Читать книгу Ein Seher für den Thron Der Thron von Cambalar 3 - Pete Hackett - Страница 7
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ОглавлениеMehr als fünfzehn Jahre waren verstrichen. Die Menschen im Reich von Cambalar lebten ruhig und in Frieden. Endrubal der Fürst der Echsenmenschen, sowie Solo Hasradun, der Häuptling der Barbaren, die hoch im Norden lebten, hatten Wort gehalten. Nachdem sie von König Ghaderich fürstlich dafür entlohnt worden waren, dass sie ihren Raubzug abbrachen und das Reich verließen, waren sie mit ihrer Armee nie wieder ins cambalarische Reich eingefallen.
Prinz Thorazan, der zu einem jungen Mann herangewachsen war, kannte nur diesen Frieden. Zum Krieger erzogen und mit den Staatsgeschäften vertraut gemacht, sollte er einmal den Thron besteigen.
Es war an einem regnerischen Tag im Sommer, als eine Abordnung aus Ascolan, der Stadt an der Küste, von den Wachen beim Tor der königlichen Burg in der Hauptstadt Cambalar aufgehalten wurde. „Wohin des Wegs?“, fragte der Wachhabende.
„Uns schickt Bürgermeister Melik aus der dem König untertänigst ergebenen Stadt Ascolan“, erwiderte einer der Abgesandten, ein älterer Mann mit lichten, grauen Haaren. „Wir haben König Ghaderich eine wichtige Botschaft zu überbringen.“
Eine Gruppe der Wachsoldaten begleitete die Boten in die Königsburg, die auf einem Hügel gelegen hoch über die Dächer und Türme der Stadt hinausragte.
König Ghaderich befand sich in seinen Gemächern. Ein Krieger seiner Leibwache meldete ihm die Delegation aus Ascolan, und der Herrscher befahl, die Gruppe der Abgesandten zu ihm vorzulassen. Er saß in einem schweren Scherenstuhl, seine Unterarme lagen auf den gepolsterten Armlehnen, sein zerfurchtes Gesicht mit dem grauen Bart war ausdruckslos.
Es waren fünf Männer, die mit einem Boot über das Große Meer gekommen waren. Sie fielen auf die Knie nieder und senkten die Häupter. Von der Kleidung, die sie trugen, war nicht viel zu sehen, denn sie hatten sich, da es seit mehreren Tagen ziemlich kühl und regnerisch war, braune, ärmellose Umhänge übergeworfen, die lediglich den Kopf, die Arme und die Beine freiließen.
„Man hat mir gemeldet, dass ihr mit einer wichtigen Nachricht aus Ascolan kommt“, sagte der Herrscher.
„Jawohl, mein König“, antwortete jener Bote, der auch schon der Wache gegenüber als Redner der Gruppe in Erscheinung getreten war. „König Usermangar, der Herrscher des Reichs von Tolvanea, ist gestorben und sein Sohn, der erlauchte Atermangar, hat den Thron bestiegen.“
Die Brauen des Königs schoben sich wie zwei eisgraue Raupen zusammen, über seiner Nasenwurzel bildeten sich tiefe, senkrechte Falten. „Das ist nicht nur eine wichtige Meldung, es ist auch eine denkbar schlechte“, murmelte der Herrscher über das Reich von Cambalar wie im Selbstgespräch. Dann richtete er das Wort an die Delegation aus Ascolan, indem er sagte: „Man wird Euch Speise und Trank reichen, und Ihr werdet unsere Gastfreundschaft genießen. Wenn Ihr zurückkehrt, dann entbietet Bürgermeister Melik meinen königlichen Dank.“
Die Boten erhoben und verneigten sich und entfernten sich rückwärtsgehend vom König. Erst in gebührender Entfernung drehten sie sich um und verließen das Gemach.
„Ich will unverzüglich meine Ratgeber, die Minister, Hochmeister Damlak und den Trunkmeister Haran Thum, sowie Prinz Thorazan im großen Saal versammelt haben“, befahl König Ghaderich.
