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Aller Tage Morgen

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Meine Ankunft war durchaus erfreulich und so wurde ich auch begrüßt: mit einem anständigen Klaps auf den Hintern. Zum Glück prägte das nicht mein späteres Geschlechtsleben. Darüber hinaus gab es jede Menge sinniger Kommentare. Kleines Beispiel gefällig? "Ach was ein Süßer und so schrumpelig." Oder ganz besonders originell. "Dubidubidubi, jaja dubibubi, ...usw." Das prägte mich dann schon eher und legte gleich mal den Grundstock für meine eigene Rhetorik. Wovon Sie sich ja gerade überzeugen. Mit mir waren noch etliche andere Neue angekommen, die sich ähnliche Feinheiten anhören durften. Alles in allem ein gelungener Tag. Es war früher Morgen, die ersten Sonnenstrahlen wärmten unser Gemüt und Vogelgezwitscher sorgte für die musikalische Untermalung. So sollte es allerdings nicht bleiben. Spätestens mit Beginn der Geschlechtsreife wurde den meisten von uns die ganze Tragweite so einer Ankunft bewusst. Wo soll es denn hingehen, und wie? Wie organisiert man denn so ein Leben? Was ist der Sinn des Ganzen und was unternehme ich gegen dieses wohlige Kribbeln zwischen den Beinen? Besonders die Antwort auf die letzte Frage war von primärer Bedeutung! Unsere Spielwiese war ein Ghetto. Gebaut um den Arbeitern und Angestellten des beheimateten Chemieriesen ein angemessenes Zuhause zu bieten. Errichtet auf einem Sumpf - und Moorgelände in unmittelbarer Nähe zu der besagten Firma, direkt am Rhein. Nachdem sie Vater Rhein schon seit Jahrzehnten mit der Einleitung verschiedener Errungenschaften der modernen Chemie, selbstredend alle natürlich völlig harmlos, beglückt hatte, wurde jetzt also auch diese angrenzende Rheinaue zubetoniert. Zum Wohle der Allgemeinheit und zum besonderen Wohle der dortigen Fauna und Flora. Als Kinder waren viele von uns dort oft zum Spielen und angeln, um Tiere zu beobachten und um anderen unproduktiven Beschäftigungen nachzugehen. Dieser Müßiggang hatte ja jetzt ein Ende. Nachdem man in der Vergangenheit zehntausende von Arbeitern und Anwohnern bei verschiedenen Betriebsunfällen verloren hatte, wollte man wenigstens den Gefahren des Anfahrweges Abhilfe schaffen. Das war man als stolzer Enkel der früher so beliebten IG Farben der Bevölkerung einfach schuldig. Zusammen mit den hiesigen sozialen Baugesellschaften der Stadt schritt man zur Tat. 1970 zogen wir als eine der ersten Familien dort zu. Ich war zehn Jahre alt. Unsere schmucke dreieinhalb Zimmerwohnung befand sich im vierten Stock eines achtgeschossigen Hochhauses, wie sich im Laufe der Zeit herausstellen sollte, in einem der besseren Bezirke der Gegend. Ganze zwei Gebäude waren bereits bezugsfertig. Alles andere befand sich noch im Bau. Von unserem Balkon aus hatte man eine fantastische Sicht auf diese gigantische Baustelle. Eingebettet zwischen Hochhausriesen im Rohbau, entstanden langgestreckte Betonblöcke, meist vierstöckig. Nur der erste, vordere Straßenring war schon leidlich fertiggestellt. Zumindest schon mal asphaltiert. Alle anderen Zufahrtswege glichen mehr Dschungelpisten. Von Morgen bis Abend dröhnten die Baumaschinen und riesige Lastwagen. Tieflader durchpflügten den Schlamm auf ihrem Weg zu den Großbaustellen. Tausende Arbeiter huschten wie ein geschäftiges Ameisenvolk umher, hingen angeseilt in den Stahlgerüsten, schleppten Baumaterial, aßen, tranken und pissten. Und über der gesamten Szenerie ein ständiges Dröhnen, Hämmern und Rufen. Für einen Jungen meines Alters ein wahres Paradies. Ein einziger großer Abenteuerspielplatz. Am Abend und am Wochenende lag eine gespenstische Ruhe über der Gegend. Die