Читать книгу Der Krieg der Königsbrüder: Der Thron von Cambalar 7 - Pete Hackett - Страница 7

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In der Nacht hatte es gefroren. Die Vorhersagen, dass sich der Winter in diesem Jahr früher einstellen würde, schienen zuzutreffen. Als Carraq am Morgen das Zelt verließ, lag auf den Zweigen der Bäume und Büsche und auf dem Gras weißer Raureif. Er schaute zum Himmel. Er war bewölkt. Wenn Carraq ausatmete, entstand vor seinem Gesicht eine weiße Dampfwolke, die sich jedoch sogleich wieder verflüchtigte.

Seine Söldner waren bereits auf den Beinen und warteten auf Befehle. Auf den Wehren von Pendalan hatten sich die Verteidiger der Stadt postiert.

Segol trat neben Carraq und sagte: „Wir müssen die Krieger Sturmleitern anfertigen lassen. Ich bin neugierig, ob Tenrars Vision zutrifft und wir die Stadt nach vier Tagen einnehmen.“

„Tenrar wird mir gefährlich“, murmelte Carraq.

„Du machst dir unnötige Sorgen“, entgegnete Segol.

„Ich weiß, wovon ich rede“, beharrte Carraq auf seiner Meinung. „Hochmeister Damlak hat ihm den Thron von Cambalar schmackhaft gemacht. Als der Hochmeister ihn fallen ließ – aus welchen Gründen auch immer –, hat er sich mir angeschlossen. Er benutzt mich. Ich soll ihm den Thron erobern. Mich wird er, wenn er sich am Ziel angekommen sieht, aus dem Weg zu räumen versuchen.“

„Du hasst ihn, weil er dir ebenbürtig ist“, knurrte Segol. „Du fürchtest ihn, weil er über die Gabe verfügt ...“

„... und sterblich ist!“, stieß Carraq hervor und schnitt damit dem Ex-Trunkmeister, seinem Ziehvater, das Wort ab. „Es ist eine Voraussetzung, um sich die Krone aufzusetzen. Du hast dafür gesorgt, dass es mir an dieser Voraussetzung mangelt“, endete Carraq. Er mahlte nach diesen Worten mit den Zähnen.

„Weil ich dich unsterblich gemacht habe, hasst du auch mich“, konstatierte Segol ohne besondere Gemütsregung.

„Du wirst deiner Strafe nicht entgehen“, prophezeite Carraq.

„Ich werde mich nicht wie ein Hammel zu Schlachtbank führen lassen“, konterte Segol.

„Konzentrieren wir uns auf die Gegenwart“, schloss Carraq dieses Thema ab. Ja, er hasste Segol dafür, dass er ihn gewissermaßen für seine eigenen Pläne missbraucht hatte. Dadurch, dass er ihn zum Unsterblichen gemacht hatte, nahm er ihm die Legitimation für den Thron von Cambalar, außerdem hatte er die Götter, allen voran Tason, den Totengott, erzürnt. „Was ist, wenn im innerstädtischen Teil des Hafens keine Boote vor Anker liegen? Mit fünfzehn Schiffen können wir die Hauptstadt nicht erobern.“

Prinz Tenrar und Fürst Tassimo sowie Sandor näherten sich.

„Befehlt den Kriegern, in den Wäldern nördlich der Stadt dünne Bäume zu fällen und daraus Sturmleitern zu fertigen“, empfing Carraq die drei. „Die Orks versuchen, sobald der Angriff befohlen wird, das Tor aufzusprengen. Wenn es gelingt, dringen die Orks und die Gnome durch das Tor in die Stadt ein und versuchen sich zu dem Tor, das den innerstädtischen Hafen abriegelt, durchzuschlagen und den Hafen zu besetzen. – Wenn alles für den Angriff vorbereitet ist, ist mir Vollzug zu melden.“

„Darf ich dir noch einen Vorschlag unterbreiten, Prinz?“, fragte Tenrar.

