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2Gegenstände der Statistik

Abb. 1: Die Statistik im Überblick

Die Statistik lässt sich in

die Beschreibende bzw. Deskriptive und
die Schließende bzw. Induktive Statistik

unterscheiden. An einigen Hochschulen wird auch noch Wirtschaftsstatistik gelehrt.

Deskriptive Statistik

Bei der Deskriptiven Statistik geht es um die Gewinnung aussagekräftiger Maßzahlen, wie z. B.

Mittelwerte,
Streuungsmaße,
Indexzahlen,
Korrelationskoeffizienten usw.

Diese Maßzahlen helfen dabei, einen Datensatz sinnvoll zu beschreiben und zu charakterisieren. Mittelwerte kennzeichnen die Größenordnung oder das Niveau, in der bzw. auf dem sich die einzelnen Werte bewegen.

Beispiel für Mittelwerte

Ein Mittelwert beantwortet die Frage, ob aktuell die Preise für Laptops „im Schnitt“ bei 500 Euro liegen.

Da es in der Regel Abweichungen nach oben oder unten gibt, sollte nicht nur ein Mittelwert, sondern auch die Streuung gemessen werden. Dabei hilft die Varianz . Sie zeigt die Unterschiedlichkeit der erhobenen Merkmalsausprägungen (Werte) für eine Variable x an und damit die Homogenität einer Masse (Gesamtheit) bezüglich x. Eine Streuung liegt bezogen auf das obige Beispiel vor, wenn es auch Laptops gibt, die günstiger oder auch teurer als 500 € angeboten werden.

In der Deskriptiven Statistik spielt es keine Rolle, ob die Daten für die Berechnung einer Maßzahl (wie z. B. der oben genannte Mittelwert oder die Varianz ) aus einer Stichprobe (Zufallsauswahl), einer nichtzufälligen Teilerhebung oder aus einer Vollerhebung stammen.

Statistiker sprechen von einer Vollerhebung, wenn die gesamte Grundgesamtheit untersucht wird. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn ohne Ausnahme alle Absolventen eines Jahrgangs zu einem Thema befragt werden. Eine Teilerhebung – insbesondere wenn die Einheiten nach dem Zufallsprinzip ausgewählt wurden – liegt vor, wenn lediglich eine Stichprobe aus der Grundgesamtheit befragt wird, also zum Beispiel nur 25 von 1.000 Absolventen befragt werden.

Im Zusammenhang mit Stichproben ist es üblich, griechische Buchstaben zu verwenden, wie zum Beispiel μ oder σ; lassen Sie sich davon nicht abschrecken.

Aber berücksichtigen Sie im Hinblick auf die Induktive Statistik das Folgende: In der Induktiven Statistik müssen Sie durch Symbole unterscheiden, ob sich etwas auf die Grundgesamtheit oder auf die Stichprobe bezieht. Um hier Klarheit zu schaffen verwenden Statistiker

lateinische Buchstaben (z. B. Standardabweichung s) wenn es sich um die Stichprobe handelt und
griechische Buchstaben (Standardabweichung der Grundgesamtheit σ) wenn die Grundgesamtheit gemeint ist.

Induktive Statistik

Bei der Induktiven Statistik geht um die Beurteilung einer Maßzahl (etwa ) im Vergleich zur unbekannten entsprechenden Größe μx in der Grundgesamtheit, die mit geschätzt wird (μx wird „Parameter“ genannt).1 Zentrale Gegenstände der Induktiven Statistik sind deshalb das

Schätzen von Parametern (wie μ bzw. σ2 usw.) aufgrund entsprechender Schätzfunktionen (wie oder s2, bzw. ) mit Werten aus der Stichprobe, und das
Testen von Hypothesen über Parameter.

Eine Hypothese ist in der Statistik eine Annahme über die Grundgesamtheit, die durch Daten der Stichprobe geprüft werden kann.

