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II

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Die beiden Herren standen noch auf dem Korridor. Ihre Mienen waren noch immer von jenem amtlichen, halb gleichmütigen, halb energischen Ausdruck, und ihre Schritte hatten in diesen langen Stunden nichts von ihrer geräuschlosen Bestimmtheit eingebüsst. Sie sahen dem Ankömmling schweigend entgegen.

„Herr Vandergult?“ fragte der eine.

„Ja.“

„Darf ich Sie einen Moment auf Ihr Zimmer begleiten?“

„Ja,“ sagte Fritz.

Der Zimmerkellner eilte diensteifrig herbei und schloss auf. Dann zog er sich mit einer Verbeugung zurück, nicht ohne einen gewissen ahnungsvollen Blick auf das Gesicht des vierschrötigen Fremden zu werfen, der geschlagene vier Stunden auf dem Korridor gewartet hatte.

Der andere stand unbeweglich auf seiner Stelle, den Blick auf die Tür geheftet, hinter der die beiden verschwunden waren.

„Bitte nehmen Sie Platz,“ sagte Fritz.

„Danke. Sie erlauben wohl, dass ich stehen bleibe.“

Fritz antwortete nicht.

„Sie werden sich vielleicht gewundert haben, dass wir einen halben Tag lang draussen herumgestanden haben. Es hat seine guten Gründe, Herr Vandergult. Sie werden sofort alles erfahren.“

Er trat auf Fritz zu und legte ihm die Hände mit eisernem Griff auf die Schulter: „Mr. Vandergult — es ist das drittemal, dass ich den Sprung ins Glück wage.“

„Nanu,“ sagte Fritz.

„Das drittemal. Die beiden ersten Male bin ich zu kurz gesprungen. Reichen Sie mir Ihren Arm, dann komme ich hinüber über den Graben.“

„Darf ich vielleicht fragen ...?“

„Sofort. Das erstemal wollte ich Bankier des Zaren werden. Da wurde er abgesetzt. Das zweitemal stand ich in Verbindung mit Hugo Stinnes — da starb er. Heute gilt es. Wenn ich’s heute nicht schaffe, schaff’ ich’s nie.“

„Was denn eigentlich?“

„Machen Sie mich zu Ihrem Hofbankier, Herr Vandergult.“

Vandergult öffnete den Mund zu einer Antwort; aber sein Besucher liess ihn nicht dazu kommen. „Ich weiss, was Sie sagen wollen. Ich weiss, dass drei Bankiers unten in der Halle sitzen und warten. Ich bin der erste; ich habe dem Etagenkellner hundert Mark gegeben. Ich weiss, was Sie sagen wollen: Sie brauchen für Ihre Geschäfte den Bankier Rothermel nicht.“

„Na also,“ sagte Vandergult.

Herr Rothermel schien einen furchtbaren innerlichen Kampf mit sich selbst auszufechten. „Was kann ich bloss tun, um Ihnen ein Interesse an meinen Propositionen zu bieten? Das einzige, was ich habe, ist Geld. Und damit ist Ihnen natürlich nicht beizukommen.“

„Natürlich nicht,“ sagte Vandergult.

„Ich würde an Ihr gutes Herz appellieren; aber ich weiss, das ist geschäftlich unfair. Und ausserdem macht es, glaube ich, auf einen Amerikaner keinen Eindruck. Also was um Gottes willen soll ich tun?“

„Ich kann Ihnen nicht helfen, Herr Rothermel.“

„Sie zwingen mich zum Äussersten.“

Voll Spannung blickte Vandergult auf den Bankier. Dieser machte ein entschlossenes Gesicht; dann ging er zum Erstaunen Vandergults mit schnellen Schritten zur Tür hinaus.

Gleich darauf öffnete sich die Tür wieder. Aber es war Reimers.

„Wir müssen Schluss machen. Die Geschichte wird brenzlig.“

„Wo ist Hieronimy?“

„Der ist schon ausgerückt. Wir sitzen hier vorm Rest.“

„Ja,“ sagte Fritz, „dann heisst es wohl scheiden. In welchem Hotel werden wir heute Nacht schlafen?“

„Im Hotel zum Tiergarten, denke ich. Dritte Bank links von der Siegesallee. Sieh hier, es fängt an zu regnen. Ach du, Fritz, das war ein schöner Tag, den ich dir verdanke.“

„Mir?“

„Du hast doch den grossartigen Einfall gehabt, mit den Anzügen. Du bist ein famoser Kerl. Wir bleiben zusammen, Fritze! Wir werden die Augen offen haben, da müsst’ es mit dem Teufel zugehen, wenn es nicht zwei jungen Kerls wie uns eines Tages glücken sollte. Bloss Kurage. Komm, Fritze.“

Es klopfte.

„Das ist der Kellner mit der Rechnung.“

Nein, es war nicht der Kellner. Und es war auch keine Rechnung. Es war Herr Rothermel, der Bankier.

