Читать книгу Adam und Eve - Penny Palmer - Страница 3
1 Kapitel
ОглавлениеMr. Hazirri schloss mit einem Fußtrit die Tür des roten Getränkekühlschranks und gab das Bier heraus. Eve presste die von der Kälte beschlagene Dose gegen ihre Stirn und stellte sich, ein Bein auf den Oberschenkel des anderen ruhend vor den Zeitungskiosk in der Brunswick Street, wie ein meditierender Storch. Der alte Mann mit dem blauen Turban sah auf eine Wanduhr, deren Zeiger die Sekunden nicht in appetitliche Stücke teilten, sondern die Zeit erbarmungslos totschlug. Eves Blick folgte dorthin und dann sah sie mit einem Anflug von schlechten Gewissen zur Dose in ihrer Hand. „Sieben Uhr morgens, ist die beste Uhrzeit für Fishermens”, log sie und öffnete den Verschluss und trank. Sie deutete auf die Plastikuhr im Kiosk. „Die musst du unbedingt wegwerfen!“
Mr Hazirri hob seine grauen, buschigen Augenbrauen. „Warum? Sie funktioniert seit 20 Jahren und was kann ich anders von einer Uhr erwarten, als das sie die richtige Zeit anzeigt?“
„Die sieht aus, wie in der Pathologie an meiner alten Uni. Genau so eine hing über der Tür zu Area 51 den Kühlraum mit den Leichen.“
„Du hättest dein Medizinstudium nicht schon nach einem Semester aufgeben dürfen.“
„Dann hätte ich die Medizinschule mit einem Studentendarlehn von einer Million beendet. Was nutzt mir der Doktortitel, wenn ich die Schulden erst losewerde, wenn ich in Rente gehe?“
Mr Hazirri tippte mit dem Zeigefinger gegen die Wanduhr. „Ich werde sie dir zusammen mit meinem Kiosk hinterlassen.”
Eve rümpfte ihre Stupsnase, die vom Bier oder der Kälte gerötet war. „Dein Kiosk ist ein stehender Sarg. Ich will weder den, noch die Uhr! Wenn du tot bist und ich um Mitternacht hier vorbeilaufe, hätte ich immer Angst, dein Gespenst sortiert hier Zeitungen ein.“
„Hättest du das Medizinstudium beendet, hättest du auch keine Angst vor dummen Gespenstern. Haben deine Profesoren nie gesagt, dass es keine gibt?“
Eve sah ihn mit strahlendem Gesicht an. „Vermache mir lieber dein Geld.”
Mr. Hazirri schmunzelte, man konnte nichts dagegen unternehmen. Wenn Eve einen anlächelte war es, als überschütten sich die Gedanken mit Sonnenstrahlen und die Seele nahm einen tiefen Atemzug. „Nein.”, erklärte er dennoch. „Die Uhr und der Kiosk ist genau das richtige Erbe für dich! Ich meine es ist sieben Uhr. Immer wenn du grübelst, trinkst du schon morgens Bier. Es hat etwas mit dem Alter und der Höflichkeit zu tun. Ich bin 68 und du bist ein Kind, dass sich nicht gerade vor meiner Nase betrinken sollte.” Er zeichnete unbestimmte Gesten in die Luft. „Na ja was solls”, sagte er schließlich und legte den Kopf schräg und sah Eve mit gelblichbraunen Augen an.
Ahmed Hazirri war Eves Mentor, ihre eigene runzlige, gute Fee. Das Alter und sein Rheuma hatten ihm zugesetzt, aber noch immer strahlten seine freundlichen Augen milde Nachsichtigkeit mit ihr aus. „Du trinkst schon wieder? Hat dir kein Arzt gesagt du sollst das lassen. Denke an deine Leber und deine Nieren. Ich meine es ist am helllichten Morgen und du startest. Was sollen die netten Männer von dir denken, wenn sie das sehen?”
Ellen stand am Zeitungskiosk, den Oberkörper auf die Auslage gestützt und presste sich immer wieder die Dose gegen die heiße Stirn. Ihre Augen, mit den dunklen Ringen darunter huschten wieder über die Anzeige der aufgeschlagenen Zeitung vor ihr.
Schwarzweiß gestreifter Kater mit rotem Halsband in der Brunswick Street entlaufen. Das Halsband besitzt sentimentalen Wert. 200 $ Finderlohn.
„Will er das Halsband, die Katze, oder alles zusammen? Wie immer ist ein Blick in den Anzeigenteil der Hobocken Times eine Reise in die Abgründe der menschlichen Seele, warum? Liegt es an Hobocken oder an Jersey, dass man es entweder mit vom Leben enttäuschten Menschen zu tun hat, oder Irren?“
„Welches Halsband, welche Seele?“, fragte Ahmed und sah sich weiter um. Selbst das Finanzamt konnte nicht behaupten, dass morgens sein Hauptgeschäft mit dem Zeitungskiosk war. Nur Jogger mit verbissenen Gesichtern drehten ihre Runden im Benjamin Franklin Park, nahe dem Fluss, aber sie sahen nicht so aus, als wollten sie noch einen Kaffee bei ihm trinken, oder sich eine Zeitung kaufen. Sie sahen so aus, das sich Ahmed nicht im geringsten darüber wunderte, wenn sich einer von ihnen plötzlich an die Brust griff und umfiel. Die Geschäfte in der Straße waren Drogerien, Bestatter und Apotheken. Was am Morgen noch zum Lokalkolorit fehlte, war die Ambulanz mit eingeschaltetem Blaulicht.
„Was ist mit diesem Halsband? Bittet die Polizei um Hinweise in einem Raub?“ Er war immer am Klatsch der Gegend interessiert.
Eve schüttelte den Kopf. „Hier ist eine Katze entlaufen und der Besitzer bietet 200 Dollar Belohnung. Aber er muss ein riesiges Arschloch sein, er zahlt den Finderlohn nicht für die Katze, sondern das Halsband.“
„Wie sieht sie denn aus?“
„Das Halsband?“
Ahmed sah sie schockiert an. „Das Tier natürlich, was interessiert mich ein dummes Halsband.“
„Es ist eine Katze auf vier Beinen und mit einem Halsband.“ Ellen riss die Annonce heraus und steckte sie in ihre Hosentasche. Sie würde nach dem Tier Ausschau halten. Ihr das Halsband abnehmen und zur Pfandleihe bringen. Wenn der Inserat 200 Mäuse Belohnung anbot, waren mindestens 700 Dollar drin. Wenn es schön war, konnte sie die Tollwutmarke entfernen und es sich selber umbinden. Das Ehemaligentreffen der Soziologie Klasse der University of Jersey stand an. Wenn sie mit einem Katzenhalsband ankam und es ihr Collier nannte, dachten ihre Ex-Kommilitonen Eves Kleidung sei kein Zeichen von Erfolglosigkeit, sondern ihr Statement gegen die Konsumgesellschaft. Alle anderen hatten Jobs, selbst der Mieseste arbeitete inzwischen unter Lebensgefahr als Sozialbetreuer in einer Schule für 8 bis 12 Jährige Delinquenten. Wieder würden sie alle mitleidig ansehen, selbst Dylan ihr Uni-Schwarm und sich dann das Maul zerreißen, wenn sie auf der Toilette verschwand. So war es bei den letzten Treffen immer gewesen, aber zumindest erwartete keiner ernsthaft das sie für ihr Bier bezahlte. Aber verdammt, sie wusste immer noch nicht was sie machen sollte. Seit dem tot ihres Vaters hatte sich ihr Lebensweg, als eine Straße mit tausend Abzweigungen und gepflastert mit Glasscherben herausgestellt. Es fehlte einfach die Person die sie antrieb und ihr versicherte sich, um Dinge wie Studiengebühren keine Sorgen machen zu müssen. Nach dem tot ihres Vaters hatte sie sich eingebildet, die Medizin sei zu schwer und der Umgang mit Kranken zu unangenehm. Die Psychologie war langweilig und man hatte wieder mit Kranken zu tun, von denen einige richtig unheimlich waren. Soziologie war ein Kompromiss aus Kosten und zukünftige Jobaussichten gewesen, ein Studium mit dem sie nun nichts anfangen konnte.
Mr Hazirris Gedanken waren immer noch bei der entlaufenen Katze. „Es gibt eine schöne Geschichte über den Propheten und eine schlafende Katze...“
Eve hob die Hand. „Na und und trotzdem schneidet ihr euch gegenseitig die Kehlen durch, wie primitive Barbaren. Ich weiß nur eine Minderheit, aber Minderheiten machen eben die Nachrichten. Und ich muss es wissen, Mum zwingt mich zu einem Praktikum beim Boston Magazin und lügt ihren Freunden vor ich bin Reporterin.“ Sie wirkte angetrunken und so zufrieden das sich ihrem väterlichen Freund das Bild eines Selbstmörders an einem Baum aufdrängte. Sie trug einen XXL Jogginganzug und einen Parka auf dem in weißen Buchstaben Hobocken Police Force stand. Eve krempelte sich den rechten Ärmel hoch. Sie schnappte sich das Bier von den Zeitungen, die sie als Untersetzer benutzte und nahm einen langen Schluck. Das Bier schmeckte nicht, kam aber aus der Gegend und alle behaupteten es sei weniger Bier, sondern Medizin. Angeblich half der Konsum von Jersey Fishermen gegen Malaria, das war wissenschaftlich nicht bewiesen, aber es half gegen den Kater. Sie sah wieder in die Zeitung, zwei Seiten so eng bedruckter Anzeigen, dass ihr beim Lesen schwindelig wurde. Sie stutzte und ihr Gesicht nahm den Ausdruck freudiger Überraschung an. Es war vielleicht nicht verkehrt, dass ihre Mutter sie in aller Frühe aus den Federn gerissen hatte, weil sie unbedingt die Times und eine seltsame Zeitschrift namens Ballistik Revue wollte. Im Gegensatz zu den anderen Annoncen stach diese Anzeige allein durch seine leichte Linksneigung heraus.
Kavaliere Club in Manhattan. Du bist ein offener und positiver Mensch. Du kannst unsere Gäste von dir begeistern, gehst aus dich heraus. Du bewegst dich gut und beherrscht den La-da und du bist optisch anziehend? Auf dich wartet eine Karriere in unserem Familienunternehmen. 25 Dollar pro Stunde plus Trinkgeld.
