Читать книгу My Little Pony - Equestria Girls - Die Geschichte von Everfree - Perdita Finn - Страница 7
Kapitel 3 – Sonnig und leicht bewölkt
ОглавлениеDie Schüler der Canterlot High strömten aus dem Bus. Unter der Aufsicht von Direktorin Celestia luden sie ihre Taschen und Koffer aus. Die Sonne glitzerte auf dem Wasser des Sees, die Vögel zwitscherten und der Wald wirkte nun gar nicht mehr gruselig.
Fluttershy fühlte sich wie im Himmel. „Ist Camp Everfree nicht wunderschön?“, schwärmte sie. „Ich kann es kaum erwarten, meinen ersten Spaziergang durch die Natur zu machen.“
Spike wedelte mit dem Schwanz. „Da will ich auf jeden Fall dabei sein.“
„Willst du auch die vielen zauberhaften Bewohner des Waldes treffen?“, fragte Fluttershy mit lieblicher Stimme.
„Ja!“, bellte Spike freudig. „Besonders die Eichhörnchen. Genauer gesagt freue ich mich darauf, sie zu jagen.“
Applejack stieß einen zufriedenen Seufzer aus. „Ich freue mich darauf, ganz einfach zu leben. Ich baue meinen eigenen Unterschlupf, sammle mein Essen selbst …“
„Du weißt, dass wir Mahlzeiten und Zelte gestellt bekommen, oder?“, lachte Rainbow Dash.
„Jepp“, antwortete Applejack. „Ich gehe trotzdem sammeln.“
Rarity freute sich auf ihre Sonnenbäder. „Ich will mich einfach nur entspannen.“ Sie seufzte. „Das letzte Jahr war für meinen Geschmack ein wenig zu anstrengend.“
„Und ob“, stimmte Pinkie Pie ihr zu. „Wir haben gegen drei böse Sirenen gekämpft, die alle mit ihrem Gesang hypnotisieren wollten, gegen einen irre ehrgeizige Rivalenschule und gegen zwei feindliche Dämonen!“
Upps! Pinkie Pie hielt sich die Hand vor den Mund. Das mit Sunset Shimmer und Twilight Sparkle hatte sie eigentlich nicht erwähnen wollen. „War nicht böse gemeint“, fügte sie hinzu.
„Keine Sorge“, antwortete Sunset Shimmer.
Aber Twilight Sparkle sah bedrückt aus.
„Du gewöhnst dich noch dran“, flüsterte Sunset Shimmer ihr zu.
Applejack mischte sich ein. „Canterlot High ist wirklich zu einem Magie-Magneten geworden. Ich freue mich, mal an einem Ort zu sein, an dem wir uns um all das keine Sorgen machen müssen.“
„Du sagst es!“, bellte Spike. „Hier müssen wir uns ganz sicher keine Sorgen machen, dass etwas Seltsames geschieht.“
Die Equestria Girls sahen den Hund an. Den sprechenden Hund.
Spike zuckte mit den Achseln. „Ich meine, abgesehen von der ganzen Ich-kann-reden-obwohl-ich-ein-Hund-bin-Sache.“
Der gutaussehende Flash Sentry kam zu der Mädchengruppe hinüber. Auf jeder Schulter trug er einen Rucksack.
„Hier bitte, Twilight“, sagte er schüchtern.
Twilight lächelte. „Danke. Du heißt Flash, oder?“
Flash zog ein langes Gesicht. „Ja“, sagte er und versuchte, seine Enttäuschung zu überspielen. „Das bin ich. Und du bist du. Und wir kennen einander nicht so gut.“ Er trat beschämt einen Schritt zurück. „Tolle Geschichte“, murmelte er vor sich hin.
Twilight war verwirrt. Wieso war er verärgert? Was hatte sie denn getan? „Gut. Ich schätze, wir sehen uns dann.“
Sunset Shimmer zog sie zur Seite. „Du weißt noch, dass es da dieses Mädchen gibt, das wie du aussieht, wenn sie hier ist, aber eigentlich in einer anderen Dimension lebt, wo sie eine Ponyprinzessin ist?“
Twilight nickte und hörte weiter zu.
„Flash mochte sie gewissermaßen“, erklärte Sunset Shimmer ihr.
„Oh!“ Twilight riss erstaunt die Augen weit auf.