„Ich sehe, Sie haben schon wieder eine neue Konferenz, Herr Vandergult. Keine Angst, in einer Sekunde bin ich wieder draussen. Also hier mein Vorschlag: hier ist eine Million in bar. Bitte, widersprechen Sie nicht; ich halte mir die Ohren zu, ich will kein Wort hören. Nehmen Sie die Million, behalten Sie sie, machen Sie damit, was Sie wollen. Ich bestelle jetzt neue Briefbogen: das Bankhaus J. C. Rothermel vertritt die europäischen Interessen des Hauses Cornelius Vandergult. Bitte, widersprechen Sie nicht, lassen Sie mich machen, was kann Ihnen passieren?“

„Ich bin vorläufig sprachlos, Herr Rothermel.“

„Gott sei Dank; ich flehe Sie an, bleiben Sie’s. Verbuchen Sie das Geld als Beteiligung meines Bankhauses an Ihren Unternehmungen.“

„Wenn meine Unternehmungen nun nichts einbringen?“

„Das ist ein guter Witz. Ich vertraue Ihnen. Wenn Sie fallen, will ich gern mitfallen. Werden Sie nicht bös, das ist natürlich nur ein Scherz. Es geht mich natürlich gar nichts an, für was für Unternehmungen Sie das Geld verwenden; geben Sie’s privat aus, wie Sie wollen. Ich will nur mit Recht und mit gutem Gewissen sagen können, dass ich Ihr Bankier bin. Sagen Sie nicht Nein. Draussen steht mein Kompagnon. Wenn ich mit der Million in der Hand zurückkomme, zieht er sein Geld aus dem Geschäft. Nehmen Sie die Million, und Sie haben einen Menschen glücklich gemacht.“

„Zwei Menschen.“

„Zwei Menschen, natürlich: meinen Kompagnon auch. Und nun Adieu, Herr Vandergult. Auf Wiedersehen! Leben Sie wohl! Vielen Dank.“

Draussen war er.

Jonny Reimers ging langsam durch das Zimmer. Nein, er ging nicht; er schlich, er hinkte, er kroch. Dann liess er sich in einer ganz merkwürdigen Haltung, wie sie Jacobsen noch nie an einem Menschen gesehen hatte, in den Sessel fallen. Und mit völlig überwältigter Stimme fragte er:

„Sag’ mal: was bedeutet das?“

‚Vandergult‘ warf einen scheuen Blick auf die Banknotenbündel, die den Tisch bedeckten; langsam wandte er das Gesicht zur Tür, durch die eben Herr Rothermel verschwunden war. Zögernd drehte er den Kopf dem Freunde zu.

„Ich weiss es auch nicht, Jonny. Ich hab’ mich zum Spass auf ein altes Gerümpel gesetzt. Und nun sehe ich: Das ist gar kein altes Gerümpel. Das ist eine Flugmaschine, die mich in die Höhe trägt, ob ich will oder nicht.“

Jonny ging mit gesträubten Haaren wie ein furchtsamer kleiner Hund auf den Tisch zu und betrachtete mit grossen, angstvollen Augen das Geld.

„Fritze, sag’ mal, ist das nun wirklich und wahrhaftig Wahrheit? Bin ich das, Jonny Reimers vom Stubbenhuk in Hamburg, bist du das, Fritz Jacobsen — und stehen wir hier beide wirklich und wahrhaftig im Hotel Adlon in Berlin in unserem Hotelzimmer? Und vor uns auf dem Tisch liegt eine Million? Fritze, Fritze, bin ich verrückt oder träum’ ich? Oder bin ich vielleicht derartig besoffen, dass ich überhaupt nicht mehr weiss, was oben und unten ist? Und, sag’ mal, vielleicht wach’ ich jetzt in zwei Minuten auf, und es ist ein Schutzmann, der mich am Arm rüttelt, und ich lieg auf einer Bank im Tiergarten?“

„Nein, Jonny. Es ist alles Wahrheit.“

„Ja, aber das ist doch gar nicht möglich! Wir beiden armseligen stellungslosen Adressenschreiber lümmeln uns in Klubsesseln und wühlen im Geld?“

„Ja, Jonny.“

„Aber ich versteh noch immer nicht ... Wann und warum ... wenn er nun gleich wiederkommt und das Geld zurückholt?“

„Der kommt nicht wieder. Der ist froh, wenn ich es behalte.“

„Gibt’s denn so was auf der Welt? Ein Mensch kommt zur Tür herein und fleht dich an, du sollst ihm eine Million abnehmen? Und rückt aus, weil er Angst hat, du könntest ihm die Million an den Kopf werfen? Ist denn die Welt verrückt, oder bin ich bloss so dumm?“

„Die Welt ist verrückt, Jonny. Sie läuft denen nach, die Erfolg haben. Und sie tritt die mit Füssen, die unten sind. Nun sag’ mal selbst, hättest du das Geld zurückgewiesen?“