Er begab sich in den Rittersaal der Burg und nahm auf seinem Thron Platz. Es dauerte nicht lange, dann war die Runde vollzählig. Prinz Thorazan war in Begleitung Damlaks, des Hochmeisters der Unsterblichen, sowie Haran Thums, der vor mehreren Jahren vom Hauptmann der Leibgarde zum Trunkmeister befördert worden war, gekommen.
Alle erwiesen dem alten König ihre Ehrerbietung, indem sie sich vor ihm verneigten.
Thorazan war äußerlich nach seiner Mutter Heres geraten, die bald nach seiner Geburt verstorben war. Sie war eines Morgens vollkommen überraschend von starken Krämpfen befallen worden, und am Abend dieses unseligen Tages war sie tot gewesen. Das war, als der König auf hoher See mit dem Sandlingerfürsten und dem Barbarenhäuptling wegen eines Freikaufs seines Reichs verhandelt hatte.
Thorazan war mittelgroß und sehr schlank, verfügte über dichte, blonde Haare und blaue Augen. Sein Gesicht wies weibliche Züge auf, wie auch sein ganzes Wesen nicht von Männlichkeit bestimmt wurde, sondern eher dem einer zartbesaiteten Frau glich. König Ghaderich befürchtete, dass aus ihm nie ein richtiger Kriegerkönig werden würde.
Der König schaute in die Runde. Sein Sohn saß zwischen dem Hochmeister und Haran Thum, dem Trunkmeister. Er hatte Thorazan nach dem Tod seiner Gemahlin von einer Amme aufziehen lassen, bis der Knabe alt genug war, um langsam an seine künftigen Aufgaben als Herrscher über das Reich von Cambalar herangeführt zu werden.
„Schlechte Kunde vom Festland“, begann der König zu sprechen. „König Usermangar ist verstorben. Den Thron von Tolvanea hat sein legitimer Erbe Atermangar bestiegen.“
In der Runde herrschte Betroffenheit. Sogar Damlak schaute ziemlich bestürzt drein. Dabei konnte den Unsterblichen so leicht nichts aus der Ruhe bringen. Als er seine Überraschung überwunden hatte, rief er: „Atermangar ist ein Kriegstreiber. Das Land, über das sein Geschlecht seit Jahrhunderten herrscht, ist ihm zu klein. Wenn ihn sein Vater nicht immer wieder zur Raison gerufen hätte, wäre er längst in unsere Kolonien am Großen Meer, auf die wir hier in der Hauptstadt angewiesen sind, weil sie uns mit Gütern und Nahrung versorgen, eingefallen. Sein Bestreben ist es, das Reich Tolvanea zu vergrößern, damit es dem Reich Cambalar ebenbürtig ist, vielleicht sogar, das Reich Cambalar vollkommen seinem Reich einzuverleiben.“
„Das ist das Problem, vor dem wir stehen“, pflichtete der König dem Hochmeister bei. „Atermangar wird mein Reich mit Krieg überziehen. Und während wir damit beschäftigt sind, ihn wieder hinauszujagen oder zu vernichten, werden Sandlinger und Barbaren hoch oben im Norden ihre Chance, reiche Beute zu machen, wittern, und mordend, plündernd und sengend für Entsetzen und Verzweiflung sorgen.“
„Wir müssen unverzüglich ein großes Heer ausheben, mein König“, rief einer der Ratgeber. „Jeder im Reich, der alt genug ist, um ein Schwert oder eine Axt zu halten, soll für den Kampf ausgebildet werden. Wir müssen Vertraute, die die kampffähigen Männer aufspüren und zur Armee verpflichten, in alle Teile des Reichs schicken, damit wir, wenn Atermangar mit seinem Heer einmarschiert, schlagkräftig genug sind, um ihm und seinen Kriegern die Stirn bieten zu können.“
„Vielleicht sollten wir erst einmal abwarten, ob er das Reich Cambalar überhaupt angreift“, gab ein anderer der königlichen Berater zu bedenken.