Gewerkschaften waren stark und das Familienleben zählte noch etwas. Jeden Tag nach Bauschluss zog mein Vater los, um die schon halb fertigen Gebäude zu verschließen. So sollte Diebstahl und Vandalentum vorgebeugt werden. Soweit jedenfalls die Theorie. Manchmal begleitete ich ihn auf seinem Rundgang. So bekam ich schon sehr früh einen genaueren Plan des Ganzen. Von möglichen Verstecken, in denen man sich lagermäßig einrichten konnte und von der Position ungeheurer Mengen hochinteressanten Baumaterials. Da gab es riesige Sandberge, auf die man aus einem noch offenen Etagenblock hinunterspringen konnte, jede Menge Eisen, Stahl in allen Variationen und große Baukisten voll mit allerlei Spielzeug wie Bohrmaschinen und Sprengpatronen. Wow! Das konnte ja noch heiter werden. Und genau das wurde es dann auch. Unter anderem. Morgens vor Baubeginn machte mein Vater die Runde noch einmal und schloss die ganzen Tempel wieder auf. In diesen frühen Morgenstunden gab es ein ganz besonderes Phänomen zu beobachten. Kinder und Jugendliche die in den großen Abfallcontainern nach Essensresten und anderen noch verwertbaren Dingen der Konsum - und Wegwerfgesellschaft suchten. Die am Ghettobau beteiligten sozialen Baugesellschaften hatten damit begonnen, ärmste Familien aus allgemein bekannten und gefürchteten gesellschaftlichen Brennpunkten der Stadt umzusiedeln. Ganz zur Freude der restlichen Bewohner und der baubeteiligten Industrie. Im krassen Gegensatz zur besagten morgendlichen Nahrungsbeschaffung sah man den geschniegelten Teil der Bevölkerung zur Arbeit hasten. Hoch motiviert und gut gefüttert wurden sie im Fünfminutentakt mit Bussen der städtischen Verkehrsbetriebe in die Produktionsanlagen gekarrt. Das war das Bild das sich uns allmorgendlich darbot. Ein sich abzeichnender gesellschaftlicher Brennpunkt mit einem rasanten sozialen Gefälle. Während wir also unsere neuen Dreigangfahrräder bestiegen um in die Schule zu fahren, versuchten die anderen Kids zu überleben, indem sie sich um meine Hähnchenknochen vom Vorabend stritten. Auf der einen Seite Angst und Unsicherheit der Behüteten, auf der anderen Seite Neid, Frustration und Wut. Dass die einen an die Fleischtöpfe der anderen wollten war klar. Vielleicht sogar an unsere dralle Frauen? Mein. Gott!!!Wir radelten also morgens in die Gymnasien und Realschule des angrenzenden Frankenthal. Die anderen gingen in die Haupt - und Sonderschule der Vororte unserer Stadt. War Mistwetter angesagt, benutzten wir die Schulbusse. Ich versuchte, in der Realschule ein Mitglied der gehobenen Mittelklasse zu werden. Meine Schwester ging ins Gymnasium. Davon gab es in Frankenthal zwei. Ein gemischtes und eins nur für Mädchen - ein Backfischaquarium! Durchaus interessant. Allerdings war beim Angeln eine gewisse gehobene Vorgehensweise zu beachten. Da legten die Mädchen aus den besten Wohngegenden gesteigerten Wert darauf. Wie sich später herausstellen sollte, verhielten sie sich nach dem Anbiss allerdings alles andere als wohlerzogen. Da zierten sich die Mädchen aus den unteren Schichten doch noch um einiges mehr. In meiner Klasse waren ein paar ganz Hübsche dabei. Überhaupt kam ich mit den Mädchen der Mittelklasse am besten zurecht. Gleiches gesellt sich gerne. Das deutete schon auf die ganze Mittelmäßigkeit meiner Talente hin. Aber da war ja noch meine Schwester. Und ihre Schulfreundinnen. Ganz besonders oft sah man sie in Begleitung mit Rita. Rita war ein blondes, leicht affektiertes Wesen aus gutem Elternhaus. Freundlich nervös und nervig. Mit Einsetzen ihrer Pubertät waren ihre äußeren, sich entwickelnden Reize durchaus geeignet ihre fehlende innere Ruhe zu kompensieren. Zumindest für den