Читать книгу Dr. Norden Extra 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg - Страница 3

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Es herrschte Hochbetrieb im Friseursalon Monica, als Vanessa Lindow hereingestürmt kam. Monica Lindows Tochter hatte es wieder mal sehr eilig, aber ihre Mutter kannte dieses Temperamentsbündel fast nur so. Wenn sie ruhig und still war, fehlte ihr etwas.

Vanessa war bildhübsch und von herzerfrischender Natürlichkeit. Monica war stolz auf ihre Tochter, die sie allein großgezogen hatte. Vanessa war durch die Liebe ihrer verständnisvollen Mutter dafür entschädigt worden, daß sie keinen Vater hatte. Sie hatte ihn nie vermißt. Ihre Mami war ihr ein und alles.

»Sag nur nicht, daß du einen neuen Haarschnitt brauchst, Schatzilein«, murmelte Monica etwas atemlos.

»Nein, ich wollte dir nur sagen, daß ich mittags nach München fliege, zum Oktoberfest. Mein Chef hat mir den Flug geschenkt. Er kann nicht weg, weil er Besuch aus USA bekommt. Ich muß für ihn in München nur einiges erledigen.«

»Aber das ist mir nicht ganz recht«, sagte Monica. »In München ist in der letzten Woche allerhand passiert.«

»Hier etwa nicht, Mami?« meinte Vanessa anzüglich. »Es kostet mich keinen Cent, und ich bin in einem erstklassigen Hotel untergebracht. Mach nicht so ein Gesicht, Mami. Sonntagabend bin ich wieder da.« Sie drückte ihrer ebenfalls sehr hübschen Mutter einen Kuß auf die Wange.

Ausgerechnet München, dachte Monica. Sie wurde plötzlich von einer inneren Unruhe erfaßt, aber Vanessa war schon an der Tür.

»Tschüs, Mami, mach dir keine Gedanken, gönn es mir«, sagte sie, und schon war sie draußen.

Vanessa war zwanzig Jahre alt und Volontärin in einem Zeitungsverlag. Sie hatte ein glänzendes Abitur gemacht und war sofort genommen worden. Sie wollte ihrer Mutter nicht länger auf der Tasche liegen, obwohl es Monica lieber gewesen wäre, sie hätte studiert. Damit waren aber die egoistischen Gedanken verbunden, daß sie sich dann nicht so schnell selbständig machen würde. Den Gedanken, daß Vanessa mal ihren Salon übernehmen würde, hatte sie nie gehabt.

Ihr war nichts anderes übriggeblieben, als die Nachfolge ihrer Eltern anzutreten. Zu bereuen brauchte sie es dann nicht, denn sie hatte das Bestmögliche daraus gemacht und sich einen guten Ruf erworben. Sie hatte prominente Kunden, und ihr Personal würde für sie durchs Feuer gehen. Leben und leben lassen, war Monicas Devise, und für ihre Tochter war ihr das Beste gerade gut genug, obgleich Vanessa niemals Forderungen stellte.

Sie konnte es sich jetzt aber nicht leisten, ihren Gedanken nachzuhängen. Sie mußte an die Arbeit, und damit war sie für den ganzen Tag eingedeckt.

*

Für Vanessa war es der erste Flug ihres jungen Lebens, und sie war begeistert. Da ihre Mutter etwas gegen das Fliegen hatte, waren sie in den Urlaub immer mit dem Wagen gefahren, und weite Reisen hatten sie eigentlich nie gemacht. Einmal waren sie in Norwegen gewesen, mehrmals in Dänemark. Südliche Länder kannte Vanessa überhaupt nicht. Das könne sie alles erleben, wenn sie erwachsen sei, hatte Monica gesagt. Nun war sie erwachsen, aber Fernweh hatte sie noch nicht gepackt.

Natürlich gehörte es zu ihrem Beruf, dieWelt zu entdecken, und nicht nur Bücher zu lesen über ferne Länder und interessante Städte. Während des Fluges studierte sie einen Stadtführer von München. Als sie dort landete, wußte sie schon sehr viel über die historische Vergangenheit der Stadt, die Bauten und Sehenswürdigkeiten. Sie würde nicht genügend Zeit dafür haben. Im Hotel sollte sie einen Bekannten ihres Chefs treffen, dann sollte sie auch noch einen Dr. Norden aufsuchen und ihm ein Päckchen bringen.

Es war eine Riesenüberraschung für sie gewesen, als Dr. Jankovski sie fragte, ob sie gern mal ein Wochenende in München verbringen würde, um das Oktoberfest zu besuchen.

Sie hatte ihn verblüfft angeschaut. »Ich war noch nie in München, aber momentan hätte ich auch gar nicht das Geld. Ich habe mir erst das Auto gekauft, und meine Mutter tut sowieso schon soviel für mich.«

Dr. Jankovski wußte das, denn seine Schwester war bereits seit Jahren Kundin von Monica Lindow. Sie hatte Vanessa veranlaßt, sich bei ihm zu bewerben. Er brauchte es nicht nicht zu bereuen, daß er Vanessa eingestellt hatte. Und sie war rundherum glücklich, ihren Traumberuf so schnell verwirklichen zu können.