Das las sich nach einem Glücksfall. Vielleicht arbeitete dort ein echter französische Koch mit einem so charmanten Akzent, das einem davon die Beine weich wurden. Sie stutzte, Kavaliere, war das nicht spanisch, es kam ihr jedenfalls nicht super-französisch vor. Und was war ein La-da, eine Art von Vorspeise, ein Salat? Aber es gab kaum etwas, dass man nicht mit etwas Willen erlernen kann, wenn man dafür 25 Dollar plus Trinkgeld die Stunde bekommt.
Rüstiger Ruheständler 69 Jahre mit eigenem Haus und Land, Beamtenpension sucht die Partnerin fürs Leben. Sie sollte zwischen 20 und 25 sein, schlank, sportlich und Nichtraucherin.
Sie schüttelte sich, zum Glück fand sie die Stellenanzeige. Bei diesem Namen handelte es sich zu 100 Prozent, um ein französisches Restaurant, in dem die Creme de la Creme verkehrte. Familienbetrieb schrieb er, es war also seit Generationen in der Hand derselben Leute und das passierte nur, wenn die Gäste tief in die Taschen greifen konnten und es auch beim Trinkgeld taten. Sie konnte sich bei dem perversen Rentner als Ehefrau bewerben und dessen Tot abwarten oder Kellnern. „Ahmed was ist ein La Da? Ach ja, das Inserat vom perversen Alten ist wieder drin.“ „Lada? Ist das nicht diese Geschichte von Zeus, der sich als Schwan verkleidet, um irgendwelche Sauereien zu veranstalten?“ „Das ist Leda! Du hast so viel Zeitungen hier, warum machst du denn nie ein Kreuzworträtsel?“ „Weil die Leute sich beschweren kommen, wenn ich in ihren Zeitungen die Rätsel löse. Sie kommen her und wollen die Exemplare umgetauscht haben und manche von denen werden garantiert die Polizei anrufen. Übrigens auf Schwäne zu stehen ist auch nicht perverser, als der Rentner der Teenager sucht. Seine Suche läuft nicht gut, aber das war anzunehmen und geschieht ihm zu Recht.“ Eve schlug die Kapuze hoch und steckte ihre frierenden Hände in die Taschen ihres Parkas und beobachtete die Jogger im Park. Sie erschrak, sie musste sich wirklich einsam fühlen, sie fand einen Mittfünfziger mit Halbglatze und Bierbauch der über den Kiesweg heschelte noch recht annehmbar. Eve dachte wieder an den perversen Alten. „Bei den Ansprüchen, muss er Millionär sein. Keine Frau wartet bis der Perverse abkratzt, wenn es sich nicht auch rentiert.“ Ahmed Hazirri wusste, sie war schlau. Schon als Kind hatte Eve am Kiosk gestanden, die Comics gelesen und ihm von ihrem Schultag erzählt, ob er davon hören wollte oder nicht. Früher waren es Mangas und nun die Stellenausschreibungen. Wie schnell Zeit verfliegt, er blinzelte mit den Augen, doch waren inzwischen zwanzig Jahre vergangen und er hatte keine Ahnung, was er in dieser Zeit gemacht hatte. Als er in dieses Land ankam sprach er kaum englisch und verstand wenig von dem, mit dem er im Einzelhandel konfrontiert war. Kunden! Er hasste inzwischen jeden Einzelnen, bis auf Eve. Er konnte sich an ihre erste Begegnung genau erinnern. Er vergaß vielleicht das Alter seiner drei Söhne, aber an sie erinnerte er sich. Sie war damals ein Knirps gewesen und reichte nicht mal bis zur Auslage. Sie griff nach oben und begann wahllos Comics herauszufischen. Auf die Mahnung was zu kaufen oder zu verduften erklärte sie: Verbraucherschutz, schon was davon gehört? Ich kann die Cops rufen, wenn du mich nicht lesen lässt. Ich muss mich entscheiden, ob sich der Kauf lohnt. Die Kaltschnäuzig des Kindes imponierte ihm und seitdem kam sie jeden Tag. Eve kam, ob es regnete oder stürmte. Sie war so zuverlässig, wie der Sensenmann und hatte niemals für ein Comic oder die Zeitungen, die sie hier zerknitterte oder geistesabwesend mit Eselsohren verzierte bezahlt. In ihren Augen betrieb er seit zwei jahrzehnten eine Bibliothek. Aber nie vergaß sie seinen Geburtstag und als er im vorigen Jahr mit der Nierensache im Krankenhaus lag, kam sie ihn jeden Tag besuchen. Sie saß an seinem Krankenbett, trank Bier und hielt ihn auf dem Laufenden, was seine Kinder mit seinem Kiosk anstellten. Der zum Versammlungsort von Halbstarken wurde. In seinen Augen waren seine 37, 34 und 29 jährigen Kinder das und daran würde sich auch nie etwas ändern. Sollte Ahmad auch Cop sein, Rahmann ein Architekt und Josef Genetik studieren. Sie waren Halbstarke. Er hätte damals Eves Mutter anbieten sollen die Kinder einfach zu tauschen. Mister Hazzirri ging jeden Freitag in die Moschee, aber er wusste irgendetwas stimmte bei der Interpretation des Korans nicht, denn Töchter waren tausendmal mehr Wert, als Söhne und sollten auch so behandelt werden. Was hatte man von Söhnen, außer Kopfschmerzen? Er nahm den Faden des Gesprächs wieder auf. „Ich möchte wissen, wer ihm die Flausen in den Kopf gesetzt hat? Ich bin 68, aber probiere ich Teenager zu heiraten. Es gibt keine gesunde Erklärung.“ „Na hör mal, deine Kinder würden sich in Grund und Boden für dich schämen.“ Eves Gesicht verzog sich voller Abscheu. „In die Hirne von manchen Typen zu sehen muss eine undankbare Zumutung sein.“ Sie zog die linke Hand aus der Tasche und tippte mit ihrem grün lackierten Fingernagel auf die Zeitung. „Ich meine hier steht es schwarz auf weiß, Frau 20 bis 25 Jahre.“ Sie schüttelte die Vorstellung von einer verrunzelten und Altersflecken übersäten Hand ab, dir ihr über den Körper strich. „Probieren wir es mit Logik. Vielleicht ist das Finanzamt schuld. Wenn er seine Pflegerin heiratet, muss er keine Arbeitgebersteuern zahlen.“ Ahmed nickte, aber er kam aus einer Weltgegend, wo ein unschuldiges Nicken, das genaue Gegenteil aussagte. Die Leute aus der Brunswick Street hatten Jahre dazu gebraucht, um darüber nicht mehr in Verwirrung zu geraten. Und noch immer geschah es, dass ein Uneingeweihter kostbare Lebenszeit damit verbrachte etwas zu kaufen das Ahmed nicht hatte. „Du versuchst schon wieder, das Beste in den Menschen zu sehen. Du lebst in einer Großstadt, du musst aufhören damit. Nimm von den Menschen das Schlechteste an und du kannst nur positiv überrascht werden.“ „Du bist ein Pessimist.“ „Ich nenne es Realismus. Und selbst wenn, er sollte es genauer beschreiben, um nicht wie ein Perverser zu erscheinen. Und warum muss seine Pflegerin genau dieses Alter haben und schlank sein?“ „Du hast Recht! man sollte ihn Federn, Teeren und in Eselhaut genäht aus der Stadt jagen.“ Ahmed kratzte sich zufrieden den grauen Vollbart. „Eselhaut? Deine Mum arbeitet an einem neuen Buch?“ Er war ein Fan, seit der Zeit, als Hellen Baihu den ersten Preis des Krimiwettbewerbs der Hobocken Times gewonnen hatte. Wenn Eve für die Machwerke ihrer Mum recherchierte, nisteten sich abscheuliche Gedanken in ihren Kopf ein. Sie stand dann hier und redete über exotische Gifte, von denen es im modernen Kriminalroman mangelte und den Bau von Schalldämpfern. Einnmal hatte sie ihm Kunden vergrault, indem sie laut darüber nachdachte, ob man mit einer Laubsäge Leichen in handliche Stücke teilen kann oder ein Fleischerbeil praktischer sei. Dann hatte sie mit einem geistesabwesenden Lächeln erklärt, sie könnte nie in die Badewanne, in der sie einen Menschen zerlegte, steigen und ein Schaumbad geniessen.
Obwohl es das Land mit den meisten Waffen in Privathand war, gab es erstaunlich wenig Bürgerkriege hier. Wenn er sich erinnerte war es nur einer gewesen. Das war ein Zeichen, das man etwas richtig machte. In seiner alten Heimat hatten sie schon Bürgerkrieg geführt, als es nur Steine zum Werfen gab.
Eve dachte wieder an die Stellenanzeige. Der Gentleman suchte für sein Restaurant attraktive Bedienungen. Ihre Mum behauptete von ihr, sie sei eine Prinzessin. Aber das war ein zweischneidiges Schwert. Manchmal bedeutete es etwas Positives, öfter war es als Schimpfwort gemeint. Immer dann, wenn sie nicht um 6 Uhr Morgens irgendetwas besorgen wollte oder Tage damit verschwenden um für Mums Bücher herauszufinden, wie und warum eine dumme Atombombe nun funktionierte. Warum erfanden Frauen praktische Dinge, wie Kaffefilter und die Superfaser Kevlar und Männer Dinge mit denen sie die Menschheit ausrotten konnten?
Die Nuance in der Stellenanzeige lautete 25 Dollar plus Trinkgeld. Sie brauchte unbedingt einen anderen Job, sie musste unter normale Leute. 24 Stunden am Tag mit ihrer Mutter und dann das Praktikum griffen ihre Nerven an. Sie war 27 Jahre alt und wie lange wollte sie noch ihre Mum nach Taschengeld fragen? Ihr Selbstwertgefühl war den Bach runter.
„Heute etwas für dich dabei?“, fragte Ahmed.
„Ich notiere mir die Nummer.“ Nachdem sie die Telefonnummer in ihr schwarzes Notizbuch geschrieben hatte, reichte sie die Zeitung mit der Stellenauschreibung hinüber. Ahmed überflog die Anzeige und griff nach seinem Telefon.