interessierten männlichen Betrachter. Nachdem mir zunehmend ihr sich üppig entwickelnder Busen bewusst wurde, begann sich eine Lösung für das zunehmend drängende Gefühl in mir abzuzeichnen. Diese vorpubertären Spielchen mit Gleichgesinnten beiden Geschlechtern sollten der Vergangenheit angehören. Zeigst du mir Deins, dann zeig ich dir Meins nahm eine neue Dimension an. Besonders mit meinem selbst herbeigeführten ersten Samenerguss. Das konnte auf Dauer auch nicht die einzige Lösung sein. Abhilfe musste her. In der Nachbetrachtung musste Rita wohl ganz ähnliche Gedankenspiele und Selbstexperimente durchgeführt haben. Ich beschloss sie demnächst darauf anzusprechen. Vielleicht erzählte sie mir ja, was man mit Mamas elektrischer Zahnbürste noch so alles anstellen kann. Sie wohnte ganz in der Nachbarschaft. Von unserem Balkon aus konnte man direkt auf den lang gestreckten Häuserblock blicken, in dem sie wohnte. Diese Blöcke waren den leitenden Angestellten des Chemieriesen Vorbehalten. Ihr Vater war so einer. Ein netter, ruhiger Zeitgenosse. Ihre Mutter dagegen war alles andere als ruhig, aber ebenfalls recht freundlich. Standesdünkel war beiden relativ fremd. Und da meine Familie der gehobenen Mittelschicht angehörte, war ihnen die Freundschaft mit meiner Schwester sowieso willkommen. Und so kam es, dass Rita bei uns fast täglich ein und ausging. Meine Eltern hatten Vertrauen zu ihren Kindern. Was im Großen und Ganzen auch gerechtfertigt war. Wir waren öfters allein zuhause, während sie Verwandte besuchten oder sich anderweitig vergnügten. Und da gab es feste Termine, an denen nicht mit ihnen zu rechnen war. Besonders der Samstagnachmittag war interessant. An so einem Mittag begann mein erster wirklicher realer Einblick in das weibliche Geschlecht. Im wahrsten Sinne des Wortes. Feuchte Finger vom Knutschen und Fummeln im Halbdunklen waren mir durchaus schon bekannt. Auch verschiedene Darstellungen in einschlägigen Magazinen. Aber was jetzt folgen sollte, läutete eine völlig andere Dimension ein. Ein Quantensprung meiner Evolution. An so einem Mittag lümmelte ich in unserer Wohnung rum. Fußball spielen oder aber sein Unwesen allein oder mit Freunden in den Baustellen treiben konnte man ja jederzeit. Ein sturmfreies Zuhause hatte man dagegen nicht so oft. Manchmal entscheidet das Schicksal. In diesem Fall glaube ich allerdings war es kein Zufall. Wobei noch zu klären wäre, inwieweit Schicksal und Zufall korrelieren oder einen gemeinsamen Nenner haben. Wie auch immer. Jedenfalls hörte ich vertraute Geräusche. Ein Gemisch aus Brummen und Summen und hydraulisches Begleitrauschen. Der Fahrstuhl hielt in unserem Stockwerk. Dann das mechanische Schaben und Klicken des Schlüssels in seinem Loch. Die Wohnungstür wurde geöffnet und schon hörte ich das aufgekratzte Geschnatter und Gekicher meiner Schwester und ihrer Freundin. Sie stürmten sogleich ins Wohnzimmer. So ein typisches Wohnzimmer der frühen siebziger Jahre. Großes samtbezogenes Sofa, die passenden Sessel, ein runder Marmortisch mit verchromten Beinen. Die übliche Schrankwand, schöne weiche Teppiche aus Tunesien, Fernseher, Stereoanlage und ein paar Bilder an der Wand. Eine große Fensterfront öffnete den Blick auf die umliegenden Hochhäuser und verlieh dem Raum Großzügigkeit und helles Tageslicht. Sicher lief auch irgendeine Schallplatte. T. Rex, Slade, Sweet, Suzi Quattro, David Cassidy und andere Teenieschwärme waren zu dieser Zeit hauptsächlich angesagt. Die entsprechenden Poster säumten die Wände unserer Jugendzimmer. Wie auch immer. Im Moment saß ich mit den Beiden in unserem Wohnzimmer und lauschte gespannt, was sie mir da gerade berichteten. Nach dem üblichen