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Kapitel 2 - Eine neue Welt

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Mai 1764. Eine junge Frau kämpft sich zusammen mit ihrem kleinen Sohn durch die Wälder der Green Mountains. Nach einem mehrtägigen Fußmarsch erreichen sie die junge Siedlung White-Oaks.

Die Siedlung ist geprägt von englischen Einwanderern und lebt streng religiös nach einem protestantischen Splitter Glauben. Als die junge Mutter und ihr Kind die saftig, grünen Felder vor der Siedlung erreichen, brechen sie erschöpft zusammen.

Der Feldarbeiter Roger McDowell und sein Sohn Eric, sehen wie die beiden zu Boden sinken.

Mr. McDowell: “Cathy, schnell, hol Hilfe. Hol Dr. Vernon zu unserem Haus”.

Mr. McDowell: “Eric pack mit an. Schnapp dir das Kind, ich trage die Frau”.

Eric: “Ja Vater, ist gut”.

Die beiden Männer tragen Frau und Kind in ihr nahegelegenes Haus. Kurz darauf erscheint Mrs. McDowell zusammen mit Dr. Vernon. Mutter und Kind liegen in Erics Bett.

Dr. Vernon: “Roger, Eric. Was haben wir denn hier”.

Mr. McDowell: “Ich weiß nicht Dr. Vernon. Die beiden kamen aus dem Wald auf die Felder gelaufen. Eric und ich haben gesehen wie die beiden zu Boden gefallen sind.

Dr. Vernon: “Die Köpfe sind warm, der Schweiß ist kalt. Ein paar Nächte unter einer warmen Decke und eine gute Suppe sollten reichen damit die beiden wieder auf die Beine kommen.

Mrs. McDowell: “Ist gut Dr. Vernon”.

Die Nachricht über die Ankunft der beiden verbreitet sich schnell in der 300 Seelen Gemeinde. Am Abend sitzt Roger McDowell wie so oft in der Schenke von Randall Walker. Die anderen Bürger stellen neugierig Fragen. Allen voran der Pfeife-rauchende Schankwirt Randall Walker.

Mr. Walker: “Sag mal Roger, wo kommen die beiden denn eigentlich her”.

Mr. McDowell: “Keine Ahnung Randall. Die beiden sind noch nicht aufgewacht. Cathy kümmert sich gerade um die Frau und den Jungen”.

Mr. Barnes: “In Beaver Grove soll es kürzlich einen Überfall gegeben haben. 2 Männer wurden dabei getötet”.

Mr. Haywood: “Und du glaubst die wurden von einer Frau und einem Kind ermordet? Das waren diese gottverdammten Irokesen. Die wollen Blut sehen”.

Mr. Preston: “Der Krieg ist vorbei Ernest”.

Mr. Haywood: “Der Krieg ist nie so wirklich vorbei mein Junge. Das lernst du noch im Laufe der Jahre. Indianer vergessen nicht so schnell”.

Mrs. Blumington: “Sie kamen aus dem Wald. Ihr wisst was das heißt, ihr wisst was da haust. Und Theodor Smith hat es auch gewusst“.

Mr. Walker: “Jetzt fangen Sie nicht wieder damit an Emma“.

Mr. McDowell: “Wie kann ein Hufschmid nur so paranoid sein. Ich glaube nicht dass die beiden etwas mit den Morden in Beaver Grove zu tun haben”.

Mr. Walker: “Ja, aber wissen tust du es eben auch nicht. Jones sollte sich mal mit den beiden unterhalten”.

Mrs. Walker: “Trevor Jones kann sich mit den beiden gerne unterhalten wenn sie wieder gesund sind. Und solange sollten wir zu unserem Herren beten das die beiden wohlbehütet und gesund wieder aufwachen”.

Mr. Walker: “Für wahr Frau. Aber ist unser Herr auch ihr Herr”?

Mr. McDowell: “Das finden wir heraus wenn die beiden aufwachen”.

Es ist Samstag. Der Morgentau liegt sanft auf den Gräsern vor dem Gotteshaus der Gemeinde. Die Kirchenglocke läutet die Gemeinde zum Gottesdienst zusammen. Referent Duncan Gilford hält eine Predigt über den Zusammenhalt der Gemeinde in schweren Zeiten wie diesen.