„Das war doch gar nicht möglich. Ich glaube, der Mann hätte sich vor unseren Augen erschossen. Du hättest sagen können, was du wolltest — er hätte sich die Ohren zugehalten und wär hinausgelaufen. Nein, Fritze, das Geld gehört dir, das kann ich beschwören.“

„Ja, was machen wir denn nun damit?“

„Wir ist gut. Du bist der Besitzer.“

„Wir gehören zusammen.“

„Ich will dir mal was sagen, mein Junge: sei nicht dumm. Vor allem sei nicht leichtsinnig. Es ist gut von dir gemeint, und wenn du willst, so bleiben wir auch beisammen. Aber das Geld gehört dir. Wenn wir gemeinsam mit diesem Geld vielleicht mal neues Geld verdienen, dann kannst du mich dran beteiligen.“

„Auf alle Fälle bleiben wir beisammen. Du hast es selbst gesagt: wenn wir beide gemeinsam den Kampf aufnehmen, muss es gelingen.“

„Du hast jetzt nicht mehr nötig zu kämpfen.“

Fritz zog eine von den Banknoten aus dem Häufchen und betrachtete sie wohlgefällig. „Es kann ebenso schnell wieder vorbei sein, wie es gekommen ist. Und dann geht die Hetze los.“

„Ich habe hier im Hause eine Bar gesehen. Mit zwei Reihen Flaschen, weisst du? Und einen Mixer und solche Sachen. Wenn wir eine Stunde in dieser Bar gesessen und ein bisschen herumprobiert haben, werden uns die Dinge viel einfacher erscheinen.“

„Das ist eine gute Idee.“

Während sie die Treppe heruntergingen, bemerkte Jonny schüchtern: „Ich möchte Hieronimy holen.“

„Der hat uns doch im Stich gelassen.“

„Er hat’s eben mit der Angst gekriegt. Das kann man ihm schliesslich nicht übelnehmen.“

„Weisst du denn, wo er ist?“

„Ja“

„Also geh’ schon und hol’ ihn.“ — — —

Der Mixer kam mit der Karte. „Vielleicht einen Martini?“

„Einen Martini.“

Vandergult hatte kaum das Stückchen Zitronenschale vom Glasrand entfernt, als neuer Besuch erschien: Herr Oskar Richwald, der Filmdirektor, begleitet von Bianca Bell.

„Grüss Gott. Hier sind meine Verträge. Mit Gaumont-Paris und hier: mit Laemmle-New York. Die ganze Produktion abgeschlossen. Und nun, klipp und klar, wollen Sie sich beteiligen?“

„Wieviel brauchen Sie?“ sagte Vandergult vornehm.

„Fünfzigtausend Dollars.“

„Gut. Ich beteilige mich.“

„Famos,“ sagte Herr Richwald erfreut. „Das ist ein Wort. Wie sagtest du, Bianca?“

„Ich sagte nichts.“

„Was glauben Sie, was für ein Relief uns das gibt: das Haus Vandergult als Kommanditist meiner Filmfabrik!“

„Das wäre mir weniger erwünscht, Herr Richwald,“ sagte Vandergult erschrocken. „Im Gegenteil, ich muss Sie bitten, die Tatsache meiner Beteiligung diskret zu behandeln.“

Herr Richwald machte ein völlig verständnisloses Gesicht.

„Ich liebe es nicht, in der Öffentlichkeit genannt zu werden,“ fügte Vandergult erklärend hinzu.

Herr Richwald zog eine Zeitung. „Aber Ihr Name steht doch fettgedruckt als Äberschrift im Abendblatt.“

„Um Gottes willen!“

Herr Richwald lächelte bewundernd. „Wahrer Reichtum ist doch immer bescheiden.“

„Was steht denn in der Zeitung über mich?“ erkundigte sich Vandergult.

„Nun: die Redaktion meldet, dass es dem Bankhaus J. C. Rothermel gelungen ist, eine Interessengemeinschaft mit dem Haus Cornelius Vandergult in New York einzugehen. Die Meldung macht natürlich grosses Aufsehen. Das bedeutet für dieses unscheinbare Bankhaus“ — Herr Richwald konnte sich nicht enthalten, ein wenig vorwurfsvoll dreinzublicken — „natürlich einen Aufstieg zu ungeahnten Höhen.“

„Soso,“ murmelte Vandergult. „Zu ungeahnten Höhen.“

Eben kamen Reimers und Hieronimy. Reimers hielt das Blatt in der Hand und deutete verstohlen auf die fettgedruckte Äberschrift; ebenso verstohlen nickte Vandergult ihm zu, zum Zeichen, dass er bereits wisse. „Und nun müssen Sie mich entschuldigen, Herr Richwald, ich habe mit diesen Herren noch zu sprechen.“

„Das ist schade,“ bedauerte der Filmdirektor. „Es ist hier so behaglich; wir hätten eigentlich ... Wie sagtest du, Bianca?“

„Ich sagte nichts.“

Aber der glühende Blick, der Herrn Vandergult traf, als Bianca mit ihrem Gatten an ihm vorüberrauschte, liess erkennen, dass sie, wenn auch vielleicht nichts gesagt, so doch zum mindesten allerhand gedacht hatte.