Wortgeplänkel steuerte zu meiner Freude das Gespräch in eine eindeutige Richtung. "Wir kommen gerade von der Rubens drüben. Ihre Eltern waren nicht zu Hause." "Von der Karin aus den Bungalows?" "Ja, ja, die aus unserer Parallelklasse. Mit der haben wir Mau Mau gespielt." "Und, wer hat gewonnen?" "Na ja. Die hatte als erstes nichts mehr an. Wir haben sie dann Turnübungen machen lassen. So in die Brücke gehen und Handstand an die Wand." "Und, die war ganz nackt?" "Ja!" "Und wie ging es weiter?" "Och, ihre Eltern sind gekommen. Da haben wir uns schnell wieder angezogen und sind hier rübergekommen." Ja, also gut. Da war sie nun. Die Gelegenheit. Vor meinem inneren Auge lief der ganze Film noch einmal ab. Das eben gehörte wurde umcodiert und visionär verarbeitet. Die Karin von nebenan also. Braunhaarig, wohlgeformt und sicher auch schon mit schöner Intimbehaarung. Mit leicht gespreizten Beinen kopfüber an die Wand gelehnt. Freier Blick auf ihr entblößtes Geschlechtsteil. In meiner Hose spannte sich mein Penis gegen das Material und drohte zu platzen. Die Beiden mussten genauso heiß sein. Das Ganze war gerade erst passiert und das Tempo mit dem wir auf unser Ziel steuerten war rasant. Also einen Satz Skatkarten gesucht und die Spielregeln im Groben geklärt. Die Sonne linste inzwischen durch die Fensterfront. Ich sah Ritas hellblondes Haar, ihre festen pubertären Rundungen und erigierte Brustwarzen die sich unter ihrem T- Shirt abzeichneten. Meine Schwester war nur Nebendarsteller, machte die Sache aber wesentlich einfacher. Als Pfand zählten nur und ausschließlich Kleidungsstücke. Das ging alles erstaunlich bewusst und gelassen über die Bühne. Jeder wusste, was er wollte und das war so ungefähr dasselbe: Die Spielwiese der Erwachsenen betreten. Erigierte Geschlechtsteile in warmes Sonnenlicht getaucht. Unverhüllt und unverschämt dargeboten. Um jede Einzelheit, jedes Bild gierig zu erfassen und für immer abzuspeichern. Ich glaube heute, dass keiner von uns viel weiter dachte, aber solche Dinge entwickeln meist eine ganz eigene Dynamik. Rita war als erste ganz nackt. Zuerst hatte sie sich doch etwas geniert ihr Höschen auszuziehen, doch die Spannung hatte sie inzwischen voll ergriffen. Und so saß sie mit geschlossenen Schenkeln auf der Couch. Ihr T-Shirt hatte sie sich wieder übergestreift weil wir ja mit der Rückkehr meiner Eltern rechnen mussten. Damit sie dann schneller wieder angezogen war. So jedenfalls meine Theorie. Mein ganzes Streben war darauf ausgerichtet, ihr zwischen die Beine schauen zu können. Ihr hellblonder Flaum endete am Ansatz ihrer Spalte den man trotzdem gerade noch erkennen konnte. Ich war noch teilweise bekleidet, meine Schwester hatte unverschämtes Spielglück und hatte nur ihre Schuhe verloren. Und was soll ich sagen, sie hatte schon wieder gewonnen. Und Rita hatte schon wieder verloren. Mann durfte gespannt sein. Als Pfand ließ meine Schwester sie in die Brücke turnen. Das geht mit ganz geschlossenen Beinen nicht so einfach. Deutlich konnte man ihre noch verschlossenen Schamlippen erkennen. Ihre Spalte war hier noch fast ganz unbehaart. Und da sie weiterhin kein großes Glück im Spiel hatte, gingen die Vorführungen in dem Stil weiter. Der Handstand an die Wand. Das ist das Bild, das sich so in meine Erinnerungen eingebrannt hat, dass ich es nach Belieben abrufen kann. Da war sie nun, die Totale. Zwischen den gespreizten Schenkeln, hatten sich die Schamlippen geöffnet. Wohl auch hatte ihre Erregtheit die Durchblutung erheblich gesteigert. Wunderschöne, klar definierte, große Schamlippen. So glänzend, wie man das nur bei ganz jungen Mädchen sieht. Ihr Kitzler war allerdings noch von ihren wirklich