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Sollst du doch heute sterben, und ich morgen!

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Schon im Lager, von der ganzen Welt isoliert, wurden sie mit jener Abscheu und jenem Grauen konfrontiert, die sie bei anderen Juden auslösten – vor allem bei ihren Opfern. Lejb Langfuß berichtet unumwunden:

„Es war Winter, Ende 1943. Ein Transport nur mit Kindern wurde gebracht […] Der Kommandoführer schickte sie in den Entkleidungsraum, damit sie die kleinen Kinder auszogen. Ein etwa achtjähriges Mädchen steht da und zieht ihr einjähriges Brüderchen aus. Einer aus dem Kommando tritt an sie heran, um es auszuziehen. Das Mädchen ruft: ‚Geh weg, du Judenmörder! Wage es nicht, mit deinen vom jüdischen Blut besudelten Händen mein schönes Brüderchen anzufassen. Jetzt bin ich sein gutes Mütterchen. Es wird in meinen Armen zusammen mit mir sterben.‘ Daneben steht ein Junge, etwa sieben oder acht Jahre alt. Er schreit: ‚Du bist doch selber Jude! Wie kannst du nur diese lieben Kinder zur Vergasung führen, nur um selbst am Leben zu bleiben? Ist dir dein Leben unter dieser Mörderbande mehr wert als das Leben so vieler jüdischer Opfer?‘“230

Die Kinder wichen vor den Männern des Sonderkommandos zurück, die für sie gewissermaßen die „Personifizierung des Todes“231 waren.

Jean-François Steiner, Autor des Romans „Treblinka“, hat folgende Worte in den Mund von Marceli Galewski gelegt, dem Anführer des Aufstands in Treblinka am 2. August 1943:

„Darin wurzelt ja die unvorstellbare Kraft des Nazi-Systems. Es betäubt seine Opfer, wie es einige Spinnen tun. Es betäubt die Menschen und tötet die Betäubten. Es erscheint einem vielleicht als aufwendig, doch anders hätte es gar nicht funktioniert. […] Wir, die Handlanger der Handlanger und die Bediensteten des Todes, vegetieren in einer völlig anderen Welt, in einer Welt zwischen Leben und Tod, derart vorbelastet, dass wir uns unseres Lebens nur noch schämen können.“232

Wenn Henker und Opfer sich auf unterschiedlichen Seiten der Richtstatt befinden, dann ist die Lage klar. Die „Sonderkommando-Männer“ waren jedoch gezwungen, am Fließband des Mordes mitzuwirken und Aufgaben zu erfüllen, an denen die Deutschen als Vertreter der Herrenrasse sich die Hände nicht schmutzig machen wollten. Dafür ließen sie sie für eine gewisse Zeit formal am Leben. Indem sie aber die vergänglichen Leiber ihrer Handlanger am Leben ließen, brachten die SS-Männer etwas umso Größeres in ihre Gewalt und dann auch um: ihre Seelen.

Die Mitglieder des Sonderkommandos waren die am besten informierten Häftlinge im Lager und deshalb auch die bestbewachten und am meisten verdammten. Sie machten sich hinsichtlich ihres Schicksals keine Illusionen und verstanden sehr wohl, dass die Zugehörigkeit zum Sonderkommando nichts anderes als eine Form des Todesurteils war, wenn dessen Vollstreckung auch ausgesetzt, auf unbestimmte Zeit verschoben war. Mit anderen Worten: Das, was sie sich mit ihrer täglichen Arbeit erkämpften, war nicht mal das Leben, sondern ein Sterben auf Raten. Doch was war dann ihr Antrieb? Der natürliche Lebenswille? Die Hoffnung auf ein Wunder? Oder der universelle Leitsatz, der vor allen anderen und am besten im Gulag formuliert worden war: „Sollst du doch heute sterben, und ich morgen!“?