„Dein Name steht mitten über der Zeitung.“

„Ich weiss schon.“

„Du, das ist gefährlich.“

Hieronimy mischte sich ins Gespräch. „Ich hab’ im Vorbeigehen den Portier nach den Zügen gefragt: London Punkt 9 Uhr vom Bahnhof Friedrichstrasse. Paris 11 Uhr 22 Minuten vom Anhalter Bahnhof.“

„Also London,“ entschied Vandergult. „Ich möchte zahlen.“

„Die Anzüge,“ erinnerte Reimers.

„Richtig. Wir werden uns in London neue kaufen und sie zurückschicken. Oder noch einfacher, wir gehen jetzt in irgendeinen Laden in der Friedrichstrasse und equipieren uns. Das Geschäft kann dann die Rücksendung ...“

„Am einfachsten ist es, wir schmeissen die Anzüge ins Wasser,“ riet Hieronimy.

Aber die beiden andern stimmten für gewissenhafte Erfüllung des Paktes.

Neunzehn Pferde lagen im Endspurt. In Epsom, dem klassischen Rennplatz Englands. Neunzehn Pferde; und der Favorit hiess „Minnehaha“.

Die Stute „Minnehaha“ gehörte dem Stall Vandergult.

Die drei sassen atemlos, erdrückt von der vieltausendköpfigen Menge, mitgerissen in den Rhythmus des ungeheuren Ringens. Sie schrien mit. Sie tobten mit. Sie fuchtelten mit. Am meisten schrie, tobte und fuchtelte Fritz Jacobsen. Denn, so ist der Mensch, er hatte sich völlig in die Vorstellung hineingelebt, Vandergult zu sein — und der Besitzer dieser Stute „Minnehaha“ zu sein.

Richtig: „Minnehaha“ siegte.

Während das Johlen und Toben und Trampeln wie eine irrsinnige Sinfonie zum Himmel stieg, wand sich ein Boy mit der Mütze „Cecil Hotel“ durch die Gruppen. Er hielt ein kleines Kuvert in der Hand: ein Telegramm. Und er rief unausgesetzt irgend etwas, was im allgemeinen Toben völlig verloren ging.

Dann, als das Geschrei ein wenig abflaute — sozusagen in einer akustischen Lücke, die plötzlich entstand — vernahm man deutlich, was der Junge schrie:

„Ein Telegramm für Mr. Vandergult!“

Fritz Jacobsen stand auf und winkte mit der Hand. A tempo hatte ihn der smarte Junge erkannt: „Hier, Mr. Vandergult, ein Telegramm für Sie!“

Das war das Signal für dreihundert bis fünfhundert Menschen, wie auf ein Kommando die Köpfe zu Jacobsen herumzuwenden. Der Name raunte sich fort durch die Reihen, flüsterte sich weiter von Bank zu Bank — zweitausend — fünftausend — achttausend Menschen starrten zu Fritz Jacobsen hinüber.

Eben wurde die Stute „Minnehaha“ zur Wage geführt. Da flogen, man hörte förmlich das Rauschen dieser einen einzigen vertausendfachten Bewegung — also in diesem Augenblick flogen unzählbare Hüte von den Köpfen, und der Ruf gellte über die Rennbahn von Epsom:

„Three Cheers for Cornelius Vandergult!“

Hieronimy und Reimers schnellten entsetzt von ihren Plätzen: Jacobsen nahm den Hut ab und erhob sich blutübergossenen Gesichts. Er öffnete den Mund, vielleicht in der ehrlichen Absicht, die Situation aufzuklären; aber nicht einmal Reimers und Hieronimy vermochten auch nur ein Wort zu verstehen. Denn das allgemeine Gebrüll hatte in verstärktem Masse wieder eingesetzt.

Dann, niemand vermochte zu sagen, auf wessen Geheiss, begann die Menge zu „Vandergults“ Standort vorzufluten. Barrieren krachten, ein paar verzweifelte Policemen versuchten sich der Strömung entgegenzuwerfen; aber sie waren wie jene kleinen Weidenzweige, die man warnend an seichte Stellen pflanzt: die Wogen rasten um sie herum, und nur durch kluges Biegen vermochten sie dem Umgerissenwerden zu entgehen. Und dann hatten die ersten Spritzer der Flut den Sattelplatz erreicht.

Wieder erschien ein tausendstimmiges „Cheer“; dann drangen ein paar beherzte Männer über die Barriere und nahmen Fritz Jacobsen alias Cornelius Vandergult auf die Schultern.