»Es kostet Sie nichts«, hatte Dr. Jankovski gesagt. »Flug und Hotel sind frei. Ich war eingeladen, kann aber nicht weg. Nun müssen Sie mich würdig vertreten, Vanessa.«

Sie hatte es zuerst nicht glauben wollen, aber es war ernst gemeint.

Nun war die Maschine gelandet. Es war Freitagnachmittag. Der riesige neue Flughafen beeindruckte sie gewaltig. Lebhaft ging es zu, aber sie fand sich schnell zurecht und auch gleich den Weg zur S-Bahn, die sie in die City bringen sollte. Dr. Jankovski hatte fürsorglich aufgeschrieben, wann sie aussteigen mußte. Das Hotel konnte sie dann zu Fuß erreichen. Sie hatte ja nur leichtes Gepäck. Sie war ein modernes, selbstbewußtes Mädchen, frei von Hemmungen, sich auch in einem First-Class-Hotel so zu bewegen, daß ihr nicht anzumerken war, welches Neuland sie betrat. Sie ignorierte die teils wohlwollenden, teils herausfordernden Männerblicke und freute sich dann aber doch, daß Dr. Jankovski telefonisch Bescheid gesagt hatte, daß seine Reservierung an sie weitergegeben worden sei.

Eine junge Dame in Vanessa Alter, die hinter dem Tresen ihren Pflichten nachging, lächelte ihr zu, als sie fragte, ob Dr. Holbruck bereits eingetroffen sei.

»Er hatte noch etwas zu erledigen, aber eine Nachricht für Sie hinterlassen«, erklärte die junge Dame.

Sie gab ihr einen Umschlag, auf dem ihr Name stand. Also war auch er bereits informiert, daß sie an Dr. Jankovskis Stelle kam.

In flüchtiger Schrift stand auf einer Visitenkarte: Bin siebzehn Uhr zurück, hoffe Sie dann zu sehen.

Dr. Jörg Holbruck? Sie überlegte. Hatte Dr. Jankovski nicht von einem Jonas geredet? Aber Vanessa machte sich nicht lange Gedanken. Sie fand alles wunderschön, und in dem komfortablen Apartment fand sie alles vor, was ihren Aufenthalt besonders angenehm machen würde.

Bis siebzehn Uhr konnte sie nicht mehr viel unternehmen. So rief sie Dr. Norden an, um ihn zu fragen, wann sie das Päckchen von Dr. Jankovski bringen könne.

Er war nicht mehr in der Praxis, aber sie hatte auch seine Privatnummer auf dem Zettel, den Dr. Jankovski ihr mitgegeben hatte.

Fee Norden meldete sich, und Vanessa erklärte ihr Anliegen. »Leider habe ich um siebzehn Uhr eine Besprechung und kann nicht gleich kommen«, sagte sie. »Wann wäre es Ihnen recht, Frau Dr. Norden?«

»Sie können gern morgen vormittag kommen, Frau Lindow. Oder auch heute abend.«

»Das wäre mir lieber, damit es ja nicht verlorengeht. Dr. Jankovski hat es mir sehr ans Herz gelegt. Dann komme ich abends. Ich halte Sie ja nicht auf«, sagte Vanessa.

Fee und Daniel Norden rätselten schon einige Zeit darüber, was das Päckchen wohl enthalten mochte, das Dr. Jankovski von einem früheren Patienten von Daniel aus den USA für ihn mitgebracht hatte.

»Was kann es denn nur so Wichtiges sein, daß Robert es nicht mit der Post schicken wollte?« meinte Daniel Norden auch jetzt.

Nun, darauf konnte ihnen Robert Kestner keine Antwort mehr geben, denn er war kurz nach seinem Treffen mit Dr. Jankovski bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.

»Wir werden es ja sehen«, meinte Fee.

*

Vanessa hatte geduscht und sich für das Treffen mit Dr. Holbruck umgekleidet. Sie hatte nicht die geringste Vorstellung von ihm. Sie wußte nur, daß er Kunstexperte war und einem Bilderfälscher auf die Spur gekommen war. Warum sich Dr. Jankovski mit ihm in München treffen wollte, wußte Vanessa auch nicht. Er hatte nur gemeint, sie könne darüber einen Bericht schreiben.

Davor fürchtete sie sich nicht, aber von Kunst verstand sie nur soviel, was ihr Auge und ihr Ohr erfassen konnten.

Schon fünf Minuten vor siebzehn Uhr läutete ihr Telefon. Die Männerstimme war ihr sympathisch. Jörg Holbruck bat sie, in den Teeraum zu kommen. Er hätte den Tisch Drei reserviert.

Vanessa warf noch einen kurzen Blick in den Spiegel, zupfte eine Haarsträhne zurecht und war ganz zufrieden mit ihrem Aussehen.