„Sprich.“

„Für denn Fall, dass in der Stadt keine weiteren Boote ankern, wäre ich bereit, nach dem Fall von Pendalan mit zwei Hundertschaften nach Ascolan zu gehen und dort die im Hafen liegenden Schiffe zu beschlagnahmen.“

„Für den Fall, dass sich auch Ascolan weigert, sich zu ergeben, werden zwei Hundertschaften nicht ausreichen, um sie zur Kapitulation zu zwingen“, äußerte Segol seine Bedenken.

„Dann schicke ich Boten und bitte um Verstärkung“, erwiderte Tenrar. „Ein Teil der Krieger kommt auf dem Landweg nach Ascolan, ein Teil mit den Booten, die wir hier erobert haben und möglicherweise noch erobern. Von Ascolan aus starten wir dann die Invasion.“

„Ein guter Vorschlag“, sagte Fürst Tassimo.

„Priorität hat die Einnahme von Pendalan“, erklärte Carraq. „Jetzt führt meinen Befehl aus und lasst Sturmleitern anfertigen. Du, Sandor, befehligst wieder die Gruppe der Orks und der Gnome. Ihr anderen kennt eure Plätze.“

„Wirst du dich am Kampf beteiligen?“, fragte Segol mit einem lauernden Ausdruck in den Augen.

„Warum fragst du?“

Segol wechselte mit Tenrar einen schnellen Blick. Es war jedoch Fürst Tassimo, der antwortete. Er sagte: „Die Krieger munkeln schon, ob sie wohl für einen Feigling ihr Leben riskieren, weil Ihr Euch aus jedweden Kampfhandlungen heraushaltet, Prinz. Es ist vor allem befremdlich, da Ihr doch unsterblich seid. Was fürchtet Ihr, weil Ihr Euch nicht am Kampfgeschehen beteiligt?“

„Den Tod“, gestand Carraq, „die ewige Finsternis. Meine Seele ist bei Tason. Dort wird sie die Zeiten überdauern. Ich aber gehöre als Seelenloser zu den Verlorenen. Mein Tod wäre endgültig.“

Carraq sprach es und schoss Segol einen gehässigen Blick zu.

„Verlieren wir keine Zeit mehr“, sagte Tenrar.

Er, Sandor und Fürst Tassimo machten kehrt und begaben sich zu den Truppenteilen, die sie befehligten, um die Anordnungen Carraqs an die Unterführer weiterzugeben. Auch Segol entfernte sich. Carraq beobachtete, dass er Tenrar folgte. Segol holte Tenrar ein und ging neben ihm her. Carraq machte sich seine Gedanken und kehrte ins Zelt zurück, ahnend, dass er seine Feinde nicht nur auf der Insel im Großen Meer in der Hauptstadt suchen musste. Sein Hass, aus dem er Segol gegenüber keinen Hehl gemacht hatte, hatte ihm auch in seiner unmittelbaren Umgebung gefährliche Gegner beschert. Er musste auf der Hut sein, und in ihm begann der Entschluss zu reifen, sich zu gegebener Zeit sämtlicher Feinde zu entledigen.

Mittags wurde ihm gemeldet, dass genügend Sturmleitern vorhanden und die Krieger für den Angriff bereit waren.

„Ihr solltet euch beteiligen, Prinz“, mahnte Fürst Tassimo. „Die Krieger murren schon. Es sind Söldner, sie erwarten von ihrem Heerführer denselben Mut, wie er ihn von ihnen erwartet.“

„Sie haben sich mir angeschlossen, weil sie sich große Beute ausgerechnet haben“, rechtfertigte sich Carraq. „Meine Versprechen habe ich erfüllt. Keiner ist bis jetzt leer ausgegangen. Also haben sie auch keinen Grund zu murren. Ich werde ihnen aber beweisen, dass ich kein Feigling bin.“

„Nur wenn Ihr kämpft, sichert Ihr Euch den Respekt der Krieger“, sagte Fürst Tassimo.

„Lasst das Angriffssignal blasen“, stieß Carraq hervor, ohne weiter auf den Hinweis des Fürsten einzugehen.

Es dauerte einige Zeit, bis der Fürst, Segol, Sandor und Tenrar bei ihrem jeweiligen Kampfverband ankamen. Schließlich aber erklangen die Hörner. Der Belagerungsring um Pendalan zog sich enger zusammen. Die Krieger schleppten die langen Sturmleitern mit sich, die sie angefertigt hatten. Als sie nahe genug waren, begannen die Bogenschützen die Verteidiger auf den Wehren mit ihren Pfeilen einzudecken.