Da ertönte aus den Lautsprechern ein Knacken. „Hallo, Leute!“, rief eine weiche, entspannte Stimme. „Wenn ihr alle langsam zum Hof kommen könntet, wäre das spitze. Eure beste Campwoche aller Zeiten kann beginnen!“
Zelte und die Kantine lagen um den Haupthof verteilt. Auf der Wiese standen Picknicktische, ein Pavillon, eine Sonnenuhr und ein Totempfahl. Eine Glocke läutete und die Camper liefen zum Pavillon, wo eine junge Frau auf einer Plattform stand.
Gloriosa Daisy sah fröhlich und bodenständig aus. Mit dem Klemmbrett in den Händen wirkte sie außerdem sehr organisiert. „Hi, Leute“, sagte sie. Es war ihre Stimme, die sie eben durch die Lautsprecher gehört hatten. „Willkommen im Camp Everfree. Ich bin Gloriosa Daisy, eure Campleiterin. Seht in mir eure freundliche Camp- und Naturleiterin! Und das ist mein Bruder Timber Spruce!“
Ein süßer, leicht durchgeknallt wirkender Junge trat neben Gloriosa. Er winkte den Campern zu. „Seht in mir den tollen Typen, den ihr immer zu spaßigen Sachen einladen solltet.“
Gloriosa lächelte. „Wir möchten, dass ihr euch amüsiert. Bevor wir also eure Zeltverteilung bekanntgeben, würden wir gern Vorschläge von euch hören. Ihr könnt hier machen, was ihr möchtet …“
„Nur nicht in den Steinbruch wandern“, unterbrach Timber Spruce sie. „Das ist verboten.“
„Ja“, stimmte Gloriosa ihm zu und lächelte etwas weniger ehrlich. „Aber ansonsten habt ihr hier viele Möglichkeiten. Also, welche Aktivitäten würde das hier zu der besten Woche eures Lebens machen?“
Rainbow Dashs Hand schoss in die Höhe. „Klettern“, verkündete sie.
„Geht klar!“, rief Gloriosa.
Wieder fuhr die Hand von Rainbow Dash in die Höhe. Sie wartete nicht darauf, rangenommen zu werden. „Bogenschießen!“
Gloriosa nickte und lächelte. „Natürlich.“
„Tetherball!“, fügte Rainbow Dash hinzu.
„Ganz klar!“, sagte Gloriosa, aber die anderen Mädchen konnten erkennen, dass sie langsam etwas genervt war.
Als Rainbow Dash erneut die Hand hob, zog Sunset Shimmer sie herunter. „Ich weiß, du bist aufgeregt“, flüsterte sie, „aber vielleicht lässt du jemand anderem mal die Chance, einen Vorschlag zu machen.“
Widerwillig ließ Rainbow Dash die Hand sinken.
Gloriosa nahm Bulk Biceps dran. „Malen und Basteln“, sagte er voller Tatendrang. „Meine Mutter braucht neue Topflappen.“
„Ich besorge die Webrahmen“, versprach Gloriosa. Sie zeigte auf Pinkie Pie.
Pinkie Pie sprang freudig auf und ab. „Kekse verzieren!“
Gloriosa lachte. „Ich mache tatsächlich richtig gute Plätzchen.“
Fluttershy war als Nächste dran. „Morgendliche Waldspaziergänge“, schlug sie leise vor.
Gloriosa sah zufrieden aus. „Mit Wanderstöcken für alle.“
„Eine Modenschau, für die ich die märchenhaftesten Camp-Outfits entwerfe, die von den neuesten Trends inspiriert wurden und von meinen Mitschülern in dem wunderschönen Umfeld der Natur präsentiert werden“, platzte es aus Rarity heraus.
Oh-oh, dachten die Mädchen. Würde Rarity enttäuscht werden?
Doch das wurde sie nicht. Gloriosa strahlte vor Glück. „Eine Camptradition“, erklärte sie zur Freude von Rarity.
Timber Spruce kratzte sich verwirrt am Kopf. „Das haben wir doch noch nie gemacht.“
„Die beste Campwoche aller Zeiten, weißt du noch?“, fauchte seine Schwester ihn leise an, während sie weiter freundlich lächelte. Sie schaute wieder zu den Campern. „Solange ihr hier seid, nehme ich weiterhin Vorschläge entgegen. Wenn es also irgendwas gibt, das ihr gern machen möchtet, oder ihr etwas braucht, fragt nur. Ich mach das schon!“
Direktorin Celestia, die hinter ihren Schülern stand, hob die Hand. „Was ist mit dem Campgeschenk? Das war meine liebste Camp-Everfree-Tradition.“
„Das Campgeschenk!“ Gloriosa klatschte in die Hände. „Natürlich!“
Timber Spruce sah noch verwirrter aus. „Wirklich?“
„Ja, wirklich“, flüsterte Gloriosa mit zusammengebissenen Zähnen.