kleinen Schamlippen verdeckt. Ich war inzwischen auch nur noch mit meinem Slip bekleidet. Genau den hatte ich gerade verspielt. Ich stand auf, zog meine Unterhose herunter. Mein Penis schnellte heraus und klatschte gegen meinen Bauch. Und da sah ich es. Den faszinierten gierigen Blick. Völlig gebannt und in sich gekehrt, starrte Rita auf meinen prall geschwollenen Schwanz. Einen Moment nur, doch mit der Ganzen Intensität des Augenblicks. Da wusste ich, dass die Luder alle genauso geil waren wie ich und meine Kumpels. - Nur dass sie sich etwas mehr zierten. Als ich anfing ihre Muschi mit den Fingern zu öffnen und ihren Kitzler zu reiben, verließ meine Schwester das Zimmer. Nachdem ich ihr dann gezeigt hatte, wie ein Mann sich selbst befriedigt, griff sie entschlossen zu und kurz darauf entlud sich meine ganze angestaute Erregung. In hohem Bogen schoss mein Sperma heraus. Der Boden, das Sofa, meine Schenkel, ihre Hände, alles war vollgespritzt und klebrig. Und bei mir erst mal die Luft raus. Momentan interessierten mich plötzlich die länger werdenden Schatten mehr als ihre Aufgeregtheit. Scheiße, höchste Alarmstufe. Alles wegwischen und rein in die Klamotten. Bis zum nächsten Mal. Im Laufe der Zeit wurden unsere Spielchen immer gewagter. Ich leckte sie bis zum Orgasmus und entlud mich in ihren Mund. Natürlich fickten wir auch in allen erdenkbaren Stellungen. Besonders liebte sie es, mit gefesselten Händen bis zum Höhepunkt gereizt zu werden. Rita kam leicht und oft. Das ging so viele Jahre, ohne dass wir je offiziell "miteinander" gegangen wären. So war jedenfalls damals der Ausdruck für verordnete Zweisamkeit. Die dann später bei vielen von uns zu Dramen erheblichen Ausmaßes entartete. Aber ich will sie nicht mit allzu vielen, weiteren intimen Details aus dieser Zeit langweilen. Wir verbrachten unsere Zeit mit kleineren und größeren Gaunereien. Vermehrt auch mit Saufgelagen, und hier und da tauchten die ersten Drogen auf. Schule und Ausbildung liefen so nebenbei und waren mehr oder weniger lästig. Wir nutzten das Autoritätsvakuum, das uns die 68er Bewegung hinterlassen hatte weidlich aus. Es entstanden viele Freundschaften, die bis heute Bestand haben. Es kristallisierte sich langsam heraus, wer den sittsam bürgerlichen Weg wählte und wer das Risiko des anderssein wagte. Die einen flüchteten sich relativ schnell in die Isolation zu zweit, oft auch mit diesem 'Wir gegen den Rest der Welt Gebaren', andere irrten auf der Suche nach Alternativen durch die Welt. Im Rückblick gesehen, konnte man diese Aufteilung am deutlichsten und am ehesten bei unseren Zeltfreizeiten bemerken. Die, die bei den abschließenden Aufräum-arbeiten eher selten anzutreffen waren, weil sie dringend schon früher weg mussten, haben es meist zu was gebracht. Materiell zumindest. Andere setzten da wichtigere Prioritäten. So musste erlernt werden, wie man im Wald bei Feindberührung am gefahrlosesten seinen Darm entleerte. Man hatte das ja bei den Amifilmen über Vietnam gesehen. Also Rücken an Rücken gelehnt, Hosen in den Kniekehlen, und los geht's. Das Problem war nur das der eine große Krieger tatsächlich groß war, der andere dagegen eher klein. Und so landete zum Entsetzen aller ein Großteil der Großtat in der Hose des Anderen. Einige Zeit später, nach einer kurzen aber intensiven Diskussion in unserem Wohnzimmer mit meinem Vater: "Wolle, was soll aus dir nur mal werden?" "Hoffentlich nichts. Das ist es ja gerade." Unverständnis der Generationen. Zumindest von einer Seite. Auch die ersten Frustrationen machten sich auf allen Seiten bemerkbar. Originalzitat meines Freundes Paule: "Ach, beim Geschlechtsverkehr ist es doch nie so geil, wie