren Seufzer aus.

»Na, fabelhaft.«, entglitt mir.

Sein Gepäck? Ich bezweifelte, ob sein Gepäck einen Anhaltspunkt lieferte. Wie auch immer, ich brauchte einen Anhaltspunkt. Die Frau lächelte mich an.

»Wenn Sie möchten bringen wir es aufs Zimmer.«

»Ja, ja das wäre gut.«, sagte ich. »Vielen herzlichen Dank.«

»Keine Ursache.«, gab sie freundlich zurück.

Sie nickte mit ihremKopf.

Der Portier verschwand in einem hinteren Zimmer.

Der Carabinierie machte eine einladende Bewegung.

»Sie müssen verzeihen, dass wir Sie solange warten haben lassen.«, sagte er abwesend.

Die Uniform war ihm viel zu klein. Seine wulstigen Finger umspielten das Foto, welches ich ihm gegeben hatte.

»Die Wartezeit hat auch etwas Gutes.«, sagte ich.

Er blickte mich fragend an.

»Immerhin verstehen Sie meine Sprache.«, gab ich zurück.

Der Gedanke, es besteht eine Aussicht Jack schneller zu finden, brachte mich dazu diesen Schritt zu gehen. Für eine Polizeistation war es ein behagliches Zimmer.

»Also, wie war gleich noch der Name des Herrn?«

»Rydell, Jack Rydell.«

»Möchten Sie einen Kaffee?«

Ich holte tief Luft.

»Ja, sehr gerne.«

»Nun, Sie sind hier um diesen Mann als vermisst zu melden? «, fragte der Beamte als er mir die Tasse reichte. »Wie lange ist es her, sagten Sie?«

»Bisher sagte ich nichts dergleichen.«

»Wie kommen Sie zu der Überzeugung dass dieser Mann als vermisst gemeldet werden muss?«

»Verschwunden ist er am Dienstag.«

»Seit Dienstag! Gerade mal zwei Tage.«, gab er zur Antwort.

Ich nippte an der Tasse. Scheußlich, ein Kaffe ohne Aroma, zudem lauwarm.

»Rydell hat sein Hotel am Dienstag in Begleitung von zwei Männern verlassen. Und seitdem ist er nicht mehr aufgetaucht.«, sagte ich.

»Sie sagen er ist mit zwei Männern mitgegangen. Deshalb muss nicht gleich ein Verbrechen vorliegen.«

»Hören Sie zu, er ist nicht erreichbar.«, und auch wenn es nicht stimmte sagte ich: » Seine Verabredung mit mir hat er nicht eingehalten. Er hat sich nicht einmal die Mühe gemacht sie abzusagen, um mir die weite Anreise zu ersparen.«

»Wollen Sie andeuten, er ist entführt worden?«

Er klappte sein Feuerzeug auf, dann klappte er es wieder zu. Sein Gesichtsausdruck zeigte einen Anflug von Humor.

»Ist es nicht doch wahrscheinlicher, dass ihn Freunde oder Geschäftspartner abgeholt haben?«, fragte er.

Klang nach einer vernünftigen Schlussfolgerung. Ich schloss meine Augen.

» Wie kann ich es Ihnen begreiflich machen? Ich habe ein schlechtes Gefühl bei der Sache.«

Ihm schien der Kaffee zu schmecken. Er nahm einen großen Schluck. Nachdem er ihn runter geschlungen hatte antwortete er. »Ich befürchte das reicht nicht aus.«

»Machen Sie das nicht!«

»Was soll ich nicht machen?«

»Sie werden nichts unternehmen?«

»Vertrauen Sie mir. In neun von zehn Fällen klärt sich meistens alles von alleine. «

Seine Aussage reichte um zu begreifen, dass mein Weg hierher vergebens war.

»Ich kann Ihre Sorgen durchaus verstehen. Leider reicht alleine die Mutmaßung, dass ihm etwas zugestoßen ist nicht aus. Bevor ich den Polizeiapparat lostrete sollte ein begründeter Verdacht vorliegen.«

»Na fabelhaft. Sie halten meine Besorgnis für Blödsinn.«

»Hatte Ihr Freund Feinde? Wurde er bedroht?«

»Nein, nicht das ich wüsste.«

»Miss Vega.«, sagte er. » Tut mir leid. Wie ich bereits sagte, zu diesem Zeitpunkt können wir nicht mehr tun als nochmals ein paar Tage abwarten. «

»Muss denn immer erst etwas passieren, bevor was unternommen wird.«

Der Beamte lächelte.

» Ich verstehe Ihre Besorgnis.«,antwortete er.

Er warf einen Blick auf seine Uhr. Mir kamen Zweifel, ob er mich ernst nahm.

»Wenn Sie möchten, können wir eine Vermisstenanzeige aufsetzten. Mit den Ermittlungen werde ich noch warten.«

»Wahrscheinlich haben Sie recht. Wollmöglich ist es wirklich alles Einbildung.«

»Sie teilen meine Einschätzung. Gut, das ist vernünftig. Ich sage Ihnen was wir machen. Sie fahren jetzt zurück in Ihr Hotel. Sollte Ihr Freund, nach vierundzwanzig Stunden nicht erschienen sein, verspreche ich, nehme ich mich des Vorfalls persönlich an.«

»War’s das?«, hörte ich mich sagen.

Er nickte knapp.

Dann vielen mir meine guten Manieren wieder ein.

»Beinahe hätte ich es vergessen, vielen Dank.«, gab ich böse von mir.

Gedankenverloren machte ich mich auf den Rückweg. Ich klemmte mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Den schwarzen Lieferwagen der mir folgte bemerkte ich nicht. Als die Türen aufgingen und mich zwei Hände packten, war es bereits zu spät.

Bloodshot Vivi

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