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Sex im Meer von Paula Cranford

An einem regnerischen Freitag im April öffnete ich beschwingt die Tür zu meinem Büro. Mein letzter Arbeitstag. Wenn auch nur für eine Woche. Aber ich konnte mich kaum erinnern, mich schon mal so sehnsüchtig nach einer Woche ohne Arbeit gesehnt zu haben. Endlich Urlaub! Endlich fünf Arbeitstage raus aus meinem Arbeitstrott und ein Wochenende raus aus meinem Wochenendtrott!

Alles schien mir zur Routine geworden zu sein, und das frustrierte mich. Ich wollte endlich mal wieder was erleben. Vor allem wollte ich körperlich endlich mal wieder etwas spüren.

Mein Freund verzog sich an den kostbaren Wochenenden mehr und mehr hinter seinem PC, bastelte an irgendwelchen neuen Programmen herum. Er wirkte zunehmend zerstreut, war nicht mehr bei unserer gemeinsamen Sache, sondern beschäftigte sich lieber mit der virtuellen Welt innerhalb seines Computers.

Er hatte keine Affäre. Da war ich mir sehr sicher. Denn er blieb zu Hause und widmete seine Freizeit ausschließlich und ausgiebig dem Computer.

Anfangs dachte ich, das sei eine kurze, vorübergehende, typisch männliche PC-Manie-Phase, aber dafür dauerte diese Phase nun schon zu lange, als dass man sie noch als kurzweilig bezeichnen konnte.

Meinen Frustrations-Höhepunkt erreichte ich durch seine Unaufmerksamkeit und sein Desinteresse an mir an einem Samstagabend vor einigen Wochen. Stunden vorher hatte ich mir sehr ausgefallene, richtig scharfe Unterwäsche gekauft. Fast ein wenig zu gewagt für mich. Aber ich war sicher, in diesem Outfit würde Thomas mich innerhalb von Minuten vernascht haben. Mit allem, was dazu gehörte. So angezogen, würde er seiner Computermaus einen Tritt geben und sich auf mich stürzen. Er würde gar nicht anders können.

Nun, was soll ich sagen ... Er konnte anders!

Nach sorgfältiger Musterung im Spiegel, voller Zufriedenheit und selbst schon ziemlich heißgelaufen, auf High Heels und in diesem sündhaft teuren roten Traum von Wäsche, klopfte ich an die halb geöffnete Tür seines winzigen Büros.

Von Thomas’ abweisenden langgezogenen »Jaaa ...« ließ ich mich nicht beeindrucken, sondern schob mich dicht neben ihn.

Mein Freund blickte auf, dann mich an, musterte mich von oben bis unten – eher irritiert als inspiriert – warf einen raschen Blick auf den Bildschirm, überlegte einen viel zu langen Moment und sagte die folgenden Worte zu mir: »Schatz ...«

(Ich kann dieses abgenudelte Kosewort echt nicht leiden!)

»...wow, du sieht wirklich toll aus ... Ich mach hier nur noch rasch zu Ende. Bin gerade mitten drin in einer Programmierung und dann komme ich ...« Er gab mir einen sanften Klaps auf den Po und starrte schon wieder auf die wahnsinnig faszinierte HTML-Zeichenkodierung auf seinem Screen.

Ich glaube, ich stand einfach nur da, neben ihm, für eine Weile, weil ich Zeit brauchte, eine solche Reaktion zu verdauen.

Dann bewegte ich mich, schloss die Tür hinter mir und ging ins Schlafzimmer. Vor dem breiten Standspiegel befriedigte ich mich mit ein paar schnellen, geübten Handgriffen selbst, ohne echte Lust dabei zu empfinden. Danach zog ich die Wäsche aus und stattdessen einen praktischen Jogginganzug an.

Als Thomas sich in der Nacht neben mich robbte und mich nach dem scharfen Outfit fragte, gab ich vor, zu müde für irgendwelche überraschenden sexuellen Aktivitäten zu sein.

***

Am nächsten Tag buchte ich eine Woche Teneriffa. Allein. Ich hatte ein super günstiges Angebot entdeckt, schnell den Urlaubsantrag eingereicht, ihn genehmigt bekommen und die Reise klargemacht.

Thomas war zwar irritiert, das schon, aber insgesamt nahm er meine Spontanbuchung recht gelassen auf. Vermutlich witterte er sofort den praktischen Nutzen meiner Abwesenheit zugunsten seiner ungestörten PC-Zuwendung und an wie vielen Programmen er würde basteln können.

Auf die Idee, ich würde mir eventuell im Urlaub holen, was mir zu Hause verwehrt wurde, schien er überhaupt nicht zu kommen.

Aber genau das war jetzt meine Absicht. Ich fühlte mich zurückgewiesen. Mehr noch. Ich fühlte mich gekränkt. Ich war sexuell sowieso schon unterfordert und insgesamt mittlerweile so frustriert, dass ich als einzigen Ausweg aus dieser missmutigen Gesamtsituation nur meine Urlaubsfreuden sah. Mit allem, was dazu gehörte – auch der Fick mit einem Fremden!

***

Thomas hatte mich zum Flughafen gefahren, beteuerte noch, wie gern er mitgefahren wäre und ermahnte mich lahm, keine Dummheiten zu machen, die er mir eigentlich gar nicht zutraute. Beim Abschied sah er dann doch ein kleines bisschen enttäuscht aus. Warum auch immer.

Sobald er außer Reichweite war, zog ich meinen Piccolo aus der Handtasche, trank ihn im Stehen in langen Zügen aus und fühlte mich befreit, und vor allem: bereit!

Sex im Meer | Erotische Geschichte

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