„Ich dachte nur …“
Gloriosa warf ihm einen bösen Blick zu und er brach seinen Satz ab. „Dann hast du falsch gedacht.“
Sunset Shimmer hatte das Flüstern zwischen Bruder und Schwester beobachtet. „Habt ihr auch die Spannungen zwischen Gloriosa und ihrem Bruder bemerkt?“, fragte sie.
Die Mädchen zuckten mit den Achseln. Eigentlich nicht. Sie freuten sich zu sehr auf all die Aktivitäten, die nun vor ihnen lagen.
Gloriosa beendete nun ihre Einführung. „Hier im Camp Everfree lautet unser Motto schon immer: Hinterlasse die Welt besser, als du sie vorgefunden hast. Jedes Jahr arbeiten die Camper zusammen, um etwas Nützliches zu erschaffen. Ein Geschenk für die zukünftigen Camper. Die Arbeit an dem gemeinsamen Ziel ist wichtig für das starke Band, das ihr hier formt und das auch lange nach der Zeit im Camp bestehen bleibt.“ Einen Moment lang blickte sie ihren Bruder Timber Spruce ernst an. „Deshalb ist es so wichtig. Der Pavillon ist das Geschenk der Gruppe vom letzten Jahr. Und der Totempfahl und die Sonnenuhr wurden ebenfalls von Campern gebaut.“
„Die Sonnenuhr war unser Geschenk damals“, erklärte Direktorin Celestia ihren Schülern.
„Auch wenn gewisse Leute fanden, dass sie ein wenig unpraktisch sei, da eine Sonnenuhr nachts nicht benutzt werden kann“, fügte Vizedirektorin Luna mit spitzen Lippen hinzu.
„Das mag sein“, antwortete Direktorin Celestia barsch. „Aber wenn gewisse Leute eine bessere Einstellung dazu gehabt hätten, hätte man sie auch nicht in das Mondstein-Zelt geschickt.“
„Zum Glück wurde gewissen Leuten ihr vorschnelles Verhalten verziehen.“
Die Mädchen hörten mit erstauntem Blick zu, während ihre Lehrerinnen sich ein Wortgefecht lieferten. Zu leicht konnte man vergessen, dass die beiden – genau wie sie – auch einst Camper gewesen waren.
Gloriosa Daisy räusperte sich, um die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen. „Ihr wirkt auf mich wie eine wirklich tolle Truppe, daher bin ich sicher, fällt euch etwas Inspirierendes ein, das ihr hinterlassen werdet.“
Die Camper jubelten.
„Ja, das werden wir!“, brüllte Rainbow Dash.
„Verflixt, und ob!“, rief Applejack.
„Das tun wir gewiss!“, stimmte Fluttershy zu.
„Apropos Sachen hinterlassen“, sagte Timber Spruce. „Jetzt ist es an der Zeit, dass ihr eure Zeltzuteilung erhaltet, dann könnt ihr eure Taschen dort … hinterlassen.“
Gloriosa starrte ihn an.
„Was?“, protestierte Timber Spruce. „Das war schon eine meiner besseren Überleitungen.“
„Die Mädchen erhalten ihre Zeltzuteilung von Timber“, erzählte Gloriosa. „Jungs, ihr kommt mit mir.“
Die Schüler drängten aneinander vorbei, um ihre jeweiligen Karten zu erhalten. Auf jeder Karte war ein passender Edelstein abgebildet. Jede Edelsteinfarbe stand für ein besonderes Zelt.
„Ja!“, rief Pinkie Pie fröhlich aus. „Ich bin im Smaragd-Zelt!“
„Ich auch!“, freute sich Rarity.
„Ich ebenso!“ Rainbow Dash schlug mit Pinkie Pie und Rarity ein.
Fluttershy sah etwas enttäuscht aus, als sie ihre Amethyst-Karte hochhielt. Keines der Mädchen war in ihrem Zelt. Aber zumindest würde DJ Pon-3 bei ihr sein. Sie war immer nett – und sie spielte tolle Musik. DJ Pon-3 hielt ihr den hochgereckten Daumen entgegen und Fluttershy lächelte.