„Ahmad hier ist Dad. Sitzt du am Computer von deinem Streifenwagen? Was ist der Kavaliere Club für ein Restaurant. Mexikanische oder französische Küche? Genau 7 Straße! Ja Eve sucht schon wieder einen Job. Nein das Praktikum ist nichts für sie. Aha, okay und komm nicht zu spät nach Hause, deine Mum sieht dich in ihrer Fantasie verblutend, sobald sie eine Sirene hört! Ja ich weiß das du Polizist bist, na und! Zwingt dich der Bürgermeister etwa dazu deine Mum mit dem Essen warten zu lassen?“ Ahmed legte sein Telefon weg und sah seufzend Eve an. „Ich muss später alle Zeitungen aussortieren, die du in die Finger bekommen hast. Und lass bloß deine Hände vom Dogwalken. Das war ein Anblick, als die Hunde dich hier durch den Park schleiften und die Menschen in Panik geflohen sind.“
„Der Kerl inserierte – Spazierengehen mit Hunden. Er hat mir drei Doggen und zwei Pudel in die Hand gedrückt und mir verschwiegen, dass die Tölen verrückt nach fliegenden Gegenständen sind.“ Eve zeigte mit dem ausgestreckten Arm auf den Park. „Die Hunde haben sabbernd und mit den Schwänzen wedelnd zu den Raben im Himmel gesehen und dann haben die aufgedrehten Köter den Frisbee entdeckt!Für die Reinigungskosten kommt er auch nicht auf. Er meinte, ich kaufe mir doch bloß nur Drogen davon.“ Eve tippte auf den Hobocken Times Stapel. „Aber die Suchen Kellnerinnen. Was kann ich beim Kellnern falsch machen? Ich bringe Teller und Gläser von Punkt A nach Punkt B und bin super freundlich wegen dem Trinkgeld.“
Ahmed nickte.
„Nein, wieso? Es ist doch nur Kellnern?“
„Denk an die ganze Chemie in den Nahrungsmitteln, den vielen Allergien. Mr. Kessel ist gegen Zucker allergisch. Seine Frau lief in die ganzen Geschäften der Gegend und verbot uns allen, das wir ihrem Mann Süsses verkaufen.“
„Seine Zuckerallergie ist Diabetes und französische Küche kommt ohne Chemikalien aus.“
„Ich hoffe, du bist nicht vier Uhr früh auf den Beinen und klapperst die Bauernmärkte im Umland ab.“
„Nur wenn er mir ein Auto gibt.“ Eve sah sich bereits die Ladefläche voller herrlicher Äpfel durch idyllische Dörfer kutschieren und dann fiel ihr ein, dass der Moloch Großstadt schon vor Hundert Jahren alle netten Gemeinden verschlang. Um irgendwo Äpfel frisch vom Baum zu kaufen, musste sie bis nach Maine fahren.
„Kellnern ist nichts für dich. Du bist den ganzen Tag auf den Beinen und schlimmer, du hast mit Kunden zu tun. Leuten die sich beschweren und du kannst nicht gut mit Kritik umgehen. Und der Kavaliere Klub ist kein Restaurant, es ist ein Stripklub und mein Junge sagt du sollst es lassen, du kannst nicht einmal Tanzen. Das du dich erst zurechtgemacht hast kannst du mir jedenfalls nicht einreden.”
Eve sah an sich hinunter, schnupperte am Shirt. „Ich muss unter die Dusche”, meinte sie und las in der Zeitung bis ihr Bier alle war.
*
Es war neun Uhr und altmodisch traf nicht einmal annähernd den Kern der Sache. Eve trug Klamotten wie Dustin Hoffman im Film Tootsie und ihr Haar stand nach der Dusche ab, als sei sie durch ein elektromagnetisches Feld gelaufen. Sie schnappte sich trotzdem den Rucksack und verließ das Haus zwanzig Minuten hinter dem Zeitplan. Es war trotz des Stresses, dass ein erstes Interview verursacht ein Tag zum Verlieben. In den Laubbäumen am Straßenrand hüpften aufgeregte zirpende Vögel in den Zweigen. Ronald Reagan, strich blutdurstig darum herum und wetzte die Krallen. Vogelfreunde mussten sich keine Sorgen um die Blaumeisen machen, Reagan war einfach zu fett. Der konnte nicht ohne fremde Hilfe auf den Sessel im Arbeitszimmer klettern, um schläfrig Eves Mum beim Schreiben zu beobachten. Er war keine literarische Katze, er wartete einfach auf das Mittagessen. Er hatte sich auf irgendeine Art und Weise das Zählen beigebracht, das soundso viel klappernde Geräusche auf der Tastatur eine frische Schale Futter bedeuten. Eve warf die niedrige Gartentür zu und sog die kalte Luft in die Lungen und betrachte das gefallene Laub das die Gullideckel verstopfte. Mrs. Kessels ihre Nachbarin rollte in Schrittgeschwindigkeit im Elektromobil über die Straße und winkte.
„Ich bin sofort da“, rief Eve nach einem Blick auf ihre Uhr. Mrs. Kessels mochte Probleme mit dem Gehen haben, doch ihre Augen funktionierten, wie die eines Falken. Eve rannte hinüber und half den Skooter auf den Bürgersteig zu heben. Der fahrbare Untersatz sah furchtbar bequem aus. Warum blockierten damit immer nur alte Leute die Gehwege und Straßen und verursachten Staus? „Ist der teuer?“
„Er erreicht 12 Meilen Geschwindigkeit und die Batterie hält sechs Stunden. Beim Teleshopping gibt's den jetzt für unter tausend Dollar“, erklärte Mrs Kessels mit Besitzerstolz.
„Wo waren sie?“
„Kennst du Walmart in der Beam Street?“
„Wo der Kassierer vor zwei Jahr Amok lief und ein Blutbad in seiner Kundenschlange anrichtete.“
Bessere Publicity konnte Walmart sich nicht wünschen. Die ersten Wochen war der Parkplatz übervoll. Alle aus der Gegend versuchten die Blutflecken, zu fotografieren und dann bei Facebook zu posten. Sie biss auf ihre Unterlippe. Das Thema anzuschneiden, wenn sie sich sputen musste, war kein guter Schachzug gewesen. Mrs. Kessels nickte auch schon ganz begeistert. Eves Vater hatte immer gesagt, einem alten Menschen nicht zuzuhören, sei die größte Untat von allen. Es war ein Hohn, das er ausgerechnet von einem 84 jährigen überfahren wurde. Aber seine Belehrungen blieben hängen und noch immer vermied es Eve bei alten Leuten zuerst aufzugeben und die Unterhaltung zu beenden.
„Herr im Himmel schenke den Seelen ewigen Frohsinn. Ich war dort gewesen, ich brauchte Cheddar aus Idaho, Brokkoli und Milch für den Auflauf.“
Eve hatte die Geschichte Millionen Mal gehört. Der Amoklauf bescherte der Nachbarin zahllose Stunden anregender Unterhaltung. Heimlich mochte Mrs. Kessels dem verrückten Kassierer danken und ihm am Christophorus Day Kerzen in der Kirche anzünden. Menschen, denen das Leben nicht viel bieten konnte, neigten zum Grübeln und erfanden dann Dinge wie den Glauben. Das war nicht schlimm, aber Klugscheißer hielten sich sofort für berechtigt anderen zu sagen, wie sie die Religion ausüben sollten.
„Keine Ahnung was in ihn gefahren ist“, erklärte Mrs. Kessels mit fiebriger Stimme. „Er war ein so netter, junger Mann. Er stand einfach von der Kasse auf, ging zu einem Regal mit dem Gartenzeug und kam zwei Äxte schwingend wieder. Dabei war es in der Schlange so voll. Jedenfalls ist heute dort auf alles 40 Prozent Rabatt.“
Eve versuchte den Rededurst, zu löschen, und trug die Einkaufstüten zur Veranda, dicht gefolgt vom surrenden Skooter. Die Nachbarin hielt an und strahlte sie mit ihren pfiffigen Augen an. „Hast du endlich einen Job gefunden? Gestern traf ich deinen Bruder. Einer sollte zumindest richtige Arbeit haben.“
„William studiert und Mum schreibt.“
„Kind. In den Büchern deiner Mutter geht es um Sex und Gewalt. Komisch, sie ist so ruhig.“ Mrs. Kessels legte den Kopf an den Nacken und sah sie tadelnd an. „Du musst frühstücken. Ich kenne euch jungen Leute, von einer Party zur nächsten, ohne was im Bauch. Du bist viel kleiner, da solltest du mehr essen. Zum Glück kaschiert die Bluse das du ein Hühnerknochen bist.“
Eve ist 1 Meter 64 Zentimeter - auf die sich 49 Kilogramm Körpergewicht verteilen. Sie würde garantiert nicht auf den Ratschlag hören und ihr Leben, als fetter Zwerg verbringen. Obwohl Essen sie über Arbeitslosigkeit und Einsamkeit hinwegtrösten konnte. Wenn sie die Beine nicht in die Hand nahm, kam sie zu spät. Chefs achteten auf Kleinigkeiten, wie die Pünktlichkeit.
Eve war klein, deswegen hatte ihr Dad sie mit 5 Jahren in einen Judoklub gesteckt. Anstatt zur Gymnastik, wo sie im olympischen Team Karriere gemacht hätte und jetzt mit Frühstücksflocken-Werbung Millionen verdiente. Sie würde sich nicht das Auto ihres Bruders ausleihen müssen oder vom eigenen Skooter träumen. Sie besaß immerhin die Figur einer Kunstturnerin und sie war gelenkig. Sie brachte es fertig mit dem Kopf und den Schultern zwischen den Streben des Treppengeländers stecken zu bleiben. William sägte sie frei, die blaue Flecken waren immer noch zu sehen. Sie hatte an dem Morgen in der Zeitung von einem Einbrecher gelesen, der zwischen den Streben eines Fenstergitters steckenblieb und probierte es zu hause aus reiner Neugier aus.
„Wo gehst du hin? Du hast dich so hübsch gemacht.“
„Oh danke Mrs. Kessels“, log Eve. Ihre Nachbarin fand alles zauberhaft, das riesige Schulterpolster und zwei Reihen goldener Knöpfe hatte. An Sonntagen verließ sie ihr Haus wie ein Mitglied des Stadtblasorchester gekleidet auf dem Weg zur Kirche. Eve hatte in den Spiegel gesehen, sie sah aus, wie ein Sesselschoner. Es war ihre Glücksbluse und da war der Kragen und die hässlichen Strickornamente ertragbar.
