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II.

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Das Kleid zerrissen mir die Hecken,

„Der Schuh blieb im Gestrüppe stecken,

„Das Haar verwirrte mir der Wind;

„Ich bin ein armes Wanderkind.

„Der Vater würfelte beim Weine,

„Die Mutter starb am Strassenraine,

„Uns Kinder trieb die Noth hinaus,

„So betteln wir von Haus zu Haus.

„Ich schritt durch heisse Sonnengluthen,

„Ich schritt durch kalte Regenfluthen,

„An eurer Thüre stockt der Fuss, —

„Ein Bettelliedchen ist mein Gruss!“

Die Stimme klang so süss und helle,

Es pochte wie von kleiner Hand,

Die Thür ging auf, und vor der Schwelle

Ein schlankes Kind im Regen stand.

Der Blick, die bittende Geberde

Umstrickten lieblich Herz und Sinn.

— „Tritt ein, und wärme dich am Herde!“

Sprach Angiola zur Bettlerin.

War es das Weh der eignen Seele,

Das sie zum Mitleid mächtig zwang?

— „Wer bist du?“ frug sie sanft, — „erzähle,

„Wer lehrte dich so holden Sang?“

— „Coghetta heiss’ ich,“ sprach die Kleine.

„Ich singe noch der Weisen viel,

„In jedem Städtchen lernt’ ich eine,

„Versteh’ mich auch auf’s Saitenspiel.

„Am Pfeiler dort hängt eine Laute ...

„Es zog mich hin, gleich als ich kam; —

„Ach, wenn ich mich nur recht getraute, —

„Doch jener Mann ist mir wohl gram.

„Was schaut er nur so streng? Wie heisst er?

„Aus seinem Aug’ blickt Last und Qual —“

Da bat die Frau den jungen Meister:

— „Sprich zu dem Kinde, mein Gemahl!“

— „Was soll ich mit der tollen Kleinen?“

Frug Mario Peri fast verstimmt.

„Sie wird erschrecken, schmollen, weinen,

„Wenn man ihr dann das Spielzeug nimmt.“

— „Wie schade!“ sprach das Mädchen leise.

„Er stösst mich fort, er mag mich nicht.

„So hässlich rauh ist seine Weise,

„So hübsch und jung ist sein Gesicht.“

Die niedliche Gestalt verneigte

Sich spöttisch. Nicht ganz unbedacht

Entglitt der Mantel, und sie zeigte

Ihr Kleidchen von verblich’ner Pracht.

Es war aus rosenrother Seide,

Mit gelbem Flittergold gestickt,

Blechmünzen trug sie zum Geschmeide,

Der Spitzenkragen war geflickt.

Sie zupfte die zerknüllten Schleifen,

Sie stellte sich vor’s Spiegelglas,

Das feuchte Haar zurückzustreifen,

Und summte lächelnd dies und das.

— „Vergebt, —“ der Meister sprach’s mit Stocken,

Sein Blick verfolgte sie gespannt, —

„Der Mantel, — Eure kurzen Locken, —

„Ich hab’ Euch ganz und gar verkannt.

„Ich hab’ so bitter Euch gescholten,

„Ich war so launisch, war so blind, —

„Vergebt, — es hat dem Kind gegolten,

„Doch Ihr, — Ihr seid —“ — „Ich bin kein Kind!

„Ihr aber seid recht unmanierlich,

„Ich bin kein Kind, das ist wohl klar!“

Sie rief’s halb trotzig, halb possirlich,

Und fuhr sich durch das krause Haar.

Laut lachte Peri, und sie wandte

Vertraulich ihm das Köpfchen zu.

— „Ei, und wer ist denn dein Amante,

„Du süsse, kleine Puppe du?“

Sie prüfte mit dem Blick ihn flüchtig:

— „Allori war’s, der Comödiant.

„Ich hass’ ihn, er war eifersüchtig,

„Und treulos hat er mich genannt.“

Da hob der junge Meister sachte

Ihr Angesicht zu sich empor,

Sie schloss die Augen, doch sie lachte,

Er raunte flüsternd ihr in’s Ohr:

„Was soll uns die Treue?

„Treue ist nagende Reue,

„Ist Stumpfsinn und Ueberdruss.

„Die Liebe muss

„Kommen und schwinden,

„Aufflackern und zünden

„Wie des Blitzes Strahl.

„Die brennendste Qual,

„Die leuchtendste Wonne

„Sie kann nicht stocken und bleiben,

„Denn unter der Sonne

„Ist ewig wechselndes Treiben.

„Die Rosen blühen

„Nach frostigen Tagen,

„Die Herzen glühen,

„Jubeln und zagen

„In diesem Leben

„Immer auf’s Neue:

„Gedanken entschweben,

„Und andere werden, —

„Es giebt keine Treue

„Auf Erden!“

Coghetta

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