man sich das beim Onanieren vorstellt. Aber beim Bumsen lernt man halt mehr Leute kennen." Unser aller Gott hab ihn selig. Aber noch überwog der Spaß an der Freude deutlich, das sich langsam abzeichnende Dilemma mit dem Erwachsenwerden. Mal ging es mit der evangelischen Jugend nach Jugoslawien, mal mit der Schule nach Südfrankreich oder zum Skifahren ins Feriendorf nach Fiesch im Wallis. Am besten waren aber doch immer die selbst organisierten Zeltfreizeiten ohne das sich irgendeine, für uns verantworten Autorität ängstigte. Manchmal kam es vor, dass verschiedene, befreundete Gruppen in nicht allzu weiter Entfernung kampierten. So ergab es sich dass Schulkollegen von uns ein paar Kilometer weiter in Fischbach ihre Zelte aufgeschlagen hatten, während wir in Hinterweidenthal hausten. Wir vertrieben uns die Zeit mit Fußball, Rugby, Saufgelagen, Erschrecken der Eingeborenen und anderen Angebereien. Die Mädchen wollten schließlich beeindruckt werden. Mein Freund Volker war in meiner Parallelklasse und aktives, wenn auch etwas schwächelndes Mitglied des Ludwigshafener Rudervereins. Genau wie drei weitere Spezialisten, die mit dem Rest der LRV-Jugend im besagten Fischbach selbstverantwortlich ihre Party feierten. Zwar hatten die bekannt erweise keine Weibchen im Gefolge. Ihre große Liebe war das Weizenbier aus Rheingönnheim. Und das war ja auch ganz verlockend. Außerdem waren die Jungs von der fröhlich derben Sorte und zu einigen Schandtaten immer bereit. Und Volker hatte zugesagt, dass wir sie besuchen. Also an die Straße gestellt und Daumen in den Wind. Irgendein netter Einheimischer lieferte uns dann in der Nähe ihrer Zeltstätte ab. Nachdem wir einige Zeit auf der Suche nach unseren Kumpels durch den Wald geirrt waren, wurden wir endlich fündig. Wahrscheinlich war es Volkers ausgezeichneter Geruchssinn der uns zum Ziel führte. Nach eigenen Angaben konnte er Bier einen Kilometer gegen den Wind erschnüffeln und das bei geschlossenen Flaschen. Unten in der Talsenke bot sich uns ein grandioser Anblick. Ein Fischteich von Schilf und anderem Grünzeug umgeben. Eingebettet in eine Waldlichtung. Eine lichtdurchflutete Offenbarung inmitten dichten, dunklen Waldes. Ein wahrlich erhebender Anblick. Das lag vielleicht auch an den nicht unerheblichen Mengen des Äthylalkohols, den wir uns seit dem frühen Morgen in verschiedenen Verdünnungen zugeführt hatten. Vor dem Fischteich grünte eine Feuchtaue vor sich hin. Und dann etwas höher und scheinbar trocken gelegen das Ziel unserer Reise. Ein paar windschiefe Zelte, ein schwelendes Feuer und ein erstaunlicher Schutzwall, errichtet aus etwa drei Dutzend Kisten Weizenbier. Und inmitten dieser Idylle verstreut eine Horde verwahrloster Barbaren. Den Jungs war scheinbar jeglicher Sinn auch für die allernötigste Körperpflege völlig abhandengekommen. Also wir runter und rein ins Vergnügen. Natürlich großes Hallo und so mit dem obligatorischen Besäufnis. Weil die Flaschen eher schlecht bis gar nicht gekühlt waren, eigneten sie sich besonders, um dem Nebenmann nach dem Öffnen eine Bierdusche zu verpassen. Gereinigt wurde sich beim Wasserball im Teich, wenn überhaupt. Irgendwann war dann Essenszeit. Im Vorratszelt befanden sich ausschließlich Konserven. Mexikanischer Feuertopf, Pichelsteiner und ähnliche Errungenschaften der gehobenen Gourmetküche. Ein Kochtopf mit gigantischen Ausmaßen war auch vorhanden. Wohlgemerkt nur ein Kochtopf. Der wäre ja auch zur Massenspeisung geeignet gewesen, wenn sich nicht darin der ganze Stolz der Truppe befunden hätte: Eine gefangene Ringelnatter. Und damit das arme Tier kein Hunger leidet, hatte man noch eine Kröte dazugesetzt. Unverständlicherweise hatte