„Hast du ein Date?“
„Ich gehe fürs Praktikum zu einem Interview mit irgendeinem Sportler.“ Sie hatte den Anruf am Morgen erhalten und sich nur die Hälfte gemerkt. Irgend ein Adam in einer Sportmarketingagentur. Mrs. Kessels runzelte die Stirn, als bezweifelte sie Eves Erfolg jemals einen Job zu finden. „Chefs sehen gern, wenn Frauen was auf den Knochen haben. Früher konnte ich Eisenstangen verbiegen. Die Männer aus meinem Trakt haben nicht gewagt den Mund aufzumachen, wenn ich ihre Zellen nach Drogen und Waffen durchsuchte. Ich glaube kaum, dass dich die Gefangenen respektieren, ansonsten hätte ich in der Gefängnisverwaltung angerufen und dir Arbeit besorgt. Falls du beim Aufstand als Geisel genommen wirst, macht mir deine Mum Vorwürfe. Sie kann so nachtragend sein. Mit dem Buchhändler redete deine Mum seit Monaten kein Wort.“
„Danke, ich komme vielleicht nach dem Praktikum auf das Angebot zurück.“
*
Wenn die anderen Spieler des Teams gerade dem Trainer oder dem Manager Honig ums Maul schmierten und die Sekretärinnen und die Mitarbeiter der Public Relation ignorierten, hatte er nicht vergessen, wer ihm seine Szenen auf der Nebenbühne einbrachte. Gute Beziehungen sorgten dafür, dass sein Bild im Spielerkalender im Januar zu finden war. Gute Beziehungen sorgten dafür, dass er mit zu den am häufigsten interviewten Spielern gehörte, egal ob TV, Radio oder Zeitung. Morgen begann der Columbus Feiertag und das lange Wochenende und deshalb war er schon um 8 Uhr im Verwaltungsgebäude des Stadions und hatte ihnen einen Kasten Wein mitgebracht. Eine Flasche Wein hatte er in der Hand und ließ sich kurz sehen um sich nebenbei über die laufenden Interna unterrichten zu lassen. Er würde das Team aus dem Morast befreien, in das sechs erfolglose Saisons geführt hatten. Er war ein Profi und wusste ohne die vielen Randfiguren, die sich mit den Medien der Stadt und den Gerüchten über zukünftige Spielerverpflichtungen auskannten, war er hier gar nichts. Das hier war seine erste Base. Vor vierzehn Jahren stand er das erste Mal auf der Profibase. Mit dreißig Jahren hatte Adam die Namen einiger großer Teams, als Startspieler in seiner Vita. Er war das Aushängeschild der Boston Eaters und es war sein letzter Verein. Seine häufigen Vereinswechsel und die vorhergegangen Skandale hatten sein Image zerkratzt. Als war es nicht schwer genug die Fans in jedem einzelnen Spiel von sich zu überzeugen und das die vielen Skandale rein gar nichts mit seiner Qualität als Spieler zu tun hatten. Seitdem er bei den New York Mets rausgeflogen war, die lieber 30 Millionen in den Wind schrieben, als einen weiteren Skandal zu riskieren, wusste Adam mit Sicherheit: Aufstieg und Fall eines Baseballspielers lagen an seinen Beziehungen zur Maschinerie, die den Verein am Laufen hielten. Wenn er noch etwas gelernt hatte, dann niemals eine Beziehung mit der Freundin eines Teamkollegen anzufangen, weil sonst die Einsatzzeiten darunter litten. Die Mitarbeiter hier waren genügsam und kannten ihre Rolle im Spiel und redeten vor allem niemals von seinen alten Geschichten, dabei nahm wohl keiner wirklich an er habe sich gebessert. Es wunderte ihn immer, wie sie in dieser Enge den Platz fanden, um kreativ zu sein.
Er stand in der Tür und sah sich um. Das Zimmer war klein. Drei Schreibtische, Aktenregale und an der Wand ein Buchschrank dessen Inhalt man in jeder medizinischen und juristischen Bibliothek finden konnte. Der einzige unverstellte Platz wo man beieinander stehen konnte war am Panoramafenster mit Blick auf das Baseballfeld, was die vielen schmierigen Handabdrücke am Fensterglas bewies. Das, oder das sie nicht genug arbeiteten und stattdessen aus dem Fenster auf den Platz starrten. Eine Weile lauschte er ihrem Gerede von der Tür aus zu.
„Sie hat viel mehr an sich machen lassen, als nur den Mund und die Nase.“, meinte Amanda, die Sekretärin des Teammanagers. „Ich kenne sie noch aus der Serie Jumper Street und da hatte sie Körbchengröße B.“
Adam betrat das Zimmer und lief ,mit strahlendem Gesicht und die Flasche schwenkend zum Fenster wo sich alle versammelt hatten und schon am Morgen auf den Feierabend warteten.
„Redet ihr von Amanda Star ich kenne sie aus New York. Wegen dem Publikum wurde sie vom Studio gezwungen zum Schönheitschirurgen zu gehen und dreimal die Woche ins Fitnessstudio zu rennen. Jetzt finden sie immer einen Anlass im Drehbuch sie halbnackt zu zeigen“, sagte Adam und reichte den Wein Lucas den Vereinssprecher der Boston Eaters.
„Würdest du dir von einem Bodybuilder die Mandeln herausnehmen lassen?“, wollte Bill von Adam wissen. Ein junger Mann aus Chicago der Dauerwelle trug und, weil er so lang war immer gekrümmt lief, als habe er Angst mit dem Kopf anzustoßen. Er sprach selten, nicht weil er etwa schüchtern war, sondern weil ihn Menschen nicht wirklich interessierten. Lucas, einer der wichtigsten Personen öffnete derweil elegant und mit schwungvoller Bewegung die Weinflasche, als habe er nie etwas anders gemacht in seinem Leben. Er hielt sich den Korken unter die Nase und schnüffelte.
„Bist du vom Sternzeichen Trüffelschwein?“, fragte Amanda mit angewidertem Gesicht und streichelte sich gedankenverloren den Bauch.
„Nein, ich bin Steinbock.“ Lucas füllte die Wassergläser weniger ansehnlich, wie er den Korken gezogen hatte. Der Wein plätscherte in die vier Gläser auf dem Fensterbrett, als ließe er sich ein Bad ein. „Lafitte 1954. Zur Belohnung darfst du mich küssen.“
„Wenn es wirklich um Sekunden geht, gebe ich dir eine Mund zu Mundbeatmung. Aber solange du kerngesund bist verzichte ich.“
„Kein Problem“, sagte Bill der gerade an einer Rede für ein Fantreffen schrieb das Adam gerne übernommen hatte.
„Mrs Fischer, die Frau vom Teambesitzer blieb also im Saint Margarete Hospital mit einer Leiche im Lift stecken und bekam einen panischen Anfall“, kicherte Lucas.
Adam hatte davon gehört und sich totgelacht. „Ja sie will Schadenersatz vom Krankenhaus das ausgerechnet ihr Mann großzügig fördert.“
„Die benutzen doch bestimmt nicht regulär die Besucherlifte mit ihren Toten, oder?“, fragte Amanda.
Adam verneinte. Er hatte oft Verletzungen gehabt und in Kliniken gelegen und hatte genug zeit zum beobachteten gehabt. „Das ist nicht anzunehmen.“ Adam nippte an seinem Glas und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Der Wein schmeckte sauer und bei 90 Dollar pro Flasche sollte er nach Honig schmecken. „Trink nicht zu viel du bekommst sonst beim Interview mit dem Boston Magazin kein vernünftiges Wort heraus.“, warnte Lucas.
Amanda verteidigte Adam. „Es ist nur Wein, er hat schon mit dem Rauchen und den Drogen Schluss gemacht.“, meinte sie.
„Es war nur ein medizinisch verschriebener Joint! In New York würde das keinen Hund interessieren.“
„Mich wundert das der Trainer ausgerechnet Readwell als Catcher einsetzte. Der ist wirklich nicht mehr als das Mindestgehalt von 600 Tausend wert“, sagte Lucas. Das wollten seit dem letzten Spiel die Sportreporter von ihm wissen.
Adam sah auf seine Uhr, ein schlicht wirkender Zeitmesser dem man seinen Preis nicht ansah. „Er ist mit dem Onkel befreundet. Außerdem war es ein leichtes Spiel . Ich meine ich habe 2 Home Runs gemacht. Der Junge braucht Praxis, Training ist nicht dasselbe wie auf dem heiligen Rasen zu stehen.“
„Ja deine Home Runs haben dich beim Teambesitzer in ein gutes Licht gesetzt. Er raucht Zigarren, schicke ihm eine Kiste kubanische.“
*
Adam Chandler war gut gelaunt, wie lange nicht mehr. Er pfiff, als er den nach Metall und Bohnerwachs riechenden Fahrstuhl betrat und den Knopf in die 40 Etage drückte, um mit Kaffee und Croissants gestärkt das dritte Gespräch mit Bewerberinnen des Tages zu führen. Er war ein Denker, der wie ein Rockstar aussah, dennoch ein Intellektueller der mit Sport sein Geld verdiente. Aus dem Grund stellte er den Anwärterinnen auf den Job seiner persönlichen Assistentin philosophische Fragen und beobachtete die Gesichter beim Rätseln. Macht ein Baum, der im Wald umfällt, ein Geräusch, wenn es niemand hört? Für ihn stand die Antwort fest, wenn man die auf dem Planeten Erde vorherrschenden physikalischen Gesetze voraussetzte. Mit der Frage testete er geistige Flexibilität und die mussten seine Assistentin mitbringen. Vielleicht hätte seine Agentur auf diesen Punkt in der Stellenanzeige deutlicher hinweisen sollen. In der Position brauchte sie auch ein gewisses Aussehen, entweder sie würde sexy oder hässlich sein. Nach Erfahrungen mit heißen Assistentinnen tendierte er jetzt zum unscheinbaren Vertreter des weiblichen Geschlechts. Wie konnte er eine gute Arbeitsbeziehung zu ihnen aufbauen, wenn sie es sich in den Kopf setzten, einen erfolgreichen und attraktiven Mann zu heiraten und er gerade greifbar war. Er sollte mit der nächsten Assistentin Schlafen, damit sie das hinter sich gebracht hatten und sie an ihrer Boss Angestellten Beziehung arbeiten konnten.