Sandor und die Orks rückten auf das Stadttor zu. Die Orks hielten Schilde über ihre Köpfe, die sie vor Pfeilen und Speeren von den Wehren schützen sollten. Es war eine Art Schildwall, den sie bildeten.

Unter dem Feuerschutz der Bogenschützen stürmte der Rest des Heeres mit wildem Geschrei zur Stadtmauer. Die Leitern wurden angelegt, die ersten Krieger machten sich an den Aufstieg.

Dumpfe Schläge übertönten das Gebrüll, als die Orks das Stadttor erreicht hatten und mit ihren schweren Keulen dagegen schlugen. Ein Hagel von Pfeilen schwirrte den Angreifern entgegen, die ersten Leitern wurden mit langen Stangen umgestoßen. Diejenigen, die sich auf ihnen befanden, hatten keine Chance. Die nachrückenden Angreifer lehnten die Leitern wieder an und todesmutige Krieger stiegen nach oben.

Die Verteidiger begannen Steine und Balken von der Mauer auf die Angreifer zu werfen. Sie fegten auf diese Weise die eine oder andere Leiter leer. Beim Tor entstand Gebrüll, als sich kochendes Pech und brennendes Öl aus den Pechnasen auf die Orks ergoss. Sie brüllten, taumelten aus dem Gefahrenbereich, brachen zusammen und wanden sich in unerträglicher Qual.

Die Stadt hielt stand. Nach mehreren Stunden, als die Krieger sich vor Erschöpfung kaum noch auf den Beinen halten konnten, ließ Carraq das Signal zum Rückzug blasen.

Sie hatten große Verluste erlitten. Die Hälfte der Orks lag tot vor dem Stadttor. Rund um die Stadt lagen am Fuß der Mauer viele weitere reglose Gestalten. Der Angriff hatte einen hohen Tribut gefordert.

Während sich die Krieger von den Strapazen des Kampfes erholten und sich ein karges Abendmahl einverleibten, versammelten sich die Hauptleute im Zelt Carraqs.

„Wir fordern den Rat von Pendalan morgen früh noch einmal auf, sich zu ergeben“, sagte Carraq. „Für den Fall, dass sie nicht bereit sind, die Waffen zu strecken und das Tor zu öffnen, drohen wir ihnen an, jeden männlichen Bürger der Stadt ab dem sechzehnten Lebensjahr hinzurichten, sobald wir die Stadt eingenommen haben. Die Frauen und Kinder gehen als Sklaven zu den Sandlingern und Barbaren oder nach Tolvanea. Macht ihnen klar, dass sie von König Thorazan keine Hilfe zu erwarten haben. Er hat sein Heer verloren und sich mit den wenigen Kriegern, über die er noch verfügt, in der Hauptstadt verschanzt. Wir können Pendalan aushungern. Der Winter steht vor der Tür. Sie können weder vom Land noch von der See her versorgt werden. Ihre Chance ist gleich null.“

Ein fernes Heulen ließ alle aufhorchen.

„Was war das?“, fragte Tenrar.

„Ein Zeichen der Götter!“, entfuhr es Carraq, dessen Gesicht jetzt um einige Nuancen bleicher anmutete. Seine Furcht vor dem Zorn der Götter hatte sich mit diesen vier Worten Bahn gebrochen. „Sie wollen uns etwas signalisieren. Vielleicht eine Warnung, vielleicht die Aufforderung, einzuhalten, weil ...“

Er brach ab. Weil ich mir den Thron von Cambalar gegen göttliches Gebot aneignen will, wollte er sagen, doch von seinen Ängsten und Zweifeln sollten Uneingeweihte nichts erfahren.

Fürst Tassimo trat vor das Zelt. Der mit dunklen Wolken überzogene Himmel, das düstere Grau und die Reglosigkeit ringsum, die Stille – das alles wirkte unheimlich und bedrückend. Der Fürst richtete den Blick nach Westen, und dort türmte sich ein furchtbarer, drohender Horizont auf. Die Wolken falteten sich zu formlosen, tief dunklen Bergen zusammen und wurden von einem ungeheuren Sturm herangetrieben. Grelle Blitze zerrissen den aufgewühlten Himmel.