Jörg Holbruck war ebenso überrascht wie sie, als sie sich dann gegenüberstanden. Sie hatte einen älteren Herrn erwartet, er eine weit weniger attraktive Vertreterin von Dr. Jankovski.

»Wo sollen wir anfangen?« fragte er leicht verlegen.

»Das weiß ich auch nicht so recht«, erwiderte sie mit einem flüchtigen Lächeln. »Für mich kam die Reise ganz überraschend. Eigentlich wollte ja Dr. Jankovski sich mit Ihnen treffen.«

»Mit meinem Vater, um es genau zu sagen. Aber mein Vater war auch plötzlich verhindert. Sollte das vielleicht ein Ablenkungsmanöver sein?«

»Inwiefern?« fragte Vanessa überrascht. »Und warum?«

»Weil wir einer ganz brisanten Geschichte auf der Spur sind, die weite Kreise ziehen kann, und in die möglicherweise auch sehr prominente Leute verwickelt sind.«

»Liebe Güte, das ist ja wahnsinnig spannend«, sagte Vanessa. »Bitte, erzählen Sie mehr.«

»Ich weiß nicht, ob das gut ist. Sie könnten dadurch auch in Gefahr geraten. Wir sollten lieber so tun, als wäre es ein ganz privates Treffen. Ich bin mißtrauisch und fühle mich ständig beobachtet.«

»Jetzt auch?«

»Ich bilde es mir vielleicht auch ein, aber da sitzt ein Mann, den ich auch schon in Düsseldorf am Flughafen gesehen habe. Ich habe ein gutes Personengedächtnis.«

»Dann sollten wir uns jetzt vielleicht lieber trennen«, meinte Vanessa. »Ich muß sowieso noch einen Besuch bei Dr. Norden machen. Ich werde mir jetzt ein Taxi kommen lassen.«

»Ich habe einen Mietwagen. Ich kann Sie gern hinbringen. Ich halte es nicht für gut, wenn wir uns jetzt trennen.Wir sollten eher etwas vertrauter miteinander sein.«

»Wie Sie meinen, mir fällt es nicht schwer«, erwiderte sie mit einem umwerfenden Lächeln.

»Mir auch nicht, Vanessa.« Sie errötete, als er ihr tief in die Augen sah.

Das Päckchen hatte sie in ihrer Tasche, und diese hielt sie unwillkürlich noch fester an sich gedrückt, als sie das Hotel verließen, denn ihr war es nicht entgangen, daß der Mann, von dem Jörg Holbruck gesprochen hatte, aufgestanden war, als sie den Teeraum verließen. Sie hatte es in dem Spiegel an der gegenüberliegenden Wand gesehen.

Jörg hatte sie angesteckt mit seiner Vorsicht, aber sie fand es seltsam, daß sie ihm gegenüber gar nicht mißtrauisch war.

Jörg Holbruck kannte sich in München gut aus. Er hatte allerdings auch einen Stadtplan bei sich und fand die Straße mit geübtem Blick, zu der sie fahren mußten.

»Ist das der Dr. Norden, der auch Mitbesitzer des Sanatoriums Insel der Hoffnung ist?« fragte Jörg.

»Das weiß ich nicht. Ich kenne ihn nicht. Ich soll ihm nur etwas von Dr. Jankovski bringen. Sie kennen meinen Chef?«

»Nur dem Namen nach. Mein Vater kennt ihn. Sie lernten sich zufällig auf einem Flug nach Spanien kennen. Hat Jankovski nicht darüber gesprochen?«

»Nein, er ist mein Chef, ich kenne ihn nur beruflich. Ich muß sagen, daß es mich sehr erstaunt hat, daß er mich nach München schickte. Ich bin ja erst Volontärin, und wenn es um Kunstfälschungen geht, bin ich ein völliger Laie. Er fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, das Oktoberfest zu besuchen.«

»Haben Sie Lust?« fragte Jörg.

»Ich bin nicht abgeneigt.«

»Dann nehmen wir es uns doch für morgen vor, oder müssen Sie schon zurück?«

»Erst am Sonntag, sonst hätte es sich ja wirklich nicht gelohnt«, erwiderte sie. Aber jetzt kam es ihr doch merkwürdig vor, daß Dr. Jankovski sie geschickt hatte, und Dr. Holbruck seinen Sohn. Konnte das nicht eine besondere Bedeutung haben? Ein Ablenkungsmanöver, wie Jörg gemeint hatte?

Aber traute ihr Jankovski denn zu, daß sie mit einer umgewöhnlichen Situation fertig werden konnte?

»Ich würde gern wissen, was dieser Dr. Norden für ein Mensch ist«, sagte Jörg nachdenklich.

