Читать книгу Die Ritter der Elfenkönigin 6 - Das weiße Reh - Peter Gotthardt - Страница 5

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Corilus holte den Ritter schnell ein. Ohne zu überlegen sprang Aculeus in den Sattel und jagte dem Reh hinterher. In der Ferne konnte man sein weißes Fell noch glänzen sehen.

„Ist dir der Honigkuchen denn so wichtig?“ fragte Corilus nach einiger Zeit. „Ich habe frischen Kuchen hier, den das Reh noch nicht angesabbert hat.“

Der Ritter lachte laut und sagte: „Ich weiß schon, dass man mir nachsagt, ich sei verfressen, aber es ist nicht der Kuchen, hinter dem ich her bin. Es ist mein Schicksal, das mir befiehlt, diesem weißen Reh zu folgen.“

„Wie denn das?“, fragte Corilus.

„Wenn ich nachts manchmal nicht schlafen kann, dann höre ich oft eine Stimme, die von weit her zu kommen scheint“, erzählte Aculeus. „Diese Stimme flüstert mir, dass mich ein weißes Reh zu einem Ort führen wird, wo ich mein Schicksal vollziehen kann. Darum dürfen wir es jetzt keinesfalls aus den Augen verlieren.“


Das Reh hatte immer noch ein gutes Stück Vorsprung. Es sprang mit Leichtigkeit über umgestürzte Baumstämme und glitt ohne Beschwerden durch das dichteste Geäst.

Nur mit Mühe und Not konnten die beiden Reiter mithalten, doch das Reh schaffte es nicht sie nicht abzuhängen. Im Gegenteil: Mehrmals schien es fast so, als würde es seine Geschwindigkeit senken und darauf warten, das seine Verfolger ein Stück näher kamen.

„Das hier gefällt mir ganz und gar nicht“, sagte Corilus. „Man könnte ja fast glauben, dass uns das Reh bewusst lockt. Könnte es nicht sein, dass der König der Schatten versucht uns eine Falle zu stellen?“

„Ich weiß es nicht“, sagte Aculeus. „Ich weiß nur, dass ich diesem Abenteuer folgen will – koste es, was es wolle. Aber du brauchst dein Leben nicht aufs Spiel setzen. Du kannst gerne nach Hause reiten, wenn du das lieber möchtest.“

„Umkehren?“, fragte Corilus. „Niemals! Ein Knappe geht mit seinem Herren durch dick und dünn.“

Corilus’ Traum war es, eines Tages selbst einmal Ritter zu werden, doch um den Ritterschlag zu erhalten, musste man erst beweisen, dass man ein guter Knappe war.

Sie folgten dem Reh durch den großen Wald. Es ging über Stock und Stein, wo es keinen Weg oder Pfad mehr gab. Es fiel ihnen nicht leicht im Sattel zu bleiben.

Rasch legte sich dann auch noch die Dunkelheit über die schwarzen Bäume, nachdem die Sonne unter rotem Leuchten untergegangen war. Stille machte sich breit. Das Reh war nur noch ein weißer Fleck in der Dämmerung. Aculeus beschleunigte ein wenig, um es nicht aus den Augen zu verlieren.

Nun standen nur noch vereinzelt Bäume am Boden und die Erde wurde immer weicher. Es roch nach Schlamm.

„Wir gehen geradewegs auf ein Moor zu“, sagte Corilus und zog das Pferd an den Zügeln. „Wir sollten lieber anhalten.“

„Ich muss meinem Schicksal folgen“, sagte Aculeus ruhig, ohne den Blick vom Reh abzuwenden. Vorsichtig trippelte es an den schwarzen Wasserlöchern vorbei und war schon bald nicht mehr zu sehen.

„Das Reh weiß, wohin es steigen muss“, sagte Corilus. „Du weißt es aber nicht. Es ist wohl nicht dein Schicksal in ein Moorloch zu fallen und zu ertrinken, oder? Warte bis der Mond aufgegangen ist, dann siehst du, wohin zu trittst.“

„Du hast wohl recht“, sagte Aculeus unter lautem Seufzen und stieg vom Pferd.


Die Ritter der Elfenkönigin 6 - Das weiße Reh

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