113 Folgende Varianten wurden unterschieden: „Erziehungshäftlinge“ wurden für bestimmte Zeit ins Lager gebracht; „Berufsverbrecher“, auch „BVer“ genannt, waren längerfristig inhaftiert; eine juristische Sonderstellung hatten „Polizeihäftlinge“ – sie standen unter der Kontrolle der Polizei, nicht der SS. In Auschwitz I wurden diese Häftlinge im berühmt-berüchtigten Lagergefängnis, dem Block 11, gehalten, unterstanden aber formal der Gestapo Kattowitz, deren Polizei-Standgericht vor Ort in Auschwitz seine Urteile sprach, die dann auch direkt im Erschießungshof des Lagergefängnisses vollstreckt wurden.

114 Vgl. die Zeugenaussage von Ida Messer vom 2. Mai 1945 (ŻIH. Aussage 301/287/IH. Au2).

115 Zyklon: ein Pestizid und Insektizid, von dem deutschen Chemiker jüdischer Abstammung Fritz Haber (1868–1934) entwickelt, dem „Vater der deutschen Chemiewaffen“, Entdecker des Nitratdüngers, Chemienobelpreisträger 1918. Das Zyklon-B-Verfahren wurde von Dr. Walter Heerdt, Geschäftsführer der Degesch (Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung mbH in Frankfurt a. M.), erfunden. Patentiert 1922 und hergestellt von der Degesch, einer Tochterfirma der Degussa.

116 Zur Terminologie siehe auch S. 17f.

117 Interessant ist: Gradowskis Tagebuch war von sowjetischer Seite zur Verwendung im Prozess vorbereitet worden, blieb aber ungenutzt.

118 Gebräuchlich waren auch andere Begriffe wie z.B. „Spezialkommando“.

119 Während der ersten Kriegsjahre waren noch keine Befürchtungen aufgekommen und demnach hatte es auch keinen Bedarf gegeben, die Spuren zu beseitigen.

120 Manchmal wird dem Einsatzgebiet des Sonderkommandos – unberechtigterweise – der „Empfang“ von Neuankömmlingen und das Einsammeln von deren Gepäck an der Rampe zugeschrieben. Tatsächlich existierten verschiedene separate „Aufräumungs-, Sammler- und Rollkommandos“ im Zusammenhang mit den Effekten der Opfer, unter anderem an der Rampe. Teilweise wurden diese von Häftlingen auch als „Sonderkommando“ bezeichnet.

121 In der Einteilung von Arbeitskommandos für den 7. Oktober 1944 (den Tag des Aufstands!) etwa sehen wir acht Kommandos – genannt „Heizer Krematorium“ –, die zum einen auf vier Krematorien, zum anderen auf eine Tages- und eine Nachtschicht aufgeteilt sind. So heißt das Kommando 57B für die Tagesschicht im Krematorium I zum Beispiel: „57-B. Heizer Krematorium I. Tag“.

122 Rote, mit Ölfarbe aufgetragene „Lampassen“ waren laut Eliezer Eisenschmidt auch auf Hosen und Jacken Pflicht (Greif, 1999. S. 261f.).

123 Siehe weiter: Polian P. W Ponarach, Ponarach rasstreljany wse …, in: Rolnikaite, 2012. S. 509–512, 534–535.

124 Dem diensthabenden Lagerarzt waren sogenannte SS-Sanitätsdienstgrade (SDG) als Hilfspersonal zugeteilt, die die Vergasung vornahmen (Nyiszli, 2005. S. 37).

125 In dieser Funktion beteiligte sich Dr. Krämer, Autor des „berühmten“ SS-Tagebuchs, an den „Sonderaktionen“.

126 In den Krematorien I und II mit den unterirdischen Gaskammern befanden sich die Öffnungen praktisch unter den Füßen der Henker, in der Decke; und in den Krematorien IV und V im oberen Bereich der Gaskammerwände, sodass die Henker – um ihren Job zu verrichten – eine kleine Leiter an die Wand stellen mussten.

127 Dieser Galgenhumor wurde auch von den Polen freudig aufgegriffen und wertgeschätzt (Jagoda, Kłodziński, Masłowski, 1987. S. 254).