Sein Pfeifen (Wondergirls “Tell he“) verstummte auch nicht, als er sah, wie die Frau um die Ecke der Tiefgarage bog und auf den Fahrstuhl zugeschossen kam, als sei der Teufel hinter ihr her. Unter dem Arm war ein Laptop geklemmt und ihr Rucksack, Himmel wollte sie etwa nachher zum Campen, sprang im Takt ihrer Bewegungen umher. Warum steckte sie den Computer nicht einfach in den Rucksack und wieso rannte sie? Das war kein abfahrender Schnellzug. Sie befanden sich weder auf dem Grand Central Terminal noch dem JFK. Es war ein normaler Lift, der in Minuten wieder in der Tiefgarage war, falls sie den Finger ausstreckte und den Knopf drückte. Sie war nicht sein Typ und deshalb betätigte er mehrmals die Schließtaste. Sie war unlogisch, aber schnell wie der Blitz. Trotz komischer geblümter Bluse, Stöckelschuhen und dem grauenhaften schwarzen Rock, der um die dünnen Fußknöchel flatterte, wie das Segel des Fliegenden Holländers. Er bekämpfte den Anflug des schlechten Gewissens und drückte heftiger auf den Türschließknopf. Hatte sie eine Wette verloren? Oder warum ließ die Security Obdachlose ins Gebäude? Er trat zur Seite, ehe sie ihn umrennen konnte und Eve sprang in die Kabine, bevor die Tür ganz geschlossen war.
99 Prozent aller Menschen lächeln zum Gruß, wenn sie einen Raum mit einem Fremden betreten. Sie gehörte der Minderheit an und schenkte ihm keine Beachtung. Sie lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, stieg aus den Schuhen und schnappte nach Luft. Adam sang unter der Dusche, doch sie führte ein Selbstgespräch, als befände sie sich hier allein im Aufzug. Adam straffte sich. Sie gab sich weder Mühe attraktiv, noch geistig gesund auf ihn zu wirken und das war Neuland für ihn. Er nahm das gute Aussehen, als ein Geschenk und den Hinweis das seine Mum seinen Vater betrogen haben musste. Sein Dad besaß weder das Erscheinungsbild noch den Charme um Frauen für sich einzunehmen. Das Einzige was für ihn sprach, war Geld, wenn er im Casino gewonnen hatte. Frauen in ihrer Situation strafften die Schultern, richteten sich die Haare und lächelten ihn mit diesem verheißungsvollen Ausdruck an, als sei er aus Gucci gemacht. Doch ihr Brustkorb hob und senkte sich, als habe sie einen Marathon absolviert und sie sah ihn nicht an. Nicht mal ein flüchtiger Blick in seine Richtung.
„40 zigste“, sagte sie barfuß, auf ihre Schuhe sehend, als habe sie Angst das er sich auf ihre Stilletos stürzen könnte. Hielt sie ihn für den Liftboy, fragte er sich und gehorchte automatisch, wobei er Vermutungen anstellte, was sie hier wollte und warum sie außer Atem war. Adams Agentur befand sich in der 40 Etage. Zweiundzwanzig Profis in der New Yorker Zweigstelle arbeiteten für Sportler, Schauspieler und Fox Moderatoren mit einer Belästigungsklage am Hals. Die erste Priorität war es, Klienten die ihre exorbitanten Gebühren bezahlen konnten mit Rat und Tat beiseitezustehen. Sie coachten Schauspieler, Erben und Diktatoren, was sie bei bedeutsamen Interviews, wie etwa dem Kriegsverbrecher Tribunal sagen mussten. Und sie besorgten Werbepartner.
Er lächelte und war zufrieden mit dem, was er in der verspiegelten Fahrstuhlwand erblickte. Er war mit 1 Meter 94 hochgewachsen. Die breiten Schultern kamen vom Rudern und dem Baseball, von Stunden im Fitnessklub des Hyatt Hotels. Früher im rund um die Uhr geöffneten Sparks. Bevor Typen in abgeschnittenen Jeans und Timberlandstiefeln den Laden übernahmen. Wie sollte er ernsthaft trainieren, wenn zwei Muskelberge am Laufband neben ihm verliebte Blicke tauschten, von den Orgien in der Umkleide zu schweigen. Adams dichtes blondes Haar fiel ihm in die Stirn. Das Beste an ihm waren die Katzenaugen. Er wurde bewundert, wenn er auf dem Platz stand und bei Interviews mit exotischen Worten um sich warf, als verstreue er mit vollen Händen die Bonbons bei der Columbus Parade. Kein unwesentlicher Faktor des Erfolges war, er hatte einen guten Geschmack. Er trug immer Anzüge, der nicht teurer als 500 Dollar aussah, aber das Dreifache kosteten. Er ließ die Kleidung in der Schneiderei Svetlanski & Co in der Silvester Ecke Broadway machen. Understatement war bei Baseballspielern angesagt. Sein Hemd aus neuartigen Fasern stammte nicht aus der Edelschneiderei, Teleshopping 19,55. Er konnte ein paar Bälle werfen und sich danach mit seiner Managerin treffen. Der Stoff war Geruchs, Wasser und schmutzabweisend.
Nachdem er seinem Aussehen eine Zwei auf seiner Skala der Attraktivität gegeben hatte, strichen seine Augen über Eve. Jetzt waren schon zwanzig Sekunden verstrichen und sie hatte ihn immer noch nicht angelächelt. Er wirkte, als betrachte er ein interessantes Gemälde, das er keiner Kunstrichtung zuordnen konnte und unentschieden davor verharrte. Eins stand fest. Mit Hilfe von Einkaufsberatern und einem Makeup Artisten ließe sich etwas aus der Kleinen machen. Sie besaß wenigstens eine niedliche Stupsnase. Ihr Gesicht war herzförmig und sie trug ihr schulterlanges schwarzes Haar zum Pferdeschwanz gebunden, deren Fransen aussahen, als hätten Ratten daran genagt. Der erste Schritt war ein Gang zum Friseur, warum schnitt sie es sich selbst, wenn sie es nicht konnte? Sie war zierlich mit einem Spiel ins Dürre. Das konnte bei der Kleidungsauswahl problematisch sein. Ihre Brille hatte sie einer Großmutter geklaut. Solche Monster gab es seid den 1940er Jahren nicht mehr zu kaufen und schon damals waren es Ladenhüter gewesen. Der Zweite Weltkrieg war modisch gesehen vorbei und kam auch nicht als Brillenmode wieder. Gleich nach dem Friseur sollte sie zum Optiker, sie verstieß damit gegen Feuerschutzbestimmungen. Wenn sie im Sonnenlicht las, musste sie aufpassen dass, das Buch in ihrer Hand nicht in Flammen aufging. In Fantasie sah er sie auf der Parkbank Harry Potter lesen. Sie war genau dieser Typ. Hatte denen niemand gesagt, es war nicht cool, es war nur deprimierend? Warum probierten sie es nicht mit Heroin, wenn sie schon aus der Realität flüchten wollten. Sie brauchte dringend eine totale Überholung! Wenn er sie ansah, wusste er bereits alles. Sie lebte auf der anderen Seite, in jenen Straßen deren Häuser im Stil der innerstädtischer Verwahrlosung errichtet waren. Der soziale Abstieg kratzte an ihr. Ihre Klamotten stammten zu 80 Prozent aus einem Laden, den der Kaufmann im verzweifelten Kampf ums Überleben mit Rabatten bewarb. Sie wirkte wie ein Hilfeschrei. Frauen in ihrer Aufmachung wurden in Texas zum Tode verurteilt. Sie musste sich in seiner Gegenwart unterlegen fühlen. Kein Wunder, dass sie so nervös war. Hatte sie bereits Heimweh und fragte sich, wieso sie gekommen war, wenn die Aussichten den Job an Land zu ziehen bei etwa 3 Prozent lagen. Wenn sie in dieser Aufmachung in die 40 Etage wollte musste es eine Bewerberin sein. War sie Sportlerin und mit der Agentur unter Vertrag? Gymnastik, vielleicht? Nein, dazu sah sie zu unscheinbar aus. Also eine Bewerberin, als seine Assistentin die den ganzen Papierkram für ihn erledigte. Jeder erfolgreiche Sportler hatte das und Adam wollte als Zeichen das er es geschafft hatte auch eine. Wenn er sie ablehnte und das stand eigentlich außer Frage, konnte sie auf der Straße gefälschte Markenartikel verkaufen.
Eve spürte die Blicke. Es knisterte auf der Haut, vielleicht war sie auch gegen das
Fasergemisch der Bluse im Balkan Stil allergisch? Sie sah von den Schuhen zu ihm auf und das Blut schoss in ihre Wangen. Er sah sie unentwegt an. Hatte sie was im Gesicht? Sie wischte mit der Hand über den Mund und dann fiel es ihr ein. Der Kaffeefleck? Eves Pupillen weiteten sich, oder glotzte der Perverse ihr auf die Möpse? Himmel! Sie waren erst in der vierten Etage angekommen und es fühlte sich bereits an, als seien sie Zellenkameraden. Er war der Typ bei dem man besser immer mit offenen Augen schlief. Zumindest sah er gut aus und er stank nicht, sein
Aftershave war herb. Und sie musste ihm zugute halten, er sah sie nicht wie ein lüsterner Widerling an. Grübelte er vielleicht, wie er ein Gespräch beginnen sollte. Ihr Lächeln erfror auf halbem Weg. Sie war Realistin, zumindest im Augenblick. Er sah ihr nicht hingerissen auf Gesicht und Busen, da gab es kaum was zu sehen. Er musterte den Fleck! Sie fächerte sich mit der flachen Hand Luft ins Gesicht und versuchte den Kerl zu ignorieren. Auch wenn er intensiv und mit erhobenen Mundwinkeln auf die Bluse sah, als wolle er Löcher in den Stoff meditieren. Sie hatte die erste Regel verletzt. Trinke niemals vor einem Interview kochend heißen Kaffee aus dem Automaten. Hauchdünne Plastikbecher trugen nicht wirklich dazu bei, dass man sich nicht die Finger verbrühte.
Er lächelte sie in einer aufregender Mischung aus Unschuld und Verruchtheit zu. Bei seinem Aussehen bekam er die Frauen schneller in sein Bett, als er bis zehn zählen kann. Männer wie er stiegen in den Aufzug und kamen mit den Taschen voller Telefonnummern in ihrer Etage an. Ihr Onkel war genauso, es musste an ihren speziellen Geruchsmolekülen liegen das selbst kluge Frauen gegen besseres Wissen auf sie hereinfielen. Dass er treu war, konnte sie vergessen.
Eves Hände waren warm und sie kam sich vor, als sei sie unter dem Blick geschrumpft. Sie wünschte, seitdem sie im Aufzug war, sie hätte auf ihre innere Stimme gehört und sich etwas netteres angezogen. War sie vielleicht doch eingelaufen, im Weltraum machten es Astronauten, warum sollte es,
abgesehen von der vorhandenen Schwerkraft, in Fahrstühlen anders sein. Immerhin war es ein verdammt hohes Gebäude, indem sie einen berühmten Sportler zu seinen Lieblingsrestaurants befragen sollte.