Denn die Ernte fiel in den letzten beiden Jahren schlecht aus, die Vorräte der Stadt sind knapp. Und Theodor Smith wird seit dem vorletzten Herbst vermisst. Er kommt auch auf die Neuankömmlinge in seiner Predigt zu sprechen.

Referent: “Nun lasset uns beten, auch für die armen Seelen die gestern die Tore unserer Siedlung erreicht haben. Denn der Herr Sprach- liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Und beschütze jene die schutzlos dir die Hand reichen, auf das der Engel der Gerechtigkeit keinen Groll verspüren muss”.

Als die Predigt vorüber ist unterhalten sich einige Gemeindemitglieder vor der Kirche. Vielen Bürgern sind die Neuankömmlinge suspekt.

Mr. Preston: “Cathy. Sind die Neuankömmlinge schon aufgewacht”?

Mrs. McDowell: “Bis jetzt noch nicht. Eric ist zu Hause falls sie während der Messe aufwachen”.

Mr. Blanchard: “Ist der Junge groß genug zum arbeiten”?

Mr. McDowell: “Nein, der ist vielleicht 6 oder 7 Jahre alt”.

Mr. Walker: “Na toll, noch ein Maul das die Gemeinde ohne Arbeitskraft durchfüttern muss”.

Mr. Blake: “Teilen ist nicht ihre Stärke, nicht wahr Mr. Walker. Dabei haben sie andere beim Teilen immer sehr gut bedacht”.

Mr. Walker: “Was führt dich denn hierher? Niemand mag die verdammten Iren”.

Mr. Blake: “Und in England mag niemand euren doppel moralischen Glauben, deshalb seid ihr doch hier, ist es nicht so Mr. Walker”?

Referent: “Genug jetzt. Hütet eure Zunge und hütet euer Herz Mr. Blake. Erinnert euch an die Worte des Herren und gehet in Frieden”.

Mr. Walker: “Und erinnert euch an meine Worte Referent. Verrückte Iren sind seelenlose Bastarde die der Herrgott nicht im Himmel haben möchte”.

Mr. Blake: “Gesprochen wie ein wahres Kind Gottes”.

Wutentbrannt verlässt Randall Walker mit seiner Frau das Kirchengelände. Er konnte Elias Blake vom ersten Tag an nicht ausstehen. Ein stattlicher junger Mann, mit blonden Haaren und grünen Augen. Ein Mann mit Überzeugungen der auch keiner Konfrontation aus dem Weg geht. Er wohnt etwas außerhalb der Gemeinde. Er baut sich eine Apfelplantage auf, züchtet Hühner und anderes Kleinvieh.

Mr. & Mrs. McDowell spazieren nach dem verbalen Scharmützel der beiden Streithähne über den steinigen Feldweg den Hügel hinab. Vorbei an den ersten Gräbern der Gemeinde und den drei alten Weißeichen der die Stadt ihren Namen hauptsächlich verdankt. Als sie in ihrem bescheidenen Holzhaus ankommen, sehen sie dass die ihre Gäste endlich aufgewacht sind.

Mr. McDowell: “Guten Morgen. Eric, hol bitte Mr. Jones. Ich hätte gerne dass der Richter bei unserem ersten Gespräch dabei ist”.

Eric: “Ja ist gut Vater”.

Mrs. McDowell: “Wie fühlen Sie sich mein Kind”?

Hendrika: “Dankeschön. Ich fühle mich schwach, benommen”.

Mrs. McDowell: “Und Ihr Kind”?

Hendrika: “Balthasar. Er ist noch nicht ganz bei sich. Aber ich denke er berappelt sich wieder”.

Mrs. McDowell: “Kommen Sie mit, setzen Sie sich mit Ihrem Sohn an den Kamin. Die Wärme wird Ihnen beiden sicher gut tun”.

Kurz darauf kehrt Eric zusammen mit dem Richter der Stadt Trevor Jones zurück. Hendrika und ihr Sohn saßen nahe am offenen Feuer des Kamins, auf einer Holzbank um sich zu wärmen.

Mr. Jones: “Guten Morgen zusammen. Mein Name ist Trevor Jones und ich bin hier das Gesetz. Wissen Sie wo sie sind

Ms…. “?