128 Dazu zählten häufig Gruppen abgemagerter Häftlinge, die den unermüdlichen internen Selektionen im Lager zum Opfer fielen.

129 Nyiszli, 2005. S. 61f. Beim Festhalten an den Ohren wurde, wie Shlomo Venezia bezeugt, folgende Methode angewandt: Wer das Opfer an den Ohren festhielt, musste dessen Kopf sofort nach dem Schuss nach unten drücken, damit die Blutfontäne die Stiefel und die Kleidung des Mörders nicht beschmutzte (Venezia, 2008. S. 122).

130 Unmittelbar darüber schreibt Shlomo Venezia (2008. S. 123).

131 Laut Pressac wurde diese Kapazität jedoch nicht erreicht (Pressac, 1995. S. 164). Als tatsächliche Kapazität gibt er 250 Einäscherungen am Tag an.

132 Vgl. Zeugnis von Lejb Silber: Silver L. Ciechanow Jews in Auschwitz (S. 343) // www.jewishgen.org/yizkor/ciechanow/ciechanow.html.

133 Es ist zu vermuten, dass mit „Pietät“ die Einäscherung mit Sarg oder Leichentuch, persönlichem Schamottstein, einzelner Aschekapsel bzw. Urne und letztlich die Trennung der Totenasche gemeint war, um sie den Angehörigen aushändigen und schließlich bestatten zu können.

134 Siehe den Ausstellungkatalog: Die Techniker der Endlösung: Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz. Weimar 2005. S. 56.

135 Kinderleichen konnten nach Bedarf hinzugefügt werden, nur gestapelt werden mussten sie auf Erwachsenenleichen, damit sie nicht gleich nach unten durchfielen und den Rost verstopften.

136 Dafür wurden ihre polnischen Eigentümer vorher zwangsweise ausquartiert.

137 Der Bau des Effektenlagers war im Dezember 1943 abgeschlossen. Zu dem Zeitpunkt zählte es 30 Blocks, darunter 25 Magazine und Arbeitsblocks.

138 Im Gegensatz zu Mexiko als einem sehr armen und chaotischen Land. Einer anderen Version zufolge war „Kanada“ das entstellte „Kanaan“, jenes Land, in dem Milch und Honig fließe.

139 Müller, 1979. S. 207–209.

140 Kapo der Heizer war Mietek Morawa, sodass Müller über eine eigenartige Doppelspitze innerhalb des Kommandos schreibt. Müller, 1979. S. 66f.

141 Friedler, Siebert, Kilian, 2008. S. 47.

142 Seine Lagernummer ist eine sehr früh ausgegebene: 27675. Seine Aussage wurde am 16. April 1945 am Krakauer Bezirksgericht aufgenommen (siehe Jankowski, 1996).

143 In Auschwitz I.

144 Darunter eines Tages auch die geköpfte Leiche von Julius Grünweller, dem Bürgermeister der Stadt Auschwitz.

145 Er war einer der Zeugen im Frankfurter Auschwitz-Prozess.

146 Müller, 1979. S. 30.

147 Dem wurde später das erste Aufgebot angeschlossen.

148 Es gibt einen weiteren ungenauen Beleg über die Rotation des Sonderkommandos im Sommer 1942: den Bericht der vier französischen Ärzte Feigenbaum, Gaureau, Schaenfeld und Steinberg: „Das Personal des Sonderkommandos wurde sehr oft ‚erneuert‘ wie zum Beispiel die erste Gruppe, die im Juli 1942 aus russischen Kriegsgefangenen gebildet worden war und im August erschossen sowie durch 250 Juden – ebenfalls aus der Armee – ersetzt wurde (GARF. Bt. P-7021. Fb. 198. Nr. 56. Bl. 3).