Nun war der Gipfel des allgemeinen Entzückens erreicht. Jacobsen lachte, sträubte sich, versuchte eine Ansprache oder dergleichen; aber nichts hatte Erfolg, nichts drang durch. Ja, er hatte das deutliche Gefühl, dass man jede seiner Gesten falsch verstand.

Es half nichts. Er musste mitmachen, wohl oder übel. Reimers und Hieronimy versuchten sich zu drücken; aber schon hatte Jacobsen ihren Fluchtversuch bemerkt, und sein beruhigendes Winken versöhnte sie mit der aufregenden und vielleicht nicht ganz gefahrlosen Situation.

„Wenn hier ein Pferd aus dem Stalle Vandergult gelaufen ist,“ sagte Hieronimy, „dann müssen doch Leute da sein, Stallmeister oder so was, die Vandergult kennen. Also läuft er jede Minute Gefahr, entlarvt zu werden.“

„Bei diesem entsetzlichen Tumult versteht man sein eigenes Wort nicht,“ lachte Reimers, „wie sollte es da der Stallmeister fertigbringen, sich bemerkbar zu machen?“

„Auf alle Fälle ist es eine verdammt unangenehme Geschichte. Wenn er schlau ist, benutzt er den nächsten unbewachten Moment, um loszukommen.“

Aber Jacobsen war nicht schlau. Oder, vielleicht, dass er Geschmack gefunden hatte an diesem Spiel mit der Gefahr. Oder, vielleicht war die Sache einfach so, dass sich der ersehnte Moment trotz allen Hoffens nicht einstellen wollte.

Der Lordmayor von London begrüsste Mr. Cornelius Vandergult. Und abends gab es ein Galadiner im Cecil-Hotel.

An der Tête der Tafel sass der gefeierte Gast der Stadt London, Cornelius Vandergult, bisher genannt Fritz Jacobsen; und ihm gegenüber am Ende der Tafel sass ein Herr, der ihm lächelnd mit dem Sektglas zuprostete, und dem man den Stolz ansah über die Ehre, dem reichsten Mann der Welt und dem Sieger von Epsom zutrinken zu dürfen.

Das war der Prinz William von Battenberg.

Während Cornelius Vandergult die Grape-Fruit verzehrte, die ihm die Viscountess Jermyn, seine Nachbarin zur Linken, mit ihren schlanken Händen bereitete, lief ein neues Telegramm ein: für Mr. Cornelius Vandergult. Erst jetzt fiel ihm ein, dass er die erste Depesche noch uneröffnet in der Brieftasche trug.

Er riss beide auf: mit dem Dessertmesser, das ihm die Prinzess Royal Maud, seine Nachbarin zur Rechten, liebenswürdig reichte.

Beide waren vom Bankhaus I. C. Rothermel in Berlin. In dem ersten fragte er, Rothermel, an, ob Herr Vandergult geneigt sei, seinen Anteil an der Filmfabrik des Herrn Oskar Richwald zu verkaufen, selbstverständlich mit entsprechendem Nutzen. Und ob Mr. Vandergult weiter geneigt sei, ihn, Rothermel, zum Sachwalter für die Durchführung dieses Geschäfts zu ernennen. Das Gerücht, dass sich das Haus Vandergult an der Richwaldschen Filmfabrik beteiligt habe, habe die Aufmerksamkeit der Börse begreiflicherweise auf dieses Unternehmen gelenkt. Die Finanzwelt vermute hier ganz besondere Chancen — ein Vandergult wisse schon, was er tue!

Und in dem zweiten Telegramm drahtete Herr Rothermel: Da er noch keine Antwort empfangen habe, so sehe er, dass sein erstes Telegramm zu wenig konkret gewesen sei. Also klipp und klar: es liege ein Angebot vor, Herrn Vandergult seinen Anteil in Höhe von fünfzigtausend Dollars gegen eine sofortige Zahlung von einer halben Million Dollars abzukaufen. Um Antwort werde ergebenst gebeten.

Darauf liess sich Fritz Jacobsen von der Viscountess Jermyn ein Blatt Papier und von der Prinzess Royal Maud einen Bleistift geben und schrieb:

„Einverstanden.“

Hierauf reckte er den Arm nach hinten, und jemand kam mit einer devoten Verbeugung, nahm ihm das Telegramm ab und versprach absolut sofortige Beförderung.

Das war der Präsident des Königlichen Rennklubs.

Als Fritz Jacobsen spät in der Nacht den Hotelkorridor entlangschritt, öffnete sich behutsam die Tür des Zimmers, das neben dem seinigen lag. Heraus trat auf den Zehenspitzen ein Mann.

Es war Hieronimy.

„Was hast du da gemacht?“

In Hieronimys Gesicht stieg Verlegenheit auf, aber unter dem strafenden Blick des Freundes mochte sie sich in herausfordernden Trotz verwandeln.

Er öffnete die Hand. Eine Brillantbrosche blitzte darin.