Adam wollte ihre Stimme hören, er wettete das sie nicht zu ihrem Aussehen
passte. „Heiß hier. Die sollten was mit der Klimaanlage machen'', eröffnete Adam den
Smalltalk. Sie sah ihn verlegen an, schluckte mehrmals und antwortete erstaunlich
entschieden. „Wie lange soll denn die Fahrt dauern, dass man Klimaanlagen braucht?“
Er schmunzelte von ihrer Antwort überrascht und ein Grübchen bildete sich in seinen Wangen. Sie schien nicht oft mit Männern seines Schlages zu kommunizieren, wenn sie mit der rein technischen Gegenfrage kam. Sie sollte einfach nur Lächeln, wie alle anderen mit denen er ein Gespräch begann. Sie wurde tatsächlich knallrot. Es war ewig her, dass er Frauen gesehen hatte, die rot wurden und dabei kein Maskenbildner im Spiel gewesen war und der Anblick berührte ihn. Ihre Augen blinzelten nervös hinter den Brillengläsern in seine Richtung. Sie brannte ja darauf das er nett zu ihr war. Traf sie sich vielleicht später mit den Freundinnen und schwärmte von ihm. Nein, wohl eher traf sie sich mit den den dreißig Katzen, mit denen sie das Haus teilte. Nein, sie war zu jung und roch zu gut, vielleicht besaß sie erst vier oder sechs Tiere.
„Das Burj Khalifa in Dubai hat Klimaanlagen in den Aufzügen, zumindest als ich das
Letzte mal dort übernachtete. Bei 834 Metern Höhe ist das vernünftig!“
„800 Meter!“ Eve pfiff, „ Arbeiten die an der, eigenen Turm zu Babel Geschichte?“
Sie hielt sich nicht ans Flirtdrehbuch. Sie hätten die Unterhaltung mit der Frage: Sie
waren dort, was haben sie da gemacht, einleiten sollen.
Wenn sie wegen dem Jobinterview hier war würde sie keine drei Minuten durchstehen ohne dabei in Tränen auszubrechen. Sie zupfte sich am Rock herum, als hätte sie einen Tick. Sie warf ihm kurze Blicke zu, als bat sie Adam lautlos, dass er in der Ecke blieb und keine hektischen Bewegungen machte. Sie war bestimmt eine der Bewerberinnen, denn ansonsten konnte er sich die Art nicht erklären. Frauen waren ganz versessen auf Smalltalk mit ihm, vernarrt in seinen Anblick und ließen
ihn kaum aus den Augen. Offen und verstohlen, aber immer, als sei er aus
Torte gemacht und sie auf einer Null Zucker Diät.
Sie war in Gedanken versunken, versuchte sie sich einzuprägen, wie sie einen guten
Eindruck auf ihn machen wollte. Das, oder sie war seltsam fasziniert von Schuhen. Sie sah schon wieder auf den Boden anstatt hingerissen in seine Augen. Er stutzte. Erst jetzt fiel ihm auf das sie ihn nicht erkannte zumindest das vorgab.
Eve schlüpfte in ihre Schuhe und auf den Ballen auf und Ab wippend sah sie auf die Etagenanzeige. Zehntes Stockwerk! Die Fahrt dauerte Ewigkeiten, war das eine Zeitverzerrung? Stiegen sie oben aus und befanden sich im 24 Jahrhundert? Als sei es nicht schon schlimm genug zu spät zu kommen, schien Adonis immer etwas sagen zu wollen und es sich im letzten Moment anders zu überlegen. Sie dachte schon an die Antworten, bevor er den Mund aufbekam. Sprach er sie endlich auf
den Fleck an? Sie würde es, wenn er einen handgroßen Kaffeefleck auf dem Hemd
spazieren trüge. Eves Augen huschten automatisch zu ihm. Er glaubte doch
nicht etwa von ihr, sie schmachte ihn an. Sie war kein Mauerblümchen und er nicht der Captain vom College Footballteam. Obwohl er sich dafür zu halten schien. Er stand die langen Beine gekreuzt, die linke Hand in der Hosentasche, als warte er auf etwas, das sie tat. Stress! Sollte sie ihm einfach erzählen, wie sie es fertigbrachte sich mit dem Kaffee zu verbrühen. In die Apotheke rannte, um Eisspray zu kaufen, und aus diesem Grund zu spät zum Interview mit diesem komischen Sportler erschien. Sie suchte panisch in ihrer Erinnerung, sie hatte seinen Namen vergessen. Irgendetwas Biblisches. Noah? Samson? Adam? „Mist!“, fluchte sie.
„Wie bitte?“
„Warum ist der Aufzug so langsam? Wenn es brennt, sind die Leute aus den oberen Etagen verloren. Die werden gegrillt wie Schweinenacken.“
Adam sah brutzelnde Steaks mit einer braunen saftigen Kruste auf dem Grill. „Ich hoffe, keiner ist so dumm, bei Feuer den Fahrstuhl zu nehmen.“
Sie sah ihn mit großen Augen naiv an. „Würden sie lieber aus dem Fenster springen oder verbrennen?“
Die Frage verwirrte ihn. Es schien gegen die Etikette zu verstoßen mit Fremden bei der ersten Begegnung über den Tod zu sprechen, dennoch beantwortete er ihre Frage. „Man erstickt vorher am Rauch.“
„Ha!“, Eve drehte sich zu ihm und kam einen Schritt näher, „wer behauptet das? Gibt es wissenschaftliche Studien?“
„Ja natürlich gibt es wissenschaftliche Studien. Und wen du dir darüber den Kopf zerbrichst, warum benutzt du nicht die Treppe?“
„Warum, hast du mir denn den Fahrstuhl aufgehalten?“
„Weil du durch die Tiefgarage gerannt bist, als ist ein irrer Clown mit der Axt hinter dir her.“
Sie sah ihn zornig an. Adam kniff die Augen zusammen. Sie war Mitte zwanzig? Er war sich unsicher, obwohl er gut darin war das Alter von Personen zu erraten. Sie war eine graue Maus, aber kein Besen. Ihr Mund war voll, geschwungen und rissig. Er verwarf den Gedanken, das sie in der Branche Erfahrung sammeln konnte. Bei
der altmodischen Bluse kannte sie den gravierenden Unterschied zwischen persönlicher Assistentin und Sekretärin nicht. Sie war modisch nicht auf dem laufenden und außerdem ungeschickt, was der Kaffeefleck auf ihrer Brust bewies. Adams Blick verweilte dort. Sie hatte Körbchengröße 75 A, davon war er unbeeindruckt. „Sie sollten sich den Kaffee in den Mund kippen und nicht über ihr lustiges Hemd“, spottete er.
Was gab es an der Bluse auszusetzen. Der Mann den sie interviewen wollte, verprügelte Reporter und Spieler anderer Teams, hatte ihr Steve vorhin am Telefon gesagt. Falls sie beim Gespräch einen wunden Punkt berührte war es besser auszusehen, wie eine Novizin, die Urlaub aus dem Konvent nahm, um auf eine nichtkonfessionelle Beerdigung zu gehen.
„Mein Bruder hat Stunden im Kaufhaus an den Wühltischen gestanden und um sie
gekämpft! Kennen sie den Winterschlussverkauf im Sears? Die Bluse ist ganz gewiss nicht komisch, sondern sie ist hart verdient!“, fuhr sie ihn an und holte Luft für die zweite Anfuhr. „Das er sich zwischen Studium und Training die Zeit dazu genommen hat, mich für mein erstes Interview damit zu überraschen ist mehr Wert als Geschmack!“
Der Bruder kaufte ihre Kleidung? Sie wirkte exzentrisch, aber gewiss nicht blöd. Sie
war eher der smarte Typ und sie war wegen dem verflixten Interview hier. Nach der Vertragsunterzeichnung für einen Bierwerbespot hatte er dem Boston Magazin eines versprochen. Sie war also die Sorte von Frau, um die er große Bogen machte. Warum zog sie etwas an, deren einziger Vorteil darin bestand dass, es nett gemeint war. Es gab solche Leute, sein bester Freund Tannenbaum saß vor Weihnachten im Renntierpullover herum, weil ihn Ehefrau und die Tochter gestrickt hatten. Es war ein surrealistisches Gebilde aus einander abstoßender Farben, von dessen Anblick man Flashbacks bekam. Er zog das Ding nur in der Gewissheit an, damit seinem Kind eine Freude zu machen. Es sind immer nur Ehemänner, die selbst gestricktes Zeug trugen.
Vielleicht war das Zufall und sie wollte jemanden anderen ausfragen. „Wollen sie zu mir?“, fragte Adam.
„Warum?“, erwiderte sie scharf, „soll ich ihre Waschmaschine benutzen? Das ist
freundlich, aber erstens habe ich weder Zeit noch will ich sie kennenlernen nur, weil sie ganz nett aussehen.“
„Danke.“
„Für was?“
„Das sie mich toll finden.“
„Das war nur so daher gesagt.“
„Sie wollen garantiert zu mir, ich gehe jede Wette ein. Ihre Eltern würden sich freuen.
Sie sehen aus, als finanzieren sie sich mit Taschengeld, das ihnen ihr Vater zusteckt.“
Sie war im Laufe des Lebens abgehärtet, aber das tat weh.
Er schmunzelte. Sie hatte immer noch nicht auf seinen Besucherausweis gesehen, der an der Jackentasche festgemacht war. Wozu rannte er zum Eisenfressen, wenn sie nicht auf seine Figur achtete? In seiner Brustmuskulatur steckten viele Stunden harter Arbeit.
„Mein Dad kann mir nichts zustecken, er ist tot.“
Adam schmunzelte ohne eine Spur verlegen zu wirken. „Bin ich wohl ins Fettnäpfchen getreten.“
Sie zuckte mit den Achseln. „Sie haben ja nicht hinterm Lenkrad gesessen und ihn angefahren.“ Sie biss sich auf die Zunge, warum vertraute sie ihm das an?
„Das Leben geht weiter“, meinte er.