„Dann sind wir im Falle des Falles nicht gewappnet“, wandte ein weiterer ein. „Vielleicht sollten wir Spione in die Hauptstadt Colamneum schicken, die die Verbindung mit uns aufrechterhalten und uns melden, wenn Atermangar beginnt, Truppen auszuheben.“
„Das brauchen wir nicht“, widersprach Damlak, „solange unser Gebieter, der erlauchte Herrscher über das Reich Cambalar, König Ghaderich, sowie sein Sohn und Nachfolger die Gabe des Sehens beherrschen.“
König Ghaderich warf Prinz Thorazan einen missfälligen Blick zu. Der Prinz fing ihn auf und schlug die Augen nieder.
„Warum kommen wir König Atermangar nicht zuvor?“, fragte Hochmeister Damlak. „Heben wir ein großes Heer aus, dessen Kern unsere Armee der Unsterblichen sein wird, und marschieren wir zum Strom der Unendlichkeit, an dessen Ufern sich das Reich Atermangars befindet. So zwingen wir ihn, sich zu verteidigen und machen es ihm unmöglich, mit seinen Truppen nach Cambalar zu marschieren.“
„Ich habe einst mit seinem Vater, König Usermangar, einen Frieden geschlossen, der ewig anhalten sollte“, meldete König Ghaderich seine Bedenken an. „Soll ich den Vertrag brechen? Soll in den Annalen meines Reiches später einmal stehen, dass König Ghaderich ein wortbrüchiger Verräter war?“
„Tut Ihr es nicht, mein König, wird Atermangar es tun“, gab Damlak im Brustton der Überzeugung zu verstehen. „Er fühlt sich gewiss nicht an einen Vertrag gebunden, den sein Vater geschlossen hat. Ihr dürft die Gefahr, die von Atermangar ausgeht, nicht auf die leichte Schulter nehmen, mein Herr und König. Vielleicht sprechen die Annalen einmal von dem großen Eroberer aus dem cambalarischen Reich, nämlich von König Ghaderich, dem die Götter hold waren und den sie berufen hatten, zwei Reiche zu regieren.“
„Das klingt zwar sehr verlockend, Hochmeister“, versetzte der König, „aber niemand wird später einmal König Ghaderich einen großen Eroberer nennen, jenen Herrscher, der viel zu alt war, um an der Spitze seines Heeres fremde Königreiche zu unterwerfen, sondern es vorgezogen hat, in seiner Burg zu sitzen, während seine Krieger auf den Schlachtfeldern ihr Blut vergossen haben.“
„Ihr habt einen Sohn, mein König, einen Nachfolger, der an Tapferkeit und Führungsqualität seinem Vater in nichts nachstehen soll. Erinnert Ihr euch, mein König, als Ihr so alt wie Prinz Thorazan wart? Ihr habt die Truppen Eures Vaters zum Sieg gegen all jene geführt, die in feindseliger Absicht ins Reich gekommen sind.“
„Euch steht also der Sinn danach, Hochmeister, meinen Sohn, der einmal auf dem Thron von Cambalar sitzen soll, als Eroberer ins Königreich Atermangar zu schicken.“ Es war keine Frage, die der König stellte, es war eine glasklare Feststellung.
„Warum werft Ihr nicht einfach einen Blick in die Zukunft, mein Herr und Gebieter?“, fragte Damlak. Die Berater und Minister waren nur noch zu Zuhörern degradiert. „Es würde uns möglicherweise den Weg aufzeigen, den wir einzuschlagen haben.“
„Weil es keine Garantie gibt, dass das, was ich sehe, so eintrifft, wie es mich meine seherische Fähigkeit vielleicht Glauben macht. Zu sehr vermischen sich manches Mal die Visionen mit Träumen, die im Zustand der Trance aus den Tiefen meines Bewusstseins steigen. Sie könnten mir Geschehnisse in der Zukunft suggerieren, die uns veranlassen, den Frieden zu brechen, ohne dafür einen ausreichenden Grund gehabt zu haben. Das hieße, wir würden Blut vergießen, ohne dass es nötig gewesen wäre.“
Damlak und Haran Thun wechselten einen bedeutungsvollen Blick.