die Natter aber keinen rechten Appetit. Und das trotz ihrer artgerechten Haltung. Folglich wurden die undankbaren Viecher wieder in die Natur entlassen, der Topf notdürftig im Teich von Exkrementen und Krötenschleim gereinigt, und mit Bohnentopf befüllt auf das Feuer gestellt. Trotz aller Ausgelassenheit beschlossen Volker und ich am nächsten Morgen den Rückweg anzutreten. Volker war jetzt auch nicht gerade ein Kind von Traurigkeit und ein echter Kumpel. Aber auch er schätzte die ausgleichende Wirkung des weiblichen Geschlechts. Zu dieser Zeit war er durchaus noch bereit, seine Wange zu verteidigen. Später hielt er dann auch noch die andere hin, wenn er eine geklatscht bekam. Nach etlichen schmerzhaften Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht beschloss er, seinen Werdegang grundsätzlich zu ändern. Heute ist er Medienreferent der evangelischen Kirche und ein Mann Gottes. Bernd, ein weiterer Teilnehmer der Weizenbierorgie und erfolgreicher Ruderer, übernahm die Dreherei seines Vaters. Später stolperte er auf der Kellertreppe und schlug sich den Schädel ein. Heute lebt er mit einer Metallplatte im Schädeldach, mit allen negativen Begleiterscheinungen. Er und Sammy waren ein grandioses Team. Leider waren die Jungs nicht in unserer Schulklasse. Da wir uns mit der französischen Sprache und ihren Feinheiten abmühen durften, kamen wir in den Genuss des Schüleraustausches. Man hatte davon so unschönen Zwischenfällen in der Vergangenheit mit unseren europäischen Nachbarn gehört. Familienväter die sich unbekannterweise gegenseitig Kugeln in den Kopf schießen und ähnlich unerquickliche Vorfälle. So etwas sollte in naher Zukunft nicht mehr passieren. Familienväter die sich kennen, sind schwerer dazu zu bewegen, sich gegenseitig das Licht auszupusten. Ergo, Völkerverständigung und Kennenlernen war angesagt. Kennen bedeutet weniger Angst und weniger Angst bedeutet weniger Aggressivität. So jedenfalls die Theorie. Als erstes ging es nach Paris. Dort waren wir bei Familien unserer Schwesterklasse aus Colombes untergebracht. So besichtigten wir alle nennenswerten Sehenswürdigkeiten und lernten die bemerkenswerte Lebensart der Franzosen im allgemeinem und der Pariser im Besonderen kennen. Der geschichtliche Hintergrund blieb uns eher verborgen, aber es war schon erhebend im Lustgarten verblichener Könige zu wandeln. Und die Eingeborenen waren nette, offene und freundliche Menschen. Eigentlich hatten wir auch nichts anderes erwartet. Dass wir böse Boschs sind, war uns nicht bewusst. Diese Unbefangenheit unserer Generation erleichterte das Miteinander sehr. So verbrachten wir wirklich schöne Tage. Zum Teil staunend was unsere Nachbarn so zu bieten hatten, natürlich auch diese herrlich anmutigen Mädchen und Frauen. Manche lernten das 'Laissez faire, laissez allee' schon hier zu schätzen und freundeten sich mit der Idee des französischen Liberalismus nur zu gerne an. War die Idee doch eher im Sinne eines nach Freiheit dürstenden Jugendlichen als die strammen Theorien eines Fürst Bismarcks oder Adolf Hitlers. Die Grundlagen dieser Ideologien waberten noch immer durch die Hirnwindungen verschiedener Autoritäten. Bewusst oder unbewusst. Nee, da waren die Franzmänner doch irgendwie lockerer. Und die sollten wir später dann erschießen? Irgendwie keine so gute Idee. Auch wenn viele der Beteiligten des großen Krieges auf der deutschen Seite sich mit dessen Ausgang nicht so recht anfreunden konnten. Die Abschlussfahrt unserer Klasse führte uns nach Südfrankreich. Unser Domizil war ein idyllisch gelegenes Schloss in der Nähe von La Begude. Als wir ankamen, lag noch ein dünnes Tuch Schnee über der Landschaft. Es war April 