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Der verliehene EheMann von Paula Cranford

Susan konnte es nicht genau sagen, wann sie zum ersten Mal einen Verdacht gehabt hatte. Sie schrieb es ihrem weiblichen Instinkt zu, dass sie es bemerkte, ohne irgendwelche Beweise dafür zu haben. Sie spürte deutlich, etwas war anders geworden. Lange genug kannte sie ihn. Lange genug waren sie ein Paar. Es hatten sich Spannungen zwischen ihnen aufgebaut. Mike verhielt sich merkwürdig. Doch sie war keine Frau, die sich nur auf ihr Gespür verließ. Susan wollte einen verlässlichen Beweis dafür, dass ihr Mann sie betrog.

Sie fing also an, sorgfältig danach zu suchen, genauer zu beobachten. Schließlich fand sie, was sie suchte: Es waren ein paar lange, dunkle Haare auf einem von Mikes Sakkos gewesen, die auf keinen Fall ihr gehörten. Dann gab es eine Rechnung aus einem Floristik-Shop, die er nachlässigerweise vergessen hatte, wegzuwerfen. Susan sah sich die Rechnung genauer an: Darauf stand ein teures Rosenbouquet. Wann hatte sie eigentlich zum letzten Mal Blumen von ihrem Ehemann geschenkt bekommen? Das musste ewig lange her sein. Die fast schon obligatorische Perlenkette zu dem einen Geburtstag und das passende Armband zum nächsten. Alles Last-Minute-Geschenke. Mehr waren das nicht, mehr fiel Mike nicht ein ...

Susan fand sogar eindeutige Geruchsspuren an einem Slip, den Mike ganz hinten in die Waschmaschine gestopft hatte. Hinzu kamen diese immer häufiger auftretenden Momente seines leicht entrückten Benehmens ihr gegenüber und im Allgemeinen. Die üblichen Überstunden im Büro waren irgendwann nicht mehr plausibel und als er zu oft auch an den Wochenenden fadenscheinige Fehlzeiten erklären musste, wusste sie, der Seitensprung hatte auch ihre Ehe erwischt.

Ihre Leidenschaft war in die böse Falle mit Namen »Routine« gegangen. Und während Susan darin ausharrte, hatte sich ihr Mann einen eigenen Ausweg daraus gesucht.

Als diese Erkenntnis nicht mehr zu verdrängen war, überlegte Susan, was sie tun sollte. Der erste Impuls war, Mike zur Rede zu stellen. Ihm all die gesammelten Beweise vor die Füße zu werfen und dann auf seine Reaktion gespannt zu sein. Aber sie zögerte. Was, wenn sie erst einmal herausfand, mit wem er sie betrog, ihm nachging und versuchte, ihn sozusagen »in Flagranti« zu erwischen. Sie war natürlich ziemlich geschockt gewesen über die Erkenntnis, dass auch ihr Ehemann fremdging. Sie empfand heftige Eifersucht – aber auch Neugierde. Sie wollte gern feststellen, was für einen Frauengeschmack ihr Mann außer ihr besaß. Auf der anderen Seite war sie unsicher, wie viel sie tatsächlich wissen wollte und ertragen konnte. Susan überlegte sorgfältig. Sie wollte auf jeden Fall herausfinden, wo die beiden es miteinander trieben. Zu Hause oder in einem Hotelzimmer? Und was taten die beiden miteinander? Wie trieben sie es?

Susan stellte es sich vor, formte in ihrem Kopf mögliche Praktiken, Stellungen, dachte nach, wie Mike es ihr besorgen könnte. Oder sie ihm. Wie er sie vögelte oder sie ihn. In Gedanken sah sie die beiden nackt vor sich. Die Frau mit den schwarzen, dunklen Haaren und ihrem Mann dazu. Vermutlich nahm er sie von hinten. Das machte ihn immer am meisten an. Und Susan stellte irritiert fest: Die Vorstellung, ihr Mann besorgte es einer fremden Frau von hinten, erregte sie.

Beschämende Röte erhitzte ihr Gesicht. Sie holte sich ein Glas Wasser, trank und füllte es wieder. Sie war irritiert und konnte diese Gedanken nicht mehr abstellen. Die Vorstellungen nahmen sogar geradezu wollüstige Formen an. Sie verstand auch nicht, wie sie so denken und empfinden konnte. Doch nach und nach legte sich ihre Entrüstung über sich selbst. Aber Susans Vorstellungen darüber, wie es ihr Mann mit seiner Geliebten trieb, blieben und wurden schließlich unstillbar ...

***

An einem späten Dienstagnachmittag rief ihr Mann an und sagte: »Liebes, es tut mir leid. Ich dachte, ich könnte heute pünktlich sein, den Abend mit dir genießen, aber leider ...« Er seufzte übertrieben. »... leider kommt mir ein Geschäftsessen dazwischen und ...«

Susan hörte nicht länger zu. Sie sah in den Spiegel und lächelte. Sie war bereit.

Er beendete das Gespräch zügig und beide legten zeitgleich die Hörer auf. Susan musste sich beeilen, wollte schnell sein. Sie musste ihren Ehemann unbedingt erwischen, bevor er das Büro verließ.

Auf der Fahrt dachte sie so komische Gedanken wie: Ob er sich für seine Affäre schön machte? Ob er andere Klamotten anzog, bevor er sie traf?

Der verliehene EheMann | Erotische Geschichte

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