Sie starrte ihn an. „Was?“
„Ihres geht weiter, meine ich natürlich! Sie wollen in die 40 zigste Etage zur Sportmarketingagentur? Das Interview bringt sie hin?“ Adam nahm eine Visitenkarte aus seiner Innentasche und reichte sie ihr. „Falls Sie sich entscheiden
hübsche Kleidung zu tragen. Die Frau eines Freundes hat eine Boutique La salsa. Sagen Sie ihr, Adam schickt Sie und sie macht ihnen einen guten Preis.“
Eve warf ihm einen mörderischen Blick zu. Sie sah auf ihre Bluse und riss ihm die Karte aus der Hand. Adam zuckte zurück, das war also der sogenannte Killerblick. Sie hatte ihn angesehen, wie die gefürchtetste Lehrerin aus seinem Internat. Jetzt musste er es ihr es schon auf die Nase binden. Er tippte mit dem Finger gegen den Besucherausweis.
„Und dämmert es Boston Magazin?“
„Sie arbeiten in der Agentur? Ich bin Eve, hat mich gefreut.“ Sie lächelte so aufrichtig wie ein 30 Dollar Schein. „Wenn sie ihn mir zeigen könnten, wenn wir aussteigen ich habe keine Ahnung wie er aussieht.“
„Ich bin Adam Chandler“, gab er sich geschlagen und war gerade dabei ihr zu verraten das sie den Termin mit ihm hatte. Aber der Aufzug hielt und die Tür öffnete sich.
„Falls dich der komische Sportler fragt: Wir steckten im Fahrstuhl fest. Und wenn du jemanden anmachst, beginne nie Sätze, die mit lustiges Hemd anfangen. Hat mich gefreut. Nicht vergessen, zehn Minuten!“
Er hielt sie am Handgelenk fest. „Macht ein Baum, der im Wald umfällt, ein Geräusch, wenn es niemand hört?“
„Warum zerbrichst du dir darüber das Hirn. Ist doch völlig egal, solange er dir nicht auf den Kopf knallt!“
Adam folgte ihr im Abstand einiger Schritte zum Empfang der Agentur. Er freute sich auf ihr Gesicht, wenn man sie zu ihm führte und er ihr sagen würde er habe das Interview verschoben, aber sie noch in dieser Woche, in einer Bar die Unterhaltung fortsetzen konnten. Warum sollte er so lange warten, wenn sie etwas Zeit erübrigen konnte würde er mit ihr den Abend verbringen. Er tippte ihr auf die Schulter und Eve fuhr erschrocken herum. „Wenn du eine halbe Stunde hast gebe ich dir dein Interview. Folge mir.“ Er betrat das Vorzimmer seiner Managerin und zeigte auf den Platz hinter dem Schreibtisch. Er legte sein Telefon auf den Tisch. Er vermutete die Masche kam gut bei ihr an. Sie war Reporterin und dank dieses: lass uns später ein super Interview führen und ich vertraue dir mein Telefon an - hatte er mit mehr Reporterinnen geschlafen als der Chef der Journalisten Gewerkschaft. „Wenn einer anruft sage ich bin nicht erreichbar.“
„Aber?“
„Lass dir was einfallen“, meinte er und ließ sie allein.
Eve gähnte und rieb sich die Augen, als die Tür zum Vorzimmer bereits nach zehn Minuten aufgerissen wurde. Sie zuckte auf und starrte ihn mit aufgerissenen Augen an, als Adam in das Zimmer gestürmt kam. „Ich glaube es nicht“, brüllte er sie an und stützte sich mit seine Fäuste auf dem Schreibtisch und kam ihr mit dem Gesicht bedrohlich nahe.
„Was?“, fragte Eve und sah ihn beklommen an. Sie musste ihr klopfendes Herz ignorieren und traute sich nicht in seine blitzenden Augen zu sehen. „Ich weiß nicht, weshalb sie cholerisch sind“, versuchte sie ihn zu beruhigen.
„Cholerisch?“, zischte er. Eve überlegte einen Augenblick lang, ob sie einen Kata Te Jime Würgegriff ansetzen sollte, um ihm solange die Blutzufuhr zum Gehirn abzuschneiden, bis sie sich ihren Rucksack von der Couch schnappen konnte und verduften.
„Cholerisch?“, presste er mit fest zusammengebissenen Kiefern hervor.
„Wenn du mir sagst, was los ist ...“
Er beugte sich weiter über den Schreibtisch und Eve zog ihren Kopf im selben Tempo nach hinten, wobei ihre Augen immer größer zu werden schienen. Er sah seine Reflexion in ihren Schwarzen Pupillen und erschrack davor, wie er auf sie wirken musste. Adam richtete sich langsam auf und steckte seine Hände in die Hosentaschen und holte tief Luft. Er schloss seine Augen und zählte langsam bis Vier. Er öffnete sie und sah sie an. „Hast du ganz zufällig meinen Anruf angenommen?“
Eve nickte. „Wieso zufällig, ja“, sie zuckte mit der Achsel, „und?“
Adam atmete so tief durch, dass keine Luft mehr in seinen Brustkorb passte. „Und warum hast du mir nicht das Telefon gebracht?“
„Aber ich habe nur getan, was du mir gesagt hast!“ Eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass er ihr dankbar war und nicht das er sie, wie einen Dienstboten behandelte, der das gute Porzellan fallen liess. „Ihr Vater hat angerufen. Ich habe ihm nur erzählt das sie zu ihrer Freundin gefahren sind und sich später melden.“
Adams Gesicht war immer noch rot angelaufen. Sein Haar fiel ihm in die Stirn und diesmal nicht, um sein schönes Gesicht zu betonen, sondern aus Wut. „Was hast du genau zu ihm gesagt?“
„Ihrem Dad? Das du zu deiner Freundin gegangen bist.“
„Ich habe keinen Vater, möchte keine und vor allem will ich nicht, dass Reporter in meine Angelegenheiten schnüffeln.“
Eve hob trotzig das Kinn. „Du hättest mir sagen sollen, ich soll nicht rangehen oder zumindest ich soll ihrem Vater gegenüber keine Freundin erwähnen! Und ich habe nicht geschnüffelt.“
„Es war nicht mein Vater, sondern ein Schmierenfink vom Sport Star!“
„Das ist kein Grund so mit mir zu reden!“ Eve presste ihre Hände auf die Tischplatte und sah ihn herausfordernd an. Ihr war bedrohlich warm geworden. Wären es drei Tage vor ihrer Periode, würde er bereits tot zu ihren Füßen liegen.
„Die werden jetzt andauernd anrufen, mich in meiner Wohnung belagern und alle Freunde und Bekannte ausfragen. Alles mögliche steht in den morgigen Sportzeitungen. Weisst du wie lange ich gebraucht habe, um meinen Ruf loszuwerden.“
„Du sagtest mir wortwörtlich: Hebe ab, lass dir was einfallen. Ich bin für niemanden erreichbar!“
Von Anfang an hatte er das Gefühl, dass es eine dumme Idee gewesen war, sie warten zu lassen. Verdammt sie war ein Schreiberling, bestimmt hatte sie die Bilder und Nummern in seinem Telefon durchsucht und sich Kopien geschickt. „Das war nicht mein Vater. Verdammt es war das größte Klatschmaul der Weltgeschichte vom widerlichsten Schmierenblatt nach dem... Scheiße.“ Adam wischte sich den Schweiß von der Stirn und seufzte. „Ich habe nur um etwas Ruhe gebeten und jetzt schreibt der Reporter in seinem Pub das ich mich mit jemanden Treffe. Die werden mich verfolgen um herauszufinden mit wem. Was wollte er noch wissen?“
Eve verstand es nicht. „Warum sollte er denn lügen? Er fragte wer ich bin, was ich mache. Er sagte und das beeide ich vor jedem Gericht, dass er ihr Vater ist. Ich dachte es ist wichtig, vielleicht ist einem in ihrer Familie etwas passiert.“
„Was hat er noch gefragt?“ Er war plötzlich nicht mehr wütend, als viel mehr müde. Am liebsten hätte er sich auf die Couch geworfen und seinen Kopf in ein Kissen vergraben, aber er setzte sich nur und betrachte den naiven Zwerg mit den riesigen Augen und wartete auf die nächste Katastrophe. Sie lächelte ihn an, als habe sie ihm gerade den Rettungsring zugeworfen und ans Ufer gezogen. „Keine Sorge Mr Chandler, ihr Vater wollte wissen ob sie zu einer Karen gefahren sind, aber ich habe mir einfach einen Namen ausgedacht, Lea.“ Eve stand auf. „Was ist nun mit dem Interview?“
„Bist du zurückgeblieben?“
Sie sah ihn gekränkt an. Seufzend hob er den Blick an die Decke. „Hau ab bevor ich die Geduld verliere.“ Es klopfte an der Tür und seine Managerin steckte ihren Kopf hinein. Sie sah irritiert zu den Beiden. „Adam mein Telefon steht nicht still, was ist gerade passiert?“
*
„Wie geht es dir Darling?“, zwitscherte Karen. Sie klang, als übe sie für die Rolle des Sonnenscheins. Adam schloss die Augen presste das Telefon gegen seine Ohren und sah sie so klar vor sich, dass er Migräne bekam. Sie benahm sich direkt nach dem Aufstehen, wie der Stargast der Party. Sie war das Zeichen, das er sein Liebesleben total verpfuschte. Die Trennung war schwierig gewesen, sie war berühmt und hatte Angst vor Schlammschlachten. Sie war Schauspielerin von der es mehr Bilder in den Zeitungen gab, als von der Ermordung Kennedys. Und Adam war eine prominente Gestalt in der Stadt, natürlich hatte ihm jeder die Schuld gegeben. Selbst als Karen leer bei den Oscars ausging hatten das ihre Fans ihm angelastet. Er würde jedenfalls kein zweites Mal eine Schauspielerin ansehen, außer im Kino. Sie hatten monatelang heile Welt gespielt, obwohl sie sich am Ende hassten.
Er setzte sich auf, suchte unter dem Bett nach den Hausschuhen. Karens Stimme klang verdammt verführerisch. „Warum rufst du an? Bist du in der Nähe und willst mir helfen die Laken zu zerwühlen?“, fragte er.