149 Laut anderen Zeugnissen: 400 (Oleksy, 1995. S. 122).

150 Czech, 1989. S. 349. Mit Verweis auf: APMA-B. Höß-Prozess. Bd. 1. Bl. 17; Krakauer Auschwitz-Prozess. Bd. 7. Bl. 7, 113. Den formellen Anlass dazu lieferte eine Notiz, dass sie eine Flucht vorbereiteten. Laut Filip Müller wurden sie aber vom Stubendienst verraten.

151 Report of Rudolf Vrba and Alfred Wetzler, 1997. Sie teilen auch ein recht spätes Datum der Selektion mit (17. Dezember), das mit anderen Informationen nicht übereinstimmt.

152 KL Auschwitz in den Augen der SS, 2005. S. 127.

153 Czech, 1989. S. 352f. Mit Verweis auf: APMA-B. Höß-Prozess. Bd. 1. Bl. 17; Krakauer Auschwitz-Prozess. Bd. 11. Bl. 102–121.

154 Czech, 1989. S. 355. Mit Verweis auf: APMA-B. D-Au I.1/3, Fb. D, Bl. 158; APMA-B. IZ-8/Gestapo-Lodz/3/88/87.

155 Czech, 1989. S. 355f. Mit Verweis auf: APMA-B. D-Au I.3/1b. Bunkerbuch. S. 91.

156 Vermutlich am 15. Dezember 1942.

157 Czech, 1989. S. 355. Mit Verweis auf: APMA-B. D-Au I.1/3, Fb. D, Bl. 158.

158 Czech, 1989. S. 355f. Mit Verweis auf: APMA-B. D-Au I.3/1b. Bunkerbuch. S. 91.

159 Im „Kalendarium“ von Danuta Czech ist an diesem Tag nichts über eine öffentliche Hinrichtung vermerkt.

160 Aussage Henryk Tauber, in: W. Dlugoborski und F. Piper (Hrsg.), Studien zur Geschichte des Konzentrationslagers Auschwitz. Bd. III. Oswiecim 1999, S. 273–302. Unter den französischen Juden waren nicht wenige polnische, die in den 1920er Jahren nach Frankreich emigriert waren.

161 Zur gleichen Zeit deportierte die bulgarische Führung Juden aus ihrer Besatzungszone, so auch aus Teilen Mazedoniens. Deportiert wurden sie nach Treblinka (mindestens fünf Eisenbahnzüge, rund 11.000 Menschen).

162 Nur einige Hundert von ihnen gelangten nicht nach Auschwitz, sondern nach Bergen-Belsen.

163 Czech, 1970. S. 16–21.

164 Lanzmann, 1986.

165 Nach Angaben von Shlomo Dragon: rund 200 griechische und 500 ungarische Juden (Greif, 1999. S. 169). Die Zahlen beziehen sich höchstwahrscheinlich auf das Jahr 1944 und sind wahrscheinlich aufgerundet.

166 Ein Dajan ist ein Richter und Mitglied des Rabbinerkollegiums. Er hat das Recht, rituelle Angelegenheiten und andere Fragen der Halacha zu klären sowie Fälle zu lösen, die beim Rabbinergericht eingereicht werden.

167 Müller, 1979. S. 105.

168 Der höchste Posten in der alltäglichen Barackenhierarchie der Häftlinge (ähnlich dem Kapo oder Oberkapo als höchstem Posten in deren Arbeitshierarchie). Den Blockältesten unterstanden die Sztubowi (Stubendienste), die Schreiber und die Wachen aus den Reihen der Häftlinge.

169 Natzari, 1991. S. 41f.

170 Müller, 1979. S. 88f.

171 Venezia, 2008. S. 127f.

172 In einigen Zeugnissen hieß es, Kaminski sei aus Zichenau gewesen. Doch die Aussage von Jakub Gordon widerspricht dem entschieden (und hebt übrigens den Vorwurf gegen Kaminski auf, dieser sei der „Kapo von Zichenau“ gewesen, der Eisenschmidt gefoltert habe) (Greif, 1999. S. 269).