»Er ist Arzt.«

»Und was sollen Sie ihm bringen?«

»Ein Päckchen, von dem Inhalt habe ich keine Ahnung.«

Sie sah ihn von der Seite her forschend an. »Sie sind aber sehr mißtrauisch.«

»Ich versuche nur zu kombinieren. Wie paßt das zusammen: Mein Vater, Herbert Jankovski, Robert Kestner, Dr. Norden. Irgendeine Verbindung muß da bestehen.«

»Ich weiß dazu nichts zu sagen. Ich kenne nur Dr. Jankovski und jetzt Sie, und ich frage mich, welche Rolle ich spiele.«

»Jedenfalls scheint Ihr Chef großes Vertrauen zu Ihnen zu haben.«

»Ich fand es toll, daß er mich nach München schickte.«

»Ich finde es jetzt auch toll, daß mein Vater mich schickte«, sagte Jörg mit einem hintergründigen Lächeln.

Gleich darauf hielten sie vor Dr. Nordens Haus. »Wenn Sie ihn kennenlernen wollen, müssen Sie mitkommen«, sagte Vanessa.

»Ich warte lieber im Wagen. Es wird doch nicht lange dauern?«

»Ich gebe nur das Päckchen ab. Ich werde es mir bestätigen lassen.«

»Das ist immer gut. Bis bald, Vanessa.«

Danny, der älteste von Dr. Nordens Kindern, öffnete ihr die Hausstür. Er war immer fix und manchmal auch neugierig. Er hatte gehört, daß sich die Eltern unterhalten hatten, was Robert Kestner ihnen wohl schicken würde, und er hatte auch mitbekommen, daß Kestner inzwischen gestorben sei. Es klang sehr spannend, und das mochte Danny.

Vanessa sah aber ganz harmlos aus, allerdings wirklich sehr

hübsch, das registrierte Danny auch schon.

Jetzt kam Fee in die Diele. »Frau Lindow«, sagte sie freundlich. »Nett, daß Sie kommen. Bitte...« Sie machte eine Handbewegung zum Wohnraum.

»Ich will Sie gar nicht stören, nur das Päckchen abgeben.«

»Aber doch nicht zwischen Tür und Angel.«

»Dr. Holbruck hat mich hergebracht. Er wartet im Wagen.«

»Dr. Holbruck? Dann bitten wir ihn doch herein. Der Name ist mir bekannt. Mein Vater kennt ihn gut.«

Es ist merkwürdig, noch eine Verbindung, dachte Vanessa. Langsam wurde es ihr ein bißchen unheimlich. Neugierig war sie jetzt auch.

»Danny, sag mal dem Herrn, der im Auto wartet, Bescheid, daß er hereinkommen soll«, rief Fee ihrem Sohn zu. Und zu Vanessa gewandt: »Bei uns geht es locker zu. Sie müssen sich nichts denken. Wir haben fünf Kinder.«

»Fünf Kinder«, wiederholte Vanessa staunend, und schon kam Danny mit Jörg herein, der Fee Norden formvollendet begrüßte.

Daniel Norden hatte noch mit seinen Zwillingen gespielt, die nun von Lenni zu Bett gebracht wurden. Er musterte die Gäste forschend und begrüßte sie dann lächelnd.

Fee fing von der Insel der Hoffnung an, und Jörg erinnerte sich, daß sein Vater von Dr. Cornelius, Fees Vater, erzählt hatte.

»Ich war zu der Zeit im Ausland«, erzählte Jörg. »Es war nach dem Tod meiner Mutter, als Vater auf der Insel der Hoffnung Trost suchte. Es ist ihm gut bekommen, er sollte es wiederholen. Er mutet sich ein bißchen viel zu.«

Die Kinder waren verschwunden, nachdem sie festgestellt hatten, daß die Unterhaltung für sie nicht von Interesse war. Und Jörg brachte es geschickt heraus, daß Dr. Norden nur Robert Kestner persönlich gekannt hätte.

»Er war vor Jahren mein Patient, und ich hatte Glück, eine so genaue Diagnose stellen zu können, daß eine Operation, zu der er sich entschloß, sein Leben für Jahre verlängerte. Er würde bestimmt noch leben, wenn er nicht durch einen Unfall gestorben wäre. Er war ein interessanter Mann.«

»Würden Sie mir das Päckchen bitte bestätigen?« sagte Vanessa. »Ich bin ja nur eine Angestellte von Dr. Jankovski.«

»Aber sicher geben wir Ihnen eine Bestätigung«, sagte Fee. »Wir haben allerdings keine Ahnung, was er uns schickt.«

»Machen wir es doch gleich auf«, sagte Daniel.

Fee sah Vanessa erwartungsvoll an. »Ich habe keine Ahnung, Dr. Jankovski hat es so in Empfang genommen. Sie sehen, es ist versiegelt.«

Fee brach die Siegel. Das Päckchen war etwa so groß wie ein Schuhkarton und ziemlich schwer. Was da zutage kam, ließ alle staunen. Zuerst eine Ikone, die einen beträchtlichen Wert haben mußte, wie Jörg feststellte.

»Ist sie echt, ich verstehe nichts davon?« fragte Daniel. »Was schreibt er dazu, Fee?«

»Das ist sehr persönlich«, erwiderte sie.