„Dennoch wäre es ratsam, in die Zukunft zu blicken, mein König. Die Visionen sind bei Weitem zahlreicher als die Träume, von denen Ihr eben gesprochen habt. Hattet Ihr nicht die Vision vom Tod Eurer geliebten Gemahlin? Denkt an die vielen Gegebenheiten, die Ihr vorausgesehen habt, die das Reich davor bewahrt haben, auseinanderzufallen oder unterworfen zu werden.“
„Ich weiß nicht, ob es die Götter zulassen“, murmelte König Ghaderich, stellte den Ellenbogen seines rechten Arms auf den Oberschenkel und stützte das Kinn auf die Faust. Er wirkte plötzlich klein und unscheinbar, irgendwie verloren. „Wie würdest du entscheiden, mein Sohn?“, fragte er und heftete den Blick auf Prinz Thorazan.
„Ich würde starke Truppenverbände zur Grenze unseres Reichs schicken, mein Vater, und sie von ihnen sichern lassen. Sollte Atermangar die Stirn besitzen, in das Reich von Cambalar einmarschieren zu wollen, wird sich ihm unsere Armee wie ein Bollwerk in den Weg stellen.“
„Wer soll unsere Armee führen?“, fragte König Ghaderich.
„Unsere Heerführer, die Zenturionen, die Hauptmänner.“
„Es ist, seit die Könige dem Geschlecht der Dwannuach entstammen, Sitte, dass sie an der Spitze ihres Heeres in den Krieg ziehen.“
„Der König seid Ihr, mein Vater.“
„Und ich bin zu alt, um unsere Truppen aufs Schlachtfeld zu führen.“ Der König lehnte sich zurück, schloss einen Moment lang die Augen, als würde er in sich gehen, dann zuckten seine Lider in die Höhe und er rief: „Meine Entscheidung ist getroffen. Das Heer wird in Kampfbereitschaft versetzt, bleibt aber auf der Insel. Sobald wir Kunde erhalten – sei es durch Boten, sei es durch eine Vision –, dass Truppen in feindseliger Absicht über die Grenze gekommen sind, schicken wir ihm unser Heer entgegen. Und du, mein Sohn, wirst es als künftiger König von Cambalar anführen. Du wirst Ruhm und Ehre erwerben, und es wird im Reich und auch außerhalb seiner Grenzen niemand geben, der auch nur den geringsten Zweifel an deiner Reputation anmelden wird.“
„Wenn es Euer Wille ist, mein König, dann soll es so sein“, rief Hochmeister Damlak.
„Wer ist anderer Meinung?“, fragte der König in die Runde.
Niemand meldete sich. Der Wille oder das Wort des Königs waren Gesetz. Die Berater sahen sich lediglich in einer Pseudofunktion, ebenso die Minister. Für den Fall, dass sich eine Entscheidung des Königs als falsch herausstellte, konnte er die Schuld auf sie abwälzen, weil sie ihn nicht oder nur unzureichend beraten hatten. Sie waren gewissermaßen die Prügelknaben.
„Gut“, rief König Ghaderich. „Veranlasst alles Weitere, Hochmeister Damlak. Hebt ein Heer aus, das stark genug ist, um unsere Grenzen zu verteidigen, und versetzt es in Kampfbereitschaft. Lasst die Boote flott machen, sodass sie innerhalb kürzester Zeit auslaufen können. Sollte Botschaft vom Festland eintreffen, dass sich unsere Befürchtungen bewahrheitet haben, dann möchte ich unverzüglich in Kenntnis gesetzt werden. Die Entscheidung, was zu veranlassen ist, trifft niemand außer mir, dem König.“
Ghaderich löste die Runde auf, gebot aber Prinz Thorazan zu bleiben. Sich einige Male verneigend drängten die Berater und Minister sowie die beiden Unsterblichen, Hochmeister Damlak und Trunkmeister Haran Thum, zur doppelflügeligen Tür, die zwei der Wachen geöffnet hatten.