173 Daniel Obstbaum war ein alter Lagerhäftling mit einer Nummer um die 38.000, polnischer Jude und Kommunist, der nach Frankreich gezogen war und dort in der Fremdenlegion gedient hatte – ein sentimentaler Mensch. Er hielt seine Hand über Eisenschmidt, auch wegen dessen Vergangenheit in der Beitar und dem Komsomol (Greif, 1999. S. 268 f).

174 Hier und ferner: Aussage von Erich Mußfeldt vom 14. und 16. August 1947 (siehe Żmijewska-Wiśniewska, 1999. S. 19–33).

175 In der Lipowa-Straße 7.

176 Von höchstens 300 sowjetischen Kriegsgefangenen, die die Epidemie überlebt hatten.

177 Einigen Angaben zufolge zählte auch die direkte Teilnahme an der Tötung der Opfer zu den Aufgaben des Sonderkommandos aus Majdanek. Diese Behauptungen konnten jedoch nicht hinreichend belegt werden.

178 So hießen in Majdanek bestimmte Lagerbereiche, analog zu den Lagerabschnitten in Birkenau.

179 Sie wurden aus Sachsenhausen verlegt.

180 Aus der Aussage von Robert Seitz, Mußfeldts Stellvertreter im Krematorium von Majdanek (APMM. Verhörprotokoll 1961. Kopie. 1544).

181 Die Firma lieferte Krematorien auch nach Sachsenhausen und Buchenwald.

182 Leszczyńska, 1980. S. 319. Mit Verweis auf: APMM. OPUS 10. S. 717; OPUS 9. S. 59.

183 Majdanek 1941–1944, 1991. S. 455.

184 Czech, 1989. S. 757. Mit Verweis auf: Dok. des ISD Arolsen. NB-Frauen, Bl. 31. Die unterschiedlichen Angaben zu der Anzahl der Deportierten sind nur damit zu erklären, dass der Großteil davon nicht für Auschwitz bestimmt war.

185 Die 275 Jüdinnen aus Majdanek wurden aber nahezu unverzüglich im Krematorium IV getötet.

186 Der einzige verbürgte Fall ist der russische Kriegsgefangene Aleksander Schenkarenko, geboren am 10.10.1921 in Witowzy (Ukraine), Häftlingsnummer R-11526. Rein spekulativ können zwei Nachnamen genannt werden: Motin (Mitin?) und Malinkow (Malenkow? Malinow?) und noch einige Namen oder Spitznamen: Wiktor, Gawrila, Grigorij, Iwan (dieser Name ist am häufigsten anzutreffen), Luka, Ljubaschka (Saschka), Mischka, Nikolaj und Jurka (vgl. Sabotschen, 1965; Kilian, 2002. S. 22; Venezia, 2008. S. 143, 175f.). Mindestens drei, vier Kriegsgefangene waren Juden.

187 Laut Nadjari waren etwa 150 aus dem Athener Transport, der am 11. April 1944 in Auschwitz ankam (Nadjari, 1991. S. 47).

188 Holländische Juden waren der Aussage von Eisenschmidt zufolge für die Ausführung dieser Arbeit derart schlecht geeignet, dass von den 50 Mitgliedern des Sonderkommandos aus ihren Reihen nur einer überlebte.

189 Müller, 1979. S. 143. Einer der fünf deutschen Juden war ein gewisser Zander aus Berlin, Schwager von einem der SS-Kommandoführer.

190 Nyiszli, 2005. S. 56.

191 Dort arbeitete Eisenschmidt, erst als Schlepper, dann als Elektriker.

192 Miklós Nyiszli nahm – vermutlich irrtümlich – an, dass diese 30 ein neues Aufgebot des Sonderkommandos waren.

193 Müller, 1979. S. 276f.

194 Morawa hatte vorher versucht, zu entwischen, doch der Versuch scheiterte.

195 Eine parallele Selektion nahmen auch Mengele und einer seiner Vertreter vor: Sie suchten „Material“ – und allen voran Zwillinge – für ihre Versuche aus.