»Dr. Holbruck ist Kunstexperte«, warf Vanessa ein.

»Der Experte ist mein Vater, aber ich verstehe auch etwas davon. Es gibt keinen Zweifel, daß die Ikone echt ist, das sehe ich sofort«, erklärte Jörg.

Es befanden sich noch drei Etuis in dem Karton, aber die öffnete Daniel nicht. Ihm war es beklommen zumute. Er wollte erst mit Fee sprechen, und er wollte auch wissen, was Kestner geschrieben hatte.

»Was dürfen wir Ihnen anbieten?« fragte er.

»Nichts, vielen Dank«, sagte Vanessa hastig. »Wir wollten ja nicht länger bleiben. Wir haben noch etwas vor.«

»Ich schreibe Ihnen eine Bestätigung«, sagte Fee, die auch einen leicht verwirrten Eindruck machte.

»Wo sind Sie zu erreichen, falls wir noch eine Nachricht für Dr. Jankovski haben?« fragte Daniel.

Vanessa nannte ihm das Hotel. »Ich wohne auch dort, falls Sie eine Schätzung benötigen«, sagte Jörg. »Ich möchte Sie aber auch darauf aufmerksam machen, daß solche Kultgegenstände gewisse Gefahren mit sich bringen, da sie in früheren Zeiten auf mysteriöse Weise aus Kirchen und Gedenkstätten verschwanden. Ich will das nicht von dieser behaupten, aber wir haben die Erfahrung gemacht, daß manchmal mit allen Mitteln versucht wird, solche Gegenstände wieder den früheren Besitzern zuzuführen. Hatte Kestner eine religiöse Beziehung zu Ikonen?«

»Das weiß ich nicht«, erwiderte Daniel Norden. »Ich weiß nur, daß er Kunstsammler war und auch ständig Ausschau nach Antiquitäten hielt.«

»Und daß er meinem Vater eine alte Taschenuhr abgeluchst hat«, sagte Fee lächelnd. »Allerdings hat er einen so hohen Preis dafür bezahlt, daß wir ein wichtiges medizinisches Gerät dafür kaufen konnten.«

»Er hat die Ikone bestimmt nicht gestohlen«, sagte Daniel. »Er war ein Ehrenmann.«

Allerdings mußte er später gewisse Einschränkungen machen, als er las, was Robert Kestner geschrieben hatte. Jörg und Vanessa hatten sich gleich verabschiedet, und nun konnten Fee und Daniel den übrigen Inhalt des Päckchens auch enthüllen. In einem Etui befand sich eine wunderschöne Perlenkette, in die auch Brillanten eingereiht waren. In dem zweiten, und im dritten eine goldene Kette mit einem wunderschönen Medaillon.

»Guter Gott, das hat doch einen immensen Wert«, sagte Fee. »Aber es ist nicht antik, höchstens zwanzig Jahre alt. Soviel verstehe ich auch von Schmuck. Bis auf das Medaillon, das könnte schon aus dem vorigen Jahrhundert stammen. So was wird heute nicht mehr hergestellt. Wie kommt er nur dazu, uns so was zu schicken?«

»Er hat es doch geschrieben.«

Lieber Daniel Norden, ich denke, daß ein alter Mann sein Haus wohlbestellt wissen soll. Da ich auf dieser Welt niemanden habe, außer ein paar guten Freunden, möchte ich einiges, was mir besonders am Herzen liegt, in guten Händen wissen. Da ich das Glück hatte, in Dr. Jankovski einen zuverlässigen Mann kennenzulernen, habe ich ihn gebeten, ein Päckchen für Sie mit nach Deutschland zu nehmen und es Ihnen möglichst selbst zu übergeben. Es gibt wenige Menschen, denen ich vertraue. Zu diesen gehören Dr. Jankovski und Dr. Holbruck. Ich konnte eine interessante Zeit mit ihnen verbringen. Mit der Ikone hat es eine besondere Bewandtnis. Wenn ich sie betrachte, erinnere ich mich an jenen Tag, als Sie mich untersuchten, Dr. Norden. Sie sagten mir, daß man manchmal nicht umhin kommt, einen Körper zu öffnen, um genau festzustellen, was sich in seinem Innern abspielt. Und so war es ja auch bei mir. Das Übel wurde entdeckt und entfernt, und ich konnte genesen. So gebe ich die Ikone in Ihre Hände. Und Sie werden ergründen, was sie wirklich wert ist. Sie und Ihre außergewöhnliche Frau haben sicher das richtige Verständnis für meine Bitte. Irgendwie belastet es mein Gewissen jetzt, wenn ich nicht weiß, woher manche Kunstwerke, die ich erwerben konnte, stammen. Den Schmuck habe ich für eine Frau gekauft, die ich sehr geliebt habe. Leider war es mir nicht vergönnt, mein Leben mit ihr zu verbringen, sonst wäre ich wohl nicht so ein Spinner geworden, wie man mich gern bezeichnet. Ich hoffe, daß Ihre Frau Freude daran hat, und besonders das Medaillon soll ein Glücksbringer sein. Ich weiß Ihre Güte und Menschlichkeit zu schätzen und hoffe, daß Sie an meiner Aufrichtigkeit Ihnen gegenüber niemals zweifeln. Umgeben von all den Schätzen, die ich gehortet habe, fühle ich mich jetzt manchmal wie von Geistern bedroht. Gott möge mir vergeben, wenn ich etwas Unrechtes getan habe. Es grüßt Sie und Ihre Familie, die Gott behüten möge, in Dankbarkeit. Ihr Robert Kestner.