„Hast du die gestohlen?“

„Aber feste.“

„Wer wohnt hier?“

Hieronimy zuckte, verdrossen widerstrebend, die Achseln. „Die Gräfin Demidow.“

„Augenblicklich legst du diese Brosche wieder da hin, wo du sie hergenommen hast.“

Hieronimy trat einen Schritt zurück und mass Jacobsen von oben bis unten mit einem bösen Blick. „Sag’ mal, sprichst du eigentlich im Ernst, oder machst du Ulk?“

„Ich spreche im Ernst,“ antwortete Jacobsen drohend, „Bringe den Schmuck zurück, sage ich dir.“

Hieronimy schlug eine Lache an. „Und das sagst du — ein Schwindler?“

Eine Blutwelle stieg Jacobsen ins Gesicht. Eine schwere und drohende Pause legte sich zwischen die beiden.

„Ich bin kein Schwindler,“ sagte Jacobsen endlich. „Ich habe kein Wort der Unwahrheit gesprochen, ich habe niemals behauptet, Vandergult zu sein. Man hat mich in diese Dinge hineingedrängt. Gegen meinen Willen. Das weiss keiner so genau wie du.“

Wieder lachte Hieronimy auf. Das brachte Jacobsens Blut in Wallung; er packte jenen bei der Schulter, um ihm den Schmuck zu entwinden.

Ein Schritt klang auf. Es war eine Dame, die einen erstaunten Blick auf die beiden warf und plötzlich befremdet stehenblieb. „Was suchen Sie in meinen Zimmern?“

„Sind Sie die Gräfin Demidow?“ fragte Jacobsen.

„Allerdings.“

„Ich habe einen Dieb abgefasst — sehen Sie hier.“

„Das ist mein Eigentum.“

„Bestimmen Sie, was mit diesem Mann geschehen soll, Frau Gräfin.“

„Lassen Sie ihn laufen. Er wird schon einmal an den Unrechten kommen,“ sagte die Gräfin. „Lassen Sie ihn laufen. Und haben Sie vielen Dank, mein Herr.“

Hieronimy ging den Korridor hinunter, dem Ausgang entgegen, seinen Zimmern zu. Jacobsen holte ihn mit ein paar schnellen Schritten ein. „Du packst deine Sachen und verlässt augenblicklich das Hotel. Mit einem Verbrecher habe ich nichts gemein.“

Hieronimy richtete seine dunklen, glänzenden Augen auf den Weggenossen, der ihm so unvermittelt den Abschied gab — aus Gründen, die er nicht begriff, die ihm ein Vorwand dünkten, bestimmt, sich eines lästigen Kostgängers zu entledigen. In der Tiefe seines verschleierten Blicks glomm ein böses Licht auf. „Und wenn ich nun nicht gehe? Was kannst du mir tun?“

„Das will ich dir sagen, mein lieber Freund. Wenn du in einer Viertelstunde nicht verschwunden bist, telephoniere ich an die Polizei.“

„Und wenn ich den Leuten nun erzähle, wer Herr Cornelius Vandergult in Wirklichkeit ist?“

„Dann bringt man dich zur Beobachtung deines Geisteszustandes in eine Irrenanstalt.“

„Also gut,“ sagte Hieronimy. „Du bist jetzt oben; da gibst du mir einen Fusstritt. Das hätte ich mir gleich denken können.“

„Das lügst du. Du weisst genau, dass es eine Lüge ist. Ich trenne mich von dir, weil ich mit einem Verbrecher mein Leben nicht teilen will.“

Er zog die Brieftasche. „Hier hast du fünfhundert Pfund. Wenn du vernünftig bist, kannst du damit irgend etwas anfangen.“

Hieronimy warf einen finsteren Blick auf das Geld. Zögernd nahm er die Hand aus der Tasche; zögernd streckte er sie nach dem Gelde aus. „Wenn du meinst, dass du mich nun los bist, mein Lieber, dann irrst du dich. Du sollst an mich denken, das gebe ich dir schriftlich. Hans Hieronimy lässt sich nicht beiseite schieben. Frag’ mal den dicken Tommy Taylor in Brooklyn. Der wollte es auch so mit mir machen; und dabei bin ich es, der ihm zu seiner Kneipe in der zweiundfünfzigsten Strasse verholfen hat. Sie haben ihn noch gerade aus dem Hudson gefischt; zwei Sekunden später hätte es ihm nichts mehr genützt. Es hat mich drei Jahre Sing Sing gekostet; nun schön.“

„Mach’, dass du fortkommst.“

*

Pünktlich um halb neun am nächsten Morgen richtete der Hotelkellner das tägliche Bad.

„Was gibt es Neues?“

„Ein Herr wartet.“

„Wie heisst er? Was will er?“

„Ein Mr. Higgins. Es scheint etwas Wichtiges zu sein, was er von Ihnen will, Mr. Vandergult. Er ist sehr aufgeregt.“

„Hat er ein anständiges Trinkgeld gegeben?“ erkundigte sich Vandergult lachend.