Hendrika: “Ms. Bokhoeven. Aber nennen sie mich ruhig Hendrika”.

Mr. Jones: “Na gut Ms. Bokhoven. Sie befinden sich gerade in White-Oaks, Vermont. Wo kommen sie her”?

Hendrika: “Wir kommen aus Grenault. Ein paar Tagesmärsche nördlich von hier”.

Mr. McDowell: “Ich kenne diesen Ort nicht. Das klingt Französisch”.

Mr. Jones: “Roger, ich darf doch sehr bitten. Aber er hat Recht. Sind sie Französin”?

Hendrika: “Nein, ich komme aus den Niederlanden. Ich bin vor 9 Jahren mit einer Gruppe Siedlern in Grenault angekommen”.

Mr. Jones: “Und der Junge, ist das ihr Kind”?

Hendrika: “Ja. Das ist Balthasar. Mein Mann war Franzose. Er kämpfte gegen die Irokesen. Er ist vor 3 Jahren gefallen”.

Mrs. McDowell: “Das tut mir leid mein Kind”.

Mr. Jones: “In Beaver Grove wurden kürzlich 2 Männer ermordet. Was wissen Sie darüber”?

Hendrika: “Ich kenne diesen Ort nicht”.

Mr. McDowell: “Warum haben Sie dieses Grenault verlassen”?

Hendrika: “Wir haben es nicht verlassen. Wir wurden vertrieben! Die Irokesen, sie kamen in der Nacht. Ich hörte Schreie, Kampfgeheule. Pfeile und Feuer flogen durch die dunkle Nacht. Häuser brannten. Sie machten die Nacht zum Tage. Der Tod ging umher in Grenault. Und ich wollte nicht das er die Hand nach meinem Kind ausstreckt. Ich schnappte mir meinen Jungen und ein Pferd. Wir ritten so schnell wir konnten durch die Nacht. Nach einiger Zeit hat uns das Pferd dann abgeworfen”.

Trevor Jones wirft Roger und Cathy McDowell skeptische Blicke zu. Er zweifelt an Hendrikas Geschichte.

Mr. Jones: “Und dann, wie haben Sie es durch die Wälder geschafft”?

Hendrika: “Dann gingen wir zu Fuß weiter. Tag und Nacht, durch Kälte und Regen. Mehr als einmal dachte ich wir würden es nicht schaffen. Und irgendwann waren wir dann doch am Ende des Waldes angelangt. Ich sah die grünen Felder vor ihrer Siedlung. Und dann,.....”.

Mr. McDowell: “Und dann”?

Hendrika: “Wir traten aus dem Wald, aus der Finsternis die uns umgab und dann, dann sah ich Sie, bevor mich die Dunkelheit umfing. Und nun wachte ich hier auf”.

Mr. McDowell und Mr. Jones gingen in das Esszimmer. Mr. Jones ging den kargen Holzboden auf und ab. Mr. McDowell lehnte auf seinem Stuhl.

Mr. McDowell: “Was glauben Sie Richter”.

Mr. Jones: “Ich denke nicht dass diese zierliche Person die zwei Männer in Beaver Grove getötet hat. Aber ich kann mir nur schwer vorstellen dass ausgerechnet diese beiden einen Angriff der Irokesen überlebt haben.

Mr. McDowell: “Sie können die beiden nicht unter Arrest stellen”.

Mr. Jones: “Das möchte ich auch nicht. Aber die Gemeinde kann die beiden nicht mit durchschleppen. Schon gar keine alleinstehende Frau. Und wer garantiert unserer Kirchengemeinde das Ms. van Bokhoeven tatsächlich verheiratet war, bzw. verwitwet ist. Die beiden kamen aus dem Wald Roger. Sie kennen die Ängste der Menschen hier. Und die Narben in meinem Gesicht, sie sind das Werk der Irokesen. Nur mit Mühe, Not und Gottes Hilfe habe ich überlebt.

Mr. McDowell: “Dann glaube ich, hat Gott auch diesen beiden Menschen geholfen”.

Die kommenden Tage verflogen, die Nächte vergingen. Hendrika und Baltasar erholten sich unter dem Dach der McDowells allmählich von den Strapazen ihrer Flucht. Der Richter verfügte eine Ratsversammlung in der Schenke von Mr. Walker. Der Gastank schalen Bieres und frischen Erbrochenen durchdrang die spartanisch eingerichtete Schenke.