»Als hätte er geahnt, daß er nicht mehr lange leben würde«, sagte Daniel.

»Und wenn es kein Unfall war?« meinte Fee. »Was machen wir denn jetzt mit der Ikone? Irgendwie ist der Brief merkwürdig.«

»Geben wir sie Holbruck. Er ist der Kunstexperte. Er kann am ehesten in Erfahrung bringen, woher sie stammt.«

»Warum hat Kestner sie nicht gleich ihm gegeben?« meinte Daniel. »Laß uns alles in Ruhe überdenken, Feelein.«

»Ich habe aber kein gutes Gefühl, Schatz. Warum wieder ausgerechnet wir?«

»Mei, wir sind halt so vertrauenerweckend«, lachte er.

»Und warum nicht Holbruck, wenn er doch schon mit ihm zusammen war?«

»Vielleicht hat Kestner gefürchtet, daß Holbruck ihn für einen Dieb halten könnte. Jedenfalls scheint er ganz schön verunsichert gewesen zu sein, was die Ikone anbetraf.«

»Könnte ihm jemand gedroht haben? Auf deutsch gesagt, er hatte ein schlechtes Gewissen.«

»Und er vertraute darauf, daß wir ihn für einen ehrlichen Menschen halten.«

»Das war er auch, aber diese kleinen oder großen Leidenschaften bringen Sammler manchmal in einen Zwiespalt. Es ist wie mit einer schönen Frau, die man begehrt. Da ist einem jedes Mittel recht, sie zu bekommen.«

»Du mußt es wissen«, lachte Fee.

»Natürlich weiß ich es. Was mußte ich mir denn alles einfallen lassen, um dich zu überzeugen, daß ich nur dich liebe.«

»Du hättest mir nur keinen Grund zur Eifersucht geben müssen.«

»Ich habe dir keinen gegeben. Du hast es dir eingebildet, daß es andere gibt. Ich konnte doch nichts dafür, daß andere sich so viel Mühe gaben, mir zu gefallen, während du mir die kalte Schulter zeigtest.«

»Seid ihr wieder mal bei den ollen Kamellen?« ertönte da Dannys Stimme. »Sagt lieber, was in dem Päckchen ist.«

»Nichts für euch, du Naseweis«, bekam er von Fee zu hören.

»Na dann, wird schon nichts Besonderes sein«, meinte er.

Aber Daniel und Fee faßten den Entschluß, Dr. Holbruck einzuweihen.

*

»Fahren wir auf die Wiesen«, sagte Jörg zu Vanessa, als sie die Nordens verlassen hatten.

»Auf welche Wiesen?« fragte sie leicht empört zurück.

»Hier nennt man das Oktoberfest ›die Wiesen‹. Wir können dort etwas essen, da lernen Sie gleich die Atmosphäre in einem Bierzelt kennen.«

»In Hamburg nennen wir es den Dom«, sagte Vanessa, »aber mich kann das nicht begeistern.«

»In München geht es ein bißchen anders zu, aber man muß schon die richtige Einstellung mitbringen.«

»Und wenn man Auto fährt, darf man nichts trinken«, sagte sie neckend.

»Deshalb bringen wir das Auto auch zum Hotel und fahren mit dem Taxi hin.«

»Ist es denn nicht schon zu spät?«

»Iwo, jetzt ist doch erst die richtige Stimmung, und ein Gutes hat es auch, weil um dreiundzwanzig Uhr Schluß ist. Und wenn es Ihnen gefällt, können wir morgen ja noch länger hingehen.«

»Eigentlich möchte ich mir auch noch einige Sehenswürdigkeiten anschauen«, sagte Vanessa. »Die Pinakothek und das Deutsche Museum, Nymphenburg und den Botanischen Garten.«

»Da müßten Sie aber schon länger bleiben, Vanessa. Aber vielleicht ergibt es sich, daß wir uns öfter mal hier treffen.«

»Das kostet Zeit und Geld«, sagte sie. »Ich bin kein reiches Mädchen. Ich lebe allein mit meiner Mutter und habe keinen Vater. Meine Mutter hat einen Friseursalon.«

Sie sagte es hastig herunter, wie um ihn darauf aufmerksam zu machen, daß sie nicht in seine Kreise passen könnte.