„Der,“ sagte der Kellner geringschätzig mit einer Daumenbewegung über die Schulter. „Der trägt ja Zugstiefel.“

„Was hat das mit den Stiefeln zu tun?“

„Verzeihung, Mr. Vandergult.“

„Reden Sie nur. Das interessiert mich.“

„Ja, die Sache ist nämlich so. Leute mit Zugstiefeln geben überhaupt keine Trinkgelder.“

„Nanu?“

„Es ist so, Mr. Vandergult. Da können Sie jeden Kollegen fragen. Glauben Sie mir;“ seine weiteren Worte waren unverständlich, denn platschend ergoss sich das Wasser in die Wanne.

Als es wieder ruhig wurde, sagte Vandergult: „Ich habe inzwischen meine Stiefel Revue passieren lassen. Gott sei Dank, es sind keine Zugstiefel darunter. Ich darf also hoffen, dass ich vor Ihren Augen bestehen kann.“

„Oh, Mr. Vandergult! Nehmen Sie mir das offene Wort nicht übel. Es ist mir nur so entschlüpft.“

„Wie kommt es denn, dass Leute mit Zugstiefeln ...“

„Das weiss ich auch nicht. Es ist ein anderer Schlag. Glauben Sie mir, in unserem Beruf lernt man Menschen kennen. Am liebsten sind mir Gäste, die glattrasiert sind wie Mr. Vandergult.“

„Was, damit hat es auch eine besondere Bewandtnis?“

„Aber freilich. Männer mit Vollbärten geben keinen Penny.“

„Das ist ja grossartig.“ — — —

Mr. Higgins, der eine halbe Stunde später in den kleinen Salon eintrat, trug in der Tat Zugstiefel. Er sah Mr. Vandergult mit einem festen Blick aus seinen runden Augen ins Gesicht. Und schob den Hut ein wenig in den Nacken.

„Guten Tag, Mr. Higgins,“ sagte Vandergult. „Wie geht es Ihnen?“

Mr. Higgins schien über derlei belanglose Redensarten erhaben. Er trat auf Vandergult zu — so energisch, dass dieser einen halben Schritt zurückwich, weil er für die Spitzen seiner Lackschuhe fürchtete, und sagte:

„Ich bin der Besitzer des Geländes parallel der London-Brighton-Eisenbahn.“

„Aha.“

„Die London-Brighton-Eisenbahn betreibt die Linien nach der Südküste von England. Das Gelände, das mir gehört, hat einen Wert von dreihundertsiebzigtausend Pfund.“

„Ich gratuliere.“

„Dieser Preis ist allerungünstigst kalkuliert. Mit anderen Worten, er ist spottbillig.“

„Soso.“

„Also eine Frage, Mr. Vandergult: wollen Sie das Gelände kaufen?“

„Nein,“ sagte Vandergult.

Mr. Higgins nickte. „Das habe ich mir gedacht.“

„Na also,“ sagte Vandergult. „Dann sind wir uns ja einig.“

Mr. Higgins steckte die Hände in die Hosentaschen und trat wieder so nahe an Vandergult heran, dass dieser, um seine Lackschuhe in Sicherheit zu bringen, mit dem Rükken gegen die Scheibe prallte. „Sie irren sich, die Tür ist dort drüben. Dies hier ist ein Fenster.“

Mr. Higgins schüttelte den Kopf und legte Vandergult die Hand mit einem Ruck auf die Schulter. „Hören Sie, was ich Ihnen sage. Ich bin Ihnen nicht böse.“

„Sie glauben nicht,“ antwortete Vandergult, „wie glücklich mich Ihre Worte machen.“

„Aber ich möchte trotzdem ein Geschäft mit Ihnen machen. Wollen Sie fünfzigtausend Pfund verdienen, ohne einen Penny zu investieren?“

„Ja,“ sagte Vandergult.

„Hören Sie zu. Die London-Brighton-Eisenbahngesellschaft hat alles Interesse daran, mein Gelände in ihren Besitz zu bringen. Um die Wahrheit zu sagen, sie wird es in soundso viel Jahren unbedingt haben müssen. Aber, das ist eben das Dumme: erst in soundso viel Jahren. Die Gesellschaft weiss: es läuft ihr nicht weg.“

„Die Gesellschaft hat nicht unrecht,“ sagte Vandergult.

„Sie lässt sich Zeit. Darüber kann ich hinwegsterben. Das möchte ich vermeiden.“

„Das begreife ich vollkommen,“ sagte Vandergult.

„Hören Sie zu: Auf dem Bahnhof London Bridge steht eine Lokomotive unter Dampf.“

„Das ist ja hochinteressant.“

„Eine Lokomotive der London-Brighton-Eisenbahngesellschaft auf dem Bahnhof London Bridge. Diese Lokomotive werden Sie mit mir besteigen und eine Fahrt mit mir nach Norwood Junction machen.“

„Was soll ich denn da?“

„Gar nichts. Darauf fahren Sie mit mir wieder nach London Bridge zurück.“

„Und dafür wollen Sie mir fünfzigtausend Pfund bezahlen.“

„Ja.“

„Das ist grossartig,“ sagte Vandergult.