196 Im Fall jener, die im Dezember 1942 in das Sonderkommando einverleibt wurden (Gradowski, die Brüder Dragon und andere), gab es keine Quarantäne.

197 In dem Bereich zwischen linkem Handgelenk und Ellbogen.

198 Greif, 1999. S. 109–188.

199 Gerüchten zufolge hatten sie einen Aufstandsplan ausgearbeitet, wurden jedoch denunziert, wonach das gesamte Sonderkommando liquidiert wurde. Möglicherweise wurde eben deshalb das neue Sonderkommando derart rasch zusammengestellt.

200 Greif, 1999. S. 329–361 und 59–108.

201 Er überlebte Auschwitz, kehrte nach Kriegsende nach Griechenland zurück und ging 1980 nach Israel.

202 Er selbst nahm an, es sei November 1943 gewesen.

203 Greif, 1999. S. 349–351. Das Gold wurde hiernach gereinigt und in kleine Barren gegossen. Ein Teil des Goldes wurde versteckt und somit zur Grundlage des lagerinternen Handels mit den SS-Wachen (die im Gegenzug Essen, Alkohol und Kleidung boten).

204 Die Vorarbeiter waren L. P. (offensichtlich Lemke Pliszko) und B. M. (Buki Milton), die laut Sackar andere Mitglieder des Sonderkommandos verprügelten (Greif, 1999. S. 88).

205 Greif, 1999. S. 101.

206 Greif, 1999. S. 60.

207 Greif, 1999. S. 189–232.

208 Kraus, Kulka, 1991. S. 202.

209 Greif, 1999. S. 198.

210 ŻIH. Aussage 301/1868.

211 Greif, 1999. S. 257.

212 Nyiszli, 2005. S. 78. Nyiszli geht allerdings nicht darauf ein, dass er nach seiner Ankunft zuerst in Monowitz gearbeitet hatte, bevor er nach etwa einem Monat in das Häftlingskrankenbaulager B II f überstellt wurde und einige Tage später von Mengele für ein Sektionskommando im Laboratorium des Krematoriums II angefordert wurde (Nyiszli, 2005. S. 191f.; Czech, 1989. S. 788).

213 Vgl. die nahezu identische Erzählung Filip Müllers oder auch die Erzählung Elie Wiesels über seinen Freund Bela Katz, der – ebenfalls Mitglied des Sonderkommandos – seinen eigenen Vater „abfertigen“ musste.

214 Aber muss man wirklich überredet werden, zumal von den Opfern, um sich dazu zu entschließen, sich alles zu merken und zu erzählen? Verspüre den Geist eines Chronisten in dir, finde, womit und worauf du schreiben kannst, und schreib los! Und dann lass dir noch einfallen, wie du alles von dir Geschriebene verstecken und bewahren kannst!

215 Bowman, 1993. S. xviii. Bowmans Verweis auf das „Kalendarium“ von D. Czech, dem zufolge aus dem Transport mit griechischen Juden, der am 20. Januar 1944 angekommen war, 436 Männer und 131 Frauen die Selektion überlebten, stellt keine Bestätigung dieser Legende dar: Die „Ungarn-Aktion“ war zu diesem Zeitpunkt zwar voll im Gang, doch eine Erweiterung des Sonderkommandos fand im Juli nicht statt. Zudem kam der Transport aus Korfu nicht am 20., sondern am 30. Juni 1944 an. Und es waren auch nicht 436, sondern 446 Männer, die die Selektion überstanden (Czech, 1989. S. 809). Doch auch D. Czech selbst beschreibt dies in ihrer Materialübersicht über griechische Juden im Archiv des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau APMA-B als Tatsache (Czech, 1970. S. 33–34). Dabei beruft sie sich auf die Zeugenschaft von Otto Wolken (APMA-B. Höss. Bd. 6. Bl. 28–29). Zugleich ist diese Geschichte, wie A. Schmaina-Welikanowa bemerkt, eine symbolische und möglicherweise inspiriert durch die Haggada aus dem Talmud über die 400 jüdischen Jungen, die ins Meer sprangen. In diesem Fall ist dies keine Lüge und keine Verzerrung, sondern eine Orientierung an der heiligen Tradition der Gleichnisse.