»Das gefällt mir«, sagte er. »Ich kann diese versnobten reichen Töchter nicht ausstehen. Ich gehe auch nicht gern auf Partys, nur, wenn es nicht zu vermeiden ist. Und ich bin auch kein Snob, mein Vater erst recht nicht. Sie sind ein ganz besonders sympathisches Mädchen, Vanessa.«

Sie waren wieder beim Hotel angelangt. Er fuhr den Wagen in die Tiefgarage. Vanessa wartete draußen, und da sah sie wieder jenen Mann aus dem Teeraum. Er kam jetzt auf sie zu.

»So allein«, sagte er, und diese plumpe Tour stieß sie sofort ab.

Sie maß ihn nur mit einem abweisenden Blick und entfernte sich. Und da kam zum Glück auch schon Jörg.

»Der Mann aus dem Teeraum hat mich angequatscht«, sagte sie. »Aber jetzt hat er sich aus dem Staub gemacht.«

»Ich werde Sie nicht einen Augenblick mehr aus den Augen lassen«, sagte Jörg und legte den Arm um ihre Schultern. So gingen sie zum Taxistand.

Es war ein schöner milder Abend. Sie bummelten durch die Budenstraßen und fanden Platz in einem Zelt. Sie aßen Hähnchen und tranken zusammen eine Maß Bier, und ihre Stimmung ließ nichts zu wünschen übrig.

Viel zu schnell verging die Zeit. Auf dem Rückweg kauften sie noch gebrannte Mandeln und Magenbrot, und dann beschlossen sie, zu Fuß zum Hotel zurückzugehen.

Es war noch viel Betrieb in den nächtlichen Straßen, wie man es zu normalen Zeiten in München gar nicht gewohnt war.

»Zur Feier des Tages könnten wir in der Hotelbar eigentlich noch ein Glas Champagner trinken«, sagte Jörg.

»Was gibt es denn zu feiern?« fragte Vanessa.

»Daß ich dich kennengelernt habe«, erwiderte er dicht an ihrem Ohr, und ein Kribbeln lief durch ihren Körper.

*

In Hannover, in Dr. Jankovskis Wohnung, saßen Herbert Jankovski und Jonas Holbruck vor dem Kamin, in dem ein lustiges Feuer flackerte.

»Ich bin gespannt, wie sich unsere beiden jungen Leute verstehen«, sagte Herbert Jankovski verschmitzt.

»Ich fürchte, daß Jörg schon dahintergekommen ist, daß es sich um ein Ablenkungsmanöver handelt. Aber für uns wäre es ein schlechter Zeitpunkt gewesen, uns in München zu treffen.«

»Obgleich ich gern mal wieder auf die Wiesen gegangen wäre«, sagte Herbert. »Es war eine schöne Zeit, als ich in München studierte.«

»Ich bin nicht mehr unternehmungslustig«, sagte Jonas. »Aber wenn diese Vanessa so nett ist, wie du sagst, Herbert, gönne ich meinem Jungen ein fröhliches Wochenende.«

»Sie ist ganz besonders reizend und auch mein ganz besonderer Schützling.«

»Aber ist es auch nicht ein bißchen mehr?«

»Ich könnte ihr Vater sein, und ich wünschte, sie wäre meine Tochter, denn ihr Vater war ein Bruder Leichtfuß. Aber sie und auch ihre Mutter wissen nicht, daß ich ihn kannte.«

»Du bist ein richtiger Heimlichtuer. Weißt du, was sich in dem Päckchen befindet, das Kestner dir mitgab?«

»Nein, das hat er mir auch nicht gesagt. Aber ich frage mich immer wieder, ob er ahnte, daß er bald sterben würde.«

»Einen Unfall kann man doch nicht voraussehen.«

»War es wirklich ein Unfall? Es passiert öfter, daß jemand überfahren wird und der Fahrer Unfallflucht begeht«, sagte Jonas nachdenklich, »er hatte doch keine Feinde. Er lebte so zurückgezogen.«

»Mit all seinen Kostbarkeiten und Heiligtümern. Er trieb doch einen richtigen Kult damit. Ich bin dabei, seine Aufzeichnungen zu verwerten, die er mir sozusagen vermacht hat.«

»Und ich bin dabei, seinen Nachlaß so zu verteilen, daß kein Museum zuviel bekommt.Was hat er nun davon gehabt. Ob er es jeden Tag angesehen hat, was er alles angesammelt hat?«

»Das traue ich ihm schon zu, und du müßtest es doch am besten verstehen, wie fixiert man auf solche Hobbys sein kann.«

»Ja, bei Kestner war es mehr eine fixe Idee. Ihm konnte man auch gute Fälschungen andrehen. Er war ein Eigenbrötler mit viel Geld, und leider ließ er sich mit Händlern ein, die nicht besonders seriös waren. Er war gutgläubig und hielt sich für einen Kenner. Ich weiß, wie schwer es manchmal ist, ein Original von einer Fälschung zu unterscheiden. Jörg ist gerade einem Fälscherring auf der Spur, der sich über ganz Europa verteilt.«