Mr. Higgins nickte und machte den vergeblichen Versuch, Vandergult durch die Mauer hindurchzudrücken. Sie war stärker als er. Enttäuscht wich er zurück.

„Ich werde dafür sorgen, dass der Manager der Eisenbahngesellschaft genau weiss: auf dieser Lokomotive fährt Vandergult. Ich zeige Ihnen während der Fahrt rechts und links mein Terrain. Sie blicken interessiert hinüber und machen sich ein paar Notizen. Verstehen Sie? Die Eisenbahngesellschaft merkt, dass Vandergult auf das Terrain reflektiert. Ein Spekulationsobjekt ersten Ranges für einen Zwischenkäufer — denn wenn die Gesellschaft es in einigen Jahren aus zweiter Hand von Ihnen erwirbt, muss sie vielleicht das Zehnfache bezahlen: Vandergult kann’s abwarten. Was wird sie also tun? Sie wird mir heute nachmittag einen Brief aufs Pult legen mit einem Angebot. Abgemacht? Fünfzigtausend Pfund bei Besteigung der Lokomotive.“

„Hunderttausend Pfund.“

„Nicht einen Penny mehr. Sagen wir fünfundsiebzigtausend.“

„Abgemacht.“

„Also kommen Sie. Mein Auto wartet vor der Tür.“

„Ich möchte noch schnell meinem Sekretär ein paar Worte sagen. Gehen Sie ruhig einstweilen vor.“

„Aber Sie lassen mich nicht im Stich, Mr. Vandergult.“

„Seien Sie unbesorgt.“

Jonny Reimers wäre gern mitgefahren, aber er hatte Zahnschmerzen. Und ein dunkler Instinkt sagte ihm, dass Fahrten auf Lokomotiven kein eigentliches Heilmittel gegen Erkältungen sind. Er murmelte etwas von einem Grog von Whisky.

Die Fahrt verlief programmässig. Da heller Sonnenschein war, verlängerte Mr. Higgins sie bis Brighton. Schliesslich konnte er für seine fünfundsiebzigtausend Pfund etwas verlangen. Unterwegs machte Vandergult imaginäre Notizen, während Higgins einige Kommentare gab, wobei er nicht unterliess, Herrn Vandergult gegen die Eisenwände der Lokomotive zu drücken.

Es war fast Abend, als Vandergult ins Hotel zurückkehrte. Man erzählte ihm die merkwürdige Neuigkeit, dass soeben aus dem Fenster seines Hotelzimmers ein Mann hinausgeflogen sei. Auf die Strasse.

Neugierig trat Vandergult näher. Als er die Tür des Wohnzimmers öffnete, sah er zu seinem Erstaunen Jonny Reimers mit einem Besen in der Hand. Er fegte rätselhafte Dinge zusammen. Undeutlich erkannte Vandergult ein Tintenfass, einen Hut, eine Taschenuhr und Bestandteile einer Lampe.

„War hier ein Erdbeben?“ erkundigte er sich.

Jonny ergriff den Besen und zeigte zum Fenster hinaus. „Verstehst du?“ fragte er.

„Nein,“ sagte Vandergult.

„Hieronimy war hier. Er wollte eine Erpressung versuchen. Da habe ich ihn hinausgeboxt. Buchstäblich. Er ist durchs Fenster geflogen.“

Vandergult nickte. „Welch ein glücklicher Zufall, dass wir parterre wohnen.“

Er trat ans Fenster. Eben hielt eine Droschke, in die ein Mann humpelnd einstieg. Es war Hieronimy.

Jonny Reimers, den Besen in der Hand, trat interessiert näher. Draussen stand ein Halbkreis von Menschen, die in auffallender Weise geschart waren und ein wohlwollendes Lächeln zeigten.

„Was machen die für merkwürdige Gesichter?“ fragte Reimers kopfschüttelnd.

„Die meinen natürlich, es handelt sich um eine Kinoaufnahme. Siehst du, da drüben applaudiert schon einer.“

Jonny schloss das Fenster und zog die Vorhänge zu.

„Sag’ mal“ — nachdenklich setzte sich Jacobsen in den Sessel. „Glaubst du, dass Hieronimy durch diesen kleinen Vorfall ausgesöhnt worden ist?“

Reimers lachte. „Nein. Das glaube ich nicht. Ich glaube, nun wird er ...“

Jacobsen nickte. „Meinst du nicht auch, dass es Zeit sein dürfte, vielleicht abzureisen?“

„Ich bin ganz deiner Meinung. Wohin wollen wir gehen?“

„Hm. Ich habe hier einen Scheck über 75 000 Pfund auf die Midland Bank. Den werden wir morgen früh kassieren. Und ich denke, dann fahren wir nach Paris.“

Der Ritt in die Sonne

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