Ein großer Bau, bestehend aus der Schenke selbst und einem Nebengebäude mit Schlafzimmern. Erbaut aus Findlingen und morschen Holz. Jedoch mit ausgezeichneter Küche und großer Feuerstelle.

Der Gemeinderat diskutierte öffentlich im Beisein von Hendrika und Balthasar. Einige Bewohner waren zu der Debatte gekommen.

Mr. Walker: “Meine Herren, ich darf doch bitten. Der ehrenwerte Richter Trevor Jones hat das Wort”.

Mr. Jones: “Danke Mr. Walker. Ich möchte gleich anführen, dass es sich hier keinesfalls um eine Gerichtsverhandlung handelt, sondern um eine Gemeinderatssitzung. Die Frage ist, wie sollen wir mit Ms. van Bokhoeven und ihrem Sohn umgehen”?

Mr. Blanchard: “Bei allem Respekt euer Ehren. Diese fromme Gemeinde hat keinen Platz für eine alleinstehende Hure die einfach so mit einem Balg aus dem Wald auftaucht. Unsere Vorräte sind knapp, wozu noch zwei Mäuler durchfüttern”?

Mr. McDowell: “Mäßigen Sie sich William. Ich habe die beiden eine Woche lang beherbergt und es hat ganz gut geklappt. Und niemand möchte dass die beiden etwas umsonst bekommen.

Mr. Blanchard: “Ich nehme an ihr beherbergt- und fütter dann auch weiterhin diese niederländischen Wilden”?

Mr. McDowell: “Gewiss nicht, auf Dauer kann meine Familie das auch nicht stemmen. Zumal der Junge in die Schule gehen muss. Auch die möchte bezahlt werden. Welcher der edlen Herren hier würde denn seine Hilfe anbieten”?

Großes Schweigen überkommt die nörgelnde Runde. Niemand meldete sich. Nur das flackern der Flammen im Kamin und das Knistern des Holzes erfüllen den Raum. Dann spricht plötzlich doch jemand.

Mr. Blake: “Ms. van Bokhoeven kann auf meinen Feldern arbeiten. Ich kann ihr zwar nicht viel dafür bezahlen, aber es wird zum Essen reichen. Bedauerlicherweise ist mein Haus jedoch nicht groß genug dass die beiden bei mir wohnen könnten.

Mr. Walker: “Sie können hier in der Schenke wohnen. Ich habe noch ein kleines Zimmer frei das ich nicht an reisende vermiete. Und wenn Ms. Bokhoeven dazu bereit ist mir in der Schenke gelegentlich zu helfen, kriegen wir das auch mit den Kosten für die Schule hin”.

Mr. Barnes: “Ihr wollt ein ehrloses Weib in unsere Gemeinde lassen? Schande über euch Tölpel. Den Irokesen entkommen. Glaubt dieser Hure und ihrem Bastard kein Wort”.

Mrs. Blumington: “Nikolas Barnes hat Recht. Denkt an den armen Theodor Smith. Böses wohnt in diesen Wäldern und nur böses passiert den Wald“.

Die Tochter des Richters, May Jones ergreift das Wort. May ist 20. Eine schöne junge Frau, mit Liebe zum Glauben und zur Musik. Sie verkörpert idealistische Werte und kommt mehr nach ihrer verstorbenen Mutter als nach ihrem Vater.

May: “Schande über euch Nikolas Barnes und Schande über euch Mrs. Blumington. Menschen abzuweisen die unsere Hilfe benötigen, das hat euch nicht unser Gott gelehrt”.

Mr. Barnes: “Mein Gott hat mich gelehrt dass niemand den Irokesen entkommt, schon gar nicht kleine Frauen und Kinder”.

Mr. Jones: “Schweigt Nikolas. Es ist beschlossen. Wenn es für Sie in Ordnung ist Ms. Bokhoeven, dann arbeiten Sie auf den Feldern von Elias Blake und wohnen in der Schenke von Mr. Walker”.

Hendrika: “Ja natürlich, das ist es. Ich bin der Gemeinde sehr dankbar dafür”.

Mr. Jones: “Nun denn, so sei es”.

Die Hexe von White Oaks

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