Tassimo kehrte ins Zelt zurück. „Es war kein Zeichen der Götter“, sagte er. „Uns nähert sich mit Blitz und Donner ein furchtbarer Sturm – wahrscheinlich ein Schneesturm.“ Er zuckte mit den Schultern. „Vielleicht schicken ihn uns die Götter. Ich denke jedoch, wir sollten uns nicht beirren lassen, denn wir stehen kurz vor dem Sieg über Thorazan und Hochmeister Damlak, und jetzt, so dicht vor dem Ziel, die Segel zu streichen wäre dumm.“

Er will sich an Thorazan rächen, sinnierte Carraq. Davon können ihn nicht einmal die Götter abhalten. Selbst wenn sie ihn hinterher zerschmettern – er will König Thorazan tot sehen.

Er trat, gefolgt von Segol, Sandor und Tenrar nach draußen. Der Himmel begann sich im Zenit hell zu verfärben. Über dem Horizont im Westen dagegen war er finster wie in der tiefsten Nacht. Wieder strich dieser Heulton heran, der eher mit einem anhaltenden Pfeifen vergleichbar war.

„In der Tat“, stieß Carraq hervor. „Da bahnt sich die Hölle eines fürchterlichen Sturms an. Geht zu euren Leuten und fordert sie auf, Schutz zu suchen.“

Seine Berater eilten davon.

Das Pfeifen wurde lauter, schriller, dann ging es in ein durchdringendes Heulen über, das weiterhin anschwoll. So weit das Auge reichte, wirkte alles düster, leblos und unheimlich, und es wurde kalt. Irgendwo im Westen zuckte ein Blitz am Horizont entlang. Ein erneuter heftiger Windstoß brachte rollenden Donner mit. Die Luft schien mit Elektrizität geladen zu sein.

Carraq flüchtete in sein Zelt.

Plötzlich war der Sturm da. Es gab keinen allmählichen Übergang von der Reglosigkeit in das Toben des Unwetters. Es dauerte nicht länger als die Spanne dreier Herzschläge, und alles hatte sich in eine tobende, weiße Hölle verwandelt. Der Schneesturm war wie ein wildes Ungeheuer über die Hügel herangefegt und trieb eine weiße Wand aus Schnee vor sich her, die alles unter sich begrub. Die Natur hatte sich in einen tosenden Hexenkessel verwandelt, der brachialen Gewalt der entfesselten Elemente gab es nichts entgegenzusetzen. Bäume brachen ab oder wurden entwurzelt, Wagenplanen flogen durch die Luft.

Der Sturm zerrte und riss auch an dem Zelt und Carraq befürchtete, dass es nicht mehr lange standhielt. Er rannte nach draußen und kauerte im Schutz einiger Büsche nieder. Es war so kalt, dass das Atmen Mühe bereitete. Die Kälte biss in sein Gesicht, stach in seinen Lungen, legte sich auf ihn wie ein Eispanzer und kroch von den Beinen herauf in seinen Körper. Das Jaulen des Sturms füllte seine Ohren.

Immer neue Schneemassen jagten über die Hügelkuppen heran. Die Bäume bogen sich, ihr Ächzen und Knarren erstickten jedoch im Orgeln des Schneesturms. Carraq fror erbärmlich. Seine Zähne schlugen aufeinander. Erfrieren konnte er nicht. Dafür sorgte das Zauberelixier, das ihm Segol über lange Zeit ins Essen gemischt hatte.

Die Nacht kam und der Sturm tobte mit unverminderter Heftigkeit. Der viele Schnee, unter dem Carraq regelrecht begraben war, wärmte sogar ein wenig.

Irgendwann aber verzog sich das Unwetter nach Osten. Sein Brüllen und Jaulen entfernte sich, wurde leiser und leiser und endete schließlich. Es schneite.

Carraq erhob sich. Eine dicke Schneeschicht fiel von ihm ab. Er wischte sich den Schnee aus dem Gesicht und den Augenhöhlen. Sein Blick suchte die Stadt. Nur schemenhaft konnte er die Stadtmauer durch das Schneetreiben ausmachen.