Beispiel Prüfung einer Hypothese

Die Wirkung von Schlankheitspillen kann durch zwei Gruppen getestet werden: Die erste Stichprobe (Experimentgruppe) nimmt die Pillen ein und eine zweite Stichprobe (Kontrollgruppe) nicht. Nach der Einnahme zeigt sich, dass die durchschnittliche Gewichtsabnahme in der Experimentgruppe mit n1 = 10 Personen größer ist als die durchschnittliche Gewichtsabnahme in der Kontrollgruppe mit n2 =10 Personen. In Zahlen lässt sich das wie folgt ausdrücken: .

Sie sind der Meinung, dass die Pillen wirken? Vorsicht: Dadurch ist noch nicht bewiesen, dass die Pillen tatsächlich gewirkt haben, denn und wurden jeweils nur in einer Stichprobe erhoben und sind folglich nur Schätzwerte für die wahren Werte μ1 und μ2. Es kann durchaus sein, dass die wahren Werte μ1 und μ2 gleich sind, und die Pillen wirkungslos sind. Statistiker stellen deswegen die sogenannte Nullhypothese auf, die lautet


und sie stellen sich die Frage, wie wahrscheinlich ist, wenn in der Tat μ1 − μ2 = 0 ist. Wenn dieses Ergebnis noch im Rahmen des Zufalls liegt, dann wird die Nullhypothese H0 nicht verworfen und die Wirksamkeit der Pillen wird als „nicht gesichert“ bezeichnet. Wenn es dagegen wenig wahrscheinlich ist, kann die Hypothese „verworfen“ werden. Der Unterschied ist „signifikant“, die Pillen dürften also wirksam sein.

Dieses Beispiel zeigt, dass bei Stichproben immer ein Auswahlfehler vorliegt. Aber dieser Auswahlfehler ist ein Zufallsfehler, weil der Stichprobe eine Zufallsauswahl zugrunde liegt. Auf ihn, und damit auch auf das Schätzen und Testen sind die Regeln und Sätze der Wahrscheinlichkeitsrechnung anwendbar. Die Wahrscheinlichkeitsrechnung ist deshalb auch die theoretische Grundlage für die Induktive Statistik.

Wirtschaftsstatistik

Neben der Deskriptiven und der Induktiven Statistik gibt es ein drittes Teilgebiet der Statistik – die Wirtschaftsstatistik (Wirtschafts- und Sozialstatistik), die heute allerdings im Bachelorstudium oft nicht mehr gelehrt wird. Sie widmet sich der Analyse der begrifflichen und methodischen Grundlagen der Daten der amtlichen Statistik. Dazu zählt z. B. die Berechnung von Sterbetafeln (woraus sich die Lebenserwartung ergibt), der Arbeitslosenquote, des Kapitalstocks, des Inlandsprodukts usw. oder die Bestimmung von Indizes, wie ein Verbraucherpreis-, Auftragseingangs- oder Produktionsindex.


Verständnisfragen

Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen:

1Was ist kein Teilbereich der Statistik?
Deskriptive Statistik
Analyse der Eigenschaften einer einzelnen Einheit (z. B. der Person P)
Induktive Statistik
2Was bedeutet deskriptiv?
beschreiben
erklären
vorhersagen
3Was berechnet die deskriptive Statistik nicht?
Mittelwerte
Korrelationen
Auswahlfehler
4)Ergänzen Sie den Satz:

Zentrale Gegenstände der induktiven Statistik sind das____ _______________ von Parametern und das_______________ von Hypothesen über Parameter.

5Was ist ein Gegenstand der Wirtschaftsstatistik?
Daten und Formeln zur Berechnung der Arbeitslosenquote sowie deren Interpretation
Auswertung einer Stichprobe um Schätzwerte für die Grundgesamtheit zu gewinnen
6Was besagt die „Nullhypothese“?
μ1 − μ2 = 0
Schlankheitspillen wirken nicht weil die Gewichtsabnahme mit (μ1) und ohne Pillen (μ2) gleich groß ist
7Was das Bruttoinlandsprodukt BIP ist (bedeutet) und wie die Größe des BIPs berechnet (geschätzt) wird ist ein Gegenstand der
Deskriptiven Statistik
Wirtschaftsstatistik
Induktiven Statistik

Die Lösungen finden Sie online unter www.uvk-lucius.de/brueckenkurse

1 Denn wird nicht geschätzt, sondern μx wird durch geschätzt ( ist ein Schätzwert für μx).

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