216 Allem Anschein nach M. Litschi.

217 Natzari, 1991. S. 51.

218 Langfuß berichtet übrigens darüber, wie ein Mitglied des Sonderkommandos die Opfer davor gewarnt hatte, was ihnen bevorstand. Sogleich denunzierten ihn die Opfer, woraufhin er selbst vor den Augen anderer Mitglieder des Sonderkommandos lebendig in den Ofen geschoben wurde (gemeint sind hier möglicherweise die vom Wahnsinn befallene Frau aus dem Bialystoker Transport und Itzhak Derenski). Aus demselben Grund und auf dieselbe Weise starb auch Leo Stein aus Tabor (Müller, 1979. S. 119, 126). Zugleich berichtet J. Garlinski (ohne Quellenangabe) über einen Vorfall, der angeblich 1942 stattgefunden hat: Ein durch die Mitglieder des Sonderkommandos vorgewarnter Transport mit 1.500 polnischen Juden leistete heftigen Widerstand gegen die Deutschen, wobei sich ihnen auch 40 Mitglieder des Sonderkommandos anschlossen (Garlinski, 1975. S. 246).

219 Aber manchmal kam das doch vor. So nennt Gradowski den Namen einer gewissen Keschkowskaja aus dem Ghetto Wilna, die ihm vom Schicksal seines Vaters erzählt hatte.

220 Manchmal gaben sie etwas davon an ihre Familienangehörigen weiter, sofern sie in Birkenau waren, oder bestachen das SS-Personal.

221 Noch weniger sakral waren jüdische Leichen für die SS. Nach der Verkündung und Vergegenwärtigung der staatlichen Vorgabe zur physischen Vernichtung der Juden wurden alle Juden – auch die noch lebenden – für sie gewissermaßen zu Leichen. Leichen, Todgeweihte waren für sie erst recht die Männer des Sonderkommandos.

222 Langbein, 1995. S. 288.

223 Vgl. Świebocki, 2002. S. 214. Aus dem vorherigen Bericht wird jedoch deutlich, dass Kontakte – und zwar recht enge – trotz allen Horrors stattfanden (offensichtlich arbeitete im Sonderkommando Wetzlers Bruder): Über die „Sonderkommando-Männer“ gelangten Lebensmittel, Kleidung, Medikamente und sogar Fremdwährung, die bei den Getöteten gefunden wurde, ins Lager.

224 Langbein, 1995. S. 285. Da das Lazarett und der Häftlingskrankenbau für die Mitglieder des Sonderkommandos unzugänglich waren, hatten sie in der 13. Baracke eine Art Ambulanz, wo offenbar auch Bendel arbeitete. Definitiv unklar ist: Warum kam ihm seine eigene Rolle an diesem teuflischen Fließband besser oder sauberer vor als die der anderen? Das gilt auch für Vrba und Wetzler, die Häftlingsschreiber, die vor ihrer Flucht eine Vertrauensposition bei der Lagerleitung hatten – und zwar nicht irgendwo, sondern in der Politabteilung von ganz Auschwitz-Birkenau.

225 Nyiszli, 2005. S. 51.

226 Greif, 1999. S. 346f.

227 Greif, 1999. S. 221f.

228 Hier muss man die Rolle von Kulka, Greif, Kilian, Pezzetti, Prasquier, Lanzmann und vielen anderen hervorheben, die die ehemaligen Mitglieder des Sonderkommandos auf der ganzen Welt gesucht und interviewt haben.

229 Greif, 1999. S. 221.

230 Vgl. S. 441 dieser Edition.

231 Ein Ausdruck von M. Nadjari.

232 Steiner, 1966. S. 123f.

Briefe aus der Hölle

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