Читать книгу Klartext: Streitbare Ansichten eines Weltbürgers - Peter Hesse - Страница 7
ОглавлениеVorwort
Persönliche Begründung
Nach meinem 80. Geburtstag suchte ich vergeblich eine politische Partei mit Visionen und bin zum Ende des Jahres 2017 aus meiner traditionellen Partei, der CDU, ohne Partei-Alternative ausgetreten. Warum? – Aktuelle Tagesprobleme und Partei-Interessen trübten schon länger politischen Weitblick auf EINE Welt in Vielfalt. Nun, im Corona-Jahr 2020, verlangt Covid-19 volle politische und gesellschaftliche Aufmerksamkeit, erzeugt neue traurige, aber auch mutige Formen menschlichen Miteinanders in Deutschland. Auch unsere Politiker aller Parteien haben keine Wahl: Die unmittelbaren Gefährdungen nicht nur der wirtschaftlichen Basis eines Landes, sondern – ebenso dramatisch – die in ihrer Existenz bedrohten „kulturschaffenden“ Mitmenschen leiden unter der Pandemie. Das bedroht die Wurzeln unserer lebendigen Kultur und damit unseres glücklichen Daseins. Wir müssen ganzheitliche Problemlösungen für menschliches Miteinander suchen und kreativ finden.
Die menschlichen Grundbedürfnisse sind grundsätzlich zwar nur noch global zu sehen. DENNOCH gehört der kulturelle Aspekt unseres gesellschaftlichen Miteinanders mit zu den Pflichten der in und für Deutschland demokratisch gewählten Politiker*innen. Dies wird zunehmend aber auch eine globale gesellschaftspolitische Aufgabe jenseits der herrschenden Pandemie. Zu Corona-Zeiten verständlich, aber für mitdenkende Menschen auch jetzt nicht akzeptabel ist der Verzicht auf globale politische Visionen, speziell nun wegen der immer deutlicher gewordenen Transparenz unserer aus der Balance geratenen, nun gemeinsam leidenden Welt. Durch global ermöglichte Existenzsicherung muss auch kulturelles Leben für ein Überleben der Menschheit geschützt werden. Das klingt dramatisch; es ist dramatisch – wie auch unsere gesamte Zukunft in der „Vierten industriellen Revolution“. Wir sollten die Möglichkeiten dieser Zukunft mit „Big Data“-Algorithmen und mit künstlicher Intelligenz zwar bewusst nutzen, aber wegen der Gefahren unerwünschten Missbrauchs besonders wachsam.
Was treibt mich an? – Wofür diese Schrift?
Vor dem Ende meiner kreativen Lebens-Restlaufzeit will ich nicht aufgeben, relevante Lebenserfahrungen und Hoffnungen zu teilen. Noch ist es nicht zu spät dafür. Die durch die Corona-Pandemie erzwungene Ruhezeit gewährt Freiräume für neues globales Denken und ermutigendes konzeptionelles Engagement für eine neue Zeit in der schon beginnenden „Vierten Industriellen Revolution“, aber auch für die Offenlegung von persönlich teilweise mystisch Erlebtem in unserer EINEN Welt in Vielfalt. Auch damit möchte ich Menschen Mut machen bei ihrer individuellen Sinnsuche in dieser sich schnell wandelnden Welt. Diesem doppelten Zweck soll das neue Buch dienen.
Ein kurzer Rückblick in mein „erstes (industrielles) Leben“ von 1964 bis1980 illustriert die schon damals in den Aufbaujahren aus den Trümmern des zweiten Weltkrieges erkannte Notwendigkeit, unsere sich stetig wandelnde Welt soweit möglich neu zu gestalten. Schon nach einem ersten Praxisjahr nach vollendetem BWL-Studium war mir klar: Ich muss weiter lernen. Dies nicht nur für meinen damaligen Lebens-Sinn, den „Erfolg“, sondern auch für unser wirtschaftliches Miteinander. Wir steckten damals noch in den Nachwehen der vergangenen Kriegsdiktatur und den Nachkriegswirren – wie nun im Jahr 2020 in der begonnenen Vierten Industriellen Revolution in ungelösten Problemen von „Big Data“ einerseits und der sich rasant entwickelnden technischen Innovation andererseits. Die damaligen ersten industriellen Schritte als „Opfer traditioneller betriebswirtschaftlicher Theorien“ erforderten in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts nicht nur Blumen im Haar und sich befreiende, lustvolle Liebe, sondern auch wirtschaftliche Neuerungen durch kreative Innovation. Damals war die Frage: Wie soll es miteinander weitergehen? Automatisch, von Autoritäten gelenkt oder irgendwie gemeinsam?
Daraus schlüpfte aus dem aus den USA importierten „System-Ei“ ein neuer Begriff: Management. In meinem BWL-Studium gab es den Begriff zunächst nur als neue unbestimmte lineare Berufsbezeichnung – unbefriedigend, weil nicht dynamisch, wie die damalige neue Zeit. Im Jahr 1969 fand eine wachsende Zahl frustrierter BWL-Absolventen zusammen. Wir gründeten unter Beteiligung der damals führenden Wirtschaftszeitschrift „PLUS“ im Handelsblatt-Verlag ein „Komitee für Management-Bildung in Europa“. Informell mutierte ich zum Sekretariatsbüro und Organisator des „Komitees“. Ein Mitstreiter, Eckart Flöther, und ich formten aus der unklaren linearen Berufsbezeichnung jeweils ein Management-Kreismodell, fügten dies – parallel zu einem etwas komplizierteren Modell eines Harvard-Professors – zu einer Einheit zusammen, und im Jahr 1973 erschien dieses innovative deutsche Modell unter dem Titel „Management-System“ im Ergänzungsband der Management-Enzyklopädie des Münchner Verlags Moderne Industrie, s.: https://www.solidarity.org/pdf/management-system.pdf. – Da das Kreismodell weiterhin „gültig“ bleibt, um Visionen aller Art systematisch zu realisieren, ist es hier im Buch-Anhang abgebildet.
Ursprünglich sollte dieses Buch unter dem Titel „Philosophisches heute und für morgen“ erscheinen. Im Zuge der Entstehung des Buches haben sich neben philosophischen Passagen jedoch reale Probleme und Problemlösungsansätze als relevant für die anbrechende neue Zeit ergeben, um auch den zwischenzeitlich erwogenen Buchtitel „Erlebtes und Erhofftes für Einheit in Vielfalt“ für mehr Klarheit eines neuen, des jetzigen Titels zu verlassen.
Eine Frage bewegt uns nun alle: Wie soll es nach der Corona-Pandemie in der Welt weitergehen? Wir sind am Anfang einer neuen Zeit. Noch können wir sie mitgestalten. Ein Bereich dieser neuen Periode des Lebens betrifft uns selbst. Es ist die Kernfrage nach dem Sinn unseres Lebens. Mitgestalten können und sollten wir auch unser gesellschaftliches Miteinander in dieser globalen Zwischen-Eiszeit in der weiter auseinanderdriftenden EINEN Welt in Vielfalt.
Daraus ergibt sich eine Zweiteilung als Rahmen für diese Schrift:
Teil 1: Eigene, teilweise „mystische“, Mut machende Erlebnisse in der Vielfalt, sowie
Teil 2: Bedürfnisse des Lebens, globale Strukturen und die Organisation der Einheit in Vielfalt – soweit sinnvoll visionär politisch, aber auch grundsätzlich betrachtet.