1975. Außer unserer Klasse waren noch zwei andere Schulklassen in dem zur Herberge umgebauten Anwesen untergebracht. Es waren herrliche Tage und ich will ausdrücklich Danke sagen an Alle, die das ermöglicht haben. Die letzten Abschlussprüfungen waren geschrieben. Begleitet wurden wir von unserer Klassenlehrerin und unserem Sportlehrer. Zu beiden hatten wir ein ausgesprochen gutes Verhältnis. Und die Beiden zueinander auch. So hatten die in den späten Abendstunden ihre Beschäftigung und wir auch. Und zwar ungestört. Bingo. Unter Tag unternahmen wir Ausflüge nach Arles, Avignon, in die Camargue und zu anderen berühmten Plätzen in Südfrankreich. Abends vergeudeten wir unsere Zeit dann mit Alkoholgelagen und diversen Sexspielchen. So ergab es sich, dass ich das erste Mal Gruppensex mit Partnertausch erlebte. Während ich mit Petra die gegenseitige Anatomie erkundete, waren meine beiden Kumpels in den anderen Betten mit weiteren Anatomieschülerinnen in derselben Art und Weise beschäftigt. Und damit die Lehrstunde nicht zu einseitig ausfiel, mussten die Partner dann auch mal getauscht werden. Was wir dann auch taten. Mit wachsender Begeisterung. Nun hatten wir ja alle schon so unsere Erfahrungen. Aber das war jetzt doch neu. Während ich selbst mit meiner nächsten Partnerin zugange war, hörte ich und sah ich wie Petra sich ihrem nächsten Orgasmus näherte. Und meinem Freund schien das Ganze auch recht gut zu gefallen. Der dritte Teilnehmer entzog sich meinem Gesichtsfeld. Aber Bettinas teils unterdrückte kleinen spitzen Schreie ließen keinen Zweifel zu. Es waren herrliche unbeschwerte Tage voller Lachen und Zuversicht. Die ersten Liebesdramen, Rangfolgestreitereien und der ganze große Rest hormoninduzierter Gefühlsregungen. Zuhause angekommen, feierten wir nach Zeugnisausgabe noch ein offizielles Abschlussfest in der Aula unserer Schule. Mit aller Ausgelassenheit und ohne Wehmut. Der Spaß stand noch im Vordergrund. Auch bei unserer privaten Fete kein Abschiedsschmerz. Es war uns allen ja ganz klar, dass wir für immer und ewig zusammengehörten und uns niemals aus den Augen verlieren würden. Also ging es jetzt erstmal nach Hause. Zurück ins Ghetto. Das ultimative Auffangnetz, der Abenteuerspielplatz für alle Versteckspieler. Denn der Ernst des Lebens rückte gnadenlos näher. Manche gingen dann demnächst in die Lehre, andere suchten noch und die ganz Schlauen besuchten eine weiterführende Schule. Aber jetzt waren erst mal und endlich Ferien. Mein Gott und Andere. Was für ein Gefühl. Endlich Schulaus, Ziel erreicht, die Welt und das Leben warten mit weit gespreizten Beinen. Laut unseren Lehrern lag die schönste Zeit unseres Lebens ja jetzt hinter uns. Na, die sollten sich wundern. Überall zwischen und in den Hochhäusern und Wohnblöcken wurde ausgelassen gefeiert. Das Leben war eine Party. War ja klar. Und ein Highlight wartete noch auf Einige von uns: Jugoslawien. Die evangelische Kirche hatte im Zuge ihrer Jugendarbeit zwei Gruppen aus ehemaligen Konfirmanden gebildet. Konfirmanden der ersten Stunde dieses Neubaugebietes. Da gab es den Filmclub. Etwas gehobenes Publikum, oder wenigstens solches, das das von sich glaubte. In unseren Augen elitäre Arschlöcher. Wir, das war der Jugendtreff, kurz '' Der Treff '' genannt. Nun war das aber auf keinen Fall so, dass wir verfeindet gewesen wären. Ganz im Gegenteil. Man tauschte sich aus; auch im geistigen Sinne. Die Meinungen und Ansichten gingen zum Teil doch sehr auseinander. Besonders wenn es um Zukunft oder Zustandsberichte ging. Freiheit und Abenteuer waren ein Thema. Zukunftsgestaltung und Anpassung ein Anderes.

Sonne im Blut

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