Sunset Shimmer war im Saphir-Zelt. Twilight hielt eine blaue Karte hoch.
„Ich auch!“, rief sie erfreut. „Ich meine, ich nehme an, dass ich das bin. Genau genommen, sind Saphire nicht nur blau. Manchmal sind sie auch pink, lila, gelb …“
„Aber meistens sind sie blau“, unterbrach Timber sie, der ihr zufällig zugehört hatte. „Deshalb sind sie nach dem lateinische Wort sapphirus benannt. Das bedeutet blau.“
Twilight Sparkle schaute ihn verblüfft an. Sie traf nicht oft jemanden, der ebenso schlau war wie sie. „Ich weiß“, sagte sie neckisch. „Aber wusstest du auch, dass Saphire eigentlich nur Rubine ohne Chrom sind?“
Timber Spruce lächelte beeindruckt. „Nein, aber wusstest du, dass das Saphir-Zelt das Beste ist?“
„Nein“, antwortete Twilight Sparkle. „Wieso denn das?“
„Weil du darin bist.“
Twilight Sparkle wurde rot. „Ich wette, das sagst du zu allen Campern.“
Timber Spruce schüttelte den Kopf und lachte. „Stimmt nicht.“
Bulk Biceps hielt eine rote Karte hoch und sah verwirrt drein. Timber Spruce ging zu ihm hinüber. „Bist du im Rubin-Zelt? Das ist das schlechteste Zelt!“ Er zwinkerte Twilight zu.
„Oh, Mann!“, seufzte Bulk Biceps.
„Das war nur ein Witz, Kumpel“, sagte Timber Spruce. „Das Rubin-Zelt ist toll. Es ist wie das Saphir-Zelt, nur mit Chrom.“
Twilight Sparkle lachte. Timber Spruce war so schlau.
Timber Spruce legte einen Arm um Bulk Biceps’ muskulöse Schulter. „Die Rubin- und Korallen-Zelte sehen sich für das ungeübte Auge verflixt ähnlich. Ich zeige dir besser, wo dein Zelt ist.“
Er sah noch einmal zu Twilight. „Wir sehen uns.“
Twilight sah ihm nach, als er in Richtung der Zelte lief. Eine Sekunde später bemerkte sie, dass ihre Freundinnen sie alle angrinsten.
„Was?“
Applejack kicherte. „Nichts.“
„Das war ja ah-llerliebst“, schwärmte Rarity.
Gloriosa scheuchte alle zu ihren Zelten, damit sie auspacken konnten. „Los, macht es euch gemütlich! Wir treffen uns in fünfzehn Minuten am Steg, um ein paar Camp-Sicherheitsregeln durchzusprechen. Sagt Bescheid, wenn ihr etwas braucht!“
„Ich brauche etwas.“ Ein sperriger Geschäftsmann mit schlechter Frisur trat hinter dem Pavillon hervor.
Gloriosa eilte zu ihm und lächelte. „Filthy Rich! Wie schön, Sie zu sehen!“ Hastig zog sie ihn von den Campern weg.
„Was machen Sie hier?“, fauchte sie ihn an, als sie außer Hörweite waren. „Das Camp fängt gerade erst an.“
Filthy Rich grinste, sichtlich zufrieden mit sich selbst. „Ich sehe mir nur die Landschaft an, Gloriosa Daisy. Das ist so entspannend.“
„Tja“, fuhr Gloriosa ihn an, „Sie können sich umsehen, wenn das Camp vorbei ist. Wenn Sie also nichts dagegen haben …“ Sie schubste ihn quasi in seine Limousine, die für ihn bereitstand.
Da wurde Filthy Rich wütend. „Na schön“, sagte er höhnisch.
Gloriosa bemerkte, dass ein paar Camper sie beobachteten und verlieh ihrer Stimme wieder einen freundlicheren Unterton. „Filthy Rich ist ein ehemaliger Campteilnehmer. Er sieht sich gern von Zeit zu Zeit seine alten Gefilde an“, erklärte sie. „Aber genug von ihm! Sucht eure Zelte und packt eure Sachen aus! Wir haben die die beste Campwoche aller Zeiten vor uns!“
Sie klatschte in die Hände und die letzten Camper liefen zu ihren Zelten. Erst als alle fort waren, hörte sie auf zu lächeln.
Gloriosa Daisy war nicht glücklich. Sie war überhaupt nicht glücklich.