Nachdem sie allein waren und die Tür wieder geschlossen war, sagte der König zu seinem Sohn. „Wir haben nicht oft Gelegenheit, uns zu sehen und miteinander zu sprechen. Ich hoffe, du kommst nach wie vor mit dem Hochmeister und seinem Stellvertreter gut zurecht.“
„Ich kann nicht klagen, mein Vater. Die Ausbildung, die mir der Hochmeister angedeihen lässt, ist zwar hart, doch zeigt sie mir auf, was wichtig ist, um auf dem Thron bestehen zu können.“
„Wann hattest du deine letzte Vision, mein Sohn?“
„Es ist viele Monde her, mein Vater.“
„Du redest von der Vision, in der du dich auf dem Thron von Cambalar gesehen hast?“
„Ich hatte keine andere, mein Vater und König.“
Im Gesicht des Monarchen arbeitete es. Seine Augen flackerten. „Bemühst du dich, den einen oder anderen Blick in die Zukunft zu werfen?“
„Es gelingt mir nicht, mein Vater.“
„Du bist noch jung, und die Gabe des Sehens wird sich – was ich sehr hoffe – noch bei dir einstellen. Du bist ein Dwannuach. Geh jetzt wieder zu deinen Lehrmeistern. Lass dich niemals von der Tatsache beirren, dass sie unsterblich sind, mein Sohn. Als künftiger König von Cambalar darfst du nämlich nicht nach Unsterblichkeit streben. Du würdest die Götter aufs gröbste verärgern und ihren Zorn herausfordern.“
„Warum wiederholt Ihr das jedes Mal wieder, wenn wir uns treffen, mein Vater?“, erkundigte sich der Prinz. „Befürchtet Ihr, ich könnte nach Unsterblichkeit streben?“
„Du könntest es als Privileg ansehen, mein Sohn.“
„Ich strebe nicht danach, mein Vater. Also seid beruhigt. Hochmeister Damlak hat mir von einem früheren Trunkmeister erzählt, der versucht hat, einen Thronfolger unsterblich zu machen. Seinen Namen hat er mir nicht genannt, denn er darf im Reich nicht in den Mund genommen werden. Der frevlerische Trunkmeister wurde aus dem Reich verbannt und soll im Heiligen Gebirge gelebt haben. Seit vielen Jahren, ungefähr seit der Zeit, in der ich das Licht der Welt erblickt habe, soll es allerdings von ihm kein Lebenszeichen mehr geben. Wahrscheinlich haben ihn die Götter zur Strafe für seine gotteslästerliche Tat zerschmettert.“
Das Herz des Königs schlug schneller, er atmete hart und stoßweise. Die Erinnerung setzte ein, und ein Dämon aus der Vergangenheit, der sich in seinem Bewusstsein festgesetzt zu haben schien, ließ für den Moment nur einen einzigen Gedanken zu. Es war der Gedanke an Segol und Prinz Carraq, den von Tason, dem Totengott, verfluchten Zwillingsbruder Thorazans, der der Gottheit geopfert werden sollte, der aber dem verfemten ehemaligen Trunkmeister Segol in die Hände gefallen war.
„Was ist los, mein Vater?“, fragte Thorazan erschreckt. „Ihr seid plötzlich bleich, Euer Gesicht ist eingefallen, Ihr seht um Jahre älter aus als eben.“
Ghaderichs Lider zuckten, er schaute Thorazan an wie einer, der aus tiefem Schlaf erwacht, und murmelte: „Mir fehlt nichts, mein Sohn. Du kannst dich zu deinen Lehrmeistern begeben.“
Der Prinz küsste die Hand seines Vaters und verließ den Rittersaal. Er hörte nicht die geflüsterten Worte seines Vaters: „Segol, bei Tason und allen anderen Göttern, was mag aus dir und Prinz Carraq geworden sein? Der Blick ins Heilige Gebirge ist mir seit anderthalb Jahrzehnten verwehrt. Lebst du noch, Segol, bist du noch versessen darauf, dich an mir zu rächen? Wenn ja, was führst du im Schilde?“
Die Worte versanken in der Stille des Raums. Eine Antwort auf seine beklemmende Frage erhielt König Ghaderich nicht.