Er setzte sich in Bewegung. Der Schnee lag knietief, es kostete Mühe, durch ihn hindurchzustapfen. Das Zelt hatte der Sturm fortgerissen. Irgendwo in der Dunkelheit wieherte ein Pferd, weitere Pferde stimmten ein. Stimmen erklangen ...

„Hallo, hört mich jemand?“, rief Carraq.

Einige Schemen kamen durch die Dunkelheit und das Schneetreiben auf ihn zu. Die verschwommenen Silhouetten nahmen schließlich Form an. Jemand rief seinen Namen. „Carraq!“

Der Prinz glaubte, Segols Stimme zu erkennen. „Ich bin hier!“

Es waren Segol und Tenrar, die sich ihm näherten. „Bist du in Ordnung?“, fragte Tenrar.

„Ja. Wie sieht es bei der Truppe aus?“

„Das weiß ich nicht“, antwortete Tenrar. „Das wird sich herausstellen, wenn es Tag wird und es hoffentlich zu schneien aufhört.“

„Der Winter kommt außergewöhnlich früh“, erklärte Segol. „Und alle Anzeichen sprechen dafür, dass er verdammt hart wird. Vielleicht ist es sogar der Beginn einer Eiszeit. In den alten Schriften ist davon die Rede, dass sie das Land eines Tages heimsuchen wird. Ich will es nicht ausschließen.“

Es klang wie ein schreckliches Omen.

„Am strengen Frost kann die Invasion auf die Insel scheitern“, verlieh Carraq seiner Befürchtung Ausdruck.

„Oder er ist ihr förderlich“, entgegnete Segol. „Tenrar, sag es ihm.“

„Ich hatte eine Vision“, gab nun Tenrar zu verstehen. Seine Augen funkelten triumphierend. Es schien ihm diebische Freude zu bereiten, Carraq wieder ein Stück voraus zu sein. Denn dessen visionäres Auge schien wieder einmal versagt zu haben.

„Nun sprich schon!“, forderte Carraq ihn ungeduldig auf. Schneefall und Dunkelheit verhinderten, dass er die Häme in den Zügen Tenrars wahrnehmen konnte. Doch er war zutiefst betroffen. Wie konnte es sein, dass die Gabe bei Tenrar derart ausgeprägt zu sein schien, während sie bei ihm mehr und mehr an Bedeutung verlor? Hing es mit der Unsterblichkeit zusammen? War es die Strafe der Götter? War er bei ihnen als der personifizierte Frevel dermaßen in Ungnade gefallen?

Carraq spürte, wie sich in ihm ein völlig fremdartiges Gefühl staute. Bis jetzt kannte er nur den Hass, die Unversöhnlichkeit und ein geradezu besessenes Anspruchsdenken, den Thron von Cambalar betreffend. Was er jetzt in sich spürte, konnte er nur als Neid und Missgunst deuten.

„Ich sah unser Heer über das Meer marschieren“, sagte Tenrar. „Es war zugefroren, und wir benötigen keine Schiffe. Doch ich habe noch mehr gesehen. Ich sah Thorazan aufgebahrt im Thronsaal der Burg liegen. Er war tot.“

Carraq zeigte sich verblüfft. „Wie kommt er ums Leben?“, fragte er.

„Das hat mir die Vision nicht verraten“, versetzte Tenrar.

„Wenn das, was Tenrar gesehen hat, zutrifft“, mischte sich Segol ein, „dann ist davon auszugehen, dass Hochmeister Damlak die Herrschaft an sich gerissen hat. Und diejenigen, die er um sich geschart hat, sind ihm ergeben. Mit ihrer Hilfe wird er versuchen, sich die Krone zu sichern.“

„Dann heißt mein Gegner nicht mehr Thorazan“, knurrte Carraq, „sondern Damlak. Wie auch immer: Ich werde jeden vernichten, der nach der Krone von Cambalar greift. Sie steht nur einem zu, und der bin ich.“

Das süffisante Grinsen in Tenrars Gesicht gerann.

Der Krieg der Königsbrüder: Der Thron von Cambalar 7

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