»Das kann sehr gefährlich sein«, sagte Herbert Jankovski. »Und wenn er mit Vanessa darüber spricht, könnte sie gleich Feuer und Flamme sein. Sie sucht nach einer abenteuerlichen Story. Sie ist sehr ehrgeizig. Aber ich will nicht, daß sie in Gefahr gerät.«

»Das würde Jörg auch nicht zulassen. Dein Schützling wird auch von ihm beschützt werden, da bin ich sicher.«

*

Jörg und Vanessa hatten freilich keine Ahnung, was da geredet wurde. Jörg wußte gar nicht, daß sein Vater nach Hannover gefahren war. Er machte sich auch keine Gedanken mehr, daß sein Treffen mit Vanessa ein Ablenkungsmanöver sein könnte. Er war einfach glücklich, mit ihr zusammenzusein, und sie war es auch.

Nach ihrem Wiesenbummel hatten sie noch zwei Gläser Champagner getrunken. Dann hatte Vanessa einen zärtlichen und recht langen Gutenachtkuß bekommen, der sie wie über dem Boden schweben ließ. Sie war genauso bis über beide Ohren verliebt wie Jörg, und sie träumte dann auch von ihm. Aber es war ein aufregender Traum, wechselnd zwischen Freude und Traurigkeit, zwischen Lachen und Weinen, aber als sie erwachte, konnte sie keine Zusammenhänge mehr finden. Sie hatte plötzlich nur ein Angstgefühl, daß das Glück mit Jörg auch so schnell vorbei sein könnte.

Sie trafen sich zum Frühstück. Ein verlockendes Büfett war aufgebaut, an dem sie sich laben konnten. Sie hatten keine Eile und genossen ihr Beisammensein. Sie stellten fest, daß sie auch ungefähr den gleichen Geschmack hatten, abgesehen davon, daß Jörg Wurst bevorzugte und Vanessa Käse, aber beim Müsli und den Konfitüren stimmten sie völlig überein.

Plötzlich fiel ihr etwas von dem Traum ein. Sie erzählte es Jörg.

»Wir waren in einer Menschenmenge, und plötzlich warst du verschwunden. Ich habe dich gesucht, aber nicht gefunden. Dann wurde ich verfolgt. Ich lief und lief, und der Verfolger kam immer näher, und dann fiel ich. Hast du schon mal im Traum das Gefühl gehabt, daß du fällst?«

»Ich kann mich nie erinnern, wenn ich träume. Ich träume nicht so intensiv«, sagte er. »Denk dir nichts, es war ja nur ein Traum, und ich laufe dir nicht weg, Vanessa.«

»Morgen muß ich schon wieder zurück«, sagte sie nachdenklich.

»Hannover liegt nicht aus der Welt, und außerdem gibt es Telefon. Aber heute und morgen sind wir zusammen und alles andere wird sich finden.«

Er wurde jetzt zum Telefon gerufen. »Bin gleich zurück«, sagte er und streichelte schnell ihre Wange.

Er war wirklich schnell zurück, aber er war nachdenklich.

»Es war Dr. Norden. Er hat mich gebeten, die Ikone zu begutachten. Da konnte ich schließlich nicht nein sagen, weil sie in dem Päckchen war, das du ihm gebracht hast. Ich habe gesagt, daß ich dich mitbringen werde.«

»Ich verstehe aber gar nichts davon.«

»Das brauchst du auch nicht. Manche Fälschungen kann ich auch nicht gleich feststellen. Diese Ikone sah echt aus, aber ich habe sie nicht genauer gesehen.«

»Vielleicht möchte er nur wissen, was sie wert ist. Dr. Jankovski hat das Päckchen aus Amerika mitgebracht. Fahren wir gleich hin?«

»Ich bin dafür. Anschließend möchte ich noch zu einer Galerie fahren. Dann können wir noch in die Pinakothek gehen, wenn du willst. Oder wir gehen zuerst dorthin.«

»Das sehen wir dann schon. Fahren wir zuerst zu Dr. Norden. Frau Norden ist eine bezaubernde Frau.«

»Du bist auch bezaubernd«, stellte er fest.

Ihre Augen leuchteten wie Sterne, als sie ihn anblickte. Ihr Blick sagte alles, was sie fühlte, und er hätte sie am liebsten gleich geküßt. Das holte er aber nach, als sie im Wagen saßen.

»Du bist bezaubernd und unwiderstehlich, Vanessa«, sagte er. »Ich möchte, daß wir immer zusammenbleiben.«

»Das geht doch nicht. Ich kann nicht weg von Hannover, und meine Ausbildung ist auch wichtig.«

»Eine räumliche Trennung bedeutet doch nicht, daß wir nicht verbunden sind. Eines Tages werden wir dann schon ganz zusammenbleiben. Denkst du nicht auch so?«

»Es wäre schön«, sagte sie leise.

»Es liegt ganz an uns selbst,Vanessa. Gerade durch eine räumliche Trennung werden wir bald feststellen können, was wir einander bedeuten.«

Dr. Norden Extra 4 – Arztroman

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