„Nein“, zerstörte sie die Hoffnung auf einen unterhaltsamen Morgen. „Ich bin mit Sam und ihrem Freund im Christine's. Ich wollte nur wissen mit wem du zusammen bist. In den Zeitungen steht es ist die Schlampe.“
Die aufkeimende Lust zerstob, wer saß um acht Uhr mit seiner Mutter in einer angesagten Brasserie am Ohio Circel, deren Koch für seine Fusionsküche bekannt war. Was knabberten sie gerade, Pfannkuchen mit Suschi? Ohnehin war Karens Mutter Sam eine Frau, die er nicht mit dem Begriff Mütterlichkeit zusammenbrachte. Im Hintergrund hörte er aufgesetztes Gelächter, anscheinend stieg eine Party, so hysterisch es klang. Karens Mum war 54 und die besten Schönheitschirurgen hatten ihr Aussehen für immer auf 30 Jahre festgeschraubt. Sie hatte mehr kosmetische Operationen hinter sich, als ein reiches Brandopfer. Adam verabscheute im Moment seine Ex, weil er aus Prinzip alle Leute auf den Mond wünschte, die ihn ohne Grund anriefen. Und das eine verrückte Zeitungsreporterin Gerüchte über ihn in die Welt setzte, war keiner! Er stand vom Bett auf und ging immer noch schlaftrunken in die Küche.
„Ich habe dich doch nicht etwa geweckt?“
„Ich wollte mich anziehen und meine sechs Meilen im Park drehen dann hinüber ins Stadion. Warum willst du das überhaupt wissen?“
„In den Bostoner Zeitungen steht euer Name. Wehe es ist Leandra di Carmen die Hure hat mir eine Rolle geklaut, weil sie mit dem Produzenten geschlafen hat!“
„Wieviel braucht man um einen Film zu produzieren?“
Karen kreischte und es erinnerte ihn zu sehr an die letzten wochen ihrer Beziehung.
„Ich habe keine Ahnung wer für so ein Aufsehen sorgt, ich habe mit niemanden etwas.“ Er wusste viel zu gut, dass sie ihm nicht glaubte. Keine seiner Exfreundinnen hatte ihm jemals geglaubt, sobald sein Name mit einem Star in Zusammenhang gebracht wurde. Er musste nicht einmal aus dem Fenster sehen, um zu wissen das ein Schwarm Paparazzi auf ihn lauerte. Er musste sich jedesmal gut anziehen, wenn er zum Traing fuhr, denn sein Bild erschien wieder in den Tageszeitungen nicht nur wenn er ein gutes Spiel ablieferte. Zur Strafe hatte ihn der Trainer auf die Auswechselbank gesezt, es frass seine Nerven. Sollte er die dumme Kuh, die ihm das eingebrockt hatte, jemals in die Finger bekomen würde er sich Rächen. Er konnte wegen der Paparazzi nicht einmal einen Flirt mit nach Hause bringen, geschweige mit ihr in ein Hotel gehen.
„Also du hast nichts mit der Schlampe. Das ist gut, ich habe mir schon Sorgen gemacht.“
„Karen, ich rufe dich nachher an. Ich muss mich auf das Training vorbereiten.“
„Du willst doch nicht zu ihr?“
Warum sollte er sich noch aufregen, dass sie ihm nicht glaubte, wenn es nicht einmal sein Trainer tat? „Nein. Ich kenne sie nicht.“
Karen sah fantastisch aus, wie alle seine Ex-Freundinnen tat sie eine Menge für ihr Aussehen. Sie rannte dreimal die Woche ins Fitnessstudio und ernährte sich vegan. Sie war schlank, hatte langes blondes Haar, blaue Augen und die endlosesten Beine, die sich jemals um seine Hüfte schlangen. Unglücklicherweise war sie der Paris Hilton Clon aus derselben Genfabrik. Erotisch, erfolgreich, up to date und langweilig ohne den Sex. Adam öffnete seinen Kühlschrank, der Eis in verschiedenen Härtegraden herstellen können konnte, aber immer leer blieb. Nicht ganz, er hatte noch Kaffee und uralte Pizza von der letzten Teamparty. Wie lange war die her, zwei oder drei Wochen? „Wir sind teschologisch zurückgeblieben.“
„Was?“
„Der Tiefgaragenwächter vom Stadion erzählte mir, in Korea produziert Samsung Kühlschränke die mit dem internet verbunden sind und automatisch Lebensmittel bestellen, wenn etwas fehlt.“ Er holte die Pizza heraus, schnüffelte daran und kippte sie in den Mülleimer.
„Du redest mit dem Wächter über Kühlschränke?“ Karen klang schockiert.
„Manchmal“, gab er zu. Musste er als erfolgreicher Sportler wirklich darauf hoffen, dass ihm Fans etwas zu Essen mitbrachten. Er hätte beim letzten Interview mit dem Globe anmerken sollen, das er Thunfischpizza liebt.
„Hast du mir zugehört?“
„Na klar. Was hast du gesagt, Karen?“
„Willst du das ich am am Samstag zu deinem Spiel gehe?“
„Du interessierst dich auf einmal für Baseball? Nein, wie dumm voon mir. Du nutzt die Publicity, um deiner Freundin eins auszuwischen. Die Zeitungen werden schreiben du hast mich dieser Lea... ." Er sah das Gesicht der Reporterin deutlich vor sich. Lächelnd, unschuldig. Oh nein ich habe einen Namen genommen den es nicht gibt. War Lea kein Name vom Planeten Erde? “ „Leandra di Carmen ausgespannt. Bist du ein Idiot?“, erwiederte Karen empört. „Das ist genauso, als nehme ich ihr ein altes Kleid weg, dass ich bereits weggeworfen habe. Ich muss mir zur Promotion meines Films nur etwas einfallen lassen, das ist alles. Ach ja vergiss nicht zur Premiere nach Los Angeles zu kommen.“ „Wenn ich nicht spiele.“ „Wir können uns zum Abendessen Treffen.“ Adam schluckte, die Beziehung führten sie damals wegen der Kosten Nutzen Rechnung und Karen schien damit weitermachen zu wollen. Adam hatte nicht das geringste Interesse mit ihr den Abend zu verbringen. Nicht, wenn er seinem eigenen Namen zu oft in der Zeitung sah. Der Boston Globe hatte wieder seinen alten Spitznamen aus der Versenckung geholt, Playboy Chandler.
„Komm, ohne gesehen zu werden und wir lassen die Bettfedern krachen.“
„Gott Adam, wie ich es hasse, wenn du so sprichst. Ich bin 27 Jahre und habe nie etwas Gewöhnlicheres gehört.“
„Dann warst du nie im Baseballstadion und du bist 32 Jahre.“
„Arschloch! Wie willst du jemals heiraten, wenn du es nicht schaffst, dein Temperament zu zügeln.“
„Ich habe Hunger.“
„Warum suchst du dir keine Haushaltshilfe?“
„Ich brauche meine Privatsphäre. Ich will niemanden, der in meinen Sachen schnüffelt.“
„Deswegen hast du es wohl immer so eilig gehabt mich nach dem Sex aus deiner Wohnung zu bekommen. Wenn du Hunger hast, komm auf einen Sprung ins Christines und sag Mum hallo, oder gehe einkaufen.“
„In den Supermarkt mit den ganzen Paparazzis am Hals. Ich kann seit einer Woche nur zum Training und nach Hause! Ich kann nicht einmal eine Pizza bestellen, weil die Presseratten die Boten ausfragen, wer noch in meiner Wohnung ist.“
„Dann lass dich nicht mit der Schlampe ein. Und gehe einkaufen. Du solltest dir einfach Personal besorgen. Leute, die dir das Leben erleichtern. Mum ist ohne hilflos.“
Adam verzog den Mund. „War bei ihr auch stark anzunehmen. Aber ich kann nicht, weil ich in einer Stunde den ersten Fan frage, ob er was zu Essen dabei hat. Ach nein der Hotdog Stand am Stadion ist schon auf.“
„Darling wir telefonieren später, Mum will auf die Toilette.“
„Und warum musst du mit? Sollst du ihr applaudieren, wenn sie fertig ist?“
„Darling suche dir keine Freundin die attraktiv ist.“
„Damit ihr nicht Bild an Bild verglichen werdet.“
„Warum suchst du dir immer Frauen vom Film?“
„Ich habe keine Beziehung mit dieser Lea!“
„Leandra di Carmen. Jeder weiß doch das ist nicht ihr richtiger Name ist. Sie heißt Louise Fishmen. Und komm schon, mir kannst du es verraten. Wie alt ist Leandra wirklich, steht sie auf perverse Sachen im Bett?“
„Woher soll ich das Wissen?“
„Ich verstehe ohnehin nicht, warum sich die blonde Hure Hals über Kopf auf dich stürzen muss, nur weil du eine gute Saison hast. Aber ihr wollt doch nicht heiraten?“ Karen klang besorgt. „Pass auf das sie sich nicht absichtlich schwängern lässt, man sagt ihre Karriere dauert auch nicht mehr lange.“
„Ich bin nicht blöd und verhüte.“
„Du vertraust Frauen zu schnell. Sie sagen nur sie nehmen die Pille. Ehe du dich versiehst stehst du wie O.J. Simpson vor dem Fernsehgericht und schwitzt Blut und Wasser bei der Vaterschaftsklage.“
„Das hat absolut nichts mit Vertrauen zu tun, sondern mit Sex und Kondomen.“
„Du Dummkopf. Wenn ich damals kein Vertrauen zu dir gehabt hätte, Gott falls du den Mund aufmachst.“
„Jeder weiss doch, dass du bei deinem Alter und Gewicht lügst.“
„Adam!“
Er legte einfach auf und dachte mit zusammengeballten Fäusten an die dumme Kuh vom Boston Magazin, die ihn in diese Position gebracht hatte. Dabei sah sie so naiv, so unschuldig aus, als könnte sie kein Wässchern trüben. Aber was er ihr wirklich nie verzeihen würde, das sie in die Boutiqe la salsa gegangen war, die Besitzerin von ihm grüßte und meinte Adam schickt sie und ein teures Kleid für die Hälfte des regulären Preises kaufte. Er sah aus dem Fenster auf die Straße. Zwei Typen, mit Fotokameras um den Hals saßen auf der Motorhaube seines Porsches! Das schlimmste war, er konnte nichts gegen ihre Unverschämtheiten machen, er musste nur einen mal etwas schütteln und schon hatte er ein Hals und Nacken Trauma.
Er hatte noch ein wenig Zeit und googelte im Internet nach: Leandra di Carmen nackt. Sie wurde 24 jahre, hatte beim Disneychannel angefangen und war nun verdammt heiß. Kein Wunder das man sie in einen Hut warf, sie war genau sein Typ. Groß, Blond und schlank und ihre Fotos im Playboy waren die Wucht. Er sollte ihre Nummer herausbekommen und sie fragen, wie man das Problem gemeinsam lösen könne und zwar bei einem Glas Rotwein in romantischer Athmosphäre.