Читать книгу Die Ritter der Elfenkönigin 3: Die brennende Burg - Peter Gotthardt - Страница 6
ОглавлениеUnter den Zuschauern kam große Verwirrung auf. In der Dunkelheit hatte niemand richtig sehen können, was eigentlich passiert war.
„Wurden wir angegriffen?“, riefen einige.
„Beschützt die Königin!“, riefen andere.
Die Ritter zückten ihre Waffen und bildeten eine Mauer aus Stahl um Königin Veronika.
„Bewahrt Ruhe!“, befahl sie, „Kann uns einer von euch erzählen, was gerade passiert ist?“
„Das kann ich.“, sagte Nelike, „Ein … ein großes Ungeheuer hat Viola entführt. Ihr müsst euch beeilen und sie retten!“
„Wie bitte?“, rief der junge Ritter Juglans, der Violas großer Bruder war. „Meine Schwester wurde entführt? Wer auch immer das war – er wird dafür büßen!“
Er fiel vor der Königin auf die Knie: „Mit deiner Erlaubnis werde ich gleich morgen früh bei Tagesanbruch losreiten und ich werde nicht zurückkommen, ehe ich meine Schwester Viola gefunden habe.“
„Gut.“, sagte die Königin. „Möge das Glück bei dir sein.“
„Morgen?“, rief Nelike. „Das ist viel zu spät. Es muss jetzt etwas passieren, bevor das Ungeheuer einen allzu großen Vorsprung bekommt.“
Juglans sah sie verärgert an und antwortete: „So eine Reise muss gründlich vorbereitet sein. Zuerst muss ich meine Waffen putzen und meine Rüstung zurechtmachen. Die Leute sollen sehen, dass das ein echter Ritter ist, der da kommt.“
Brüder! dachte Nelike verärgert. Ein Ritter soll doch nicht herausgeputzt herumstolzieren. Er soll denjenigen helfen, die in Gefahr sind, jawohl!
Sie ging durch das Schloss, um ihren Freund Corilus zu finden. Er war bereits zum Knappen ernannt worden, darum konnte er ihr bestimmt helfen.
Aber Corilus hielt am Hintereingang Wache. Aus Furcht vor weiteren Angriffen waren an allen Eingängen des Schlosses Wachtposten aufgestellt.
„Ich muss hierbleiben.“, sagte er zu Nelike, „Ein Ritter verlässt seinen Posten nicht und ein Knappe macht das auch nicht.“
„Es ist hoffnungslos!“ seufzte Nelike, als sie in ihr Zimmer kam. Dieses fürchterliche Ungeheuer fliegt weiter und immer weiter weg mit der armen Viola. Bald ist es zu spät, sie einzuholen. Was soll ich nur tun?
Plötzlich wusste sie es.
Ich werde einfach selbst aufbrechen, beschloss sie. Alleine. Gleich. Sofort.
Sie legte einen kleinen Brief auf das Bett, so dass ihre Eltern ihn sehen konnten. Aus der Waffenkammer holte sie sich ein Schwert, einen Speer und einen Dolch.
Vielleicht sollte ich auch noch den verzauberten Schild mitnehmen, dachte sie. Es kann durchaus eine gefährliche Reise werden.
Den Schild hatten sie und Corilus in der Höhle eines Trolles weit weg von hier gefunden. Der Besitzer des Schildes war tot. Nun hing seine Schutzwaffe im Rittersaal, denn die Schilder toter Ritter wurden hier gerne als Erinnerung an sie aufbewahrt.
Der große Rittersaal war leer und dunkel. An den Wänden hing ein Schild nach dem anderen. Mit einem leisen Seufzen sah sich Nelike um. Welcher von ihnen war nur der Richtige?
Im selben Augenblick fiel ein Strahl des Mondes durch das Fenster und traf genau den Schild mit dem roten Herz, welches sie sofort wiedererkannte.
Ich darf ihn bestimmt nicht abnehmen, dachte sie. Aber ich werde es trotzdem tun.
Mit dem Schild am Arm eilte sie zum Stall und sattelte ihr Pferd. Ein wenig später ritt sie durch den Haupteingang. Niemand hielt sie auf.
Es war schon fast Mitternacht, doch der Mond schien hell auf die Wege und Felder.
In raschem Trab entfernte sie sich vom Schloss und folgte dem Landweg nordwärts. Das war die Richtung, in die das Ungeheuer mit seiner Beute fortgeflogen war.